Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Triberg (Schwarzwald-Baar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal 

Übersicht:

bulletZur Geschichte jüdischer Einwohner in Triberg    
bullet Berichte aus der jüdischen Geschichte Tribergs  
Allgemeine Berichte 
Über die Pension von Ferdinand (Fernand) Kahn aus Basel in Triberg ("Pension Waldeck")
Berichte zu weiteren jüdischen Personen in Triberg  
Sonstiges   
bullet Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge    
bulletFotos 
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte jüdischer Einwohner              
    
In Triberg lebte im 19./20. Jahrhundert wenige jüdische Personen, ohne dass es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde gekommen ist. Seit 1895 war Triberg eine Filialgemeinde der jüdischen Gemeinde von Offenburg

Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1871 sechs jüdische Einwohner, um 1897/1901 vier, 1925 zehn, 1933 noch sechs.  
   
1909 eröffnete Fernand Kahn aus Basel die koscher geführte Pension "Waldeck" in Triberg. Er konnte sie als Schweizer in der Zeit des Ersten Weltkrieges nur noch eingeschränkt führen, schloss die Pension 1917 und eröffnete daraufhin eine Pension in Flims (Graubünden). Die Witwe von Fernand Kahn eröffnete nach seinem Tod und der Schließung der Pension in Flims 1924 im schweizerischen Grindelwald das Hotel Silberhorn, das sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der weltbekanntesten koscher geführten Hotels außerhalb Israels entwickelte (siehe Seite zu Grindelwald).    
   
Als Rechtsanwalt in Triberg betätigte sich von 1919 bis 1933/37 in Triberg Dr. Leopold Maier, danach übersiedelte er nach Karlsruhe (ausführlich zu ihm siehe Gedenkbuch Karlsruhe http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/19/deport/354/name/2728/suche/%2A.html).
  
Seit den 1920er-Jahren war als Arzt Dr. Hans Wagner in Triberg. 1934 versuchte er einen ersten Suizid seiner Familie, dabei starb jedoch nur sein Kind. Ein weiterer Suizidversuch im März 1935 beendete das Leben von Dr. Wagner und seiner Frau Milly geb. Naumann. 
   
Von den in Triberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen des Gedenkbuches des Bundesarchivs Berlin und nach den Angaben von Yad Vashem, Jerusalem): Frieda Haas geb. Sinsheimer (geb. 1905 in Bühl, wohnhaft in Triberg; Oktober 1940 nach Gurs deportiert, im August 1942 nach Auschwitz und dort ermordet), Otto Erwin Haas (geb. 1899 in Sankt Goar, wohnhaft in Triberg, Gerwigstraße 43 und Mannheim, im November/Dezember 1938 inhaftiert im KZ Dachau, im Oktober 1940 nach Gurs deportiert, im August 1942 nach Auschwitz und dort ermordet; es besteht ein Gedenkblatt für den Bruder von Otto Haas - Friedrich Haas, für den in Hamburg ein Stolperstein verlegt wurde: Link zum Gedenkblatt); Hedwig Heymann (geb. 1891 in Bonn, wohnhaft in Triberg, in der NS-Zeit emigriert in die Niederlande, im August 1942 deportiert ab Westerbork nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde (für tot erklärt)); Dr. Leopold Maier (geb. 1880 in Rastatt, bis 1937 in Triberg, 1940 nach Gurs, 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet); Hans Wagner (geb. 1897 in Hanau, wohnhaft in Triberg, gest. an Suizid am 18.3.1935), Milly Wagner geb. Naumann (geb. 1908 in Triberg, wohnhaft in Triberg, gest. an Suizid am 18.3.1935).  
 
Zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner Tribergs befindet sich eine Gedenktafel in der Krypta des Kriegerdenkmals der Gemeinde.    
  
  
  
Berichte aus der jüdischen Geschichte Tribergs           
   
Allgemeine Berichte       
Notizen aus Triberg von Berthold Auerbach (1877, Artikel von 1937)      

Aus einem Artikel in "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1937: "Berthold Auerbach in unserer Zeit.
Bekenntnisse des Schriftstellers, eingeleitet und ausgewählt von Dr. Siegmund Hirsch.…
Triberg
, 19. August 1877. Ich meine, ich war noch nie so waldfroh wie jetzt; der Wald war mir aber auch noch nie so nachbarlich, so heimisch zugehörig, und das Rauschen des Wasserfalls mit der durchtränkten Luft erquickt mich allmorgendlich, ich trinke aus dem Felsenquell zwei oder drei Glas und gehe dann langsam bergauf. 'Wie eine Hindin schmachtet nach Wasserbächen'*, das ist gut gesehen und gerade ausgesagt, und da behauptet man, die Naturfreude sei modern; die Bibel drückt sie nur nicht als Lust für sich aus, sondern exemplifiziert auf das Seelenleben. Man hört nur noch die Elster und den Nußhäher, das Jahreswachstum ist fertig, und nur dem Werdenden wird gesungen." 
*Anmerkung: es geht um Psalm 42,2 http://www.bibelwissen.ch/wiki/Ps_42:2     

   
In Triberg gibt es jüdische Einwohner, aber (noch) kein jüdisches Restaurant (1903)     

Mitteilung (Leserbrief) in "Israelitisches Familienblatt" vom 23. Juli 1903: "S. M. in W. Ein jüdisches Restaurant befindet sich unseres Wissens in Triberg nicht, allein es wohnen dort 4 bis 5 jüdische Familien, bei denen man für einen Kuraufenthalt Pension wohl dürfte erhalten können."       

 
Treffen der jüdischen Jugendvereine Badens in Triberg (1927)        

Artikel in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 5. August 1927: "Karlsruhe. (Vom badischen Landesverband der jüdischen Jugendvereine). Sonntag, den 24. Juli, trafen sich in Triberg fast sämtliche jüdische Jugendvereine Badens. Der dortige Bürgermeister, Herr Keil, hat es sich nicht nehmen lassen, die Vereine offiziell in den kunstvoll holzgeschnitzten Rathaussaal zu begrüßen. Er führte unter anderem aus, dass er unsere Organisation als ein Glied desjenigen Volksteiles ansähe, der durch körperliche und geistige Ertüchtigung an dem Wiederaufbau Deutschlands mitarbeite. Der Vorsitzende des badischen Landesverbandes, Fritz Hagelberg - Konstanz, sprach in seiner Gegenrede, dass wir diese Mitarbeit innerhalb der Volksgemeinschaft - was ja zugleich eine Arbeit an der gesamten Menschheit bedeute - umso eher leisten können, je weniger wir gegen den Rassen- und Klassenhaß kämpfen müssen, der uns noch von vielen Seiten entgegen gesetzt wird. Nach dieser Begrüßung wanderten die 140 Jungens und Mädels die herrlichen Wald Wasserfälle empor, wo dann die sportlichen Veranstaltungen stattfanden. Bei dem 4 × 100 m Stafettenlauf errang Freiburg den Sieg und Wanderpreis. Am Nachmittag sprach der Reichsverbandsvorsitzende, Herr Rabbiner Dr. Klein Düsseldorf, über 'Sinn und Ziele des Verbandes'. Anschließend daran fand eine Aussprache sämtlicher anwesenden Vorstandsmitglieder der verschiedenen Vereine statt, die verschiedene neue Anregungen ergab. So hat dieser Tag gezeigt, dass auch in Baden der ernste Wille zur gemeinsamen Jugendarbeit vorhanden ist."       

  
  
Über die Pension von Ferdinand (Fernand) Kahn aus Basel in Triberg ("Pension Waldeck")   
F. Kahn aus Basel eröffnet eine Pension ("Pension Waldeck") in Triberg (1909)  
Anmerkung: es handelt sich um Fernand (Ferdinand) Kahn aus der bekannten Hotelierfamilie in Basel, die später vor allem das Hotel Silberhorn in Grindelwald betrieb. Weiteres in der Seite zu Grindelwald.  

Triberg Israelit 29041909.jpg (71584 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1909: "Heidelberg, 28. April. Es wird vielen eine angenehme Nachricht sein, dass die Sommerfrischen, in denen der strenggläubige Jude ohne religiöse Bedenken seine Erholung suchen und seine angegriffenen Nerven stärken kann, sich um eine vermehrt hat, die den Vorzug besitzt, einem der schönsten Gebiete Deutschlands anzugehören.
Herr F. Kahn, der Besitzer des Hotel Braunschweig in Basel eröffnet in dem 750 m hoch gelegenen Triberg, einem der schönsten Plätze des badischen Schwarzwaldes, in dieser Saison eine Restauration und Hotel. Dass die Verpflegung nicht nur bezüglich der Qualität vortrefflich, sondern auch im Betreff des Kaschruth in jeder Beziehung zufriedenstellend sein wird, dafür birgt das Renommee, das Herr Kahn in Basel sich erworben hat."      

  
Anzeigen der Pension Waldeck in Triberg (1909) 

Triberg Israelit 25051909.jpg (73860 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1909: "Triberg. Beliebtester Höhen-Luftkurort des Schwarzwaldes.
800 m über dem Meer. Pension Villa Waldeck. Neu-Eröffnung Mitte Mai.
Schöner Garten, große Terrasse, luftiger Speisesaal, Betsaal, 20 modern eingerichtete Zimmer, Bäder im Hause. Mäßiger Pensionspreis für längeren Aufenthalt. Hausdiener am Bahnhof. Es empfiehlt sich F. Kahn Besitzer des Restaurants Braunschweig, Basel.
Nachbemerkung. Meinem geschätzten Kundenkreis zur gefälligen Kenntnis, dass ich mein Baseler Restaurant nach wie vor unter persönlicher Leitung weiterführe. "     
 
Triberg Israelit 22071909.jpg (75984 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1909: "Triberg. Beliebtester Höhen-Luftkurort des Schwarzwaldes.
800 m über dem Meer. Pension Villa Waldeck. Neu-Eröffnung Mitte Mai.
Schöner Garten, große Terrasse, luftiger Speisesaal, Betsaal, 20 modern eingerichtete Zimmer, Bäder im Hause. Mäßiger Pensionspreis für längeren Aufenthalt. Hausdiener am Bahnhof. Es empfiehlt sich F. Kahn Besitzer des Restaurants Braunschweig, Basel.
Nachbemerkung. Meinem geschätzten Kundenkreis zur gefälligen Kenntnis, dass ich mein Baseler Restaurant nach wie vor unter persönlicher Leitung weiterführe.     
  
Triberg FrfIsrFambl 13081909.jpg (52625 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. August 1909: "Triberg. Beliebtester Höhen-Luftkurort des Schwarzwaldes.
800 m über dem Meer. Pension Villa Waldeck. Neu-Eröffnung Mitte Mai.
Schöner Garten, große Terrasse, luftiger Speisesaal, Betsaal, 20 modern eingerichtete Zimmer, Bäder im Hause. Mäßiger Pensionspreis für längeren Aufenthalt. Hausdiener am Bahnhof. Es empfiehlt sich F. Kahn Besitzer des Restaurants Braunschweig, Basel.
Nachbemerkung. Meinem geschätzten Kundenkreis zur gefälligen Kenntnis, dass ich mein Baseler Restaurant nach wie vor unter persönlicher Leitung weiterführe."   
 
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 20. Mai 1910:
"Koscher  Triberg  Koscher
Pension Villa Waldeck  
Telefon 135   -   Eröffnung Anfang Mai. 
Besitzer: F. Kahn, Basel."    
  
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 16. Juni 1911: "Triberg  -  Koscher  Koscher 
Pension Waldeck 
Schönster Höhenluftkurort des Schwarzwaldes. Komfortabel eingerichtet. Portier am Bahnhof. - Telefon 135.
Besitzer G. Kahn, Basel, jetzt Aeschenvorstadt 75, 2 Minuten vom Central-Bahnhof." 
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 6. Juli 1911: "Triberg. Pension Waldeck.
Tel. 135. Schönster Höhenluftkurort des Schwarzwaldes. Komfortabel eingerichtet. Portier am Bahnhof.
Besitzer F. Kahn, Basel, jetzt: Aeschen-Vorstadt 75,
2 Minuten vom Central-Bahnhof."   
 
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 4. Juli 1913: "Triberg.
Schönster Höhenluftkurort des Schwarzwaldes.
Pension Waldeck   Völlig renoviert.
Besitzer F. Kahn, Basel, Aeschen-Vorstadt 75."     
   
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 5. Juni 1914: "Triberg.
Beliebter Höhenluftkurort des Schwarzwaldes.
Pension Waldeck
Telefon 135. Schöne luftige Zimmer, großer Speisesaal.
Eröffnung Ende Mai. Juni und September reduzierte Preise.
Besitzer F. Kahn. Restaurant Basel
Tram No. 3. Schützengraben 16. Tel. 2718." 
 
Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 20. Juni 1914: "Triberg
Schönster Luftkurort des Schwarzwaldes
Tel. 135.
Pension Waldeck. Großer neuerbauter Speisesaal, luftige Zimmer. Geöffnet Ende Mai.
Juni und September reduzierte Preise. Es empfiehlt sich bestens F. Kahn. "  
 
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 17. Juli 1914: "Triberg
Beliebter Höhenluftkurort des Schwarzwaldes.
Pension Waldeck. Tel. 135.
Schöne luftige Zimmer, großer Speisesaal.
Juni und September reduzierte Preise.
Besitzer F. Kahn. Restaurant Basel
Tram No. 3. Schützengraben 16. Tel. 2718."     
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 27. Mai 1915: "Triberg
Schönster Höhenluftkurort des Schwarzwaldes.
Pension Waldeck. Neuerbauter Speisesaal, große Veranda. - Luftige Zimmer. Mai, Juni und September reduzierte Preise.
Ferdinand Kahn. Besitzer des Restaurant Kahn - Basel, Schützengraben 16." 
  
Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 9. Juli 1915: "Triberg
Beliebter Höhenluftkurort des Schwarzwaldes.
Pension Waldeck. Tel. 135.
Schöne luftige Zimmer. großer Speisesaal.
Juni und September reduzierte Preise.
Besitzer: F. Kahn. Basel, Schützengraben 16. Tel.2718."    

    
Anzeigen von F. Kahn während dem Zionisten-Kongress in Basel (1911)         

Anzeige in "Die Welt" vom 28. Juli 1911: "Zionisten Kongress!   Basel   Zionisten Kongress!
Den geehrten Kongressbesuchern zur gefälligen Kenntnisnahme, dass sich meine in Basel einzig unter dortiger Rabbinats-Aufsicht stehende Restauration während der Kongress-Woche ausschließlich
Hotel Habsburg, I. Etage
vis-a-vis dem Kongressgebäude,
in geräumiger Lokalität befindet. Anerkannt gute Küche. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit.
Besitzer: F. Kahn
Triberg,
Pension Waldeck.    Basel, Aeschen-Vorstadt 75."      
 
Anzeige in "Die Welt" vom 4. August 1911: "Wichtige Nachricht für alle Kongreßbesucher!
Hierdurch teile allen verehrten Kongressbesuchern mit, dass ich während des Kongresses ein erstklassiges Restaurant - einziges unter Aufsicht des Basler Rabbinats - im Hotel
Habsburg I, vis-à-vis dem Kongressgebäude,
betreibe. Große Räume, gute Bedienung, vorzügliche Küche. Ich bitte um recht lebhaften Besuch.
Triberg (Schwarzwald) Pension Waldeck. Hochachtend F. Kahn, Basel, Aeschen-Vorstadt 75, früher 'Restaurant Braunschweig'. "    

  
Neujahrsgrüße des Restaurants Kahn (1913)        

Anzeige in "Das jüdische Blatt'" vom 26. September 1913: 
"Herzlichst
Gute Einschreibung und Versiegelung
wünscht
Restaurant Kahn  Basel - Triberg
."    

  
Einladung nach Triberg für jüdische Kurgäste mit Werbung für die Pension von F. Kahn (1911 / 1913)    

Artikel in "Der Israelit" vom 24. Mai 1911: "Aus dem Schwarzwald. In den Sommerfrischen des Schwarzwaldes beginnt es jetzt, sich stark zu regen. Da wird geputzt und gescheuert, geklopft und gewaschen, die Sommergäste würdig zu empfangen. So oft man aber auch hinkommt, wirkt der Schwarzwald mit seinen düsteren Tannen, an deren Spitzen das helle Frühlingsgrün umso wirksamer leuchtet, mit seiner erfrischenden und würzigen Luft, den wunderbar schönen von Wald eingezäunten Landstraßen, den reizend angelegten Waldpfaden unsäglich wohltuend auf Stimmung und Gemüte. Und in der Tat weiß die Welt diese Reize zu würdigen, und alljährlich strömen Gäste in diese Waldidylle für Nerven und Geist von den Anstrengungen des Berufslebens Ruhe und Erholung zu suchen. Unstreitig ist nun Triberg, günstig an der Eisenbahnstation gelegen, die Perle des Schwarzwaldes. Dass seit einigen Jahren dieses prächtige Idyll auch dem jüdischen Publikum, das auf strenge rituelle Verpflegung sieht, durch die Etablierung der am Waldessaum gelegenen, mit schönem Garten ausgestatteten Pension Waldeck (Inhaber Kahn) erschlossen ist, ist besonders zu begrüßen. "     
 
Artikel in "Die jüdische Presse" vom 9. Juni 1911: Artikel wie oben im Israelit.  
 
Triberg Israelit 15061911.jpg (124600 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit vom 15. Juni 1911: "Seit den letzten Jahren ist uns Gelegenheit geboten, in Triberg, der 'Perle des Schwarzwaldes', fast auf der Höhe (750 Meter) der weltberühmten Schwarzwaldbahn, in Pension Waldeck (Besitzer: F. Kahn, Basel), bei mäßigen Preisen gute Verpflegung zu finden. Bildet doch dieser idyllische, reizend gelegene Höhenluftkurort auch ohne seinen Hauptanziehungspunkt, den 167 Meter hohen, mächtigen, stets wieder anziehenden Wasserfällen mit täglicher elektrischer oder bengalischer Beleuchtung, einem Jeden, was er sucht. Findet doch der Großstadt-Flüchtende, Ruhe- und Erholungs-Suchende in naher und weiter Umgebung auf bequemen und weit sich erstreckenden, ebenen und andererseits ansteigenden Wegen Spaziergänge mit reichlicher Abwechslung in herrlichen, würzige Luft ausströmenden Tannenwaldungen. Der Tourist jedoch kann, Triberg als Standquartier, in der mit Naturschönheiten verschwenderisch bedachten Gebirgslandschaft wochenlang täglich andere lohnende Touren machen. Und nicht zuletzt mag Triberg für das Publikum, das in die höheren Regionen der Alpen will, vor und nach deren Besuch als Übergangsstation und den Kurgästen, die anstrengende Kuren durchgemacht haben, zur Nachkur empfohlen sein."      
 
Artikel in "Neue Jüdische Presse" vom 22. August 1913: "Allgemeine Mitteilungen. Einen vollwertigen Ersatz für Freudenstadt, in dem man nicht mehr rituell leben kann, bietet Triberg. Auf der Höhe der weltberühmten Schwarzwaldberge - 750 m hoch - gelegen, bietet es Wanderlustigen eine große Anzahl von Ausflügen. Derjenige, der jedoch Ruhe sucht, findet nach kurzer tapferer Steigung gut gepflegte, sich überall hinziehende ebene Wege und reichlich Sitzgelegenheit. Allein der Aufenthalt an den weithin bekannten Wasserfällen spendet durch die staubfreie würzige Luft der diese umgebenden Wälder Gesundheit in reichem Maße. Täglich Konzerte, Natur- und Kurpark sorgen für Abwechslung, und ein Feuerwerk mit italienischer Nacht an der Wasserseite ist ein grandioses Schauspiel. Das jüdische Restaurant in Triberg liegt in den bewährten Händen des Herrn F. Kahn aus Basel."     

   
F. Kahn betreibt nach Schließung der Pension in Triberg 1917 nun eine Pension im Waldhaus Flims (1920)  
Anmerkung: zu Flims in Graubünden siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Flims, zum Hotel Waldhaus Flims  https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Waldhaus_(Flims)

Artikel in "Neue jüdische Presse" vom 18. Juni 1920: "Ferienbrief aus der Schweiz.
Meinem Versprechen gemäß will ich Ihnen von hier wenige Zeilen zugehen lassen.
Die Einreiseschwierigkeiten in die Schweiz sind jetzt für Erholung-Suchende größtenteils beseitigt, und so werden vermutlich in Erinnerung an unvergessliche Tage früheren Aufenthalts in den Schweizerbergen viele Wanderlustige und solche, die in Höhenluft Wiederherstellung geschwächter Gesundheit suchen, hierhereilen, umso mehr, da dieses gesegnete, fruchtbare Land in des Wortes wahrster Bedeutung von Milch und Honig fließt und wir alles das finden, was wir durch die Kriegsereignisse entbehren mussten und noch müssen.
So ist es denn mit ganz besonderer Freude zu begrüßen, dass nunmehr für uns Rituelllebende in dem Waldhaus Flims Gelegenheit geboten ist, sich hierher zur Erholung und Zerstreuung auf einige Wochen zu begeben. Schon seit 1917 betreibt hier Herr F. Kahn aus Basel, der während des Krieges sein Restaurant in Triberg nicht mehr führen durfte, ein Hotel und hat es bisher verstanden, seinen Gästen den Aufenthalt in jeder Weise angenehm zu gestalten.
Dank seiner vorzüglichen, windgeschützten Lage und gut gepflegten Wege in der Ebene und Höhe ist hier der Aufenthalt für Kranke und Gesunde empfehlenswert. Es ist unmöglich, in kurzen, getrennten Worten nur eine annähernde Schilderung dieses einzigartig, großartigen und abwechslungsreichen Alpen-Panoramas zu geben. Daher möchte ich nur in kleinen Umrissen ein Bild entwerfen, wie es sich vor unseren Augen entrollt.
Ich wandere durch schmale Pfade, rings von tiefen, undurchdringlichen nach allen Seiten sich ausdehnenden Wäldern mit unsagbar mächtigen Tannen umgeben; von einer Lichtung gewahrt man in weiter Ferne steile, massige zum Himmel ragen der Felsen, auf deren Gestein tiefschwarz schimmernde Bäume hervorwachsen und im Hintergrunde die Graubündener Alpenketten, Berggipfel in jeder Höhe mit ewigen Schnee bedeckt. Man schreitet weiter, und das Ohr vernimmt lautes Rauschen, und man sieht an einer weiten Waldesöffnung aus ungeahnter, schwindelnder Höhe herabstürzende, laut brausende Gebirgsströme, die sich durch engste, kaum zu begehende Schluchten den Weg ins Tal bahnen, um dort silberhell glänzend, vorbei an Wiesen mit einer farbenreich schillernden Blumenpracht ruhig ihren Weg fortzusetzen. Einige Schritte vorwärts und nichtsahnend, befindet man sich an einem wunderbaren, in der Niederung liegenden tiefblau glänzenden Gebirgssee, dem Cauma-See (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Caumasee), woselbst Gelegenheit zum Baden und sonstigem Sport geboten ist. Auf Schritt und Tritt zeigen sich dem verwöhntesten Auge neue reizvolle Naturbilder.
Man möchte stets Segenssprüche mitsprechen, Gottes Allmacht über diese majestätische, gigantische Naturschöpfung lobpreisend. Wochen, ja Monate könnte man hier verbringen, und täglich könnte man neue unvergessliche Eindrücke in sie aufnehmen.
Es würde den mir freundlichst zur Verfügung gestellten Raum überschreiten, wollte ich bisher weiter Gesehenes den werten Lesern vorsetzen. Es wird Jeder, der hier einige Zeit verbrachte, neu gestärkt, mit frischem Lebensmut und Schaffensfreude in die ihm liebe Heimat zurückkehren, von gewaltigen, nie verlöschenden herrlichen Eindrücken dieser Pracht zehren, gerne, wenn der Sommer wieder ins Land zieht hierher zurückkehren. R."        

   
   
Berichte zu weiteren jüdischen Personen in Triberg       
Zum Tod von Robert Kahn (Lahr) im Lazarett in Triberg (1918)        

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 17. Oktober 1918: "Todesanzeige.
Unser hervorragend seelenguter, treusorgender lieber Sohn, Bruder, Onkel, Neffe und Vetter
Kanonier Robert Kahn
Inhaber der württembergischen Tapferkeitsmedaille
ist uns im vollendeten 34. Lebensjahr ganz unerwartet rasch in einem Lazarett in Triberg durch den Tod entrissen worden.
Schmerzerfüllt und tiefbewegt machen wir hiervon Mitteilung.
In schwerstem Leide: Familie Leopold Kahn Witwe. Lahr in Baden. "     

  
Suizidversuch des Arztes Dr. Wagner und seiner Familie (1934)       

Mitteilung in "Die neue Welt" vom 9. März 1934: "Selbstmorde - Gräberschändung.
Aus Karlsruhe: die Agentur 'Inpreß' meldet: der jüdische Arzt Dr. Wagner aus Triberg hat sich, seine Frau und sein Kind mit Morphiumeinspritzungen zu töten versucht. Das Kind ist inzwischen gestorben. Der nationalsozialistische 'Führer' stellt dazu fest: 'Vom Ortsgruppenleiter wird ausdrücklich bestätigt, dass irgendeine Bedrohung oder Verfolgung Dr. Wagners in gar keiner Weise in Frage käme.' Einige Zeilen vorher schreibt der 'Führer' dagegen, dass Dr. Wagner 'infolge ungesetzlicher verbotener Handlungen' nach Offenbach gebracht werden sollte. Die 'Handlungen' des Arztes werden mit keinem Wort präzisiert."      
 
Mitteilung in "Die Wahrheit" vom 9. März 1934: Text wie oben. 

   
   
Sonstiges   
Keine Emailleschilder mit Aufschrift "Deutsches Unternehmen" aus Triberg (1934)   
Anmerkung: die NS-HAGO bezeichnet die Nationalsozialistischen Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisationen.     

Mitteilung in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 27. April 1934: "Die NS-Hago warnt vor Geschäftemachern.
Ein Emaillierwerk aus Triberg im Schwarzwald hat in den letzten Tagen den in NS-Hago-Dienststellen durch Werbepostkarte ein Emailleschild 'Deutsches Unternehmen' angeboten. Die NS-Hago weist aus diesem Anlass noch einmal darauf hin, dass eine solche Bezeichnung und die Anbringung aller ähnlichen Kennmarken verboten ist. "       

   
Triberg und zwei nichtjüdische Hotels werben noch 1934 für jüdische Personen (1934)       

Anzeige in "Jüdische Schulzeitung" vom 1. Oktober 1934: "Hier werden unsere Gemeinde Mitglieder erwartet
Triberg
. Die Stadt des Hochwaldes in typischer Schwarzwaldlandschaft. Wald, Wiesen, Licht und Sonne. Kur und Erholung. Ganzjährig. Starke Frühjahrssonne. Temperierter Sommer, klarer Herbst, schneereicher Winter. Kein scharfer Temperaturwechsel. Nebelfrei. Geeignet für Blutkrankheiten, Nervensystem, Verdauungsorgane, Konstitutionskrankheiten, Rekonvaleszenz, Übergang, Nachkur, Terrainkuren, Sauerstoff- und Ozonreiche, staubfreie Gebirgs- und Waldluft, seelische Anregung. Günstiger Standplatz für Wanderungen, Ausflüge. Bequem mit der Schwarzwaldbahn (Triberg, Doppelschleifen). Direkte Züge (England) Holland - Rheinland - Schwarzwald - Bodensee - Schweiz. Postautolinien, Stadtautoverkehr. Knotenpunkt vieler internationaler Autostraßen.
Parkhotel Wehrle. Behagliches Haus ersten Ranges, allerbestens empfohlen.
Schwarzwald-Hotel und Kurhaus Waldlust am Wasserfall.
Ruhige Lage am Hochwald. Großer eigener Park. Behagliche Räume. Bekannte Küche. Zeitgemäße Preisvereinbarung besonders bei längerem Aufenthalt."    
mit Foto: Triberger Wasserfälle.   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge / des Betsaales          
    
Für die jüdischen Kurgäste gab es in der Pension Waldeck die Möglichkeit, Gottesdienste (täglich beziehungsweise an Schabbat und Feiertage) abzuhalten. Bereits in der Anzeige von 1909 (siehe oben) wird ein Betsaal im Hotel genannt. Bei den nachfolgenden Anzeigen ist ein solcher nicht aufgeführt, da das Vorhandensein eines Betsaales (oder z.B. des Speisesaales, den man zu Schabbat umfunktionierte), zum Standard jüdischer Hitels gehörte.     
     
     
Adresse/Standort der Synagoge Pension Waldeck   
     
     
Fotos    

 Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Triberg und zur Pension Waldeck vorhanden;
über Hinweise freut sich der Webmaster von Alemannia Judaica; Adresse siehe Eingangsseite     
     

         
         
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte        

Juni 2014: Zum Tod von Herbert Broghammer                                        

Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 11. Juni 2014: "Er erinnerte an jüdische Mitbürger
Triberg.
Am 5. Juni ist in Worms der gebürtige Triberger Herbert Broghammer gestorben. Geboren 1928, besuchte er in Triberg die Volksschule und das Realgymnasium, wo er 1947 sein Abitur ablegte. Zum Kriegsende und in der Nachkriegszeit zeichnete er sich als engagierter Mitarbeiter beim Triberger Roten Kreuz aus. Sein Studium in Tübingen und Freiburg schloss er 1952 mit dem Examen ab, auf das 1954 seine Promotion folgte. Als Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Urologie war er in Heidelberg, Zürich, Frankfurt, Mainz, Liestal, Essen, Ludwigshafen und Worms tätig. Nach seiner Pensionierung 1992/93 beschäftigte sich Herbert Broghammer verstärkt mit der Geschichte seiner Heimatstadt Triberg, vor allem während der Zeit des Nationalsozialismus. Ein großes Anliegen war ihm, an die jüdischen Triberger Mitbürger zu erinnern, die durch die nationalsozialistische Diktatur verfolgt und ermordet wurden. Auf seine Initiative hin wurde in der Krypta des Kriegerdenkmals eine Bronzetafel für die Triberger Mitbürger jüdischen Glaubens angebracht. Broghammer, der neben zahlreichen wissenschaftlichen medizinischen Arbeiten auch Beiträge für die Triberger "Heimatblätter" schrieb, beschäftigte sich aber auch ausführlich mit der Doktorarbeit des Triberger Obervogts Karl Theodor Huber und mit der "erweiterten Prädestinationslehre" des Triberger Stadtpfarrers Josef Heiler, bei dem Broghammer noch zur Schule ging."
Link zum Artikel   

      
        

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Triberg    

Literatur:  

bullet

Herbert Broghammer: Antisemitismus im Nationalsozialismus: Hakenkreuz und "Judenstern. Ehemalige jüdische Mitbürger der Wallfahrtsstadt Triberg und ihr Schicksal im Naziterros (Berichte aus der Geschichtswissenschaft). Aachen 2004. 130 S. ISBN 978-3832230951.

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020