Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wiesbaden (Landeshauptstadt von Hessen)
Jüdische Geschichte nach 1945 
 
 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945  
bulletZur Geschichte der Synagogen nach 1945  
bulletFotos / Darstellungen 
bulletEinzelne Presseberichte     
bulletLinks und Literatur   

Link zur Seite mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde bis zur NS-Zeit        
   
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945 (english version)     
      
1945 kehrten nur wenige - etwa ein Dutzend - der Überlebenden der früheren jüdischen Gemeinden in Wiesbaden zurück. Gemeinsam mit anderen Überlebenden der Shoa konnte jedoch im Dezember 1946 eine neue Gemeinde gegründet werden (vgl. unten bei der Synagogengeschichte). 1949 zählte die Gemeinde etwa 300 Mitglieder. 1990 gehörten etwa 400 Personen der jüdischen Gemeinde an, 2005 etwa 700, 2013 knapp 800, 2016 etwa 850, davon zwei Drittel aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. 
Im April 2020 hat die Gemeinde 822 Mitglieder. 
    
     
Adresse der Gemeinde: Jüdische Gemeinde Wiesbaden K.d.ö.R.  Friedrichstraße 31/33  65185 Wiesbaden Tel.: 0611 - 9333030  E-Mail  info@jg-wi.de
Vorstand der Gemeinde (Stand April 2020): Dr. Jakob Gutmark (seit 1984; seit 2016 Vorsitzender des Landesverbandes des jüdischen Gemeinden Hessen, siehe https://lvjgh.de/ueber-uns/), Beatrice Remmert, Anatoli Gochmann, Peter Königsberger.  
Geschäftsführer: Steve Landau   
Sprechzeiten des Büros der Gemeinde siehe https://lvjgh.de/gemeinden/wiesbaden/
Aktivitäten der Gemeinde: A. Kaganov-Kulturclub, Bibliothek, Bikur Cholim (Kranken-Besuchsdienst), Computerklasse, Chor, Hebräisch, Hebräisch für Russischsprachige, Jugendzentrum (Website www.jz-oz.de), Jüdisches Lehrhaus (www.jg-wi.de/Lehrhaus), Krabbelgruppe, Kummsitz (Aktivitäten für 18-35jährige), Tom Salus-Lernzirkel, Religionsunterricht für Kinder und Erwachsene, Sprachunterrichte, Tanzgruppe, Theatergruppe, Treffpunkt für Shoah Überlebende,  TuS Makkabi (Sportgruppen): Krav Maga, Shaping, Seniorengymnastik, Schachgruppen, Tischtennis, Wassergymnastik.      
Führungen durch die Räume der Gemeinde bzw. die Synagoge sind nach Voranmeldung möglich. Der Besuch eignet sich z.B. für Schulklassen und Kirchengemeinden.
      
      
     
Zur Geschichte der Synagogen nach 1945     
     
Nach 1945 wurde die (frühere orthodoxe) Synagoge an der Friedrichstraße durch die im Dezember 1946 wieder begründete jüdische Gemeinde als neues Gemeindezentrum aufgebaut. Sie befand sich durch die teilweise Zerstörung 1938 jedoch in baulich schlechtem Zustand. Immerhin konnte nach einer bescheidenen Restaurierung an Chanukka 5707, am 22. Dezember 1946 ein erster jüdischer Gottesdienst abgehalten werden. Der Aufbau der ersten Nachkriegsgemeinde geschah unter Mithilfe von jüdischen US-Soldaten und dem Militärrabbiner William Balin sowie von Schoa-Überlebenden. Treibende Kraft der Neugründung war Claire Guthmann, die Witwe des Rechtsanwalts Berthold Guthmann, der in Auschwitz ermordet worden war. Claire Guthmann hatte zusammen mit ihrer Tochter Charlotte als Einzige der Familie das Ghetto Theresienstadt überlebt und wurde erste Sprecherin der Gemeinde.   
  
In den 1960er-Jahren entschied sich die Gemeinde für einen Neubau einer Synagoge an derselben Stelle. 1965 wurde nach Entwürfen des Frankfurter Architekten Ignaz Jacoby mit dem Neubau begonnen. Am 11. September 1966 wurde die neue Synagoge eingeweiht. Anwesend bei der Einweihung waren der damalige hessische Landesrabbiner Isaak Emil Lichtigfeld, Ministerpräsident Georg August Zinn und Wiesbadens Oberbürgermeister Georg Buch. 
  
Die Synagoge wurde durch den Wiesbadener Bildhauer sowie Glas- und Farbgestalter Egon Altdorf (1922-2008) künstlerisch gestaltet.  

Über die Farbglasfenster von Egon Altdorf schreibt Marianne Kreikenbom in einem Presseartikel ("Wiesbadener Tagblatt" vom 5. Januar 2013, Artikel "Serie 'Gebete in Glas'. Die Fenster der Wiesbadener Synagoge in der Friedrichstraße"): "Altdorfs eindrucksvolle Farbglasfenster für die Synagoge gelten als sein zentrales Werk. Ein kräftiges und in vielen Nuancen aufscheinendes Blau beherrscht als Grundton die bis über die Frauenempore aufsteigende 'Wand des Bundes' rechts vom Eingang wie auch die gegenüberliegende 'Wand der Lobpreisung'. Rot, Gelb oder Grün gesellen sich sehr lebendig hinzu. Schin, der hebräische Anfangsbuchstabe des Gottesnamen und das Schild Davids erscheinen hier.
In sein Blau setzt Altdorf hebräische Zeichen aus weißem Opalglas und dazu die Symbole für die zwölf Stämme Israels. Zwölf Brüder - die Söhne Jakobs - sind die Ahnherren der zwölf Stämme Israels. Zusammen bilden die Stämme nach dem Tanach, der hebräischen Bibel, das von Jahwe erwählte Volk Israel, die Israeliten. Für Ruben, Jakobs Erstgeborenen steht das übersprudelnde Wasser, für Simon das Schwert, für Juda ein junger Löwe, für Joseph 'ein blühend Reis am Quell', für Dan die Schlange und für Benjamin der Wolf.
Die Tiere und Gegenstände seien den jeweiligen Stämmen zugeordnet, erklärt Jacob Gutmark, Vorstandsmitglied und Sprecher der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Es handle sich nicht um Bilder, sondern um die Wiedergabe biblischer Ereignisse. Gott sei nicht darstellbar. 'Das Judentum ist eine Religion des Buches', sagt Gutmark. Soll heißen: des biblischen Wortes. Und so findet sich oberhalb der Wände auch ein Streifen aus blauem Glas, auf dem in opalweißen hebräischen Schriftzeichen das Gebet 'Höre, Israel!' geschrieben steht.
Zu den späteren Glasarbeiten Altdorfs für die Synagoge gehören die beiden Fenster oberhalb der Empore. Stark stilisiert zeigen sie den brennenden Dornbusch (Gott erscheint Mose) in flammendem Rot, kräftigem Grün und strahlendem Gelb sowie in Weiß und Bernsteingelb die Wolkensäule, in der Gott seinem Volk durch die Wüste vorangeht. Alle Fenster entstanden in Zusammenarbeit mit der Glaswerkstatt Derix."


Im Innenhof befindet sich eine aus der Synagoge am Michelsberg stammende Säule aus zwei aufeinandergestellten Teilen, die die Inschrift trägt: "Einziges Überbleibsel eines durch Nazibarbarei zerstörten herrlichen Gotteshauses. 10. Nov. 1938". Der Hauptraum der Synagoge verfügt nach der Einweihung über 112 Männerplätze, auf der Empore sind 62 Plätze für Frauen. Im Untergeschoss wurde ein Festsaal eingerichtet; im Nebenbau sind die Verwaltungs-, Schul- und Bibliotheksräume u.a.m.  
  
2006
konnte der 40. Jahrestag des Synagogenneubaus und zugleich das 60. Jubiläum der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde nach der Schoa gefeiert werden. Zehn Jahre später wurde im September 2016 gleichfalls doppeltes Jubiläum gefeiert: 50 Jahre Synagogenneubau und 70 Jahre Neugründung der Gemeinde (siehe Presseberichte unten).   
       
Adresse/Standort der Synagoge
 Friedrichstraße 33   
     
     
     
Fotos      

Die 1946 wieder eingeweihte ehemalige orthodoxe Synagoge 
(Fotos: Arnstein Fotos S. 204-205)  

     
 Wiesbaden Synagoge H 040.jpg (113249 Byte)  Wiesbaden Synagoge H 041.jpg (184208 Byte)  Wiesbaden 1946 Synagoge.jpg (77369 Byte)  Wiesbaden Synagoge H 039.jpg (95580 Byte)  Wiesbaden Synagoge H 042.jpg (93149 Byte)
 Bericht über die Einweihung der
 neuen Synagoge in der
"Jüdischen Rundschau"
 (März 1947 Marburg) 
 Ansprache von Rabbi Bernstein
während der Einweihungszeremonie
  
  
   General I.H. Edwards
 begrüßt die Gäste zur
 Einweihung
(Foto links Stadtarchiv Wiesbaden ) 
Vor der Gedenktafel
 für die jüdischen
 Opfer der NS-Zeit  
 
         

Die 1965/66 erbaute neue Synagoge  
(sw-Fotos: Arnstein Fotos S. 204-205;
Foto unten links: Hahn, daneben: U. Knufinke, drei Fotos rechts: © Igor Eisenshtat, Website der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden)     

 
 Wiesbaden Synagoge H 036.jpg (92492 Byte)  Wiesbaden Synagoge H 037.jpg (141311 Byte)  Wiesbaden Synagoge H 038.jpg (135489 Byte)    
   Neue Synagoge
in den 1960er-Jahren
   Inneres der neuen Synagoge in den 1960er-Jahren      
         
 Wiesbaden Synagoge n120.jpg (113506 Byte)        
 Zugang zur jetzigen Synagoge 
von der Friedrichstraße  
 Außenansicht
der Synagoge
 Inneres der Synagoge mit Teilansichten der Fenster von Egon Altdorf
(Rechts Fenster des Stammes Levi) 
    Zum Künstler Egon Altdorf mit weiteren Fotos der Fenster:
 https://www.wiesbaden.de/microsite/stadtlexikon/a-z/Altdorf__Egon.php 

   
  
   
Einzelne Presseberichte          

September 2006: Jubiläumsfeier: 60 Jahre Neugründung der jüdischen Gemeinde - 40 Jahre Synagogenneubau  
Artikel von Heidi Müller-Gerbes in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom September 2006: "Wiesbaden: Jüdische Gemeinde feiert ein Doppeljubiläum
Die Wiesbadener Jüdische Gemeinde residiert in einem Hinterhof. Eine Rekonstruktion der zerstörten prächtigen Synagoge wird von der Gemeinde abgelehnt: Als wäre damit die NS-Zeit ungeschehen gemacht.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 haben die Nazis dafür gesorgt, dass in Deutschland nahezu alle jüdischen Gotteshäuser zerstört wurden. Auch die Synagoge auf dem Wiesbadener Michelsberg - nach Einschätzung des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Salomon Korn war sie die schönste und prächtigste im ganzen Land - brannte bis auf ihre Grundmauern nieder..."
Link zum Artikel  
 
November 2006: Mitglieder der Jüdischen Gemeinde tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein 
Artikel in der Website der Stadt Wiesbaden:  https://www.wiesbaden.de/kultur/stadtgeschichte/goldenes-buch/eintraege/2003-heute/141010100000150317.php 
 
September 2013: Tag der offenen Tür in der Synagoge    
Artikel im "Wiesbadener Tagblatt" vom 26. September 2013: Tag der offenen Tür bei der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden (Wiesbadener Tagblatt, 26.09.2013) . 
Artikel von Jana Kinne in der Frankfurter Rundschau vom 4. Oktober 2013 (Link zum Artikel): "Jüdisches Leben sichtbar machen" (auch eingestellt als pdf-Datei)
 
November 2015: Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht 1938  
Bericht siehe  http://www.wiesbadenaktuell.de/startseite/news-detail-view/article/reichspogromnacht-als-in-deutschland-die-synagogen-brannten.html 
 
September 2016: Jubiläumsfeier: 70 Jahre Neugründung der jüdischen Gemeinde - 50 Jahre Synagogenneubau   
Artikel von Manfred Gerber in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 12. September 2016: "Wiesbaden. Ein Gefühl von Heimat
Mit der Synagoge Wiesbaden verbindet Mark Dainow ganz besondere Gefühle. Vor fast 40 Jahren hatte er hier geheiratet. Und so bekomme er in dem Bau mit den Glasfenstern des Künstlers Egon Altdorf immer wieder 'wohlige Gänsehaut', bekannte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in seiner Festrede. Eine Selbstverständlichkeit also, dass Dainow den Zentralrat bei der Jubiläumsfeier der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden am vergangenen Sonntag vertrat: Auf den Tag genau vor 50 Jahren war die Synagoge in der Friedrichstraße eingeweiht worden. Am 22. Dezember wird es genau 70 Jahre her sein, dass sich die Gemeinde nach der Schoa wiedergegründet hat. Die Feier begleiteten der Schülerchor und das Orchester der Frankfurter I. E. Lichtigfeld-Schule unter der Leitung von Martina Georgi.
überlebende Es war am Lichterfest, als im Jahr 1946 die Feierlichkeiten zur Neugründung der Gemeinde in der alten Synagoge in der Friedrichstraße stattfanden. Unter dem Schutz der Amerikaner fühlte man sich nach Jahren der Verfolgung sicher, erinnerte sich Dainow. 'Wir denken in tiefer Dankbarkeit an die US Army, die die damaligen wenigen Überlebenden ermutigte und es ihnen ermöglichte, die Gemeinde neu zu gründen.' Dankbar und voller Respekt behalte man auch die Gründungsmitglieder im Gedächtnis. 'Sie hatten die Verfolgung und die Lager überlebt. Die meisten hatten ihre Familienangehörigen in der Schoa verloren.' Nicht verloren hätten sie jedoch ihren Mut und ihre Zuversicht. 'Sie ahnten damals nicht, dass sie das Fundament für ein neues blühendes jüdisches Leben in Deutschland legten. Doch 70 Jahre später können wir sagen: Genau das haben sie getan!' Dainow fuhr fort: 'Eine jüdische Gemeinde, die den Mut fasst, eine neue Synagoge zu bauen, sagt damit: Wir vertrauen dem Land, in dem wir leben. Wir vertrauen darauf, dass wir hier eine Zukunft haben. Wir möchten in diesem Land bleiben.' Ein größeres Kompliment könne man nicht machen.
Integration Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) würdigte die ungeheure Integrationsleistung der Jüdischen Gemeinde, die sich 'zu Recht offen, selbstbewusst und sympathisch' in der Stadt präsentiere. 'Hier fand schon Integration statt, da kannten wir das Wort noch gar nicht.' 'Und', bekannte der Oberbürgermeister, 'die Gemeinde kann stolz darauf sein, was sie in den vergangenen 70 Jahren aufgebaut hat.' Die Migranten aus der früheren Sowjetunion habe sie 'nicht nur mit offenen Armen, sondern auch mit offenen Herzen' empfangen und ihr 'in dieser wunderbaren Synagoge das Gefühl von Heimat gegeben'. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung und zeigte sich, auch als Wiesbadener, erfreut über die Lebendigkeit der jüdischen Gemeinde. Das erklärte Ziel der Nationalsozialisten, die Juden zu vernichten, sei erfreulicherweise nicht erreicht worden. Wiesbadens US-Standortkommandant Colonel Todd J. Fish würdigte die seit Kriegsende bestehende Freundschaft zwischen den Amerikanern und der Jüdischen Gemeinde. Er sei dankbar dafür, dass ihre Türen für die jüdischen Soldaten der US Army offen stehen. Der Sprecher der Gemeinde, Jacob Gutmark, konnte in der voll besetzten Synagoge zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Gutmark erinnerte an die große Tradition des jüdischen Volkes seit der Befreiung durch Moses von der ägyptischen Sklaverei und an das gemeinsame Kulturerbe der deutsch-jüdischen Geschichte. Das Datum 11. September gebe immer wieder Anlass, der fast 3000 Opfer der Anschläge auf die Zwillingstürme des World Trade Center in New York 2001 zu gedenken.
Aufbruch 1946 entzündete der Militärrabbiner William Dalin die Kerzen des Chanukkaleuchters. Colonel James A. Newman sprach für die Militärregierung; für die Stadt nahm Oberbürgermeister Hans Redlhammer (CDU) teil. Mit Chaim Hecht hatte die Gemeinde wieder einen Rabbiner. Treibende Kraft der Neugründung war Claire Guthmann, die Witwe des Rechtsanwalts Berthold Guthmann, der in Auschwitz ermordet worden war. Claire Guthmann hatte zusammen mit ihrer Tochter Charlotte als einzige der Familie das KZ Theresienstadt überlebt und war die erste Sprecherin der Gemeinde. Nur vier Jahre hatte es zurückgelegen, dass sich im Hof der Synagoge Friedrichstraße die Wiesbadener Juden 1942 zur Deportation hatten sammeln müssen. Man zwang sie, zu Fuß zum Schlachthof zu ziehen, wo man sie an der Viehverladestation zusammenpferchte und in die Waggons der Reichsbahn trieb. Die Züge brachten sie zu den Todesfabriken in Osteuropa. Bislang sind die Namen von 1507 ermordeten Wiesbadener Juden bekannt. Für sie steht seit 2011 ein Mahnmal an der Stelle der im November 1938 zerstörten Synagoge am Michelsberg.
In den 20er-Jahren lebten mehr als 3000 Juden in Wiesbaden, seit 1876 waren sie gespalten in eine liberale, reformierte Gemeinde am Michelsberg und eine orthodoxe, Alt-Israelitische Kultusgemeinde, die sich in der Friedrichstraße eine eigene, 1897 eingeweihte Synagoge baute. 1946 bildete man eine Einheitsgemeinde.
Lichtigfeld Beim Festakt zur Einweihung der Synagoge 1966 sprach der Landesrabbiner Isaak Emil Lichtigfeld, für das Land Hessen Ministerpräsident Georg August Zinn (SPD). Für die Stadt gratulierte damals Oberbürgermeister Georg Buch. Der Sozialdemokrat Buch war wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat in den Konzentrationslagern Hinzert und Sachsenhausen interniert und brachte seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde beim Wiederaufbau zum Ausdruck. Die neue Synagoge der Architekten Helmut Joos und Ignaz Jakoby ist geprägt von den Fenstern des Bildhauers und Glasgestalters Egon Altdorf. Blau-, Rubinrot- und Goldgelbtöne dominieren. Nur der brennende Dornbusch leuchtet in Grün.
Heute zählt die Jüdische Gemeinde Wiesbaden rund 850 Mitglieder, überwiegend Migranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Etwa 100 Mitglieder sind Überlebende der Schoa, manche haben auch die deutsche Belagerung von Leningrad überlebt. Hinzu kommen noch zahlreiche nichtjüdische Familienangehörige, die ebenfalls die Einrichtungen der Gemeinde nutzen und an Festen teilhaben dürfen, Theater spielen oder im Chor singen. Eine Sozialarbeiterin entlastet das städtische Sozialamt bei der Betreuung der Migranten. 100 Ehrenamtliche helfen bei den Veranstaltungen. Seit zehn Jahren managt Geschäftsführer Steve Landau das operative Geschäft, außerdem leitet er das Jüdische Lehrhaus." 
Weiterer Bericht und Fotos von der Feier in der Seite https://meinwiesbaden.website/2016/09/11/50-jahre-synagoge-feiert-jubilaeum/
bzw. https://wp.me/p35xtl-2Bo
Bericht von Manfred Gerber zum Jubiläum auch im "Wiesbadener Kurier" vom 7. September 2016: Link zum Artikel  
 
August 2018: Interview mit Jakob Gutmark, Vorstand der jüdischen Gemeinde Wiesbaden  
Artikel von Madeleine Reckmann in der "Frankfurter Rundschau" vom 23. August 2018: "Wiesbaden. 'Die Aggressionen sind nicht so direkt'.
Jacob Gutmark, Vorstand der jüdischen Gemeinde Wiesbaden, über antisemitische Angriffe und das Israelfest. Zugleich startet die Kulturreihe 'Tarbut'.

Die jüdische Gemeinde in Wiesbaden mit rund 900 Mitgliedern feiert doppelt: Am heutigen Donnerstag lädt sie zur Eröffnung ihrer jährlichen Kulturreihe 'Tarbut' und zugleich zu einem Fest zum 70-jährigen Bestehen des Staates Israel ein..."
Link zum Artikel   

        

   
Links und Literatur    

Links:       

bulletWebsite der Stadt Wiesbaden  
bulletDie Website der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden ist im Aufbau  
bulletWebsite des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen mit Seite zur jüdischen Gemeinde Wiesbaden   
bulletWebsite der "Jüdischen Allgemeinen" mit Seite zur jüdischen Gemeinde Wiesbaden  
bulletÜber den Gemeindevorstand Dr. Jakob Gutmark  https://www.jewiki.net/wiki/Jacob_Gutmark  und Presseartikel im Wiesbadener Kurier vom 7. September 2016   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 384-402.    
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 201-205.     
bulletJuden in Wiesbaden. Hrsg.: Hessisches Hauptstaatsarchiv. Wiesbaden 1988. 

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.   
   
Wiesbaden  Hesse-Nassau. The postwar community of Holocaust survivors, mainly from Eastern Europe, dedicated a new synagogue in 1966 and grew to about 400 in 1990.    
            
             

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013