Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Spangenberg mit Elbersdorf (Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)         
     
In Spangenberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Möglicherweise gab es bereits im Mittelalter Juden in der Stadt. Der erste namentlich bekannte Jude Spangenbergs war Hona HaLevi, der um 1660 in Spangenberg geboren und hier 1715 gestorben ist. 1724 gab es sechs jüdische Familien in der Stadt, 1744 vier Familien. 1766 werden 18 Juden in der Stadt genannt (mit Familien), 1776 acht. Wie auch in Melsungen, Grebenstein und Borken, fanden in Spangenberg im 17. und 18. Jahrhundert die hessischen "Judenlandtage" statt (in Spangenberg u.a. 1726). 
  
Hinweis: auch im heutigen Stadtteil Elbersdorf leben zeitweise jüdische Personen / Familien. Ruben Süßkind Goldschmidt zog Anfang des 19. Jahrhunderts mit seiner Familie aus Elbersdorf nach Bettenhausen bei Kassel (siehe Beitrag von L. Horwitz auf der Seite zu den jüdischen Friedhöfen in Kassel). Weiteres zu den in Elbersdorf lebenden jüdischen Familien siehe unten bei den Quellen.   
 
Die jüdischen Familien lebten bereits im 18. Jahrhundert in verschiedenen Straßen der Stadt.    
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1827 77 jüdische Einwohner (4,5 % von insgesamt 1.720 Einwohnern), 1835 88 (4,4 % von 2.004), 1861 129 (7,7 % von 1.671), 1871 133 (8,1 % von 1.648), 1885 130 (7,8 % von 1.676), 1895 102 (6,5 % von 1.561), 1905 107 (6,5 % von 1.658). Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts angenommenen jüdischen Familiennamen waren Spangenthal (entstanden durch Abwandlung des Ortsnamens), Neuhaus, Levisohn, Lore (von hebräisch Lurie), Sommer, Scharfenberg, Rosenbaum, Katz.  
 
An den Freiheitskriegen 1813-1814 nahm aus Spangenberg Samuel Neuhaus teil (geb. 1789, gest. 1872 in Spangenberg). 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Volksschule von 1840 bis Ende 1924), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In besonderer Erinnerung blieben Lehrer Wannfried Tannenbaum (1830), Josef Luß (genannt 1865: Quelle; gest. 1889 und auf dem jüdischen Friedhof Spangenberg als einer der ersten beigesetzt; er unterrichtete 1868 26 Kinder, 1878 33 Kinder) sowie Lehrer Viktor (Victor) Blumenkrohn, der 1922 nach 40-jähriger Tätigkeit in Spangenberg verstorben ist. Er unterrichtete 1887 27 Schüler, 1894 22, 1903 16, 1907-12 noch 10). Seine Nachfolger waren nach 1922 Lehrer Max Moses, der zuvor in Herleshausen tätig war, und 1927 Lehrer Heimann Unikower, der noch im selben Jahr nach Baisingen berufen wurde. Max Moses war der letzte Lehrer an der Israelitischen Volksschule, die Ende 1924 geschlossen wurde. Danach gab es noch eine Religionsschule, um 1930 mit Lehrer Erich Neumann. Die Gemeinde gehörte innerhalb des Kreises Melsungen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.      
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moritz Levisohn (geb. 15.12.1890 in Spangenberg, gef. 8.2.1916) sowie Moritz Spangenthal [1] (geb. 18.4.1879 in Spangenberg, gef. 31.8.1918) und Moritz Spangenthal [2] (geb. 13.2.1893 in Spangenberg, gef. 15.6.1915). Auch ein Sohn des Lehrers Victor Blumenkrohn (Hermann Blumenkrohn, geb. 14.6.1897 in Spangenberg, vor 1914 in Halberstadt wohnhaft, gef. 4.4.1918) ist im Weltkrieg gefallen (bei Amiens).  
 
Unter den jüdischen Gewerbetreibenden gab es mehrere Kaufleute (Inhaber von Textilgeschäften u.a.m.) und Handwerker (Angehörige der Familie Spangenthal). Bis 1933 gab es zwei Peitschenfabriken in jüdischem Besitz (1882 gründete eine der beiden Peitschenfabriken Ruben Spangenthal).    
  
Um 1924, als zur Gemeinde 99 Personen gehörten (4,5 % von insgesamt 1.943 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher B. Sommer und M. Goldschmidt. Als Lehrer, Kantor und Schochet war (von 1923 bis 1925) Max Moses tätig. Er unterrichtete 1924 im letzten Jahr an der zum 1. Januar 1925 geschlossenen Israelitischen Volksschule und war danach Lehrer in Aurich (siehe Berichte unten). An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewrah Gemilus chassodim (1924(32 unter Leitung von Jakob Spangenthal mit 1924 14, 1932 10 Mitgliedern), den Talmud-Torah-Verein (Chewra Talmud Tora, 1924/32 unter Leitung von Ruben Spangenthal mit 1924 17, 1932 12 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen) und den Israelitischen Frauenverein (Bikur Chaulim, gegründet 1888, 1924 unter Leitung von Hilda Goldschmidt und Bertha Moses mit 30 Mitgliedern, zum 40-jährigen Jubiläum 1928 siehe Bericht unten, 1932 unter Leitung von Fanny Levisohn mit 33 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger). 1932 waren die Gemeindevorsteher Meier Goldschmidt (1. Vors.) und Moses Neubauer (2. Vors.). Als Lehrer und Kantor war nun Erich Neumann angestellt. Er hatte im Schuljahr 1931/32 14 Kindern den Religionsunterricht zu erteilen.     

1933 wurden 109 jüdische Einwohner gezählt (5,2 % von insgesamt 2.098 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind alle jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Je neun Personen sind in die USA und nach Palästina/Israel ausgewandert, drei nach Südamerika, je eine Person nach Südafrika und nach der Schweiz. Die meisten anderen sind (zunächst) innerhalb Deutschlands verzogen, viele davon nach Kassel. Einige verstarben noch in Spangenberg. 1935 kam es zu einer brutalen antijüdischen Aktion auf Grund der Initiative des NSDAP-Ortsgruppenleiters. Er ließ in der Nacht des 15. September 1935 die bei jüdischen Familien beschäftigten "arischen" Hausangestellten gewaltsam in das damalige SA-Sturm-Lokal "Zur Traube" bringen; einige Frauen wurden mit Gummiknüppeln geschlagen. Bei einem gleichzeitigen Fackelzug von Nationalsozialisten durch die Stadt wurden durch SA-Leute die Haustür des Kaufmanns Blumenkrohn und anderer jüdischer Häuser gewaltsam aufgebrochen sowie die Fensterscheiben eingeschlagen und in den Häusern selbst erheblicher Sachschaden angerichtet; bei dem Fabrikanten Ruben Spangenthal wurden die Geschäftsräume verwüstet. Diese Ereignisse führten zu einer beschleunigten Abwanderung der jüdischen Familien aus Spangenberg.
   
Anmerkung: im Anhang der Liste des Bürgermeisteramtes Guxhagen von 1962 über die "Juden, die am 31.1.1933 und später in Guxhagen (und Umgebung) wohnhaft waren" (pdf-Datei der an den International Tracing Service mitgeteilten Liste) werden zwei Personen aus Spangenberg genannt.
  
Von den in Spangenberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; ergänzt durch Angaben aus dem Buch von Ogdan/Vaupel s.Lit.): Fanny Abt geb. Spangenthal (1880), Johanna (Hannchen) Bär geb. Rosenbaum (1876), Johanna (Hannchen) Berghausen geb. Goldschmidt (1880), Selma Cahn geb. Tannenbaum (1868), Hanna Friedmann (1922), Philipp Friedmann (1886), Rebekka Friedmann geb. Levi (1887), Luise Goldbach geb. Müller (1894), Elfriede Goldschmidt geb. ? (1900), Meier Goldschmidt (1877), Ruben Goldschmidt (1887), Selma Goldschmidt geb. Löwenstein (1887), Ursula Goldschmidt (1929), Sara Haas geb. Rosenbaum (1880), Levi Heilbrunn (1878), Rosa Kahn geb. Spangenthal (1885), Moses Katz (1873), Naftali Kessler (1879), Rebekka (Riekchen) Kessler geb. Spangenthal (1887), Selma Kron geb. Blumenkrohn (1890), Brunhilde Kugelmann (1916), Nanny Kurzmann (1879), Sofia Löwenthal geb. Mayerfeld (1880), Helene Lorge geb. Hammerschlag (1873), Moses Max Meyerfeld (1878), Rosalie Meyerfeld (1876), Helwina (Helwine) Müller geb. Jüngster (1870), Meier Müller (1862), Josef Rosenbaum (1875), Regina Rosenbaum geb. Lilienfeld (1874), Selma Rosenbaum (1902), Rosel Rosenberg geb. Spangenthal (1887), Frieda Rubin geb. Stern (1905), Louis Schartenberg (1888), Sigmund Sender (1887), Baruch Sommer (1882), Sara Sommer geb. Goldschmidt (1886), Berthold Spangenthal (1889), Gustav Spangenthal (1890), Hedwig Spangenthal geb. Adler (1895), Irene Spangenthal geb. Stenger (1904), Jeanette Spangenthal geb. Goldschmidt (1856), Julius Spangenthal (1905), Leopold Spangenthal (1893), Levi Spangenthal (1865), Lutz Ludwig Spangenthal (1893), Robert Spangenthal (1904), Vera Spangenthal (1937), Wolf Spangenthal (1862), Meta Spier geb. Blumenkrohn (1886), Dina Westheim geb. Spangenthal (1884), Rosa Winterberger geb. Spangenthal (1888), Paula Wolff geb. Spangenthal (1878).   
 
1981 wurde auf dem Jüdischen Friedhof am Schloßberg/Schöffhöfen ein Gedenkstein aufgestellt mit der Inschrift "Zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945. Die Stadt Spangenberg"; auf der Rückseite ein Zitat von Bertold Brecht: "Man muss gegen die Rohheit die Güte setzen". Die Anregung zu dem Gedenkstein war von Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse der Gesamtschule Spangenberg (Burgsitzschule) ausgegangen, die 1980 eine Ausstellung zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde arbeitet hatten. Der damalige Vorschlag der Schülerinnen und Schüler, auf den Stein die Namen der Ermordeten zu meißeln, wurde nicht realisiert, da sich "alle diesbezüglich eingeholten Angaben als unzulänglich erwiesen" hätten.        
   
Im November 2008 und im April 2008 wurden an zwei Terminen zusammen 16 "Stolpersteine" für Personen aus Spangenberg verlegt, die in der NS-Zeit ermordet wurden. Weitere mindestens 18 Stolpersteine sollten von der Bürgerinitiative "Stolpersteine" noch verlegt werden, doch scheiterte dies am Einspruch von Hauseigentümern (siehe Presseartikel vom August 2014 unten). Eine Einigung konnte nicht erzielt werden, die für die Verlegung von Stolpersteinen gesammelten Spendengelder wurden Anfang 2017 dem Verein zur Förderung der Synagoge Felsberg übergeben.   
Hinweis: Ein Stolperstein für Selma Kron geb. Blumenkrohn (geb. 6.4.1890 in Spangenberg) wurde in Hamburg, Eppendorfer Baum verlegt. Selma war die Tochter des jüdischen Lehrers Viktor Blumenkrohn und hat Anfang 1921 den jüdischen Lehrer Gustav Kron (Harmuthsachsen) geheiratet. Zum Stolperstein in Hamburg mit Foto von Selma und Gustav Kron siehe website stolpersteine-hamburg.de.   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1925 / 1929 

Spangenberg Israelit 23071925.jpg (48135 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1925
"Wir suchen per sofort einen seminaristisch gebildeten 
Religionslehrer, Schauchet und Vorbeter.
 
Schöne Dienstwohnung vorhanden. Besoldung nach staatlichen Grundsätzen. Auch abgebaute Lehrer können eventuell in Frage kommen. Bewerbungen sind alsbald an den Vorstand der Synagogengemeinde Spangenberg, Bezirk Kassel zu richten."  
   
Spangenberg CV 19091929.jpg (43817 Byte)Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 19. September 1929
"Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen seminaristisch gebildeten 
Religionslehrer, Vorbeter und Schauchet.
 
Gehalt nach den staatlichen Grundsätzen. Schöne Wohnung vorhanden. 
Synagogengemeinde Spangenberg."  

  
Zum Tod von Lehrer Viktor Blumenkrohn (1922, Lehrer in Spangenberg seit 1883)  

Spangenberg Israelit 02031922.jpg (123220 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Spangenberg, 22. Februar (1922). Nach fast 40-jähriger segensreicher Wirksamkeit in unserer Gemeinde ist uns Lehrer Blumenkrohn nach kurzem Krankenlager durch den Tod entrissen worden. Das Scheiden dieses trefflichen Mannes, der in vorbildlicher Pflichttreue seines Amtes als Lehrer und Vorbeter waltete und dessen Lebensführung mustergültig gewesen, löste in allen Kreisen der hiesigen Stadt aufrichtige Trauer aus. Die ehrenden Nachrufe, die ihm die Synagogenältesten, der Bürgermeister, der Schulvorstand, der Lehrerverein widmen, zeugen von der Würdigung des allgemein beliebten und verehrten Mannes. Am 19. Februar wurde unter zahlreicher Beteiligung die sterbliche Hülle der Erde überantwortet. Herr Landrabbiner Dr. Walter, Kassel, schilderte in längerer Rede das Wirken des Verblichenen in Schule und Gemeinde, Herr Lehrer Rosenstein, Rotenburg, sprach als Berufsgenosse und Freund; Herr Lehrer Heilbrun, Kassel, entbot als Schüler dem teuren Lehrer den Dank der Schüler, in deren Herzen der Verklärt sich ein Denkmal gesetzt, dauernder als in Stein gehauen und als letzter Redner nahm der Schwiegersohn, Herr Lehrer Kron, Harmuthsachsen, mit tränenerstickter Stimme Abschied von dem geliebten Schwiegervater, dessen Andenken nie erlöschen wird. In später Stunde schloss sich das Grab, das der Besten einen birgt. Wir sagen mit dem Dichter 'Ach, sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr'. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    
Anmerkung: Bei dem Schwiegersohn von Lehrer Blumenkrohn handelte es sich um Lehrer Gustav Kron (geb. 1878 in Wolfhagen), der seit 1919 Lehrer in Harmuthsachsen war (hier weitere Informationen zu Gustav Kron). Seine Frau - die Tochter von Lehrer Blumenkrohn - war Selma Kron geb. Blumenkrohn (geb. 1890 in Spangenberg). Beide sind in der NS-Zeit ermordet worden (deportiert von Hamburg am 25. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt; im Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno). Stolpersteine und Foto siehe die Website stolpersteine-hamburg.de.     

 
Die Israelitische Volksschule wird aufgelöst (1925) 
Der genannte Lehrer Max Moses war 1922 von Herleshausen nach Spangenberg gekommen, wo die Israelitische Volksschule gleichfalls aufgelöst worden war; Lehrer Max Moses blieb nur kurz im "einstweiligen Ruhestand" und wechselte zum 1. August 1925 nach Aurich.. 

Spangenberg Israelit 25121924.jpg (24341 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1924: "Spangenberg, 10. Dezember (1924). Wegen der geringen Schülerzahl ist die hier seit 1840 bestehende israelitische Volksschule zum 1. Januar 1925 aufgelöst und der Lehrer Moses in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden."   

     
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer und Prediger Max Moses (1929 in Aurich, war von 1923 bis 1925 Lehrer in Spangenberg)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 5. April 1929: "Aurich, Am 1. April konnte unser Lehrer und Prediger, Herr M. Moses, sein 25-jähriges Amtsjubiläum begehen, an dem die ganze Gemeinde regen Anteil nahm. Denn der Jubilar hat es in seiner kaum vierjährigen hiesigen Tätigkeit verstanden, durch seine gewissenhafte, hingebungsvolle und erfolgreiche Lehramtstätigkeit, sein offenes, wahrheitsliebendes und gewinnendes Wesen, sowie durch seine aufopfernde seelsorgerische Tätigkeit die größte Wertschätzung und Achtung nicht nur innerhalb unserer Gemeinde, sondern auch im öffentlichen Leben unserer Stadt zu erwerben. So konnte es denn nicht ausbleiben, dass der Jubilar reich mit Ehren bedacht wurde. Fast jedes Gemeindemitglied suchte ihn zu erfreuen. So konnte es denn nicht ausbleiben, das der Jubilar reich mit Ehren bedacht wurde. Fast jedes Gemeindemitglied erfreute ihn durch eine Aufmerksamkeit. Der Synagogenvorstand sowie die Repräsentanten der Gemeinde hatte sich vollzählig eingefunden und überreichten ihm nach einer die Verdienste hervorhebenden Ansprache seitens des Vorsitzenden Herrn Knurr ein wertvolles Geschenk, worauf Herr Moses in der ihm eigenen Weise in treffenden Worten bewegt dankte. Obgleich der Magistrat der Stadt in einem warm gehaltenen Schreiben gratulierte, ließ es sich unser Bürgermeister, Herr Dr. Anklam dennoch nicht nehmen, persönlich zu erscheinen, um den Jubilar zu beglückwünschen und ihm zu danken für seine Wirksamkeit und reges Interesse für die Belange unserer Stadt. Auch die christliche Geistlichkeit gratulierte, wie auch der Vorstand des Bezirkslehrervereins Aurich namens der Konferenz, an der Herr Moses lebhaften, tätigen Anteil nimmt, seine Glückwünsche persönlich aussprach. Herr Moses war Zögling des Kasseler Lehrerseminars. Auch hat er 14 Jahre in unserem Bezirk gewirkt, und zwar 11 Jahre in Herleshausen und 3 Jahre in Spangenberg. Beide Stellen gingen aber infolge der geringen Schülerzahl ein, und so wurde denn Herr Moses am 1. August 1925 nach Aurich berufen, wo er ein gr0ßes Wirkungsfeld gefunden hat."  


Lehrer Heimann Unikower wechselt von Lauenburg in Pommern nach Spangenberg (1927)  
Anmerkung: Lehrer Heimann Unikower ist nach dem Familienregister Baisingen am 5. Juni 1888 geboren als Sohn von Raphael Unikower und der Dorothea geb. Pick. Er war seit 16./17. September 1911 verheiratet mit Johanna geb. Schacher, die am 18. Dezember 1889 geboren ist als Tochter von Julius Schacher (Berlin) und der Friedricke geb. Simon. Die Familie hatte fünf Kinder (Albert geb. 1913, Helene geb. 1915, Ruth geb. 1917, Rudolf Viktor geb. 1919 und Dorothea geb. 1923). Lehrer Unikower war nur 1927 Lehrer in Spangenberg und wechselte in diesem Jahr nach Baisingen, wo er bis Ende Juni 1931 geblieben ist. Von 1931 bis 1937 war Unikower Lehrer in Simmern.         

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 7. Januar 1927: "Spangenberg. Am 1. Januar begann Herr Lehrer Unikower, aus Lauenburg in Pommern kommend, sein hiesiges Wirken als Kultusbeamter und Religionslehrer."              

      
In der Gemeinde gibt es Bestrebungen zur Schaffung einer Privat-Elementarlehrerstelle (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 14. Januar 1927:  "Spangenberg. (Aufblühendes Gemeindeleben). Nachdem die hiesige Gemeinde einige Zeit die religiös-geistige Führung entbehren musste, ist durch die Wahl des Lehrers Unikower aus Lauenburg in Pommern einem schmerzlich empfundenen Zustand abgeholfen worden. Der Genannte hat sein Amt bereits angetreten, und innerhalb der Gemeinde sind Bestrebungen im Gange, durch vorläufige Errichtung einer Privat-Elementarlehrerstelle, die mit der zu erwartenden Zunahme der Schülerzahl in eine öffentliche umgewandelt werden könnte, die Wiederherstellung des öffentlichen Charakters der Schule zu erreichen. Das Beispiel der jüdischen Schule in anderen Gemeinden, die ebenfalls einige Zeit als aufgelöst galten und dann wieder ihren öffentlichen Charakter erhielten, beweist, dass die Erwartungen, die an derartige Unternehmungen der Wiederherstellung früher aufgelöster jüdischer Volksschulen geknüpft werden,. Aussicht auf Verwirklichung haben können."      

 
Lehrer Heimann Unikower ist Mitglied im Lehrerverein für Spangenberg und Umgebung (1927)   
Anmerkung: als nichtjüdischer Lehrer - Vorsitzender des Lehrervereins für Spangenberg und Umgebung - wird Lehrer Georg Assmann (Aßmann) in Elbersdorf genannt.    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 10. Juni 1927: "Spangenberg. Lehrer Unikower in Spangenberg schreibt uns: Als ich jüngst in den Lehrerverein für Spangenberg und Umgegend als Mitglied eintrat, wurde mir eine herzliche Begrüßung zuteil. Lange Zeit hatte zu diesem Verein kein einziges jüdisches Mitglied gezählte. Die Tatsache, dass ein solches wieder aufgenommen wurde, weckte in der zahlreich besuchten Versammlung die Erinnerung an den seit einer Reihe von Jahren verstorbenen Lehrer Blumenkrohn, der hier in Spangenberg viele Jahre segensreich wirkte. Die mir zugedachte Begrüßung seitens des Vorsitzenden, Lehrer Aßmann in Elbersdorf, klang nun in eine dankbare Würdigung für den jüdischen Kollegen aus, dessen Andenken noch immer in den Reihen des Vereins geehrt werde, weil er in jahrzehntelanger hingebender Betätigung es sich gesichert habe. Dieses Gedenken, so bemerkte Lehrer Aßmann, solle mir ein Beweis sein, mit welcher Gesinnung man mich als Mitglied empfange."            

 
Lehrer Heimann Unikower publiziert zu pädagogischen Fragen (1927) 

Aufsatz (nur Teilabschnitt) zu 
"Wie wir Hebräisch lehren müssen". 
Von Lehrer H. Unikower in Spangenberg. 
 
Der Beitrag wird nicht ausgeschrieben, da er mit 
der jüdischen Ortsgeschichte von Spangenberg 
n keinem direkten Zusammenhang steht.  
Spangenberg Israelit 01091927.jpg (214722 Byte) Spangenberg Israelit 01091927a.jpg (204308 Byte)

  
Lehrer Heimann Unikower wird nach Baisingen berufen (1927)
 

Baisingen Israelit 08091927.jpg (26284 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1927: "Baisingen, 30. August (1927). Herrn Lehrer Unikower in Spangenberg wurde zum 1. November (1927) die Stelle eines ständigen Lehrers an der hiesigen Volksschule vom Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs übertragen."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 26. August 1927: "Spangenberg. Der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs hat Herrn Lehrer Unikower aus Spangenberg die Stelle eines ständigen Lehrers an der Volksschule in Baisingen übertragen. Lehrer Unikower wird Spangenberg voraussichtlich zum 1. November verlassen."     

    
Aus der Zeit von Lehrer Erich Neumann (um 1931) 
Anmerkung (Informationen erhalten von Fredel Fruhman): Erich Neumann ist 1908 als Sohn von Salomon Neumann und Frieda geb. Dorfzaun in Kassel geboren. Er studierte von 1926 bis 1930 an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Danach war er in den jüdischen Gemeinden von Spangenberg, Schlüchtern, Eschwege und Gießen tätig. Er war verheiratet mit Fränze geb. Müller; das Ehepaar hatte zwei Söhne. Beim Novemberpogrom 1938 wurde er verhaftet und in ein KZ verschleppt. Nach seiner Entlassung betrieb er seine Auswanderung. Er konnte Deutschland nach England verlassen; seine Frau und seine Söhne konnten nicht mehr nachfolgen. Sie wurden nach der Deportation ermordet. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges war Neumann als Lehrer und als Gemeindesekretär in jüdischen Schulen und Gemeinden in England (London und Manchester) tätig. Nach 1945 verzog er in die USA, wo er sich nun Eric Neumann nannte. Er war als Kantor und Lehrer in der Synagogengemeinde Ohav Sholaum in New York tätig. Er heiratete in zweiter Ehe Anita geb. Eldod. Eric Neumann verstarb 1984 in New York.              

Fotos, erhalten im August 2010 
von Fredel Fruhman, 
eine Nichte von 
Lehrer Erich Neumann
Spangenberg Lehrer Neumann 011.jpg (42330 Byte) Spangenberg Lehrer Neumann 010.jpg (118801 Byte)
   Lehrer Erich Neumann, der älteste Sohn des Lehrers Salomon Neumann und seiner Frau Frieda geb. Dorfzaun (Salomon Neumann war lange Jahre Lehrer in Kassel; nähere Informationen zu ihm auf einer Seite zu Gochsheim Lehrer Erich Neumann mit 13 Schülerinnen 
und Schülern in Spangenberg (1931)
 

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Der Jugendtag der jüdischen Jugendvereine Niederhessens in Spangenberg (1920) 

Spangenberg Israelit 29011920.jpg (72327 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1920: "Kassel, 10. Dezember (1920). In Spangenberg fand vor einigen Tagen der erste Jugendtag der jüdischen Jugendvereine Niederhessens statt. Dr. Alexander, Berlin, sprach über die Bedeutung und Ziele des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands. Der Vorsitzende des hessischen Landesverbandes Schwarzschild, Frankfurt am Main, veranstaltete das Korreferat. Die Versammlung nahm dann eine Kundgebung einstimmig an, wonach die Vertreter der jüdischen Jugendvereine Niederhessens ihre Aufgabe darin erblicken, bei der Jugend das Verantwortungsgefühl für die Erhaltung den Judentums zu wecken, sie zu aufrechten, charaktervollen, gesunden Menschen, wertvollen Staatsbürgern, würdigen Vertretern und Verteidigern der Ideen und Ideale der Menschheit heranzubilden."   
 
Anmerkung: Auch 1925 fand ein Treffen "hessischer Jugendvereine" in Spangenberg statt, bei dem Cora Berlinger aus Berlin das Hauptreferat hielt; anschließend war ein bunter Abend mit Ball. 1926 veranstaltete der Reichsbund jüdischer Fronsoldaten ein Treffen in Spangenberg. 

    
Treffen der Jüdischen Jugendvereine Eschwege und Spangenberg auf dem Meißner (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 29. Juli 1927: "Eschwege. Der Jüdische Jugendverein Eschwege wird sich am 14. August (Sonntag nachmittag) auf dem Meißner mit dem Nachbarjudenverein (vermutlich: Nachbarjugendverein) Spangenberg treffen. Hierzu sind sämtliche Mitglieder, sowie Gäste freundlichst eingeladen. - Am 10. August, abends 8.30 Uhr, spricht Herr Gustav Spier aus Haigerloch (Hohenzollern) in unseren Vereinsräumen 'Schöne Aussicht' über das Thema: 'Das Judentum und die Friedensidee'."        

  
Der Dörrishof bei Homberg kommt in den Besitz des jüdischen Landwirts Grunewald aus Metzebach bei Spangenberg (1927)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. September 1927: "Homberg. Der in der Nähe gelegene 200 Morgen große Gutshof Dörrishof ist mit allem Inventar in den Besitz des Landwirts Grunewald aus Metzebach bei Spangenberg übergegangen. Die Familie Grunewald, die noch treu zum Judentum hält, bringt den Beweis, dass auch Juden tüchtige Landwirte sein können. In landwirtschaftlichen Kreisen wird der Rat Grunewalds hoch geschätzt."             

 
Vortrag von Lehrer Unikower im Israelitischen Frauenverein (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 4. Februar 1927: "Spangenberg. Am Samstag, den 5. Februar, spricht im hiesigen Israelitischen Frauenverein Herr Lehrer Unikower über die Frage: 'Was kann die jüdische Frau zur Sicherstellung der jüdischen Idealwerte tun?'"           


Unterrichtskurs in Hebräisch (1927)     
Anmerkung: 1921 war erschienen: Daniel Fink: Leshon Limmudim. Lehr- und Übungsbuch der hebräischen Sprache für Schul- und Selbstunterricht auf Grundlage eines vereinfachten grammat. Systems. Berlin-Wilmersdorf 1921. 1925².     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 4. Februar 1927: "Spangenberg. Hier hat ein Unterrichtskursus in Hebräisch nach der Methode Dr. D. Fink beginnen, an dem sich Damen und Herren recht rege beteiligen. Insbesondere ist es erfreulich, feststellen zu können, wie auch Eltern von Religionsschülern das Hebräisch zu erlernen streben, um über das informiert zu sein, war ihre Kinder nach demselben Verfahren in der Schule treiben."             

 
Wahlen für die Gemeindeältesten (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 1. April 1927: "Spangenberg. Am Sonntag, den 20. März, fanden hier die Wahlen für die Gemeindeältesten statt. Nachdem die Dienstzeit der Gemeindeältesten abgelaufen war, hatten sie es vorgezogen, sich zur Wahl zu stellen. Mit Stimmenmehrheit wurden die bisherigen Gemeindeältesten Meyer Goldschmidt und Baruch Sommer wiedergewählt."             

    
Lehrer Unikower spricht vor der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 8. April 1927: "Spangenberg. Am 2. April abends sprach hier Lehrer Unikower in einer von der Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten einberufenen Versammlung der Gemeinde über die Siedlungsbestrebungen des Bundes. Wie Redner ausführte, wollte er seine Zuhörer ganz allgemein zunächst vor das Problem der Siedlung stellen, das als Problem der deutschen Juden schlechthin gewertet werden müsse. Insofern er für die Lösung dieser Frage die Aufzucht eines neuen jüdischen Geschlechts als notwendig erachtet, laufe dieses ganze Problem der Berufsumschichtung auf ein Erziehungsproblem hinaus, das von den bereits bestehenden Lehrinstituten nicht gelöst werden könne, weil sie nicht imstande seien, in der Erziehung des jungen deutschen Juden das Wachstum seiner seelischen Kräfte am jüdischen Kulturgut und damit die Voraussetzung für die rechte Synthese von Judentum und Deutschtum zu gewährleisten. In der Diskussion erwies sich volles Verständnis der Versammlungsteilnehmer für die aufgerollte Zukunftsfrage. Kamerad Hermann Spangenthal legte dar, wie sich in seiner, des bewährten Abwehrkämpfers, Erfahrungs- und Vorstellungswelt die Bestrebungen des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten malen. Herr Simon Levisohn gab dem Bedauern über die Gleichgültigkeit Ausdruck, in welcher noch viele unter uns verharren, wenn es Fragen gebe, die den Lebensnerv des Judentums betreffen. Mit einem Appell an die Versammlung, den Bestrebungen des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten ihr Interesse zu widmen, schloss der Ortsgruppenvorsitzende, Kamerad David Blumenkrohn, die Veranstaltung, deren Teilnehmer noch einige gemütliche Stunden danach zusammenblieben."             

     
Treffen des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (Ortsgruppe Kassel) in Spangenberg (1927)     

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 8. Juli 1927:  
RJF. Sonntag, den 10. Juli
auf zum Treffen nach Spangenberg. RJF. 
Alle Frontsoldaten mit ihren Angehörigen müssen erscheinen! Die Ortsgruppe Kassel fährt 8.16 Uhr vom Hauptbahnhof ab. 
Reichsbund jüdischer Frontsoldaten e.V. Landesverband Kurhessen-Waldeck. Ortsgruppe Kassel."             


40-jähriges Stiftungsfest des Israelitischen Frauenvereins "Bikkur Chaulim" (1928)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 3. Februar 1928: "Spangenberg. Der israelitische Frauenverein 'Bikkur Chaulim' feierte Sonnabend sein 40-jähriges
 
Spangenberg Israelit 15031928.jpg (70283 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1928: "Spangenberg, 1. März (1928). Der israelitische Frauenverein Bikur Cholim (Krankenpflegeverein) feierte sein vierzigjähriges Stiftungsfest. Im festlich geschmückten Vereinslokal begrüßte die Vorsitzende, Frau Fanny Levisohn, die Mitglieder und Gäste und gab einen Rückblick über die Gründung und segensreiche Wirkung des Vereins, der heute 31 Mitglieder zählt. Acht Frauen, die vor 40 Jahren den Verein mitgründeten, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Als bleibende Erinnerung an diesen Tag stiftete der Verein ein Portal mit Inschrift für den hiesigen Friedhof. Allseitigen Dank erntete die Vorsitzende für ihre umsichtige und gewissenhafte Amtsführung und für die Veranstaltung der Feier."    

   
Mitgliederversammlung des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten (1928)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 24. Februar 1928: "RJF e.V.  Spangenberg. Am 18. Februar fand eine Mitgliederversammlung des R.J.F. statt. Es wurde beschlossen, eine Purimfeier abzuhalten. Weiterhin wurde beschlossen, an jedem ersten Sonntag nach Rauschchaudesch (= 1. Sonntag im Monat) eine Zusammenkunft mit anschließendem Skatabend zu veranstalten. 
An der Gedächtnisfeier zum Volkstrauertag wird sich der Frontbund beteiligen. Kamerad Blumenkrohn übernimmt die Gedächtnisrede mit anschließendem Kaddisch."              

    
Vortrag im Jugendverein der Gemeinde (1928) 
Anmerkung: Siegfried Bacharach war Buchhändler in Hannover und Herausgeber der lokalen jüdischen Wochenzeitung ("Nachrichtenblatt. Jüdische Wochenzeitung. Amtliches Organ für die Synagogengemeinden Hannover und Braunschweig". Erschien 1924 bis 1938; Bacharach und seine Frau konnten im Frühjahr 1941 nach Kuba emigrieren).    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 12. Oktober 1928: "Spangenberg. Dem hiesigen Jugendverein, dessen Tätigkeit im Laufe des Sommers geruht hatte, war es gelungen, seinen alten Freund Siegfried Bacharach aus Hannover zu einem Vortrag: 'Freundschaft, alte und neue Erkenntnisse' zu gewinnen. Es war Siegfried Bacharach vorzüglich gelungen, trotz der sehr schwierigen Materie die geistige Verbindung mit den zahlreich erschienen Zuhörern herzustellen. Das bewiesen die vielen Anfragen und die rege Aussprache. Der Auftakt zu einer segensreichen Winterarbeit ist den hiesigen jungen Juden nunmehr gegeben. Mögen sie die Gelegenheit, sich geistig und jüdisch weiterzubilden, in vollem Umfange wahrnehmen."               

 
Chanukkafeier in der Gemeinde (1930)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 17. Januar 1930: "Spangenberg. Am 1. Januar fand hier eine Chanukkafeier statt. Nach einem kurze Begrüßungswort des Herrn Hermann Spangenthal wurde die Menorah angezündet und gemeinsam 'Moaus Zur' gesungen. Dann hielt Herr Dessauer von der Sinai-Loge in Kassel einen Vortrag über das jüdische Lied 'Die jüdische Melodie', der durch seine Sachlichkeit und geistige Höhe das Interesse sämtlicher Zuhörer fand. Der formvollendete Vortrag wurde durch Gesänge von Frau Rosenbaum - Kassel praktisch erläutert. Nachher war man noch einige Stunden gemütlich beisammen. Der Abend ist als wohlgelungen zu bezeichnen; es ist allen jüdischen Gemeinden Hessens zu empfehlen, das jüdische Geistesleben dadurch zu heben, dass sie sich an den Kulturausschuss der Sinailoge Kassel zwecks Abhaltung solcher Abende wenden. S."              

   
Vortrag von Lehrer Katz (Kassel) im Jugendverein der Gemeinde (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 16. Januar 1931: "Spangenberg. Am vergangenen Samstagabend sprach in unserem Jugendverein, der dem Verbande der jüdischen Jugendvereine Deutschlands angeschlossen ist, Herr Lehrer Katz - Kassel über das Thema: 'Pazifismus und Judentum'. In überaus fesselnder Weise schilderte der Redner zunächst den augenblicklichen Stand der Friedensbewegung und erläuterte dann die Stellung des Judentums zum Pazifismus. Pflicht eines jeden Menschen, besonders eines jeden Juden, ist, nicht nur den unsittlichen Krieg zu bekämpfen, sondern mit ganzer Kraft für den Frieden zu arbeiten. Der rege Beifall und die folgende lebhafte Diskussion bewies die große Anteilnahme an dem Thema, das der geistig denkenden Jugend am Herzen liegt."             


Mitgliederversammlung des israelitischen Frauenvereins "Bikkur Chaulim" (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 30. Januar 1931:  "Spangenberg. Der hiesige israelitische Frauenverein 'Bikkur Chaulim' hatte letzte Woche seine Mitgliederversammlung einberufen. Die Vorsitzende, Frau Fanny Levisohn, begrüßte die Teilnehmer und gab einen Bericht über die Tätigkeit des Vereins im abgelaufenen Jahre. Gleichzeitig erstattete dieselbe den Kassenbericht. Dank der regen Tatkraft der Vorsitzenden konnte das Vereinsvermögen, trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Nöte, wieder auf seine Vorkriegshöhe gebracht werden. Die Anwesenden ehrten noch das Andenken ihres verstorbenen Mitgliedes Frau Berta Meyerfeld, welche Mitbegründerin des seit 1886 bestehenden Vereins war. Ferner wurde beschlossen, an jedem Rausch Chaudesch (Monatsbeginn) eine gemütliche Zusammenkunft zu veranstalten. Möge es dem Verein vergönnt sein, auch ferner seinen wohltätigen Zweck zu erfüllen."     

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
87./88. Geburtstag von Jettchen Spangenthal geb. Löwenthal (Witwe von Menko Spangenthal, 1927/1928)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 7. Januar 1927: "Spangenberg. Die älteste Einwohnerin von Spangenberg, Frau Jettchen Spangenthal geb. Löwenthal, feierte am 27. Dezember in vollster körperlicher und geistiger Frische ihren 87. Geburtstag."             
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 30. Dezember 1927: "Spangenberg. Frau Witwe Menko Spangenthal, die älteste Einwohnerin unserer Stadt, feierte in voller Rüstigkeit ihren 88. Geburtstag.      

  
Der langjährige Gemeindeälteste Baruch Sommer verzieht nach Kassel (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 10. Juni 1927: "Spangenberg. Am 1. Juni verlegte Herr Baruch Sommer seinen Wohnsitz von hier nach Kassel. Damit verliert die hiesige Religionsgemeinde einen Gemeindeältesten, der fast ein Jahrzehnt lang dies kleine, aber wegen seines regen religiösen Interesses namhafte Gemeinwesen in selbstloser, vorbildlicher Weise leitete. Gerade in Zeiten, die für den Bestand der Gemeinde recht kritisch waren, erwies sich der stets besonnene, mit jüdischem Wissen versehene Mann als der sichere Führer. Diesen Grundzug seines Wesens legte Lehrer Unikower in seinem Abschiedsgruß am Sabbat Bamidbor 'Mi scheberach' dar, welcher derjenigen gedenkt, die sich in Treue mit den Erfordernissen einer Gemeinde befassen. Möge ihm in seinem neuen Wohnort das Glück beschieden sein, das er sucht!"           

 
Levy Spangenthal wird zum Gemeindeältesten gewählt (1927)    

Spangenberg Israelit 18081927.jpg (14245 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1927: "Spangenberg, 14. August (1927). Herr Levy Spangenthal wurde zum Gemeindeältesten gewählt und von der Regierung bestätigt."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 12. August 1927: "Spangenberg. Von der Regierung wurde der zum Gemeindeältesten ernannte Herr Levy Spangenthal bestätigt."        

  
Zum Tod von Henriette Spangenthal (1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Spangenberg, 11. November (1928). Im 89. Lebensjahre verschied hier Frau Henriette Spangenthal, die älteste Bürgerin der hiesigen Stadt. Die Greisin erfreute sich bis zu ihrem Lebensende körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 9. November 1928: "Aus Spangenberg. Die älteste Bürgerin unserer Stadt, Frau Henriette Spangenthal, ist am vergangenen Dienstag verschieden. Sie erreichte das gesegnete Alter von nahezu 89 Jahren und war erst in den letzten Wochen gezwungen, das Bett zu hüten. Die Greisin erfreute sich noch bis zu ihrem Tode einer verhältnismäßig guten körperlichen und geistigen Rüstigkeit."        

    
80. Geburtstag von Fanny Goldschmidt geb. Wolff (1929)   

Spangenberg Israelit 24041929.jpg (40491 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1929: "Spangenberg, 4. April (1929). Vor kurzem beging Frau Witwe Fanny Goldschmidt geb. Wolff dahier in geistiger und körperlicher Frische ihren 80. Geburtstag. Die Jubilarin nimmt noch an allen Geschehnissen der Zeit regen Anteil. Als fromme jüdische Frau besucht sie noch regelmäßig den Gottesdienst und verrichtet noch täglich ihr Mincha- und Maariw-Gebet."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 28. März 1929: "Spangenberg. Am 4. April dieses Jahres begeht Frau Witwe Fanny Goldschmidt geb. Wolff aus Spangenberg in geistiger und körperlicher Frische und körperlicher Rüstigkeit im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel ihren 80. Geburtstag. Die Jubilarin nimmt noch regen Anteil an allen Geschehnissen der Zeit. Als fromme jüdische Frau besucht sie noch regelmäßig den Gottesdienst und verrichtet noch täglich ihr Minchah- und Marifgebet. Möge es ihr vergönnt sein, im Kreise ihrer Lieben, von denen sie aufrichtig verehrt und geachtet wird, noch viele Jahre ihren Geburtstag in voller Gesundheit und Zufriedenheit zu begehen. Ad mooh wesrim schono (Alles Gute bis 120 Jahre)."    

    
30-jähriges Bestehen der Firma Gebr. Spangenthal, Korkfabrikation und Kellerei-Artikel (1931)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 7. August 1931: "Spangenberg. Am 1. August konnte die bekannte hiesige Firma Gebrüder Spangenthal, Korkfabrikation und Kellerei-Artikel, auf ihr 30-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Firma wurde 1901 von dem jetzigen Inhaber Jakob Spangenthal mitgegründet und erwarb sich bald in ganz Hessen und weit darüber hinaus einen großen Kundenkreis."           

   
Dankesanzeige von Amalie Spangenthal für die Glückwünsche zum 80. Geburtstag (1931)    

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 21. August 1931:  "Für die mir anlässlich meines 80. Geburtstages erwiesenen Aufmerksamkeiten danke ich allen Bekannten und Verwandten herzlichst
Frau Witwe Amalie Spangenthal  Spangenberg."            

 
Zum Tod des Lehrers Meier Levisohn aus Spangenberg (1935, langjähriger Lehrer in Rees)  

Spangenberg Israelit 07021935.jpg (99959 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1935: "Rees am Rhein, 4. Februar (1935). In der Nacht zum Freitag starb plötzlich der langjährige Lehrer der alten jüdischen Gemeinde Rees, Meier Levisohn aus Spangenberg, Bezirk Kassel, im 70. Lebensjahre. Ungefähr die Hälfte seines Lebens wirkte er hier in treuer Hingabe und Arbeitsfreude für die religiösen Interessen des überlieferten Judentums in Gemeinde, Schule und Haus an der Seite der trefflichen gleichgesinnten Gattin Emilie geb. Winter aus Kempen. Das Haus, eine Stätte der Gottesverehrung und Erfüllung der religiösen Gebote (Mizwot), bildete den Mittelpunkt der klein und kleiner werdenden Gemeinde, die nun verwaist ist und nicht mehr in der Lage sein wird, die Institutionen aus eigener Kraft aufrecht zu erhalten, was schon bisher sehr schwierig war. - Die Beerdigung bekundete nochmals die Verehrung, Liebe und Dankbarkeit, die der Verstorbene in der Gemeinde und darüber hinaus in allen Bürgerkreisen der Stadt und Umgebung sich erworben hatte. Der langjährige Freund des Hauses, Rabbiner Dr. Wolf, Köln gab in knappen und erhebenden Worten der Größe des Verlustes Ausdruck. Möge Gott die Witwe und die Kinder trösten und das Vorbild des Entschlafenen an religiöser Pflichterfüllung und Hilfsbereitschaft lebendig erhalten in den Herzen der um ihn trauernden Gemeinde! Seine Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens.  N."     

   
Zum Tod von Jakob Spangenthal aus Spangenberg in Palästina (1938)    

Mitteilung im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 7. Oktober 1938: "Jacob Spangenthal, ein Einwanderer aus Deutschland wurde beim Angriff auf einen jüdischen Omnibus bei Ramle erschossen. Bei einem anderen Angriff auf einen Omnibus aus Ataroth wurde der jüdische Einwanderer aus Deutschland, Gerschon Perl, schwer verwundet."     
   
Mitteilung im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 14. Oktober 1938: "Wir berichteten in der letzten Ausgabe dieses Blattes über den Tod des Herrn Spangenthal. Wie wir jetzt erfahren, handelt es sich um Herrn Jakob Spangenthal aus Spangenberg, der vor etwa einem Jahre nach Palästina ausgewandert ist. Derselbe ist bei einer Omnibusfahrt auf der Strecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv von Arabern durch einen Halsschuss getötet worden."    

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge     
      
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. Eine erste Synagoge wurde um 1806 gebaut. In der Folgezeit (1820er-Jahre?) konnten die Schule und eine Lehrerwohnung in dem "Werner'schen" Wohnhaus untergebracht werden. Anfang der 1830er-Jahre gab es erste Überlegungen im Blick auf einen Synagogenneubau und ein größeres Schulhaus. Für den Lehrer sollte eine geräumigere Wohnung zur Verfügung stehen, weswegen zunächst überlegt wurde, wie die Wohnung der Lehrers im "Werner'schen Wohnhaus" um zwei Stuben vergrößert werden könnte. Im Mai 1833 legte Landbaumeister Augener Kostenanschläge und Baupläne dazu vor, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Vielmehr scheint die jüdische Gemeinde zunächst das Wohnhaus des Schreinermeisters Justus Appel für 255 RTh gekauft zu haben, um dem Lehrer bis zu einer Klärung der Bauvorhaben eine größere Wohnung zur Verfügung zu stellen.     
 
1839 lagen erste Pläne für einen Synagogen- und Schulhausneubau vor, die wiederum durch den Landbaumeister angefertigt worden waren. Alternativ wurden Pläne mit Renovierungs- und Erweiterungsvorschlägen für die bestehende Synagoge und das vorhandene Wohnhaus diskutiert. Da die erforderlichen Kosten nicht weit auseinander lagen (2.700 RTh für den Neubau, 2.500 für Renovierungen und Ausbauten), entschied sich die jüdische Gemeinde schließlich für einen Neubau. Ende 1846 war das Synagogen- und Schulgebäude fertiggestellt. Erstellt wurde ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit einem Satteldach und charakteristischen Zwerchgiebel in der Mittelachse. Im Mittelpunkt des Dreieckgiebels gab es ein der klassizistischen Form entsprechendes Halbkreisfenster. Der Haupteingang war von der Untergasse aus, der Nebeneingang vom Hof aus zugänglich. Vom Haupteingang aus lag rechts die Synagoge mit einer dreiseitigen Empore und einer gewölbtem Decke; links war die über zwei Geschosse verteilte Lehrerwohnung, wobei der Lehrer im Obergeschoss nur über zwei Zimmer verfügte. Der größere Bereich war für die Schulstube und den Gemeinderaum gedacht.
 
Im August 1855 stand eine erste Reparatur an. 
 
Fast 100 Jahre war das Synagogen-/Schulhaus Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Spangenberg.  
      
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude äußerlich nicht zerstört. Die rituellen Gegenstände waren bereits zuvor nach Kassel verbracht worden, wo sie im November 1938 zerstört worden sind. Das Gebäude wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut und ist als solches erhalten.     
     
     
Adresse/Standort der Synagoge   Untergasse 7  (früheres Gebäude Nr. 231 nach Adresse 1932)
 
Das rituelle Bad:  An der Straße "Am Wäscheborn" liegt nahe dem dort vorbeifließenden Bach ein kleines würfelförmiges Gebäude mit einem spitzen Zeltdach, in dem ein rituelles Bad untergebracht war (im Volksmund "Judenbad"). Unklar ist, wie es im Verhältnis zu dem seit 1846 im Synagogengebäude eingebauten rituellen Bad genutzt wurde. Möglicherweise wurde das Bad im Synagogengebäude nur zeitweilig oder überhaupt nicht benutzt. Das Badehäuschen könnte auch bereits älteren Ursprungs sein (die Bruchstein-Umfassungswände könnten Anfang 18. Jahrhunderts erstellt worden sein), doch stammt der erhaltene Bau mit der charakteristischen Dachform, dem Schornstein und den Backstein-Umfassungsmauern aus den 1830 bis 1840er-Jahren. Ein Tauchbecken ist nicht mehr vorhanden. Es lag wahrscheinlich entlang der südlichen, zum Bach hin gewendeten Seite, wofür ein kleiner Durchbruch an der Wand und einige andere Spuren sprechen. Unmittelbar daneben befindet sich ein Wäsche-Waschplatz.
Eine Hinweis- und Erklärungstafel ist zu diesem Wäsche-Waschplatz vorhanden, aber nicht zum ehemaligen rituellen Bad.  
   
   
Fotos
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988, 1994 und 2007; Foto Synagogengebäude Aufnahme vor 1970 aus Arnsberg Bilder S. 188; neuere Aufnahmen von Dieter Vaupel)  

Rekonstruktionen des Aussehens des früheren Synagogen- und Schulgebäudes

   
Spangenberg Synagoge 141.jpg (39132 Byte) Spangenberg Synagoge 142.jpg (46706 Byte) Spangenberg Synagoge 143.jpg (31777 Byte)
Straßenansicht mit Haupteingang 
von der Untergasse 
Grundriss des Erdgeschosses: rechts 
der Betsaal, links die Lehrerwohnung 
Grundriss des Obergeschosses mit 
dreiseitiger Frauenempore im Betsaal 
sowie Schulstube und Gemeinderaum
      
      
Silberner Toraschmuck
mit Bezug zu Spangenberg
 (Jewish Museum New York
Spangenberg Rimonim..jpg (88808 Byte) Spangenberg Schild-2.jpg (110488 Byte)
Der Toraschmuck ist abgebildet im Buch von Rafi Grafman, ed. by Vivian B. Mann: Crowning glory. Silver Torah ornaments of the Jewish Museum New York. 1. Aufl. New York 1996 XV, 398 S.
In der Mitte Rimonim, Kassel 1836-37; rechts Toraschild Kassel 1836-37 mit der Inschrift: "Geschenk zu Ehren G'ttes und seiner Heiligen Tora von Elhanan Sohn von Joseph HaLevi Segal in Spangenberg.
 Im Jahr  'Dieses Toraschild von Elhanan' (Chronogramm für [5]597 = 18736/37)".   
       
     

Die ehemalige Synagoge - nach 1945 als Wohnhaus verwendet
(Quelle: Altaras s.o.)

      
Spangenberg Synagoge 130.jpg (87686 Byte) Spangenberg Synagoge 140.jpg (95063 Byte) Spangenberg Synagoge 144.jpg (65544 Byte)
 Blick auf das Gebäude - 
Aufnahme vor 1970
Blick auf das Gebäude - Aufnahmen vom Sommer 1985
  
        

Neuere Fotos (um 2010)
(Fotos von Dieter Vaupel) 

   
Spangenberg Synagoge 290.jpg (179066 Byte) Spangenberg Synagoge 291.jpg (104441 Byte) Spangenberg Synagoge 292.jpg (239077 Byte)
Das ehemalige Synagogen- und Schulgebäude  Grundstein von 1845 (mit der hebräischen
 Jahreszahl 5605 = 1844/45)  
 Das Foto oben rechts in höherer Auflösung 
        
     
Das ehemalige Synagogen- und Schulgebäude im Herbst 2019
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum: 13.10.2019) 
 
   
Das Gebäude ist leerstehend und teilweise in schlechtem baulichem Zustand (siehe Fenster rechts) 
     
   
 Seitenansicht  Eingangstür  Grundstein von 1845
        

Das rituelle Bad

       
Spangenberg Mikwe 012.jpg (43378 Byte) Spangenberg Mikwe 013.jpg (37106 Byte) Spangenberg Mikwe 014.jpg (37383 Byte)
Lageplan des Bades - Am Wäscheborn 
(Nr. 1); eingetragen ist auch mit der Nr. 2 
das frühere Synagogengebäude 
Rekonstruktionszeichnung: 
senkrechter Schnitt (rechts im Plan 
von A-A eingetragen) 
Waagerechter Schnitt 
durch das Ziegelmauerwerk 
   
     
Altaras Lit 002.jpg (54577 Byte) Spangenberg Mikwe 011.jpg (62343 Byte) Spangenberg Mikwe 293.jpg (168488 Byte) Spangenberg Mikwe 290.jpg (165232 Byte)
Titelseiten des Bücher von Thea Altaras 
(1994 und 2007)  mit Foto des rituellen
 Badehauses in Spangenberg 
Die Badehäuschen des ehemaligen rituellen Bades (Fotos von Dieter Vaupel)  
   Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung 
     
   Spangenberg Mikwe 291.jpg (179727 Byte) Spangenberg Mikwe 292.jpg (265995 Byte)
    Im Inneren des Badehäuschens: 
Durchbruch an der Südseite  
Alter Wäscheplatz unweit 
des Badehäuschens 
   (Fotos oben von Dieter Vaupel)  
     

Das rituelle Bad / Badehäuschen im Herbst 2019
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 13.10.2019) 

   
 
     Alter Wäscheplatz
     
     
 "Spangenberger Zeitreise" am Rathaus
mit Hinweisen zur jüdischen Geschichte 
   

Aus dem 19. Jahrhundert: "1861 leben 133 Juden in der Stadt. Die jüdische Gemeinde hat eine Synagoge in der Untergasse (1846), einen Friedhof am Schlossberg und ein Ritualbad (Mikwe) am Wäscheborn. Die Mehrzahl der jüdischen Einwohner sind Kaufleute".
Aus dem 20. Jahrhundert: "Wegen Kindermangel wird 1923 die Synagoge geschlossen*....   Am 10.11.1938  Pogromnacht auch in Spangenberg".    

* Falsche Angabe, gemeint: wegen Kindermangel wird 1923 die jüdische Schule geschlossen.

     
    
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Dezember 2006: Spangenberger Bürger gründen die Initiative "Stolpersteine"  
Artikel in Schwalm-Eder-Kreis-News (SEK-News) vom 6. Dezember 2006: "Spangenberger Bürger gründen die Initiative 'Stolpersteine'
Spangenberg.
Nachdem Magistrat und Stadtverordnetenversammlung inzwischen dem Projekt „Stolpersteine“ zugestimmt haben, fanden sich Spangenbergerinnen und Spangenberger zur Gründung einer Trägerinitiative zusammen, um dieses Projekt in enger Kooperation mit der Stadt Spangenberg zu verwirklichen. Dr. Dieter Vaupel, der das Vorhaben zusammen mit Jechiel Ogdan angeregt hatte, wird als Sprecher der Initiative tätig sein, unterstützt von Dr. Karsten Klütsch (Finanzen) und Fides Baumgart, die sich um zusätzliche organisatorische und schriftliche Aufgaben kümmern wird..."  
Link zum Artikel  
 
April 2008: "Stolpersteine-Verlegung" in Spangenberg   
Artikel in den Schwalm-Eder-Kreis-News (SEK-News) vom 17. April 2008 (Artikel):  Nun doch: Sieben Stolpersteine können verlegt werden
Spangenberg
. Nun klappt es doch noch: Am 29. April können sieben Stolpersteine in der Spangenberger Altstadt zur Erinnerung an jüdische Bürger, die während der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen, vor ihren ehemaligen Wohnhäusern durch den Künstler Gunter Demnig verlegt werden. Das konnten die Mitglieder der Initiative Stolpersteine auf ihrer jüngsten Sitzung in dieser Woche erfreut feststellen..."     
   
April 2012: Die Bürgerinitiative "Stolpersteine" will ihre begonnene Arbeit fortsetzen  
Artikel in den Schwalm-Eder-Kreis-News (SEK-News) vom 28. März 2012: "Erinnerung an jüdisches Leben in Spangenberg. Initiative 'Stolpersteine' trifft sich wieder..."  
Link zum Artikel     
 
Mai 2012: Weitere 13 "Stolpersteine" sollen verlegt werden   
Artikel von Silke Schäfer-Marg in HNA-de vom 13. Mai 2012: Anstoß für 13 neue Stolpersteine. Spangenberg. Für Dr. Dieter Vaupel, den Hauptinitiator der Aktion Stolpersteine in Spangenberg, und seine Mitstreiter ist die Zeit gekommen: Nach vierjähriger Pause will die Initiative auch die 13 Stolpersteine in der Stadt verlegen lassen, für die es damals keine Zustimmung gab..."   
Link zum Artikel     
 
August 2014: 18 "Stolpersteine" können auf Grund des Widerstandes von Hauseigentümern nicht verlegt werden  
Artikel von Claudia Brandau in hna.de vom 12. August 2014: "Bemühen von Spangenberger Initiative. Gedenken an Judendeportationen: Hauseigentümer verhindern Stolpersteine
Spangenberg. Die Spangenberger Initiative Stolpersteine hat 18 neue Gedenksteine bestellt - wird aber voraussichtlich keinen davon verlegen können. Denn trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, die notwendige Einverständniserklärung der letzten sieben Eigentümer zu erhalten, vor deren Häusern ein Stein verlegt werden sollte. Das teilt Dr. Dieter Vaupel mit. Deshalb habe man die für den 5. September geplante öffentliche Verlegeaktion mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig absagen müssen, der die Idee vor knapp 20 Jahren ins Leben gerufen hatte. Die Initiative hat bereits in einer ersten Aktion vor sechs Jahren insgesamt 16 Steine vor Spangenberger Häusern setzen lassen. Doch für eine erneute und zugleich letzte Verlege-Aktion fehlen ihr die Genehmigungen der Hauseigentümer - und deren Zustimmung ist laut einem Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 2006 unbedingt erforderlich. Nun sollen die Gedenksteine in einer Vitrine im Spangenberger Rathaus ausgestellt und aufbewahrt werden. Zumindest so lange, bis eine einvernehmliche und langfristige Lösung gefunden wird. Die Kritik der Initiative: Es gebe keine Unterstützung seitens der Politik: 'Weder gab es eine Mehrheit noch ein klares Signal für unsere Sache', kritisiert Dieter Vaupel. Bürgermeister Peter Tigges dementiert das. Die Spangenberger Politik habe sich stets ihrer Verantwortung gestellt. Ein solch konsequentes Nein zu einer geplanten Aktion sei tatsächlich ungewöhnlich im Landkreis, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. Die Stolpersteine seien fast überall längst als wichtige Erinnerungsarbeit akzeptiert, in mehr als der Hälfte der 27 Städte und Gemeinden des Landkreises seien sie bereits verlegt worden. Ganz neu ist eine Weigerung aber nicht, auch in Fritzlar etwa werden einige Stolpersteine im Stadtarchiv verwahrt..."  
Link zum Artikel    
 
August 2014: Letzter Überlebender der jüdischen Gemeinde Spangenberg setzt sich für die Verlegung von "Stolpersteinen" ein   
Artikel von Claudia Brandau in hna.de vom 22. August 2014: "87-Jähriger ist letzter Überlebender der jüdischen Gemeinde
Debatte um Stolpersteine: Überlebender will für die Opfer reden. 
Spangenberg.
Die Debatte um die Stolpersteine beschäftigt Jechiel Ogdan, den letzten Überlebenden der jüdischen Gemeinde in Spangenberg. Er will die Weigerung der Hauseigentümer, neue Steine für die Opfer des Holocausts verlegen zu lassen, nicht akzeptieren...." 
Link zum Artikel      
Anmerkung: Jechiel Ogdan ist als Manfred Blumenkrohn in Spangenberg geboren.  
 
Nach Scheitern einer weiteren Verlegung von "Stolpersteinen" in Spangenberg auf Grund des Widerstandes von Hauseigentümern: 
Januar 2017: Die für die Verlegung von "Stolpersteinen" gesammelten Gelder kommen dem Verein zur Förderung der Synagoge Felsberg zugute  
Bericht in den SEK-NEWS.de vom 12.1.2017: "Initiative Stolpersteine überreicht Spende an Synagogenverein. 
Felsberg. 'Die Erlöse aus dem Verkauf eines Buches über Spangenberger Juden wollen wir dem Verein zur Förderung der Synagoge Felsberg zugutekommen lassen,' so der Sprecher der Stolpersteininitiative Spangenberg, Dr. Dieter Vaupel. Die Initiative hatte weitere Stolpersteine in Spangenberg verlegen lassen wollen, was aber aufgrund einer kontroversen Diskussion in Spangenberg nicht umgesetzt wurde.
Da weitere Aktivitäten zur Verlegung von Stolpersteinen in Spangenberg nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, sollen die vorhandenen Mittel in Höhe von 1.500 Euro dem Zweck der Unterstützung einer aktiven jüdischen Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Der Sprecher der Initiative, Dr. Dieter Vaupel, wurde begleitet von Fides Baumgart und Dr. Marion Regenbogen.
'Wir sind sehr erfreut über die Spende, die wir für unsere Synagoge gut gebrauchen können. Damit haben wir die Möglichkeit, unter anderem wieder eine Veranstaltungsreihe für das Jahr 2017 zu finanzieren, die der Förderung des interreligiösen Dialogs sollen. Weiterhin können wir das Geld für Renovierungsarbeiten am Gebäude gut gebrauchen,' so Christopher Willing, Vorsitzender der liberalen jüdischen Gemeinde und Vorsitzender des Fördervereins.
'Da wir die Initiative der Stolpersteine unterstützen wollen, werden wir von dem Geld zwei Stolpersteine finanzieren, die im Frühjahr in Felsberg verlegt werden sollen,' so Willing abschließend."   
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Spangenberg    
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Spangenberg (interner Link)    
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Spangenberg 
bulletDokumente zu dem Pogrom im September 1936 (Dokumente mit den Nummern 3.0 - 3.4)  (Digitales Archiv Marburg) 
bulletStammbaum/Nachkommen des Reuben Ha-Levi (u.a. Neumorschen / Spangenberg):  http://jinh.lima-city.de/gene/chris/plaut/01062016_Ha-Levi_Familie_Neumorschen_u_Spangenberg.pdf   

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Spangenberg 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Spangenberg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,785   Sterberegister der Juden von Spangenberg 1824 - 1852; enthält Angaben zu Elbersdorf  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1675018    
HHStAW 365,781   Geburtsregister der Juden von Spangenberg 1824 - 1852; enthält Angaben zu Personen aus Elbersdorf  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230109  
HHStAW 365,787   Abschrift der Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Spangenberg (2 Teile) 1824 - 1936; Teil 1: jüdisches Geburtsregister 1824 - 1928, Teil 2: jüdisches Trauregister 1826 - 1928 und jüdisches Sterberegister  1824 - 1936; enthält auch Angaben zu Personen aus Elbersdorf  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926573  
HHStAW 365,783   Trauregister der Juden von Spangenberg 1826 - 1852; enthält Angaben zu Personen aus Elbersdorf  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230110   
HHStAW 365,782   Geburtsregister der Juden von Spangenberg 1852 - 1928; enthält Angaben zu Personen aus Elbersdorf   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825448    
HHStAW 365,786   Sterberegister der Juden von Spangenberg 1852 - 1928; enthält Angaben zu Personen aus Elbersdorf  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290102    
HHStAW 365,784   Trauregister der Juden von Spangenberg 1854 - 1928; enthält Angaben zu Personen aus Elbersdorf   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719783    
HHStAW 365,788   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Spangenberg, aufgenommen im Juli 1938 durch Curt Wolf aus Eschwege und D. Goldschmidt aus Frankershausen 1870 - 1932; enthält hebräische und deutsche Grabinschriften mit Angabe der Grabnummern auf dem jüdischen Friedhof    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2573935      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 262-264.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 188.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 58-59.   
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 59-61.
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S. 169-171.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 186.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 597-598.  
bulletMax Spangenthal: Eine hessische Kleingemeinde. Bulletin des Leo Baeck Instituts. Nr. 69 1984 S. 53-67. Eingestellt als pdf-Datei.       
bulletDieter Vaupel: Die Vertreibung der Juden aus Spangenberg. Ein Beitrag zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht. In: Jahrbuch Schwalm-Eder-Kreis 1989. 
bulletSpangenberg Lit 020.jpg (35500 Byte)Jechiel Ogdan / Dieter Vaupel: Sie werden immer weniger. 2004. 2., überarbeitete Auflage 2012. 
Zu diesem Buch (Pressemitteilung in den SEK-News vom 26.1.2012): 
'Sie werden immer weniger!' neu aufgelegt - Geschichte der jüdischen Gemeinde Spangenberg
Spangenberg
. Nachdem das 2004 erschienene Buch 'Sie werden immer weniger!' über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Spangenberg seit einigen Jahren vergriffen war, haben sich die beiden Autoren nun zu einer überarbeiteten Neuauflage entschlossen. Jechiel Ogdan aus Jerusalem und Dr. Dieter Vaupel hatten das Buch damals als deutsch-israelisches Projekt gemeinsam umgesetzt. Die Resonanz auf die Veröffentlichung war so groß, dass die beiden Autoren aus dem Verkauf einen Überschuss von mehr als Tausend Euro erzielten. Dieser Betrag bildete dann den Grundstock für das Projekt 'Stolpersteine', das ab 2006 in Spangenberg umgesetzt wurde. Eine Bürgerinitiative unterstützte das Vorhaben und sammelte weitere Spendengelder. Mittlerweile hat der Künstler Gunther Demnig in zwei Aktionen in den Jahren 2006 und 2008 insgesamt 16 Stolpersteine vor Häusern in Spangenberg verlegt, in denen ehemals jüdische Bürger wohnten, die in der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen. Im Vorfeld hatte diese Aktion in Spangenberg heftige Diskussionen ausgelöst.
Spangenberg Fam Blumenkrohn 010.jpg (50576 Byte)Möglich war dies alles dadurch geworden, dass die beiden Autoren mit ihrer Schrift das Schicksal der Spangenberger Juden dem Vergessen entrissen (Foto links: Familie Blumenkrohn in Spangenberg). Der Buchtitel 'Sie werden immer weniger!' zitierte die Überschrift eines Artikels der Spangenberger Zeitung von 1937, in der sich jubelnd über die Flucht der Juden aus der Stadt geäußert wurde. Die dortige jüdische Gemeinde war ehemals eine der bedeutendsten in der Region. Im Jahr 1930 gab es noch fast 150 Juden in der Stadt, die nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten systematisch aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Einigen gelang es, ins Ausland zu fliehen. Die meisten suchten vor den Hetzkampagnen in der Kleinstadt, an denen sich die Presse massiv beteiligte, Schutz in der Anonymität der Großstädte. Für viele erfolgte von dort aus der Transport in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Als Anfang 1940 die letzten Bürger jüdischen Glaubens den Ort in Richtung Kassel verließen, verkündeten die Nationalsozialisten stolz, dass Spangenberg jetzt 'judenfrei' sei. Damit war die Jahrhunderte lange Tradition der jüdischen Gemeinde für immer beendet.
Die Autoren, die beide in Spangenberg ihre Kindheit verlebten – Ogdan in den 30er, Vaupel in den 50er Jahren – dokumentieren die Geschichte der ausgelöschten jüdischen Gemeinde mit Texten, Fotos und zahlreichen Archivalien. Das 100-seitige Buch lebt auch von den persönlichen Erinnerungen Jechiel Ogdans, der als Manfred Blumenkrohn bis 1937 in Spangenberg lebte. Das Buch ist ab sofort als 'book on demand' zum Preis von 12 Euro zu bestellen bei www.epubli.de  sowie unter www.dieter-vaupel.jimdo.de  (red). 

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Spangenberg  Hesse-Nassau. Jews lived there from the mid-17th century, opering a new synagogue in 1846 and numbering 133 (8 % of the total) in 1871. After Worldwar I, a branch of the Jewish Youth League Association was active. The Jewish school's closure limited Jewish teaching to religious instruction. Affiliated with Kassel's rabbinate, the community still numbered 109 (5 %) in 1933. By November 1938, however, Nazi violence had forced the Jews to dispose of their synagogue; most left, 24 emigrating.  
    
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013