Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Weyer (Gemeinde Villmar, Kreis Limburg-Weilburg)
mit Oberbrechen (Gemeinde Brechen), Münster (Gemeinde Selters) und Wolfenhausen
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   
Hinweis: es gab auch in Weyer (VG Loreley) im Rhein-Lahn-Kreis eine jüdische Gemeinde.   
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)                  
   
In Weyer bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Zur jüdischen Gemeinde Weyer gehörten auch die in Oberbrechen, Wolfenhausen und Münster (Selters) lebenden jüdischen Familien. Die Familien in Münster kamen jedoch erst 1903 zur Gemeinde Weyer, da dort bis zu diesem Jahr noch eine selbständige jüdische Gemeinde bestand.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 
in Weyer 1829 8 jüdische Familien mit 45 bis 50 Personen, darunter neun schulpflichtige Kinder, 1841 14 Familien, 1843 44 jüdische Einwohner, 1871 33 (3,4 % von 972 Einwohnern), 1885 18 (2,0 % von 909), 1895 27 (3,2 % von 853), 1905 24 (3,0 % von 767), um 1912 6 Familien.  
in Oberbrechen 1843 9 jüdische Einwohner, um 1912 7 Familien. 
in Wolfenhausen 1841 4 Familien, 1843 29 jüdische Einwohner.     
in Münster (bis 1903 selbständig) 1841 10 Familien, 1843 50 jüdische Einwohner, 1854 6 Familien, 1885 3 Familien ohne Kinder, 1912 2 Familien. 
 
Die jüdischen Familienvorsteher betrieben vor allem Viehhandel, einige Textil- und Lebensmittelhandel. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen Geschäfte/Läden in den einzelnen Orten.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge in Weyer (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die jüdischen Gemeinden in Weyer und in Münster gemeinsam einen Lehrer, u.a. Salomon Rothschild ca. 1839 bis 1846 (siehe Bericht unten). Um 1868 vereinigten sich die jüdischen Gemeinden von Villmar, Weyer, Münster und Runkel zu einem Religionslehrerverband. Um 1914 hatte die Gemeinde Weyer insgesamt acht Schüler: zwei aus Weyer, vier aus Oberbrechen und je ein Schüler aus Münster und Wolfenhausen. Inzwischen wurde der Unterricht durch auswärtige Lehrer besorgt, damals durch Lehrer Siegmund Bravmann aus Weilburg. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Weilburg beziehungsweise nach dessen Auflösung zur Rabbinat (Bad) Ems-Weilburg.
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Blumenthal und Adolf Stern.         
 
Um 1924, als zur Gemeinde 52 Personen gehörten (21 in Weyer [2,8 % von 742 Einwohnern], 22 in Oberbrechen, 3 in Münster und 6 in Wolfenhausen), waren die Vorsteher der Gemeinde H.E. Blumenthal, Siegfried Stern und M. Blumenthal. Zum Unterricht der jüdischen Kinder der Gemeinde kam um 1924/25 weiterhin der bereits genannte Lehrer Siegmund Bravmann aus Weilburg nach Weyer. 1932 wurde der Unterricht durch Lehrer Julius Isaak aus Limburg erteilt. 1932 waren die Gemeindevorsteher Emil Simon, Siegfried Stern und S. Lichtenstein.        
  
1933 gehörten noch etwa 40 Personen zur jüdischen Gemeinde.
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet (s.u.), gleichfalls die Wohnungen von zwei jüdischen Familien. Täter waren eine größere Gruppe von Mitgliedern der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel aus Weyer, angeführt von Niederselterser SA-Leuten. 1939 ist der letzte Gemeindevorsteher, ein Herr Altmann aus Oberbrechen in die USA emigriert. Im Februar 1940 lebten noch in Münster: Julius Lichtenstein und Frau (Viehhändler), Moritz und Karoline Heß (ebenfalls Viehhändler); in Weyer: Jettchen Blumenthal geb. Nachmann (1856) sowie Janchen Nachmann (1862) und Paula Blumenthal (1897). 
    
Von den in Weyer geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jettchen Blumenthal geb. Nachmann (1856), Therese Frank geb. Blumenthal (1865), Johanna Goldschmidt geb. Blumenthal (1891), Paula Israel geb. Blumenthal (1897), Rosa Löwenstein geb. Blumenthal (1868), Rosa Reinheimer geb. Blumenthal (1894), Irma Salm geb. Hirsch (1896), Hermann Walter Schönberg (1922), Rosa Schwarzschild geb. Hirsch (1888).         
  
Aus Oberbrechen sind umgekommen: Manfred Blumenthal (1923), Richard Blumenthal (1902), Alfred Stern (1884), Joseph Stern (1881), Julius Stern (1877), Max Stern (1900), Moses Stern (1872), Siegfried Stern (1879).    
   
Aus Wolfenhausen sind umgekommen: August Fuld (1882), Bernhard Fuld (1873), Herman Fuld (1870), Josef Fuld (1866), Leo (Leon) Fuld (1903), Isidor Grünebaum (1882), Jenny Straus geb. Steinberger (1869).       
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  

Auszeichnung für Religionslehrer Salomon Rothschild (1892, ca. 1839 bis 1846 Lehrer in Münster und Weyer)  

Ruedesheim Israelit 25041892.jpg (47574 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1892: "In Rüdesheim wurde dem israelitischen Religionslehrer Salomon Rothschild, der beinahe 51 Jahre, wovon allein nahezu 46 Jahre in Rüdesheim, vorher in Münster und Weier bei Runkel, seines Amtes gewissenhaft waltete, von dem Königlichen Landrat Herrn Wagner das Königliche Preußische Allgemeine Ehrenzeichen mit der Zahl 50 für Verdienste um den Staat überreicht."

    
    

Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Zum Tod des aus Weyer stammenden Bettchen Hirsch geb. Tobias (gest. 1934 in Flörsheim am Main)   
Anmerkung: da Bettchen Hirsch geb. Tobias "in ihrer Heimat in Weyer" beigesetzt wurde, ist vermutlich dieses Weyer gemeint, da in Weyer (heute VG Loreley) kein jüdischer Friedhof vorhanden ist. Sehr auffallend ist, dass noch im November 1934 die Kirchenglocken zur jüdischen Beisetzung geläutet wurden.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1934: "Flörsheim, 18. November (1934). Die beiden ältesten Frauen unserer kleinen Kehilloh wurden abberufen. Frau Bettchen Hirsch geb. Tobias im 70. Lebensjahre. Sie wurde in ihrer Heimat in Weyer zur letzten Ruhe gebettet. Am Grabe entwarf Rabbiner Dr. Laupheimer, Bad Ems, ein Lebensbild der Verstorbenen. Sie war eine gute Mutter, die im Leben viel Leid ertragen musste, aber sich in innigem Gottvertrauen immer wieder aufrichtete. Sie war eine gute hilfsbereite Frau und half jedem, soweit es in ihren Kräften stand. Ein Zeichen ihrer Beliebtheit war, dass die Kirchenglocken läuteten, als sich der Leichenzug in Bewegung setzte...
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."    

    
    
    

Zur Geschichte der Synagoge    
       
   
Der
Gottesdienst in Weyer wurde lange in einem jüdischen Privathaus abgehalten. 1833 erfährt man, dass seit über 100 Jahren im Haus des Elias Moses Gottesdienste abgehalten wurden. Bei diesem Gebäude handelte es sich um ein zweigeschossiges Wohnhaus, Die Gemeinde bemühte sich um 1837 um den Neubau einer Synagoge, doch wurde dies behördlicherseits nicht genehmigt. 
  
1875 konnte das Gebäude des Elias Moses zu einer Synagoge umgebaut werden. Nach dem Umbau gab es 38 Plätze für die Männer, 24 für die Frauen.      

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch eine größere Gruppe von Mitgliedern der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel aus Weyer, angeführt von Niederselterser SA-Leuten verwüstet (Angaben im Heimatgeschichtlichen Wegweiser s.Lit.). Nach Altaras 2007 S. 233 "blieb das Gebäude, bereits in christlichem Besitz, verschont". 1944 wurde die ehemalige Synagoge zu einer Schmiede umgebaut. Um 1975 fand ein weiterer Umbau statt, bei dem eine Zwischendecke eingezogen wurde. Um 1984 wurde das Dach verändert (Beseitigung der Krüppelwalmen) und ein neuer Außenputz angebracht. 
  
1990 wurde eine Hinweistafel am Gebäude angebracht, die an die ehemalige Synagoge erinnert
.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge   Untergasse 8          
    
    
Fotos
(Quelle: obere drei Zeilen: Altaras s. Lit. 2007 S. 28.233).

Zeichnung des 
Synagogengebäudes 
(nach dem Umbau von 1875)
Weyer Synagoge 191.jpg (46733 Byte) Weyer Synagoge 190.jpg (48838 Byte)
    Das Gebäude mit der Ostseite 
zur Untergasse  
Die nördliche Traufseite mit dem angebauten
 Eingang für die Frauen zur Empore  
       
Grundrisse des 
Synagogengebäudes
Weyer Synagoge 192.jpg (59958 Byte) Weyer Synagoge 193.jpg (58941 Byte)
   Grundriss des 
Erdgeschosses  
Grundriss des Obergeschosses
 mit der Frauenempore  
       
Das Gebäude der 
ehemaligen Synagoge 1983  
Weyer Synagoge 195.jpg (92711 Byte) Weyer Synagoge 196.jpg (79268 Byte)
  Blick von der 
Untergasse 
Reste der Bemalung an der östlichen
 Innenwand (über dem früheren Toraschrein) 
       
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 
im Sommer 2009 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.8.2009)  
Weyher Synagoge 171.jpg (61001 Byte) Weyher Synagoge 170.jpg (96415 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge Die Hinweistafel

    
    
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: In Weyer werden "Stolpersteine verlegt"       
Artikel von Christiane Müller-Lang in Mittelhessen.de vom 23. Januar 2020: "Stolpersteine erinnern in Weyer an die Opfer der NS-Zeit
Anfang Februar werden im Marktflecken Villmar die ersten Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.

VILLMAR-WEYER - Hermann Walter Schönberg aus Weyer stirbt mit 19 Jahren im Konzentrations- und Vernichtungslager in Lublin-Majdanek im deutsch besetzten Polen. Für ihn wird am Montag, 3. Februar, in dem Villmarer Ortsteil ein Stolperstein verlegt. Insgesamt sollen in der Gemeinde Villmar rund 50 Gedenksteine des Künstlers Gunter Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. 'Hermännchen' wird das einzige Kind von Albert 'Abbes' und Karoline "Lina" Schönberg genannt. Der inzwischen verstorbene Weyerer Otto Heyl beschreibt ihn in bisher nicht veröffentlichten Aufzeichnungen als "sehr zart und feinfühlig". Von seinem Großvater Moses sei er "etwas übereilt aufs Geschäftsleben vorbereitet worden". Kaum, dass der Junge flügge gewesen sei, habe er schon begonnen, mit "Zickenfellen" zu handeln. Hermann Walter Schönberg wird 1939 zwangsweise in das Ghettohaus im Röderbergweg 87 in Frankfurt "umgesiedelt", von dort in das KZ Lublin-Majdanek deportiert und dort am 23. Juni 1942 ermordet. Das ergeben die Recherchen des Villmarer Arbeitskreises Stolpersteine, der sich auf Initiative der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) Villmar gegründet hat, und der Schüler des Wahlpflichtkurses "Erinnerungskultur" der Johann-Christian-Senckenbergschule in Runkel.
Mit Stolpersteinen soll auch an die Eltern und die Großmutter von Hermann Walter Schönberg In der Brühlstraße 7 am früheren Wohnhaus der Familie erinnert werden. Vater Albert Schönberg wird nach den Recherchen am 10./11. November 1938 nach Limburg gebracht. Am 6. Dezember 1938 wird er ins KZ Buchenwald deportiert, fünf Tage später wieder entlassen. An den Folgen der Haft stirbt er am 18. Dezember 1938 mit 53 Jahren. Als Todesursache wird "Herzschlag" angegeben. Er wird in Weyer ohne Grabstein beigesetzt. Mutter Karoline "Lina" Schönberg geborene Blumenthal heiratet ihren Mann Albert am 18. November 1921 in Weyer. Die Recherchen ergeben, dass sie sich vermutlich bei der Pflege ihres kranken Mannes ansteckt und im Alter von 51 Jahren stirbt. Als Todesdatum wird der 29. Dezember 1938 angegeben, als Todesursache "Herzmuskelschwäche". Wie ihr Mann wird auch sie ohne Grabstein in Weyer beigesetzt.

VERLEGUNG DER ERSTEN STOLPERSTEINE & GEDENKKONZERT. Die ersten Stolpersteine im Marktflecken Villmar zur Erinnerung der Opfer und Verfolgten in der NS-Zeit werden am Montag, 3. Februar, von dem Künstler Gunter Demnig persönlich verlegt. Beginn ist mit fünf Gedenksteinen um 15 Uhr in Villmar in der Grabenstraße 3, danach geht es weiter in die Peter-Paul-Straße 44. Ab 16 Uhr werden weitere Steine in Weyer in der Laubusstraße 14 und in der Brühlstraße 7 verlegt. Im Vorfeld findet am Sonntag, 2. Februar, um 17 Uhr ein Gedenkkonzert in der Kirche St. Peter und Paul in Villmar statt. Zu Gast sind die "Shalom Singers" aus Frankfurt. Weitere Mitwirkende sind Chöre aus Villmar und Weyer sowie Michael Loos (Orgel) und David Mc Donald (Cello). Der Eintritt zum Konzert ist frei, um eine Spende wird aber gebeten.
 
Todesursache: 'Altersschwäche'. Einen Stolperstein bekommt auch ihre Mutter Betha 'Bettchen' Blumenthal. Sie wird - so die Recherchen - zwangsweise nach Frankfurt in das 'Altersheim' (Ghettohaus) in der Niedenau 25 umgesiedelt. Die 'Flucht in den Tod' tritt sie am 5. April 1939 an - mit 82 Jahren. Als Todesursache wird 'Altersschwäche' angegeben. Sechs weitere Gedenksteine werden in der Laubusstraße 14 verlegt, am 'Oberstherzehaus', dem Wohnhaus von 'Herze Mine', ihrer Tochter Ida und deren Ehemann Emil Simon sowie deren Kinder Hertha und Jakob. 'Die Frauen betrieben mit viel Geschick ein Lebensmittelgeschäft, während sich Emil erfolgreich im Viehhandel betätigte', steht in den Aufzeichnungen von Otto Heyl. Emil sei von 'stattlichem Aussehen' gewesen und habe 'geschmeidige Umgangsformen' besessen. 'Man sah ihm an, dass er einmal ein flotter Reiter war', ist weiter zu lesen. Mina Saalberg wird 77 Jahre alt. Wie die Recherchen ergeben, zieht sie am 5. Februar 1939 zusammen mit ihrer Schwester Therese Frank aus Villmar in das jüdische Altersheim in der Wöhlerstraße 6 in Frankfurt. Sie wird im Rothschild`schen Hospital im Röderbergweg 97 in Frankfurt am 2. Oktober 1940 ermordet. Die Todesursache wird mit 'Zuckerharnruhr' (Diabetes) angegeben.
1110 Quadratmeter großer Totenacker. Sie bekommt ebenso einen Stolperstein wie fünf weitere Familienmitglieder, die Anfang 1938 nach Brasilien flüchten konnten. Dabei handelt es sich um ihre Tochter Ida Simon geborene Saalberg und ihren Mann Emil Simon, der von 1932 bis 1938 Vorsteher der Weyerer Kultusgemeinde ist. Im Ersten Weltkrieg kämpft Emil Simon in Frankreich und Russland und bekommt das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse verliehen. Die Ehrenzeichen reißen die Nazis ihm von der Brust, bevor er 1938 auswandert. Erinnert wird auch an die Tochter Herta Irene, deren Mann Julius Heymann und Sohn Heinz, der mit gerade einmal vier Jahren die Heimat verlassen muss. 'Als noch sichtbares Zeichen der früheren jüdischen Gemeinde liegt noch heute der jüdische Friedhof über dem Dorf', erklärt Volker Bayer von den Natur- und Heimatfreunden Weyer. Auf dem 1110 Quadratmeter großen Totenacker befänden sich heute noch 58 Grabsteine. 'Die letzte erkennbare Belegung fand 1938 statt, das älteste Grab ist das von Ester Riwka von 1841', sagt Bayer.
Torawimpel tauchen in den 90er Jahren auf. Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde in Weyer liegen vermutlich Anfang des 18. Jahrhunderts, ergänzt Bernold Feuerstein vom Arbeitskreis Stolpersteine. Eine ansässige jüdische Familie werde erstmals 1747 erwähnt. Neben dem Viehhandel hätten sich die Weyrer Juden ihren Lebensunterhalt im Handel mit Dingen des alltäglichen Bedarfs verdient. 'Gottesdienstliche Treffen fanden zunächst in einem Privathaus statt', erzählt Bayer weiter. Der Bau einer Synagoge in den 1830er Jahren hätte sich zerschlagen, sodass man sich mit dem Um- und Ausbau der bereits genutzten Räume in der Untergasse begnügt hätte. 'Der Betraum hatte knapp 40 Plätze für Männer und etwa 25 für Frauen', sagt der Heimathistoriker. Das Synagogengebäude sei 1938 in privaten Besitz übergegangen und habe die Pogromnacht im November 1938 weitestgehend überstanden. Seit 1944 habe das Gebäude als Schmiede gedient. Seit 1990 erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge. In den 90ern sind mehr als 20 Torawimpel aus dem 18. und 19. Jahrhundert aufgetaucht. Dabei handelt es sich um bestickte und verzierte Stoffbahnen, mit denen die Schriftstücke für die Lesung der Tora, der Heiligen Schrift der Juden, umwickelt waren. Sie waren unter einer Treppe im früheren Synagogengebäude versteckt. 'Bei den Torawimpeln handelt es sich um ein äußerst bedeutsames Kulturgut aus dem Leben einer jüdischen Landgemeinde in Hesse"  
Link zum Artikel  

       
         

    
Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite des Marktfleckens Villmar  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 381-383.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 99-100.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 85.  
bulletdies.: überarbeitete Neuauflage der beiden genannten Bücher. 2007 S.28. 232-234. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 129.140-141. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 456-457 (mit weiteren Literaturangaben). 

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Weyer (I) (now part of Villmar) Hesse-Nassau. Established around 1750, the community numbered 44 in 1843 and opened a synagogue in 1875. Affiliated with the rabbinate of Bad Ems, its 48 members included 30 from Muenster, Oberbrechen and Wolfenhausen in 1933. They disposed of the synagogue and most left the area before 1940; the last seven Jews were deported to the east in 1941.   
     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013