Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Merxheim (VG Bad Sobernheim, Kreis Bad Kreuznach) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Kennkarte aus der NS-Zeit     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Merxheim lebten bereits im Mittelalter einzelne Juden. 1301 wird Abraham von Merxheim als Gläubiger der Grafen Simon und Johannes von Sponheim genannt. Danach werden jüdische Personen am Ort erst wieder in der Mitte des 16. Jahrhunderts genannt, als sie von den Hunolsteiner Vögten ausgewiesen wurden. Ihren Untertanen verboten die Vögte damals, mit Juden weiterhin Geschäfte zu treiben oder bei ihnen Gelder zu leihen. 1560 beschwerte sich der in Simmern unter Dhaun lebende Jud Aaron beim rheingräflichen Verwalter in Daun über das Handelsverbot für die Juden in Merxheim.    

Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Damals ließen sich einige jüdische Familien vor allem im Bereich der "Judengasse" nieder, der heutigen Römerstraße. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Einwohner wieder zurückgegangen: 1801 war nur noch eine einzige jüdische Familie am Ort. Es handelte sich um die Familie Jacob Bär, die im sogenannten Freihaus, einem ehemaligen Adelssitz gegenüber der Kirche lebte (heute: Hauptstraße 22). Die Familie wurde 1801 von Johannes Bückler ("Schinderhannes") und seinen Genossen überfallen, das Haus geplündert und Jacob Bär schwer verletzt.     

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 37 jüdische Einwohner, davon 21 Kinder, 1855 52 jüdische Einwohner, 1861 Höchstzahl von 65, 1895 43 (von insgesamt etwa 1.300 Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde in Merxheim gehörten auch die in Simmern unter Dhaun lebenden jüdischen Personen, die jedoch über einen eigenen Betraum verfügten.  
   
Die jüdischen Familien lebten in überwiegend sehr einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen. Dies erklärt auch die relativ schnelle Abwanderung in die Städte wie bei Pferdehändler Daniel Fried II, der mit insgesamt neun Familienangehörigen 1870 nach Sobernheim verzog, wo der Pferdehandel durch den Bahnanschluss und den damaligen deutsch-französischen Krieg einen großen Aufschwung genommen hatte. 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Von der Schule ist bereits 1829 die Rede: damals wurde der Religionsunterricht im Oberamt Meisenheim abwechselnd in Meisenheim und Merxheim gehalten. Die jüdischen Eltern bemühten sich in dieser Zeit vergeblich darum, dass die Merxheimer Kinder gemeinsam mit denen des benachbarten Bärweiler unterrichtet wurden. 
 
Im Krieg 1870/71 nahm aus der jüdischen Gemeinde Leopold Loeb teil. Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal in der Ortsmitte (gest. 1922 in Merxheim und im jüdischen Friedhof beigesetzt). Im Ersten Weltkrieg erhielt Arthur Loeb das EK I; an seinen Kriegsverletzungen starb im November 1918 Karl Michel. 
 
Um 1924, als noch 31 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten, war Gemeindevorsteher L. Loeb (falls dieser identisch mit dem o.g. Leopold Löb ist, war er Gemeindevorsteher nur bis zu seinem Tod 1922). 1932 war Gemeindevorsteher Bernhard Michel. 

1933 lebten noch 24 jüdische Personen in Merxheim. In den folgenden Jahren sind alle von Ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Anfang November 1938 waren nur noch zwei Personen am Ort, nach nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 Merxheim verließen.   

Merxheim Friedhof 151.jpg (97721 Byte)Von den in Merxheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Fried (1870), Josef Fried (1868), Moses Fried (1866), Arthur Löb (1891), Bertha Löb geb. Hirsch (1862), Ida Löb (1927), Klara Löb geb. Bloch (1900), Rosa Löb geb. Hirsch (1857), Bernhard Michel (1866), Berthold Michel (1895), Blanche Michel geb. Seckler (1904), Elvira Michel geb. Joseph (1869), Fajga Michel geb. Benedik (1904), Jakob Michel (1900), Salomon (Sally) Michel (1898), Walter Michel (1901), Lina Siegel geb. Mayer (1880). 
Links: Gedenktafel am Eingang zum jüdischen Friedhof Merxheim

    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Berichte zur Geschichte der Gemeinde wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden.  
   
   

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Merxheim 
geborenen Albert Fried
 
 Merxheim KK MZ Fried Albert.jpg (95234 Byte)  
  Kennkarte (Mainz 1939) für Albert Fried (geb. 28. Februar 1870 in Merxheim), Kaufmann,
 wohnhaft in Mainz und Sobernheim; am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt, wo er am 3. Januar 1943 umgekommen ist    
 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
    
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dürfte ein Betraum in einem der jüdischen Häuser eingerichtet worden sein. 1853 konnte die Gemeinde in der Römerstraße, der früheren "Judengasse" eine bescheidene Synagoge erbauen. Sie sollte Mittelpunktssynagoge auch für die jüdischen Familien in Meddersheim, Bärweiler, Martinstein und Simmertal sein. Insgesamt zählten in den genannten Orten mit Merxheim damals etwa 120 jüdische Personen zur Synagogengemeinde. 
   
Im Sommer 1870 brannte die Synagoge nieder. Ein Wiederaufbau war den schon damals weniger werdenden jüdischen Familien trotz ernsthafter Bemühungen nicht mehr möglich. Daraufhin wurden die Gottesdienst in das Haus der jüdischen Familie Stern verlegt. Die Ruine der abgebrannten Synagoge wurde Anfang des 20. Jahrhunderts verkauft. Mit Hilfe einer Kollekte wollte man letztmals 1910 den Bau einer neuen Synagoge wagen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab man diese Pläne auf.  
    
Der Betraum des Hauses der Familie Stern bestand bis zur Zerstörung beim Novemberpogrom 1938. Wie lange in ihm regelmäßig Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt. Im Haus mit dem Betraum in der Hauptstraße 13 lebte bis 1929 auch Louis Stern, der den Kindern der jüdischen Gemeinde den Religionsunterricht erteilte.  
    
    
Adresse/Standort der Synagoge       Die 1870 abgebrannte Synagoge stand in der Römerstraße; danach war der Betsaal im Haus Hauptstraße 13. 
    
    
Fotos
(Quelle: Hahn, Aufnahmedatum 27.6.2008)  

Die Römerstraße, 
frühere "Judengasse"
Merxheim Ort 150.jpg (42207 Byte) Merxheim Ort 154.jpg (85516 Byte)
   Straßenschild  In der früheren "Judengasse" befand sich 
Mitte des 19. Jahrhunderts die Synagoge 
der Gemeinde (1860 abgebrannt)
  
     
Standort der Synagoge 
des 19. Jahrhunderts 
Merxheim Ort 152.jpg (68746 Byte) Merxheim Ort 151.jpg (76464 Byte)
   Blick in die Römerstraße: im Bereich der Häuser links befand sich 
Mitte des 19. Jahrhunderts die Synagoge 
         
Haus der Familie Stern, wo sich bis in 
die 1920er-Jahre der Betsaal befand 
Merxheim Ort 153.jpg (64583 Byte)  
  Hauptstraße 13   

         

   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Merxheim   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Merxheim   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 540.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 270-271 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletWerner Reidenbach: Was wurde aus der jüdischen Bevölkerung Merxheims? Ergebnisse einer Spurensuche. Merxheim 1998. 2000². Eingestellt als pdf-Datei (Kontakt zum Verfasser: w.reidenbach@gmx.de).   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Merxheim, Rhineland. The Jewish settlement numbered 37 in the early 19th century, 65 at mid-century, and 43 (total 1.300) late in the century. A synagogue was built in 1853 and later sold. The one built to replace it was closed in the 1920s. In 1933, the Jewish population was 24. Most Jews left before Kristallnacht (9-10 November 1938) and the last two shortly after. Fourteen Jews managed to emigrate; five who remained in Germany perished.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020