|
Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur Übersicht "Synagogen im
Kreis Mayen-Koblenz"
Andernach (Kreis
Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Synagogen
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Andernach bestand eine jüdische
Gemeinde im Mittelalter und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis
1938/42.
Bereits im Mittelalter gab es in der Stadt
eine bedeutende jüdische Gemeinde, die zu den ältesten in Deutschland gehören
dürfte. Vom Bestehen dieser Gemeinde in Andernach erfahren wir erstmals aus dem
um 1165 bis 1173 entstandenen Reisebericht des jüdischen Reisenden Benjamin
von Tudela. Die Hoheitsrechte über die Stadt und damit auch das sogenannte
Judenregal lagen damals beim Erzbischof von Köln. Bereits im 12. Jahrhundert
dürfte das jüdische Wohngebiet in der Kramgasse ("vicus mercatorum")
gelegen haben und somit in der Nähe beziehungsweise südlich des
mittelalterlichen Marktplatzes. Ein "Judenturm" in der
südwestlichen Verlängerung des Marktes am Ochsentor (Halbrundturm, 1367
genannt, nicht mehr vorhanden) war möglicherweise den Juden der Stadt zur
Verteidigung bei Angriffen zugewiesen. Im Mittelpunkt des jüdischen
Wohngebietes lagen im Bereich des späteren Rathauses (heutiges Historisches
Rathaus) die Synagoge mit dem Schulhof, die Mikwe (rituelles Bad,
"Judenbad") und das Backhaus.
Von diesen mittelalterlichen Einrichtungen ist heute noch die Mikwe
erhalten. Sie lag unmittelbar neben der Synagoge mit einem separaten Eingang von
der Kramgasse her. Das Bad besteht aus einem Schacht, der durch drei Gewölbe in
drei übereinanderliegende Räume geteilt wird. Nach der Form der polygonalen
Kelchkapitellen und der kelchförmig geschwungenen Basen in den Ecken der
Treppenläufe soll die Mikwe im 14. Jahrhundert entstanden sein.
1287 kam es zu einer ersten Verfolgung der Juden in Andernach, die
im Zusammenhang mit der Beschuldigung stand, Juden hätten den "guten
Werner" in Oberwesel ermordet (vgl.
auch zu Bacharach). Die Häuser der Juden
wurden geplündert und beschädigt, die Synagoge zerstört, die jüdischen
Einwohner vertrieben. Sie flüchteten zunächst auf die erzbischöfliche Burg,
von wo sie jedoch von ihren Verfolgern gleichfalls vertrieben wurden. Erzbischof
Sifrid von Köln griff schnell ein und forderte Rechenschaft von der Stadt und
die Wiedergutmachung des Schadens. In einem "Schiedsspruch" vom
August 1287 wurden die Forderungen an die Stadt präzise formuliert; die
jüdischen Einwohner konnten zurückkehren. 50 Jahre später - 1337 - kam
im Zusammenhang mit der "Armleder-Verfolgung" jedoch neues
Unheil über die jüdische Gemeinde in Andernach. Viele wurden dabei ermordet.
Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden Juden
ermordet, die jüdische Gemeinde zerstört. Einige Jahre später konnte wieder
eine jüdische Gemeinde entstehen: in den 1380er-Jahren werden jüdische
Personen wiederholt als Geldverleiher und Gläubiger der Stadt genannt. In der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert konnten sich die
jüdischen Familien jedoch nicht mehr im Bereich der Kramgasse niederlassen,
sondern in der "Judengasse", die nahe dem Burgtor zwischen
Schreibers- und Morsgasse lag. Die jüdischen Einrichtungen im Bereich der
Kramgasse / des späteren Rathauses (Synagoge, Mikwe, konnten sie zwar wieder
verwenden, aber nur auf bestimmte Zeit pachten. Nach 1448 sind alle Juden der
Stadt aus Andernach auf Grund der judenfeindlichen Haltung der Bevölkerung
sowie der für sie sehr ungünstigen Steuerpolitik der Erzbischöfe, der Stadt
und des Königs fortgezogen. 1515 versuchte mit Zustimmung des Kölner
Erzbischofs und des Rates der Stadt nochmals eine jüdische Familie, sich in der
Stadt niederzulassen. Dies wurde jedoch von der Bürgergemeinde nicht geduldet.
Die Familie wurde tätlich angegriffen und hat die Stadt alsbald wieder
verlassen.
Im weiteren Verlauf des 16. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es
nur vereinzelte Niederlassung von Juden in der Stadt: 1573 nahm die Stadt zwar
auf Drängen des Kölner Kurfürsten Salentin zwar zwei jüdische Familien in
der Stadt auf, denen alsbald einige weitere Familien folgten, doch drängte die
Stadt alsbald wieder auf deren Ausweisung: 1597 mussten alle jüdischen Familien
wieder die Stadt verlassen. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden einige
Juden vorübergehend Schutz in der Stadt. 1656 wurden wiederum alle
ausgewiesen.
Erst seit 1848/1860 kam es wieder zu einer
ständigen Niederlassung jüdischer Familien in Andernach. Erstmals hatte sich
1848 wieder ein Jude in der Stadt niedergelassen (Salomon Landau aus Koblenz).
Ihm folgte 1860 Simon Gottschalk, Sohn von Nathan Gottschalk in Mayen.
In den folgenden Jahren zogen jüdische Familien mit den Namen Weber, Mendel,
Koßmann, Loeb, Bermann, Lambert, Kaufmann u.a.m. zu. 1866 wurde der "Synagogenbezirk
Andernach" gegründet - ein Zusammenschluss der Kleingemeinden Nickenich,
Kruft, Miesenheim, Saffig
und den in Andernach zugezogenen Familien (vgl.
Ausschreibung einer Lehrerstelle 1869 unten, die noch vom "Vorstand der
Synagogengemeinde zu Nickenich" unterzeichnet wurde, der aber offenbar
inzwischen in Andernach lebte). Um 1900 zählten die jüdischen Einwohner
folgender umliegender Orte zur jüdischen Gemeinde Andernach:
Kruft (12 Personen in 3 Haushaltungen),
Leutesdorf (15 Personen),
Miesenheim (7 Personen in 3
Haushaltungen), Nickenich (7 Personen in 3
Haushaltungen), Saffig (11 Personen in vier
Haushaltungen), Plaidt (11 Personen in 3 Haushaltungen).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner
von 1858 9 Personen auf 53 in 1871, auf 87 (in 19 Haushaltungen) um 1890, und auf 111 im Jahr 1895/96
(von insgesamt 6853 Einwohnern, in 18 Familien). Zur jüdischen Gemeinde
Andernach gehörten um 1895/96 auch die in Leutesdorf lebenden jüdischen
Einwohner, dazu 1896 die in Kruft genannten Personen.
An Einrichtungen bestanden ein Betraum beziehungsweise von 1933 bis 1938
eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erste
Ausschreibungen der Lehrerstelle finden sich seit 1882. Um 1891 wird Lehrer
Moritz Abraham genannt (siehe Berichte unten); 1894 wird Lehrer O. Dreifuß (Dreyfuß) von
Andernach nach Mingolsheim versetzt ("Jeschurun"
4.5.1894; 1895 waren an der Religionsschule 25 Kinder zu unterrichten); 1896
wird als Lehrer und Kantor J. David genannt. Er unterrichtete an der Religionsschule 1896 18 Kinder. Im Ersten Weltkrieg ist Lehrer
Josef Isenberg gefallen, seine Nachfolger waren: 1914 kurze Zeit
Hermann Hirsch (wechselt dann nach Coburg)
und dann Dr. Alfred Veis (erstmals 1915 bei einer Beisetzung auf dem
jüdischen Friedhof genannt). Veis blieb bis
1928 und wechselte in diesem Jahr an die Tempelgemeinde in Hamburg. Sein
Nachfolger wurde Martin Stiebel, der in Andernach bis 1938 blieb.
Erster Gemeindevorsteher nach Gründung der Gemeinde war der schon
genannte Simon
Gottschalk (er unterschreibt die Ausschreibung der Lehrerstelle 1882). Seit 1885
war über viele Jahre Gemeindevorsteher ("Präsident") Simon Kaufmann:
1910 konnte er sein 25-jähriges Amtsjubiläum feiern. Für den Vorstand
unterzeichneten in diesen Jahren jedoch auch andere Personen (siehe
Ausschreibungen der Lehrerstelle unten): um 1895/96 A. Weber und A. Minkel.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Lehrer Josef Isenberg
(geb. in Halle, Westfalen, gef. 1914), Berthold Kaufmann (geb. 1895 in
Andernach, gef. 1916) und Vizefeldwebel Ernst Kuhn (geb. 1893 in Nordhausen,
gef. 1918).
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 120 Personen gehörten (0,9 % von insgesamt
etwa 13.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius
Gottschalk, Louis Weber, Leo Robert, Jakob Weber und Adolf Mayer. Der Repräsentanz
gehörten an: Gustav Lichtenstein, S. Simon, Julius Loeb, K. Löwenstein und ein
Herr Windmüller. Als Lehrer und Kantor war Jakob Kaufmann angestellt
(wohnhaft im Steinweg). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde 12
Kinder und erteilte den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An
jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Männerchewra
(bzw. Israelitischer Männerverein, 1895 unter Leitung von S. Kaufmann)
und Frauenchewra (bzw. Israelitischer Frauen-Verein, 1895 unter Leitung
der Frau von S. Gottschalk); dazu gab es einen Jüdischen Jugendverein
(1921 unter Leitung des Lehrers Dr. Alfred Veis).
1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Lichtenstein
(1. Vors.), Julius Loeb (2. Vors.) und Dr. S. Wallach (3. Vors.). Als Lehrer und
Prediger war
inzwischen Martin Stiebel angestellt (blieb in Andernach bis Juni 1938 und
wechselte danach noch in die jüdische Gemeinde
Wiesbaden). Er hatte im Schuljahr 1931/32 20 Kindern
den Religionsunterricht zu erteilen.
1933 lebten 135 jüdische Personen in der Stadt. In diesem Jahr wurde die
neue Synagoge eingeweiht (s.u.). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört. 1939 lebten noch 34 jüdische Personen in
der Stadt, 1940 20, 1941 14. Die letzten von ihnen wurden 1942 deportiert.
Von den in Andernach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Cahn (1912), Friedrich David (1886), Helena Franken geb.
Gottschalk (1861), Erna Marga Fuks (1921), Susanne Hergershausen geb. Weber
(1882), Bertha Hirsch geb. Klee (1870), Clara Kahn (1895), Rosa Kahn geb. Weber
(1872), Dora Kaufmann geb. Weber (1878), Helene
Klee (1863), Lina Lambert geb. Löwenberg (1882), Simon Lambert (1878), Heinrich
Levy (1892), Johanna Levy geb. Weber (1885), Lucia (Lucy) Levy geb. Simonis (1900), Margot Levy (1923), Gustav
Jakob Lichtenstein (1883), Friederike Lipsky (Lipski, 1865), Isidor Löb (1894),
Clara Mayer geb. Mayer (1881), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Rosetta Mayer geb.
Levy (1883), Sibille (Sibilla) Mayer (1862), Elisabeth Meyerhoff (1905), Eugen Meyerhoff (1901),
Martha Mayerhoff geb. Kaufmann (1878), Bernhard Michel (1866), Charlotte Michel
geb. Löb (1903), Elvira Michel geb. Josef (1869), Juliana Minkel geb. Faber
(1881), Moritz Minkel (1879), Siegbert Portje (1923), Leopold Salm (1889), Rolf
Salm (1920), Klara Seeligmann (1886), Berta Wallerstein geb. Weber (1875), Albert Weber (1920), Hermann Weber (1874),
Sigmund Weber (1877), Werner R. Weinberg (1922).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Es besteht eine Seite mit Texten zur jüdischen
Geschichte in Andernach.
Zur Geschichte der
Synagogen
Mittelalter: im der Kramgasse
befanden sich im Bereich des späteren Rathauses die Einrichtungen der
jüdischen Gemeinde. Hier war - vermutlich bereits im 12. Jahrhundert - die Synagoge
("Judenschule", "scolae Judeorum") der Gemeinde. Sie wurde
bei der ersten Verfolgung 1287 zerstört, doch wiederum aufgebaut. Auch
nach der Judenverfolgung in der Pestzeit konnte die Synagoge zumindest gegen
Ende des 14. Jahrhunderts wieder von den jüdischen Familien der Stadt -
zumindest für einige Jahre - benutzt werden. Mitte des 15. Jahrhunderts
verließen die jüdischen Familien die Stadt oder wurden von Rat und der
Bürgergemeinde vertrieben. Die Synagoge wurde - nachdem sie in den Besitz des
Rates der Stadt übergegangen war - zweckentfremdet. Mitte des 16.
Jahrhunderts wurde das Obergeschoss als Getreidelager benutzt. Im
Erdgeschoss war nach einer Quelle von 1572 ein Tanzhaus. Im 17. Jahrhundert
wurde das Gebäude zunächst für die Bürgerwacht, dann als Ratsküche und seit
1658 als Brauhaus verwendet. Bei der Zerstörung der Stadt durch die Franzosen
am 1. Mai 1689 wurde auch das Synagogengebäude
zerstört.
19./20. Jahrhundert: Um 1880 entstand
eine neue jüdische Gemeinde. Die Gottesdienste wurden zunächst in Beträumen
abgehalten, zunächst in einem Zimmer eines Wohnhauses an der Ecke
Kirchgässchen/Steinweg, später in einem Raum auf dem Gelände der Malzfabrik
Weißheimer an der Schaar, im Gebäude der ehemaligen "Fleischschaar".
1892 konnte die Gemeinde ein Gebäude in der Bürresheimergasse für
einen neuen Betsaal erwerben.
Seit Anfang der 1920er-Jahre wurde eine Synagoge geplant und für eine
solche bei Veranstaltungen der Gemeinde Spenden gesammelt. Für den Synagogenbau konnte man ein Grundstück in
der Moltkestraße / Ecke Güntherstraße erwerben. Die Grundsteinlegung war am
29. Juli 1932, die Einweihung am 30. Mai 1933. Auf Grund der schwierigen
politischen Situation konnte keine festliche Einweihung vorgenommen werden. Die
Andernacher Zeitung berichtete am 2. Juni 1933: "Die Weihe der neuen
Synagoge fand am Dienstagabend in aller Stille im Beisein der jüdischen
Bevölkerung" statt.
Der alte Betraum ist wohl bereits 1931 aufgegeben worden, mehrere Torarollen und
der Toraschrein wurden verkauft, jedenfalls ist anzunehmen, dass sich die
nachstehende Anzeige des Vorstandes der Synagogengemeinde Andernach auf die
Auflösung des Betraumes bezieht.
Verkauf des Toraschrankes und von
drei Torarollen (Seforim, 1931)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 5. Februar 1931: "3 gut erhaltene
Seforim
(auch einzeln) abzugeben. Ferner:
1 Thoraschrein
(Antiquität) (Araun hakaudesch) Gefällige Angebote erbeten an den
Vorstand
der Synagogengemeinde Andernach a. Rhein
G. Lichtenstein, Vorsitzender" |
Nur gut fünf Jahre war die neue Synagoge Mittelpunkt des
jüdischen Gemeindelebens. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude
durch SA-Leute niedergebrannt; die Ruine wurde wenig später abgebrochen. An
Stelle der Synagoge wurde nach 1945 ein Wohnhaus erstellt. Eine Gedenktafel
ist angebracht (siehe Foto unten).
Bei der Synagoge in Andernach handelte es sich um eine der letzten vor dem
Novemberpogrom 1938 eingeweihten Synagogen (Hinweis: die letzte war die am 2.
Juni 1938 in Stuttgart
eingeweihte Synagoge der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft).
Erstellt wurde in Andernach ein moderner kubischer Putzbau mit einem
Doppelportal an der Westfassade. Der Betsaal hatte hohe, schmale
Rundbogenfenster. Über dem Eingang im Westen und über dem Toraschrein im Osten
gab es einfache Rundfenster. Über dem Eingangstor stand als Zitat aus Maleachi
2,10: "Haben wir nicht alle einen Vater...?" Die Portalinschrift
findet sich wieder auf der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge
(siehe Foto unten).
Adresse/Standort der Synagoge:
Moltkestraße
15
Fotos
(Quelle: Plan und historische Fotos: Publikation des Landesamtes
s. Lit. S. 79-81; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2006)
| Spuren der
mittelalterlichen jüdischen Geschichte |
|
|
 |
 |
 |
Plan des
mittelalterlichen Wohngebietes
(Kramgasse) mit Eintragung der Synagoge
neben dem Gebäude des im 16.
Jahrhunderts erstellten Rathausgebäudes |
Blick in die
Kramgasse, Zentrum
des mittelalterlichen jüdischen
Wohngebietes; die
Synagoge war an
Stelle des orange gestrichenen Gebäudes |
Straßenschild
"Kramgasse" |
| |
| |
| |
|
|
| |
 |
 |
| |
Blick auf das
Rathaus, rechts die dort angebrachte Hinweistafel mit dem Text:
"1407 erstmalige Erwähnung als Sitz des Rates, vorher Synagoge der
jüdischen Gemeinde
in Andernach. Unter dem Salzmagazin die Badeanlage,
Mikwe. Jetziges Rathaus von 1561-74
errichtet. Fassade an der Hochstraße
1781 neu aufgeführt, wobei die ehedem offene Halle
zugebaut wurde." Mit
französischer und englischer Übersetzung. |
| |
|
|
| Die mittelalterliche Mikwe
("Judenbad") |
|
|
 |
 |
 |
| Pläne der
mittelalterlichen Mikwe, unterschiedliche Schnitte |
Zeichnung der Säule in der
SW-Ecke, Pfeiler
in der NO-Ecke und Sturz der Eingangstür |
| |
| |
|
|
| Die 1933 eingeweihte
Synagoge |
|
|
 |
 |
 |
Blick auf die
Synagoge kurz vor
der Einweihung Anfang 1933 |
Die beim
Novemberpogrom 1938 zerstörte Synagoge während der Abbrucharbeiten |
| |
| |
|
|
Blick auf das an Stelle der
1938
zerstörten Synagoge erstellte Wohnhaus |
 |
 |
| |
Gedenktafel - Inschrift mit
Zitat hebräisch und deutsch aus Maleachi 2,10 (Portalinschrift auf der
zerstörten Synagoge):
"Haben wir nicht alle einen Vater, hat
nicht ein Gott uns geschaffen.
Zum Gedenken an die am 9. November 1938
zerstörte Synagoge und an unsere jüdischen Mitbürger". |
| |
|
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
|
November 2020:
Die "Stolpersteine" werden geputzt
|
Artikel
in ""Blick-aktuell" (Pressemitteilung der SPD Andernach) vom 16.
November 2020:
"Clemens Hoch und Marc Ruland gedenken den Opfern des Holocaust.
Gegen das Vergessen
Andernach. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in
Deutschland Synagogen zerstört und in Brand gesteckt, Wohnungen zerstört,
Geschäfte geplündert und zahlreiche jüdische Menschen misshandelt und
ermordet. Die Shoah bleibt ein beispielloses Verbrechen in der
Menschheitsgeschichte. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde auch die
Synagoge in Andernach durch die SA niedergebrannt und die verbliebene Ruine
wenig später abgebrochen. Bei der Andernacher Synagoge handelte es sich um
eine der letzten vor 1938 eingeweihten Synagogen in Deutschland. Zum
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus putzten in diesem Jahr Clemens
Hoch, Staatssekretär, und der Andernacher SPD-Vorsitzende Marc Ruland, MdL
die verlegten 'Stolpersteine' in Andernach. Die Idee der 'Stolpersteine'
geht auf den Künstler Günter Demnig zurück, der 1992 damit begonnen hat,
Messingsteine als Gedenktafeln in den Boden zu legen. Sie erinnern an die
Menschen, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. Im Rahmen
der Projektwoche 'Schule gegen Rassismus' am Kurfürst-Salentin-Gymnasium
setzten sich in Andernach Schülerinnen und Schüler mit dem tragischen
Schicksal der jüdischen Schüler in der NS-Zeit auseinander. Neun jüdische
KSG-Schüler sind in Konzentrationslagern umgekommen oder gelten seitdem als
'verschollen'. 2011 erfolgte die Vorarbeit für die Verlegung der so
genannten 'Stolpersteine'. Die Steine sollen also den Vorbeigehenden an die
ehemaligen Nachbarn, Kollegen und Schulkameraden erinnern, die nebenan
lebten und arbeiteten. 'Am Tag der abscheulichen Novemberpogrome wollen wir
zum Gedenken an die Opfer des Holocaust aufrufen. Wir wollen mit unserer
Aktion ein Zeichen setzen und die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die
hinter diesen Stolpersteinen stehen.', erklären Clemens Hoch und Marc
Ruland, MdL. In Andernach erinnern Stolpersteine an Werner Weinberg,
Charlotte Michel, Jakob Michel, Isidor Loeb, Bertha Lambert, Simon Lambert,
Lina Lambert, Frederike Lipsky, Clara Mayer, Helene Klee, Leopold Kallmann,
Maximilian Klee, Eugen Meyerhoff, Moritz Meyer, Siegbert Portje, Hermann
Weber, Siegmund Weber und Albert Weber. Die Novemberpogrome sind 'ein
widerwärtiger Gewaltausbruch, der auf lange Jahre der Diskriminierung,
Einschüchterung und Anfeindung folgte. Sie waren ein Vorbote der unfassbaren
Verbrechen der Shoah, die meine Landsleute einige Jahre später verüben
sollten.', so Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. 'Und sie sind eine
eindringliche Warnung an uns heute.' Juden sollen sich mit einer Kippa im
Alltag wohlfühlen, fordert Bundespräsident Steinmeier. Zum Jahrestag der
Pogromnacht erinnert er an den Kampf gegen Antisemitismus."
Link zum Artikel |
| |
|
November 2023:
Gedenken an die Pogrome 1938
|
Artikel
von Wolfgang Lucke in der "Rhein-Zeitung" vom 11. November 2023: "Auch in
Andernach brannte eine Synagoge.
Initiative Erinnern ruft am Gedenktag zum 9. November zu Solidarität mit
Israel auf-..."
(Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Germania Judaica Bd. I S. 11-13; Bd. II,1 S. 14-17;
Bd. III,1 S. 18-21 (jeweils mit weiteren Literaturangaben). |
 | Hans Hunder u.a. (Bearbeiter): Documenta Judaica -
Ausstellungskatalog. Hrsg. Stadt Andernach 1969. |
 | Franz-Josef Heyen (Hrsg.): Andernach - Geschichte
einer rheinischen Stadt. Andernach 1988 S. 262-267. |
 | Wolfgang P. Fischer: Die jüdischen Schüler des
Andernacher Stiftsgymnasiums. Vortrag:
Online zugänglich. |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 78-81 (mit weiteren Literaturangaben).
|

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Andernach Rhineland.
Benjamin of Tudela numbered Andernach among the 13 cities on the Rhine with
important Jewish communities in the 12th century. Jewish homes were destroyed in
anti-Jewish riots in 1287 and Jews suffered in the Armleder disturbances of 1337
and in the Black Death persecutions of 1348-49. The community was renewed in the
14th century, but by 1448 no Jews were present. The modern community dates from
the development of the local malt industry in the mid-19th century. From 1890, a
religious school was operating here. The Jewish population rose from 53 in 1871
to 141 (total 10.771) in 1925. The synagogue, consecrated in 1933, was the only
one to be built in the Rhineland after Worldwar I. On Kristallnacht (9-10
November 1938), it was set on fire, Jewish homes were destroyed, and most of the
young men were taken to the Dachau concentration camp. In 1939, 45 Jews were
left; at least 11 perished in the Holocaust.

vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|