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Schwandorf (Oberpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer Einwohner (english
version)
In Schwandorf lebten Juden möglicherweise bereits im Mittelalter. 1299 erhielt der Markt Schwandorf von Herzog Rudolf I. von Bayern
die Rechte von Amberg. Darin war u.a. die
Bestimmung enthalten, dass die Juden ihm gemeinsam mit den Christen Steuern
zahlen sollten. Freilich kann sich diese Angabe auch allein auf Juden in Amberg
beziehen, sodass sich für Schwandorf hieraus keine jüdische Niederlassung am
Ort um diese Zeit ableiten lässt.
Im 15./16. Jahrhundert könnten Juden am Ort gelebt haben. 1555
wird eine "Judengasse" in Schwandorf genannt (die heutige
Brauhausstraße).
Eindeutige Nachweise für jüdische Niederlassungen am Ort liegen jedoch erst aus der Zeit der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts vor. Die Zahl der jüdischen Einwohner
entwickelte sich wie
folgt: 1871 1 jüdischer Einwohner, 1900 6 (0,1 % von insgesamt 6.095),
1910 24 (0,3 % von 7,406), 1925 26 (0,3 % von 8.633). Die jüdischen Einwohner
wurden der Gemeinde in Amberg zugeteilt und
vom dortigen Lehrer und Kantor mitbetreut. Anlässlich der Dienstjubiläen des
Amberger jüdischen Lehrers Leopold Godlewsky 1933 und 1938 wird ausdrücklich
seine Amtstätigkeit auch in Schwandorf hervorgehoben:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" am 3. August 1933:
"Amberg, 31. Juli. Am Schabbat Nachamu (Schabbat nach dem 9.
Aw, an dem die Lesung aus Jesaja 40 'Tröstet, tröstet mein Volk' gelesen
wird, = 5. August 1933) kann Herr Oberlehrer Leopold Godlewsky auf eine
25jährige, ersprießliche Tätigkeit in der Gemeinde Amberg mit Sulzbach
und Schwandorf zurückblicken, nachdem er vorher in der Gemeinde
Gerolzhofen 10 Jahre amtierte. Eine frommen und angesehenen Lehrerfamilie
in Franken entstammend, wusste er deren Tradition allzeit hochzuhalten.
Sein Name hat in der bayerischen Judenheit und darüber hinaus und
besonders bei seinen Kollegen einen guten Klang. Durch seine berufliche
Tüchtigkeit, seinen biederen Charakter, sein allzeit hilfsbereites Wesen,
errang er sich die Wertschätzung und Achtung seiner Gemeinden und aller
Schichten der Bevölkerung. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit,
besonders auf kulturhistorischem Gebiete, verdient hervorgehoben zu
werden. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1938:
"Amberg, 4. Juli (1938). In diesen Tagen (10. Juli) kann Herr
Oberlehrer Leopold Godlewsky auf einer vierzigjährige Amtstätigkeit
zurückblicken. Hiervon treffen dreißig Jahre auf die Gemeinde Amberg mit
Schwandorf und Sulzbach. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Die in Schwandorf verstorbenen jüdischen Personen wurden in Regensburg
beigesetzt.
1933 lebten noch 23 jüdische Einwohner in Schwandorf (0,2 %
von insgesamt 9.808 Einwohnern). Bis 1939 ging ihre Zahl auf neun Personen
zurück. 13 der 1933 in der Stadt lebenden Personen konnten emigrieren
(acht in die USA, fünf nach Argentinien), sieben zogen in andere deutsche
Städte (davon vier nach Berlin), zwei starben in dieser Zeit in der Stadt.
Von den in Schwandorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem, die Angaben sind teilweise nicht durch andere Quellen
belegt): Fanny Bloch geb. Eisfeld (1873), Moritz Bloch (1873), Kamilla Hein
geb. Karl (1905), Klothilde Levi geb. Grünebaum (1883), Werner Weissbacher
(1920), Bluma Zawader (1924), Chaim Zawader (1926).
In Schwandorf bestand vorübergehend eine jüdische
Gemeinde von 1945 bis 1950, die aus Überlebenden von Konzentrationslagern
und Flüchtlingen aus Osteuropa bestand. Die ersten dieser sogenannten Displaced
Persons (DPs) waren am 1. April 1945 mit einem sogenannten Todeszug in
Schwandorf eingetroffen. Nach Kriegsende wurden zahlreiche weitere Displaced
Persons in Schwandorf untergebracht. Eine Gemeinde wurde gegründet. Im August 1946 waren es 470 Personen, die zur
jüdischen Gemeinde in Schwandorf gehörten. Sie hatten einen Betsaal im
Haus des vormaligen jüdischen Kaufhauses Levi am Marktplatz 26
eingerichtet. Nach Gründung des Staates Israel 1948 wanderten die
meisten der Mitglieder der jüdischen DP-Gemeinde nach Israel oder in die USA
aus; das DP-Lager wurde geschlossen, das Haus des Betsaales wurde
geräumt.
Weitere Informationen:
https://www.after-the-shoah.org/schwandorf-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/.
Zur Geschichte der Synagoge / des Betsaales
1926 konnte mit Hilfe der jüdischen Gemeinde in Amberg
ein Betsaal in Schwandorf eingerichtet werden. Der Kaufmann Moritz Bloch hatte
in seinem Haus in der Bahnhofstraße hierfür einen Raum zur Verfügung
gestellt. Das Gebäude des Betsaales besteht nicht mehr.
Adresse/Standort der Synagoge: bis 1938 in der
Bahnhofstraße (Kaufhaus Bloch), 1945-1948 am Marktplatz 26 (ehem. Kaufhaus
Levi).
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 25.8.2007)
Die ehemalige Judengasse |
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Die
Brauhausstraße - einst "Judengasse" |
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Ehemaliges Kaufhaus Levi |
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Das ehemalige
Kaufhaus Levi - 1945-1950 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens
der
Displaced Persons; in dieser Zeit war auf ein Betsaal (Synagoge) in dem
Haus eingerichtet. |
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Todeszug mit
KZ-Häftlingen - April 1945 in Schwandorf |
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Fotos der
KZ-Überlebenden in Schwandorf Anfang April 1945 aus dem Todeszug; ein
Teil der Insassen des Zuges konnte
nur noch tot geborgen werden (Quelle: United States Holocaust Museum) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2011:
Auch in Schwandorf sollen
"Stolpersteine" verlegt und die Erinnerungsarbeit intensiviert
werden |
Artikel von Hubert Heinzl in der
"Mittelbayerischen Zeitung" vom 17. Oktober 2011: "Schwandorf
will sich seiner Geschichte stellen. 'Stolpersteine' sollen künftig
an das Schicksal der jüdischen Mitbürger in der Stadt Schwandorf
erinnern..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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März 2012:
Zum Stand der "Stolperstein"-Initiative
in Schwandorf |
Artikel von Johannes Hartl im "Schwandorfer
Wochenblatt" vom 27. März 2012: "Stolpersteine in
Schwandorf: Gedenken an die Opfer sichtbar machen..."
Link
zum Artikel |
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Juli 2018:
Schüler aus Wackersdorf erinnern
an die jüdische Geschichte in Schwandorf
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Artikel in der "Mittelbayerischen Zeitung"
vom 19. Juli 2018: "Initiative. Erinnern an das jüdische Leben
Schüler aus Wackersdorf setzen ein Zeichen gegen das Verdrängen. Bei
Stolpersteinen haben sie mit Passanten gesprochen.
Wackersdorf. Mit einer Kunst- und Geschichtsaktion machten die Schüler
der Mittel- und Wirtschaftsschule Wackersdorf auf die Stolpersteine in der
Stadt Schwandorf aufmerksam. Im Unterricht befassten sie sich mit ihrem
Lehrer Christian Birk intensiv mit der jüdischen Vergangenheit der Stadt.
Die Acht- und Neuntklässler erstellten Stellwände mit Gedenkkarten, Fotos,
Zeitungsberichten sowie einem Überblick über das jüdische Leben in
Schwandorf. 'Mit der Aktion wollten wir uns unmittelbar mit einem Teil
unserer Vergangenheit auseinandersetzen und ein Zeichen gegen das Verdrängen
und Vergessen setzen', sagte Birk. 'Die Stolpersteine leisten bereits einen
wertvollen Beitrag. Diese wollten wir mit unseren Stellwänden sichtbar
machen und so mit Passanten ins Gespräch kommen.' Knapp 40 Wackersdorfer
Schüler und drei Lehrkräfte bauten in der Friedrich-Ebert-Straße und in der
Dr.-Martin-Luther-Straße bei den Stolpersteinen ihre Stellwände auf. Die
Jugendlichen sprachen Schwandorfer an, klärten über die Geschichte auf und
baten die Passanten, einen Wunsch für die Zukunft auf einen Stein zu
schreiben. 'Im jüdischen Glauben ist es üblich, dass man zum Gedenken an die
Toten Steine auf die Gräber legt. Wir wollten an diesen Brauch anknüpfen',
erklärte ein Mädchen der Wirtschaftsschule. 'Wir hatten mehrere Male so
etwas wie ein Aha-Erlebnis', berichtete die Schülerin weiter.
'Beispielsweise hat uns eine ältere Dame gesagt, dass ihre Tante einmal für
ein jüdisches Geschäft genäht und dann großen Ärger bekommen hat. Mehrere
Leute haben uns auch gedankt, dass wir die Aktion durchführen.' Die
Stellwände und die beschriebenen Steine werden bis zum Schuljahresende im
Wackersdorfer Schulgebäude ausgestellt. Einen Teil der Steine wollen die
Schüler dem Schwandorfer Oberbürgermeister überreichen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 753. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 93. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 284-285. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 155.
|
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Schwandorf S. 286-289 (die Forschungsergebnisse
konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch
nicht eingearbeitet werden). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schwandorf Upper Palatinate,
Germany. The Jewish population in 1933 was 23 (total 9.808). In 1937-42, 20 left
the city, 13 emigrating to the United States and Argentina and seven moving to
other German cities. Many Displaced Persons gathered in Schwandorf after the
war. Numbering 470 in 1946, they dispersed in 1949 with the closing of the DP
camps.
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