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"Synagogen im Hochtaunuskreis"
Ober-Erlenbach (Stadt
Bad Homburg v.d.H., Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Ober-Erlenbach bestand eine jüdische
Gemeinde im 19. Jahrhundert. Doch dürften bereits im 17./18. Jahrhundert am Ort
einzelne jüdische Personen / Familien gelebt haben.
1812 gab es fünf jüdische Familien am Ort (mit bereits neuen
Familiennamen): Bender Grünebaum, Nathan, Kaufmann, Abraham Schiff, Süschen
Strauss und die Witwe Kaufmann. Zwischen 1840 und 1890 wurden die meisten jüdischen Einwohner
im Ort gezählt.
1877 zählte die jüdische Gemeinde Ober-Erlenbach mit Nieder- und
Obereschbach zusammen 49 Personen. Damals hatte es vier schulpflichtige Kinder,
die von einem Privatlehrer ihren Religionsunterricht
erhielten.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und
ein rituelles Bad (neben der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Burgholzhausen
beigesetzt.
Um 1924, als noch fünf jüdische Einwohner in Ober-Erlenbach gezählt
wurden, war die Gemeinde bereits im Prozess der Auflösung. Die hier noch
lebenden jüdischen Personen schlossen sich der Gemeinde in Rodheim
an.
Nach 1933 war vor allem noch die Familie Jordan in Ober-Erlenbach. Der
16-jährige Sohn Heinz Jordan konnte im Winter 1939 nach Argentinien emigrieren.
Seine Schwester Lieselotte und die Eltern wurden am 16. September 1942 von der
Gestapo in Ober-Erlenbach abgeholt und mit einem Transport von Darmstadt aus am
30. September 1942 nach Polen verschleppt, wo sie im Vernichtungslager Treblinka
ermordet wurden.
Von den in Ober-Erlenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Jordan
(1879), Betty Jordan geb. Hirschsprung (1885), Lieselotte Jordan (1925), Emma Müller
geb. Singer (1878), Karoline Schiff (1874).
Aus Niedereschbach ist umgekommen: Sidonie Müller geb. Hess
(1874).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Ober-Erlenbach gefunden. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischem Gemeinde
Über das Schicksal der Familie Jordan
Zitat aus dem "Heimatgeschichtlichen
Wegweiser" s.Lit.: "Aus Ober-Erlenbach stammte das Ehepaar
Betty Jordan geb. Hirschsprung und Albert Jordan und die Tochter Liselotte
Jordan, deren Namen ebenfalls im Gedenkbuch stehen. Die Familie Jordan
hatte von einem kleinen Gemischtwarenladen in der Bornstraße gelebt. Beim
Novemberpogrom 1938 versuchten SA-Leute, das Haus der Jordans in Brand zu
stecken, ließen sich davon jedoch von einem Petterweiler Dachdecker
abhalten; sie beschränkten sich auf die Verwüstung und Plünderung des
Geschäftes. Der Sohn Heinz gehörte zu den jüdischen Männern, die beim
Novemberpogrom 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt wurden. Nach seiner
Freilassung gelang ihm die Flucht zu einer Tante nach Argentinien. Bis
1941 lebten Eltern und Schwester noch in der Bornstraße, dann wurde ihnen
die Wohnung genommen, und sie mussten in die ehemalige Synagoge, ebenfalls
in der Bornstraße, ziehen. Am 16. September 1942 wurden sie nach
Theresienstadt deportiert. Im November 1988, anlässlich des 50.
Jahrestages der "Kristallnacht", konnte Heinz Jordan, der
einzige Überlebende seiner Familie, seinen Heimatort besuchen." |
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Anmerkung: Bilder und persönliche
Dokumente von Albert, Betty, Heinz und Lieselotte Jordan wurden im
Frühjahr 1988 zufällig auf dem Dachboden eines Hauses in Ober-Erlenbach
gefunden und später in einer Dokumentation von Brunhilde Hoffmann
veröffentlicht. |
Dazu pdf-Datei mit einem Artikel aus dem
"Usinger Anzeiger" vom 11. April 2005: "Einzelschicksale
machen das Unvorstellbare vorstellbar. Bewegende Ausstellung im Hessenpark
dokumentiert das Schicksal der jüdischen Familie Jordan aus
Ober-Erlenbach unter der Nazi-Diktatur". |
Dazu Bericht
über die Ausstellung (u.a. erstellt von Brunhilde
Hoffmann) |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der
jüdischen Häuser vorhanden.
Um 1855 war die jüdische Gemeinde im Besitz eines aus Synagoge
eingerichteten kleinen Hauses mit Hofreite (86 qm) an der Bornstraße. Wann die
Synagoge in dem vermutlich bereits länger bestehenden Häuschen eingerichtet
wurde, ist nicht bekannt. In dem zur Rückseite querliegenden Nachbargebäude
befand sich vermutlich das rituelle Bad.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Synagoge aufgegeben. Die
jüdischen Einwohner Ober-Erlenbachs besuchten nun die Gottesdienste in Rodheim.
Das Synagogengebäude blieb zunächst im Besitz der jüdischen Gemeinde und
wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und vermietet. 1924 überließ die
jüdische Gemeinde die ehemalige Synagoge der politischen Gemeinde, die das
inzwischen baufällige Gebäude instandsetzte und weiter als Wohnhaus
vermietete. 1935 wurde das Gebäude, das bis dahin noch jüdisches
Eigentum war, enteignet und von der politischen Gemeinde unentgeltlich
übernommen.
Nach 1945 hatte die politische Gemeinde im Zusammenhang mit dem
Restitutionsverfahren an die JRSO anzugeben, die es 1954 an einen Privatmann
verkaufte.
1988 wurde eine Gedenktafel an dem Gebäude
angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Bornstraße
14
Fotos
(Quelle: Altaras 1994 S. 131)
Das Gebäude der
ehemaligen
Synagoge |
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Seit mindestens 1855 für
mehrere Jahrzehnte Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens;
vor ihrer
Deportation 1942 lebte die Familie Jordan in dem Gebäude. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 228-239 (Notizen innerhalb des
Abschnittes zu Rodheim v.d.H.). |
| Liste der Familien von 1812 in: Paul Arnsberg:
Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution.
Darmstadt 1983 S. 566. |
| Kein Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 131-132. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände S. 320-322. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 183-184 |
| Brunhilde Hoffmann: Es geschah mitten unter uns. Das
Schicksal der jüdischen Familie Jordan in Ober-Erlenbach. 1988.
|
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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