Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sembach mit Enkenbach (VG Enkenbach-Alsenborn, Kreis Kaiserslautern)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Sonstiges      
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

        

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In Sembach bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1900/1910. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Vermutlich sind bereits in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten jüdischen Personen zugezogen (1662 pfälzische Judenordnung). 1725 lebten am Ort mindestens drei jüdische Familien, die der Juden Burg, Nachtmann (später Nathan Loeb) und des David Levi. Alle drei besaßen jeweils ein Haus mit dazugehörigem Garten/Grundstück im Bereich des Kirchweges (auch "Judenburg" genannt), an der Dorfgrenze und am Obermehlinger Pfad. 1786 starb David Levi. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Mehlingen beigesetzt, auf dem auch in den folgenden Jahrzehnten die Toten der jüdischen Gemeinde Sembach bestattet wurden. 
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner betrug 1801 111 (21,3 % der Gesamtbevölkerung), 1808 124 und 1825 138 (19,2 %). Dabei handelte es sich 1809/10 um folgende Familien: Mayer Allman, Isaac Baum, Philippe Berg, Joseph Fels (Händler), Philippe Fuhrmann (Händler), Salomon Gö[r]tz (Gebrauchtwarenhändler), Baruch Lobred [Lobri] Gebrauchtwarenhändler, Kussel Neumond, Baruch Preiß (Händler), Jacob Preiß (Händler) Isaac Spießberger (Kurzwarenhändler), Hayum Stein, Isaac Strauß, Jacob Strauß, Levi Strauß, Mayer Strauß, Samuel Venedig, Lazarus Vogel (Viehhändler), Levi Vogel (Viehhändler). 

Die jüdischen Familien lebten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend vom Vieh-, Spezerei- und Kleinhandel sowie vom Sammeln von Lumpen und Alteisen: 1830 wurden 24 jüdische Handelsmänner und Makler im Dorf gezählt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Handel mit Landesprodukten (Getreide und Getreideprodukte) dazu. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auch einige jüdische Geschäfte, darunter eine jüdische Metzgerei, die auch die christlichen Haushalte versorgte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung schnell zurück: 1875 wurden nur noch 37 jüdische Einwohner gezählt, 1900 21. 
  
1867 hatten sich die im benachbarten Mehlingen lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Sembach angeschlossen. Auch die in Enkenbach lebenden jüdischen Personen gehörten schon länger zur Gemeinde in Sembach (in Enkenbach wurden 1825 18 jüdische Einwohner gezählt, d.i. 1,7 % der Gesamteinwohnerschaft    
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Schule (von 1823 bis 1860) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden - wie bereits genannt - in Mehlingen beigesetzt. Die israelitische Schule war zunächst in den Räumen des Synagogengebäudes; 1841 konnte die Schule in den zweiten Stock des wartenbergischen Amtshauses verlegt werden. An der Israelitischen Schule wurde 1841 Marcus Goldnammer als Lehrer eingestellt. Er unterrichtete mehr als 25 Jahre die Kinder der jüdischen Gemeinde. Als er 1869 in Pension ging, schloss auch die Schule. Danach besuchten die jüdischen Kinder die allgemeine Dorfschule. 

1933 waren nur noch wenige Familien geblieben (Familien von Simon Mann und Ferdinand Berg). Im Oktober 1935 beschloss der Gemeinderat einige antijüdische Bestimmungen, die die wirtschaftliche Ausgrenzung der jüdischen Gewerbetreibenden zum Ziel hatte. Dazu wurde Juden verboten, ein Haus in Sembach zu kaufen oder den Wohnsitz hierher zu verlegen. Beim Novemberpogrom 1938 kam es auch in Sembach zu gewalttätigen Übergriffen auf Juden. Das in der Marktstraße 49 gelegene Haus des Textilhändlers und ehemaligen 2. Bürgermeisters (bis 1933) Simon Mann wurde demoliert. Simon Mann wurde mit seiner Frau verhaftet. 1940 wurde er nach Gurs deportiert und starb am 27. Februar 1941 im Lager Noé. Ferdinand Berg starb am 11. Februar 1940 in Gurs. Die Familie des Viehhändlers Isidor und Natalie Strauß sowie der Sohn Walter konnten im Oktober 1938 Kansas City emigrieren. Gleichfalls konnte die Witwe Betty Strauß nach Kansas City auswandern. 
  
Von den in Sembach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ferdinand Berg (1872), Frieda Amalie Bier geb. Strauss (1881), Simon Mann (1868), Bernhard Reinhardt (1866), Ida Rotschild geb. Wolff (1896), Edmund Wolff (1903), Ella Wolff (1899), Julius Wolff (1907).  
Der 1936 nach Uruguay emigrierte Schneider Adolf Bier kam 1967 nach Sembach zurück.  
   
   
   
 
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum 100. Geburtstag von Esther Rosenbaum im Mai 1887   

Sembach Israelit 15091887.JPG (31697 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1887: "Aus der bayrischen Pfalz. In Sembach wohnt eine brave jüdische Frau namens Esther Rosenbaum, welche am 17. Mai 100 Jahre alt geworden ist. Sie ist bei bester Gesundheit, hat vollkommenes Gedächtnis auf 90 Jahre zurück, hat 7 lebende Kinder, 16 Enkel und 28 Urenkel. Zu ihrem 100. Geburtstag war eine Tochter aus Amerika gekommen. Die Greisin ist bei Juden und Christen gleich hoch angesehen." 

    
70. Geburtstag von Simon Mann (1938)      
Anmerkung: Simon Mann ist am 10. April 1868 in Sembach geboren und wohnte hier bis 1940 (weiteres zu seiner Person siehe oben im Abschnitt ab 1933). Am 22. Oktober 1940 wurde er in das Internierungslager Gurs deportiert, 1941 in das Internierungslager Noé, wo er am 27. Mai 1942 umgekommen ist.    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. April 1938: "Aus Sembach. Am 10. April feiert Herr Simon Mann seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen dem Jubilar noch viele Jahre des Lebens in Gesundheit und Frische  bis 120 Jahre."     

   
   

Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige von Aron Strauß (1903)  
Anmerkung: Nachname vermutlich verschrieben für Strauß.   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1903: "Suche für meine erwachsene Tochter Stelle in besserem Hause, zur Erlernung des Haushaltes, ohne gegenseitige Vergütung. Familienanschluss Bedingung. 
Aron Strauß
, Sembach, Rheinpfalz."    

       
       
Sonstiges   
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Sarah Rosenzweig aus Sembach in New Orleans (gest. 1876)      
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für 
"Sarah Rosenzweig. 
Born at 
Sembach Bavaria. 
Died August 12, 1876  
Aged 63 years."         

     
     
    

Zur Geschichte der Synagoge            
     
Bis zur Zeit der Französischen Revolution besuchten die Sembacher Juden in Synagoge in Münchweiler an der Alsenz. 1813 kaufte der jüdische Metzger Loew Baruch das ehemalige lutherische Schulhaus an der Eckstraße. In diesem Gebäude konnte die Synagoge, ein rituelles Bad und auch Räume für den Religions- und Schulunterricht eingerichtet werden. 
   
Nachdem bereits in den 1860er-Jahren in der benachbarten jüdischen Gemeinden Mehlingen die Zahl der jüdischen Einwohner stark zurückgegangen war, bildeten seit 1867 Sembach (mit Enkenbach) und Mehlingen eine gemeinsame Kultusgemeinde. Da die Gemeindeglieder in Mehlingen keinen eigenen Vorsänger und Lehrer mehr hatten, wurde ihnen der Besuch der Synagoge und der israelitischen Schule in Sembach gestattet. 
   
Um 1900 dürfte bereits auf Grund der zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner kein regelmäßiger Gottesdienst mehr möglich gewesen sein. Die noch in den Orten Sembach, Enkenbach und Mehlingen lebenden jüdischen Einwohner besuchten die Synagoge in Kaiserslautern. Das Synagogengebäude blieb erhalten und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut (letzter Umbau 1976).   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge: Eckstraße 8    
    

    
Fotos    

Sembach Synagoge 100.jpg (54605 Byte)  
Die ehemalige Synagoge in Sembach (Foto aus Horter/Tilly s.Lit. S. 32)    
     

     
     

Links und Literatur   

Links:  

Wikipedia-Artikel zu Sembach      
Website der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn  mit Seite zur jüdischen Geschichte von Sembach (Abschnitt aus Horter/Tilly s.Lit.), derselbe Abschnitt bei www.christen-und-juden.de  

Literatur:  

Lothar Horter und Michael Tilly: Mahnende Zeugen der Vergangenheit. Otterbach 1998.
Thomas Schwertfeger: Ortschronik Sembach. 1994 (zugänglich und downloadbar von der Website der VG Enkenbach-Alsenborn [pdf-Datei]). 
Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992.   
Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 146-147.  
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 342 (mit weiteren Literaturangaben). 
   
    

                   
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Stand: 19. März 2016