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"Synagogen im Hochtaunuskreis"
Seulberg mit
Köppern (Stadt Friedrichsdorf/Taunus, Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Seulberg bestand in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise eine selbständige jüdische
Gemeinde; zeitweise bildeten die in den Orten Seulberg und Köppern lebenden jüdischen
Familien eine gemeinsame Gemeinde. Bereit im 16. und 17. Jahrhundert werden
Juden an den beiden Orten genannt: 1574 wird in einer Urkunde der unter
dem Schutz des Landgrafen Ludwig von Hessen stehende Jud Mayer von Seulberg
erwähnt (Quelle).
1683 werden vier Juden (beziehungsweise jüdische Familien) in Seulberg
genannt, zwei in Köppern (siehe Artikel unten). Ein Friedhof
zwischen Seulberg und Köppern bestand bereits seit dem 16. Jahrhundert (1580
genannt).
Im 18. Jahrhundert gehörten die in Seulberg und Köppern lebenden jüdischen
Familien zur Gemeinde in Homburg.
1834 lebten 11 jüdische Familien in Seulberg mit insgesamt 34 Personen,
darunter 14 Kinder. Damals bemühten sich die Familien bereits mehrere Jahre um
Anerkennung als selbständige Synagogengemeinde. Der 1831 bei der Landgrafschaft
Homburg eingereichte Antrag war von 7 jüdischen Haushaltsvorständen
unterschrieben. Eine Synagogenordnung war beigelegt. Der Antrag wurde
damals abgelehnt.
Unter den jüdischen Haushaltsvorständen waren um 1835 in Seulberg zwei
Schlachter, ein Spezereiwarenhändler, ein Seifensieder (Isaak Fränkel) sowie
ein Makler. 1836 lebten 21 jüdische Personen in Seulberg, 25 in Köppern.
An beiden Orten gab es damals je 8 schulpflichtige Kinder.
Das Verhältnis zwischen der bürgerlichen Gemeinde Seulberg und der jüdischen
Gemeinde beziehungsweise zwischen Christen und Juden war lange Zeit sehr
spannungsreich. 1834 bat die Ortsgemeindeverwaltung die landesgräfliche
Verwaltung in Homburg darum, die Zahl der jüdischen Familien auf 7 zu beschränken.
Eine Aufnahme sollte nur noch möglich sein, wenn sich die jüdischen Einwohner
durch Landwirtschaft oder durch bürgerliche Gewerbe ernähren würden. Die
Spannungen entzündeten sich mehrfach an der Frage, ob den jüdischen wie auch
den christlichen Einwohnern derselbe Anteil an Losholz aus dem Gemeindewald
zustehen würde. Bereits 1827 beantragten die jüdischen Familien erfolglos
einen Anteil an diesem Holz. 1848 wurde ein neuer Antrag gestellt. Damals
eskalierte der Streit, nachdem sich die Regierung Homburg auf die Seite der jüdischen
Bewohner gestellt und ihnen Recht gegeben hatte. Es kam zu einem "Judenkrawall"
in Seulberg, der schließlich dazu führte, dass die jüdischen Häuser
demoliert und ihre Bewohner in die Flucht getrieben wurden. Erst der Einsatz von
300 Soldaten und die Verhaftung des Bürgermeisters und der Gemeinderäte
beendete die Ausschreitungen. Die jüdischen Familien erhielten zwar nun Holz,
die Spannungen zwischen den Christen und Juden blieben bestehen. Die Homburger
Regierung musste zum Schutz der jüdischen Einwohner Nachtwachen und weitere Maßnahmen
organisieren. Erst 1853 hatte sich die Situation einigermaßen beruhigt.
1844 hatte Isaak/Israel Fraenkel den Anschluss der Seulenberger Juden an
die Gemeinde in Bad Homburg befürwortet, doch waren der Vorstand Moses Metzler
und die anderen Gemeindeglieder dagegen. 1855 kam es zum Zusammenschluss
von Seulberg und Köppern zu einer gemeinsamen Gemeinde ("Vereinigte
Israelitische Kultusgemeinde Seulberg - Köppern"). Erster gemeinsamer
Vorsteher war N. Haas in Köppern.
1852 lebten folgende 12 jüdische Familien in Seulberg: Heyum
(Heinemann) Engel, Feist Hess, Moses Jona Metzger, Moses Aron Metzger, Selig
Jona Metzler, Israel (Isaak) Fraenkel, Isaac Lang, Salomon Hess, Benjamin
Lichtenstein, Leser Koch, Salomon Aumann und Abraham Hess.
An Einrichtungen bestand in Seulberg eine Synagoge beziehungsweise ein
Betsaal (s.u.). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1864
wurde diese Stelle von der "vereinigten israelitischen Kultusgemeinde
Seulberg - Köppern" ausgeschrieben (siehe unten). Ob es auch in Köppern
einen Betsaal gab, ist nicht bekannt.
Das Ende der jüdischen Gemeinde kam auf Grund der Visitationen des
Bezirksrabbiners Dr. S. Fromm in Homburg, der mehrfach die schlechten Schulverhältnisse
in der Gemeinde kritisierte und befürwortete, dass die Gemeinde aufgelöst
werde. Diese erfolgt 1866.
In den folgenden Jahrzehnten sind fast alle jüdischen Bewohner von Seulberg und
Köppern verzogen.
Zu Beginn der NS-Zeit wohnte in Köppern eine mit einem nichtjüdischen
Mann verheiratete jüdische Frau (Frieda Müller geb. Oppenheimer). Im Mai 1943
wurde sie von der Gestapo Frankfurt vorgeladen. Ihr Mann Alfred, der sie
begleitet hatte, wurde unter Androhung von Schlägen zurückgewiesen. Frieda Müller
wurde im September 1943 nach Auschwitz deportiert und dort im Alter von 37
Jahren (geb. 1906 in Holzhausen) ermordet.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet gemeinsam
für Seulberg und Köppern 1864
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1864: "In
der vereinigten israelitischen Kultusgemeinde Seulberg - Köppern kann
sofort ein qualifizierter Religionslehrer und Vorsänger platziert werden.
Fixer Gehalt beträgt 200 Gulden pro anno, und werden diese Einkünfte, so
derselbe die Funktion eines Schochet zu versehen imstande wäre, noch um
30 - 40 Gulden sich erhöhen. Reflektanten wollen ihre resp. Zeugnisse
über Fähigkeiten, streng religiöses und moralisches Betragen richten an
Herrn
Rabbiner Fromm in Bad Homburg." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Juden in Seulberg und Köppern 1683 (Artikel von
1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1935 - nur der
erste Teil dieses Artikels wird hier wiedergegeben- : "600 Jahre
Homburger Jüdische Gemeinde. Am 5. August dieses Jahres (sc. 1935)
jährte sich zum 600 Mal der Tag, an dem durch den Erlass des Kaisers 'Lodewig
dem Eteln Manne Gottfriden von Eppinstein' die Ansiedlung von 10 Juden in
Homburg gestattet wurde. Seit diesem ersten Homburger Minjan kann man vom
Bestehen eines Homburger Kehilla (jüdische Gemeinde) sprechen.
Als der 'schwarze Tod' durch Deutschland raste und allerorts auf die
Beschuldigung hin, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, grausame
Judenverfolgungen einsetzten, ersehen wir aus den vorhandenen Quellen,
dass dieser Kelch scheinbar an der Homburger Gemeinde vorbeigegangen ist
(1348).
Wechselvoll, wie die Geschichte unseres Volkes im Golus überhaupt, ist
auch die Geschichte der Homburger Gemeinde. Oftmals schmolz sie auf einen
winzigen Rest zusammen. So meldet z.B. die sog. 'Amtsrechnung von der
Anzahl der Judenschafft im Jahre 1683" von nur vier Homburger
Juden: 1. Eleasar der Hofjud, 2. Baruch, 3. Löw, 4. David, sowie von vieren
in Seulberg, zwei in Köppern, einem in Steden und zwei in Gunzelheim
(heute Gonzenheim). Aber trotz alle Begrenztheit des jüdischen
Lebensraumes hat sich die Gemeinde im Laufe der Zeit stetig vergrößert,
sodass im Jahre 1750 56 jüdische Familien in Homburg ihren Wohnsitz
hatten..." |
Streit um das zustehende Holz aus dem Gemeindewald (1853)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. August 1853:
"Bad Homburg, im Juli. Wenn das Jahr 1848 für die Israeliten in irgendeinem
Staate günstig wirkte, so sind es doch besonders die in hiesiger
Landgrafschaft, da denselben die Gleichstellung stets mit der größten
Strenge gewahrt und aufrecht erhalten wird. Als Beweis diene folgende
Begebenheit: Nachdem die Israeliten in hiesiger Landgrafschaft ihren
christlichen Mitbürgern in allen Rechten gleichgestellt waren,
beanspruchten die Juden in dem 1/2 Stunde von hier gelegenen Dorfe
Seulberg von der dortigen Gemeinde das jährlich Losholz, welches allen
Ortsbürgern aus dem Gemeindewalde unentgeltlich erteilt wird, welches
ihnen jedoch mit der größten Energie verweigert wurde. - Die hiesige Landesregierung
machte es dem dortigen Gemeinderate zur unerlässlichen Aufgabe den
Israeliten Holz zu geben, legte jedoch ersteren ein Einkaufsgeld zum Gemeindeeigentume
auf. Dieser Befehl blieb unbeachtet und die Sache zog sich durch Prozesse
etc. bis zu der diesjährigen Holzverteilung hinaus, wo der
Regierungsbefehl erneuert und verschärft und polizeiliche
Zwangsmaßregeln ergriffen wurden, allein die ganze Gemeinde widersetzte
sich mit aller Gewalt diesen Anordnungen, bis endlich noch das letzte
Mittel, das der Exekutive angewandt werden musste, es wurden nämlich nahe
an 300 Mann hiesiger Truppen zur Exekution nach Seulberg geschickt und am
Tage des Einzugs der Bürgermeister und sämtlicher Gemeinderat sowie noch
mehrere Beteiligte verhaftet und ersterer seiner Stelle entsetzt. Nun
erhielten die Israeliten das beanspruchte Holz, doch sollen sich die Gegner
vereint haben, um den Juden den gänzlichen Verkehr mit ihnen
abzuschneiden." |
Rückblickender Bericht zum dem Streit von 1853 (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Israelit" vom 14. Januar 1892: "Homburg
vor der Höhe. Ihr wertes Blatt bringt in Nr. 100 eine Korrespondenz
aus Homburg v.d.H., die in großen Zügen die Geschichte der Homburger
jüdischen Gemeinde skizziert, und gibt dies uns Veranlassung, diesen
Bericht durch Mitteilungen zu ergänzen.
Es war anfangs der 50er-Jahre, als die Bewohner des Dorfes Seulberg,
welches zur Landgrafschaft Homburg gehörte, sich gegen ihre jüdischen
Mitbürger zusammenrotteten, weil dieser ihren Anteil an den
Gemeindewaldungen forderten und in edler Kampfestaktik den Mut durch
Fenstereinschlagen, Häuserdemolierungen und ähnliche Heldentaten zum
Ausdruck brachten, sodass die jüdischen Einwohner in der Nacht nach dem
nahen Homburg frühen mussten. Sobald der Landgraf davon erfuhr, ging er aufs
schärfste gegen die Rädelsführer vor. Seulberg erlebte damals die
Proklamierung des Standrechts gegen die Judenhetzer, die dann auch zum
befriedigenden Schadenersatz für alle Eigentumsverletzungen, die sie sich
zu Schulden hatten kommen lassen, angehalten wurden..." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Nudelfabrik Theodor Haller - koschere Nudeln
aus Friedrichsdorf (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1903:
"Verlangen Sie bitte Originalpackung.
Eier-Nudeln - koscher ungefärbt - Eier-Maccaroni.
Haller.
Fabrikant: Theodor Haller, Friedrichsdorf (Taunus)." |
Zur Geschichte der Synagoge
In Seulberg bestand eine
Synagoge beziehungsweise ein Betsaal: bei der Antragstellung im Blick auf die
Anerkennung als jüdische Gemeinde wiesen die jüdischen Haushaltsvorstände
schon 1831 darauf hin, dass bereits 40 Jahre in Seulberg ein regelmäßiger
Gottesdienst abgehalten werde, d.h. seit der Zeit um 1790, Es ist nicht bekannt,
wo sich dieser Betsaal / die Synagoge der Gemeinde im 19. Jahrhundert befand.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt
Fotos / Abbildungen
Es sind noch keine
Fotos / Abbildungen zur jüdischen Geschichte
in Seulberg und Köppers vorhanden. Über Hinweise freut sich der
Webmaster
der "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 251-252 (zu Seulberg; hier auch
Informationen zu Köppern) |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 187 (Foto zur Friedhofsgeschichte). |
| bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. keine Abschnitte zu
Seulberg. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 184. |
n.e.
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