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Schnodsenbach (Stadt
Scheinfeld, Kreis
Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Schnodsenbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1899.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1833 gab es 82 jüdische Einwohner, 1868 noch 12 jüdische Familien
am Ort.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule (im Synagogengebäude), ein rituelles Bad
(gleichfalls im Synagogengebäude). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Ullstadt beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
- zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter
und Schochet tätig war. 1848 wird als jüdischer Lehrer in Schnodsenbach Lehrer
Kleiner genannt. Die Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat in Fürth.
Um 1924, als die in Schnodsenbach lebenden jüdischen Einwohner bereits der
Gemeinde in Scheinfeld zugeteilt waren, wurden nur noch
drei jüdische Personen am Ort gezählt.
Von den in Schnodsenbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Adler geb. Waldmann
(1863), Else Cussel geb. Strauß (1888), Cilli Groeschel geb. Thalheimer (1859),
Irma Menschel geb. Strauß (1896), Lina Schmausch geb. Strauß (1884), Cilli
Steineberg geb. Thalheimer (1867), Philipp Strauss (1886).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Schnodsenbach gefunden. |
Ortsbeschreibung von Schnodsenbach (1833)
Beschreibung
von Schnodsenbach in: Joseph Anton Eisenmann: Geographische Beschreibung
des Erzbistums Bamberg. Bamberg 1833. S. 399: "Schnodsenbach, Dorf
mit 43 (kath.) Seelen in 7 Häusern....Die dasigen 176 Protestanten bilden
eine eigene Pfarrei. Die 82 Juden daselbst haben ihre Synagoge.). |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge in Schnodsenbach vermutlich in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Es handelte sich um ein jüdisches
Gemeindezentrum mit Betsaal, Raum für den Unterricht der Kinder und die
Lehrerwohnung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden nur noch
unregelmäßig Gottesdienste in der Synagoge abgehalten, da es immer schwieriger
wurde, die nötige Zehnzahl religionsmündiger jüdischer Männer zum
Gottesdienst zu versammeln.
1899 wurde die Synagoge verkauft. Als Verkäuferin
trat die Nachfolgegemeinde Scheinfeld gemeinsam mit den letzten in Schnodsenbach
lebenden jüdischen Familienoberhäupter, den Herren Goldmann und Strauß auf
(Quelle: http://www.nicoly.de/cultusgemeinde/israel.htm)
Scheinfeld den 29.Juni 1899
Praes. der Cultusgemeinde
In Folge Einladung durch Anschlagszettel versammelte sich betreffs Verkauf der
Synagoge in Schnodsenbach die hiesige Cultusgemeinde einschließlich der noch in
Schnodsenbach wohnenden Goldmann und Strauß u. beschließen:
Die beiden Letztgenannten, Goldmann und Strauß überlassen den Verkauf ihrer
Synagoge der hiesigen Cultusgemeinde u. [es] soll der Erlös in der hiesigen
Cultusgemeinde als rentierendes Capital angelegt werden. Vergleichsweise sollen
jedoch aus dem Erlös der zu verkaufenden Synagoge 300 M d.i. dreihundert Mk. u.
gew. dem S. Goldmann 100 M u. an Strauß 200 M überlassen werden. Der Rest des
Kaufschillings kann später im Bedürfnisfalle zu baulichen Zwecken verwendet
werden.
Als Vertreter der Gemeinde beim Verkaufe betrauten wir Herrn Thalheimer hier u.
Herrn S. Goldmann. Zur Bekräftigung dieses Protokolls haben [sich] die
Anwesenden unterschrieben.
J. Kolb Sam. Thalheimer
Leopold Waldmann
Maier Adler Vogelbaum
M. Kaufmann G. Adler
S. Krämer S. Goldmann
M. Lenkersheimer Löb Waldmann
F. Thormann
Moses Strauß
Seite 43
Nachdem die Genehmigung nebenseitigen Gemeindebeschluss von Kgl. Bezirksamt
erfolgt ist, wurde die Synagoge von Schnodsenbach an Johann Bayer dortselbst,
lt. Vertrag von Kgl. Notar am 28.Febr.1899, für den Kaufpreis von M 725
verkauft, die beiden Goldmann u. Strauß erhielten hiervon M 300. Die restlichen
M 425 sind von 1.April 1899 ab mit 3½ % zu verzinsen, und innerhalb 6 Monate von
der Cultusgemeinde Scheinfeld bar zu bezahlen.
Beschränkung, dass in der Synagoge niemals eine Dunggrube gemacht werde.
Sam. Thalheimer
Kultusvorstand
Das Synagogengebäude ging nach dem zitierten Bericht 1899 in
Privatbesitz über. Der finanzielle Erlös aus dem Verkauf ging als
Rechtsnachfolgerin die Gemeinde in Scheinfeld, der auch die letzten jüdischen
Einwohner von Schnodsenbach zugeteilt worden war. Das Synagogengebäude besteht
noch heute und wird als Wohnhaus und landwirtschaftlicher Abstellraum verwendet.
In der Bausubstanz ist die Synagoge mit der Schule noch gut erhalten
(Walmdachbau): Es bestehen nach der Beschreibung von I. Schwierz (s. Lit.
S. 181) noch vier originale Synagogenfenster; mehrere Fenster in der ehemaligen Lehrerwohnung
sind gleichfalls im Original vorhanden. Im ehemaligen Synagogenraum sind Reste
der Ahron HaKodesch (Toraschrein) sehr gut erkennbar. Die Original-Stuckdecke
und Deckenbemalung ist gut erhalten; eine Säulen sind im Original vorhanden.
Spuren der Mesusa an der mittleren Türe sind sehr gut erkennbar.
Adresse/Standort der Synagoge: an der
Ortsstraße Haus Nr. 37 (der Bach entlang der Ortsstraße ist der "Judengraben",
der in den "Gänsgraben" fließt)
Fotos
(sw-Foto: I. Schwierz 1992² S. 190; farbige Fotos von Jürgen
Hanke, Kronach)
Die ehemalige
Synagoge
in Schnodsenbach |
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Charakteristisch für das
Gebäude ist
das bis heute erhaltene Walmdach |
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Das Gebäude im Jahr
2004 |
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Das Gebäude im März
2022
(Fotos: Jürgen Hanke) |
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Vorder- und
Rückseite des ehemaligen Synagogengebäudes an der Ortsstraße |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 180; 1992² S. 190. |
n.e.
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