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Kreis Mayen-Koblenz"
Mertloch mit
Gappenach (VG Maifeld, Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Mertloch bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts zurück.
Bereits im 14. Jahrhundert lebten Juden (bzw. mindestens ein Jude) am
Ort. Zumindest wird 1327 in Leutesdorf
Elias gen. Jude von Mertelaco (= Mertloch) als Vorbesitzer eines Weinberges
bei Windhausen genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: Zur Gemeinde in Mertloch gehörten auch die wenigen in Gappenach
lebenden jüdischen Personen (1924: 2).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule) und ab 1868 ein Friedhof. Zuvor
wurden die Toten der jüdischen Gemeinde auf dem
jüdischen Friedhof bei Wierschem beigesetzt.
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 20 Personen gehörten, war Gemeindevorsteher
S. Wolf. Unter den Gemeindemitgliedern war noch ein jüdische Einwohner in
Gappenach. An jüdischen Vereinen gab es - auf Grund des gemeinsam
genützten Friedhofes - mit der Gemeinde in Münstermaifeld
einen gemeinsamen Israelitischen Wohltätigkeitsverein (1932 unter
Leitung von Fritz Diewald in Münstermaifeld; Zweck und Arbeitsgebiet:
Wohltätigkeit und Bestattungswesen). 1932 war Gemeindevorsteher Bernhard
Faber.
1933 lebten noch etwa 20 jüdische Personen am Ort. In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Mertloch geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Faber
(1885, s.u.), Jacob Faber (1893), Josef Faber (1883), Rosa Faber geb. Wolf
(1887), Sara (Selma) Isselbacher geb. Faber (1886), Berta Kaufmann geb. Wolf
(1891), Paula Kaufmann geb. Wolf (1894), Marta Kirschbaum geb. Haimann (1897),
Rosette Salm (1872), Albert Wolf (1888).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Schneidermeister Albert Wolf (1912)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 18. Oktober 1912: "Schneidergeselle
wird sofort gesucht. Pension im Hause. Schabbos geschlossen.
Albert Wolf,
Mertloch bei Polch, Bezirk
Koblenz." |
Über die Geschichte und das Schicksal von zwei in Mertloch geborenen,
später andernorts lebenden jüdischen Personen
(Quelle: Stadt Koblenz -
pdf-Datei
zum Schicksal jüdischer Kinder aus Koblenz)
Der Pferdehändler Bernhard Faber ist
am 15. Februar 1885 in Mertloch geboren. Er war verheiratet mit Martha
Paula gen. Meta geb. Oster (geb. 20. Juni 1894 in Oberfell). Das Ehepaar
hatte zwei Kinder: Margot Bertel Faber (geb. 13. Juni 1924 in
Koblenz) und Manfred (geb. 1. März 1927 in Koblenz). Bernhard Faber war
1920 von Mertloch nach Koblenz gezogen, wo das Haus Moselweißer Straße
52 erwarb. Dieses Haus wurde 1939 zu einem "Judenhaus"
deklariert, in dem zeitweise neun zwangseingewiesene Familien wohnten. Am
22. März 1942 wurde Familie Faber von Koblenz-Lützel nach Izbica
deportiert. Alle vier wurden ermordet. |
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Die in Mertloch am 9. Oktober 1894 geborene
Paula Kaufmann geb. Wolf war mit dem Schuhmacher Joseph Kaufmann (geb.
30. Oktober 1895 in Metternich) verheiratet. Das Paar wohnte in Metternich
(Trierer Straße 287), wo zwei Kinder - Leonhard (geb. 23. September 1920
in Metternich) und Rosi Kaufmann (geb. 18. Januar 1928 in Metternich) -
zur Welt kamen. 1935 verließ die Familie Metternich und verzog nach
Köln. Am 22. Oktober 1941 wurde Paula Kaufmann mit den beiden Kindern von
Köln in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Sie gelten als
verschollen; das Schicksal von Joseph Kaufmann ist ungeklärt. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst bestand ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser (1850 genannt). Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagoge
in neuromanischen Formen errichtet.
Bereits 1937 wurde das
Synagogengebäude verkauft und entging damit einer Zerstörung beim
Novemberpogrom 1938. Es wurde zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus
umgebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Friedhofstraße
1 (1932: Dorfstraße 7)
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.08.2009):
Die ehemalige Synagoge
in
Mertloch |
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Das Gebäude ist
als Wohnhaus gut erhalten; an die Zeit als Synagoge erinnert
der
zweigeschossige apsisartige Anbau mit Zeltdach |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 270 (mit weiteren Literaturangaben).
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