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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Pflaumloch (Gemeinde Riesbürg, Ostalbkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Es besteht eine weitere
Seite zu Pflaumloch mit Texten
zur jüdischen Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Pflaumloch, wo seit dem späten Mittelalter die Grafen bzw. die Fürsten
von Oettingen die landesherrlichen Rechte ausübten, bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1904. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 15./16. Jahrhundert zurück.
Die ersten Pflaumlocher Juden werden im Zusammenhang ihrer Beisetzungen im Nördlinger
Friedhof genannt (erste Nennungen 1487, 1490, 1493 und 1494).
Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es alsbald wieder eine relativ
große jüdische Gemeinde: 1658 wurden 7 jüdische Familien gezählt, um
1690 waren es 16 jüdische Haushaltungen in acht Häusern.
1731 bis 1810 war Pflaumloch dem Landrabbinat Wallerstein
zugeordnet. Zeitweise wirkte in Pflaumloch im 18. Jahrhundert ein eigener (Unter-)Rabbiner.
Nach 1832 gehörte Pflaumloch zum Rabbinat Oberdorf.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1824 187 jüdische Einwohner (41,2 % von insgesamt 451), 1854
255, 1886 47 (in elf Familien), 1898 22 (in sieben Haushaltungen), 1900 21, 1910 0. 1846 wurde das jüdische Gemeindeglied Markus Ellinger zum Gemeindepfleger des Ortes gewählt.
1877 waren in Pflaumloch noch 20 gewerbetreibende Juden angemeldet, 1882 waren es nur noch die Hälfte.
Diese waren Sigbert Löw - Viehhändler, Moritz Jung - Pferdehändler, Levi Löwengart - Viehhandel,
Isaak Oberdorfer - Zigarrenhandel, Regensteiner Isaak und Jakob - Viehhändler, Alex Stern - Handel mit Rauchwaren,
Salomon Jung - Hausierhandel mit Pferden, Abraham Lauchheimer - Güterhandel und David Friedmann - Geldhandel.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Elementar- beziehungsweise Religionsschule, ein rituelles Bad sowie einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben in der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet wirkte. Von besonderer
Bedeutung in der Blütezeit der Gemeinde war Lehrer Salomon Löwenstein,
der 40 Jahre in der Gemeinde wirkte (1827 bis zur Pensionierung 1867). Die
Nachfolger waren: Lehrer Nathanael Forchheimer (bis 1875; 1867 wurde
Lehrer Rödelsheimer berufen, doch trat er die Stelle nicht an, vgl. Artikel auf
Seite zu
Buchau), um 1889/1892 Lehrer Wolf Horwitz (ab 1894 in
Cannstatt; 1892 unterrichtete Horwitz noch
sieben Kinder in Pflaumloch), um 1895 Lehrer Lippmann, um 1897 Lehrer
Oberndörfer, um 1898 B. Levi (unterrichtete 1898 noch zwei Kinder aus
der Gemeinde), um 1899 Lehrer Berliner (unterrichtete noch zwei Kinder).
Von den jüdischen Vereinen und Stiftungen werden genannt: um 1898 die
Militärvereinsstiftung und verschiedene Jahrzeitstiftungen.
Als Gemeindevorsteher werden genannt: um 1844 Salomon Jung; um 1892: A. Stern, J. Oberndorfer
und M. Jung, um 1898 B. Levi, M. Jung und L. Sternberg, 1899 Herren Berlinger,
M. Jung und L. Sternberg.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Ab- und Auswanderung schnell zurück. Insbesondere erfolgt ein
rascher Abzug in die Städte (Stuttgart, Nördlingen, München usw.).
Um 1900 waren noch fünf Familien am Ort; um 1907 starb die letzte
jüdische Einwohnerin Pflaumlochs. Daraufhin schenkte Kommerzienrat Alexander
von Pflaum der bürgerlichen Gemeinde das Synagogengebäude und bezahlte auch
dessen Umbau zu einem Gemeindezentrum mit sozialen Einrichtungen. Am 29. Juli
1907 wurde die ehemalige Synagoge als bürgerliches Gemeindezentrum neu
eingeweiht.
Von den in Pflaumloch geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Hoffmann geb.
Frankfurter (1865), Gabriel Jung (1878), Elise Kahn geb. Ellinger (1856), Max
Mayer (1866), Sofie Rosenthal geb. Siegbert (1873), Betty Schmal geb. Oberdorfer
(1874), Julius Siegbert (1875), Pauline Sontheimer geb. Ellinger (1854), Saly
Waldmann geb. Jung (1862).
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge
Eine Synagoge oder zumindest ein Betsaal
bestand in Pflaumloch bereits im 16./17. Jahrhundert. Erstmals wird 1590
am Ort ein "Schulmeister Moses" genannt, womit ein Vorsänger und Lehrer gemeint
ist.
Die nach dem Dreißigjährigen Krieg relativ
zahlreich vorhandenen jüdischen Familien hatten sicher auch zumindest einen Betsaal
oder bereits eine Synagoge, von der man freilich erst anlässlich des
Synagogenneubaus von 1756 erfährt. In diesem Jahr errichteten die etwa
18 jüdischen Familien mit Genehmigung des Grafen Phillip Carl von
Oettingen-Wallerstein an Stelle einer nicht mehr ausreichenden Synagoge eine
neue Synagoge. Ihr Aussehen ist nicht bekannt, da keine Pläne erhalten sind.
Sie befand sich neben den Gebäuden Hauptstraße 23/25.
Bei einem Großbrand am 20. August 1802 brannte die
1756 erbaute Synagoge mit 57 anderen Häusern nieder. 1803 wurde sie an
derselben Stelle wieder erbaut. Die Pläne weisen den Bau als einen rechteckigen
Kubus aus, welcher mit einem Krüppelwalmdach ausgestattet war. Wie an anderen
Orten in ganz Deutschland war der Hugenottentempel von Chareton Vorbild für
diesen Bau.
Nachdem sich diese Synagoge 40 Jahre später als zu klein
erwies, wurde 1844 bis 1846 nochmals eine neue Synagoge erbaut.
Man erwarb für den Neubau zum Preis von 2.875 Gulden das zentral an der
Hauptstraße gelegene Grundstück des Johann Feldmeyer (Hauptstraße 13, früher
Haus Nr. 6). Für Feldmeyer wurde im unteren Dorf zunächst ein neuer Bauplatz
besorgt, sodass er sein Haus abbrechen und auf dem neuen Grundstück wieder
aufbauen konnte. Die neue Synagoge wurde mit einem Kostenaufwand von insgesamt
19.708 Gulden erbaut. Eingeschlossen waren Kosten für die Glocken und die Uhr
(316 Gulden), die Innenmalereien (212 Gulden) und das neue Inventar (638
Gulden). Der für eine Dorfsynagoge sehr hohe Betrag konnte durch Umlagen,
Schenkungen, den Verkauf der alten Synagoge (1.100 Gulden), den Verkauf der
Synagogenstühle (2.000 Gulden) und durch Schuldenaufnahme eingebracht werden.
Auch ein staatlicher Zuschuss von 500 Gulden war bewilligt worden. Unter den
damals in Pflaumloch lebenden jüdischen Familien waren neun relativ wohlhabend.
Das alte Synagogengebäude wurde für 1.100 Gulden
1847 an die jüdischen Einwohner Simon Dessauer, Markus Ellinger und Salomon Jung verkauft, die
es zu einem landwirtschaftlichen Gebäude umbauten. Das Gebäude ist 1850
abgebrannt und nicht mehr erhalten.
Die Baupläne der neuen Synagoge konnten bislang
nicht aufgefunden werden. Auch der Name des Architekten ist nicht bekannt. Nach
Aufzeichnungen von Moritz Vierfelder aus Buchau wurde die Pflaumlocher Synagoge
nach dem Vorbild der wenige Jahre zuvor gebauten Buchauer
Synagoge erbaut. Die Pflaumlocher Gemeinde habe sich die Baupläne aus Buchau
zuschicken lassen. Das Gebäude wurde entlang der Hauptstraße gebaut und ist
damit nicht ganz genau geostet, wie es nach der Tradition vorgeschrieben war.
Der Grundriss ist ein Kubus von 13,00 m auf 21,50 m, auf dem ein Satteldach
steht. Innen war die Synagoge von Säulen, Bögen und Rundbögen gestützt, auf
welchem die Frauenempore rundum verlief. Das Mauerwerk im Innenraum war reich
mit Stuck verblendet und verziert. Lage und Bauart deuteten auf den Wohlstand
der jüdischen Gemeinde hin. In der Zeitschrift "Der Israelit" Nr. 45 aus dem
Jahr 1862 liest man zur Pflaumlocher Synagoge: "Die neu erbaute Synagoge in
Pflaumloch... spricht deutlich aus, dass das Judentum aus dem Ghetto
herausgetreten ist und mit der allgemeinen Kultur sich amalgamiert hat. Die Außenseite
der Synagoge byzantinisch mit hochgewölbten Fenstern, die Uhr mit den Glocken,
das Innere mit dem schönen Chor und den freundlichen Galerien, auf denen die
Frauen nicht orientalisch abgesperrt sind, die prachtvollen Kandelaber und die
kirchlich geschmückten Wände. Alles dies stellt dem Auge ein anmutiges Bild
dar". Die Einweihung der Synagoge hatte am 18. Dezember 1846 stattgefunden, wozu
ein Zeitzeuge notierte (in "Der Beobachter" vom 7.1.1847): "Der Gottesdienst
ward in moderner Weise abgehalten, deutsche Predigt, deutscher Choralgesang und
Kirchenmusik waren seine Hauptbestandteile, und bald wird auch eine Orgel
melodisch zur Verherrlichung Jehovas mitwirken. Beim Gesang war sämtliche
Jugend, die Mädchen ausgenommen, in Tätigkeit, derselbe hat dort auf die
Bildung der israelitischen Jugend wohltätigsten Einfluss geäußert".
Grundsteinlegung der Synagoge
(1844)
Mitteilung in "Der Orient" vom 19. November 1844: "Am 2.
September 1844 am Sonnabend des Laubhüttenfestes wurde in Pflaumloch,
Rabbinat Oberdorf, die Doppelfeier des Geburtstags unseres vielgeliebten
Königs und die Grundsteinlegung zur neuen Synagoge festlich begangen. Herr
Rabbiner Adler hielt eine sehr würdevolle Rede und hatte sich des
ungeteilten Beifalls zu erfreuen." |
Die Einweihung der Synagoge (1847)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts' vom 7. Februar 1847:
"(Vom Ries, Pflaumloch, im Königreich Württemberg). – Am 18. Dezember
1846 fand in Pflaumloch die Einweihung der neu erbauten Synagoge statt.
Eine Synagogeneinweihung ist, scheint es, was Unerhebliches. Viele tausend
Synagogen sind erbaut und eingeweiht worden, es nahm niemand Notiz davon,
als die Gemeinde selbst und die geladenen Gäste; höchstens allenfalls
jene, die durch das so genannte 'Schulbuch' und durch die Sammler von
Beiträgen in Kontribution gesetzt wurden, wussten etwas von dem Neubau
und dem Einweihungsfeste. Und doch glauben wir gerechtfertigt zu sein,
wenn wir in diesen Spalten über diese Einweihungsfeier berichten. Es knüpfen
sich Reflexionen daran, die für die jüdische Kulturgeschichte nicht
uninteressant sind.
Die Synagogen, der Burgfrieden, wo der Jude in Gott ruhte, sich aussöhnend
mit der Qual des Tages und der Tücke der Welt, waren meistens keine
architektonischen Zierden. Es fehlt im Ghetto schon der Raum, um einen
prachtvollen Tempel zu bauen und die Kunst war ja überhaupt nicht Beschäftigung
der Juden und dass sie es nicht war und werden konnte, rechtfertigen die
Blätter jüdischer Geschichte. Eine Hypothese glaube ich aber doch über
den Bau der Synagogen aufstellen zu dürfen: meistens waren sie gewölbt.
Mag hier nicht die Idee von der Unendlichkeit und Einheit Gottes, der
Grundbegriff des Judentums, in der Gestalt des Zirkels sich kundgegeben
haben, besonders da die Hagadah so oft den Kreis als Bild der
Unendlichkeit und Einheit nimmt? Architektur war an den Synagogen nirgends
zu finden; hat ja selbst der Salomonische Tempel keinen eigenen Baustil
aufzuweisen gehabt, sondern war ägyptischem und phönizischem Baustile
nachgebildet. Das Judentum, als Kosmopolitismus, kann auch für seine
Synagoge keine eigene Architektur brauchen; |
unter
verschiedenen Völkern, muss auch die Kunst den nationalen Charakter
annehmen. In Württemberg, wo die Emanzipation fast faktisch durchgeführt
ist, wo der gottesdienstliche Kultus Veraltetes ausgestoßen und
heilbringende Neuerungen in sich aufgenommen, ist auch ein besserer Sinn
im Volke erwacht, der sich in der Art seiner Gottesverehrung ausspricht.
Pflaumloch, eine intelligente Gemeinde, deren Schule durch das würdige
Streben ihres Lehrers von der Oberschulbehörde zur Musterschule erhoben
worden ist, deren Gottesdienst streng nach der neuen Synagogenordnung
ausgeführt, wahrhaft erhebend ist, fühlte das Bedürfnis nach einem würdigen
Gotteshause. Die Familie Pflaum stiftete zu dem Zwecke ein Kapital von
1.000 Gulden und der Kirchenvorsteher Elias Pflaum war bemüht, den Neubau
einer Synagoge zu bewerkstelligen. Nur dessen unausgesetzten Bemühungen
konnte es, trotz gemeiner Gegenbestrebungen, gelingen, der Oberkirchenbehörde
den Plan zum Neubau vorzulegen, die ihn auch gestattete.
Die Synagoge wurde mit einem Kostenaufwande von circa 25.000 Gulden
erbaut. Sie ist im byzantinischen Stil aufgeführt, ein architektonisches
Meisterwerk; Uhr und Glocken zieren sie. Das Innere, mit einem schönen
Chor, dessen bemalte Fenster einen mystischen Schein auf die heilige Lade
fallen lassen, die Männerhalle und die Frauen-Galerien, die prachtvollen
Kronleuchter usw., ist imposant. Keim Almemor stört die Symmetrie und schön
angebrachte Subsellien ersetzen die geschmacklosen beweglichen Ständer;
Kanzel und Betpult für den Vorsänger stehen vor der heiligen Lade. Für
den Chor sind besondere Räume geschaffen, in denen die männliche und
weibliche Jugend beim Gesange mitwirkt. Für eine aufzustellende Orgel ist
schon Raum gelassen und es wird wohl nicht lange anstehen, bis sie
wirklich eingeführt wird.
Die Feierlichkeit der Einweihung begann am Freitag, den 18. Dezember,
mittags 1 Uhr. In der alten Synagoge wurde ein deutscher Choral gesungen,
darauf hielt Lehrer Löwenstein eine meisterhafte religiöse Betrachtung
und dann ordnete sich der Festzug, die Torarollen unter einem Baldachin
voran, die Beamten, der Chor, die Gemeinde und die vielen Gäste nach, zur
neuen Synagoge. In derselben angelangt, wurde eine Festhymne, komponiert
von dem jungen Pflaum aus München, mit Musikbegleitung abgesungen. Herr
Oberamtmann Preu, ein Mann, der unermüdlich für die bürgerliche und
religiöse Hebung der Israeliten wirkt, übergab den Tempel im Namen des Königs
der Gemeinde. Er sprach über den
Zweck der Synagoge Worte der tiefen Beherzigung wert. Nach ihm bestieg
Rabbiner Adler, Bruder des Londoner Rabbinen – die Kanzel und
entwickelte in |
einem nur
etwas zu gelehrten Vortrage die Bedeutung des Gotteshauses; die Predigt
war sehr gut gegliedert, logisch gedacht und geordnet; nur fehlte ihr der
oratorische Schmuck. Einen minder guten Eindruck brachte der Vortrag des
Oberamtsrichters Ostertag hervor, der zwar sehr schön gehalten war, aber,
wer zwischen den Zeilen zu lesen verstand, erkannte das aristokratische
Vorurteil gegen Juden. – Der Gottesdienst selbst war sehr erhebend, die
Gesänge meisterhaft ausgeführt, dirigiert und eingeübt von Markus
Pflaum, der zwar nur Dilettant, aber durch unausgesetzte Bemühungen einen
gut geübten Chor für den Synagogengesang gebildet hat. Alexander Elsässer
hatte einige Gedichte als Festschrift erscheinen lassen, die vielleicht
durch Zeitschriften veröffentlicht werden dürften. Die Gemeinde war bemüht,
dem Feste die rechte Weihe zu heben und scheute kein Opfer. Von München,
Augsburg und anderen Orten wurden Gegenstände zur Ausschmückung der
Synagoge gestiftet, besonders zeichneten sich die Familien Pflaum und
Friedmann aus. Dass der unwissende Egoismus bei solcher Gelegenheit sich
auch spreizte, konnte natürlich nicht ausbleiben. Zum besonderen Vergnügen
gereichte es manchem, der am Sonntag früh vom Feste heimkehrte, dass der
Gemeindepfleger und Fronmeister, Markus Ellinger – ein Israelit – an
der Spitze vieler Bürger, bemüht war, die Straße durch die Schneemassen
zu bahnen; es war ein beweis, dass Einigkeit unter den verschiedenen
Konfessionen zu Pflaumloch herrscht; da man einen Israeliten in freier
Wahl in die Gemeindeverwaltung gesetzt hat.' |
Über die Rede des Oberamtsrichters Ostertag aus
Neresheim bei der Synagogeneinweihung (1847)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts' vom 21. Februar
1847: "Dr. Weil – Rede des Herrn Ostertag. (Aus Württemberg im
Februar). Der König und die Königin haben kürzlich wieder das
israelitische Waisenhaus Wilhelmspflege mit reichlichen Geschenken
bedacht. - Mehrere unserer bekannteren Politiker veröffentlichten seit
einiger Zeit ihre Ansichten darüber, wie die Gelder, welche jetzt unser
Staat bedarf, am tunlichsten herbeizuschaffen seien. Darunter auch Dr.
Carl Weil, der mit einem Platz auftrat, welcher viel Beifall fand. –
Nach kürzlich erschienenem Staatshandbuch zählt Württemberg jetzt
11.974 Israeliten. – Dieser Tage wurde die Rede bei der
Synagogen-Einweihung in Pflaumloch, welcher wegen Oberamtsrichter Ostertag
in Neresheim von mancher Seite getadelt worden, veröffentlicht. Sie
lautet u.a.: 'In Tagen, die |
mir
längst im Rücken liegen, in der sonnigen Zeit der Jugend erging ich mich
oft in den Hallen eurer Geschichte. Ihr habe eine große Vorzeit; ein
Blick nach den Gräbern eurer Väter – ist ein Blick auf die Wiege der
Menschheit. Was uns übrig geblieben aus den ersten gewaltigen Erschütterungen
der Welt, deutet auch auf den Namen Israel. Als unsere Väter noch
Jahrhunderte in der Wildnis ihrer Wälder und der Nacht ihrer Götzen
umherirrten, waren die eueren schon vor dem Antilitze des alleinigen,
ewigen wahren Gottes in den Staub gesunken, ehrtet Ihr ihn schon im Tempel
Salomons. Eure heiligen Gebete vom Sinai – wurden sie nicht auch die
unseren? Wurde mich auch, wie nicht, mein Beruf berechtigen, ein Wort
mitzusprechen über die Wunder, die Mysterien und die Rätsel
geoffenbarter Religionen, ich würde dennoch heute schweigen, denn wenn
ich bedenke, welch namenloses Elend sich den Sagen derselben durch mehr
als ein jahrtausend nachschleppte, so weiß ich oft nicht mehr den Faden
zu finden aus einem Labyrinthe von Fragen und Widersprüchen, und darum
lasst mich schweigen von dem Kreuze, das eure Väter auf Golgatha
aufgerichtet und von den Strömen ihres Blutes, in denen sich
Christen-Rache gekühlt. Wahrlich, wem die Menschheit am Herzen liegt, der
kann nicht anders als mit vor Scham gesenktem Auge auf jene zahllosen Blätter
der Geschichte der Religionen blicken, die von solchem Blute dampften.
Recht oder Unrecht, ihr musstet schwer büßen und büßte heute noch. –
Es gab eine Zeit, wo wir Eure Tempel niederrissen, und sehet, nun ist denn
doch endlich die Zeit gekommen, in der es auch der Christ für keinen
Verrat an seinem Glauben hält, wenn er euch in Friede und Eintracht an
die Stufen eurer Altäre folgt und mit Euch und für Euch Gott um Segen
bittet. – Ihr habt Gott ein schönes Haus gebaut. Und wenn auch David in
Eure Mitte träte, er würde wohl freudig in die Harfe greifen um dieser
Stätte willen.
Das Werk wäre nun vollendet; - die Steine sind gefügt, die Kuppel ist
gewölbt, der Altar schimmert, die Lampen strahlen, die Hymnen ertönen,
Euer Auge weidet – Euer Herz labt sich. Aber – ist denn auch wirklich
Alles vollbracht? – Ein Christ hat den Mut Euch im vollendeten Tempel zu
sagen: Neun, Euer Werk ist noch nicht vollendet! Noch nicht Alles ist
vollbracht! Etwas stünde diesem Haus wohl schöner an als aller Prunk und
Flimmer aus Menschenhand. Etwas wurde diesen Tempel erst ganz zum hause
Gottes erheben, Etwas, das ich zwar da und dort – bei vielen keineswegs,
aber überall bei Euch finde. Aus dem Schutte und Moder eurer Vorzeit habt
ihr noch Manches aufbewahrt, in dem Moses kein Kleinod erkennen würde.
Werft es hinter Euch! Lasset von Satzungen, die Euch unmöglich machen,
unsere Mitbürger im vollsten Sinne – ohne deshalb eurem alten Glauben
untreu zu werden. Wir boten Euch die Palme des Friedens, vergesst was wir
Leides getan und beweiset mit Wort und Tat, dass Ihr nun auch uns angehören
wollt. – Strebt nicht bloß nach irdischem Gewinne, strebt auch nach dem Gewinne der Herzen!
So gewiss das Auge Gottes über uns Allen wacht, so gewiss spreche ich
diese Worte ohne Dünkel – ohne Vorurteil – ohne Überschützung des
Wertes meiner Glaubensgenossen. Dem Mein und Dein ist noch eine zu große
Macht eingeräumt. Ich habe viele Jahre in nächster Nähe Eures Volkes
gelebt, und scheue mich nicht zu bekennen, dass ich unter eines manchen
Dache mir selbst bekannt: wahrlich dieser Jude ist gerechter denn Du! –
Wer anerkennt nicht Eure häuslichen Tugenden? Ihr seid herzliche Väter,
Eure Frauen sind zärtliche Müller, Ihr ehret das Alter bis es in die Grübe
führt, Ihr brechet stets völlig das Brot mit den ärmsten Eurer Brüder.
Ihr haltet Maß in allen Dingen, seid nüchternen Sinnes, Euer Geist
rastet nie, Ihr habt aus dem Schachte der Wissenschaft schon manches
Goldkorn zutage gefördert. Ihr habt uns aus dem Garten der Künste schon
manche Blüte geboten.
Dennoch rufe ich Euch zu: Seid kein Volk im Volke! Betrachtet Euch nicht
immer noch als ein auserwähltes! Seid nicht bloß Israeliten! Achtet,
ehret, liebet Eure Mitbürger, betrachtet uns nicht mehr als Eure Dränger,
nicht als Mittel zum Zwecke. Haltet auch mit dem Pfunde Haus, das Gott in
jedes Menschen Herz legte, mit dem Pfunde der beseligenden Liebe, der
Liebe zum neuen Vaterlande, der Liebe zur ganzen Menschheit! Wir brechen
unser Brot mit Euch, warum brecht Ihr es nicht mit uns? Über ein Kleines
und Ihr werdet, wenn Ihr von den Zinnen Eures Tempels in das schöne Ries
schauet, sehen, wie auch der Geist des deutschen Volkes in allen
Richtungen weiter und weiter vorwärts strebt, bald werden Euch Feuerrosse
an den gewaltigen Flügelschlag der Zeit mahnen. Rasch, rascher vorwärts!
Folget! Lasset die alte Zeit hinter Euch, behaltet nichts, als den alten
Gott, denn dieser Gott ist auch der unsere –und es ist keiner außer
ihm! Christ oder Jude. – Wir sind Kinder eines Vaters, und in diesem
Geiste – in diesem Sinne, sage ich Friede diesem Hause – Friede mit
Euch!'' |
|
Hinweis: Zur Einweihung komponierte
David Pflaum eine wenig später veröffentlichte Komposition:
Fest-Marsch & Chor zur Einweihung der neuen Synagoge in Pflaumloch,
componirt und für das Pianoforte arrangirt. erschien in Pflaumloch [1846]. 4 autograph. S. qu-4°. |
Nach Abwanderung der meisten jüdischen Bewohner wurde die
jüdische Gemeinde Pflaumloch 1906 aufgelöst. Das funktionslos gewordene
Synagogengebäude schenkte die jüdische Gemeinde 1907 der Ortsgemeinde.
Zudem wurde dieser das Geld für den Umbau des Gebäudes zur Verfügung
gestellt. Den Schenkungsvertrag unterzeichnete am 24. Mai 1907 der aus
Pflaumloch stammende Kommerzienrat Alexander von Pflaum (1839-1911). Er
hatte in Stuttgart das von seinem Vater begründete Bankhaus Pflaum & Co.
geleitet und genoss großes Ansehen in ganz Württemberg. Er war letzter
Besitzer des Synagogengebäudes in Pflaumloch gewesen. Nach der Stiftungsurkunde
sollte die Gemeinde mehrere Räume in der ehemaligen Synagoge einrichten, die
der Abhaltung von Gemeindeversammlungen und Vorträgen dienen sollten. Auch eine
Bibliothek, ein Lesezimmer, ein Kindergarten und eine
Kleinkinderpflege-Diakonissenstation und weitere Räume für wohltätige Zwecke
sollten eingerichtet werden. Die politische Gemeinde akzeptierte diese
Bedingungen und begann alsbald mit dem Umbau des Gebäudes für öffentliche
Zwecke der Gemeinde. Die "Allgemeine Zeitung des Judentums" meinte, dass es "wohl
das erste derartige Fest- und Gemeindehaus in Deutschland (ist), das einer solch
kleinen Gemeinde von nur 423 Einwohnern zur Verfügung steht und wie man es nur
auch anderen Städten und Dörfern wünschen möchte".
Auflösung der Gemeinde und Schenkung der Synagoge
(1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. März 1906:
"Stuttgart. Durch Wegzug sämtlicher Israeliten aus Pflaumloch
(O.A. Neresheim) stand die sehr schöne und sehr geräumige Synagoge leer.
Geheimer Kommerzienrat von Pflaum in Stuttgart, dessen Familie aus
Pflaumloch stammt, erwarb die Synagoge und hat sie nun der Gemeinde
Pflaumloch als Geschenk gegeben. In die frühere Synagoge sollen ein
Gemeindesaal, eine Kleinkinderschule usw. eingebaut
werden." |
|
Artikel in
der Zweitschrift "Der Israelit' vom 15. August 1907: "Aus Württemberg,
30. Juli (1907). Wie bereits früher in diesem Blatte berichtet wurde,
ging vor einigen Jahren infolge Wegzugs der letzten Mitglieder die jüdische
Gemeinde Pflaumloch bei Nördlingen ein. Die in den vierziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts erbaute Synagoge (am Eingang sind die Buchstaben –
hebräische Jahreszahl – zu lesen), die auf einer kleinen Anhöhe steht
und fast das ganze kleine Dorf überragt, wurde von dem Geheimen
Kommerzienrat Alexander von Pflaum in Stuttgart, einem geborenen
Pflaumlocher, angekauft und der politischen Gemeinde Pflaumloch zum
bleibenden Eigentum geschenkt und zwar mit folgenden Bestimmungen. Das Gebäude
soll fortan dienen zur Aufnahme 1. einer Kleinkinderschule ohne
Unterschied der Konfession, 2. zur Aufführung von musikalischen und
anderen Vorträgen und Veranstaltungen zu Gemeindeversammlungen etc., 3.
zur Aufnahme eines Lesehalle und 4. als Wohnung alter oder kranker
Personen und einer Schwester, die die Pflege von Kranken in Pflaumloch und
den umliegenden Orten, ebenfalls ohne Unterschied der Konfession besorgt.
Gestern fand nun die feierliche Einweihung der neu erstellten
Räumlichkeiten statt. Außer Herrn von Pflaum und den Vertretern der
Behörden hatte sich das ganze Dorf und viele Freunde aus Nah und Fern zu
dem gewiss seltenen Feste eingefunden. Nach einem einleitenden Gesang
ergriff der Spender das Wort, um den Ursprung und den Weck seiner
Schenkung darzulegen. Er gedachte dabei tiefergriffen der schönen
Jugendzeit, die er in Pflaumloch verlebt, und in ehrenden Worten seines
Lehrers Löwenstein, den er als Musterlehrer bezeichnete. Das Gebäude,
das bisher schon ethischen Zwecken gedient hatte, solle auch fürder
solchen Zwecken erhalten bleiben. Damit dies für die Zukunft gewährleistet
sei, hat der Stifter ein Kapitel angelegt, von dessen Zinsen an die
Gemeinde jedes Jahr der Betrag von 500 Mark ausgefolgt werden soll. Auch
den gesamten Um- und Einbau hatte er auf seine Kosten übernommen. Der
Vertreter der Regierung, Herr von Falch, betonte, dass alle
Veranstaltungen, die mit den neu erstellten Räumlichkeiten im
Zusammenhang stehen, allgemein bildend, fördernd, helfend, tröstend sein
würden und dass nach dem Willen des Stifters alles, was eine Konfession
verletzen könnte, streng ausgeschlossen sein müsse. Der Herr Schultheiß
dankte im Namen der Gemeinde für die hochherzige Stiftung und
überreichte Herrn von Pflaum zu dessen großer Überraschung ein
kunstvolles Diplom, das seine Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde
enthielt." |
Übergabe der umgebauten Synagoge an die
bürgerliche Gemeinde (1907)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1907:
"Stuttgart, 4. August. Der Geheime Kommerzienrat Alexander von Pflaum
hat die durch Wegzug sämtlicher bisher dort wohnenden Juden entbehrlich
gewordene Synagoge in Pflaumloch, einen stattlichen Bau in byzantinischen
Formen, ein Werk seines Vaters, Elias Pflaum, des Begründers der
bekannten Bank, angekauft und einen prächtigen Festsaal, der edler
Geselligkeit und Belehrung dienen soll, ein Lesezimmer, eine
Kleinkinderpflege, Diakonissenstation und weitere Räume zu wohltätigen
Zwecken eingebaut und am 29. vorigen Monats seiner Heimatgemeinde
persönlich übergeben, ein Zeugnis treuer Anhänglichkeit des Stifters an
seine Heimat, und wohl das erste derartige Fest- und Gemeindehaus in
Deutschland, das einer solch kleinen Gemeinde von nur 423 Einwohnern zur
Verfügung steht und wie man es nur auch anderen Städten und Dörfern
wünschen möchte." |
In der NS-Zeit war ein
NSV-Kindergarten im Gebäude untergebracht.
Anfang der 1960er-Jahre gab es für einen Kindergarten und einen
Gemeindesaal bereits andere Räumlichkeiten. Damals war man bestrebt, eine
andere repräsentative Nutzung für das Gebäude zu finden. Seit 1963/64 dient
die ehemalige Synagoge als Rathaus/Verwaltungsgebäude der Gemeinde Pflaumloch,
seit der Gemeindereform der Gemeinde Riesbürg. 1984 wurde eine Gedenktafel
am Eingang angebracht. Das äußerlich kaum veränderte Gebäude enthält in
seinem Inneren über dem heutigen Dachboden noch einige originale
Deckenmalereien.
Seit September 2007 befindet sich im Gebäude eine Dauerausstellung zur
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Pflaumloch.
Fotos
Historische Ansichten/Foto:
(Quelle für die Ansichtskarten: Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)
Historische Ansichten |
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Historische
Ansichtskarte von Pflaumloch mit Blick auf Synagoge und Kirche,
rechts
Ausschnittvergrößerung, auf der links die Synagoge, rechts der
jüdische
Friedhof zu sehen sind. |
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Historische
Ansichtskarte von Pflaumloch mit Ausschnittvergrößerungen:die Synagoge
(Mitte) und das Geschäft der Gebrüder Oberdorfer (rechts);
die Karte wurde am 12. Oktober 1902 aus Pflaumloch (unterzeichnet von S.
Oberdorfer) an Lorenz Lechner in Birnbach (heute Bad Birnbach
im Kreis Rottal-Inn) |
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Innenansicht
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in Württemberg 1932 S. 116) |
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Innenansicht der
Synagoge (vermutlich um 1900) |
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Ansichtskarte nach Umbau
der ehemaligen Synagoge
zum "Gemeindehaus"
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die
ehemalige Synagoge als
"Kleinkinderschule"
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Obige Karte wurde
am 16. Oktober 1910 von Pflaumloch nach Stuttgart versandt |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Ansichtskarte um 1970
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Ehemalige Synagoge, jetzt
Rathaus von Riesbürg |
Rückseitenansicht |
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Rückseitenansicht |
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Die 1984 angebrachte Hinweistafel |
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Deckenmalereien im Dachgeschoss |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 5.9.2003) |
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Ehemalige Synagoge, jetzt
Rathaus von Riesbürg |
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Blick von Nordosten auf das
Gebäude |
Der Eingang |
Hinweistafel am Eingang |
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Fotos 2007
anlässlich der Eröffnung des Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte
im Riesbürger Rathaus - ehemalige Synagoge - am 30. September 2007 in
Anwesenheit von Dr. Alexander Pflaum aus Wien, Nachkomme des jüdischen
Ehrenbürgers in Pflaumloch Kommerzienrat Alexander von Pflaum
(1839-1911)
(Fotos: Hahn) |
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Die ehemalige Synagoge
(links),
rechts die katholische Kirche |
Blick von Nordosten
auf das
Gebäude |
Hinweistafel
am Eingang |
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Zu Beginn der Eröffnungsfeier
- die
Tafeln (links) sind noch verhüllt |
Begrüßung durch den
Pflaumlocher
Ortsvorsteher Gerhard Allgeyer |
Links: Dr.
Alexander Pflaum, Nachkomme des
Kommerzienrates Alexander von Pflaum;
rechts
Bürgermeister Günther Neumeister (Riesbürg) |
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Dr. Pflaum beteiligt sich an
der
Enthüllung der Tafel über die
Familie Pflaum |
Felix Sutschek
(Kulturamtsleiter/
Stadtarchivar in Bopfingen) erklärt die
von ihm
inhaltlich konzipierten Tafeln |
Schlussworte von
Bürgermeister Günther Neumeister
(Riesbürg) |
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Felix Sutschek vor den
Ausstellungstafeln |
Dr. Alexander Pflaum im
Gespräch |
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Die
Deckenbemalung der Synagoge - auf dem Dachboden zu besichtigen |
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Ein Teil der Bemalung:
traditioneller
blauer Sternenhimmel |
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Bei der Bemalung
wurden unterschiedliche Formen charakteristischer Schablonenmalerei
verwendet. |
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Rundbogenfenster im
Giebel der
Westseite |
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Ergänzende
Fotos von Angelika Brosig, Schopfloch (www.juden-in-schopfloch.de,
April 2008) |
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Die ehemalige Synagoge |
Historisches Uhrwerk |
Rundbogenfenster mit Blick zur
Kirche |
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Deckenverzierungen
und -malereien der ehemaligen Synagoge |
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2009:
Bemühungen um die Erhaltung der Deckenmalereien
Artikel
in der "Augsburger Allgemeinen" vom 20. Januar 2009 (Artikel):
"Wertvolle Deckengemälde vor dem Verfall retten.
Pflaumloch (gne) - Das Riesbürger Rathaus im Ortsteil Pflaumloch ist in einer ehemaligen jüdischen Synagoge untergebracht. Der repräsentative Bau an der Hauptstraße beherbergt in seinem Innern seit September 2007 eine Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte des Ortes. Sein größter Schatz liegt jedoch seit 1906 (damals schenkte Kommerzienrat von Pflaum nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde das Gebäude der politischen Gemeinde) von einer Zwischendecke verborgen unter dem Dach. Es sind die farbigen Ornamente, mit denen die Decke der Synagoge 1837 bei ihrem Bau ausgemalt worden war.
Sehr seltene Malerei. Dem Dornröschenschlaf der letzten hundert Jahre ist es zu verdanken, dass diese als Originalbefund sehr seltenen Malereien in recht guter Qualität erhalten sind. Doch auch auf dem Dachboden des Riesbürger Rathauses nagt der Zahn der Zeit. Der bemalte Putz, durch Stroh und Schilf mit dem Gebälk verbunden, bröckelt ab. Ganze Platten sind bereits unwiederbringlich verloren.
Der SPD-Landtagsabgeordneten Ulla Haußmann, die die Malereien bei der Ausstellungseinweihung schon bewundert hatte, ließ der Verfall keine Ruhe. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass sich gestern schließlich der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Prof. Dr. phil. Dieter Planck selbst ein Bild vom Zustand der Synagogendecke machte.
Auch der oberste Denkmalschützer des Landes war von der Größe des Gebäudes und von dem guten Erhaltungszustand der Deckenmalerei tief beeindruckt.
'Ein Glücksfall - der Originalbestand muss natürlich gesichert werden', versprach Planck Bürgermeister Günther Neumeister. Sehr angetan zeigte er sich auch von dem großen ehrenamtlichen Engagement Felix Sutschek, Stadtarchivar in Bopfingen und Fachmann für jüdische Geschichte im Ostalbkreis. Als Pflaumlocher Bürger hatte dieser die Ausstellung konzipiert. Sutschek war es auch, der den Gast bei der Besichtigung über die reiche, jüdische Geschichte Pflaumlochs informierte.
Bürgermeister Neumeister freute sich sehr über Plancks Zusage. 'Der Erhalt liegt uns als Gemeinde sehr am Herzen und auch die Bürger sind sehr an ihrer Ortsgeschichte
interessiert', versicherte er. Doch nicht nur für Einheimische und historisch Interessierte sind die Ausstellung in der ehemaligen Synagoge und die Deckengemälde ein Anreiz, auch für die Nachkommen der jüdischen Familien sind sie, ebenso wie die jüdischen Friedhöfe, von großer Bedeutung, fügte Felix Sutschek für den Raum Bopfingen und die Synagoge Oberdorf hinzu.
'Wir haben zahlreiche Besucher aus Übersee.'
Das sind die Pläne: Was passiert nun mit den Ornamenten? Der Präsident des Landesdenkmalamtes, Dieter Planck, wird zunächst seine Restauratoren schicken, um die Schäden und die weitere Gefährdung zu prüfen. Aufgrund des Befunds wird ein Sicherungskonzept erstellt.
'Eine Restaurierung wird es in dieser Generation nicht geben', dämpfte Planck noch vor Ort allzu große Euphorie. Wichtig sei zunächst, die Malereien vor weiterem Verfall zu sichern. Dies sei natürlich mit erheblichen Kosten verbunden. Zur Finanzierung stellte er Mittel des Landesdenkmalamts in
Aussicht und eine Förderung über die Landesdenkmalstiftung." |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Pflaumloch Wuerttemberg. The 17th
century community grew to 255 in 1854 but in the wake of emigration no Jews were
left by 1910. The cemetery was desecrated in 1976.
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