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Nabburg (Landkreis
Schwandorf)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Nabburg
In Nabburg gab es zu keiner Zeit eine selbständige
jüdische Gemeinde.
Aus dem Mittelalter liegt nur ein Hinweis auf einen jüdischen Einwohner
vor: 1324 gestattete Ludwig der Bayer einem Juden Jakob von Eger, sich in
Nabburg zu denselben Rechten niederzulassen, die die Nürnberger Juden besaßen.
Im 19./20. Jahrhundert lebten nur wenige jüdische Personen / Familien
in der Stadt. Um 1910 / 1925 werden sechs jüdische Einwohner genannt,
die zur jüdischen Gemeinde in Amberg
beziehungsweise zum Distriktsrabbinat
Regenburg
gehörten. Um 1932 gab es noch fünf jüdische Einwohner in der
Stadt.
Die in Nabburg verstorbenen jüdischen Personen wurden im jüdischen Friedhof
in Floss beigesetzt.
Die jüdischen Familien der Stadt waren die miteinander eng verwandten Familien Wilmersdörfer, Baum
und Bruckmann. Ende des 19. Jahrhunderts (um 1890) eröffnete am Unteren Markt 3 in
Nabburg (links oberhalb des Mähntors schräg gegenüber der Polizei) Alois Baum
(geb. 20. Oktober 1860 in Böhmen; gest. 14. August 1917 in München) ein Kaufhaus, in dem
er Mode- und Schnittwaren
verkaufte (das Geschäft war zuvor die Firma Samuel Wilmersdörfer). Zeitweise gab es eine eigene Schneiderei und Weberei im
Geschäft. Alois Baum war seit 1885 verheiratet mit Klara geb. Wilmersdörfer (geb.
12. November 1861 in Floss als Tochter von
Joseph Loew Wilmersdörfer und der Jeanette Schönle geb. Dinkelsbühler; gest. 27.
Januar 1925 in Nürnberg), mit der er drei Kinder hatte: Josef (geb. 10.
Oktober 1897 in Nabburg, später verheiratet mit der nichtjüdischen Margareta geb. Trautner; vier
Kinder), Gerta (Gertrude) (geb. 1892, später verheiratet mit Sally
Bruckmann, siehe unten) und Irma (geb. 1895, später verheiratet mit
Walter Rosenhein, siehe unten).
In der NS-Zeit blieben auch die wenigen Nabburger jüdischen Einwohner nicht von
antijüdischen Ausschreitungen verschont. So wurde beim Novemberpogrom 1938
das Kaufhaus Baum (- Bruckmann) von SA-Männern überfallen. Sally Bruckmann
wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er bis Mitte
Dezember eingesperrt war. Am 1. April 1939 zog die Familie Bruckmann nach
Leipzig um (Nordplatz 7), wo Sally Bruckmann eine Lehrerstelle an der dortigen
jüdischen Volksschule übernehmen konnte. Danach gab es in Nabburg noch einen jüdischen Einwohner, der mit
einer nichtjüdischen Frau verheiratet war.
Die sechs Mitglieder der Familie Bruckmann - Baum wurden am 10. Mai 1942 in das
Ghetto Belzyce deportiert und später im KZ Belzyce beziehungsweise im KZ Majdanek
(Günther) ermordet. Irma Rosenhein
geb. Baum, die seit 1922 in Leipzig lebte, ist im September 1943 in Riga umgekommen.
Überlebt hat von der Familie nur Werner Bruckmann (geb. 1920, der 1936 nach
Palästina emigrieren konnte, gest. 1979 siehe unten).
Von den in Nabburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gertrude (Gerta) Bruckmann geb. Baum
(1892), Günther Bruckmann (1927), Sally Bruckmann (1890), Siegfried Anton
(Shlomo Friedel) Bruckmann (1925), Waltraud Mirjam Bruckmann (1930), Irma Rosenhein geb. Baum
(1895).
Vor dem ehemaligen Kaufhaus der Familie Baum - Bruckmann (das nach 1945 von
Josef Baum weitergeführt wurde) am Unteren Markt 3 in
Nabburg erinnern seit 2007 "Stolpersteine" an die deportierten
und ermordeten Familienmitglieder. Eine Inschrift ist an der Fassade
angebracht.
An Irma Rosenhein geb. Baum erinnert auch ein "Stolperstein" in der
Zschocherschen Straße 87 in Leipzig (Biographie
von Irma Rosenhein bei stolpersteine-leipzig.de).
Nach 1945 gab es in Nabburg eine Jüdische DP-Gemeinde / Jewish DP
Community. In der Stadt lebten ab 1946 mehrere Jahre etwa 35 jüdische
Überlebende aus Konzentrationslagern beziehungsweise Flüchtlinge vor neuen
Pogromen (1946) in Polen. Der Sitz des DP-Lagers war in der Hallerstraße 365.
Vorsitzende waren E. Friedberg und J. Cukerfein. Im November 1946 wurden 36
jüdische Bewohner gezählt, im September 1947 34 und im Dezember 1947 29. Anfang
1948 wurde das Lager Nabburg in die jüdische Gemeinde Schwandorf integriert.
Wenig später sind (nach Gründung des Staates Israel im Mai 1948) die meisten
Lagerbewohner ausgewandert.
Zur DP-Gemeinde Nabburg siehe
https://www.after-the-shoah.org/nabburg-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Nabburg
Berichte aus jüdischen Periodika des
19./20. Jahrhunderts liegen nicht vor |
Fotos / Dokumente
Geschäftshaus Alois
Baum
am unteren Markt (um 1913)
(Quelle: Website
der VG Nabburg
Kaufhaus Alois Baum um 1905: Archiv Haubelt;
"Stolpersteine" aus Wikimedia Commons) |
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Seit 2007:
"Stolpersteine" am Unteren Markt 3 |
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Gedenkblätter in der Gedenkstätte Yad
Yashem, Jerusalem (https://yvng.yadvashem.org/)
und Fotos (aus geni.com und dem Gedächtnisbuch KZ Dachau) |
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Gedenkblätter
für Sally Bruckmann, geb. 22. August 1890 in Xanten als
Sohn von Abraham und Berta Bruckmann; er ließ sich am jüdischen
Lehrerseminar
Köln 1909/10 zum Volksschul- und Religionslehrer ausbilden. |
Gedenkblätter
für Gertrude (Gerta) Bruckmann geb. Baum, geb. 3. oder 13. Juni 1892
in Nabburg als Tochter von Alois Baum und der Klara (Clara) geb.
Wilmersdörfer;
(Schwester von Irma Rosenheim geb. Baum siehe unten). |
Der in
Xanten geborene Sally Bruckmann musste mit seinen Eltern 1891 aus Xanten auf
Grund des Xantener Ritualmordvorwurfs (vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Xantener_Ritualmordvorwurf) nach Wesel
fliehen. Sally besuchte dort die jüdische Schule. Nach seiner Ausbildung zum
Lehrer am Lehrerseminar Köln studierte er 1911/12 Mathematik in Leipzig und war
gleichzeitig ab 1913
Lehrer an der Religionsschule des Talmud-Thora-Vereins in Leipzig, danach an
der neugegründeten allgemeinbildenden Höheren israelitischen Bürgerschule. Im Ersten Weltkrieg war er Kriegsteilnehmer und wurde mit
dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1919 heiratete er in Leipzig Gerta
geb. Baum. Noch im selben Jahr ist er nach Nabburg umgezogen und wurde
Mitinhaber im Geschäft seines Schwiegervaters Alois Baum. In Nabburg sind
die Kinder Werner (1920), Siegfried (1925), Günther (1927) und Waltraud
(1930) geboren. Sally Bruckmann und seine Schwiegereltern engagierten sich
stark im Leben der Stadt Nabburg, für das Rote Kreuz und andere
gemeinnützige Institutionen. So richteten Alois und Klara Baum zur Linderung
des Elends Nabburger Bürger im Ersten Weltkrieg im Juni 1917 die Stiftung
'Alois und Clara Baum'sche Kriegsstiftung 1914/17' ein.
Nach 1933 ist der Sohn Werner nach Palästina emigriert. Sally Bruckmann ist
mit der Familie nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau nach Leipzig
gezogen, um dort Lehrer an der jüdischen Volksschule zu werden. Erfolglos
bemühte sich die Familie um Einwanderungspapiere für die USA, Argentinien
und Palästina. Am 10. Mai 1942 wurde die - ohne Werner - noch fünfköpfige
Familie in das Ghetto Belzyce deportiert. Alle fünf
wurden - wahrscheinlich in Belzyce - ermordet. |
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Der Sohn Werner
Bruckmann ist am 25. Mai 1920
in Nabburg geboren und konnte nach 1936 nach Palästina
emigrieren (gest. 2. September 1979 in Kfar Saba;
Foto rechts aus geni.com) |
Der Sohn Siegfried (Friedel) Bruckmann ist am 24. Mai 1925
in Nabburg geboren;
ermordet nach der Deportation
wahrscheinlich in Belzyce |
Der Sohn
Günter Bruckmann ist am 30. November 1927
(oder 1928) in Nabburg geboren
ermordet nach der Deportation in Majdanek
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Zwei der Fotos
links
aus dem Gedächtnisblatt
Sally Bruckmann (siehe unten
Gedächtnisbuch KZ Dachau) |
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Die
Tochter Waltraud Miriam Bruckmann ist am 30. Januar 1930 in Nabburg
geboren;
ermordet nach der Deportation |
Familie Bruckmann
um 1936 |
Auf der Stadtmauer von
Nabburg (Foto unten aus geni.com) |
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Gedenkblatt
für Irma Rosenheim geb. Baum, geb. 30. Mai 1895 in Nabburg als
Tochter von Alois Baum und
der Clara geb. Wilmersdörfer, war seit 1922 (in Nabburg) verheiratet mit
Walter Rosenheim (geb. 1884, war Schreib-
und Papierwarenhändler in Leipzig; gest. August 1940 in Leipzig; fünf
Kinder).
(Schwester von Gertrude Bruckmann geb. Baum, siehe oben)
Biographie zu Irma siehe
http://www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=266
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2007:
Vortrag zur Geschichte der
jüdischen Familien in Nabburg |
Artikel im "onetz.de" vom 12. März 2007:
"Nabburg Oberpfalz. Dr. Gabriele Ziegler rekonstruiert Leben jüdischer
Familien - Infoabend mit Edith Römer Motto: "Gedenke und erzähle"
"Gedenke und erzähle" - das ist nicht nur ein uralter jüdischer
Traditionsbegriff, sondern auch das Motto, unter dem Dr. Gabriele Ziegler
ihre Recherchen zu dem Leben der jüdischen Familien im ehemaligen Baumhaus
in Nabburg stellen will. Am Freitagabend wurde im Nabburger Jugendwerk über
das Projekt "Stolpersteine" informiert.
Anhand von Bildern, Dokumenten und Briefen wurde zum ersten Mal das Leben
dreier Generationen jüdischer Familien in Nabburg rekonstruiert. Zudem stand
Edith Römer, geborene Baum, als eine der letzten Hinterbliebenen Rede und
Antwort zu den Fragen der interessierten Bevölkerung.
Seit 1826. Seit 1826 wurde das Haus am Unteren Markt 3 von jüdischen
Familien bewohnt. 1885 heiratete der aus Böhmen stammende Alois Baum die
Nabburgerin Klara Wilmersdörfer. 1892 übernimmt das Ehepaar die Firma Samuel
Wilmersdörfer am Unteren Markt. Das Geschäft floriert. Zur Hundertjahrfeier
der Firma im Jahre 1926 können sich die Baums über einen festen Kundenkreis
und hohe gesellschaftliche Beliebtheit erfreuen. Im ersten Weltkrieg richten
sie sogar für Hilfsbedürftige die "Alois und Klara Baum'sche Kriegstiftung"
ein, deren Verbleib ungeklärt ist. Aus der Ehe kamen drei Kinder hervor. Die
älteste Tochter, Gerta, heiratete Salomon, kurz Sally, Bruckmann, der 1919
nach Nabburg übersiedelte und in die Firma des Schwiegervaters einstieg. Die
Ehe brachte vier Kinder hervor: Werner-Abraham, Friedel-Salomo,
Günther-Gabriel und Waltraud-Miriam. Die zweite Tochter von Alois und Klara
Baum, Irma, bleibt zunächst ledig. Über sie ist weiterhin eher wenig
bekannt. Das dritte Kind, Sohn Josef, übernimmt das Geschäft des Vaters.
1929 heiratet er die Christin Margaretha Trautner. Mit ihr bekommt er drei
Kinder: Helmut, Gabriele und Edith Baum. Das Geschäft, das er zusammen mit
seinem Schwager Sally Bruckmann führt, floriert immer noch gut. im Herbst
1942 verliert sich die Spur. Es wird angenommen, dass sie im Frühjahr 1943
vergast oder im Konzentrationslager Majdanek, nahe Belzyce, umgekommen sind.
Was letztlich wirklich geschehen ist, wird man wohl nie endgültig klären
können.
Nach Nabburg zurück. Josef Baum, der die Jahre gegen Kriegsende in
Berlin als Arbeiter unter Gestapoaufsicht überlebte, kehrte zum Ende des
Kriegs nach Nabburg zurück. Schon 1945 nahm die Familie das Geschäft in
Nabburg wieder auf. Es erwies sich jedoch als nicht einfach, da fast alles
Hab und Gut vergangener Tage weg war und die Wiedergutmachungszahlungen fast
zu gering als Eigenkapital für ein derartiges Geschäft waren. Trotz der
schlechten wirtschaftlichen Bedingungen der Nachkriegsjahre führte Josef
Baum das Geschäft bis 1963. Alle drei Kinder der Baum leben bis heute noch.
Helmut Baum blieb in der Oberpfalz, Gabriele Baum und ihre Schwester Edith
Römer, geborene Baum, leben heute in München. Ihre Tante Irma Baum wurde
noch im Krieg von Leipzig ins Ghetto Riga gebracht. Ihre Tochter konnte sie
nach England retten. Werner-Abraham Bruckmann, der letzte Hinterbliebene der
Familie, lebte noch viele Jahre in Israel. Als britischer Soldat kam er noch
einmal nach Nabburg, wollte sich nach dem Verbleib der Familie erkundigen
und besuchte auch einige Klassenkameraden. Er war es auch, der die Dokumente
der Familie für die Holocaustgedenkstätten Yad Vashem und Jerusalem
dokumentierte."
Link zum Artikel |
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September 2013:
Erinnerung am "Tag des offenen
Denkmals" |
Artikel von Bianca Hofmann in der
"Mittelbayerischen Zeitung" vom 6. September 2013 (Artikel wird nur teilweise wiedergegeben):
"'Erzählen ist unsere Pflicht'.
Am Tag des offenen Denkmals soll den jüdischen Familien gedacht werden, die einmal ein Nabburger Kaufhaus führten. Viele kamen im KZ um.
Nabburg. In dieser Woche hat die MZ täglich ein Denkmal vorgestellt, das am Sonntag, 8. September, besucht werden kann. Heute geht es im letzten Teil der Serie um ein Gebäude, dem man auf den ersten Blick nicht ansieht, wie sehr seine Bewohner während der NS-Zeit gelitten haben.
'Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?', so lautet das Motto für den Tag des offenen Denkmals am 8. September. In der Region passt dieses Statement wohl sehr gut zu dem ehemaligen jüdischen Geschäftshaus in der Nabburger Altstadt, links oberhalb des Mähntors schräg gegenüber der Polizei. Am Denkmaltag werden Franz Grundler und Dr. Gabriele Ziegler einen Vortrag über das Leben und Wirken der jüdischen Familien Wilmersdörfer, Baum und Bruckmann halten und den Besuchern dazu aussagekräftige Fotos zeigen..."
Link
zum Artikel |
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September 2013:
Vortrag zur Geschichte der
jüdischen Familien in Nabburg |
Artikel im "onetz.de" vom 17. September
2013: "Vortrag von Dr. Gabriele Ziegler beleuchtet Schicksale und
Situation der Nazizeit Jüdische Familien in Nabburg
Der Tag des offenen Denkmals 2013 zum Motto 'Jenseits des Guten und Schönen:
Unbequeme Denkmale' stand auch Pate für die Veranstaltung in der Kleinbühne
'Remise'. Dr. Gabriele Ziegler gab in einer beeindruckenden und ergreifenden
Powerpoint-Präsentation Einblicke in Schicksale der jüdischen
Kaufmannsfamilien Baum, Wilmersdörfer und Bruckmann in Nabburg während der
Zeit unterm Hakenkreuz. Franz Grundler begrüßte die zwanzig interessierten
Besucher, dankte der Stadt Nabburg für das Säubern der sieben
'Stolpersteine' und bat die Zuhörer, sich 'von den Inhalten des Vortrages
berühren zu lassen'. Zweiter Bürgermeister Kurt Koppmann freute sich über
die Anwesenheit der Eheleute Barbara und Helmut Baum. Die Stolpersteine sind
Gedenktafeln gegen das Vergessen und erinnern an Ermordung, Verschleppung
und Vertreibung von Menschen während der schlimmen Zeit des
Nationalsozialismus, unterstrich der Repräsentant.
Haus am Unteren Markt. Auf der Leinwand erscheint das Wohn- und
Geschäftshaus der Familien Baum, Bruckmann und Wilmersdörfer in Nabburg am
Unteren Markt um das Jahr 1913 mit dem Zusatz 'Gedenke und erzähle'. Im
Vorspann führte die Referentin bewegende Aufnahmen der bedeutendsten
Holocaust-Gedenkstätte 'Yad Vaschem' in Jerusalem vor Augen. Dieses große
Archiv dokumentiert die nationalsozialistische Judenvernichtung
wissenschaftlich. Ein weiteres Bild zeigte eine Klasse des Gymnasiums in
Nabburg im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. An diesem Ort des
Schreckens und Leids verfassten die Schüler ein mitfühlendes Gebet, das die
Zuhörer tief beeindruckte. Zur Zeit der Etablierung der Schreckensherrschaft
der Nationalsozialisten um 1932 gehörten Josef Baum und seine Frau
Margaretha, geb. Trautner aus Nabburg, mit ihrem Sohn Helmut sowie Gerta
Bruckmann, geb. Baum, Schwester Josefs, mit ihrem Mann Sally und vier
Kindern zur jüdischen Kaufmannsfamilie der Firma Alois Baum Samson
Wilmersdörfer am Unteren Marktplatz in Nabburg. Zur Linderung des Elends
Nabburger Bürger im Ersten Weltkrieg richteten Alois Baum und Gattin Clara,
Josefs Eltern, im Juni 1917 die Stiftung 'Alois und Clara Baum'sche
Kriegsstiftung 1914/17' ein. Durch das 'Dritte Reich' kam es 1938 zur
Auflösung jüdischer Stiftungen und der Verbleib der Schenkung der Nabburger
Kaufmannsfamilie ist bis heute nicht geklärt.
Der Einfluss der Nationalsozialisten nimmt in den Jahren vor 1938 in Nabburg
verstärkt zu und sie kontrollieren das Leben der Juden. Zum Beispiel infolge
des Boykotts schrumpfen die Einnahmen des jüdischen Kaufhauses merklich. Die
beabsichtigte Übergabe der Firma durch Josef Baum an seine katholische
Ehefrau Margaretha wird mit beißendem Hohn auf den Juden abgelehnt. Auch
Schikanen von Bürgern gegenüber der jüdischen Familie in der Öffentlichkeit
werden in der Erinnerungsschrift 'Gedenke und erzähle' (Urheberrecht bei
Gabriele Ziegler und Franz Grundler, Nabburg 2007) angeführt. 'Gretl, ich
möchte Dir nur sagen: Ich grüße dich nicht mehr', teilte ihr eine Freundin
auf der Straße mit. Ebenfalls wird einem Nabburger Kindermädchen gegen
gerichtliche Bestrafung verboten, bei den 'Juden', den Familien Baum und
Bruckmann, Dienste zu leisten.
Eigentum gestohlen. Durch die Arisierung, die Enteignung des jüdischen Besitzes, geht das
Kaufhaus 1938 an einen neuen Besitzer über, öffentlich in der Presse als
'käuflich erworben' bekannt gemacht. Ab diesem Zeitpunkt müssen die
jüdischen Familien in ihrem eigenen Haus auf engstem Raum zur Miete wohnen.
Mit weiteren Bildern und anschaulichen Schilderungen zeigte Referentin Dr.
Gabriele Ziegler Wege ins jüdische Getto Belzyce und ins Konzentrationslager
Majdanek (beide Polen) und vermittelte Eindrücke von Schicksalschlägen.
Nach dem Vortrag erläuterte Franz Grundler die themenbezogene Illustration
in der Remise. Laut Hinweis ist eine Neuauflage der Gedenkschrift 'Gedenke
und erzähle' beabsichtigt."
Link zum Artikel |
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November 2015:
Veranstaltung zum Gedenken an den
Novemberpogrom 1938 und an die Geschichte der jüdischen Familien der Stadt
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Artikel von in der "Mittelbayerischen
Zeitung" vom 17. November 2015: "Geschichte Stolpersteine am Tag der
Erinnerung.
Professor Erika Rosenberg sprach an der Nabburger Naabtal Realschule. Die
Stadt erinnert an drei jüdische Familien.
Nabburg. Bereits zum dritten Mal besuchte Professor Erika Rosenberg,
renommierte Schriftstellerin und Journalistin, die Naabtal-Realschule in
Nabburg, um über die Verbrechen der Nationalsozialisten im Dritten Reich zu
referieren. Anlass war der Gedenktag des 9. November, ein Tag, der in die
Geschichte als 'Reichspogromnacht' einging. Getreu dem Leitsatz 'Es ist
unsere Pflicht zu erzählen' unternimmt die Publizistin und selbst Tochter
deutscher Juden, die 1936 aus Nazi-Deutschland flohen und nach Argentinien
immigrierten, seit vielen Jahren Vortragsreisen weltweit, um über die
Verbrechen der Nazi-Diktatur zu berichten und gegen das Vergessen
anzukämpfen. Am liebsten referiert sie an Schulen, wie sie selbst sagt, um
junge Menschen aufzuklären und zu warnen, damit sich diese schrecklichen
Verbrechen nie mehr wiederholen. 'Helden gab es in dieser Zeit kaum',
erklärt Erika Rosenberg den gespannten Zuhörern in Nabburg. 'Deshalb ist es
umso wichtiger, über die wenigen zu berichten und zu zeigen, dass man als
Mensch immer eine Wahl hat', sagte Rosenberg. In ihren Büchern beschreibt
sie die mutige Tat des Unternehmers Oskar Schindler. Erika Rosenbergs Buch
'Ich, Emilie Schindler, Erinnerungen einer Unbeugsamen', beschreibt die
Rolle und Courage der Unternehmerfrau im Dritten Reich, auf Basis vieler
persönlicher Gespräche mit ihr. In ihrem Vortrag vor den Schülern der
Naabtal Realschule schilderte Erika Rosenberg eindrucksvoll ihr Kennenlernen
mit der stillen Heldin. In einem weiteren Buch mit dem Titel 'Schindlers
Schatten' veröffentlichte die Autorin über 70 Stunden Tonbandmaterial, die
aus den Gesprächsaufzeichnungen mit der Unternehmerfrau hervorgingen. 'Die
Erzählungen von Emilie Schindler sind ein weiterer Beweis für die
menschenverachtenden Taten der Nationalsozialisten', resümiert Erika
Rosenberg ihren Vortrag. 'Diese schrecklichen Verbrechen dürfen sich nie
wieder in der Geschichte wiederholen.'
Nach dem Vortrag gingen die Gedenkfeierlichkeiten weiter: Die
Schülersprecher Lisa Weber und Johannes Bauer begleiteten ihre Lehrkräfte
Gerda Bayer und Bernd Schöttl, die Referentin und ihren Ehemann zu den
'Stolpersteinen' am Unteren Markt, wo bereits Bürgermeister Armin Schärtl
und der dritte Bürgermeister Josef Götz warteten. In den Bürgersteig der
Nabburger Altstadt eingelassen, sollen die Steine an die jüdischen Familien
Baum, Wilmersdörfer und Bruckmann aus Nabburg erinnern. Ihre
Familienmitglieder wurden von den Nazis deportiert und ermordet. Gemeinsam
mit den Vertretern der Stadt und der Schule legten Erika Rosenberg und ihr
Mann weiße Chrysanthemen als Zeichen der Trauer und der Verbundenheit
nieder."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur / Quellen:
| Germania Judaica II,2 S. 568. |
| Handbücher der jüdischen Gemeindeverwaltung Berlin
1925/25 und 1932. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 83. |
| Gedenke und erzähle. Die jüdischen Familien Baum,
Wilmersdörfer und Bruckmann in Nabburg. Nabburg 2007. |
| Michael Brenner / Renate Höpfinger (Hrsg.):
Die Juden in der Oberpfalz. Reihe: Studien zur Jüdischen Geschichte und
Kultur in Bayern Band 2. De Gruyter. München 2009. Darin ab S. 197: Was
haben gerade wir verbrochen? die Vertreibung der jüdischen Familie Bruckmann
aus Nabburg.
https://www.degruyter.com/view/title/315054 |
| Über Sally Bruckmann: Barbara Kowalzik:
Lehrerbuch: die Lehrer und Lehrerinnen des Leipziger jüdischen Schulwerks.
S. 133-135. vgl.
Link zu Google Books |
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Thema. M7. Spuren jüdischen Lebens in Leipzig. Sammlung, Dokumentation und
Projekte im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Veröffentlichungen des
Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Im Auftrag der Stadt Leipzig
herausgegeben von Volker Rodekamp. 2007.
https://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/fileadmin/inhalte/pdf/Spuren_juedischen_Lebens_thema.M7.pdf
Links: S. 81 aus der Publikation zu "Die Deportationsopfer aus Leipzig:
Fallbeispiele. Familie Bruckmann". |
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