Der jüdische Friedhof in Oberlustadt wurde
entweder "schon im 18. Jahrhundert" (Publikation des Landesamt s.Lit.),
genauer 1770 (Hinweistafel am Friedhof) oder erst 1824 angelegt ("The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust", s.Lit. bei Synagogenseite,
demnach 1828 eingeweiht). Die Friedhofsfläche umfasst 20,80 ar.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt nördlich von Oberlustadt: von
Oberlustadt kommend (Fortsetzung der Kirchstraße) über die Kreuzung mit der B
272 und über den Hainbach fahren. Der Friedhof liegt rechts am Hang (als
bewaldetes Grundstück erkennbar).
Fotos
Der Friedhof im Sommer
2004 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 28.8.2004)
Eingangstor
Hinweistafeln am
Eingang
Teilansichten des
am Besuchstag wenig gepflegten Friedhofes
Levitenkanne
Teilansicht
Grabstein für
Babette Wyler
geb. Oehlber aus Weingarten
Grabstein für Berta Meier
geb. Rubel
aus Oberlustadt (1872-1921)
Der Friedhof im
Winter 2010/11 (Fotos: Karl Erhard Schumacher, Römerberg)
Blick auf den Friedhof
Teilansichten des
Friedhofes
Teilansicht
des Friedhofes
Grabstein mit
Pflanzenornamentik und Vase
Grabstein für Abraham
Mohr
(Abraham Ben Naftali) (1836-1903)
Grabsteine mit
Pflanzen- /Akanthus-Ornamentik und Schriftbändern
Grabstein mit Levitenkanne
Der Friedhof im Herbst 2020
(Fotos: Karl Erhard Schumacher; Aufnahmen vom November 2020)
Verschiedene Ansichten des inzwischen gut gepflegten Friedhofes (siehe
Pressebericht unten); die Ausschnittvergrößerung rechts zeigt die
Akanthus-Ornamentik mit der Inschrift: "Zeuge sei dieser Haufe und
Zeugnis dieser Gedenkstein" (1. Mose 31,52).
Film bei YouTube zum jüdischen Friedhof Oberlustadt
Juli 2020:
Der jüdische Friedhof wurde in
Privatinitiative gerichtet
Artikel
von Timo Nagel in der "Rhein-Pfalz" vom 12. Juli 2020:
"In Eigeninitiative haben Richard und Trudel Bach den jüdischen
Friedhof hergerichtet.
LUSTADT. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Lustadt über 200 Juden.
1940 wurden die letzten zehn im Ort ansässigen Juden, laut
Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung jüdischer Geschichte, ins französische
Gurs deportiert. In Oberlustadt erinnert der jüdische Friedhof an die
jüdische Gemeinde. Ein Lustadter Ehepaar hat ihn nun auf Vordermann
gebracht. Die 2080 Quadratmeter große Ruhestätte mit 201 Gräbern ist für
Ortsunkundige schwer auffindbar: Sie befindet sich nördlich von Oberlustadt,
jenseits des Hainbachs im Gewann 'In den Wahlen'. Ein Schild am Eingang
informiert, dass der Friedhof seit 1770 besteht. Stimmt diese Zahl, gehört
der Friedhof zu den ältesten in der Region: 'Die meisten anderen wurden erst
ab 1800 angelegt', weiß Eberhard Dittus, Beauftragter für Gedenkstätten der
Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorsitzender der Gedenkstätte für
NS-Opfer aus Neustadt. Klar ist aber, dass es bis vor Kurzem auf dem
Friedhof 'wild' aussah, dringend gehandelt werden musste. Wird nicht gehandelt, gibt es keine Förderung. Das bestätigt Dittus,
der sich mit der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz (Speyer) 'sehr eng
verbunden' fühlt, eng kooperiert. Dittus bereist mit einem Kollegen die rund
80 jüdischen Friedhöfe in der Pfalz, inspiziert deren Zustände, schaut, wo
es Probleme gibt. Solche meldet er den zuständigen Kommunen: 'Wenn sich
nichts tut, sperrt im schlimmsten Fall die Aufsichts- und
Dienstleistungsdirektion (ADD) die Fördergelder', betont Dittus. Bereits
2015 leitete Joachim Hahn von der Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung
jüdischer Geschichte (Alemannia Judaica) Dittus eine erste Beschwerde über
den Zustand des Friedhofs weiter. Beklagt hatte sich eine katholische
Religionslehrerin aus der Pfarrei Bellheim: 'Seit dieser Zeit war mir der
Friedhof als Sorgenkind bekannt', so Dittus. Die Probleme: der ungepflegte
Zustand und die nicht mehr intakte, wilde, teils fehlende Umzäunung. Die
Besonderheit jüdischer Friedhöfe: 'Sie sind Denkmäler. Bestattete haben
ewiges Ruherecht.' Wichtig: 'Die Umzäunung muss sichtbar sein, um ewige Ruhe
zu gewährleisten', informiert Dittus. In 148 Arbeitsstunden ein 'Vorzeigeprojekt' geschaffen. Nachdem sich
über längere Zeit auf dem Friedhof nichts getan hatte, forderte Dittus die
Kommune im Sommer letzten Jahres schriftlich auf, tätig zu werden: 'Das war
schon ein bisschen unangenehm', räumt Beigeordneter Heinz Hellmann (FWL)
ein. Dittus lobt Hellmanns Engagement: 'Er hat den Bereich übernommen, als
es nicht gerade leicht war und sich eingesetzt.' Konkret: Er führte
Gespräche mit der Gruppe 'Wir für Lustadt (WfL)'. Diese waren von der
Aufgabe angetan – und stellten Pfähle aus Robinienholz für die Umzäunung
her. Dann kam Corona. Weitere Treffen konnten nicht stattfinden.
WfL-Mitglied Richard Bach nahm die Sache dann selbst in die Hand: Er hat die
Holzpfähle und 235 Ligusterpflanzen gesetzt, das Gelände eingezäunt,
gepflegt sowie die Eingangstür repariert – und 148 Arbeitsstunden
investiert. Ehefrau Trudel hat ihn unterstützt, mitgepflanzt, aufgeräumt,
fehlendes Material besorgt. Die Ruhestätte sei nun 'zu einem richtigen
Schmuckstück, einem Vorzeigeprojekt' geworden: 'Wir sind immer noch angetan.
Selten haben wir einen so gut gepflegten Friedhof vorgefunden', sind sich
Dittus und Slava Nechitajlo von der Kultusgemeinde einig. Jetzt könnten
wieder Schulklassen den Friedhof besuchen. Dittus ist auch bereit, im Herbst
über den Friedhof und die jüdische Bestattungskultur zu referieren.
Schlagwörter" Link zum Artikel
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 240-241 (mit weiteren Literaturangaben).
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