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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Tuttlingen (Kreisstadt,
Baden-Württemberg)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Tuttlingen
In Tuttlingen bestand zu keiner Zeit eine
jüdische Gemeinde. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich einzelne
jüdische Personen/Familien in der Stadt niederlassen. Nach dem Hof- und
Staatshandbuch für das Königreich Württemberg von 1862 werden erstmals drei
jüdische Personen in Tuttlingen genannt, 1871 werden 5 jüdische Einwohner
genannt, 1875 6, 1880 5, 1885 3,
1890 3, 1895 12, 1900 21, 1905 16. 1910 24. 1925 16, 1933 20 jüdische Einwohner.
Bei den Volkszählungsergebnissen im 19. Jahrhundert könnte es sich teilweise
auch um zufällig bei den Volkszählungen anwesende (und nicht ortsansässige)
Personen gehandelt haben.
Die jüdischen Bewohner Tuttlingens gehörten zunächst der Synagogengemeinde in
Mühringen an (so noch 1879 laut der
Oberamtsbeschreibung Tuttlingen), später derjenigen in
Rottweil. Tatsächlich fühlte
die Mehrheit von ihnen sich jedoch stärker mit Rexingen verbunden, aus der die
beiden bekanntesten Tuttlinger jüdischen Familien stammten, die Familien Gideon
und Fröhlich. Anfang der 1930er-Jahre war dann auch Tuttlingen Filiale zur
Gemeinde in Rexingen.
Im Ersten Weltkrieg war der Tuttlinger Viehhändler Julius Fröhlich als
Musketier in den Infanterie-Regimentern 180 und 413 im Einsatz. Fröhlich erhielt
das Eiserne Kreuz und wurde verwundet.
Bis nach 1933 bestanden an ehemaligen jüdischen Geschäfts- und Wohnhäusern:
Viehhandlung Julius Fröhlich (in der Hermannstraße 14, ab 1930 Dammstraße 15),
Schuhfabrik, Leder- und Schuhwarengroßhandlung Gebr. Kälbermann, Inh. Isidor und
Ludwig Kälbermann (in der Hermannstraße 23), Lederwarengeschäft Ludwig Maier (in
der Karlstraße 36, dann Olgastraße 56, zuletzt Möhringer Straße 52),
Schuhwarengroßhandlung Gideon & Co. GmbH, Inh. Elias Gideon und Artur Landauer
(in der Oberen Hauptstraße 9), Frauenarzt Dr. Hans Meyer Chassel (Praxis in der
Blumenstraße).
Hinweis: ausführliche Informationen zu den mehreren Familien siehe in der
Website der Stadt Tuttlingen unter "Stolpersteine":
https://www.tuttlingen.de/de/Die-Stadt/Geschichte-und-Sehenswertes/Historisches/Stolpersteine
- Hier Informationen zu Sybilla und Richard Kramer (Ambrosius-Blarer-Straße 1),
Familie Fröhlich (Nendinger Allee 9) und Familien Kälbermann und Blatt
(Hermannstraße 23).
Zu Familie Fröhlich:
https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2268/familie-frohlich
In
den Jahren nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1933 wurden die
jüdischen Geschäfte boykottiert. Der Arzt Dr. Chassel verlor im Herbst
1933 nacheinander alle Kassenzulassungen. Ihm wurde das Betreten des Tuttlinger
Bezirkskrankenhauses verboten. Er emigrierte im September 1938 mit seiner
(nichtjüdischen) Frau und seinem Sohn in die USA, wo er 1949 in Syracuse starb.
Artur Landauer emigrierte mit seiner Frau und der Tochter im November
1937 in die USA und ließ sich in New York nieder. Landauers Schwester Helene zog
zunächst nach Rexingen, von wo sie 1940 in die USA emigriert. Im April 1938
emigrierte Ludwig Kälbermann mit Frau Dina und dem fünfjährigen
Sohn Werner in die USA, wo Ludwig Kälbermann 1954 starb. Julius Fröhlich
emigrierte mit Frau und den vier kleinen Kindern im September 1938 nach
Palästina/Israel (Shavei Zion). Ab 1957 verbrachten sie die Sommerzeit wieder in
der alten Heimat: Julius Fröhlich starb 1963 in Tuttlingen. 1939 emigrierte der
Lederhändler Ludwig Maier über
Lützelsachsen in die USA; seine Frau Thekla wurde 1940 nach Gurs deportiert,
von wo ihr 1942 die Auswanderung in die USA gelang. Isidor Kälbermann
emigrierte 1939 über London in die USA und wollte seine Frau Else geb. Blatt und
sein Töchterchen Edith nachkommen lassen, was aber nicht gelang. Beide wurden
von Stuttgart am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und im März 1942
ermordet. Die Eltern von Else Kälbermann - Siegfried und Rosalia Blatt geb.
Hirsch waren 1937 zur Tochter nach Tuttlingen gezogen. Sie wurden 1942 in das
Ghetto Theresienstadt deportiert. Der Schuhhändler Elias Gideon wurde 1941 nach
Riga deportiert und ist umgekommen; seine Tochter emigrierte 1939 in die USA.
Von den in Tuttlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosalie Blatt geb.
Hirsch (1882), Siegfried Blatt (1875), Elias Gideon (1881), Beta Kälbermann
(1896), Edith
Kälbermann (1932), Else Kälbermann geb. Blatt (1907).
Ein Teil der Namen der Umgekommenen finden sich auf einer Tafel im Ehrenfeld des Alten
Tuttlinger Friedhofes.
Aktuell (Stand 2020):
Einige in Tuttlingen bzw. im Landkreis Tuttlingen wieder lebende jüdische
Personen/Familien gehören teilweise der jüdischen Gemeinde in
Stuttgart (Israelitische
Religionsgemeinschaft Württemberg), teilweise der Jüdischen Gemeinde in
Rottweil an.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Tuttlingen
Einzelne
Mitteilungen zu jüdischen Personen in Tuttlingen
Anmerkung: in den folgenden Mitteilungen werden
teilweise Personen genannt, die oben nicht erwähnt werden und Tuttlingen noch
vor 1933 verlassen haben.
Verlobungsmitteilung von Elise Palm
und Oskar Sachs (1906)
Mitteilung
in der "Neuen jüdischen Presse" vom 20. März 1906: "Verlobte.
Elise Palm, Neukochen, mit Oskar Sachs, Tuttlingen." |
Max Kaufmann aus Tuttlingen spendet
Bäume für jüdische Siedlungen in Palästina (1910)
Anmerkung: Zum Herzlwald vgl. Abschnitt innerhalb des Artikels
https://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Shemen_(Siedlung). Ben Schemen war nach
1900 eine der ersten jüdischen Siedlungen in Palästina und hatte große Bedeutung
für die Herausbildung einer jüdischen Landwirtschaft.
Mitteilung
in "Jüdische Zeitung" vom 11. März 1910: "Herzlwald. Bis zum 1.
Jänner 1910 sind aus Österreich 5517 Bäume eingegangen. B.-Kamnitz B
*Richard Buchsbaum, Jaro Strauß und Evald Kaufmann aus Neudamm 1 B.a.n.
Max Kaufmann, Tuttlingen." |
Karl Eisfelder wird mit dem
Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)
Anmerkung: bei der Firma "Jetter und Scherer A.-G. für Feinmechanik" handelt
es sich um die heute noch bestehenden Aesculap-Werke
https://de.wikipedia.org/wiki/Aesculap-Werke.
Mitteilung in "Dr. Blochs österreichische Wochenschrift" vom 20. August
1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze...
Tuttlingen. Karl Eisfelder, Mitarbeiter der Jetter und Scherer A.-G.
für Feinmechanik." |
Hochzeitsmitteilung von Isi
(Isidor)
Kälbermann und Else geb. Blatt (1930)
Mitteilung
in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Religionsgemeinden in Hessen" vom Oktober 1930 S. 11: "Vermählte:
Tuttlingen - Groß-Gerau: Isi
Kälbermann mit Else Kälbermann geb. Blatt." |
Hochzeitsmitteilung von Arthur
Landauer und Else Schwarz geb. Sanders (1931)
Mitteilung
in "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" vom April
1931 S. 187: "Trauungen.
Arthur Landauer, Tuttlingen mit Else Schwarz geb. Sanders, Hinsbeck." |
Hochzeitsmitteilung von Ludwig
Kälbermann und Dina geb. Schön (1931)
Mitteilung
in "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" vom
November 1931 S. 72: "Trauungen.
Ludwig Kälbermann, Tuttlingen in Württemberg mit Dina Schön,
Vacha/Rhön." |
Gemeindebeschreibung Rexingen mit
Filiale Tuttlingen (1932/33)
Beschreibung
in "Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege"
1932-33 S. 336: "Rexingen: Israelitisches Vorsteheramt. Einwohner:
992. Juden: 301. Zeniten: 104. Vorsitzender Oberlehrer Spatz...
Angeschlossen: Tuttlingen..." |
Zu den jüdischen Einwohnern / Familien in Tuttlingen gehörten außer den oben
schon genannten Familien/Personen:
Sybilla Kramer geb. Bähr (geb. 1891 in Brühl als Tochter von Simon Bähr
und Regina geb. Hirtz), war seit 1915 verheiratet mit dem (nichtjüdischen)
Richard Kramer. Die beiden wohnten seit 1918 in Tuttlingen. Weiteres zu ihrer
Geschichte im Beitrag Kramer/Penka (siehe Literatur) und in der Website der
Stadt Tuttlingen unter "Stolpersteine":
https://www.tuttlingen.de/de/Die-Stadt/Geschichte-und-Sehenswertes/Historisches/Stolpersteine.
Fotos
Fotos zu den
jüdischen Familien / Personen in Tuttlingen finden sich in der
Website der Stadt Tuttlingen (siehe Links oben / unten) |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Stolpersteine: Am 28. Oktober 2014
beschloss der Gemeinderat, dass in Tuttlingen "Stolpersteine" des Künstlers
Gunter Demnig verlegt werden können. Die ersten "Stolpersteine" wurden am 24.
Mai 2016 verlegt für unterschiedliche Opfergruppen der NS-Zeit.
September 2015:
Erinnerung an die Familie
Fröhlich: der "Julius-Fröhlich-Platz"
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Artikel von Marlene Gempp im September 2015: "Julius-Fröhlich-Platz an der
Gießstraße ist fast fertig..." |
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Artikel in vom 2. Oktober 2015: "Julius-Fröhlich-Platz
erinnert an eine jüdische Familie - Verdienstkreuz für Amos Fröhlich.
Seit Freitag gibt es in Tuttlingen einen Julius-Fröhlich-Platz. Er erinnert
an den jüdischen Viehhändler, der 1938 mit seiner Familie aus Tuttlingen
emigrierte. Sein Sohn Amos Fröhlich erhielt ebenfalls gestern aus der Hand
von OB Michael Beck das Bundesverdienstkreuz am Bande.
'Die Erinnerung an das Gestern ist auch eine Verpflichtung für das Heute',
erklärte OB Michael Beck. Deshalb sei es ihm und dem Gemeinderat wichtig,
eine aktive Gedenkkultur zu pflegen: Durch den Gedenkpfad Lager Mühlau,
durch die Stolpersteine, die demnächst verlegt wurden – und durch den
Julius-Fröhlich-Platz der am Freitag feierlich benannt wurde. Der jüngst
nach Entwürfen der städtischen Grünplanung neu gestaltete Platz zwischen
Mittelstraße und Hermannstraße erinnert an den in Tuttlingen hoch
angesehenen jüdischen Viehhändler Julius Fröhlich. 1938 verließ die Familie
Tuttlingen – noch rechtzeitig, bevor Millionen andere Juden ermordet wurden.
In Israel gehörten die Fröhlichs zu den Begründern der Siedlung Shavei Zion,
Kontakte zu Tuttlingen hielt Julius Fröhlich aber bis zu seinem Tode im Jahr
1963 – denn hier hatte er auch Menschen kennen gelernt, die trotz des
verordneten Hasses die Freundschaft weiter pflegten.
'Die Geschichte der Fröhlichs endete glücklich', so Beck, 'bei Millionen
anderen war dies nicht der Fall.' Deshalb sei dieser Platz auch all jenen
gewidmet, die in Orten wie Auschwitz, Theresienstadt oder Bergen-Belsen
ermordet wurde. Gleichzeitig, so der OB, sei der Platz aber auch all jenen
gewidmet, die heute auf der Flucht seien, um anderswo ein neues Leben zu
beginnen – wie einst die Fröhlichs in Israel. 'Dies sind wir den Menschen
schuldig, die einst aus Deutschland fliehen mussten schuldig.' Beck weiter:
'Wir alle müssen daran arbeiten, dass die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof
stärker sind als sie Bilder aus Freital oder Heidenau.' Bei der
anschließenden Feier im kleinen Saal der Stadthalle übergab OB Beck das
Bundesverdienstkreuz am Bande, das der Bundespräsident auf Betreiben von
Guido Wolf MdL an Amos Fröhlich verliehen hatte. Gewürdigt wurde damit
Fröhlichs langjähriges Engagement um Völkerverständigung und Aussöhnung. So
begleitete Fröhlich über Jahre hinweg den Förderverein Ehemalige Synagoge in
Rexingen bei Horb, dem Heimatort seiner Eltern. Er hielt zahlreiche
Vorträge, diskutierte als Zeitzeuge mit Schulklassen und organisierte
Schülerbegegnungen. Eine Schülergruppe aus Israel war auch zur
Platzbenennung in Tuttlingen gekommen. 'Zur Gedenkkultur gehören immer auch
Menschen', so Beck, 'Zeitzeugen machen Geschichte lebendig.' Fröhlichs
persönlichen 'Einsatz für die Begegnungen von Mensch zu Mensch' würdigte
auch der frühere Horber OB Michael Theurer MdEP. 'Er hat uns ermutigt, uns
unserer eigenen Geschichte zu stellen und auch die dunklen Stellen
auszuleuchten.' In seinen Dankesworten erinnerte sich Amos Fröhlich an seine
Kindheit in Tuttlingen. 'Wir waren deutsche Kinder – und wollten auch gar
nichts anderes sein. Auch unsere Eltern wollten nichts anderes sein als
Deutsche.' Mit Blick auf das Verdienstkreuz bemerkte er, dass es andere
genauso verdient hätten, die sich um Aussöhnung und Dialog bemühen – und
gerade dies sie unendlich wichtig: 'Die Stimmung ist eine andere, wenn die
Menschen informiert sind.'" |
Links zur Website der Stadt:
Rede von OB Michael Beck zur Platzbenennung
Rede von OB Michael Beck zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Amos
Fröhlich |
Eingestellt: Flyer zur Ausstellung
mit Fotos von Julius Fröhlich |
|
November 2019:
Verlegung von weiteren
"Stolpersteinen" in Tuttlingen
|
Artikel
in der "Neckarquelle" (Südwestpresse) vom 4. November 2019:
" Sieben weitere Stolpersteine in Tuttlingen verlegt
Sieben weitere Stolpersteine wurden am vergangenen Samstag in Tuttlingen
etwa in der Donaustraße beim Galeriehof installiert. Erstmals wurde dabei
auch zwei Jenischen gedacht. Sie waren Korbmacher, zogen lange über das
Land; in Tuttlingen wurde die Familie Berger dann sesshaft: In der
Donaustraße, wo heute der Galeriehof ist, lebte die Familie, die dem Volk
der Jenischen angehörte. Für die Nationalsozialisten zählten die Jenischen
allerdings zu den Minderheiten, die als 'Zigeuner' tituliert, diskriminiert
und später verfolgt wurden. Auch zwei Angehörige der Familie Berger
überlebten die NS-Diktatur nicht: Josef Berger und sein Sohn Franz Berger
wurden im KZ Mauthausen ermordet. Seit Samstag erinnern zwei Stolpersteine
an das Schicksal der Bergers. Und unter den zahlreichen Gästen war auch eine
Delegation des Zentralrats der Jenischen. Sichtlich bewegt bedankten sich
Alexander Flügler und Robin Graf bei Oberbürgermeister Michael Beck und
übergaben eine Ehrenmedaille des Zentralrats: Es sei das erste Mal
überhaupt, dass Stolpersteine zur Erinnerung an Jenische verlegt worden
seien.
Dabei helfen, nicht zu vergessen. Bereits zum vierten Mal war der
Künstler Gunter Demnig nach Tuttlingen gekommen. Seit 2016 hat er hier
bereits 27 Stolpersteine verlegt. In seiner Begrüßung erinnerte OB Beck
daran, dass sich in den letzten drei Jahren viel verändert habe: 2016 sei es
noch undenkbar gewesen, dass Politiker einer im Bundestag vertretenen Partei
das Holocaust-Mahnmal als 'Mahnmal der Schande' oder die NS-Zeit als
'Vogelschiss' bezeichneten. Durch solche Grenzüberschreitungen, so Beck,
werde auch die Gedenkkultur verhöhnt, wie sie in Tuttlingen gepflegt wird –
und umso wichtiger sei es, auch weiterhin Stolpersteine zu verlegen und die
Erinnerung wachzuhalten.
Becks Dank galt daher besonders den jungen Leuten, die die Gedenkfeier
mitgestalteten: So sorgte Musikschülerin Marie Diesenberger am Saxofon für
eine würdevolle wie nachdenkliche Stimmung. Und Schülerinnen und Schüler des
Otto-Hahn-Gymnasiums trugen die Biografien der Opfer vor, die der
Arbeitskreis unter der Leitung von Museumsleiterin Gunda Woll recherchiert
hatte.
Neben den Jenischen Josef und Franz Berger erinnert die Stadt Tuttlingen mit
der jüngsten Stolpersteinverlegung an fünf weitere Opfer und Verfolgte des
NS-Regimes: So überlebte das Ehepaar Sybilla und Richard Kramer nur dank
mutiger Helfer und auch viel Glück: Sie war Jüdin, er blieb ihr trotz
massiven Drucks treu und wurde dafür inhaftiert. Sybilla Kramer überlebte in
einem Versteck.
Ermordet hingegen wurden drei frühere Tuttlinger Mitbürger: Franziska Handte,
Eugen Menger und Katharina Faude kamen allesamt wegen psychischer
Erkrankungen in Kliniken – und wurden von dort aus in die Tötungsanstalten
Grafeneck und Brandenburg gebracht."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Wolfgang Kramer/Lutz Ingo Penka: Die
Tuttlinger Juden. In: Tuttlinger Heimatblätter Neue Folge 47 1984. S. 74-85.
Beitrag online eingestellt (pdf-Datei)
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Amos
Fröhlich: Rexingen - Zürich - Tuttlingen - Shavei Zion. Aus dem Leben
meiner Familie. Festeinband, Fadenheftung, mit Lesebändchen. Durchgehend
vierfarbig, 171 Abbildungen. ISBN 978-3-928213-25-7. Ladenpreis 18.00 €.
Erhältlich über den Buchhandel oder portofrei beim Verein Ehemalige Synagoge
Rexingen http://www.ehemalige-synagoge-rexingen.de.
Zu diesem Buch: Im Oktober 1938 floh die Familie Fröhlich aus Tuttlingen
ins britische Mandatsgebiet Palästina, Amos war acht Jahre alt. Sein Vater
Julius Fröhlich, in Rexingen geboren und aufgewachsen, gehörte zu den
führenden Persönlichkeiten, die eine Genossenschaftssiedlung im Norden des
heutigen Israel gründeten. Die Familie Fröhlich wurde Teil der einzigen
gelungenen Gruppenauswanderung während der NS-Zeit. Die Siedlung Shavei Zion
aus schwäbischen Wurzeln ist in die Exil-Geschichte eingegangen. Amos hat
die Entstehung und Entwicklungen der Genossenschaftssiedlung von den
Anfängen erlebt. Er beschreibt entlang der Geschichte der Gemeinde Shavei
Zion das Leben seiner Familie und die Geschichte des Staates Israel.
Der Autor, schon als junger Mann in die verantwortungsvolle Position des
Betriebsleiters der Genossenschaft gewählt, studierte in den 1950er-Jahren
in Deutschland Veterinärmedizin, heiratete und kehrte mit seiner Frau Gisela
nach Shavei Zion zurück. Die Beziehungen zu Deutschland bewegen ihn und
seine Familie bis heute. 2015 erhielt er in Tuttlingen als Brückenbauer
israelisch-deutscher Freundschaften das Bundesverdienstkreuz.
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