Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Sobernheim (Kreis Bad Kreuznach)  
Berichte zur Restaurierung der ehemaligen Synagoge als "Kulturhaus Synagoge" 
von 2005 bis zur Einweihungsfeier am 30. Mai 2010
(und darüber hinaus) 
    

2014: Der Sobernheimer Synagogen-Förderverein feiert 25-jähriges Bestehen   
Wir gratulieren Hans-Eberhard Berkemann und dem Förderverein für die in diesen Jahren geleistete großartige Arbeit!  
Vgl. Artikel von Stefan Munzlinger in der "Rhein-Zeitung" vom 11. Januar 2014: "Vor 25 Jahren von Synagogen-Freunden gegründet: Förderverein wurde anfangs auch skeptisch beäugt...."  
Link zum Artikel         

     

Oktober 2005: Stählernes Gerüst stabilisiert Synagoge (Artikel in der Allgemeinen Zeitung vom 11.10.2005)
Solche Fassadensicherung bringt zugleich die Stützen für Regale im "Haus der Bücher"
  (anklicken)  

   
Februar 2007: "Neue Details zur Synagoge entdeckt" (1. Februar 2007 im "Öffentlichen Anzeiger")  
Anmerkung: Über die Website von "Alemannia Judaica" entdeckte Hans-Eberhard Berkemann neue Details zur Synagogengeschichte 
  
Januar 2008: Die Synagogenförderer legen bald los   
Artikel von Paul Bregenzer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 30. Januar 2008 (Artikel):  
"Ausbau zum "Kulturhaus Synagoge" beantragt. 
BAD SOBERNHEIM Der Bauantrag ist vor drei Wochen gestellt worden und die Synagogenförderer hoffen nun optimistisch, dass es in Kürze auch grünes Licht gibt für die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes. 
Der Vorstand des Fördervereins Synagoge Sobernheim ist guten Mutes, dass der Verein seinen Ausbaubeitrag von 30.000 Euro für die Renovierung des Gebäudes bis dahin zusammen hat. Viel fehlt nicht - auch dank der 4000-Euro-Spende der AZ-Aktion "Leser helfen" und stattlicher Spenden vor allem aus dem Kreis der Familie Marum, lobte Vorsitzender Hans-Eberhard Berkemann. Er zog Jahresbilanz in der Generalversammlung des Vereins. 2007 habe man geknausert, um jeden Euro für die Renovierung zu sparen. Berkemann zeigte die neuesten Ausbaupläne und ist sehr froh, dass die Stadt nun auch das Nachbarhaus erwerben kann. Dies eröffne neben dem "Kulturhaus Synagoge" neue Möglichkeiten für Technikräume, Toilettenanlagen, Stuhllager und mehr. Jedenfalls biete sich so eine "elegante Lösung" an, es brauche nichts kompliziert in den Vorhof konstruiert werden. Veränderungen soll es im Innern der Synagoge geben. Das den Bau stabilisierende und eine zweite Bücherei-Ebene möglich machende Stahlskelett bleibt in den Grundzügen bestehen. Es soll aber nicht weit in den Innenraum ragen, und die Wendeltreppe rückt näher zum Portal an die Westseite. Das lasse den Raum offener erscheinen, findet Berkemann. Das markante Portal des Kultgebäudes erhält eine Tür mit einem breiten und einem schmalen Flügel. Den Bauherrn ist zudem aufgetragen, einen Notausgang zu schaffen. Dieser wird in die Nordfassade gebrochen. Der Vorhof samt Abschluss mit ehernem Zaun soll nach der Renovierung so aussehen, wie es die Juden vor 150 Jahren geplant hatten. Am Eingang soll von Justizminister Heinz Georg Bamberger ein "Renovierungsstein" eingemauert werden, bestückt mit Zeitdokumenten des Jahres 2008, erläuterte der Vorsitzende. Dieser symbolische Akt des Schutzherrn sage: "Jetzt geht´s los!" Berkemanns Rückblick listete drei jüdische Gottesdienste in der Synagoge auf, von Gruppen aus dem Max-Willner-Heim gehalten. Grund- und Hauptschulklassen sowie Gymnasiasten besuchten die Gedenkstätte. Das Haus war auch geöffnet am Europäischen Tag der jüdischen Kultur und am Tag des offenen Denkmals. "Erfreulich guten Besuch" registrierte da Berkemann, der die Besucherzahl in 2007 mit 932 bezifferte, also sei "die 1000er-Marke noch nicht geknackt". Die 100 erreiche man aber bald bei der Mitgliederzahl. Zumindest zwei Ehrenmitglieder mehr hat der Verein jetzt. Berkemann würdigte mit der Mitgliedschaft ehrenhalber das starke journalistische Engagement für die Synagoge von Marion Unger aus Staudernheim und Paul Bregenzer aus Sobernheim. Der verlesene Bericht des erkrankten Kassierers Gottfried Kneib ergab klar, dass der Förderverein finanziell auf gutem Weg ist. Die von Revisor Ernst Fechter beantragte Entlastung des Gesamtvorstands erfolgte einhellig. Ebensolche Abstimmungen konnte Gunter Baudisch als Leiter der Vorstandswahl notieren - glatte Wiederwahl des kompletten Vorstands. Bei der Versammlung im evangelischen Gemeindezentrum hatte Gottfried Kneib ursprünglich über die Sobernheimer Juden im Spätmittelalter referieren wollen. Krankheitshalber musste der illustrierte Vortrag aber auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
    
Februar 2008: Bald Start für Synagoge   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 25.02.2008: 
BAD SOBERNHEIM Auftakt für Renovierung und Umbau der früheren Synagoge in der Gymnasialstraße wird noch im ersten Halbjahr 2008 sein. Wie Hans Eberhard Berkemann von Förderverein berichtet, hat Architekt Uwe Auweiler die Antragsunterlagen für die Baugenehmigung bei der Kreisverwaltung eingereicht. Derzeit würden die Pläne vom Landesamt für Denkmalpflege geprüft. Gebietsreferentin Brigitta Enders bestätigt dies. Allerdings habe sie die Unterlagen erst am 18. Februar erhalten und deshalb noch nicht eingehend sichten können. Im übrigen will sie einen Vor-Ort-Termin Mitte März abwarten, um letzte Details abzuklären. Frau Enders möchte vor allem auf die Fassade und die Fenster des förmlich geschützten Kulturdenkmals einen Blick werfen. Die Planung im Inneren des Gebäudes, das zu einer Bibliothek und Kulturzentrum ausgebaut werden soll, ist bereits 15 Jahre alt und laut Enders abgestimmt. Wie Bürgermeister Hans-Georg Janneck auf AZ-Anfrage bestätigte, ist die Finanzierung des Ausbaus der Synagoge mit Kauf des Hauses Bregenzer im Rahmen des Haushalts 2008 von der Kommunalaufsicht kürzlich vollauf genehmigt worden. 
   
März 2008: "Sanierte Synagoge heißt Kulturhaus" - Hans Eberhard Berkemann hofft auf baldigen Renovierungsbeginn / Begegnungsort.  Artikel von Wolfgang Ziegler in der "Allgemeinen Zeitung" vom 18.3.2008: pdf-Datei - bitte anklicken.  
   
Juli 2008: Kulturhaus und Gedenkstätte - Minister legt Grundstein zur Sanierung der Bad Sobernheimer Synagoge   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 12. Juli 2008 (dz): 
BAD SOBERNHEIM 150 Jahre nach der Einweihung und 70 Jahre nach der Schändung durch Nazi-Horden wurde am Freitag am Eingang der ehemaligen Synagoge ein neuer Grundstein eingelassen. Unter der Schirmherrschaft des Mainzer Justizministers Heinz Georg Bamberger wird das frühere jüdische Gotteshaus der 7000-Einwohner-Stadt an der Nahe zu einem Kulturhaus ausgebaut. 80 Prozent des Sanierungsetats in Höhe von rund 700000 Euro steuert das Land bei. Das Kulturhaus soll in erster Linie Gedenk- und Erinnerungsstätte sein, unterstrich Hans-Eberhard Berkemann vom Förderverein, der das Projekt seit 27 Jahren vorantreibt. Er strebt kein verstaubtes Museum, sondern ein Haus vollen kulturellen Lebens mitten in der Stadt an. Kernstück ist eine Bücherei, die auch den Rahmen abgibt für Vorträge, Ausstellungen oder Konzerte.  2003 wurde 65 Jahre nach dem Pogrom 1938 erstmals wieder ein jüdischer Gottesdienst in der ehemaligen Synagoge gehalten: Von Jugendlichen des Max-Willner-Heimes in Bad Sobernheim. Es ist das einzige Erholungs- und Seminarhaus deutschlandweit, das die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Frankfurt betreibt. Minister Bamberger freute sich, dass sich in vielen Teilen des Landes wieder jüdisches Leben rege. Ausdruck dieser Entwicklung sei im November die Grundsteinlegung für eine neue Synagoge in Mainz, auch in Speyer werde ein jüdisches Gotteshaus entstehen, kündigte Bamberger an.    
   
September 2008: Tipp aus England führt an die Nahe - Niederländer forscht nach jüdischen Vorfahren / Ururgroßvater veranlasste Synagogenbau   
Artikel von Wolfgang Ziegler in der "Allgemeinen Zeitung" vom 8.9.2008:      
BAD SOBERNHEIM Die Spurensuche nach seinen Vorfahren führte den gebürtigen Niederländer Albert Pappenheim in die Felkestadt. Hans Eberhard Berkemann, Vorsitzender des Fördervereins "Synagoge Sobernheim", konnte dem Forscher in eigener Sache helfen. 
Berkemann zeigte dem Gast das jüdische Gotteshaus, den jüdischen Friedhof und Wohnhäuser, in denen seine Vorfahren einst lebten. Pappenheim hatte sich schon lange mit der Absicht getragen, das Leben und Wirken seiner jüdischen Ahnen näher zu erkunden. Vor zwei Jahren aber erhielt er einen Anruf einer weitläufigen Verwandten aus Großbritannien, der ihn weiter auf seinen deutschen Stammbaum aufmerksam machte und ihn bestärkte, unter anderem Bad Sobernheim einmal aufzusuchen. Hier nämlich war sein Ururgroßvater, Joseph Klein, 1858 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde und hatte in dieser Eigenschaft den Bau der Synagoge veranlasst, die dann auch im Jahr 1858 entstand. Pappenheim fand ebenso heraus, dass sein Ahn als Sobernheimer Lederhändler ein Geschäft am Markt, im heutigen Haus Sonja, betrieb. Nach dem Tod seiner Frau 1875 zog es Joseph Klein aber nach Bad Ems, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Das Ehepaar Klein ist auf dem jüdischen Friedhof auf dem Bad Sobernheimer Domberg beigesetzt. Und von seinem Vater erfuhr Pappenheim, dass dessen Mutter, also Pappenheims Großmutter, in Sobernheim geboren war. "Die habe ich jedoch nie kennen lernen können, denn sie wurde im Krieg umgebracht", so der Ahnenforscher. "Ich erforsche seit etwa März dieses Jahres ganz aktiv die Spuren meines Stammbaumes und möchte unter anderem mehr über meine Großeltern erfahren. Ich suche dabei ganz speziell Namen und die dazu gehörigen alten Geschichten und freue mich, dass Herr Berkemann mich dabei hier in Bad Sobernheim so gut unterstützt", machte Pappenheim weiter deutlich. Nach dem Besuch der Synagoge, des jüdischen Friedhofes und des Bad Sobernheimer Wohnhauses seiner Vorfahren machte Pappenheim auch noch eine Stippvisite nach Bad Ems. Beim Ortstermin in der Synagoge zeigte Berkemann dem Gast auch die dort begonnenen Vorbereitungen für anstehende Bauarbeiten, bei denen unter anderem Teile der ursprünglichen Fundamente zu Forschungszwecken freigelegt wurden und Fragmente von Innenbemalungen der Wände auftauchten. Erst unlängst hatte der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) 200.000 Euro für die Sanierung der ehemaligen Synagoge in Bad Sobernheim bewilligt (AZ berichtete). 
    
September 2008: Galerie soll Licht einlassen - Gruppe informiert sich über Synagogen-Pläne    
Artikel von Sonja Bräuer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 9.9.2008.  
BAD SOBERNHEIM Bei Grabungen in der Sobernheimer Synagoge sind die alten Fundamente an zwei Stellen freigelegt worden. Es sei erstaunlich, wie präzise das Fundament gehauen wurde, sagt Hans-Eberhard Berkemann, Vorsitzender des Fördervereins. Er hatte die Synagoge zum Europäischen Tag der Jüdischen Kultur geöffnet. Besucher ließen sich erläutern, wie die weiteren Planungen für die Synagoge aussehen. Der Fußboden wird jetzt komplett entfernt und anschließend neu aufgebaut. Auch die Isolierung der Wände soll in Angriff genommen werden. Im oberen Bereich wird es eine umlaufende Galerie geben, damit das Haus dort luftig und locker wirkt und das Licht durch Glas in das Gebäude dringen kann. Diese Galerie soll Teil eines Stahlgerüstes sein, das die Synagoge von innen heraus stützen und gleichzeitig die Bücherregale der evangelischen Bücherei und der Stadtbücherei tragen wird. Die Regale sollen so installiert werden, dass sie sich im Bedarfsfall wegschieben lassen und Platz machen für bis zu 80 Stühle. Denn auch für Vorträge, kleine Konzerte, Lesungen und für jüdische Gottesdienste soll die Synagoge nach dem Umbau genutzt werden können, wie Berkemann erläutert. Architekt Uwe Auweiler orientiert sich bei den Planungen an die ersten Entwürfe von 1993. Einer Gruppe aus dem Münsterland erzählte Berkemann die Geschichte der Synagoge und der Juden in Bad Sobernheim und berichtete ihnen auch, dass der Bad Sobernheimer Judenfriedhof der zweitgrößte des Landkreises ist. Die Gruppe ist auch in ihrer Heimat mit ähnlicher Thematik sehr vertraut. Sie hat schon an mehreren Seminaren teilgenommen, die sich mit den Juden beschäftigten, berichtet Roger Droste, "deshalb haben wir da ein offenes Ohr für diese Geschichte". Am Nachmittag wurde auch eine Führung im Max-Willner-Heim angeboten. 
        
Januar 2009:    Ein Ort bewegender Geschichte - Ein Rückblick auf die Restaurierung der Sobernheimer Synagoge       
Artikel von Paul Bregenzer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 15.1.2009. 
Teil I: Die ersten Schritte
BAD SOBERNHEIM. Seit bald zehn Jahren gibt es den Synagogenförderverein. Noch viel älter ist der Wunsch, die vor 60 Jahren von den Nazis geschändete Sobernheimer Synagoge wieder würdigerer Verwendung zuzuführen. Mittlerweile kommt die Sanierung des ehemaligen Gotteshauses gut voran. Die AZ blickt zurück auf die bisherige Entwicklung.
Seit Mitte der 50er Jahre diente die ehemalige Synagoge als Warenlager, erst dem Kaufhaus Oskar Schmidt für Möbel, später dem Top-Markt für Getränke und mehr. Alle Jahre wieder taucht die Frage auf: Wie geht es weiter mit dem Kultbau? Skizzen und Pläne gab es. Auch die Aussage, dass Top-Marktbetreiber Schmitz einer würdigeren Verwendung nicht im Wege stehen wolle. Das wurde bereits 1988 in der AZ gedruckt. Hans-Eberhard Berkemann und Christian Wenzel vom Synagogenförderverein luden 1998 gemeinsam mit Stadtchef Hans-Georg Janneck zum Pressegespräch. Konkretes wüssten sie zwar noch nicht, aber man müsse jetzt zumindest schon mal das Umfeld der Synagoge beplanen. Dies hing zusammen mit der Sanierung der ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Malteserkapelle. Dort sollte 1999 die Stadtsanierung vom Saarplatz her ankommen und etwa in Höhe der Amtsgerichtszufahrt enden. Geplant werde aber weiter in die Gymnasialstraße hinein, sagte damals Janneck. Daher sei an die Synagoge zu denken. Zum nächsten Frühjahr sollte es zu einer Vereinbarung mit Top-Markt-Betreiber Schmitz kommen, sagte seinerzeit Wenzel. Schmitz würde die Synagoge veräußern und dann auf dem kleinen Parkplatz an der Wilhelmstraße (früheres Schützenhaus) eingeschossig neuen Lagerraum bauen, längs der Straße eine Wohnetage draufsetzen, um so das Straßenbild zu vervollkommnen. Auch wäre eine Vereinbarung zwischen Stadt und Schmitz wegen der verzwickten Grundstücksverhältnisse nötig, dachte Janneck. Und als was könnte der Synagogenbau künftig dienen? Die Büchereien der Stadt und evangelischen Gemeinde wären froh, dort unterzukommen. Noch besser wäre, wenn es wieder "Synagoge" hieße . Darüber wollten Berkemann und Wenzel damals mit dem Leiter der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach/Birkenfeld, Gilardy, reden. Dort wünsche man wieder eine Synagoge im Nahetal, in Bad Sobernheim wäre es möglich. Finanziell stehe das Land hier im Wort, denn 1996 habe Ministerpräsident Beck 90-prozentigen Zuschuss zugesagt, erinnerte damals Janneck.
Fortsetzung folgt
    
Januar 2009 : Innenraum der Synagoge frei       
Artikel von Manfred Petzholdt in der "Allgemeinen Zeitung" vom 20.1.2009:   
"Wirkt wie ein sakraler Bau - Innenraum der Synagoge frei   
BAD SOBERNHEIM.
"Jetzt hat man endlich das Gefühl, in einem sakralen Gebäude zu stehen", sagt voller Begeisterung Hans-Eberhard Berkemann. Mit der AZ macht der engagierte Kämpfer für die Restaurierung der Synagoge einen Besuch in dem ehemaligen Gotteshaus. Die Begeisterung Berkemanns ist verständlich, denn es wird deutlich: Die Sanierung ist auf einem guten Weg. Der hohe jetzt frei liegende Innenraum ist beeindruckend. Die meisten Baugerüste sind jetzt aus dem Innenraum der Synagoge entfernt, dadurch wird optisch die gewölbte Höhe des Sakralbaus deutlich. Mehr als drei hohe Stockwerke und dazu das gewölbte Dach bringen nun einmal eine enorme Höhe. "Wer hätte das vor fünf Jahren gedacht", freut sich Berkemann. Das Ganze wird für die Stadt Bad Sobernheim einen Fortschritt bedeuten, denn mit der Synagoge, der Malteserkapelle und der Matthäus-Kirche wird das sehr schöne Ensemble der drei Gotteshäuser deutlich. Berkemann erinnert an die Dachsanierung, mit der die Arbeiten begannen. Balken mussten erneuert werden und auch eine vernünftige Dämmung angebracht werden. Die Zwischendecken aus Holz wurden entfernt, der Putz wurde in mühsamer Kleinarbeit abgeklopft. "Das war eine harte Arbeit für die Männer, eine staubige Angelegenheit", erinnert sich Berkemann. Jetzt ist es für Berkemann wichtig, die Spuren der Baugeschichte auch deutlich zu machen. "Nicht nur die heile Welt zeigen, sondern es soll ablesbar bleiben, was in den Jahren nach dem Krieg geschah", erläutert Berkemann. Etwa der Anbau der Garage, der Verlauf des schrägen Daches ist an der Außenwand über dem Eingang sichtbar und wird auch sichtbar bleiben. Im Innenraum werden zwei Fundamente frei gelegt und durch Glasfenster auch sichtbar sein. Auch die Nische des Thoraschreins wird erhalten. Der Samtvorhang, der einst vor der Nische hing, ist jetzt in der Meisenheimer Synagoge. Darüber wird ein Stück Balken von der Zwischendecke mit einem Stützpfeiler bleiben, an dem sichtbar ist, wo einst die Zwischendecken eingezogen wurden. Die Stelle, an der einst die Gedenkplatte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges hing, ist auch noch deutlich. Die Begeisterung ist Berkemann beim Rundgang deutlich anzumerken: "Das Gebäude hat während der Sanierung mit uns gesprochen." Auch hat er fast zufällig auch zwei Nischen unter den Fenstern entdeckt. Dort waren Gebetschals und Bücher deponiert. Da bietet es sich doch geradezu an, diese Nischen wieder zu nutzen, denkt Berkemann. Baulich geht es jetzt mit dem Fußboden weiter, eine Heizung wird eingebaut, die Wände müssen verputzt werden und das Stahlgerüst muss in den Innenraum. Scholtens Idee. Das Stahlgerüst wird nach einer Idee des Architekten Paul Scholten zur Sicherung der Statik des Gebäudes und zur Aufnahme der Regale eingebaut. 
    
Mai 2009: Stahlträger werden eingebaut  
Artikel von Manfred Petzholdt in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Mai 2009:  
1,2 Kilometer Stahlträger. Synagoge. Montage des Skeletts mit großem Aufwand verbunden. 
BAD SOBERNHEIM. "
Das ist ein ganz wichtiger Moment, ein kleiner Traum geht mit der Sanierung der Synagoge langsam in Erfüllung", sagte Pfarrer Christian Wenzel. Mit dem wichtigen Moment meinte Wenzel den Beginn des Aufbaus des Stahlskeletts. Sechs Stahlunterteile werden jetzt in das Innere des Kulturhauses Synagoge gebracht und dort an festgelegten Punkten fest mit der Bodenplatte verbunden.
Das hört sich so einfach an, ist aber eine spektakuläre Baumaßnahme, erläuterte Bauingenieur Uwe Auweiler. Ein Stahlgerüst hat eine Höhe von 3,50 Metern und wiegt eine halbe Tonne. Durch die schmale Bogentür der Synagoge müssen sechs dieser Stahlgerüste ins Innere geschafft werden. Sie werden miteinander verbunden und bilden dann das tragende Unterteil für die Empore. Das gesamte Stahlgerüst wird dann an vier Punkten unterhalb der Decke fest verbunden. Die Gerüste sind so ausgelegt, dass sie als Bücherregale genutzt werden können.
Insgesamt werden zwölf Tonnen Stahl in das innere Skelett der Synagoge verbaut, erläuterte Auweiler. Die Stahlprofile aneinander gereiht ergeben eine Länge von 1,2 Kilometern. Die Stahlkonstruktion wurde von der Schlosserei Pauly aus Meckenbach bei Kirn gefertigt. Drei bis vier Wochen werden die Fachleute für den Aufbau benötigen.
Insgesamt ist die Synagoge nicht wieder zu erkennen. Die Wände sind verputzt, die alten Fensterrahmen außen sind erhalten und neu gestrichen. Im Inneren der Synagoge werden Fenster angebaut, die Stahlrahmen für diese Innenfenster hat die Bad Sobernheimer Firma Emil Lenhart hergestellt. Durch diese "Doppel-Fenster" ergibt sich eine erhebliche Wärmedämmung. Die Elektrokabel liegen und die Vorbereitungen für die Bodenheizung sind fast abgeschlossen. Wenn in vier Wochen dass Stahlkorsett fertig gestellt ist, geht es mit Riesenschritten voran, freut sich Auweiler."   
   
September 2009: Sanierungsarbeiten verlaufen planmäßig - Einweihung für den 27. Januar 2010 geplant  
Artikel von Wolfgang Ziegler in der "Allgemeinen Zeitung" vom 2. September 2009: 
"Neues Domizil für 11000 Bücher.  
BAD SOBERNHEIM.
  Sanierungsarbeiten am Kulturhaus Synagoge laufen planmäßig / Einweihung am 27. Januar. 
Zum Stand der Sanierungs- und Umbauarbeiten in der ehemaligen Synagoge machte sich der Vorsitzende des Fördervereins Synagoge Sobernheim, Hans Eberhard Berkemann, ein Bild. Bauingenieur Uwe Auweiler informierte beim Ortstermin als Planer des Projekts über Details und betonte eingangs, dass die Arbeiten im vorgegebenen Zeitrahmen lägen. In das Gebäude sollen bald die städtische Bücherei und die der evangelischen Kirchengemeinde einziehen. 
Letzteres habe seinerzeit noch der ehemalige Superintendent Hartmut Eigemann angeregt, so Berkemann. Insgesamt 11000 Bücher und zahlreiche Periodika sollen hier ihr neues, attraktives Domizil finden. Derzeit ist man bei der Vorbereitung der Fertigstellung der zahlreichen Bücherregale, die sich schon als massive Stahlgerüste im Rohbau vom Erdgeschoss in die erste Etage erstrecken. Diese Stahlkonstruktion dient gleichzeitig der Statik des gesamten Bauwerks, da sie auch die Außenwände und das Dach trägt, machte Auweiler deutlich. Nächste Woche ist der Einbau der Fußbodenheizung. Die Pflasterung des Vorplatzes der Synagoge wird durch Abtragen der alten Bodenplatte vorbereitet. Der Eingang in das Gebäude wird dabei barrierefrei, also behindertengerecht gestaltet. An das Areal des kleinen Vorplatzes schließt sich das Grundstück des Bregenzer´schen Hauses an. In dieses kommen die Sanitäranlagen, auch eine überdachte Freifläche zur späteren Nutzung ist hier schon existent. Angedacht sei, im Haus Bregenzer dem Jüdischen Archiv seinen Platz zu geben, sagte Berkemann im Ausblick.
Zum Ortstermin erschien auch Professor Machum Erlich aus Jerusalem, der zur Mattheiser Sommer-Akademie in der Felkestadt weilte. Ihm erläuterte Berkemann anhand eines von Hans Marum 1994 gemalten Bildes unter anderem die ehemalige Lage des Thora-Schreins in der jetzt zum "Kulturhaus Synagoge" umgebauten Immobilie.
Auch MdB Fritz Rudolf Körper (SPD) ergriff an diesem Tag die Gelegenheit, sich über die Arbeiten in der ehemaligen Synagoge Kenntnis zu verschaffen und zeigte sich hier von der tonnenschweren Stahl-Konstruktion im Inneren des Hauses beeindruckt. "Insgesamt wird die Sanierung rund 700 000 Euro kosten. Das Land Rheinland-Pfalz fördert das Projekt mit 80 Prozent, der Rest kommt von der Stadt und dem Förderverein der Synagoge", ließ der Politiker verlauten. Körper freute es, dass die Realisierung des Umbaus zum "Kulturhaus Synagoge" durch eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Synagogenverein und der Evangelischen Kirchengemeinde zustande kam. Allerdings, so der Abgeordnete, waren die Fördermittel des Landes in dieser Höhe auch sehr hilfreich. "Das 1858 errichtete Gebäude wird nun bald zum Bad Sobernheimer Kulturhaus mit gemeinsamer Bibliothek der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt. Damit ist der erste Schritt zur Stadtsanierung im Umfeld der ehemaligen Synagoge und des Amtsgerichtes getan", so Körper abschließend. Die beiden Bibliotheken sollen laut Zeitplan in der ersten Dezemberhälfte ins Kulturhaus Synagoge umziehen. Am 27. Januar, dem bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, soll seine Eröffnung im feierlichen Rahmen begangen werden. Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in der Bundesrepublik Deutschland ein nationaler Gedenktag und wird seit 1996 am 27. Januar begangen."
   
September 2009: Lesung in der Synagoge - Hunsrücker Kriminalgeschichte um die Restaurierung einer Synagoge 
Artikel (wmy) in der "Allgemeinen Zeitung" vom 14. September 2009: "Der Mörder spielt nur eine Nebenrolle
BAD SOBERNHEIM.
  (wmy). Wie sich Geschichten ähneln. Einiges sei ihm bei Christian Hartungs Lesung aus seinem dritten Kriminalroman: "Wohl denen, die da wandeln ..." allzu bekannt vorgekommen, stellte Hans-Eberhard Berkemann fest. Geht es doch im Roman von Hartung darum, wie im Gemeinderat von Flemhausen, einer fiktiven Hunsrückgemeinde, und im Ort selbst, der Streit um Abriss oder Erhalt der alten, inzwischen als Lagerhalle fungierenden, Synagoge entflammt. Und so ähnlich hat Berkemann die Auseinandersetzung um die Synagoge in Bad Sobernheim auch erlebt. Im Roman geschieht im Verlauf der Auseinandersetzungen ein Mord. Ratsmitglied Alexander zur Heiden, vehementer Verfechter des Erhaltes der Synagoge, wird erschossen aufgefunden. 
Pfarrer Michael Held, Hartungs Held aller seiner mittlerweile vier Kriminalromane macht sich daran, die Hintergründe der Tat zu beleuchten. In Hartungs Lesung im Saal des Evangelischen Gemeindehauses spielte die Geschichte der Aufklärung jedoch kaum eine Rolle. Hartung las vielmehr den Anfang, eine Passage des Mittelteils und den erfreulichen Schluss des Romans. Die Synagoge wird gerettet. Es entsteht genau das, was bei der kleinen Synagoge in Saffig (Landkreis Koblenz-Mayen), tatsächlich geschah. Die nach der Renovierung als Mahnmal und Begegnungsstätte konzipierte Synagoge wird mit Gründung einer liberalen Gemeinde wieder zu einem Ort aktiven religiösen jüdischen Lebens. Den optimistischen Schluss seines Romans, bald darauf im Leben bestätigt gefunden zu haben, sei ihm eine besondere Freude gewesen, erzählte Hartung, der auch der Synodalbeauftragte des Kirchenkreises Simmern-Trarbach für den christlich-jüdischen Dialog ist.
Die Lesung konzentrierte sich auf eine Begegnung des Pfarrers mit dem Enkel eines ehemaligen vertriebenen jüdischen Bewohners der Gemeinde. Samuel Wolff, Klarinettist im Koblenzer Orchester, hat sich auf die Suche nach seinen Wurzeln begeben. Ergreifend beschreibt Hartung, wie Wolff beim Hören der Hunsrücker Sprache, und das gerade bei einem der heftigsten Vertreter des Abrisses der Synagoge im Ort, sich zutiefst gerührt an seine Großeltern erinnert. Held, der Pfarrer, wenn auch heimisch geworden in der Region, lässt in Wolff solche Nähe nicht anklingen. Das Komplexe dieser Verwurzelung in der Sprache zeigt Hartung auf beeindruckende Weise. Seinen literarischen Pfarrerkollegen Held lässt er die letzten Tage der Wolffschen Familie in Gedanken durchspielen. Und der merkt plötzlich, dass Wolff im Hunsrücker Platt gedacht und geredet haben muss. Er ihn also, will er etwas verstehen, auch so denken muss. Hartung, der zugunsten der Bad Sobernheimer Synagoge auf Honorar verzichtete, fesselte die mehr als 30 Besucher seiner Lesung, auch wenn er den Mörder nicht verriet. 
    
Oktober 2009: Kritik von der CDU am "Projekt Synagoge"?
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 15. Oktober 2009: "Bad Sobernheim - Kritik am Projekt Synagoge?
(ttt). Die Kassenlage, weiß der Bürgermeister, ist "katastrophal". Und im nächsten Jahr wird das nicht besser, erwartet Dr. Felix Welker. Das lässt Ausschussmitglieder neu nachdenken. Etwa über die Synagoge. 
Im Bauausschuss soll hinter verschlossenen Türen aus Reihen der CDU Kritik am Ausbau des Komplexes aufgekommen sein. Dabei ging es offenbar nicht um den Baukörper des ehemaligen Gotteshauses selbst, sondern um den Ausbau des benachbarten Hauses Bregenzer. Im Erdgeschoss werden dort Lager und Toiletten eingerichtet, im Obergeschoss sind Büro und jüdisches Archiv vorgesehen. Darüber soll es Diskussionen gegeben haben bis dahin, dass gefragt wurde, ob die Stadt für ein ehemaliges Gotteshaus, in dem keine Gottesdienste mehr stattfinden, so viel Geld ausgeben muss. Dr. Felix Welker bestätigt da "verschiedene Stimmen". Im Bauausschuss sei gefragt worden, "ob wir uns das leisten können". Mit Blick auf die Kasse müsse die Stadt die Sanierung des Obergeschosses des Hauses Bregenzer "neu vorbereiten". Welker erinnert, dass die Kommunalaufsicht "nur die allergünstigste Lösung" zugestanden habe. Für den Bürgermeister ist das "eine traurige Geschichte, doch der Etat zwingt uns dazu: Wir haben ja noch andere Hausaufgaben!"  
Die Sanierung der Synagoge ist mit 700 000 Euro veranschlagt, das Land gibt dazu 80 Prozent.   
  
November 2009: Peinliche Kritik aus CDU und FWG an der Synagogen-Restaurierung  
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 20. November 2009 (Artikel):  
"Der neue, schneidige Kurs. 
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE Der breite Konsens für das Kulturhaus beginnt zu bröckeln / Kritik aus CDU und FWG. 

Der Umbau der ehemaligen Synagoge in eine öffentliche Bücherei und ein Kulturhaus war jahrelang in der Stadtpolitik unumstritten. Ausgerechnet jetzt, da die Sanierung weitgehend abgeschlossen ist, scheint der Konsens zu bröckeln. In CDU und FWG wird - weitgehend noch hinter vorgehaltener Hand - immer lauter Kritik geübt. Vordergründig macht sich der neue, schneidige Kurs am Geld fest. Mehrfach wurden im Rat und in den Ausschüssen Fragen gestellt, um angeblichen Überziehungen des Baukosten-Budgets auf die Spur zu kommen. Doch Bau-Ingenieur Uwe Auweiler musste sich in diesem Punkt noch keine Blöße geben: Obwohl der Teil-Ausbau des Hauses Bregenzer dazukam, blieb der Bauleiter bislang im 700.000-Euro-Rahmen. Dass durch den ungemein großzügigen 80-Prozent-Zuschuss des Landes, durch Mittel des Fördervereins und der Kirchen an der Stadt nur ein kleiner Restbetrag hängen bleibt, haben die Fragesteller jeweils verschwiegen. 
Wenn schon beim Geld nichts zu machen ist, so scheint sich der abgewählte Beigeordnete Horst Barth (CDU) gedacht zu haben, kann man den Hebel vielleicht bei anderen Leistungen der Stadt ansetzen. Barths Anfrage, wieviel Stunden denn Mitarbeiter des städtischen Bauhofs für Synagoge und Haus Bregenzer bislang aufgewendet haben, ist noch unbeantwortet. Sie diene wohl auch nur dazu, das Projekt Synagoge weiter zu diskreditieren, mutmaßen Eingeweihte. Aber nicht nur das Geld, sondern auch Personen haben die Synagogen-Kritiker ins Visier genommen. In der vorletzten Bauausschuss-Sitzung war Hans-Eberhard Berkemann noch geladen. Doch wurde der Vorsitzende des Fördervereins Synagoge vom neuen Stadtbürgermeister Dr. Felix Welker (CDU) nach Hause geschickt, bevor es hinter verschlossenen Türen ans Eingemachte ging. Vor allem aus den Reihen der CDU sollen wenig Juden-freundliche Äußerungen gefallen sein. 
FWG-Chef Rudi Hill hat für den "Mut der neuen, jungen Leute im Stadtrat" viel Sympathie. Da würden jetzt schon mal Vorbehalte offen ausgesprochen, die früher unter der Decke blieben, lobt der altgediente Kommunalpolitiker. Am Stammtisch machte Hill dann deutlich, wohin für ihn der Weg gehen soll. Er und seine Mitstreiter halten nämlich nichts davon, dass dem Förderverein zur Einrichtung eines Archivs über jüdische Geschichte in Bad Sobernheim Räume im städtischen Haus Bregenzer zur Verfügung gestellt würden. Hill verweist die Bittsteller des Fördervereins auf das Max-Willner-Heim. Im Erholungs- und Seminarzentrum der jüdischen Zentralwohlfahrtsstelle, weit draußen vor den Toren der Stadt, sei der richtige Platz für die Akten des Förderverein."   
 
November 2009: Pressegespräch mit Hans Eberhard Berkemann   
Artikel von Gert Schatto in der "Allgemeinen Zeitung" vom 23. November 2009 (Artikel): 
"Bad Sobernheim. Berkemann: "Sobernheimer Synagoge ist kein Hobby eines alten Mannes"
Es gibt Diskussionen um die weitere Restaurierung der alten Synagoge in Bad Sobernheim. Sie wird zu einer öffentlichen Bücherei und einem Kulturhaus umgebaut. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Synagogen-Fördervereins, Hans-E. Berkemann.
Herr Berkemann, fühlen Sie bei der Sanierung der ehemaligen Synagoge einen Stimmungsumschwung in der Stadt? Das kann ich nicht unbedingt sagen. Es kommt wohl eher daher, dass sich die Machtverhältnisse in der Stadt geändert haben: Vorher hatten wir einen SPD-Stadtbürgermeister, der die Sanierung der ehemaligen Synagoge nicht nur begleitet, sondern massiv betrieben hat. Jetzt hat die CDU das Sagen.
Spüren Sie Ressentiments? Ja, es gibt Ressentiments, die jetzt wieder aufbrechen. Es gibt Leute, die waren eben nicht immer der Meinung, dass die Synagoge so restauriert werden sollte – und das will man jetzt wohl korrigieren.
Trifft es zu, dass Sie beim Tagesordnungspunkt Synagoge aus einer nichtöffentlichen Bauausschusssitzung hinauskomplimentiert wurden und man Sie beim letzten Bauausschuss zum Ortstermin an der Synagoge sogar gar nicht erst dabei haben wollte? Das ist richtig.
Wie finden Sie das? Instinktlos.  
Haben Sie denn überhaupt noch Zugang zur Stadtspitze? Mit Herrn Bruckmeier hatte ich zuletzt ein sehr schönes Gespräch. Ulrich Schug ist frühes Mitglied im Synagogen-Förderverein. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass Bürgermeister Dr. Felix Welker gegen das Projekt Synagoge ist. 
Wieso hat er Sie dann nicht zum Ortstermin eingeladen? Ich nehme an, dass man Druck auf Herrn Welker macht. Einige Leute haben wieder die Lufthoheit an den Stammtischen. 
Aber die Zusammenarbeit mit Welkers Vorgänger, Hans-Georg Janneck, lief doch unproblematisch… Das kann ich nur bestätigen, das lief problemlos, wir haben stets an einem Strick gezogen.
Was sagt man denn im Synagogen-Förderverein zu der aktuellen Diskussion?  Wir – unter den 100 Mitgliedern ist übrigens auch Julia Klöckner – fühlen uns schon etwas schäbig behandelt. Demnächst werden es über 70.000 Euro sein, die wir seit 2002 für die Restaurierung aufgebracht haben. Damit hat die Stadt gerade mal zehn Prozent der 700.000 Euro zu tragen: Denn da ist der überaus großzügige 80-prozentige Zuschuss der Landesregierung, Justizminister Dr. Heinz Georg Bamberger ist ja unser Schirmherr. 60.000 Euro finanzieren Kirchengemeinden und der Förderverein. Und grundsätzlich: Gedenk- und Erinnerungsarbeit ist Sache der Stadt! 
Sie müssen sich anhören, die Stadt würde Ihr Hobby finanzieren …  Das ist eine völlige Verdrehung der Tatsachen. Die Synagoge ist kein Hobby eines alten Mannes, sondern Verpflichtung: 1938 trieben hundert Sobernheimer Bürger – keine Auswärtigen – Juden durch die Stadt, zerstörten jüdische Einrichtungen."
  
November 2009: Erste Planungen für die Einweihungsfeier  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 30. November 2009 (Artikel):   
"Synagoge wird Hort für Bücher
BAD SOBERNHEIM. KULTURHAUS Planung für Einweihung schwierig.
 
(dz). Die Planungen für die Einweihung des Kulturhauses Synagoge, unter dessen Dach die evangelische und die städtische Bücherei Platz finden, stehen noch ganz am Anfang. Das wurde in der Sitzung des Hauptausschusses deutlich. Die Stadt betreibt Renovierung und Umbau des ehemaligen Sakralbaus und ist deshalb auch für dessen Einweihung zuständig.
Bereits die Festsetzung eines Termins für die Feierlichkeiten im April oder Mai bereitet offenbar einiges Kopfzerbrechen. "Der letzte gefundene Termin überdauerte gerade mal eine halbe Stunde", berichtete Stadtbürgermeister Dr. Felix Welker. Christliche und jüdische Kalender müssen abgeglichen werden. Da die Einweihung ins Frühjahr fällt, finden parallel in Stadt und Umkreis zahlreiche Veranstaltungen statt. Dazu kommen Konfirmations- und Kommunionfeiern, auf die die Pfarrer bereits aufmerksam gemacht haben. Dadurch ist etwa die Malteserkapelle nicht immer verfügbar. 
Dieser nur rund 50 Meter von der Synagoge entfernt liegende Bau wird nach Ansicht Welkers benötigt, um die Einweihungsfeier dorthin zu übertragen. Man rechnet nämlich mit bis zu 300 Gästen, die nicht alle im neuen Kulturhaus Platz finden würden. Auf der Liste des Fördervereins stehen jetzt schon rund 200 Personen, die persönliche Einladungen bekommen. Dazu kämen rund hundert Bürger, denen man auch den Zugang nicht verwehren will. Doch es ist völlig offen, wie viele Sobernheimer sich tatsächlich für die Einweihung interessieren könnten. Deshalb wird es für die Verantwortlichen auch nicht leicht sein, den Aufwand für die Feierlichkeiten im voraus abzuschätzen. Die Bewirtung geladener Gäste am Vorabend der Einweihung lässt sich recht leicht kalkulieren. Für den Tag der Einweihung selbst fehlen noch fast alle wichtigen Punkte. Herbert Wenz, Büroleiter im Rathaus, mahnte die Runde allerdings, der Verwaltung bald Zahlen zu nennen, denn die Kosten müssten im Haushalt 2010 veranschlagt werden. Derzeit geht man von rund 5000 Euro aus. 
Wie hoch der Aufwand tatsächlich wird, hängt von vielen Faktoren ab. Reichen Kulturhaus und Malteserkapelle und bei gutem Wetter die Fläche dazwischen aus? Wird ein Festzelt aufgestellt? Wie teuer kommen kulturelle Beiträge, etwa von Musikgruppen? Wie viele Gäste werden tatsächlich bewirtet mit Imbiss und Umtrunk? Der Stadtchef jedenfalls machte klar, dass die Teilnahme vieler Bürger ausdrücklich erwünscht sei. Welker sprach dabei von dem Gedanken der Völkerverständigung. 
Vieles ist noch unklar. So hält Willi Scheer (CDU) die Aufteilung des Publikums auf zwei Orte - Synagoge und Malteserkapelle - für unglücklich. Wenn sich die Gäste aufteilen müssten, sei nur sehr schwer eine Gemeinsamkeit herzustellen. Für die Kostenkalkulation riet Scheer, bei den Vereinen nachzufragen, die über große Fest-Organisations-Erfahrung verfügten."
    
Januar 2010: Differenzen um den "Platz der Geschichte" im renovierten Synagogengebäude 
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 23. Januar 2010 (Artikel): 
"Bad Sobernheim. Kein Platz für Geschichte? 
SYNAGOGE Das Kulturhaus könnte zur reinen Bücherei werden. 

Die Differenzen, die seit Monaten zwischen einigen Vertretern der Stadt und dem Förderverein Synagoge bestehen, betreffen nicht nur Mehrausgaben zur Nutzung des Hauses Bregenzer. Es geht auch um den Umfang jüdischer Exponate im künftigen Kulturhaus selbst. Das wurde in der Sitzung des Stadtrates deutlich. 
Für Michael Greiner gab es früher, zu Bürgermeister Jannecks Zeiten, einen breiten Konsens, auch die vom Förderverein gewünschten Maßnahmen umzusetzen. "Dieser Konsens wurde aufgekündigt", klagte der Chef der SPD-Fraktion. Greiner forderte den Widerspruch des Stadtoberhaupts heraus. Dieser Konsens sei keineswegs aufgekündigt, sagte Dr. Felix Welker, das Gegenteil sei der Fall. Zur Vorbereitung der Einweihung im Mai halte er einen regen Kontakt zum Förderverein. Welker bekannte sich ausdrücklich zur Doppelfunktion der früheren Synagoge: zum einen Bücherei, zum anderen historisches Gebäude. Das Wort Mahnmal fiel nicht. 
Die Synagoge wurde 1938 von Sobernheimer Nazis verwüstet und geschändet. Auch darauf will der Förderverein hinweisen, zum Beispiel mit einer Video-Installation, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Stadt aufarbeitet. Dies soll in einer kleinen Ecke geschehen, ganz am Rande des Bücherei-Betriebs. An das frühere jüdische Gotteshaus erinnern soll ein Thora-Schrank samt Vorhang, der in seiner ursprünglichen Nische wieder installiert werden soll. Und auf der Empore könnte wieder ein Harmonium stehen, ähnlich dem, das die Nazi-Schergen in der Pogromnacht zu Boden schmetterten. 
Nun wird diese Ausstattung ganz oder in Teilen in Frage gestellt. Eine große Rolle spielt dabei das Argument von der Enge des Raumes. So ist Willi Scheer (CDU) aufgefallen, dass der Innenraum nach der Installation des Stahlgerüstes sehr beschränkt wirkt. Das hatten sich viele ganz anders vorgestellt. Nun aber fragt Scheer, ob überhaupt noch Platz sei für die Exponate. Er hat Angst um den Thora-Vorhang, den Kinder, die die Bücherei besuchen, herunterreißen könnten. Auch das Harmonium auf der Empore wird aus Platzgründen in Frage gestellt.
Selbst die Video-Installation, die ein amerikanischer Künstler vorbereitet, ist nicht unumstritten. Der Platz werde für ein Kopiergerät benötigt, heißt es. Doch für manche im Rat sind die Differenzen zwischen Stadt und Förderverein nur auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen. So hat Welker festgestellt, dass bei Ratsmitgliedern Emotionen aufkämen, weil sie sich übergangen fühlten. So soll sein Vorgänger Janneck an den Gremien vorbei Zusagen gemacht haben, die jetzt in Frage gestellt werden. 
Es könnte aber auch so sein, dass die gewählten Vertreter ohnehin nur wenig zu sagen haben. So wies Beigeordneter Alois Bruckmeier darauf hin, dass die Stadt einen Vertrag eingegangen sei, der dem Förderverein weitreichende Rechte einräume. Dessen Vorsitzender Berkemann habe sich im übrigen immer auf der Grundlage dieses Vertrages bewegt, sagte Bruckmeier. Das Recht zur Mitgestaltung des Kulturhauses könnte der Förderverein aber leicht auch daraus ableiten, dass er bislang 70000 Euro Spenden in die Restaurierung der ehemaligen Synagoge gesteckt hat: soviel wie die Stadt selbst."  
  
Januar 2010: Ehemalige Synagoge soll in erster Linie dem Gedenken dienen   
Artikel von Paul Bregenzer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Januar 2010 (Artikel): "Synagoge dient vor allem dem Gedenken
BAD SOBERNHEIM - FÖRDERVEREIN Kulturhaus ist nur in zweiter Linie eine Bücherei / Eröffnungsfest für Mai geplant

Welche Eigenschaft soll das "Kulturhaus Synagoge" künftig prägen? Ist die ehemals jüdische Kultstätte zuförderst eine Stätte des Gedenkens oder bietet sie vor allem der Kultur einen Raum und ist Bücherei? Zur Diskussion kam dies unter "Verschiedenes" in der Jahreshauptversammlung des Fördervereins "Synagoge Sobernheim e.V.". Per Handabstimmung befand eine große Mehrheit, dass die Synagoge vor allem dem Gedenken dienen soll - natürlich mit der Nutzung als Bücherei. Das stelle auch die Intension der vielen Spender dar, namentlich der Nachfahren der jüdischen Familie Marum, betonte der zuvor wiedergewählte Vorsitzende Hans-Eberhard Berkemann. 
Im Nachbargebäude der Synagoge, in der Malteserkapelle, fand sich am "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" eine stattliche Anzahl an Förderern zur Jahresbilanz des Vereins ein. Gottfried Kneib und Berkemann erinnerten mit einer Fotoprojektion an den Fortgang der Restaurierungsarbeiten in und an der Synagoge über einen Zeitraum von acht Jahren. Diese Phase geht nun dem Ende zu, für Ende Mai ist die Eröffnungsfeier geplant. 
Schatzmeister Kneib konnte mitteilen, dass vor wenigen Wochen 30.000 Euro vom Vereinsvermögen an die Stadt gegangen sind. Dieser Betrag ist ein Anteil an den Restaurierungskosten, die vom Land, der Stadt, der Denkmalpflege, den beiden Kirchengemeinden und vom Förderverein getragen werden. Der Verein hat bereits in den Jahren davor weitere 38.500 Euro für die Synagoge aufgebracht, vor allem für die laufenden Gebäudekosten, für Gutachten und Planung.
Der Kassenbestand ist nun auf knapp 16.000 Euro geschrumpft. Darin enthalten sind von den Marum-Nachfahren für den Thoraschrein gespendete 5.000 Euro. Kneib und Berkemann bedankten sich bei allen Beitragszahlern und Spendern. Großspenden, wie die 5.000 Euro vom Lions-Club, haben den Einbau der schmucken Tür im Westportal ermöglicht. 
Aber nicht nur das Geldsammeln für die Wiederherrichtung dieses markanten Versammlungsraumes der früheren jüdischen Gemeinde in Sobernheim zählt zum Vereinszweck, erläuterte Berkemann. Das Jahr über gebe es einige Gedenkveranstaltungen und Führungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. So hätten Schüler aus allen Schultypen der Region die Gedenkstätte besucht. Selbst Kinder aus Kindertagesstätten hätten schon ein Gespür dafür, was die Unterschiede zwischen Kirchen, Synagogen und Moscheen sind.
Vom "Max-Willner-Heim" auf dem Nohfels, der Erholungs- und Bildungsstätte der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, kamen etliche Gruppen mit Ferienkindern aber auch Erwachsenen und besuchten die Synagoge. 
Gunter Baudisch trug namens der verhinderten Revisoren Dr. Hans-Gert Dhonau und Ernst Fechter das Ergebnis der Kassenprüfung vor. Es gab keine Beanstandungen und so folgte die einhellige Entlastung des Vorstands. Die Wahl ergab die Bestätigung in ihren Ämtern für den Vorsitzenden Berkemann, seinen Stellvertreter Christian Wenzel, Schatzmeister Kneib, Schriftführerin Irma Fechter und die Beisitzer Werner Bohn, Heinz Schmitz und Dr. Hartmut Wilms; Dr. Rainer Lauf wollte aus beruflichen Gründen nicht weiter dem Vorstand angehören. Die Versammlung wählte Ulrich Schug zum Nachfolger - mit ihm, dem Stadtbeigeordneten, ist dann auch die Stadtspitze in der Vereinsführung präsent. Schug denkt, dass nach den im Vorfeld im Stadtrat aufgetretenen Irritationen und unterschiedlichen Interpretationen zum Sinn der Synagoge es gut ist, dass nun zur Stadt ein kurzer Draht besteht und der künftig schneller Klarheit bringt. 
Stadtbeigeordneter Alois Bruckmeier vertrat den entschuldigten Bürgermeister Dr. Felix Welker und würdigte namens der Stadt die ideellen, praktischen und finanziellen Leistungen des Fördervereins. Bruckmeier regte an, den Vertrag zwischen Förderverein und Stadt zu aktualisieren. Nach der Mitgliederversammlung bat Berkemann die Teilnehmer zum kurzen Gang in die Synagoge. Dort sind inzwischen die Holzböden für die Buchregale in das dunkelgrau gestrichene Stahlkorsett eingebaut, liegt Parkett und gibt es einen Windfang am Haupteingang. Der allgemeine Eindruck war, dass die eherne Konstruktion zur Aufnahme der Bücherei und zur statischen Gebäudestabilisierung sehr wuchtig und überdimensioniert wirkt." 
   
Februar 2010: Altbürgermeister Janneck wird Ehrenmitglied des Fordervereines 
Sobernheim PA 04022010.jpg (18197 Byte)Foto links von Wolfgang Ziegler: Altbürgermeister Hans-Georg Janneck (3. von links) wird von Hans Eberhard Berkemann (4. von links) die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft überreicht. Mit dabei Renate Janneck, Werner Bohn (links), Heinz Schmitz und Gottfried Kneib (rechts). 
Artikel von Wolfgang Ziegler in der "Allgemeinen Zeitung" vom 4. Februar 2010 (Artikel):   
"Schönstes Geschenk für Stadt
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE Altbürgermeister Janneck wird Ehrenmitglied der Förderer. 

(zie). Er freue sich sehr über die Ehrung und sei sehr dankbar, dass mit dem Kulturhaus Synagoge auch ein Haus der Bücher entstehe, sagte Altbürgermeister Hans-Georg Janneck, als ihm in der einstigen Synagoge die Ehrenmitgliedschaft im Förderverein der Synagoge Sobernheim per Urkunde vom Vorsitzenden der Förderer, Hans Eberhard Berkemann, verliehen wurde.
Mit der Einrichtung einer umfangreichen Bibliothek in den Mauern der ehemaligen Synagoge gebe es zudem einen engen inhaltlichen Zusammenhang geistiger Auseinandersetzung und die "aktive Übertragung jüdischer Gedanken hinüber in unsere Zeit", so Janneck. Er habe immer um Verständnis dafür gerungen, betonte Janneck. Die umgebaute Synagoge sei das schönste Geschenk, das man der Stadt machen könne, zumal das Gebäude zentrumsnah liege und somit in das Leben der Stadt eingebettet sei. 
Ehrenmitglied im Förderverein zu sein sei immer eine besondere Ehre, machte Berkemann deutlich, nachdem er die Stationen von Jannecks Engagement für die Synagoge geschildert hatte, etwa die Rettung der Umschreibungsliste jüdischer Namen, die bei einer Versteigerung in Paris auftauchte und die er nach Sobernheim zurück brachte.
Etwa 20 Ehrenmitglieder zählt der Förderverein. Ehrenmitglied wurden alle jüdischen Bewohner Sobernheims, zu denen der Verein Kontakt aufbauen konnte, unterstrich Berkemann. Ein Mensch mit nichtjüdischen Wurzeln müsse schon einiges für die Synagoge vollbracht haben, um ebenfalls Ehrenmitglied zu werden, betonte der Vorsitzende. Janneck habe als Stadtbürgermeister den Erhalt und späteren Umbau des einstigen jüdischen Gotteshauses im wahrsten Sinne des Wortes gefördert und nicht ausgebremst, wie es jüngst der Fall gewesen sei."    
    
Februar 2010: Fundamente der Synagoge sind unter Panzerglas zu sehen   
Sobernheim PA 022010a.jpg (43566 Byte)Foto links (Ziegler): Hans Eberhard Berkemann am offenen Schacht mit den Fundamentresten, kurz bevor das Panzerglas sie abdeckte.    
Artikel (Ziegler) in der "Allgemeinen Zeitung" vom 12. Februar 2010 (Artikel): 
"Gläsernes Schaufenster zum alten Untergrund. 
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE Relikte sichtbar gemacht/Offizielle Einweihung am 30. Mai. 

(zie). Ein sehr interessantes Schaufenster in die bauliche Vergangenheit der ehemaligen Synagoge wird sich am 30. Mai, dem Tag der offiziellen Einweihung des Gebäudes als 'Kulturhaus Synagoge', auch für die Besucher öffnen. 
Diese mit trittfestem Panzerglas überdeckte schachtartige Öffnung im Fußboden unweit der Eingangstüre ermöglicht dann einen Blick auf die eigens dafür erhaltenen Fundamentreste des früheren jüdischen Gotteshauses. Im Licht der im Schacht befindlichen Strahler sieht der Besucher dann etliche restaurierte Quadersteine in ihrem ursprünglichen Zusammenhang. Hans Eberhard Berkemann, Vorsitzender des Fördervereins Synagoge Sobernheim, ist stolz auf das Kleinod und berichtet zur Vorgeschichte, dass schon 2008 zwei Ecken von Fundamenten der Süd- und der Nordwand gefunden wurden. Als dann im Januar 2009 der Fußboden des Gebäudes ausgebaggert wurde, kamen weitere Fundamentrelikte der Westwand mit Ecke zur alten Eingangstüre zum Vorschein. Damals habe er sofort beantragt, diese wertvollen architektonischen Überbleibsel nun unbedingt zu erhalten und im Gebäude sichtbar zu machen. Denn die Geschichte des Hauses muss für die Besucher auch auf diese Art ablesbar und so deutlich erfahrbar sein, ist Berkemann überzeugt. 
Der städtische Bauausschuss lehnte in seiner Sitzung eine Kostenübernahme jedoch ab, da er "eine schleichende Kostenüberschreitung" befürchtete, wie Berkemann dazu sagte. So gab es dann einen schnellen Entschluss der Synagogenförderer, diese Kosten selbst zu übernehmen, um eben die Historie der Synagoge vor Ort auch deutlich sichtbar und ablesbar zu machen, betonte der Vorsitzende nochmals, ansonsten hätte sich der ganze finanzielle Aufwand nicht gelohnt. Solche Sichtfenster gehörten im Übrigen heute schon zum Standard bei Renovierungen historischer Bausubstanz. 'Während der ganzen Zeit der Sanierung der alten Synagoge hat das Haus auch zu uns gesprochen - man musste nur bereit sein, dies wahrzunehmen', sagte Berkemann." 
   
Februar 2010: Einige Kommunalpolitiker wollen das Gedenken an die jüdische Geschichte möglichst gering halten        
Sobernheim PA 022010b.jpg (27601 Byte)Foto links (Gerhard Benz): Blick in das renovierte Kulturhaus Synagoge von der Empore aus. In den Kisten warten die Medien aus der städtischen Bücherei darauf, in die Regale gestellt zu werden.   
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 24. Februar 2010 (Artikel): 
"Weist die Stadt ausgestreckte Hand zurück? 
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE - Stiftungen dienen der Erinnerung. 

Am Mittwochabend soll der Bauausschuss über die endgültige Ausstattung des Kulturhauses Synagoge befinden. Der Umbau des ehemaligen jüdischen Gotteshauses in eine zentrale Bücherei von Stadt und evangelischer Kirchengemeinde ist so gut wie abgeschlossen, der Termin für die Einweihung Ende Mai beschlossene Sache. Noch nicht geklärt in den städtischen Gremien ist hingegen, welchen Stellenwert das Gebäude künftig als Gedenkstätte einnehmen wird. Die Synagoge war Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt, bis sie von Sobernheimer Nazis 1938 geschändet worden war. Dass an diese historischen Fakten angemessen erinnert werden soll, war im alten Stadtrat unter Hans-Georg Janneck (SPD) Konsens. Dieser bröckelt nun unter dessen Nachfolger Dr. Felix Welker (CDU). 
Seit dessen Amtsantritt wurde über dieses sensible Thema zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert. Selbst der Vorsitzende des Fördervereins sah sich plötzlich vor verschlossenen Türen wieder. Das erstaunt um so mehr, als gerade der Förderverein - im Auftrag der Stadt - sich jahrzehntelang nicht nur um das Gebäude gekümmert, sondern auch die Finanzierung seiner Erhaltung komplett geschultert hat. Für Mittwochabend ist nun Hans-Eberhard Berkemann wieder eingeladen worden. Man wird sehen, ob der Ausschuss ihn auch bis zum Ende der Sitzung in seiner Mitte dulden wird. 
Der Förderverein möchte an drei Stellen an die frühere Nutzung des Hauses und an die Geschichte der Juden in Bad Sobernheim erinnern. Zum einen soll wieder ein Thora-Schrein in die noch vorhandene Nische eingebaut werden. Der Original-Vorhang wurde 1938 von der christlichen Haushälterin des Fabrikanten Heinrich Marum gerettet und wird in Meisenheim aufbewahrt. Er könnte nun an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren. Die Kosten für den Schrein übernehmen Enkel des früheren Fabrikbesitzers Alfred Marum. Eine original Thora-Rolle befindet sich in den USA. Berkemann hofft auf deren Rückführung. 
In einer Ecke des Kulturhauses ist eine Video-Installation eines amerikanischen Künstlers vorgesehen, auch dies eine Stiftung einer Marum-Nachfahrin: Dr. Krakauer. Auf ein Buch mit leeren Seiten werden Bilder aus der Geschichte der Juden in Bad Sobernheim projiziert. Zusätzlich soll ein Harmonium Zeugnis von der damaligen liberalen jüdischen Gemeinde ablegen. Nur dort wurden Gottesdienste mit Musikbegleitung abgehalten, was bei den Orthodoxen nicht üblich war. 
Einigen Kommunalpolitikern aber geht die geplante Aufstellung dieser Erinnerungsstücke offenbar viel zu weit. Ihnen schwebt die ausschließliche Nutzung des Gebäudes als Bücherei vor: Sie wollen Hinweise auf die jüdische Geschichte tilgen und damit auch die Nazi-Verbrechen offenbar nicht mehr thematisieren. Im Vorfeld der Ausschusssitzung warnt Berkemann vor den fatalen Folgen unbedachter Beschlüsse. Wenn die Stadt die angebotenen Stiftungen der Marum-Nachfahren zurückweise, ist das für den Chef des Fördervereins so, "als wenn man die ausgestreckte Hand der Versöhnung zurückweist". 
Der Stimmungswandel in den städtischen Gremien hat anscheinend auch schon andere Bevölkerungskreise erreicht. So schlug ein einflussreicher Bürger allen Ernstes vor, den Davidstern im Rundfenster doch besser wieder zu entfernen, da dieser dort störe. Kritik gab es auch bereits an der Einweihung und den dafür eingeplanten 5.000 Euro. Wieso für die Eröffnung der neuen Bücherei so viel Geld gebraucht werde und warum 300 Personen dazu geladen werden, wollte Rudi Hill wissen."    
   
März 2010: Mehrheit im städtischen Bauausschuss ist gegen die Installation eines Geschichts-Videos - 
Diskussion im Gemeinderat wird in einer Außenwahrnehmung als "peinlich, beschämend und erschreckend" beschrieben 
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 5. März 2010 (Artikel): "Bad Sobernheim. Mehrheit schlägt Stiftung aus
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE Geschichts-Video abgelehnt. 

Eine Mehrheit im städtischen Bauausschuss hat sich gegen die Installation eines Videos des russisch-amerikanischen Künstlers Ted Efremoff im Kulturhaus Synagoge ausgesprochen. Der Kurzfilm zeigt die Geschichte der Juden in Bad Sobernheim und wurde finanziert von Dr. Kathrin Krakauer. Die Medizinerin lebt im US-Bundesstaat Massachusetts und ist Nachfahrin der Familie Marum, die in ihrer Strumpffabrik bis zu tausend Menschen Arbeit gegeben hatte. 
Die Krakauer-Stiftung ausgeschlagen haben nach AZ-Informationen alle CDU-Mitglieder im Ausschuss: Dr. Jörg Maschtowski, Axel Hill und Peter Öhler. Der Bürgermeister der Stadt, Dr. Felix Welker, der ebenfalls der CDU angehört, soll sich der Stimme enthalten haben. Mittlerweile stehen lediglich noch SPD und Grüne zu den Abmachungen, wie sie bereits vor Jahren zwischen Stadt und Förderverein abgesprochen wurden. Welker soll keinesfalls glücklich mit dem Stimmverhalten seiner Parteifreunde sein. Insgeheim setze das Stadtoberhaupt darauf, dass der Stadtrat letztlich der Empfehlung des Ausschusses nicht folge, sind sich Beobachter sicher. Dafür spreche nicht zuletzt die konstruktive Mitarbeit Welkers bei der Besichtigung der Synagoge. Der Stadtchef selbst habe für die Video-Installation einen Platz im Windfang vorgeschlagen, direkt hinter dem Eingang. Leider konnte die Redaktion Welker nicht befragen, trotz tagelanger Bitten um Rückruf. 
Die Vorbereitung der Einweihungsfeier, zu der auch Gäste aus den USA, Israel und Kanada erwartet werden, hat Welker zur Chefsache gemacht. Es könnte aber auch sein, dass die Stadt die Eröffnung des Kulturhauses in sehr viel kleinerem Rahmen wird ausrichten müssen. Denn die Versuche, die frühere Synagoge nur noch als reine Bücherei zu führen und nicht mehr als Gedenkstätte, werden längst landesweit wahrgenommen. So bekam der Stadtbürgermeister kürzlich einen Brief von Dr. Joachim Hahn, Historiker und Pfarrer im Oberkirchenrat in Stuttgart. Er findet die Haltung einiger Kommunalpolitiker in der Stadt "in hohem Maße peinlich, beschämend und erschreckend". Die Diskussion, so fürchtet Hahn, werde nachhaltig dem Ansehen Bad Sobernheims schaden."  
      
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. März 2010 (Artikel): "'Es geht nur um Details'
BAD SOBERNHEIM. CDU-Politiker stellen anderes Abstimmungsverhalten in Aussicht. 

(dz). Zu unserem Bericht "Mehrheit schlägt Stiftung aus" nehmen die CDU-Politiker Peter Öhler, Jörg Maschtowski und Axel Hill Stellung. Die AZ hatte berichtet, dass die von ihnen geführte Mehrheit im Bauausschuss die Installation eines Videos über die Geschichte der Juden in Bad Sobernheim und die Aufstellung eines Harmoniums abgelehnt hatte. 
Nun "widersprechen die Unterzeichner energisch", dass die CDU-Fraktion versuche, "...die frühere Synagoge nur noch als reine Bücherei zu führen und nicht mehr als Gedenkstätte...", wie es im AZ-Bericht hieß. Vielmehr werde von ihnen nach wie vor die Einrichtung Kulturhaus Synagoge befürwortet. Die CDU-Politiker wollen das Andenken an die jüdische Geschichte in Bad Sobernheim keineswegs in Frage stellen. Lediglich zwei von der Planung abweichende Ausstattungsdetails würden von ihnen zur Zeit abgelehnt, da die technischen Vorraussetzungen nicht abschließend geklärt seien. So werfe die Videoinstallation Fragen auf, die der amerikanische Künstler bereits vor einem Jahr habe klären wollen, die Information aber bis heute schuldig geblieben sei. Dem Wunsch, die Installation erst in der letzten Woche vor der Einweihung umzusetzen, können die drei Ratsmitglieder "im Moment nicht entsprechen, da Heizkörper umgesetzt und Elektroleitungen neu verlegt werden sollen". Des Weiteren sehe die Planung auf der Empore die für den Büchereibetrieb dringend erforderlichen Leseplätze vor. Diese würden wegfallen, falls das von Hans-Eberhard Berkemann gewünschte Harmonium aufgestellt werden würde, meinen die CDU-Ratsherren. Bei diesem Harmonium handele es sich im übrigen keinesfalls um das ursprüngliche Instrument. Öhler, Maschtowski und Hill stellen in Aussicht, sollten diese beiden Ausstattungsdetails geklärt sein, im Stadtrat anders abzustimmen als im Ausschuss. 
Abschließend bemerken sie, dass die Sanierung des Gebäudes von Anfang an untrennbar mit der geplanten Nutzung als Bücherei verbunden sei. Im Januar 2001 habe der Stadtrat mehrheitlich den Ankauf des ehemaligen Synagogengebäudes beschlossen, um es als "...Bücherei und Versammlungsraum..." zu nutzen. Im Nutzungsvertrag vom September 2001 zwischen Synagogenverein und Stadt sei festgehalten worden, dass man gemeinsam "...die Einrichtung der Stadtbücherei, der evangelischen Bücherei sowie ein Jüdisches Einwohnerarchiv..." anstrebe. "Ein einwandfreier Büchereibetrieb im Kulturhaus Synagoge erscheint uns somit gerechtfertigt", erklären die CDU-Politiker."
   
Weiterer Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. März 2010 (Artikel): "Linke schalten Zentralrat ein
BAD SOBERNHEIM.
(dz). Nach dem AZ-Bericht über eine CDU-geführte Mehrheit im Bauausschuss, die die Installation eines Geschichtsvideos im Kulturhaus Synagoge abgelehnt hatte, wendet sich die Partei Die Linke an den Zentralrat der Juden in Berlin. Sie bittet darum, für eine würdige Nutzung des Gebäudes Sorge zu tragen - auch als Mahn- und Gedenkstätte. 
Rolf Tarnow, Timo Kaufmann und Berthold Stauch finden "die Einlassungen der Kommunalpolitiker in hohem Maße peinlich, beschämend und erschreckend" und schließen sich somit der Einschätzung von Dr. Joachim Hahn an. Der Pfarrer und Historiker hatte davor gewarnt, dass das Ansehen der Stadt und ihrer Bürger nachhaltig Schaden nehmen könnte. 
Auch die Linke wehrt sich nun dagegen, "den Stellenwert der ehemaligen Synagoge als Mahn- und Gedenkstätte systematisch zu reduzieren", wie Tarnow schreibt."
  
Weiterer Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 18. März 2010 (Artikel): "Bad Sobernheim - 'Da fehlen einem die Worte'. 
SYNAGOGE - SPD-Sprecher Greiner kritisiert Christdemokraten. 

(ttt). Die von den Christdemokraten Peter Öhler, Jörg Maschtowski und Axel Hill ausgelöste Diskussion um die ehemalige Synagoge 'schadet der Stadt. Da fehlen einem die Worte', richtete Michael Greiner bei der öffentlichen SPD-Fraktionssitzung deutliche Worte an die CDU: 'Diese Kritiker sollten mal in sich gehen und überlegen, was sie da angerichtet haben', forderte der Sozialdemokrat, hat aber Hoffnung, dass auch jenes Trio mittlerweile 'die Bedeutung der Sache erkannt hat'. Den SPD-Fraktionssprecher wundert überdies 'die Naivität' in der CDU 'zu glauben, für den Umzug einer Bücherei 80 Prozent Zuschuss für ein 700 000-Euro-Projekt zu bekommen'.
Mit der Aufstellung des Harmoniums, dem Thora-Schrein sowie der der Stadt gestifteten Video-Dokumentation über die Juden in Bad Sobernheim hätten Öhler, Maschtowski und Hill 'kurz vor der Fertigstellung der Synagoge Dinge in Frage gestellt, die seit Jahren einvernehmlich behandelt werden', bedauerte Greiner. Er empfindet es als sehr bedenklich, dass hier eine von den Christdemokraten losgetretene Diskussion geführt wurde, die mittlerweile ja auch weit über die Grenzen des Landkreises hinaus aufmerksam verfolgt werde. Für den Sozialdemokraten ist die ehemalige Synagoge 'ein Stück Verantwortung für uns, in Gedenken an das, was in Deutschland mal war'. Greiner sieht hier 'nichts, was zu diskutieren wäre'. 
Für die SPD ist die Sanierung der ehemaligen Synagoge nur der Anfang. Die Stadt müsse vor dem Ensemble mit Amtsgericht und Malteserkapelle im Schatten der Matthäuskirche auch das Umfeld sanieren: 'Das bringt Leben in die Innenstadt, das Ganze hat eine Aufwertung verdient.'" 
 
März 2010: Der Beschluss des städtischen Bauausschusses wird im Gemeinderat nicht übernommen - 
der Gemeinderat räumt dem Gedenken in der ehemaligen Synagoge gebührenden Platz ein
     
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 20. März 2010 (Artikel): 
"Bad Sobernheim. Rat räumt dem Gedenken gebührenden Platz ein.  
KULTURHAUS SYNAGOGE Video über Geschichte der Juden in der Stadt wird installiert. 

Der Stadtrat wird, zum Teil mit großer Mehrheit, dem Gedenken an die frühere jüdische Gemeinde in Bad Sobernheim im Kulturhaus Synagoge einen angemessenen Platz einräumen. Er folgte damit nicht einer Empfehlung des Bauausschusses, der mit den Stimmen von CDU und FWG das Stiftungsangebot einer Nachfahrin der Familie Marum vor Wochen noch ausgeschlagen hatte. 
Etwa 10.000 Euro habe Dr. Kathrin Krakauer aufgewandt für ein Video über die Geschichte der Juden in Bad Sobernheim, hatte zuvor Hans Eberhard Berkemann dem Rat erläutert. Der Vorsitzende des Fördervereins Synagoge dankte Bürgermeister Dr. Felix Welker für seine Anregung, das Video im Windfang zu installieren und nicht in der Ecke links vom Eingang. Auch Gerhard Mietzker fand viel Gutes an dieser Lösung. Dann könne in der Ecke die Garderobe und noch ein Recherche-Platz eingerichtet werden, kündigte der Leiter der Bücherei an. 
Letztlich stimmten, bis auf zwei Enthaltungen, alle Ratsmitglieder (19) der Video-Installation zu. Nur eine Enthaltung gab es bei 20 Ja-Stimmen für den Einbau eines Tora-Schreines in seiner früheren Nische gegenüber dem Eingang. 
Ihren Widerstand aufrecht hielten CDU und FWG aber gegen ein Harmonium, das auf der Empore aufgestellt wird. Es wurde gestiftet von der freien Kirchengemeinde am Soonwald und soll an den wütenden Nazi-Mob erinnern, der in der Pogromnacht im November 1938 ein solches Instrument von der Empore warf und zerschmetterte. Nur der Stimme des Bürgermeisters gegen seine Parteifreunde der CDU war es zu verdanken, dass das Harmonium nun doch seinen Platz auf der Empore zurück bekommt. 
Zuvor hatte Willi Scheer versucht, den Standpunkt der Christdemokraten zu erläutern. Weil sie vermuten, dass es auf der Empore zu eng werden könnte oder das Harmonium auf Kosten eines Leseplatzes für Bücherei-Besucher gehe, warb der CDU-Fraktionschef für eine Testphase ohne Instrument, das man ja auch noch später aufstellen könne. 
Dieser Vorstoß Scheers sorgte allgemein für Verwunderung, da der Büchereileiter kurz zuvor solche Bedenken zerstreut hatte. Die Empore sei breit genug, um ein Harmonium aufzustellen, hatte Mietzker dem Rat versichert. Die geplanten Leseplätze könnten eingerichtet werden. Der Büchereileiter betonte mehrfach, dass die Erinnerungstücke an die jüdische Geschichte in der Stadt "keine Beeinträchtigung für den Büchereibetrieb" mit sich brächten. 
Auch Ulrich Schug (Grüne) sprach sich eindeutig für die Installation aller vorgesehenen Erinnerungsstücke aus. "Sie beanspruchen noch nicht mal fünf Quadratmeter Platz", rückte der Beigeordnete die Dimensionen zurecht. Die Synagoge hat eine Grundfläche von rund 130 Quadratmetern, etwa 80 umfasst die Empore. Michael Greiner (SPD) hatte an den Rat appelliert, mit einem eindeutigen Beschluss "zu kitten, was in den vergangenen Monaten an Porzellan zerschlagen wurde". Welker hielt entgegen, dass Schaden nur entstanden sei, weil verantwortungslose Mandatsträger Inhalte aus dem Bauausschuss der Presse zugetragen hätten."  
     
Ende März 2010: Das Kulturhaus Synagoge ist beinahe fertig    
Sobernheim PA 30032010.jpg (237745 Byte)Artikel von Marion Unger im "Öffentlichen Anzeiger" vom 30. März 2010:  "Kulturhaus ist beinahe fertig. Offizielle Einweihung ist für 30. Mai vorgesehen. Hand in Hand arbeiten Förderverein, evangelische Kirchengemeinde und Stadt Bad Sobernheim an der Fertigstellung des Kulturhauses Synagoge
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.      
  
April 2010: Die Bibliothek wurde eröffnet   
Artikel von Gerhard Benz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 14. April 2010 (Artikel): "Bad Sobernheim. Großes Lob für Ehrenamtliche
BIBLIOTHEK - In das Kulturhaus Synagoge kehrt jetzt Leben ein / Gestern wurde die Bücherei eröffnet. 

Nach jahrzehntelanger Vorbereitung und jahrelanger Restaurierung geht das Kulturhaus Synagoge nun seiner Vollendung entgegen. Damit ist dann auch die Zeit gekommen, in der die Akteure mehr oder weniger zufrieden auf ihre Arbeit zurückblicken - und Einweihungen gefeiert werden. 
Die große Feier mit 200 Gästen steigt erst am 30. Mai. Gestern nahm nun schon einmal die öffentliche Bücherei ihre Tätigkeit auf, die Stadt und evangelische Kirchengemeinde in den alten Synagogenmauern neu gegründet haben. Für das durchweg gelungene Werk fand der Stadtbürgermeister lobende Worte. Dr. Felix Welker sprach von einem ersten Schritt für das neue Kulturhaus, der mit der Eröffnung der Bibliothek erfolge. 8000 Bücher habe das Team von Gerhard und Jutta Mietzker in die neuen Regale eingeordnet. Der Stadtchef denkt vor allem an Familien mit Kindern, die hier fündig werden könnten. Welker hofft nun, dass die Einrichtung bald angenommen werde. Die Stadt habe bereits Mittel bereitgestellt, um weitere Medien anschaffen zu können.
Die Einrichtung der Bücherei ist komplett. An einem Tisch werden Medien ausgeliehen, an einem anderen Platz zurückgegeben. An den Büchern sind Barcodes angebracht, die eingelesen werden. Somit wird nicht nur der Bestand dokumentiert. Auch auf den beiden für Besucher zugänglichen Computern, wo man nach Titeln und Autoren suchen kann, sofort ersichtlich, ob das Buch ausgeliehen ist oder noch zur Verfügung steht. Wer könnte das ehrenamtliche Element besser dokumentieren als Anneliese Auweiler, die 24 Jahre der städtischen Bücherei vorstand. Dr. Welker hob die Leistungen von Frau Auweiler hervor und überreichte einen Blumenstrauß in dem Bewusstsein, dass dies nur ein ganz kleines Dankeschön für viele Jahre Engagement sein könne. Anneliese Auweiler wünschte der neuen Bibliothek viel Erfolg und dem Kulturhaus Synagoge alles Gute. 
Ihr Sohn, der Bauingenieur Uwe Auweiler, ist derweil guten Mutes, die restlichen Arbeiten im Außenbereich bis zur offiziellen Einweihung am 30. Mai beenden zu können. Die Mauern sind gezogen und werden noch verputzt, das Pflaster kann bald verlegt werden und auch das Geländer am Eingang zur Gymnasialstraße hin werde demnächst montiert, berichtet Auweiler. Dr. Welker ergänzte, dass der zusätzliche Arbeitsraum für die Bücherei-Mitarbeiter im Hause Bregenzer ebenfalls fertiggestellt werde.
Auch die jüdischen Kultgegenstände haben mittlerweile Einzug in die Synagoge gehalten. So ist der Thoraschrank installiert und grau gestrichen worden. Es fehlt jetzt noch der originale Vorhang, der damals von der Haushälterin des Fabrikanten Marum gerettet wurde und nach dem Krieg im Meisenheimer Haus der Begegnung eine neue Heimat fand. Auf der Empore steht das Harmonium. Um dieses Instrument aus einer Frankfurter Synagoge, gestiftet von der Freikirchlichen Gemeinde im Soonwald, hatte es Debatten gegeben. Jetzt wirkt es fast ein wenig verloren auf der geräumigen Empore. 
Pfarrer Christian Wenzel hatte im Konfirmandenunterricht das Thema Synagoge angesprochen. Danach kam er mit den jungen Leuten in die Bibliothek, die dort ihre Eindrücke als gemalte Bilder festhielten. Wenzel zeigte sich sehr zufrieden, das Kulturhaus Synagoge sei zu einem lebendigen Museum geworden. Und es ist ihm wichtig, dass das Erinnern an den Holocaust nicht nur Sache der Kirche sein dürfe, sondern der ganzen Gesellschaft. Dies sei in Bad Sobernheim gelungen."
   
Mai 2010: Auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Bad Sobernheim       
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 13. Mai 2010 (Artikel): "Marums Garten in seiner ganzen Weite
BAD SOBERNHEIM. STADTFÜHRUNG Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Sobernheim / Rundgang mit Hans-Eberhard Berkemann
Für den Schweizer Maurice René Sobernheim war es ein großes Glück, dass die Führung von Hans-Eberhard Berkemann auf den Spuren jüdischer Geschichte just in die Zeit fiel, in der er mit seiner Begleiterin Anna-Katharina Bosshard in Sobernheim Urlaub verbringt. Man sei schon mehrere Male auf den Spuren der Familienwurzeln in Bad Sobernheim gewesen, berichtet Sobernheim, aber noch nie so lang. Direkt jedoch verbindet ihn nichts mehr mit der Stadt, aus der seine Vorfahren stammen. Seine Mutter wurde in Berlin geboren, ging 1933 nach Bern und von dort in die USA. Doch die Erinnerung war immer in der Familie erhalten geblieben. Schon seine Großeltern hätten auf den Spuren ihrer Wurzeln damals die Felkestadt besucht. 
Sehen kann man Spuren jüdischer Geschichte in der Stadt erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein Dokument jedoch, ein Kaufvertrag, hat sich erhalten. Der zeugt um 1301 zum ersten Mal von jüdischen Einwohnern des Ortes. Eine Verbindung zu dem ältesten greifbaren Zeugnis jüdischen Lebens, der unter dem Kellergewölbe des Hauses in der Großstraße 53 erst 1996 von Erwin Wehrmann wiederentdeckten Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, ist für Berkemann wahrscheinlich. Dieses könnten auch die ersten Sobernheimer Juden schon gebaut haben. 1938 hatte Emma Loeb, Schwiegermutter von Alfred Marum, das Haus an den Schlossermeister Philipp Berner, den Großvater Wehrmanns verkauft.
Mehr als andere Familien hat die Familie Marum die Entwicklung Sobernheims geprägt. Auf den Kellern des einstigen Marumschen Wohnhauses, dem Bahnhof direkt gegenüber, steht heute das neue Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde. Durch den Marumpark, dem später der Stadt geschenkten ehemaligen Privatgarten der Familie Marum, vorbei am Gedenkstein für Arnold Marum, den Urenkel von Sarah Marum, der Gründerin der Strumpffabrik, und durch die Marumstraße selbst führt der Weg zur Synagoge. 
Vom Kaufhaus Wolff ist nichts mehr zu sehen. Rechts und links Spuren, und vieles, was man nicht sehen, aber wissen kann. In der Kreuzstraße, - 'überall, wo jetzt blaue Fenster sind', macht Berkemann das nicht mehr Sichtbare fasslich - stand das 1876 gegründete Kaufhaus Wolff: Mit ehemals 50 Mitarbeitern wurde es zwangsarisiert und erst 1958 an Oskar Schmidt verkauft. In der Marumstraße 20 befand sich das erste Zentrum der jüdischen Gemeinde. Zunächst Betsaal und jüdische Privatschule war es ab 1859 auch Schulhaus, Lehrerwohnung und Krankenstube. Erst 1880, als mittlerweile die jüdischen Kinder die evangelische Volksschule besuchten, wurde es zugunsten der jüdischen Gemeinde vermietet. Unter dem noch immer beeindruckenden Fabrikübergang in der Marumstraße, vorbei am Gründerhaus der Marumschen Strumpffabrik, dem Fachwerkhaus an der Ecke Großstraße, geht es schließlich zur Synagoge. 
Eine Thorarolle kehrt aus den USA zurück. Deren Einweihung als 'Kulturhaus Synagoge' wird am 30. Mai in Anwesenheit zahlreicher Nachfahren der Familie Marum gefeiert. Dann werde, so Berkemann, auch eine der ehemals acht Thorarollen der Gemeinde aus den USA nach Sobernheim zurückkehren. Wie der Raum ehemals ausgesehen hat, lässt sich an einem von Hans Marum aus dem Gedächtnis gezeichneten Gemälde ersehen. Erhaltene Pläne zeigen die Genauigkeit der Gedächtnisarbeit.
Zurück führt der Weg über den Marktplatz. Vor Errichtung der zweiten Rathaushälfte 1842 hatte er, mit dem heutigen Denkmalsplatz verbunden, eine weitaus größere Fläche. Verständlich, dass um den damaligen Getreide- und Viehmarkt die Häuser fast alle irgendwann auch einmal im jüdischen Besitz gewesen seien. Vom heutigen Pfarrhaus in der Igelsbachstraße erschließt sich noch einmal der Marumsche Garten in seiner ganzen Weite. Ein kleines Königreich, wie Berkemann es mit der Hand umreißt, in dem aber selbstverständlich auch Bohnen und Gemüse angebaut worden seien." 
   
Mai 2010: Ein Modell der Synagoge wird vorgestellt      
Artikel von Gert Schatto in der "Allgemeinen Zeitung" vom Mai 2010 (Artikel): 
"Bad Sobernheim - Gottfried Kneib stellt Modell des ehemaligen Gotteshauses vor. 
Wenn am Wochenende junge Juden im Rahmen einer Freizeit im Willner-Heim die ehemalige, 1858 gebaute Synagoge besuchen, werden sie erstmals einen plastischen Eindruck des Inneren des Gebäudes mitnehmen können - wie es früher mal war. Gottfried Kneib stellte in dieser Woche das Modell des ehemaligen Gotteshauses vor, wie es in den Jahren 1929 bis 1938 ausgesehen haben dürfte. Zwei Wochen hat der ehemalige Hauptschullehrer an dem Modell gebastelt, er bediente sich dabei zahlreicher Quellen wie einem 1994 von Hans Marum gemalten Bild, Erzählungen und Aufzeichnungen. Widersprüche in den einzelnen Schilderungen konnte Kneib nicht entdecken: 'Es hat alles übereingestimmt!' 
So blickt der Betrachter auf die ursprünglich vierbahnigen Fenster der Synagoge, entdeckt auf dem Dach alle damals dort stehenden Gauben. Der derzeit noch in Meisenheim lagernde Thora-Vorhang ist angedeutet, das ewige Licht im Gotteshaus ebenso wie der siebenarmige Leuchter. Auch das Modell lässt spüren, wie liberal die damalige jüdische Gemeinde ausgerichtet war. Auf der Empore steht ein Harmonium - in vielen Synagogen war ein Musikinstrument undenkbar. Und die weiblichen Gottesdienstbesucher wurden auch nicht auf eben diese Empore gesetzt, sondern hatten wie die Männer unten ihren Platz - wenn auch die Geschlechter getrennt saßen.
Die liberale Gesinnung der jüdischen Gemeinde Bad Sobernheims ist aber nicht nur in der Synagoge zu entdecken, sondern auch im gemeinschaftlichen Leben, ergänzt Hans E. Berkemann. Der Vorsitzende des Synagogen-Fördervereins berichtet, dass Juden in allen Vereinen der Stadt zu finden waren, ein Mitglied der Familie Marum gar zu den Gründern der Feuerwehr gehörte. Und ganz stolz war die Gemeinde auf diejenigen Mitglieder, die für Deutschland im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten und gefallen waren. Eine Tafel in der Synagoge, die jetzt auf dem Friedhof liegt, erinnerte daran. Das alles, weiß Berkemann, waren 'typisch Bad Sobernheimer Sonderheiten' einer liberalen Gemeinde. Zu der auch eine ausgeprägte Sparsamkeit gehörte, mangels Geld. Kneib hat in seinem Modell auch die damalige Bepfunden mit blauer Decke und Ocker als Grundfarbe - 'keine reiche Ausmalung' sei dies gewesen, betont Berkemann.
Berkemann und Kneib wollen das Modell nun in der ehemaligen Synagoge ausstellen, es soll vor allem Kindern zeigen, wie das Gotteshaus in den Jahren von 1929 bis 1938 ausgesehen hatte. Denn gerade Kinder könnten sich, wenn sie sich in der Einrichtung als Bücherei wiederfinden, nur schwer vorstellen, dass in diesen Mauern mal Gottesdienste gehalten wurden." 
 
Mai 2010: Letzte Arbeiten vor der Eröffnungsfeier   
Artikel vom 28. Mai 2010 von Gert Schatto in der "Allgemeinen Zeitung" vom (Artikel): 
"Bad Sobernheim kann stolz sein.  
SYNAGOGE Bei der Einweihung am Sonntag schließt sich ein Kreis.  

Der Kreis schließt sich. 1988 hatten die beiden Sobernheimer Kirchengemeinden in einem gemeinsamen Wort erstmals der 50 Jahre zurückliegenden Pogromnacht gedacht. Am kommenden Sonntag, bei der Einweihung des Kulturhauses Synagoge, werden die Pfarrer Christian Wenzel und Günter Hardt eben aus diesem Wort lesen. 'Wir sind in allen Punkten zum Ziel gekommen, wir haben nicht nur Worte gemacht', würdigte Wenzel in einem Pressegespräch die Rolle der beiden Kirchengemeinden, hob aber auch die Arbeit des Synagogen-Fördervereins hervor. Wenzel und Hardt hoffen nun, dass 'die Stadt auch weiter Mittel und Wege findet', die Synagoge würdig zu erhalten. Dazu gehört laut Architekt Uwe Auweiler die Sanierung der drei bisher noch nicht wiederhergestellten Fassaden, 'die sehen wirklich schlimm aus'. Außerdem möchte der Synagogenförderverein in dem mit der Stadt noch abzuschließenden Nutzungsvertrag festschreiben lassen, dass man weiter unentgeltlich Zutritt zum ehemaligen Gotteshaus hat für Führungen und Veranstaltungen und dass im Obergeschoss des benachbarten Hauses Bregenzer ein Archiv eingerichtet wird.
Der entsprechende Entwurf des Vereins liegt der Stadt seit Monaten vor, den Gegenentwurf der Stadt habe der Synagogen-Förderverein bis heute nicht gesehen, bedauert dessen Vorsitzender Hans E. Berkemann. Offensichtlich blockieren CDU und FWG auch wenige Tage vor der Einweihung, zu der Justizminister Dr. Bamberger erwartet wird, den Ausbau im Haus Bregenzer. Berkemann wünscht sich, 'dass die Bad Sobernheimer stolz darauf sind, dass sie noch eine Synagoge haben - viele Städte haben das ja nicht mehr'. Auch Hardt findet das Bekenntnis der Stadt zu ihrer jüdischen Geschichte mit den jährlich stattfindenden ökumenischen Gedenkgottesdiensten an die Pogromnacht außergewöhnlich: 'Ich kenne keine Stadt, in der das so ist!' Für Hardt ist es stets eindrucksvoll, wenn am Ende des gemeinsamen Gottesdienstes die Namen der 58 von Nazis verschleppten Sobernheimer Juden verlesen werden.
Auweiler, dessen Arbeit an der Synagoge vor genau fünf Jahren begann, lobt die Zusammenarbeit mit dem Synagogenförderverein und der damals von Hans-Georg Janneck geführten Stadt als 'vorbildlich'. Werden nun noch die Fassaden hergerichtet, sei die Synagoge 'fast so schön wie das Rathaus', schwärmt der Planer. Er wünscht sich wie der Synagogenförderverein, dass die Stadt nun auch das Umfeld saniert. Rechtzeitig zur Einweihung habe die Kreisverwaltung den Umbau 'als mängelfrei abgenommen', freut sich Auweiler. Und das bei einer Sanierung, die wie bei einem Altbau üblich ihre Überraschungen barg - 'das Dach etwa war völlig marode!'
Berkemann erinnerte noch daran, warum die Synagoge in der Pogromnacht nicht völlig abgebrannt ist: Das Gebäude sei als Aula für das damals noch benachbarte Gymnasium vorgesehen gewesen: 'Deshalb wurde das Feuer schnell gelöscht.' Wie sehr die Sanierung der Synagoge von vielen Seiten getragen werde, zeigt Berkemann die hohe Zahl der eingegangenen Spenden - 'und das waren Spenden für die Synagoge, nicht für die Bücherei', betont der Vorsitzende des Fördervereins."   
  
29. Mai 2010: Eine Torarolle kehrt zurück   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Mai 2010 (Artikel): 
"Synagogenfeier im Kaisersaal - BAD SOBERNHEIM - 
EINWEIHUNG Eine der Thora-Rollen kehrt am Sonntag zurück 

(ttt). Der Stadtbürgermeister hatte eingeladen. Und alle waren gekommen. Die beiden Pfarrer Günter Hardt und Christian Wenzel, Hans E. Berkemann als Vorsitzender des Synagogen-Fördervereins, Planer Uwe Auweiler, die Presse und Videokünstler Ted Efremoff. Alle saßen in der Synagoge und wollten von Stadtbürgermeister Dr. Felix Welker (CDU) wissen, wie und wo am morgigen Sonntag bei diesem unzuverlässigen Wetter die Einweihung des ehemaligen Gotteshauses begangen werden soll. Wer nicht kam, war der Stadtbürgermeister. Auch Auweilers Versuch, Welker über Handy zu erreichen, blieb ohne Erfolg.
Auf Anfrage der AZ erklärte Welker tags drauf, wie er sich die Einweihung denkt. Zuerst treffen sich geladene Gäste zum Mittagessen im Max Willner-Heim. Der öffentliche Festakt ist um 15 Uhr gedacht - nicht an der Synagoge, wo ursprünglich ein Zelt aufgebaut werden sollte, sondern im städtischen Kaisersaal. Nach den Ansprachen und einem kleinen Programm soll die Gesellschaft dann hinüber zur Synagoge gehen, wo sich jeder bei einem Gläschen Sekt und einer Brezel die Synagoge anschauen kann.
Der Beigeordnete Alois Bruckmeier (FWG) hatte in den vergangenen Tagen alles dafür getan, dass die Gäste - immerhin wird Justizminister Bamberger erwartet - nicht auf hässliche Löcher in der Straße blicken müssen.
Berkemann freut sich auf liebe Gäste. Er erwartet etwa Margrit Schneeweiss, Enkelin von Alfred Marum, dem letzten Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde. Das herausragende Ereignis zur Einweihung ist für den Vorsitzenden des Synagogenvereins aber, dass am Sonntag eine der acht Thora-Rollen wieder nach Sobernheim zurückfindet. 
Bei der Plünderung der Synagoge 1938 hatten Nazis von den Rollen die Silberbeschläge und den Mantel gestohlen. Irgendjemand rettete die Rollen und vergrub sie in einem Garten. Als Alfred Marum, vor den Nazis in die USA geflohen, 1948 in seine Heimat Sobernheim zurückkehrte, wurden die Rollen ihm übergeben. Er nahm einige mit in seine neue Heimat in Amerika. Eine davon bringt seine Enkeltochter Dr. Kathrin Krakauer am Sonntag zurück, sie soll ihren Platz in der Synagoge finden."
    
30. Mai 2010: Einweihungsfeier zur Eröffnung des "Kulturhauses Synagoge"      
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 31. Mai 2010 (Artikel): "Bad Sobernheim: Nach vielem Reden auch gehandelt. EINWEIHUNG Ehemalige Synagoge als Kulturhaus eingeweiht / Hoffen auf langfristige Unterstützung der Stadt
Nur ein Erinnern, das uns sage, was noch zu tun ist, sei fruchtbar, zitierte Justizminister Dr. Heinz Georg Bamberger den Philosophen Ernst Bloch. Wenn das so ist, dann wussten die beiden Pfarrer Christian Wenzel und Günther Hardt, Mitglieder des Fördervereins Synagoge Sobernheim und Mitglieder der ersten Stunde, haargenau, was noch zu tun sei. 'Wir sind zuversichtlich', sagten sie in ihren gemeinsamen Worten, 'dass der Stadtrat auch künftig die nötigen Mittel zur ständigen Pflege und zum weiteren Erhalt des Kulturhauses Synagoge bereitstellen wird'. Und weiter hieß es, indem die Zuversicht zur Gewissheit wurde: 'So arbeiten wir also gemeinsam weiter zum Besten dieser Stadt.'
Vielfacher Dank des Ministers, unter dessen Schirmherrschaft das Projekt Kulturhaus Synagoge seit Langem steht, ging an die vielen, die am Gelingen mitgearbeitet hatten, im Besonderen freilich an den Vorsitzenden des Fördervereins, Hans Eberhard Berkemann, dessen Mut, Klugheit und Beharrlichkeit an entscheidenden Punkten die rechten Weichen gestellt habe. In die Freude über das Gelingen einer Arbeit, die mit der Einweihung des Kulturhauses nach nahezu 30 Jahren, einen ersten positiven Abschluss fand, mischte sich auch Entsetzen und Betroffenheit nach dem Anschlag auf die Synagoge in Worms. Schämen müssten wir uns, dass auch heute nach 65 Jahren noch jüdischer Gottesdienst unter Polizeischutz stattfinden müsse.
Vielfache Worte des Dankes fand auch Berkemann. Und darunter fand auch ganz persönlicher Dank seinen Ausdruck. Dank an seine Frau, die ihn immer gestützt und gefordert habe. 'Rede nicht nur, mach’ auch etwas!' Auch stolz, sei er auf das bislang Erreichte, sagte Berkemann und gab seinem Wunsch Ausdruck, dass dieser Stolz auf die gesamte Bad Sobernheimer Bevölkerung übergreifen möge.
Stellvertretend für all die Nachfahren der ehemaligen Sobernheimer jüdischen Familien Marum und Ostermann, die aus den USA, Israel und anderen Enden der Welt angereist waren, fasste Dr. Kathrin Krakauer sichtlich gerührt die Gefühle der Familienmitglieder in Worte. Beim Blick auf die Synagoge sei es ihr, als schaue sie in einen Spiegel, und im Spiegel sehe sie wie ihre Vorfahren, Mutter und Großmutter ihr über die Schulter schauten. 
Krakauer, Enkelin von Alfred Marum, hatte eine der früher acht Bad Sobernheimer Thora-Rollen aus den USA an ihre angestammte Stelle, die ehemalige Synagoge zurück gebracht. Sie waren in der Pogromnacht geschändet, zerrissen und in den Dreck geworfen worden. Ein gläubiger Jude rettete sie und ein freundlich gesonnener Christ vergrub und verwahrte sie. Er war es auch, der dem vor den Nazis in die USA geflohenen Alfred Marum, als er als amerikanischer Soldat 1948 in seine Heimat Sobernheim zurückkehrte, die Rollen übergab.
Mahnend die Worte von Dr. Peter Waldmann, der deutlich machte, dass auch Zeichen der Versöhnung, wie das Projekt Kulturhaus Synagoge, nicht darüber hinwegtäuschen könnten, dass die Hoffnungen der Assimilation spätestens in Auschwitz verbrannt sind. Die Liebe der Juden zu Deutschland, wie sie Heine in seine traurig melancholischen Worte gefasst habe, sei einseitig geblieben und von den Deutschen nie erwidert worden. Das deutsche Judentum, an das die Sobernheimer Synagoge erinnere, sei Vergangenheit. Aber es gebe sehr wohl hoffnungsvolle Zeichen eines neuen jüdischen Lebens in Deutschland." 
DANACH: Nach dem Festakt zogen die Besucher zur Synagoge, die sich nach Zeiten der Baustellen und Absperrungen erstmals selbst festlich zeigte.
Mit Hilfe von Emil Hössler hatte Stadtbeigeordneter Alois Bruckmeier für festlichen Blumenschmuck und ein einladendes Umfeld im Saal und um das Kulturhaus Synagoge gesorgt.
Dort konnten die meisten Besucher das erste Mal die Thora-Rolle und die von Ted Efremoff eingerichtete Videoinstallation besehen.  

Bad Sobernheim 31052010 P02.jpg (26826 Byte) Links: aus der Einladungskarte zum Eröffnungsfeier am 31. Mai 2010   

 
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Fotos von der Eröffnungsfeier im Kaisersaal Bad Sobernheim (Fotos: Hahn)
     
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Programm / Rednerliste der 
Eröffnungsfeier
Während der Rede von
Hans-Eberhard Berkemann
Die beiden Pfarrer Bad Sobernheims:
Christian Wenzel und Günther Hardt
     
Fotos der ehemaligen Synagoge am Einweihungstag: siehe Seite zur Synagoge (interner Link)   
 
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 1. Juni 2010 (Artikel): "Wie ein Körper ohne Seele
BAD SOBERNHEIM. SYNAGOGE Redner betonen bei Einweihung auch enormen Wert der Bücherei im Kulturhaus

Begleitet wurde die Einweihungsfeier des Kulturhauses Synagoge im Bad Sobernheimer Kaisersaal von der Chor Initiative Sobernheim (CIS) unter anderen mit dem Lied von Schalom Ben-Chorin 'Das Zeichen'. Mit diesem Lied, gedichtet in der schwersten Zeit für die Juden in Deutschland, suchte Ben-Chorin Zeichen der Hoffnung: 'Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt!' Dass der Tag der Eröffnung des Kulturhauses Synagoge selbst als Zeichen der Hoffnung zu erkennen sein sollte, machten zahlreiche Grußworte aus Politik und Kultur deutlich. 
'Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele', zitierte Stadtbürgermeister Dr. Felix Welker den lateinisch römischen Klassiker Cicero, und gab seiner Freude Ausdruck, dass eine der Bad Sobernheimer Thora-Rollen in das Gebäude zurückkehren konnte. Aber sicherlich auch, dass die Entscheidung das Kulturhaus als Bibliothek zu nutzen, von den Sobernheimern begrüßt werde. So hatte auch sein Vorgänger Hans-Georg Janneck die Zusammenarbeit der Stadt mit der evangelischen Kirchengemeinde als Glücksfall bezeichnet. 
Ein breiter Konsens, den auch die beiden Kirchen teilen. In der Erklärung der Pfarrer Ulrike Scholtheis-Wenzel, Christian Wenzel und Günther Hardt heißt es, dass es von Anfang an bei Erhalt und Erneuerung der früheren Synagoge nicht nur um die Wiederherstellung eines historischen Gebäudes, gegangen sei, sondern um eine sinnvolle Nutzung, die von der Bevölkerung akzeptiert werde.
Diese Einschätzung teilte der Geschäftsführer des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz, Jürgen Seefeldt. Büchereien, so Seefeldt, seien immer noch die Kultureinrichtungen mit der größten Breitenwirkung. Mit Landesmitteln und Know-How vom Landesbibliothekszentrum (LBZ) in Koblenz habe die Breitenwirkung der Bad Sobernheimer Bibliothek unterstützt werden können. So ist jetzt Fernleihe aus zahlreichen rheinland-pfälzischen und saarländischen Bibliotheken in Bad Sobernheim möglich. 
Sehr auch zur Freude seiner Kollegin Sigrid Uthoff. Beim Kirchenkreis an Nahe und Glan betreut sie als Fachberaterin die Arbeit der Büchereien, die in einer Arbeitsgemeinschaft verbunden sind. Uthoff ist seit langem eng mit der Evangelischen Bibliothek verbunden und kennt die Platznot, unter der beide öffentlichen Bibliotheken, die städtische und die evangelische, zu leiden hatten. Mitgebracht hatte sie, als ausleihbaren Band der neuen Bibliothek erkennbar, das Buch von Walter Moers: 'Die Stadt der träumenden Bücher'. Ja wovon sonst, könnten Bücher träumen, beschwor Uthoff die Gäste im Kaisersaal, als von zahlreichen Lesern.
Wenn die Bibliothek ein vergleichbares Interesse halten könnte, wie die Einweihungsfeier, dürfte unter Mangel an Arbeit in der Ausleihe niemand leiden müssen. Dass aber mit dem Kulturhaus und seiner neuen Bibliothek auch Arbeit auf die Bad Sobernheimer zukomme, machten wiederum die Pfarrer der Stadt deutlich: 'Ihre Attraktivität hängt davon ab, dass sich immer wieder Ehrenamtliche - egal welcher Konfession und welchen Glaubens - zur Mitarbeit bereit finden.'"
  
Oktober 2010: Eine würdige Gestaltung des Platzes bei der Synagoge ist noch Aufgabe der Stadt    
Artikel von Gert Schatto in der "Allgemeinen Zeitung" vom 2. Oktober 2010 (Artikel): 
"Grüne Lunge an Synagoge
BAD SOBERNHEIM. SANIERUNG Vereinschef Berkemann denkt an einen Park - aber nicht an Parkplätze

Hans E. Berkemann gefällt gut, dass für den neuen Bürgermeister Michael Greiner mit der Restaurierung der ehemaligen Synagoge die Sanierung in diesem Teil der Stadt längst nicht abgeschlossen ist. Da kann der Vorsitzende des Synagogen-Fördervereins nur zustimmen.
Die Stadt, fordert Berkemann, müsse sich hier zwischen Matthäuskirche, Malteserkapelle, Amtsgericht und eben Synagoge aber mal vom 'Parkplatzglauben' verabschieden. Dieser Winkel Bad Sobernheims, ist Berkemann überzeugt, braucht nicht weiterhin Parkplätze, 'das wäre der falsche Ansatz'.
Sehr gut gefallen hat Berkemann deshalb auch der zuletzt von Geschäftsmann Norbert Gebhardt gemachte Vorschlag, den derzeitigen Parkplatz vor dem ehemaligen Rewe-Markt mit großen Bäumen aufzuwerten und dem ganzen Viertel mit Wohnhäusern anstelle des Rewe-Gebäudes eine neue Richtung zu geben: 'Dieser Platz ist zu schade, um als Parkplatz zu verkommen', ist Berkemann überzeugt. Und weist gleichwohl darauf hin, dass dies nun mal die Sünden der Vergangenheit waren. Angefangen damit, dass vor langer Zeit das Grün vor dem damaligen Gymnasium einem Korbballplatz hatte weichen müssen. 'Das war vor vielen Jahren mal eine herrlich grüne Lunge', berichtet Berkemann und belegt dies mit Fotos etwa von der 100-Jahr-Feier der alten Realschule 1921. 
Abgesehen von seinem Wunsch, den Parkplatz wieder zu einem Park zu machen, ist Berkemann hier im Blickfeld der Synagoge für alles offen. Die Idee des Grünen Volker Kohrs, den Markt abzureißen und dort ein Hotel zu bauen, hält er derzeit für die 'eleganteste Lösung'. Besser als ein Hotel im Rosenberg: 'Was will ich denn mit einem Hotel an der Bahn?'
Zuletzt musste Berkemann geradezu zu seinem Entsetzen hören, dass Stadtpolitiker Märkte wie kik und Deichmann lieber hier vor der Synagoge als draußen auf dem Wittmann-Gelände sehen würden. Das, meint Berkemann, 'wäre die letzte Stufe vor dem Abriss' mit solchen Discountern inmitten des Ensembles von Gotteshäusern und Komturei. Berkemann denkt aber nicht nur, dass der architektonisch derzeit bis auf eine niedrige Mauer freie Raum wieder einen Mittelpunkt mit Bäumen braucht, sondern auch einen Namen. 'Komturei-Platz' eben oder 'Malteserplatz' würden ihm gefallen. Aber in einem kleinen Wettbewerb könnten die Bad Sobernheimer diesem Platz, der nach dem Auszug von Rewe dort und der Sanierung der ehemaligen Synagoge vor einer neuen Zukunft steht, selbst einen Namen geben."  
 
November 2010: Gedenken an den Novemberpogrom 1938     
Artikel von Paul Bregenzer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 11. November 2010 (Artikel):   
"Gedenken in der Synagoge
BAD SOBERNHEIM. POGROMNACHT Jüdisches Gotteshaus nicht christianisieren / Schriftrolle um 350 Jahre alt.
 
Seit über zwei Jahrzehnten erinnern in ökumenischer Verbundenheit die Christen dieser Stadt an jene schreckliche Nacht der Judenpogrome vor 72 Jahren. 'Eine Nacht, die unser Land verwandelt hat und unser Städtchen - von nun an war nichts mehr wie vorher', sagte Günter Hardt. Der katholische Seelsorger und seine evangelische Kollegin Ulrike Scholtheis-Wenzel hatten mit Kantor Hendrik Ritter und einigen jungen Sängerinnen die sehr gut besuchte Gedenkfeier gestaltet. Neu war, dass sie diesmal nicht mit einer ökumenischen Andacht in einer der beiden Kirchen begann, sondern nun, da das Kulturhaus Synagoge aufwendig restauriert ist, in diesem Gotteshaus.
'Ob Kulturhaus oder Bibliothek - wir vergessen nicht, dass in diesem Ort Menschen gebetet haben, sie Gottes Wort hörten, dass wir uns also in einem Gotteshaus befinden', betonte Hardt. Er ergänzte: 'Aus Respekt vor den jüdischen Müttern und Vätern unseres Glaubens wollen wir dieses Haus nun nicht christianisieren'.
Was passt da besser als der im Alten Testament aufgeschriebene längste Lobgesang auf Gott - der 119. Psalm, der in seinen Strophen, so erläuterte es die Pfarrerin, 'alle Buchstaben des hebräischen Alphabets verwendet'. Scholtheis-Wenzel und Hardt trugen diese Strophen im Wechsel vor, zwischendurch erklang die Taizé-Weise 'Laudate omnes gentes', eindrucksvoll intoniert von der Gesangsgruppe um Ritter. 
Für die Juden ist die Thora das lebendige und heilige Wort Gottes. 1938 in jener November-Nacht raubten Christen den Juden dieses Wort, stahlen in Sobernheim der Thora den Mantel, warfen acht Rollen achtlos zu Boden. Ein Jude konnte sie bergen, ein Christ versteckte die Schriftrollen vor den Nazi-Schergen. Nach dem Krieg übergab er diese in jüdischen Augen für den Gottesdienst entweihten Rollen an Hans Marum. Der nahm sie 1948 mit ins Ausland, überließ zwei Rollen einer französischen Militäreinheit, nahm zwei mit nach Andover in Massachussettes, wohin die Marum-Familie emigriert war, und überließ Rabbinerschulen in Neuengland vier Rollen. Von dort, aus Cincinatti, kam dann auf Betreiben der Marum-Enkelin Cathrin Krakauer jene Rolle nach Sobernheim zurück.
'Die Nachfahren der Opfer bieten uns also Versöhnung an', sagte die Pfarrerin und ging auf die Entstehung dieser Rolle ein. Sie wurde vor etwa 350 Jahren in Nordafrika geschrieben, hat gelitten durch die Pogromnacht. 
Hans-Eberhard Berkemann vom Synagogen-Förderverein freute es sehr, dass am Vormittag bereits ein jüdischer Gottesdienst in der Synagoge stattgefunden hatte, gehalten von zwei Rabbinern und jungen jüdischen Sozialarbeitern, die im Max-Willner-Heim weilen. In der Synagoge beeindruckte die Gruppe, dass hier die Porträts der Nazi-Opfer aus Sobernheim, Meddersheim und Merxheim zu sehen sind. Erfreut seien sie darüber gewesen, dass in dieser Synagoge die Kultur gepflegt und eine Bücherei betrieben werde, sagte Berkemann, der daran erinnerte, dass der erste jüdische Gottesdienst nach jener Zerstörungsnacht bereits vor neun Jahren hier stattgefunden hat, damals in einem ramponierten Zustand des Gebäudes, das lang als Möbel- und Warenlager genutzt worden war."
 
Januar 2011Für den Synagogenförderverein werden im Haus Bregenzer Räume zur Verfügung gestellt      
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 27. Januar 2011 (Artikel): "Vertrag mit Stadt jetzt unterschriftsreif
BAD SOBERNHEIM.
(dz). Jedes Jahr am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, also am 27. Januar, hält der Förderverein Synagoge Sobernheim Rückblick. Das ist auch heute Abend so, wenn um 19.30 Uhr Vorsitzender Hans-Eberhard Berkemann die Mitglieder begrüßen wird: erstmals im 2010 eröffneten Kulturhaus Synagoge. 
Nach einem Referat des Pfarrers Christian Wenzel über ein Studienjahr an der Hebräischen Universität gibt es Berichte und einen Ausblick auf die Aktivitäten in 2011. Freuen wird die Mitglieder, dass der Nutzungsvertrag zwischen Stadt und Verein nun unterschriftsreif ist. 
Er ist bereits vom Hauptausschuss beschlossen worden. Darin wird den Synagogenförderern das Recht erteilt, zwei kleine Räume (insgesamt 20 Quadratmeter) im angrenzenden Haus Bregenzer künftig zu nutzen. Der Verein verpflichtet sich seinerseits, die noch nicht ganz fertig ausgebauten Räume herzurichten. Dort wird wohl künftig ein Archiv des jüdischen Lebens in der Stadt entstehen.
Stolz ist der Verein, von 2002 bis 2010 fast 75 000 Euro für die Synagoge bereitgestellt zu haben: für Unterhalt und Instandsetzung und ab 2008 große Beträge für die eigentliche Restaurierung."    
   
Januar 2011: Unterzeichnung des Vertrages mit der Stadt   
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Januar 2011 (Artikel): 
"Archiv des jüdischen Lebens
Bad Sobernheim. KULTURHAUS Stadt und Förderverein Synagoge unterschreiben neuen Vertrag

Bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Synagoge dankte Stadtbürgermeister Michael Greiner (SPD) den Mitgliedern aufs Herzlichste. Sie alle hätten entscheidend geholfen, dass Bibliothek und Kulturhaus Synagoge heute so daständen.
Mit der Eröffnung des Kulturhauses sei, sagte Greiner, der alte Vertrag zwischen Stadt und Verein ausgelaufen. Der neue, der die weitere Zusammenarbeit von Stadt und Verein regele, liege nun vor. Es sei kein Hexenwerk, sondern eine einfache und klare Regelung der Besitzverhältnisse. 
Die Förderer erhalten mit dem Vertrag das Recht, zwei kleine Räume im angrenzenden Haus Bregenzer zu nutzen. Der Verein verpflichte sich seinerseits, die noch nicht ganz ausgebauten Räume herzurichten. Vorgesehen ist, wie der Vorsitzende der Förderer, Hans-Eberhard Berkemann betonte, ein Archiv des jüdischen Lebens in der Stadt entstehen zu lassen.
Die Entscheidung der Gemeinde, das standesamtliche Archiv erst ab dem Jahr 1900 in der Stadt zu behalten, will Berkemann nochmals überprüft haben. Die für die Geschichte der Juden in Bad Sobernheim entscheidenden Unterlagen fielen zum größten Teil in die Zeit vor 1900. So konnte mit Hilfe des Archivs gerade einer Nachfahrin Sobernheimer Juden aus Ohio (USA) bei der Forschung nach ihren Wurzeln geholfen werden. Die zur Familie Ostermann gehörenden Vorfahren waren 1864 ausgewandert und den Stammbaum habe man gar bis 1700 zurückverfolgen können. Eine Auslagerung der Akten nach Koblenz, so fürchtet Berkemann, würde diese Quelle für mindestens ein Jahrzehnt verschließen. 
Geprägt war der Rückblick des Vorsitzenden freilich von dem entscheidenden Ereignis des Jahres, der Eröffnung des Kulturhauses. Den Besuch von Nachfahren der Familien Ostermann und Marum aus Israel, Holland, der Schweiz, den USA und Kanada sah Berkemann als Vertrauenserweis, auch und vor allem in die Arbeit des Vereins. 
Davon legte auch der Bericht des Kassierers Gottfried Kneib beredtes Zeugnis ab. Nicht zuletzt durch die Unterstützung der Nachfahren hatte der Förderverein Synagoge Sobernheim von 2002 bis 2010 fast 75 000 Euro für Unterhalt und Instandsetzung und ab 2008 große Beträge für die eigentliche Restaurierung bereitstellen können. Einwandfrei vorgefunden hatten die Prüfer Ernst Fechter und Dr. Hans-Gert Dhonau die Kasse. Müde werden die Förderer nicht. Einiges noch gäbe es zu tun, sagte Berkemann auch Richtung Stadt. Erst eine von vier Wänden der Synagoge sei fertig. Zum Abschluss der Bauarbeiten gehöre ein ebenfalls nicht billiger notwendiger Spritzschutzstreifen. Auch stünden die Arbeiten im Hause Bregenzer an. Aufgabe des Vereins sei die Treppe ins Obergeschoss, der Innenausbau der Räume und die Anschaffung von Archivschränken. Zur Sicherung der Thorarolle sei eine Panzerglasscheibe vorgeschlagen. 
Eine Fahrt zur Mainzer Synagoge ist geplant, drei Stadtführungen 'Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Sobernheim' sind bei der KTI angemeldet."     
   
Sobernheim AZ 21012011.jpg (251885 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 1. Februar 2010: 
"Dieser Start macht Hoffnung. Kulturinitiative. Etliche Bad Sobernheimer Bürger wollen mitgestalten
Zum Lesen bitte die Textabbildung anklicken
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August 2011: Enkelin des letzten jüdischen Gemeindevorstehers zu Besuch in Bad Sobernheim   
Artikel von Wilhelm Mayer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 20. August 2011 (Artikel): 
"Geburtstagsfest in Opas Heimat-
Die Enkelin des letzten Vorstehers der jüdischen Gemeinde zu Gast in Bad Sobernheim
Tamar Strauß wollte ihren 70. Geburtstag an einem ganz besonderen Ort feiern - in Bad Sobernheim. Denn mit der Kurstadt fühlt sich die Enkelin von Jakob Ostermann, dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde, noch heute verbunden. Bereits bei der Eröffnung des Kulturhauses Synagoge im Mai 2010 fasste sie diesen Entschluss. 
Drei Generationen der Familie waren zu Besuch in der Synagoge, Arye und Tamar Strauss mit Kindern und Enkeln, die heute in Raanana in der Nähe von Tel Aviv leben. Die Söhne, berichtete Arye Strauss, hätten die Synagoge auf einem ihrer Besuche noch im früheren Zustand kennengelernt und erinnerten sich. 
Unterkunft hatte die Familie in Staudernheim, dem Heimatort der Großmutter, gefunden. Ihr Geschäft in Bad Sobernheim hatte die Familie Ostermann gerade um die Ecke der Synagoge im Haus Wilhelmstraße Ecke Gymnasialstraße. 
Nicht alle Familienmitglieder sprechen noch die deutsche Sprache, so dass, was Hans Eberhard Berkemann zum Empfang sagte, übersetzt werden musste.
Ständchen rührt die Jubilarin. Nicht übersetzt werden musste ein Ständchen, das Studentinnen des in der benachbarten Malteser Kapelle unterrichtenden Nachum Erlich der Jubilarin brachten. Seinen Unterricht konnte der in Jerusalem geborene Erlich freilich nicht unterbrechen, jedoch spielten die Japanerin Sakura Chiba und die Russin Maria Brunner mit der Sonate Nr. 5 von Jean Marie Clair ein faszinierendes und seltenes Ständchen im Kulturhaus. Gerührt bedankte sich Tamar Strauss bei den beiden unbekannten Gratulantinnen für ein auf zwei Geigen gespieltes, unerwartetes und wundervolles Geschenk. 
Ein weiteres, für die Familie bedeutendes Geschenk hatte Berkemann zum Empfang mitgebracht: einen Brief des Großvaters Jakob Ostermann aus dem Jahre 1939, der unmittelbar mit der Synagoge und der Geschichte der Familie zusammenhängt. Darin fragte Ostermann beim damaligen Bad Sobernheimer Bürgermeister an, ob es der Gemeinde erlaubt werde, in einem Privathaus die wichtigen jüdischen Feiertage im September mit Gottesdiensten zu begehen. Die Synagoge selbst hatte die Gemeinde auf Befehl der Nazis nach der Brandstiftung 1938 verkaufen müssen. Der Brief, der im Übrigen mit einer Erlaubnis beantwortet wurde, hatte dazu zunächst einen Weg über den Landrat in Kreuznach und die Gestapo in Koblenz gehen müssen. Deutlich machte Berkemann, dass es ohne die Nachkommen der Sobernheimer jüdischen Familien Marum und Ostermann nie möglich gewesen wäre, in der ehemaligen Synagoge schon jetzt einen Ort des Erinnerns und des kulturellen Lebens zu haben.
Ehepaar will bei Aufbau der Bibliothek helfen. Ein besonderer Dank dafür ging an die Familie Strauss. Sichtbarer Teil deren Unterstützung sei die Umhüllung der Thorarolle. Eine von Acht, sei es, die nach der Pogromnacht gerettet werden konnten und die einzige, die nach Sobernheim zurückgekehrt sei. Auch beim Aufbau der Bibliothek, von der Berkemann träumt, wollen Arye und Tamar Strauss helfen."    
 
Februar 2012Ehrungen für Kurt Titze und Ralph Levi   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 2. Februar 2012:  Unermüdlich Hilfe geleistet (Allgemeine Zeitung, 02.02.2012) 
 
Juli 2012: Miriam Lotte Weihl-Steinhardt besichtigt den Tora-Vorhang aus Bad Sobernheim in der Meisenheimer Synagoge . 
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" (Lokalausgabe) vom 2. Juli 2012: 
Miriam Lotte Weihl-Steinhardt besucht Stationen ihrer Kindheit (Allgemeine Zeitung, 02.07.2012)
 
August 2013: Bundestagspräsident Norbert Lammert besucht die ehemalige Synagoge 
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom 30. August 2013: 
"Bundestagspräsident Norbert Lammert im Sobernheimer Kulturhaus Synagoge.  
Bad Sobernheim - Der zweite Mann im Staate - Bundestagspräsident Norbert Lammert - besuchte das Kulturhaus Synagoge Sobernheims"   
Link zum Artikel  -  auch eingestellt als pdf-Datei    
 
Februar 2014: Aus der aktuellen Vereinsarbeit . Mitgliederversammlung des Fördervereins  
Artikel von Marion Unger in der "Rhein-Zeitung" vom 5. Februar 2014: "Gottfried Kneibs Modell: So sah die Sobernheimer Synagoge einst aus. 
Bad Sobernheim
- Einen Blick in die Vergangenheit des Kulturhauses vermittelte die Mitgliederversammlung des Fördervereins Synagoge Sobernheim. Gottfried Kneib brachte Vereinsangehörigen und Gästen nahe, wie das Sobernheimer Gotteshaus ausgesehen haben könnte, als es noch von der Jüdischen Gemeinde genutzt wurde. Traditionsgemäß in zeitlicher Nähe zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erstattete Vorsitzender Hans-Eberhard Berkemann Bericht über die Aktivitäten des Vereins..." 
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Stand: 06. Februar 2014