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Thannhausen
(Landkreis
Günzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Thannhausen bestand im 15./18. Jahrhundert eine zeitweise große
jüdische Gemeinde. Erstmals haben sich vermutlich um 1400 Juden hier
niedergelassen. Anfang des Dreißigjährigen Krieges wurden etwa 48
jüdische Haushaltungen mit zusammen etwa 300 Personen gezählt. Im Laufe des
Krieges wurden die Juden vertrieben. Mehrere Juden aus Thannhausen konnten sich
beispielsweise 1637 bis 1651 in Mauren und am Eschnerberg (Liechtenstein) niederlassen
(darunter Rabbiner Abraham Neuburg aus Thannhausen).
In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts konnten wieder jüdische Familien
in Thannhausen zuziehen. 1708 zählte man 20 Familien in der
Stadt. Im August 1718 wurden auf Betreiben der Gräfin von Stadion alle Juden
vertrieben. Sie ließen sich in der Folgezeit vor allem in Hürben,
Ichenhausen und Altenstadt
nieder.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Die Juden in Thannhausen -
Beitrag von 1926 vom (damaligen jüdischen) Hauptlehrer Isidor Kahn (Krumbach)
Artikel
in: "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 8. Juni 1926:
"Überall
zeigt sich ein reges Streben, das Heimatleben in Gegenwart und Vergangenheit
betrachten und verstehen zu lernen, die Wechselbeziehungen zwischen Gedanken,
Gefühlen und Bestrebungen der Menschen zueinander zu erforschen, um daraus
Schlüsse und Folgerungen für die Zukunft zu ziehen. Dieses Suchen und Forschen
förderte auch die Geschichte der Juden in Thannhausen, einem schwäbischen
Marktflecken im Mindeltale, zutage. Daselbst befand sich ehedem eine blühende
jüdische Gemeinde, welche zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges aus 48
steuerpflichtigen Mitgliedern und einer Seelenzahl von etwa 300 Personen
bestand. Eine Klageschrift besagt: "es wären schier der dritte oder vierte
Teil Juden." Das Salbach (Steuerliste) 1599-1602 enthält die Namen Lazarus
Judt, Isaak Barlen Judt, Seligmann Judt, Mayer Judt, Veis Niederländer
Judt,
Kauffmann Judt, Aberlen Schatz, Bebers Judt, Samuel, Schwarz Szigle, Benjamin,
Doktor, Eberlen, Doktors Sohn, Jocklin, Doktors Sohn, Isaak Maier, Jakob
Fillenschreiber, Schemuel, Veis Lene, Jakob, genannt Blattfus, Jecklin von
Neuburg, Jakob, genannt Schattoy. Von dem Rabbiner Günzburger, der eine Anzahl
Bachurim (Jünger) hielt, fordert die Herrschaft 30 Heller für jeden Jünger.
Die Steuern, die an die Herrschaft zu entrichten waren, bestanden aus einer
Besitzsteuer von 5-8 Gulden, dem Neujahrsgeld von 1 Gulden 30 Kreuzer und dem
Gansgeld, das 1599 für jede Person auf 20 Kreuzer festgesetzt wurde.
Einige Juden besaßen auch Grundbesitz, wofür die Grundsteuer entrichten
mussten. 1599 bezahlte die Judengemeinde jährlich für die Benützung der
Mindelbrücke 21 Gulden, Weid- oder Rossgeld im Betrage von 17 Gulden. Über
ihre Tätigkeit gibt das Steuerbuch wenig Anhaltspunkte; einige besaßen wohl
Grundbesitz, doch dürfte der größere Teil sich mit Nothandel seinen
Lebensunterhalt erworben haben. Ihre Häuser lagen im ganzen Markt zerstreut,
doch scheinen sie im Bachgassenwinkl vorherrschend gewesen zu sein. Dort lag
auch ihre Schule im Haus des Juden Jecklin. Jecklin und Anstall waren die
jüdischen Lehrer. Auch am Marktplatze standen zwei Judenhäuser,
darunter eine Weinschenke, die von einem Juden namens Blattfus geführt wurde.
Bemerkenswert ist, dass sich in Thannhausen eine jüdische Druckerei befand, in
welcher 1592-94 das Machsor nach Minhag aschkenes gedruckt wurde. Ein Exemplar
befindet sich noch in der Bibliothek zu Oxford. Das Titelblatt bezeichnet als
Verfasses Maharil Jzchak Masi, der die Herausgabe im Namen und Auftrag des
Rabbiners Günzburger ausführte. Der Titel ist hellrot, die Lettern ziemlich
groß, das Portale hat oben drei Fische, unten eine Hand aus den Wolken, welche
zwei andere begießt (Levi), an den Seiten zwei geharnischte Männer mit
Schildern, worauf die Namen der Herausgeber stehen.
Anfänglich mussten sie ihre Toten nach Kriegshaber bei
Augsburg im Dunkel der Nacht überführen. Später wies ihnen die Herrschaft
eine entlegene Stelle als Gottesacker an, "und jed Judt, sey alt, jung,
Mann oder Weib, so er stirbt, ist man der Herrschaft 1 Gulden 30 Kreuzer
schuldig".
In Zeiten religiöser Aufregungen bot der "Judenschutz" nicht mehr die
nötige Sicherheit. So wurde 1610 Klage geführt, ein Jud habe die religiösen
Gefühle der Christen verletzt und es kam zu einer großen Schlägerei. Während
des Dreißigjährigen Krieges wurde die Beschuldigung erhoben, die Juden hätten
die Brunnen vergiftet. Die Pest, die hier wütete, im Verein mit der
herrschenden Not, die der schreckliche Krieg gebracht hatte, machte die Juden
zum Sündenbock, und ihre Vertreibung aus Thannhausen war die Folge. Gegen Ende
des 17. Jahrhunderts siedelten sie sich in geringerer Zahl wieder an und im
Jahre 1708 zählte man im Markte wieder 20 Familien. In diesem Jahre erwarb Graf
Stadion die Herrschaft Thannhausens. Schon beim ersten Besuch äußerte die
Gräfin ihr Missfallen über die jüdische Bevölkerung. An ihrer
Kinderlosigkeit sollten die Juden Schuld sein, "sie sollten die Gräfin
verhext haben", und so erlangte der Graf beim Kaiser Karl IV. die
Erlaubnis, sämtliche Juden aus Thannhausen zu vertreiben. Das geschah am 24.
August 1718. Die Vertriebenen lagerten einige Zeit in der Talebene und schickten
eine Gesandtschaft an den Kaiser, um den Ausweisungsbefehl rückgängig zu
machen. Wohl reute es den Kaiser, das Glück so vieler unschuldiger Menschen
geopfert zu haben, aber sein gegebenes Wort wollte er nicht zurücknehmen. Die
Vertriebenen siedelten sich in den benachbarten Gemeinden Hürben, Ichenhausen
und Altenstadt an. Als durch kaiserliches Reskript allgemein Familiennamen
anzunehmen befohlen wurde, wählten einige den Namen Thannhauser, der heute noch
vielfach geführt wird. Die Synagoge in Thannhausen wurde in eine Kapelle
umgebaut und führt noch heute den Namen "Judenkapelle". Am Eingang
derselben steht ein Opferstock, der alten Synagoge entnommen und trägt eine auf
die Umwandlung bezüglich Darstellung. Oben ist Moses mit den Gesetzestafeln
dargestellt mit der Inschrift "Antiquum documentum". Unten ist eine
Monstranz und darunter die Schrift "Novo cedat ritui".
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Über die
hebräische Druckerei in Thannhausen
Aus
einem allgemeinen Artikel zum hebräischen Buchdruck in der "Bayerischen
Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. Juli 1925: "Auch in
Thannhausen in Schwaben erschienen Ende des 16. Jahrhunderst einige
höchst seltene hebräische Drucke. Dort scheinen sogar, wie der
verstorbene Rabbiner Dr. Perle in München vermutete, Vorbereitungen für
eine Talmud-Ausgabe getroffen worden zu sein." |
Weiterer
Beitrag über die hebräische Druckerei - von David Wallersteiner in Ansbach
(1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1926: "Die
jüdische Druckerei in Thannhausen. Von David Wallersteiner in
Ansbach.
Das Suchen und Forschen nach dem Gestand der einstmals blühenden
schwäbischen Geruschgemeinden (= Gemeinden, aus denen eine Vertreibung
der Juden erfolgte), gab Herrn Hauptlehrer Kahn in Krumbach Veranlassung
einen diesbezüglichen Aufsatz in Nr. 6 der Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung 'Die Juden in Thannhausen' erscheinen zu lassen. Ich
verweise hiermit auf den sehr interessanten Artikel und in Ergänzung
desselben teile ich folgendes mit:
Der Herr Bibliothekar der hiesigen Regierungsbibliothek ersuchte mich, die
dort aufgewahrten, einstmals in der Markgrafenzeit konfiszierten
hebräischen Werke beziehungsweise deren Titel behufs Aufnahme in den
Katalog ins Deutsche zu übertragen. Dabei fand ich das von Herrn Kahn
beschrieben Machsor (Gebetbuch) in einem Quartlederband. Das von Herrn
Kahn beschriebene Machsor befindet sich in Oxford.
Dort scheint aber nur der erste Teil Machsor vorhanden zu sein, während
der hiesige Band zwei Teile enthält, und zwar der erste Teil das Machsor,
dessen Titelblatt leider fehlt. Das Titelblatt des zweiten Teils ist vollkommen
erhalten und entspricht genau der Beschreibung in oben angeführtem
Artikel, nur dass der Titel nicht in Rot, sondern in Schwarzdruck gehalten
ist. Der Titel dieses zweiten Teils lautet: ...
Das Buch war Eigentum des Moyses aus Fürth, ehemaligen markgräflichen
Hofjuden. Sein Name steht auf einem auf dem Deckel aufgeklebten
Papierschild. Weiteres ist auch mit der Lupe nicht mehr zu entziffern.
Bezüglich der Konfiskation macht mich Herr Rabbiner Dr. Weinberg in
Neumarkt auf Hänle, 'Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstentum
Ansbach', S. 85 und 86 und Ziemlich 'Eine Bücherkonfiskation in Fürth im
Jahre 1702' aufmerksam, wofür ich dem Herrn auch an dieser Stelle danke.
Ob die von Ziemlich namentlich aufgeführten Bände und ihre Druckorte mit
den in der besagten Bibliothek befindlichen identisch sind, kann ich erst
nach Sichtung sämtlicher Bände bestimmen und werde ich dann nicht
säumen, von weiteren Funden Mitteilung zu machen. Das Thannhauser
Druckwerk ist bei Ziemlich nicht registriert. Wie Herr Hauptlehrer Kahn
mitteilt, wohnen in Thannhausen keine Juden mehr und nur der Name
Thannhausen (auch Dannhauser) erinnert noch an die einstige Heimat. Ich
gestatte mir dabei zu bemerken, dass die Urahnen meiner seligen Frau - sie
ruhe in Frieden - geb. Dannhauser, aus Thannhausen stammten und nach dem Gerusch
(Vertreibung) nach Hürben, dem heutigen Krumbach übersiedelten. Der
Großvater (Rabbiner Mosche seligen Andenkens), des hochberühmten
- in Ehren Ruhenden - war Rabbiner in Thannhausen." |
Die Einrichtungen der jüdischen Gemeinde
Bis heute erinnert die "Judengasse" in Thannhausen an die
frühere jüdische Niederlassung.
Eine Synagoge war vorhanden. Sie wurde 1627 im Bereich des
"Bachgassenwinkels" (heute an der Stadionstraße) erbaut. Davor gab es
vermutlich bereits einen Vorgängerbau oder einen Betraum in einem der
jüdischen Häuser, doch ist näheres dazu nicht bekannt. Nach der
Vertreibung der Juden 1718 wurde die Synagoge wenig später (1719)
abgebrochen und an ihrer Stelle 1720 bis 1722 eine Kapelle
umgebaut (Stadionkapelle, auch "Judenkapelle" genannt. Möglicherweise
sind Teile des Synagogengebäudes in den Bau der Kapelle übernommen worden. Ein "Synagogenopferstock"
(Zedaka-Büchse) ist noch vorhanden.
Die im Auftrag von Johann Philipp Graf von Stadion durch Baumeister Georg
Christian Wiedemann aus Elchingen erbaute Kapelle wurde am 28. Oktober 1722
den Heiligen Simon und Judas geweiht. Bei der Kirche handelt es sich um einen
achteckigen Bau mit einem doppelgestuften Dach, das in ein bekreuztes Türmchen ausläuft.
Über dem Kirchenportal ist das Wappen derer von Stadion angebracht. Eine
grundlegende Restaurierung der Kapelle erfolgte 2001 bis 2003.
1567 erteilte die Ortsherrschaft der jüdischen Gemeinde die Genehmigung zur Anlage
eines eigenen Friedhofes. Dieser lag an der Straße nach
Ziemetshausen in einem Waldteil - Flur "Judenbegräbnis".
An weiteren Einrichtungen gab es Ende des 16. Jahrhunderts eine hebräische Druckerei,
in der u.a. ein Machsor (Gebetbuch) verlegt wurde, von dem sich noch ein
Exemplar in der Universitätsbibliothek in Oxford befindet.
Die
Lage von Judengasse, ehemaliger Synagoge und jüdischem Friedhof
|
Lage der
"Judengasse" und der "Stadionkapelle" in Thannhausen auf dem dortigen
Stadtplan: oben anklicken
über das Straßenverzeichnis weiterklicken zu "Judengasse" |
Lage des jüdischen Friedhofes:
oben anklicken und über das
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu
"Jugendübernachtungshaus". Der Friedhof lag bzw. liegt
nördlich des Bereiches (Eintragung der geplanten Umgehungsstraße).
Der
Friedhof bzw. die Flur ist jedoch nicht eingetragen. |
Fotos
(Farbfotos erhalten von Rektor Karl Landherr, Anton-Höfer-Grundschule Thannhausen)
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Gebetbuch (Machsor), gedruckt
1592-94
in Thannhausen, im Besitz der
Universitätsbibliothek Oxford |
Blick auf
die Stadionkapelle
am Platz der früheren Synagoge |
Eingangsportal
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Hinweistafel zur
Geschichte der Kapelle |
Der
"Opferstock" (Zedaka-Büchse) aus der ehemaligen Synagoge |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juli 2010:
Ein israelischer Chor auf jüdischer Spurensuche
in Thannhausen und Krumbach |
Artikel von Peter Voh in der "Augsburger Allgemeinen" vom 18.
Juli 2010 (Artikel):
"Jüdische Spurensuche.
Thannhausen Knapp drei Tage war der israelische Chor Ranot Gast der Evangelischen Kirchengemeinde in Thannhausen. Ein Großteil der 30-köpfigen Gruppe war bei Kirchenmitgliedern in und um die Mindelstadt fürsorglich untergebracht. Der Chor kam im Rahmen seiner zweiwöchigen Deutschland-Tour.
Dem Empfang schloss sich ein kleiner Rundgang durch Thannhausen an. Hans Rettenmaier und Herbert Kramer vom Heimatverein führten die Delegation zur Stadionkapelle und erläuterten den Gästen die Situation der Juden in Thannhausen im späten Mittelalter. Zum Ende des 16. Jahrhunderts bestand hier auch eine jüdische Druckerei, wovon ein Buch heute noch in der Bibliothek im englischen Oxford existiert. Der Heimatverein Thannhausen besitzt Kopien daraus, die Pfarrer Karl B. Thoma anlässlich einer Studienreise vor vielen Jahren angefertigt und mitgebracht hat.
Beeindruckt waren die Gäste von der Geschichte der Stadionkapelle. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarb Graf Stadion die Herrschaft Thannhausen und ließ die Juden vertreiben. Etliche von ihnen ließen sich daraufhin in Krumbach und Ichenhausen nieder. Die Synagoge in Thannhausen aber wurde von Stadion in eine Kapelle umgebaut, wie sie heute noch besteht und im Volksmund noch gelegentlich als Judenkapelle bezeichnet wird.
Tags darauf besuchten die Ranot- Sänger den jüdischen Friedhof in Krumbach. Herbert Auer, Experte des Judentums in der Kammelstadt, informierte sie über die Geschichte im früheren Hürben, dem heutigen östlichen Stadtteil von Krumbach.
Auf halbem Weg. Nachdem die doch zahlreichen Juden in der Region seinerzeit zentral auf dem jüdischen Friedhof in Burgau bestattet wurden, konnte man 1628 auf halbem Weg von Hürben zum Krumbad eine eigene Grabstätte anlegen. 1898 wurde ein Tahara-Haus zur Waschung und Einkleidung der Toten gebaut. Der Friedhof wurde in der NS-Zeit mehrfach geschändet, ein Teil der Grabsteine wurde als Baumaterial zweckentfremdet.
Unter den im Friedhof Beigesetzten ist auch die Schriftstellerin Hedwig Lachmann (1863-1918). Die letzten Bestattungen jüdischer Bürger fanden noch in den Jahren unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Die Gäste aus Israel waren vom guten Zustand des Friedhofs überrascht und dankten Herbert Auer für seine fachkundige Führung.
Am Rande des Besuches spielte sich eine kleine persönliche Überraschung ab. Nelly Sommer von der Evangelischen Kirchengemeinde Thannhausen, die ihren Gast aus Israel auf den jüdischen Friedhof begleitete, stieß dort auf einen Grabstein, wo sie ihre Großmutter
vermutet. Die Vorfahren von Sommer sind im 19. Jahrhundert an das Schwarze Meer ausgewandert, wo sie in der heutigen Ukraine geboren wurde, bevor sie über Kasachstan vor 15 Jahren nach Thannhausen übersiedelte. Herbert Auer wird nun versuchen, Nelly Sommer auf den Spuren ihrer Vorfahren zu helfen.
Das Ranot Vocal Ensemble verabschiedete sich nach dem großartigen Konzert in der Christuskirche. Neben einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau hatten sie ihren finalen Auftritt in München, bevor sie, voll guter Eindrücke besonders aus Thannhausen, in ihr Heimatland zurückgeflogen sind." |
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September 2019:
Neues Buch zur jüdischen
Geschichte von Thannhausen |
Artikel in der "Augsburger Allgemeinen" vom
September 2019: " Thannhausen. 'Judengasse' – ein neues Buch für
Thannhausen.
Pfarrer Karl-B. Thoma präsentiert am Denkmaltag sein neues Buch
'Judengasse'.
Am Tag des offenen Denkmals am 8. September präsentiert Pfarrer sein neues
Werk. Dabei spielen seine Kindheit und Jugend eine wichtige Rolle.
Beim Tag des offenen Denkmals, der bayernweit in den letzten Jahren großes
Interesse und Zuspruch bei den Bürgerinnen und Bürger im Freistaat gefunden
hat, können am Sonntag 8. September wieder Baudenkmäler der Heimat
besichtigt und 'erlebt' werden. Dieses Jahr lautet das Motto 'Modern(e):
Umbrüche in Kunst und Kultur'.
Der 1. Vorsitzende des Heimatvereins Thannhausen öffnet an diesem Tag von 14
bis 17 Uhr den historisch einzigartigen Oktogonbau, die Stadionkapelle in
Thannhausen in der Bahnhofstraße 19. Im Jahre 1627 erbauten die Juden, die
1541 erstmals in Thannhausen erwähnt wurden, eine Synagoge. Während der
Herrschaft Johann Phillip von Stadion kam es 1718 zur Ausweisung der
ortsansässigen Juden, schreibt der Heimatverein in seiner Mitteilung. Die
Synagoge und die Judenschule wurden 1719 abgebrochen.
In den Jahren 1720 bis 1722 ließ Johann Philipp von Stadion vom Baumeister
Georg Christian Wiedemann aus Elchingen eine Kapelle am Platz der Synagoge
erbauen, bis heute im Volksmund 'Judenkapelle' genannt. Am 28. Oktober 1722
wurde sie dem heiligen Simon und Judas geweiht. Eine grundlegende
Restaurierung der Kapelle erfolgte in den Jahren 2001 bis 2003.
'An diesem Öffnungstag am 8. September sind wir sehr stolz und erfreut, dass
der gebürtige Thannhauser Geistliche Rat Pfarrer Karl-Barromäus Thoma,
Ehrenbürger der Marktgemeinde Ziemetshausen und Ehrenmitglied des
Heimatvereins, in einem Festakt umrahmt mit der Musikgruppe Mesinke sein
neues Buch ,Judengasse’ um 17 Uhr in der Stadionkapelle präsentiert',
erklärt Manfred Göttner. Es ist ein Werk geworden, in dem Pfarrer Thoma in
64 Titeln beginnend von seiner Kindheit bis in die heutige Zeit seine
Eindrücke und Erlebnisse dokumentiert, besonders auch aus der Kriegs- und
Nachkriegszeit als Kind und Jugendlicher.
'Bewahrung der Schöpfung'. Bemerkenswerte Worte findet Pfarrer Thoma in
seinem Schlusswort im Buch. Er schreibt von der 'Bewahrung der Schöpfung'.
Wir müssten wieder lernen in 'größeren Zusammenhängen' zu denken. Dies gelte
für alle Bereiche des Lebens. Man hat das Wort und den Auftrag Gottes an die
Menschen: 'Macht euch die Erde untertan!' weitgehend falsch verstanden, denn
von Zerstörung und Vernichtung ist hier keine Rede. Die Menschen in den
Wohlstandsländern würden auf die Dauer nicht umhinkommen, einfacher und
sparsamer zu leben. Dies gilt auch im Vergleich zu den vielen ärmeren
Ländern der Welt. (zg)
Das neue Buch 'Judengasse' kann im Anschluss an den Festakt gekauft werden
und wird von Pfarrer Karl-Barromäus Thoma persönlich signiert."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 265. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Kempten.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 14. Jg. Nr. 81
Dezember 1999 S. 17. |
| Hans Bronnenmaier: Thannhauser Heimatbuch. Hg. von Leo
Fendt. Thannhausen um 1959. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|