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Neckarsteinach
(Kreis
Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Neckarsteinach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts soll eine kleine
jüdische Gemeinde bestanden haben (1429 Nennung von Judensteuern). 1676
wird als Viehhändler Jud Moyses in Neckarsteinach genannt.
Im Laufe des 18.
Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Familien am Ort, die damals in
überwiegend sehr armseligen Verhältnissen lebten. Einige der jüdischen Händler, die in der Zeit der Napoleonischen Kriege die städtische Abgabe des
Pferdefutters an das Militär beschafften, brachten es Anfang des 19.
Jahrhunderts auch zu einigem Wohlstand (hierbei wird vor allem der jüdische Händler Jonas Hirsch genannt).
Das Verhältnis zu den christlichen Einwohnern der Stadt war um 1800 teilweise
noch sehr spannungsgeladen. 1801 wird von diesen in einer Eingabe an die Stadt die Bitte formuliert, dass
"die schnell verdoppelte (jüdische) Gemeinde" doch bis auf wenige
Familien "absterben" sollte. "Wucher und überlegene
kaufmännische Geschicklichkeit" der jüdischen Einwohner seien der Grund
für diese Eingabe.
1803 lebten neun jüdische Familien in Neckarsteinach (50-60 Personen).
Damals galt die Bestimmung, dass in Neckarsteinach nur Juden mit einem Vermögen von
mindestens 1.000 Gulden aufgenommen werden sollten. "Ausländische" (das
heißt nicht aus dem Bereich der Kurpfalz, ab 1803 Hessen stammende) Juden sollten
8.000 beziehungsweise 10.000 Gulden vorweisen können. Im Laufe des 19.
Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner kaum mehr zu: 1830 47 (3,7 %
der Gesamteinwohnerschaft von 1.271 Personen), 1861 59 (4,1 % der
Gesamteinwohnerschaft von 1.443 Personen), 1880 46,
1900 44, 1910 44 jüdische Gemeindeglieder.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Hirschhorn
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Die Namen
einiger der Lehrer sind bekannt: bis 1827 war Jerochim David in der Gemeinde
tätig. Nach mehreren anderen Personen war 1850-51 David Herzberger aus Sinzheim
in der Gemeinde. Er wollte allerdings schnell aus der Gemeinde weg, fühlte sich
"wie ein Sklave behandelt" und konnte sich auf Grund seines dürftigen
Gehaltes wohl nicht genug zum Essen leisten. Bei anstehenden Neubesetzungen war
die Stelle immer wieder auszuschreiben (siehe Anzeigen unten). 1889 wurde David Rawinski (aus
Böhmen?) Lehrer in Neckarsteinach, der
vier Kinder und eine kranke Ehefrau mitbrachte, aber nach kurzer Zeit
ausgewiesen wurde, sodass die Stelle im Februar 1900 bereits wieder
auszuschreiben war (siehe unten). Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Bezirk
Darmstadt II.
Um 1925, als noch 41 Personen der jüdischen Gemeinde
angehörten (etwa 2,4 % von insgesamt ca. 1.700 Einwohnern), gehörten dem
Gemeindevorstand die Herren Simon Oppenheimer, Josef Ledermann und Ludwig
Oppenheimer an. Als Religionslehrer und Schochet kam in die Gemeinde Lehrer S.
Frank aus Beerfelden, nachdem die Gemeinde
Neckarsteinach keinen eigenen Lehrer mehr anstellen könnte. Lehrer Frank
erteilte um 1925 noch neun schulpflichtigen jüdischen Kindern Religionsunterricht. Bis 1932 war die Zahl der Gemeindeglieder auf 30
zurückgegangen. Im Gemeindevorstand waren nun Josef Ledermann (1. Vorsteher),
Ludwig Oppenheimer (2. Vorst.) und Max Stern (3. Vorst.). 1932 konnte
Gemeindevorsteher Josef Ledermann seinen 60. Geburtstag feiern.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 30 Personen in sieben Familien) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der langjährige
Gemeindevorsteher Josef Ledermann starb Ende Juli 1935. Ein Bericht in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935 beschreibt den Verlust,
den die klein gewordene Gemeinde dadurch erlitt (siehe unten). 1937 waren nur noch 13 jüdische
Personen in Neckarsteinach wohnhaft. Nach dem Tod war Max Stern letzter Vorsitzender
der Gemeinde geworden. Im Mai 1939 lebte noch ein jüdischer Mann in
Neckarsteinach.
Von den in Neckarsteinach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Melanie
Adler (1888), Julie Faust geb. Salomon (1887), Klara Gross geb. Rawinsky (1893),
Rosalie (Rosel) Herrscher geb. Oppenheimer (1890), Berta Kahn geb. Oppenheimer
(1882), Erna Kalker geb. Ledermann (1914), Emma Ledermann geb. Bodenheimer
(1877), Moritz Ledermann (1882), Clementine Oppenheimer (1888), Emilie
Oppenheimer (1886), Friedrich Oppenheimer (1905), Gertrud Oppenheimer (1912),
Karoline Oppenheimer (geb. ?), Leopold Oppenheimer (1875), Moritz Oppenheimer
(1869).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Kantors / Schochet 1876 / 1878
/ 1885 / 1887 / 1889 / 1900 / 1901 / 1902 / 1903 / 1920
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876:
"In der hiesigen Gemeinde kann die Stelle eines Religionslehrers, der
sogleich Vorbeter und Schochet sein müsste, sofort mit einem ledigen
Manne besetzt werden. Die Schülerzahl ist sehr gering. - Gehalt nach
Übereinkommen, Auskunft erteilt der Unterzeichnete.
Neckarsteinach, den 27. August 1876. Der Vorstand der israelitischen
Gemeinde. Maier Simon Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1878:
"Die hiesige Vorsänger- und Schächterstelle soll wieder besetzt
werden. Jährlicher Gehalt einschließlich freier Wohnung und Heizung Mark
428 nebst Nebeneinkünften von ca. 150 Mark; auch kann sogleich ein
Religionslehrer gegen einen entsprechenden Gehalt aufgenommen werden.
Etwaige Bewerber mögen sich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse
an den Unterzeichneten wenden. Neckarsteinach (Großherzogtum Hessen), 14.
Oktober 1878. Der Vorstand David Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1885:
"Vakanz. Die hiesige israelitische Gemeinde sucht zum sofortigen
Eintritt einen Vorsänger, Schochet und Religionslehrer. Unverheiratete
Bewerber werden bevorzugt, jedoch sind gute Zeugnisse erforderlich.
Ausländer sind ausgeschossen. Reisekosten werden nicht vergütet.
Schriftliche Meldungen nimmt entgegen der Vorsteher der israelitischen
Religionsgemeinde. Maier Simon Oppenheimer Neckarsteinach." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1887:
"Die hiesige Vorbeter-, Schächter- und Religionslehrerstelle soll
alsbald besetzt werden. Der Gehalt beträgt per Jahr Mark 600 fixo und
circa Mark 250 Nebeneinkommen, sowie freie Wohnung und Heizung.
Unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisabschriften mit der Anfrage
einsenden. Reisekosten werden nicht vergütet.
Neckarsteinach, Mai 1887. Der israelitische Vorstand Maier Simon
Oppenheimer." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. Juni 1889: "Die hiesige Kantor-, Schächter- und
Religionslehrerstelle ist bis zum 1. Juli zu besetzen.
Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix Mark 550 und Mark 225
Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer
Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden
nicht vergütet.
Neckarsteinach, 2. Juni 1889. Der Israelitische Vorstand Maier
Simon Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1900:
"Die hiesige Kantor-, Schächter- und Religionslehrerstelle
ist per sofort zu besetzen. Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix
550 Mark und 200 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter
Einsendung ihrer Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden.
Reisekosten werden nicht vergütet. Neckarsteinach, 4. Februar 1900. Der
israelitische Vorstand: Samuel Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900:
"Die Gemeinde Neckarsteinach sucht zum sofortigen Eintritt einen
Lehrer, der zugleich Schächter und Vorbeter ist. Fester Gehalt 600 Mark
nebst freier Wohnung und annehmbare Nebenverdienste. Reisekosten werden
dem Gewählten erstattet. Bewerber wollen sich melden bei dem Vorstand
Samuel Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1901:
"Die israelitische Gemeinde Neckarsteinach, sucht zum sofortigen
Eintritt einen Religionslehrer, der zugleich Schochet und Vorbeter
ist. Fest Gehalt 600 Mark nebst 2-300 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen
sich an den Unterzeichneten wenden. Reisekosten werden nur dem Gewählten
erstatten. Der Vorstand: Samuel Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1901:
"Per sofort wird ein deutscher
Religionslehrer
gesucht, welcher den Kantor- und Schächterdienst
versieht. An Fixum werden 700 Mark bewilligt bei freier Wohnung; die
Nebenverdienste belaufen sich auf circa 300 Mark. Suchende Gemeinde ist Neckarsteinach,
das idyllischst gelegene Städtchen am Neckar. Zu bemerken ist, dass einem
jungen Manne, welcher das Seminar absolviert hat, Gelegenheit geboten ist,
sich weiterhin auszubilden. Offerten erbittet
Der Gemeindevorsteher:
Jos. Salomon." |
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Ausschreibung
der Stelle im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10.
Juli 1903: "Neckarsteinach (Hessen). Lehrer und
Schächter. Gehalt Mark 650, freie Wohnung und Nebeneinkommen. Eintritt
per sofort." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. November 1902: "Per sofort wird ein deutscher
Religionslehrer
gesucht, welcher den Cantor- und Schächterdienst versieht, an Fixum
700 Mark bei freier Wohnung, die Nebenverdienste belaufen sich auf ca. 300
Mark. Nach Übereinkunft auch eine Filiale dabei.
Der Gemeindevorsteher:
Joseph Salomon,
Neckarsteinach." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1903:
"Die hiesige
Lehrer- und Schächterstelle
(nach Übereinkunft auch
eine Filiale) mit einem Gehalt von 800 Mark ca. 200 Mark Nebenverdienst
und freier Wohnung, ist per sofort zu besetzen. Nur Deutsche und
Unverheiratete werden berücksichtigt.
Jos. Salomon, I. Vorstand,
Neckarsteinach." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1920:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters ist per
sofort zu besetzen. Gehalt 700 Mark, circa 300 Mark Nebenverdienst mit
freier Wohnung, auch ist eine Filiale dabei, die circa 200 Mark einbringt;
ledig wird bevorzugt; Ausländer ausgeschlossen.
Der Vorstand:
Joseph Salomon, Neckarsteinach, Baden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1920:
"Hilfsvorbeter für Jomkippur
gesucht. Israelitische
Religionsgemeinde Neckarsteinach." |
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde
Zum 60. Geburtstag des Gemeindevorstehers und
ehrenamtlichen Vorbeters Josef Ledermann 1932
In der
Zeitschrift "Der Israelit" war am 24. November 1932 zu lesen:
"Neckarsteinach, 16. November. Dieser Tage beging in körperlicher und
geistiger Frische Herr Josef Ledermann in Neckarsteinach seinen 60. Geburtstag.
Ein großer Kreis von Freunden ließ es sich nicht nehmen, durch ihre
Anteilnahme ihm ihre Achtung zu bezeugen, die er sich durch seine vorbildliche Frömmigkeit, seine Geradheit im Denken und Handeln und seine stete
hilfsbereite
Menschenliebe erworben hat. Seit mehreren Jahren steht er als Parnes
(Gemeindevorsteher) altjüdischer Prägung seiner Gemeinde vor und versieht
ehrenamtlich als ein wahrer Schaliach-Zibbur (ehrenamtlicher Vorbeter) das Amt
des Chason (Kantor, Vorbeter), das er schon von seinem Vater geerbt hat. Auch
über den kreis seiner Glaubensbrüder hinaus hat er sich durch die Lauterkeit
seines Wesens das Ansehen seiner Mitbürger erobert, wovon die zahlreichen
Beglückwünschungen zeugen, die ihm zuteil geworden sind. Möge es dem Jubilar
vergönnt sein, zur Freude seiner Familie und zur Ehre des Judentums noch viele
Jahre in Gesundheit ungetrübt leben zu können. "(alles Gute) bis 120
Jahre".
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Zum Tod des Gemeindevorstehers und ehrenamtlichen Vorbeters Josef Ledermann (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Neckarsteinach, 29. Juli
(1935). Einen unserer Besten geleiteten wir am Erew Schabbos (= Freitag, gemeint
26. Juli 1935) zur letzten Ruhe. Nach kurzer schwerer Krankheit verschied Herr
Josef Ledermann, eine große Lücke hinterlassend. Weit über seinen
Wirkungskreis hinaus war er beliebt und geachtet und die ihm näher Stehenden
erkannten, mit welcher Bescheidenheit und Selbstverleugnung er mehr als 25 Jahre
die Geschicke der Gemeinde geleitet hat. Als wahrer Scheliach Zibbur (=
ehrenamtlicher Vorbeter) versah er auch die Vorbeterfunktionen in vorbildlicher
Weise leschem Mizwoh. Bei der Lewajo (= Beisetzung) zeichneten Herr Rabbiner
Dr. Crailsheimer, Mosbach in beredten Worten ein Lebensbild des nun Verklärten,
der die Sechijo hatte, vier seiner Töchter unter die Chuppo (d.h. unter den
Traubaldachin) führen zu können und Enkel, erzogen in seinem Sinne,
heranwachsen zu sehen. Möge der Allgütige der gleichgesinnten, um den teuren
Verstorbenen trauernden Gattin und den in seinem Sinne wirkenden Töchtern und
Söhnen Trost spenden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Nach
kurzer schwerer Krankheit entschlief heute mein innigstgeliebter Mann,
unser reusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und
Onkel Herr Josef Ledermann im 63. Lebensjahre. Neckarsteinach, 23.
Juli 1935 / 23. Tammus 5695.
In tiefer Trauer: Frau Emma Ledermann geb. Bodenheimer, Max Mosbacher und
Frau Irma geb. Ledermann, Zürich, Max Stern und Frau Bertel geb.
Ledermann, Neckarsteinach, Louis Garf und Frau Selma geb. Ledermann,
Amsterdam, Siegfried Ledermann, Neckarsteinach, Jes Kalker und Frau Erna
geb. Ledermann, Gorinchem (Hollamd), Alice Ledermann, Neckarsteinach,
Manfred Ledermann, Neckarsteinach und Enkelkinder." |
Untersagung der Ausübung der Handelstätigkeit für
jüdische Unternehmen (1937)
(aus der Sammlung von Hans-Peter
Trautmann)
Anzeige vom 14. Mai 1937: "Untersagung der Ausübung der
Handelstätigkeit wegen Unzuverlässigkeit.
Lpd. Die Landesbauernschaft Hessen-Nassau teilt mit: Im Gebiet der
Landesbauernschaft Hessen-Nassau ist im Jahre 1936/37 folgenden Betrieben
wegen Unzuverlässigkeit die Handelserlaubnis entzogen worden: 1. Gebrüder
Karlsberg, Viehhandlung, Fränkisch-Crumbach.
(Entzug der Handelserlaubnis - Entscheidung des Provinzialausschusses der
Provinz Starkenberg vom 21.10.1936). 2. Gustav Sternberg,
Viehhändler, Herborn (Dillkreis),
Hauptstraße 105a. (Entzug der Handelserlaubnis für Vieh, Fleisch, rohe
Häute und Felle - Verfügung des Landrats von Dillenburg vom 24.10.1936).
3. Ludwig Oppenheimer, Neckarsteinach. (Ablehnung der
Legitimationskarte für 1936 - Entscheidung des Provinzialausschusses
Starkenburg vom 7.10.1936 und für 1937 - Entscheidung des Kreisamtes
Heppenheim a.d.B.) ... 6. Firma Gärtner und Blum, Nierstein
am Rhein (Entzug der Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das
Weingesetz. Urteil des Landgerichts Mainz - Große Strafkammer). 7. S.
Heymann Söhne, Mainz, Breidenbacherstraße 25 (Entzug der
Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das Weingesetz - Urteil des Landgerichts
Mainz. Große Strafkammer).... Die Firmen zu 1,2,3,6 und 7 sind sämtlich
jüdische Firmen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Kunstarbeiters Simon Lippmann (1876)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876:
"Ich Unterzeichneter mache einem geehrten Publikum die ergebenste
Anzeige, dass bei mir alle möglichen Kunstarbeiten geschmackvoll zu
billigen, aber festen Preisen angefertigt und nach allen Ländern
geliefert werden. Alle Kunstartikel für Israeliten erhalten von Jedermann
den größten Beifall namentlich feine Chatullen von 4 bis zu 30 Mark (auf
Verlangen mit Musik).
2) Tintenbehälter mit Kalender, und zugleich für Sack-Uhren, in
schönster Baukunst, von 8 bis 30 Mark.
3) Sederplatten in englischem Zinn aufs Feinste, mit allen
möglichen Altertumszeichnungen ausgraviert, sowie auch sonstige
künstliche Zubereitung.
4) Chanukkaleuchter, als schönste Gebäude von Synagogen und
dergleichen darstellend, welches noch nie gesehen worden, von 10 bis 100
Mark (auch mit Musik), über 50 Sorten.
5) Gewürzbehälter für den Schabbatausgang, auf 20fache Art, von 5 bis
18 Mark, nebst allen erwünschten in dieses Fach einschlagenden Artikeln.
Wimpfel zur Tora, aufs Geschmackvollste ausgeführt, von 4 bis 9
Mark.
Die Preise sind billigst festgestellt, und bitte um zahlreiche
Aufträge.
Achtungsvoll zeichnet Simon Lippmann, Kunstarbeiter in
Neckarsteinach bei Heidelberg." |
Bar Mizwa-Feier von Siegfried Oppenheimer (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Wir
geben hierdurch die Bar Mizwa unseres Sohnes Siegfried, die am Schabbat
Kodesch Paraschat HaChodesch 265. Adar 5685 / 21. März 1925
stattfindet, bekannt. Arthur Oppenheimer und Frau, Neckarsteinach." |
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes / Kaufhauses Josef Ledermann (1906 /
1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1906: "Detailreisender,
welcher mit nachweislich gutem Erfolge gereist hat, für mein an Schabbos
und Jomtof (Feiertag) geschlossenes Manufakturwarengeschäft gesucht.
Ausführliche Offerten nebst Gehaltsansprüchen erbittet
Jos. Ledermann, Neckarsteinach bei Heidelberg." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1925:
"Tüchtiger Verkäufer der Manufakturbranche als Reisender
für den Besuch von Landkundschaft zum baldigen Eintritt gesucht. Angebote
mit Bild, Zeugnisabschriften und Gehaltansprüchen erbeten.
Kaufhaus Josef Ledermann, Neckarsteinach bei
Heidelberg." |
Verlobung- und Hochzeitsanzeige von Irma Ledermann und Max Mosbacher
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925:
"Statt Karten
Irma Ledermann - Max Mosbacher. Verlobte. Neckarsteinach -
Zürich, Gessnerallee 40.
August 1925. im Monat Aw 5685." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925: "Gott
sei gepriesen.
Herr und Frau Josef Ledermann - Frau Amalie Mosbacher beehren
sich, Freunden und Bekannten die
- so Gott will - am 14. Marcheschwan 5686 - 1. November 1925
stattfindende
Vermählung ihrer Kinder Irma und Max freundlichst
anzuzeigen
Neckarsteinach - Zürich Hessner Allee
40.
Trauung: Logen-Restaurant Kaufmann, Mannheim 1
Uhr." |
Verlobungsanzeige für Lily Nerson und Marcel Bloch (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Gott
sei gepriesen.
Lily Nerson - Marcel Bloch. Verlobte.
Strasburg, 2 Rue des Pontonniers - Purim Katan 5689 (= 24. Februar
1929)
Strasburg 11 Rue Oberlin, früher Neckarsteinach". |
Zur Geschichte der Synagoge
Seit Anfang des 18. Jahrhunderts war in Neckarsteinach eine Synagoge
beziehungsweise ein Betraum in einem Gebäude vorhanden. In diesem war auch ein
rituelles Bad.
1801 bis 1803 beschloss die Gemeinde die
Einrichtung einer neuen Synagoge. Hierzu wurde an der Straße nach Hirschhorn
(Hirschstraße) ein Haus gekauft und in diesem ein Betsaal mit Bad und einer
Lehrerwohnung eingerichtet. Auf Grund einer von den Behörden genehmigten
"Convention" wurde die Finanzierung geregelt. Dabei wurden genaue
Abhaben und Gebühren festgelegt, um die Finanzierung möglichst gerecht unter
allen Gemeindegliedern zu verteilen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das
Gebäude mehrfach renoviert. 1886 musste die alte Synagoge jedoch auf
Grund von Baufälligkeit abgebrochen werden.
Die neue Synagoge wurde 1888/89 an der Stelle der alten erbaut; teilweise
wurden die Grundmauern und die noch erhaltenen Restteile der alten Synagoge
übernommen. Der Neubau war ein großes finanzielles Problem für die kleine
Gemeinde. Der damalige Vorsteher Maier Simon Oppenheimer erreichte, dass eine
Kollekte durchgeführt werden konnte. Auch an die Redaktion Zeitschrift
"Der Israelit" konnten Spende geschickt werden. Die eingegangenen
Spenden wurden publiziert.
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Oben (aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 5. Mai 1887: "Für den Synagogenbau in
Neckarsteinach (Aufruf von Vorstand :M.- Oppenheimer): anonym 12 Mark. |
Oben (aus der
Zeitschrift "Der Israelit vom 5. November 1891"):
"Neckarsteinach, 23. Oktober. Am Sabbat-Tschuwa starb der
langjährige erste Vorstand unserer Gemeinde, Herr Maier Simon
Oppenheimer.
Seiner unermüdlichen Tätigkeit und Opferfähigkeit verdankt die
Gemeinde, dass die vor zwei Jahren erbaute Synagoge als schuldenfreies
Eigentum der israelitischen Gemeinde eingeweiht werden konnte. Der
Verstorbene, dessen Wohltätigkeit allgemein bekannt, stand in hohem
Ansehen bei der ganzen Gemeinde". |
Oben Mitte (aus
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1889): "Die
hiesige israelitische Gemeinde braucht für ihre neue Synagoge einen
Kronleuchter aus Bronce für 12 Stearinkerzen. Offerten nebst Zeichnungen
mit genauester Preisangabe erbitten an unterzeichneten Vorstand zu
richten. Neckarsteinach, 2. Juli 1889".
Die hiesige Kantor-, Schächter- und Religionslehrerstelle ist bis zum 1.
Juli zu besetzen. Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix 550 Mark
und 225 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer
Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden
nicht vergütet. Neckarsteinach, 2. Juli 1889. Der Israelitische Vorstand
Maier Simon Oppenheimer. |
Es wurde ein zweigeschossiger Massivbau erstellt, in rotem Sandstein
verkleidet. Charakteristisch sind die Fensteröffnungen mit den Hufeisenbögen
und der vorstehende Rahmen aus hellem Sandstein. Im Juni 1889 war die
neue Synagoge fast fertig. Für die Inneneinrichtung suchte man damals noch
einen Kronleuchter; auch die Kantor-, Schächter und Religionslehrerstelle war
neu zu besetzten (siehe obige Anzeigen in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 20. Juni 1889). Die Einweihung der Synagoge nahm
Rabbiner Dr. Sondheimer aus Heidelberg vor in Vertretung des erkrankten Rabbiners
Dr. Landsberg, Darmstadt. Sie fand im Laufe des Sommers oder frühen Herbstes 1889. Als
zwei Jahre später der Gemeindevorsteher Maier Simon Oppenheimer starb (siehe
oben rechts), wurde im Nachruf darauf hingewiesen, dass es vor allem sein
Verdienst war, dass die Synagoge bereits bei der Einweihung schuldenfreies
Eigentum der Israelitischen Gemeinde war.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von
Nationalsozialisten aus Neckarsteinach und Ziegelhausen geschändet und
verwüstet. Am Abend des 10. November 1938 zertrümmerten die Männer mit Beilen
und Äxten das Mobiliar; einige metallene Kultgegenstände trugen sie in Säcken
davon; alles übrige wurde zum Neckarufer gebracht und dort verbrannt.
Die ehemalige Synagoge wurde im 2. Weltkrieg zeitweise als Kriegsgefangenenlager
zweckentfremdet, nach 1945 zu einem Wohnhaus umgebaut. Am Gebäude ist eine
kleine Hinweistafel angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Hirschhorner Strasse
/Hirschgasse 9
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2008)
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Das Amtsgebäude von 1587,
links
angebaut die ehemalige Synagoge |
Die ehemalige Synagoge mit
ihren
charakteristischen Hufeisenbögen |
Blick auf den
Risalit über dem Eingang
hinauf zum Zwerchgiebel; auf dem
stufenförmigen
Abschluss standen zur
Synagogenzeit die Gebotstafeln |
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Ansicht des Gebäudes
von der
Hirschgasse |
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Der Eingang mit
Eingangstüre, Hufeisenbogen
und einer kehlenförmigen Umrahmung, die
vom
unteren Gurtgesims in rechteckiger
Form umgangen wird |
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Hinweis auf die frühere
Geschichte
des Gebäudes |
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Erinnerung am Rathaus |
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Ab dem 1861/62
erbauten Rathaus befindet sich u.a. eine Tafel "In dankbarer
Erinnerung an die einmütige Erhebung Altdeutschlands und der
Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm I. dem
Großen", darunter u.a. der Name von Hermann
Oppenheimer. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 114-116. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 155. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 121. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 25-26. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 272-273. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Neckarsteinach
Hesse. Established in the early 18th century, the community numbered 59 (4 % of
the total) in 1861. The synagogue (rebuilt in 1889) was evidently sold before
November 1938, as it escaped damage on Kristallnacht (9-10 November
1938). Most of the 30 Jews living there in 1933 had left by 1937, some emigrating
to Palestine.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|