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Moosburg an der Isar (Kreis
Freising)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Moosburg
In Moosburg lebten jüdische Personen zunächst im Mittelalter. Vermutlich
kam es damals zur Gründung einer kleineren jüdischen Gemeinde. Bei der von
Deggendorf ausgehenden
Judenverfolgung im Jahr 1338 wurden nach dem Nürnberger Memorbuch jüdische
Bewohner auch in Moosburg getötet. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
ist u.a. die vorübergehende Anwesenheit des Isaak ha-Zarfati bekannt, der um
1380 mit der jüdischen Gemeinde in München wegen Veruntreuung und eines größeren
Diebstahles Probleme bekommen hatte und dann über Moosburg,
Pappenheim und
Rothenburg nach Straßburg geflohen ist.
Im 19./20. Jahrhundert kam es zur Niederlassung einzelner jüdischer
Personen/Familien. So hat bis 1937 Jahre der jüdische Kaufmann Alois Weiner in
Moosburg ein großes Kaufhaus (Textilgeschäft) betrieben (Standort am Gries).
1937 zog er von Moosburg nach München. Er wurde wegen "Rassenschande" (seine
Partnerin Klara Brunner war in der NS-Sprache "Arierin") und wegen seiner
jüdischen Abstammung zunächst zur Zwangsarbeit in einer Flachsfabrik verurteilt,
dann deportiert. 1945 konnte er aus Theresienstadt wieder nach Moosburg
zurückkehren und betrieb wieder sein Kaufhaus. Er beteiligte sich am
demokratischen Wiederaufbau, war Stadt- und Kreisrat (bereits seit 1918
SPD-Mitglied) und zeitweise zweiter Bürgermeister in Moosburg.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand in Moosburg vorübergehend die
größte jüdische Gemeinde im Landkreis Freising mit über 300 Mitgliedern. Bei den
Gemeindegliedern handelte es sich um sogenannte "Displaced Personen", das heißt
Überlebende der Konzentrationslager und Todesmärsche. Etliche von ihnen waren
aus Polen nach den dortigen Pogromen 1946 geflohen. Die "Displaced Personen"
hatten nicht vor, in Deutschland beziehungsweise der amerikanischen Zone zu
bleiben. Sie warteten vielmehr auf die Möglichkeit einer Auswanderung in die USA
oder andere Länder. Nach Gründung des Staates Israel im Mai 1948 kam es zu einer
Abwanderung.
Zur jüdischen DP-Gemeinde (Jewish DP Community) Moosburg gehörten im Januar 1946
80 Personen, im Juli 1946 148, im Oktober 1946 195, im Februar 1947 208, im Juli
1947 241, im September 1947 244, im Januar 1948 246, im März 1949 131, im
Februar 1951 noch 46 Personen. Vorsitzende der Gemeinde waren Dawid Kinas und
Julius Schönmann. Die jüdische Gemeindeverwaltung war in der Herrnstraße: im
heutigen Gebäude Herrnstraße 7 war das Gemeindezentrum mit einer Synagoge
eingerichtet (nicht in der Herrnstraße 9, wie teilweise angegeben wird!). An
jüdischen Vereinen gab es den Sport-/Fußballverein Hapoel Moosburg.
Das Gebäude Herrnstraße 7 gehörte bis 1945 dem ehemaligen NSDAP-Funktionär
Alfred Heppner und seiner Frau Centa. Es wurde von der US-Militärregierung dem
jüdischen Komitee überlassen. Im Gebäude war ein 41 qm großer Aufenthaltssaal,
der vor alllem kulturellen Zwecken diente und ein 23 qm großer Betsaal. Im
Gebäude war auch das Büro der Gemeindeverwaltung, ein weiterer Aufenthaltsraum,
ein Vorraum, eine kleine Küche und zwei Zimmer. In den oberen Stockwerken gab es
Wohnungen, wo unter anderem der Rabbiner Hirsch Gornicky mit seiner Familie in
einem Zimmer wohnte. 1948 forderte das Ehepaar Heppner die Rückgabe ihres
Anwesens und führten Klage gegen die Stadt, doch lehnte die jüdische Gemeinde
ein Ersatzquartier ab.
Nach Aus- und Abwanderung der jüdischen Gemeindeglieder wurde die jüdische
Gemeinde 1951 aufgelöst. 1951 löste sich die jüdische Gemeinde auf.
Jüdische Einwohner in Moosburg nach 1945 waren außer den Displaced Persons:
Norbert Meißner, der mit seinem Bruder Albert in der Viehmarktstraße 4 lebte und
damals ein Busunternehmen in Moosburg führte. Er hatte die Konzentrationslager
Sachsenhausen, Buchenwald, Neuengamme und Auschwitz überlebt. 1952 verließ er
Moosburg und zog - wie auch bereits sein Bruder - nach Bergamo (Italien). Am
Weingraben 17 betrieb Albert Kraaz bis 1969 ein Zeitungs- und
Zeitschriftengeschäft. Er war 1945 auf dem Todesmarsch Richtung Dachau bei
Altfraunhofen befreit wurden.
Von den in Moosburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angabe nach dem "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Maria Schwaighofer
(geb. 1880 in Moosburg, deportiert in die KZ Ravensbrück, ermordet in der
Tötungsanstalt Bernburg a.d. Saale am 5. Juni 1942).
Vgl. die Informationen in der Seite
http://www.after-the-shoah.org/moosburg-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/
Vgl. auch den Bericht über einen Vortrag von Guido Hoyer:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/dunkle-jahre-einer-stadt-das-leiden-der-freisinger-juden-1.1829217
sowie über den Kaufmann Alois Weiner https://www.merkur.de/lokales/freising/freising-ort28692/er-war-ein-beliebter-juedischer-kaufmann-in-moosburg-doch-dann-kamen-nazis-11484152.html
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Moosburg sind noch nicht vorhanden |
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