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Passau (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Passau - bis zum 16. Jahrhundert ein Zentrum des
internationalen Fernhandels - gab es im
Mittelalter eine größere jüdische Gemeinde. Schon in der sogenannten
"Raffelstätter Zollordnung" aus der Zeit um 903 werden neben
Bayern, Slaven und Russen ausdrücklich Juden genannt, die in den östlichen Gegenden von Bayern
zu Handelszwecken reisten. Ob es damals bereits Juden in der Stadt gab, ist
nicht bekannt. 1204 wird als einer der drei Mautner des Passauer Bischofs
David Judaeus genannt, ob er in Passau lebte, ist jedoch nicht bekannt. Eine
Urkunde von 1210 lässt die Anwesenheit von Juden in der Stadt vermuten. Damals kam es zu einem Vergleich zwischen
dem Bischof und den Juden, die schweren Schaden erlitten hatten, nachdem ihr Besitz
geraubt worden war. Eine Schadensersatzregelung wurde getroffen. In der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts waren sicher Juden in der Stadt. 1260
zahlten sie dem damaligen Bischof Otto eine größere Summe zum Rückkauf eines
Zehnten. Die Juden der Stadt lebten überwiegend vom Geldhandel. Ihre Häuser
lagen in der "Judenstraße" (heute: Steiningergasse), die von der Donau
zum damaligen Markplatz (heute Residenzplatz) führte. Die
Synagoge
befand sich am Innufer in der nach ihr genannten "Judenschulstraße"
(judenschulstrazz, 1362 und 1388 genannt, heute "Zinngießergasse"). Sie wird erstmals 1314 erwähnt. Die
Toten der Gemeinde wurden in dieser Zeit wahrscheinlich in Regensburg
beigesetzt.
Bei
der Verfolgung 1338 (vgl. Deggendorf) und derjenigen in der Pestzeit 1348/49
wurden möglicherweise auch Passauer Juden ermordet, da nach diesen
Verfolgungen erst 1371 wieder Juden in der Stadt genannt werden.
Möglicherweise wohnten sie in der Folgezeit nicht mehr in der "Judenstraße" (judenstraz,
1354 und 1371 genannt). Hier gehörten die Häuser in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts christlichen Familien.
Das jüdische Wohngebiet lag nun (spätestens seit Anfang des 15. Jahrhunderts)
in einem "Judenstädtl" ("oppidulum Judaeorum") am
Ilzufer zu Füßen des Oberhauses (in der Ilzstadt), wo sich nach einer
Überlieferung schon um 1100 aus Regensburg vertriebene Juden angesiedelt haben
sollen. Auch in der zweiten Hälfte des 14. und im 15. Jahrhundert lebten die Juden vom Geld- und
Pfandverleih; der Warenhandel lag damals weitgehend in den Händen der
christlichen Bürger. 1390 wurden die Passauer Juden
verhaftet. Sie wurden gezwungen, alle Schuldbriefe und Pfänder auszuliefern.
Spätestens seit 1418 war ein jüdischer Friedhof nördlich des "Judenstädtl"
vorhanden. 1419 wurde eine Kleidervorschrift erneuert, wonach die jüdischen Männer einen
spitzen Hut, die Frauen eine klingende Schelle zu tragen hatten. Bis zu etwa 15
jüdische Familien dürften in der Ilzstadt gelebt haben. Am 10. Februar 1478
wurden alle erwachsenen jüdischen Männer gefangengenommen und des
Hostienfrevels beschuldigt. Auf Grund der durch die Folter erzwungenen Aussagen
wurden am 10. März 1478 zehn von ihnen hingerichtet, darunter zwei Fremde.
Die übrigen wurden vertrieben, sofern sie sich nicht zur Taufe bereit
erklärten. Angeblich sollen 40 oder 46 Juden getauft worden. Im
Zusammenhang mit dieser Judenverfolgung wurde die Synagoge zerstört. Als
Sühnekirche wurde 1479 bis 1495 die Kirche St. Salvator erbaut. Sie soll
an Stelle einer Synagoge in der Ilzstadt erbaut worden
sein.
Die Kirche St. Salvator diente der Pflege des kirchlichen Antijudaismus in der
Stadt über mehrere Jahrhunderte. Ein Emporenkapellenumgang zeigte die "Heiltümer"
mit dem angeblichen Hostienfrevel. Dieser wurde bis zum 19. Jahrhundert auch auf
Tafelbildreihen dargestellt, die sich heute zum Teil im Passauer Oberhausmuseum
befinden. Ein angeblich zum Durchstechen der Hostien verwendetes Messer wurde in
eine prunkvolle Monstranz eingearbeitet. Rest der mittelalterlichen Synagoge
haben sich in der Salvatorkirche in der gewölbten Halle im Erdgeschoss erhalten.
Seit März 2005 ist an der Salvatorkirche eine Gedenktafel zur Erinnerung an den
Judenpogrom 1478 angebracht.
Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte jüdische
Personen wieder in Passau zuziehen, ohne dass es zur
Gründung einer selbständigen jüdischen Gemeinde kam. Die Zahl der
jüdischen Einwohner entwickelte sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wie
folgt: 1867 8 jüdische Einwohner, 1871 7, 1880
16, 1890 42, 1900 34, 1910 73 (0,3 % von insgesamt 20.983
Einwohnern), 1925 48, 1933 40 jüdische Einwohner. Die jüdischen Familien lebten vom
Handel mit Textilien, Schuhen und Holz.
Die jüdischen Familien des 19./20. Jahrhunderts hatten keine eigenen
Einrichtungen am Ort. Sie gehörten seit 1903 zur jüdischen
Gemeinde in Straubing. Die in Passau verstorbenen Juden wurden
auf dem jüdischen Friedhof in Straubing
beigesetzt.
Nach 1933 traf der wirtschaftliche Boykott die zwölf jüdischen
Geschäfte schwer. Als das jüdische Warenhaus "Merkur" im August
1935 seinen Ausverkauf abhalten wollte, verwehrten Posten der NSDAP den Käufern
den Zutritt in das Geschäft. Als die Übergriffe andauerten, schloss die
Polizei das Warenhaus. Am 31. August 1935 fande in Passau eine stark besuchte
antisemitische Kundgebung statt. Noch in der Nacht und an den folgenden Tagen
wurden auf die Schaufenster der jüdischen Läden Plakate mit antijüdischen
Parolen geklebt und antisemitische Handzettel verteilt. In kurzer Zeit gingen
nun sämtliche jüdischen Geschäfte in "arischen Besitz" über. Im
August 1938 wurde Robert Weilheimer festgenommen und in das Gefängnis von
Amberg gebracht. Er wurde später in Polen (Treblinka) ermordet. Bis zum
Beginn der Deportationen waren fast alle jüdischen Einwohner ausgewandert
oder von Passau verzogen (20 nach München, vier nach Berlin). Die zwei letzten jüdischen Einwohner waren
Frauen, die in "privilegierter Mischehe" lebten und den Krieg in
Passau überlebten.
Von den in Passau geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Maurus geb.
Bechert (geb. 1896 in Passau, später in München wohnhaft), gest. im November
1941 an Suizid, Aloisia (Luise) Schwarzschild geb. Klein (geb. 1909 in Passau,
später in Kaiserslautern wohnhaft, 1940 in das südfranzösische KZ Gurs
deportiert und umgekommen), Robert Weilheimer (1900).
Nach 1945 bildete sich in der Stadt eine jüdische Gemeinde aus ehemaligen
Lagerhäftlingen / Displaced Persons (überwiegend aus der Stadt und der
Region Kielce/Polen). Im Januar 1946 wurde eine jüdische
Gemeinde gegründet. Im August 1946 lebten 150 jüdische
Personen in der Stadt. Verwaltungssitz und kulturelles Zentrum der
jüdischen Gemeinde in Passau war das Hotel Deutscher Kaiser in der
Bahnhofstraße 30. Gemeindevorstand war Josef Holländer. Die Zahl der in
Wohnungen oder in Häusern Passaus zeitweise untergebrachten Juden lag bei bis
zu 280 Personen. Nach Gründung des Staates Israel 1948 sind die
meisten ausgewandert. Viele hatten sich vor der Auswanderung in einem
"Trainingskibbuz" im Soldenpeterweg 19 für die Auswanderung
vorbereitet (landwirtschaftliche Arbeiten usw.). 1961 wurden noch 35 jüdische Einwohner gezählt, 1976
20.
vgl. Jim G. Tobias:
Chazak we Emaz - Stark und Mutig! Die jüdische Nachkriegsgemeinde Passau...
Seit den 1990er-Jahren erfolgte wieder ein etwas stärkerer Zuzug von
jüdischen Personen und Familien aus den GUS-Staaten
("Kontingentflüchtlinge").
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Beitrag "Zur
(mittelalterlichen) Geschichte der Juden in Passau" von W. M.
Schmid (1929)
Der Beitrag erschien in der "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in
Deutschland" 1929 Heft 2 S. 119-135: Zum Lesen bitte die
Textabbildungen anklicken;
auch als pdf-Datei
herunterzuladen.
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Seite 119 |
Seite 120 |
Seite 121 |
Seite 122 |
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Seite 123 |
Seite 124 |
Seite 125 |
Seite 126 |
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Seite 127 |
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Seite 129 |
Seite 130 |
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Seite 131 |
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Seite 133 |
Seite 134 |
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Seite 135 |
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Aus dem
20. Jahrhundert - Berichte in jüdischen Periodika
Antisemiten sprengen eine Veranstaltung (1920)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. März 1920: "München. In Passau wurde eine von den freien
Gewerkschaften veranstaltete geschlossene Vorstellung des Dramas 'Kurt
Eisner' von Reichswehrsoldaten und Studenten mit dem Ruf 'Nieder mit den
Juden' gesprengt." |
Herr Hollerbaum ist vermutlich der älteste jüdische
aktive Offizier des bayerischen Heeres (1914)
Anmerkung: es handelt sich um Maximilian Hollerbaum (geb. 1850 in
München, gest. 25. September 1915 in Straßburg).
Vgl. Artikel
"Maximilian Hollerbaum" im Regiowiki Niederbayern &
Altötting.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. Dezember 1914: "Herr Hollerbaum aus Passau übernahm
als Major z.D. bald nach Beginn der Mobilmachung die Bahnhofskommandantur
Passau. Jetzt steht er als Kommandant des Landsturmbataillons Passau mit
seinem Bataillon im Osten. Da Major Hollerbaum, der schon den Feldzug
1870/71 mitgemacht hat, 62 Jahre alt ist, dürfte er der älteste
jüdische aktive Offizier des bayerischen Heeres
sein." |
Weitere Dokumente
Quittungsbeleg
über eine Wertsendung an
August Dingfelder in Passau - Sailerwöhr (1919)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
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Der Quittungsbeleg über eine Wertsendung an Herrn August Dingfelder in Passau-Sailerwöhr
ist datiert vom 2. Juni 1919.
August Dingfelder ist 1862 geboren in Uehlfeld; er war verheiratet (Schweinfurt 1887) mit Emma Gundersheimer aus
Gochsheim. Das Ehepaar bekam fünf Kinder: Rosa (1888), Justin(1889),
Siegbert (1891),
Hermine (1895) und Hermann (1897). 1921/22 betrieb die Firma August Dingfelder & Söhne ihre "Mechanische Seilerwarenfabrik" auch in der Sailerwöhrstr.
6 in Passau.
Im September 1920 ließ sich Hermann Dingfelder als technischer Betriebsleiter des Unternehmens eintragen, das
"Import und Export von Landesprodukten insbesondere Hanf" betrieb. August Dingfelder
emigrierte im August 1936 von Nürnberg in die Niederlande und wurde am 9. Februar 1943 im Sammellager Westerbork
inhaftiert, in der Zeit vom 14. - 16. September 1943 in das KZ Bergen-Belsen
verbracht, von dort am 26. Januar 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert,
wo er am 1. Juli 1944 umgekommen ist (für tot erklärt).
Quellen: Anna Elisabeth Rosmus-Wenninger: Exodus (s.Lit.)
http://www.mesusa.de/images/download/mesusa8/Uehlfeld_284-285.pdf
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Zur Geschichte der Synagoge
Im Mittelalter erfährt man von einer Synagoge in der
Altstadt (1314 erstmals und 1427 letztmals genannt) am Inn sowie von einer Synagoge in der Ilzstadt am Ufer der Ilz (bis zur
teilweisen Zerstörung 1478) am Platz der St.-Salvator-Kirche.
Näheres siehe oben im Text.
Im 19./20. Jahrhundert (bis zur NS-Zeit) war vermutlich kein Betraum
vorhanden. Möglicherweise trafen sich Gemeindeglieder zeitweise zur Abhaltung
von Gottesdiensten in einem der jüdischen Häuser. Ansonsten wurden die
Gottesdienste in Straubing besucht.
1945/46 gab es einen Betraum für die in der Stadt sich aufhaltenden Displaced
Persons (DPs). Der Betsaal und eine Mikwe (rituelles Bad) befanden sich im Hotel
"Deutscher Kaiser" in der Bahnhofstraße 30. Nach dem Wegzug der DPs
wurde die Gemeinde aufgelöst. Das Hotel "Deutscher Kaiser" wurde (bis
zur Gegenwart) wieder als Hotel benutzt.
Adresse/Standort der Synagoge: siehe
Textbeschreibungen oben
Fotos / Abbildungen
(neuere Fotos: Hahn, Aufnahmen vom August 2018)
Pläne der jüdischen
Ansiedlungen
in der mittelalterlichen Altstadt
und der Ilzstadt
(aus dem Beitrag von Schmid s.o.
in höherer Auflösung) |
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Plan der Altstadt mit
Eintragung der
"Judengasse", "Judenschulgasse" und
der Stelle der Synagoge (h). |
Plan der Ilzstadt
mit Eintragung der
Judensiedlung am Ilzufer, der Synagoge
(a, hier später St. Salvator) und des
jüdischen Friedhofes |
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Die mittelalterliche
"Judengasse"
(heute Steiningergasse) zwischen
Residenzplatz und der Donau |
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Straßenschild am
Residenzplatz |
Blick Richtung Donau
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Jüdisches Wohngebiet
vermutlich bis Mitte
des 14. Jahrhunderts: Die "Judenschulgasse"
(heute Zinngießergasse) zwischen
Residenzplatz und dem Inn |
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Eingang zur
Zinngießergasse vom Residenzplatz |
Blick auf die Gebäude
Zinngießergasse 2 und 4 |
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Zinngießergasse |
Zinngießergasse 6 mit
gotischem Hauseingang |
Aufgang zur
Zinngießergasse vom Inn |
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Fotos der
Gebäude am Inn im Bereich der mittelalterlichen Synagoge |
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Zeitgenössisches Flugblatt
(um 1480)
vom (erlogenen) Hostiendiebstahl
der Juden von Passau |
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Jüdisches Wohngebiet
vermutlich seit Ende des
14. Jahrhunderts: die an Stelle der Synagoge im
Stadtteil Ilzstadt 1479 bis 1495
erbaute Sühnekirche St. Salvator |
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vgl.
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Salvator_(Passau) |
Die Kirche diente
jahrhundertelang
der Pflege des kirchlichen Antijudaismus
in der Stadt |
Außenansicht "Ehemalige
Synagoge
zu Passau" auf einem Stahlstich
von J. Poppel aus dem Jahr 1846 |
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Gedenktafel an der
Salvatorkirche
(am 8. März 2005 angebracht)
Quelle |
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Link zur Rede von Oberbürgermeister
Albert Zankl anlässlich der Enthüllung
der Gedenktafel am 17. März 2005 |
Gedenktafel
mit der Inschrift: "Kirche St. Salvator erbaut 1479 - ca. 1570.
Doppelstöckige, spätgotische Wallfahrtskirche, profaniert im Jahre 1803. Sie
wurde errichtet auf den Trümmern der zerstörten Synagoge der jüdischen
Gemeinde Passau. Unter Fürstbischof Ulrich von Nußdorf wurde die Gemeinde im
Jahre 1478 wegen eines angeblichen Hostienfrevels verfolgt und zehn ihrer
Mitglieder wurden hingerichtet. Der Rest der Gemeinde musste sich taufen
lassen oder wurde vertrieben, die Synagoge wurde niedergerissen. Seitdem
gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in Passau. Die Salvatorkirche soll
Mahnung sein für ein friedliches Miteinander von Christen und Juden, von
Religionen und Völkern". |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
1980er-Jahre:
Besuche ehemaliger jüdischer
Passauer |
Aus der Website der
Stadt Passau (eingesehen am 16.12.2019): "Besuche ehemaliger jüdischer
Mitbürger.
Zu Beginn der 1980-er Jahre hatte sich die Passauer Schülerin Anja
Rosmus-Wenninger (heute Anna Rosmus) auf Spurensuche begeben und die
Lebenswege und Schicksale der ehemaligen jüdischen Mitbürger, die in der
Zeit des Nationalsozialismus in Passau gelebt haben, erforscht. Die
Ergebnisse ihrer Recherchen fasste sie 1983 in ihrem ersten Buch „Widerstand
und Verfolgung am Beispiel Passaus 1933-1939“ zusammen. Initiiert von Anna
Rosmus, hat die Stadt Passau in der Zeit danach, dem Beispiel anderer
deutscher Städte folgend, ehemalige jüdische Mitbürger, die in der Zeit des
Nationalsozialismus Passau verlassen mussten, zu einem Besuch in ihre
frühere Heimatstadt eingeladen. Als erstes kam 1986 Robert Klein aus San
Francisco zusammen mit seiner Frau nach Passau. 1987 besuchte Ilse Grünebaum
aus New York die Stadt. 1988 waren Arthur Otto Burian und seine Schwester
Trude Berkey aus Florida zu Gast. 1991 wurden Kurt Hartmann aus Carmel/Kalifornien,
Erich Hartmann aus New York und Ruth Kaufmann, geb. Hartmann aus Norwalk/Connecticut
begrüßt. 1992 war Günter Blättner aus San Jose/Kalifornien gemeinsam mit
seiner Tochter hier in Passau zu Gast."
Link zum Artikel |
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1994:
Gedenktafel für die Jüdin Lydia
Zach und ihren Ehemann Josef Zach |
Aus
der Website der Staddt Passau (eingesehen am 16.12.2019): "Gedenktafel
Josef und Lydia Zach
Gedenktafel für die Jüdin Lydia Zach und ihren Ehemann Josef Zach -
verbunden mit dem Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger in Passau
Seit 1994 erinnert, auf eine Initiative von Anna Rosmus zurückgehend, eine
Gedenktafel an der Grabstätte von Lydia und Josef Zach im Passauer
Innstadtfriedhof an die während der NS-Zeit in Passau verfolgten jüdischen
Mitbürger und an all diejenigen, die ihnen damals geholfen haben.
Dank ihres couragierten Ehemanns, des Passauer Katholiken Josef Zach, hatte
die Jüdin Lydia Zach die NS-Zeit in Passau unbeschadet überstanden."
Link zum Artikel |
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November 2004:
Schulprojekt zum Gedenken an das Schicksal der jüdischen Passauer in der
NS-Zeit |
Aus der Website der
Stadt Passau (eingesehen am 16.12.2019): "Ein vom Stadtjugendring Passau
und dem Kulturamt initiiertes Schulprojekt - Gedenken an die ehemaligen
jüdischen Mitbürger
Der Holocaust an den Juden, das schrecklichste Verbrechen in der Geschichte
der Menschheit, weist uns einen klaren Weg in die Zukunft. Von Generation zu
Generation muss versucht werden ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie
wichtig es ist Toleranz zu üben und Menschen, egal welcher Abstammung sie
sind und welche Traditionen sie haben, mit Achtung und Respekt zu begegnen.
Im Jahr 2004 gab es in Passau anlässlich des Gedenkens an die
Reichspogromnacht vom 9. November 1938, ein Schulprojekt im Rahmen dessen
mehr als 100 Schüler in der Altersstufe zwischen 15 und 20 Jahren die
Geschichte der jüdischen Mitbürger während der NS-Zeit in Passau im
Stadtarchiv recherchierten.
Im Rahmen einer Gedenkstunde am 9. November 2004 wurden die so ermittelten
Biografien der Familien verlesen. Vor den ehemaligen Wohn- und
Geschäftshäusern der jüdischen Mitbürger brannten an diesem Tag von den
Schülern dort platzierte Kerzen. So wurde an diesem 9. November 2004 jedem
Einzelnen der ehemaligen jüdischen Mitbürger symbolhaft wieder ein Platz in
unserer Stadt gegeben."
Link zum Artikel
Link zur
Rede von Oberbürgermeister Albert Zankl zum Gedenken an die Pogromnacht 1938
und des Schulprojektes |
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Oktober 2014:
Erinnerung an die jüdische
Nachkriegsgemeinde |
Aus der Website der
Stadt Passau (eingesehen am 16.12.2019: "Erinnerung an die Jüdische
Nachkriegsgemeinde in Passau
Die jüdische Nachkriegsgemeinde Passau. Am 17.10.2014 wurde das Kunstprojekt
'Engel der Kulturen' der bildenden Künstler Gregor Merten und Carmen
Dietrich in Passau verwirklicht. Ein runder Stahlhohlkörper mit den Symbolen
der drei monotheistischen Weltreligionen, der in der Mitte den Umriss eines
Engels zeigt, wurde mitten in der Passauer Fußgängerzone in den Boden
eingelassen. Die Bodenintarsie soll ein Symbol für Toleranz und
gegenseitiges Verstehen sein. Eine größere Version dieser Skulptur wurde
davor in Form einer Prozession zu verschiedenen Stationen in der Stadt
gerollt, die sich mit diesen Weltreligionen verbinden. Für das Judentum
wurde Station auf dem Europaplatz gemacht. Ganz in der Nähe befindet sich
das Hotel 'Deutscher Kaiser'. Dort fand zuletzt jüdisches Leben in Passau
statt. In diesem Gebäude befand sich nach dem Krieg, bis Ende der 1940-er
Jahre, die 'Jewish Community Passau'. Mit einer Fotoausstellung des
Stadtarchives auf dem Europaplatz und Informationen von Dr. Stefan Rammer
wurden die Teilnehmer der Veranstaltung im Rahmen des Projektes 'Engel der
Kulturen' über die Existenz der Jüdischen Nachkriegsgemeinde informiert."
Link zum Artikel |
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Juli 2015:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Passau |
Artikel
in der Website der Stadt Passau (mit Fotos der Stadt Passau): "STOLPERSTEINE
in Passau. Aktion unter Leitung des Stadtjugendrings zum Gedenken an das
Ende der NS-Gewaltherrschaft vor 70 Jahren
Am heutigen Freitag (24. Juli 2015) wurden die ersten STOLPERSTEINE in
Passau verlegt. Oberbürgermeister Jürgen Dupper nahm an der Verlegung in der
Fußgängerzone teil.
Die Stolpersteine an drei Verlegeorten erinnern an jüdische Familien, die in
Passau gewohnt, gelebt, gearbeitet haben und deren Kinder hier in die Schule
gegangen sind. Anlass für dieses Projekt ist das diesjährige Gedenken an das
Ende der NS-Gewaltherrschaft vor 70 Jahren. Das Erinnerungsprojekt
STOLPERSTEINE in Passau wurde auf Initiative des Stadtjugendrings Passau in
Kooperation mit der Mittelschule St. Nikola, dem Gymnasium Leopoldinum, dem
Gisela-Gymnasium Niedernburg und den Jugendverbänden der Evangelischen
Jugend und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend ins Leben gerufen. Mit
der Unterstützung der Stadt Passau in Form eines einstimmigen Votums des
Kulturausschusses, wurde das Projekt unter Mitarbeit des Kulturamtes der
Stadt Passau, dem Arbeitskreis Christen und Juden und dem Runden Tisch gegen
Rechts gemeinsam entwickelt. Dieses Projekt ist als Schülerprojekt und
Projekt der Jugendarbeit ausgerichtet: Junge Leute begeben sich auf die
Spuren der Vergangenheit, setzen sich mit der NS-Zeit auseinander und
erforschen die Geschichte der ehemaligen jüdischen Mitbürger in Passau. Mit
den Einzelschicksalen von Familien vor Augen, bekommen die jungen Leute
einen erfahrbaren Zugang zur Geschichte. Die Jugendlichen aus Schulen und
Jugendverbänden pflegen damit eine Kultur des Erinnerns, die sie und andere
für Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Zivilcourage
sensibilisieren soll.
In Passau wurden die STOLPERSTEINE für drei Familien auf dem Bürgersteig
vor dem Hauseingang ihres letzten freiwillig gewählten Wohnortes verlegt:
Nikolastraße 10 für die Familie Grünebaum: Leopold und Margareta
Grünebaum mit ihren Töchtern Ilse, Margot und Rosa Grünebaum. Leopold
Grünebaum ist einen Tag vor der Flucht gestorben. Margareta Grünebaum, deren
Visum mit dem Ehemann verbunden war, wurde anschließend deportiert und in
Kaunas ermordet. Die drei Töchter haben durch Flucht überlebt.
Ludwigstraße
19 für die Familie Pick: Henriette Pick mit ihren Töchtern Paula und
Lilly Pick und dem Pflegesohn Robert Weilheimer. Henriette Pick, Paula Pick
und Lilly Pick haben durch Flucht oder Heirat überlebt. Robert Weilheimer
wurde verhaftet, deportiert und in Treblinka ermordet.
Angerstraße 41 für die Familie Burian: Emil und Anna Kathinka Burian
mit ihren drei Kindern Gertrud Karolina, Kurt und Otto Heinrich. Emil und
Anna Kathinka Burian wurden deportiert und in Kaunas ermordet. Die drei
Kinder haben durch die Flucht in die USA überlebt...
as Erinnerungsprojekt STOLPERSTEINE in Passau wird gefördert vom
Bezirksjugendring Niederbayern, der Stiftung der Passauer Neuen Presse, der
Kulturstiftung Zahnradfabrik, dem Lions Club Passau und der Sparkasse
Passau."
Link zum Artikel |
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August 2015:
Neue Informationstafel für "Ecclesia
und Synagoga"-Figuren im Passauer Dom
Anmerkung: Am Hochaltar des Passauer
Doms - Relief Steinigung des heiligen Stephanus wurde noch in der
Nachkriegszeit (1947-1953) durch den Bildhauer Josef Henselmann die Figur
der Synagoge mit dem zerbrochenen Stab dargestellt.
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Artikel von in der
"Passauer Neuen Presse" vom 20. August 2015: "Passau. Bistum bekennt
überkommene Darstellung
Ein neuer Text auf der Hinweistafel vor dem Altar im Passauer Dom erklärt
seit ein paar Tagen ein wesentliches Detail, das die jahrhundertelang
geltende herabwürdigende Einstellung der Kirche zum Judentum symbolisiert.
Die Domherren stellen klar: 'Die Darstellung folgt einem überkommenen,
abschätzigen Muster.'
Es geht um die korrekte Beschreibung von Ecclesia und Synagoge in der
Darstellung des Bildhauers Josef Henselmann, die das über die Jahrhunderte
andauernde zwiespältige Verhältnis der Katholischen Kirche zum Judentum
widerspiegeln. Anneliese und Hans-Ulrich Kley haben sich seit fast 25 Jahren
beim Bistum um einen entsprechende Formulierung bemüht. Jetzt kamen die
Domherren dem Wunsch nach und und würdigen das Paar theologisch im Licht des
Zweiten Vatikanischen Konzils.
Über der Steinigungsszene schweben die allegorischen Figuren der Kirche und
der Synagoge. Die Synagoge mit gebrochenem Stab wendet sich vom Betrachter
ab. Die Kirche (Ecclesia) mit dem Kreuzstab ist dem Besucher zugewandt. Auf
der Hinweistafel wird dazu jetzt ergänzt: 'Die Darstellung der Synagoge
folgt einem überkommenen, abschätzigen Muster. Das Zweite Vatikanische
Konzil hat 1965 derartige Ikonographien kritisiert und erklärt, dass die
Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht dargestellt werden
dürfen.'"
Link zum Artikel |
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November 2015:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von pm im
"Wochenblatt" (Passau) vom 6. November 2015: "OB Dupper legt Kranz
nieder. Gedenkstunde zur Reichspogromnacht am 9. November. Am Montag, 9.
November 2015 um 12.30 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus.
PASSAU Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938,
fanden überall in unserem Land die Pogrome der sogenannten
Reichskristallnacht statt. Zum Gedenken an dieses schreckliche Ereignis, das
symbolhaft für die Verfolgung unserer jüdischen Mitbürger steht, wird
Oberbürgermeister Jürgen Dupper am Montag, 9. November um 12.30 Uhr am
Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus an der Innpromenade namens der
Stadt Passau im Beisein von Vertretern des öffentlichen Lebens einen Kranz
niederlegen. Schülerinnen und Schüler der Mittelschule St. Nikola, des
Gymnasiums Leopoldinum, des Gisela-Gymnasiums Niedernburg und die Verbände
der Katholischen und Evangelischen Jugend haben heuer, in Kooperation mit
dem Stadtjugendring Passau, das Kunstprojekt STOLPERSTEINE des Künstlers
Gunter Demnig realisiert. Insgesamt 14 Stolpersteine an drei Stationen
erinnern seither an das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger in Passau
in der Zeit des Nationalsozialismus. Am Vormittag des 9. November
werden Schülerinnen und Schüler der am Projekt beteiligten Schulen sowie
Mitglieder der Jugendverbände, die alle auch Paten für die Stolpersteine
sind, an den drei Stationen ein spezielles Gedenken zu folgenden Zeiten
veranstalten: 11 Uhr Ludwigstr. 19, Berufsschule 2 und Gymnasium Leopoldinum
(Familie Pick und Robert Weilheimer) 11.30 Uhr Angerstr. 41, BDKJ Bund der
Deutschen Katholischen Jugend (Familie Burian) 12 Uhr Nikolastr. 10 Gisela
Gymnasium Niedernburg und Mittelschule St. Nikola (Familie Grünebaum).
Anschließend werden die Jugendlichen auch die Veranstaltung am Mahnmal mit
gestalten. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen an den Gedenkfeiern
teilzunehmen!"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica I, 266-267; II,2 S. 647-648; III,2
S. 1088-1091. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 68-69. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 330; 1992² S. 341-342. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 146.
|
| Anna Elisabeth Rosmus-Wenninger: Widerstand und
Verfolgung am Beispiel Passaus 1933-1939. Andreas-Haller-Verlag 1983. |
| dies.: Exodus - Im Schatten der Gnade. Aspekte zur
Geschichte der Juden im Raum Passau. Tittling 1988. |
| Herbert Wurster (Diözesan-Archivar in Passau): Die
Geschichte der jüdischen Bevölkerung Passaus. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| ders.: Die jüdische Bevölkerung. In: Geschichte der Stadt
Passau. Passau 2000. S. 385-392. |
| Jim G. Tobias: Chazak we Emaz - Stark und Mutig!
Beitrag über die jüdische Nachkriegsgemeinde in Passau. Online
zugänglich (eingestellt am 2.2.2012). |
| Stefan Rammer:
Aspekten jüdischen Lebens in Passau. (pdf-Datei zum Download
eingestellt) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Passau, Lower Bavaria. Jewish
merchants possibly arrived in Passau with the Romans and the Jewish quarter
dates from at least the 11th century. Most of the Jews were killed in the wake
of the massacre of the Jews of Deggendorf in 1338 and in the Black Death
persecutions of 1348-49. In 1478, ten were executed in a blood libel, 40 were
forced to convert, and the rest were expelled. The 19th century community was
attached to Straubing. The Jews traded in knitted good, readymade wear, shous,
and lumber. In 1933 they numbered 40 (total 25.151). Most Jews left for other
German cities.
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