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in Bad Nauheim
Bad Nauheim (Wetteraukreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Nauheim wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Letzte Aktualisierung: 17.9.2014.
Übersicht:
Aus der Geschichte der
jüdischen Gemeinde:
Aus
der Geschichte der jüdischen Kureinrichtungen und Kurgäste:
Aus der Geschichte
der jüdischen Gemeinde:
Allgemeine Gemeindebeschreibung
Badebrief
aus Bad Nauheim" (1929, verfasst von Lehrer i.R. Simon Freudenberger,
langjähriger Lehrer in Flieden)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 5. Juli 1929:
allgemeine Beschreibung - zum Lesen bitte Textabbildung anklicken
|
Gemeindebeschreibung
von 1936 (!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurts" vom
Oktober 1936: "Vom Nordende Friedbergs, vor dem Burgtor links
abbiegend, erreichen wir auf einem der beiden wiederum links nach Westen
beziehungsweise Nordwesten abgehenden Seitenwege in einer knappen Stunde Bad
Nauheim, berühmtes 'Herzbad', 15.000 Einwohner, an den nordöstlichen
Ausläufern des Taunus. Alte Saline aus vorrömischer Zeit germanischer
Siedlung. Dorf Nauheim schon 1254 genannt. Seit Erbohrung starker
kohlensäuerreicher warmer Quellen 1816 schneller Aufstieg. 1834 erste
große Badeanstalt, 1854 Stadtwerdung. Ganz moderne Stadt mit den
fortgeschrittensten Kur- und Heil-Einrichtungen. Nach vielfachem Wechsel
der Herrschaft erst seit 1866 zu Hessen-Darmstadt gehörig. - Juden wohnen
sicher schon vor 1464 in Nauheim, wenn auch erst seit Mitte des 17.
Jahrhunderts ständig. Um 1700 nur 3-4, auch 1827 erst 7 Familien, die
zwar ihren eigenen alten Friedhof, den ältesten Nauheims überhaupt,
haben, aber zum Gottesdienst nach Friedberg müssen. Da sie, die damaligen
Kurhessen, sich in Friedberg fremd und missachtet fühlen, richten sie
1830 einen Betsaal ein. 1866 ersteht eine Synagoge zwischen Karls- und
Alicestraße; 1929 errichtet die mittlerweile auf fast 300 Seelen
angewachsene Gemeinde Karlstraße 34, schräg gegenüber der alten, die
neue Synagoge, einen stattlichen, modernen Bau von schönem Ebenmaß,
durch den Architekten Richard Kaufmann aus Frankfurt am Main. Abraham
Baruch Kaufmann und Frau Esther aus München stellen ein zinsloses
Darlehen von 40.000 RM (2/3 der Baukosten zur Verfügung. Gedenktafel für
sie in der Synagoge; ferner Gedenktafel zu Ehren der Kriegsgefallenen. Die
Fenster mit kunstvollen Darstellungen jüdisch-religiöser Symbole sind
Schenkungen. Ein ständig brennendes Jahrezeitlicht erinnert an eine arme
durchreisende Jüdin, der die Gemeinde eine nächtliche Unterkunft
verweigerte, und die dann auf dem Wege nach Friedberg starb. Die Synagoge
hat 150 Männer- und 100 Frauenplätze, einen Vortragssaal, eine
Lehrerwohnung und eine Mikwah. - Gut gepflegter neuer Friedhof an der
Homburger Straße; nicht weit davon: der älteste Friedhof (s.v.), links
des Ernst Ludwig-Weges nach dem Johannisberg, im Wald. - Unter den
zahlreichen Pflegestätten Nauheims die Israelitische Kinderheilstätte,
Hermann-Göringstraße 67 und das Israelitische Frauenheim, daselbst No.
49 /nimmer seit Schließung des Israelitischen Männerheims 1933 auch
Männer auf). - Sanatorium Dr. Schonewald, Rittershausstraße 4, nicht
rituell. - Rituell: Hotel Flörsheim, Karlstraße 28, Pension Rosner,
Ernst-Ludwig-Ring 10, beide dicht neben der Synagoge, und Pension Zoller,
Hermann Göringstraße 47. Sehenswert: Kurhaus, Sprudelhof mit den
Badehäusern, der Johannnisberg mit Römerturm u.a.m. Vom Kurzhaus durch
die Kuranlagen nördlich, den großen Teich entlang, dann auf dem Fußweg
längs der Usa, über die Usa Nach etwa 40 Minuten Nieder-Mörlen
(kleines, altes Örtchen ohne Juden); von hier in 1 Stunde schönen Weges
bis Nieder-Weisel mit 1.500 Einwohnern kleiner, nicht sehr alter
Judengemeinde mit Synagoge und Friedhof, zugleich für Ostheim und
Fauerbach." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen
der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1871 / 1872 / 1879 /
1928
sowie des Hilfsvorbeters an den Hohen Feiertagen 1890 / 1904 / 1922
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1871: "Offene
Lehrer-Stelle. Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle, mit welcher
das Schächteramt verbunden, soll bis 1. April kommenden Jahres besetzt
werden. Der Gehalt als Lehrer und Vorsänger beträgt jährlich 275
Gulden, circa 50 Gulden Nebenverdienste, und die Gebühren als Schächter
werden zu 175 Gulden angeschlagen. Unverheiratete Bewerber um diese Stelle
wollen sich binnen 4 Wochen unter Vorlage ihrer Zeugnisse an
unterzeichneten Vorstanden wenden. Bad Nauheim, den 10. Dezember 1871. H.
Grünbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1872: Offene
Lehrer-Stelle. Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle, mit welcher
das Schächteramt verbunden, soll bis 1. April kommenden Jahres besetzt
werden. Der Gehalt als Lehrer und Vorsänger beträgt jährlich 275
Gulden, circa 50 Gulden Nebenverdienste, und die Gebühren als Schächter
werden zu 175 Gulden angeschlagen. Unverheiratete Bewerber um diese Stelle
wollen sich binnen 4 Wochen unter Vorlage ihrer Zeugnisse an
unterzeichneten Vorstanden wenden. Bad Nauheim, den 21. Januar 1872. H.
Grünbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1879: "Bad
Nauheim. Die israelitische Religions-Gemeinde sucht einen
seminaristisch gebildeten Religionslehrer, Vorbeter und Schochet. Gehalt
Mark 700. Nebenverdienste inklusive Schechita Mark 500. Bewerber werden
ersucht, nur Abschrift ihrer Zeugnisse einzusenden.
Bad Nauheim, den 9. Januar 1879. Der Vorstand H. Grünbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1879: "Die
israelitische Religions-Gemeinde Bad Nauheim sucht einen
seminaristisch gebildeten Religionslehrer, Vorbeter und Schochet. Gehalt
Mark 700. Nebenverdienste inklusive Schechita 500 Mark. Bewerber werden
ersucht, nur Abschrift der Zeugnisse einzusenden. Der Vorstand." |
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Hilfsvorbeterstelle: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890: "Bad
Nauheim. Für die Ehrfurchtgebietenden Tage wird ein Mitvorbeter
gesucht. Offerten mit Preisangaben nimmt entgegen:
Der Vorsteher H. Grünbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1904: "Für die
hohen Feiertage Rosch-ha-schonoh und Jom-Kippur, wird ein tüchtiger Hilfsvorbeter,
der auch Bal-Tokea sein muss, gesucht. Honorar bei freier Station Mark
100.-. Meldungen sofort erbeten an den
Vorstand der Synagogengemeinde Leopold Adler, Bad Nauheim." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1922: "Zu den hohen
Feiertagen suchen wir einen stimmbegabten Hilfsvorbeter. Angebote
mit Gehaltsansprüchen erbittet
Der Vorstand der Synagogengemeinde Bad Nauheim
Jonas Loeb." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1928:
"Zum Frühjahr 1929 ist die Stelle eines Religionslehrers, der
zugleich Kantor und Schochet sein muss, in unserer Gemeinde
zu besetzen. - Deutsche Staatsangehörigkeit, orthodoxe Richtung,
seminaristische Bildung und pädagogische Begabung erforderlich. Bewerber,
die der Jugendbewegung nahe stehen, werden besonders bevorzugt. - Es
erfolgt Eingruppierung iun die staatliche Besoldungsordnung (garantierte
Anfangsgehalt Reichmark: 6.000.-). - Bewerber, die nicht über 40 Jahre
alt sind, wollen Lebenslauf, handschriftliche Zeugnisabschriften und Bild
an den Unterzeichneten einsenden. Der Vorstand der
israelitischen Religionsgemeinde Bad Nauheim." |
Zum Tod der Frau von Lehrer Oppenheimer
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1927: "Bad
Nauheim, 12. Juli (1927). Vergangenen Mittwoch, 6. Tammus (= 6.
Juli 1927) wurde unter großer Beteiligung und Anteilnahme aller Kreise
der hiesigen Bevölkerung und vieler Kurgäste die teure Gattin des Herrn
Lehrer Oppenheimer dahier zu Grabe getragen. Nach nur wenigen Tagen der
Krankheit ist sie in hohem Alter aus dem Kreise ihrer Lieben, von der
Seite ihres sie über alles schätzenden Gatten geschieden, um nach einem
in wahrer, inniger Frömmigkeit verbrachten Leben reich an Arbeit
einzugehen zum guten Leben. Am Grabe sprach Herr Provinzial-Rabbiner Dr.
Hirschfeld - Gießen, im Anschluss an die Segensworte Ma towu...
("wie lieblich...) von der Liebe, Treue und Frömmigkeit der
Verstorbenen. Möge Gott den Trauernden, insbesondere dem tief
gebeugten, nun alleinstehenden Gatten seinen Trost spenden, ihr Andenken
aber als segenspendendes Beispiel bei allen, die sie kannten,
fortleben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Lehrer H. Oppenheimer tritt in den Ruhestand (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Bad Nauheim. 28. Juni
(1929). Nach 48jähriger Dienstzeit trat Herr Lehrer und Kantor H.
Oppenheimer am 31. Mai 1929 in den wohl verdienten Ruhestand. In einem ihm
vom Vorstande überreichten Dankschreiben werden in hoch anerkennenden
Worten alle seine Leistungen für Schule, Synagoge, Gemeinde und Stadt
hervorgehoben: ‚Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde, heißt es zum
Schlusse, betrachtet es als seine Ehrenpflicht, Ihnen seine tiefste
Dankbarkeit für Ihr segensreiches Wirken auszusprechen. Er wünscht Ihnen
auch im Namen der ganzen Gemeinde, dass Sie noch lange Jahre einen
sorglosen Lebensabend im schönen Bad Nauheim verbringen mögen.’" |
Zum Tod von Else Bettmann geb. Reinhold, Frau von
Lehrer Karl Bettmann (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: "Bad
Nauheim, 29. November (1931). Am Ausgang von Schabbat Wajeze
(Schabbat mit der Toralesung Wajeze = 1. Mose 28,10 - 32,2, das war
Schabbat, 21. November 1931) hat Frau Else Bettmann geb. Reinhold, Frau
des hiesigen Lehrers, Herrn Karl Bettmann, ihre Seele nach einem schwere,
langen Leiden im jugendlichen Alter von 31 Jahren ausgehaucht. Dem Gatten
ist die treue Genossin und liebreiche Gefährtin seines Lebens nach
nur siebenjähriger glücklicher Ehe, ihrem erst 6 Jahre alten Kinde die
beste und zärtlichste Mutter genommen worden. In ihrem Haus hatten alle
jüdischen Ideale und Traditionen eine Heimstätte. Und mit tiefer
Religiosität vermählte sich in ihrem Wesen reinstes Menschentum. Liebe
und Güte waren die treibenden Kräfte ihres Wollens und Wirkens.
Freundlichkeit und stete Hilfsbereitschaft gegen jedermann, insbesondere
gegen die Armen und Bedrückten, sicherten ihr bei allen höchste
Wertschätzung und tiefste Verehrung. Bei ihrer Bestattung am Dienstag,
den 24. November, in Alsfeld gaben vor
einer großen Trauergemeinde Herr Rabbiner Dr. Hirschfeld, Gießen und
Herr Lehrer Kahn, Alsfeld, ein Schwager
der Verstorbenen, dem Schmerze der Familie und des Freundeskreises
beredten Ausdruck. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1931:
"Heute entschließ nach langem, schwerem Leiden unsere geliebte Frau
Else Bettmann geb. Reinhold im 31. Lebensjahre.
Bad Nauheim, 21. November 1931 Lehrer Karl Bettmann und
Kind." |
Stiftung einer Bibliothek für die jüdische Bezirksschule
(1937)
Artikel
in der "CV-Zeitung" vom 27. Mai 1937: "Stiftung einer
Schulbibliothek. Im
Anschluss an eine gegenwartskundliche Unterrichtsstunde, zu der sich die
Schülerinnen und Schüler der neuen jüdischen Bezirksschule Bad Nauheim
versammelt hatten, übergab Hans A. Feibelmann, Frankfurt am Main, im
Auftrage des Jüdischen Central-Vereins der Schule eine fast 100 Bände
umfassende Bücherei jüdischer Werke.
In dieser Schule, seit Beginn dieses Jahres in den Räumen der früheren
israelitischen Kinderheilstätte eingerichtet, werden täglich etwa 170
Kinder unterrichtet. Über 60 Kinder wohnen im Internat der Schule. Der
Unterricht wird nach dem allgemeinen Volksschullehrplan erteilt;
besonderer Wert wird auf eine gediegene Ausbildung in Englisch und Hebräisch
gelegt. Im neunten Schuljahr haben die Mädchen Gelegenheit zu
hauswirtschaftlicher Ausbildung, die Jungen zur Erlernung des Gartenbaues.
In den luftigen, hellen Räumen und in den großen Garten- und Grünanlagen
erleben die Kinder eine Zeit, in der sie unter umsichtiger, gütiger
Leitung zu aufrechten Menschen und bewussten Juden erzogen werden." |
Einzelne Berichte aus der jüdischen Gemeinde
Schwerer Unglücksfall (Februar 1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1890: "Bad Nauheim,
24. Februar (1890). Am letzten Samstag Nachmittag ereignete sich dahier
ein überaus betrübender Unglücksfall, der 3 blühenden Menschen das
Leben kostete. Auf dem Eise unseres Teiches liefen eine junge Dame und ein
junger Mann, Kandidat der Theologie, Schlittschuh. Plötzlich brach unter
den jungen Leuten das Eis und zu gleicher Zeit verschwanden dieselben im
Wasser. Erschütterndes Hilfegeschrei erfolgte und veranlasste zwei andere
Kandidaten der Theologie, sowie den am Ufer spazieren gehenden 22 Jahre
alten Herrn Moritz Löb, Sohn des Fruchthändlers E. Löb aus Friedberg,
den Verunglückten Hilfe zu leisten. Einer der Kandidaten fasste das junge
Mädchen, Löb den im Eise eingebrochenen Theologen, jedoch plötzlich
brach auch unter Löb das Eis und stürzte der kopfüber in das Wasser und
verschwand mit den beiden, die er in seinem Edelmut retten wollte; die
beiden anderen Kandidaten wurden durch schnell Hilfeleistung der auch
ihnen drohenden Gefahr des Ertrinkens entrissen. Den vom tiefen Schmerz
gebeugten Verwandten des edelmütigen Moritz Löb mag es zum Trost
gereichen, dass dieser in seiner großen Menschenliebe sein junges Leben
opferte." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1890: "Friedberg,
25. Februar (1890). Gestern wurden die sterblichen Reste des 22jährigen
Moritz Löb, der bei dem Versuche, im Nauheimer Teiche fremde
Menschenleben zu retten, das eigene Leben eingebüßt hatte, auf dem jüdischen
Friedhofe dahier zur letzten Ruhestätte verbracht. Ein Leichenzug von
solcher Länge ist hier noch nicht erlebt worden; die Zivil- und Militärbehörden
und die Lehrerkollegien der höheren Unterrichtsanstalten hatten sich fast
vollzählig eingefunden, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen
gaben das Ehrengeleite; die Blumenspenden füllten einen ganzen Wagen.
Lehrer Ehrmann hielt die tief ergreifende Trauerrede. Heute wird Fräulein
Minna Deike bestattet. Die Leiche des Kandidaten Hotz ist nach seiner
Heimat Laubach verbracht worden." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1890: "Friedberg
(Oberhessen), 25. Februar. Die traurige Katastrophe auf dem Eise,
welche sich am verflossenen Samstag in dem benachbarten Bad Nauheim ereignete,
und dem drei Menschenleben zum Opfer fielen, ein Kandidat der Theologie
und seine Braut, sowie ein junger jüdischer Kaufmann Moritz Löb von
hier, der die Beiden retten wollte, ist Ihnen sicher bekannt. Gestern
wurde Löb zu Grabe getragen. Ein Leichenzug, wie einen solchen Friedberg
wohl noch nie gesehen hat, bewegte sich nachmittags 4 Uhr durch die Straßen
unserer Stadt nach dem jüdischen Friedhofe. Alle Zivil- und Militärbehörden,
das Lehrer- und Prediger-Seminar, Männer und Frauen, Jünglinge und
Jungfrauen Friedbergs und der ganzen Umgegend gaben dem Verblichenen das
letzte Ehrengeleite. Ein Landauer, gefüllt mit prachtvollen Kränzen,
Blumen, Palmenzweigen mit Schleifen, alle gewidmet von christlichen Mitbürgern,
fuhr im Zuge. Auch eine Schar seiner christlichen Freundinnen, jede mit
einem schönen Kranze, hatte sich dem Zuge angeschlossen; das Weinen und
Schluchzen war weithin vernehmbar. Wohl kann das Ehrengeleit nach
Tausenden gerechnet werden. In kernigen Worten schilderte Lehrer Ehrmann
die Handlungsweise des jungen Mannes. Er sagte unter anderem: ‚Wenn auch
unermesslich herbe der Verlust ist und tief die Wunde, die den Eltern ob
dieses jähen Ablebens ihres zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden
einzigen Sohnes geworden, so ist doch tröstender Balsam der Gedanke,
einen so geachteten, geliebten Sohn gehabt zu haben, dem die ganze Stadt
und Umgegend das Ehrengeleit gaben, und verstummen und verschämt müssen
hier die elenden Verleumder zurückweichen, die sich bemühen, den Samen
des Hasses und der Zwietracht auszustreuen zwischen den Bekennern
verschiedener Religionen.’" |
Der Zionismus ist "Tagesgespräch" (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Juli 1910: "Bad
Nauheim. Das Tagesgespräch unter den hier zur Kur weilenden zahlreichen
Juden, bildet seit gestern der Zionismus. Das hat die zionistische Reunion
bewirkt, die gestern, vom Gruppenverband für Hessen und Hessen-Nassau
veranstaltet, hier stattfand und zu welcher etwa 2-300 Kurgäste
erschienen waren. Die Leistungen der einzelnen Jugendlichen und viel
versprechenden Künstler: der harmonische Klaviervortrag des Herrn Max
Bertuch, die präzise Wiedergabe komplizierter Violinsolo durch Herrn
Danny Hirsch, verbunden mit formvollendetem Liedervortrag des Herrn Adolf
Girdisky, sowie die ausdrucksvolle Rezitation jüdischer Gedichte durch Fräulein
H. Jacoby rissen die Zuhörerschaft zu lebhaftem Beifalle hin. Dieser
erhob sich zu jubelnden Zustimmungskundgebungen nach dem inhaltlich wie
der Form nach vollendeten Referats des Herrn Rechtsanwalt Dr. Siegfried
Schwarzschild, Frankfurt am Main und den begeisternden Worten des Herrn L.
Perlmutter, Frankfurt am Main. Die Aufführung eines Dramas von Goldfaden
und Rezitation des Herrn Lappé aus Werken von Scholaum Aleichem, bildete
den Schluss des in allen Teilen wohl gelungenen Abends." |
Musikalischer Abend (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1920: "Bad Nauheim, 30.
August (1920). Einen seltenen hervorragenden Genuss bot Fräulein Suse
Ettlinger aus Karlsruhe den Gästen des Löbschen Hotels hierselbst durch
ihren entzückenden Gesang zur Laute. Reicher Beifall wurde der Künstlerin
zuteil und die nach Beendigung des Vortrages veranstaltete Sammlung zu
Gunsten der hiesigen jüdischen Männer-Frauen- und Kinderheime erbrachten
die stattliche Summe von über 500 Mark." |
Die
Zionisten treffen sich in der Villa "Vaterland" (1921)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Mai 1921: "Bad Nauheim. Zionisten treffen sich
jeden Mittwoch 8 Uhr abends, in der Villa "Vaterland",
Zeppelinstraße". |
Nationalsozialistische Gesetzgebungen wirken sich aus
(1936)
Artikel
in der "Jüdischen Rundschau" vom 26. Juni 1936: "Die ‚Fuldaer
Zeitung’ meldet, dass das Schöffengericht in Gießen gegen ein jüdisches
Ehepaar aus Bad Nauheim wegen Vergehens gegen das Gesetz zum Schutze des
deutschen Blutes und der deutschen Ehre verhandelt hat. Den Angeklagten
wurde zur Last gelegt, dass sie noch nach Erlass der Nürnberger Gesetze
ein arisches Dienstmädchen unter 45 Jahren in ihrem Haushalt beschäftigt
hatten. Nach eingehender Beweisaufnahme sprach das Gericht den Ehemann
frei. Dagegen wurde die Ehefrau zu 200 Reichsmark Geldstrafe, im
Nichtbetreibungsfalle zu 40 Tagen Gefängnis, verurteilt." |
Strafe für eine jüdische
Frau wegen Beschäftigung eines "arischen" Dienstmädchens (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1936: "Fulda.
Die 'Fuldaer Zeitung' meldet, dass das Schöffengericht in Gießen eine
jüdische Frau aus Bad Nauheim, die noch nach Erlass der
Nürnberger Gesetze ein arisches Dienstmädchen unter 45 Jahren in ihrem
Haushalt beschäftigte, zu 200 Mark Geldstrafe, im Nichtbeitreibungsfalle
zu 40 Tagen Gefängnis verurteilt hat." |
Berichte über einzelne Personen aus der Gemeinde
Zum Tod und der Beisetzung des Gemeindeältesten Anselm Grünebaum (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1886: "Bad Nauheim.
Vergangene Woche, am Montag, 3. Tischri, dem Tage unterer Gesetzesfreude,
wurde unter zahlreicher Beteiligung der verschiedenen Konfessionen von Nah
und Fern die sterblichen Überreste unseres in weiten Kreisen löblich
bekannten Gemeindeältesten Herrn Anselm Grünebaum dahier zu ihrer
letzten Ruhestätte begleitet. Der Entschlafene erreichte ein Alter von 74
Jahren und war sein ganzes Leben hindurch fromm und gottesfürchtig, ein
treue Anhänger und Verehrer unserer
heiligen Tora. Durch seinen Hintritt erlitten nicht nur die trauernden
Hinterbliebenen einen harten Schlag und unersetzlichen Verlust, sondern es
verloren auch in ihm die Armen einen Wohltäter, die Betrübten einen Tröster,
die Witwen und Waisen einen Beistand, auch die ganze Gemeinde verlor in
ihm einen Stab, eine Stütze, ein teueres Mitglied, ein Mitglied, das ihr
zur Ehre und Zierde gereichte. Er war im Umgang mit seinen Nebenmenschen
leutselig, friedfertig und gewissenhaft, weshalb er allgemein geehrt,
geachtet, geliebt wurde. Jeglicher Schritt zeugte von seiner wahren
Religiosität, seiner ungeheuchelten Frömmigkeit, seinem Gottvertrauen,
in seinen Worten und Handlungen bekundete er Rechtschaffenheit,
Ehrlichkeit – kurz, es waren in ihm die Schätze der Tugend, der Frömmigkeit
und der übrigen guten Eigenschaften, wie in einem sorgfältig
verschlossenen Gemache niedergelegt. Sein Name sowie sein Vorbild 'Die
Weisheit des Menschen erleuchtet sein Angesicht' (Prediger 8,1) wird
bei den Hinterbliebenen, in unserer Gemeinde, sowie bei Allen, die ihn
kannten, stets fortbestehen. Seine
Seele sei eingebunden im Bund des Lebens. Friede seiner Asche!" |
|
In
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1886 erschien
nochmals weitgehend derselbe Text mit einigen inhaltlichen Korrekturen,
die oben bereits eingetragen sind. |
Zum Tod von Frau Löb geb. Wolf (Frau von Samuel
Löb)
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1894: "Bad Nauheim. Am 2.
Tag des Pessachfestes wurden unter zahlreicher Beteiligung der
verschiedenen Konfessionen von nah und fern die sterblichen Überreste der
in weiten Kreisen bekannten Frau des Restaurateurs Samuel Löb von
hier zur letzten Ruhestätte geleitet. Die Verblichene war eine geborene
Wolf aus Braunsbach im Württembergischen
und erreichte ein Alter von 55 Jahren. Diese fromme und edle Frau, die so
unerwartet ihrer Familie entrissen wurde, zählte noch zu jenen Frauen,
die in der Neuzeit leider immer weniger, immer seltene werden. Sie war die
Krone, die Zierde und des Glanz ihres Hauses. Sie vereinigte in sich in
seltener Weise die Tuenden des häuslichen Lebens, Einfachheit,
Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit mit der hingebensten Liebe und
aufopferndsten Sorgfalt für Mann und Kinder und betätigte die tiefste Frömmigkeit
mit so unbeschränkter stiller Wohltätigkeit: mit einem Worte, sie war
– wie König Salomo sagt – eine wackere Frau. Ihr guter Name hat ihr
ein bleibendes Denkmal in unserer Mitte gesichert. Möge ihr im Jenseits
der verdiente Lohn für ihre guten Werke im reichsten Maße zuteil werden!
Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens. Friede ihrer Asche!" |
25jähriges Jubiläum von Louis Loeb als
Gemeindevorsteher (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1920: "Bad Nauheim,
1. Juli (1920). Am 29. Juni feierte Herr Louis Loeb von hier im Alter von
77 Jahren sein 25jähriges Jubiläum als Vorsteher der israelitischen
Gemeinde. Herr Loeb, welcher weit über seine Vaterstadt bekannt ist, hat
es verstanden, das Interesse der Gemeinde hochzuhalten. Herr Rabbiner Dr.
Hirschfeld aus Gießen, hielt am Samstag zu Ehren des Jubilars, einen
Festgottesdienst ab." |
Über Arthur
Stahl (1869-1929)
Nach
Arnsberg Bilder S. 153: "Arthur Stahl, geboren 1869 in Friedberg, lebte als Rechtsanwalt und Notar in
Bad Nauheim, wo er im Jahre
1929 verstorben. ist. A. Stahl spielte im jüdischen Leben von Bad Nauheim
eine bedeutende Rolle und erfreute sich besonderer Hochachtung und
Wertschützung sowohl als Jurist und Wirtschaftler wie als Mensch und
Volksfreund. Bei seiner Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof in bad
Nauheim hielt Rabbiner Dr. David Sander (Gießen) die Trauerrede. Die
Verdienste Stahls wurden von einer großen Anzahl von Rednern gewürdigt.
A. Stahl war u.a. 27 Jahre im Aufsichtsrat der Volksbank Bad Nauheim, 25
Jahre Mitglied der Verkehrskommission; außerdem war er Mitglied des
'Reichsbanner', eines Kriegervereins, der Freimaurerloge u.a.m." |
Zum Tod von Frau Nettel Löb geb.
Ries (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April
1930: "Bad Nauheim, 23. April (1930). Die Festesfreude wandelte
sich in Trauer für eine der angesehensten Familien unserer Gemeinde. Frau
Nettel Löb geb. Ries, die Frau des als Gemeindevorstehers insbesondere
auch um den Synagogenbau hochverdienten Herrn Jonas Löb, ging mit 61
Jahren von dannen und wurde am Donnerstag, dem Halbfeiertag (sc.
des Pessachfestes; das war am 17. April 1930) zur letzten Ruhe geleitet.
Wer von den prominenten Badegästen, auch aus führenden Kreisen der
ungarischen und deutschen Orthodoxie, kannte nicht das gastliche Haus
Löb, in dem sie sich für Wochen im vollen durch Jahrzehnte gerechtfertigten
Vertrauen auch in religiöser Beziehung ganz ihrer Erholung hingeben
konnten! Und 'vor den Frauen im Zelte gesegnet' (Richter 5,24) die
'Frau im Zelte', sie war es in erster Reihe, die mit regem Geiste und
nimmermüden Händen, durchdrungen von ihrer Verantwortung, das alles aufs
beste leitete. Als wahre demütige (Frau) war sie auch ihren
Mitschwestern in der Gemeinde Muster und Vorbild. Möge Gott dem
Gatten und den beiden Söhnen seinen Trost angedeihen lassen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum
Tod von Jonas Loeb, Inhaber der Pension "Villa Irene" (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 2. Mai 1930:
Der Artikel ist noch nicht abgeschrieben - zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken |
Zum Tod von Helene Flörsheim geb. Löb (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1935: "Bad Nauheim,
10. Dezember (1935). Am Schabbat Chajje Sara (= Schabbat mit der
Toralesung Chaije Sara, d.i. 1. Mose 23,1 - 25,18; das war am 23.
November 1935), wurde unsere Gemeinde in tiefe Trauer versetzt. Frau
Helene Flörsheim geb. Löb, Gattin des Hoteliers Hermann Flörsheim,
hauchte ihre reine Seele aus. Mit der Familie trauert unsere ganze
Gemeinde und darüber hinaus ihr ungemein weiter Bekanntenkreis in der
Welt, wo man das Hotel Flörsheim als ein im echten jüdischen Geist
geführtes Haus kennt und schätzt. Am Grabe entwarf Herr Rabbiner Dr.
Cahn, Marburg, unter dessen Aufsicht das Hotel steht, ein Charakterbild
dieser seltenen Frau, die noch auf dem Sterbebett dem Gatten und den
Kindern ans Herz legte, ihr Haus in ihrem Sinne weiterzuführen und es als
eine Heimstätte echt jüdischer Tradition zu erhalten. Im Trauerhause
sprach als Freund der Familie Herr Lehrer Bettmann Worte ehrenden
Gedenkens. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige
des Manufaktur- und Konfektionsgeschäft Becker und Engel (1889)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889:
"Für unser Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suchen wir ein
Lehrmädchen per sofort unter günstigsten Bedingungen.
Friedberg und Bad Nauheim. Becker und Engel." |
Anzeige
des Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes von H. Grünbaum (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1890: "Commis-Gesuch!
Für mein Manufakturwaren- und Konfektions-Geschäft suche per 1. Februar
einen jüngeren Commis, tüchtigen Verkäufer.
Offerten mit Zeugnisabschriften, Photographie und Gehalts-Ansprüchen
erheben. Samstage und Feiertage geschlossen.
G. Grünbaum, Bad Nauheim." |
Anzeige des Glas-, Porzellan- und Luxuswarengeschäftes A. Simon (1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. März
1905: "Lehrmädchen für mein Glas-, Porzellan- und
Luxuswarengeschäft per 1. oder 15. April gesucht.
A. Simon, Bad Nauheim." |
Anzeige
von Frau H. Flörsheim (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. Juli 1907:
"Suche per sofort oder August ein nettes besseres
Kinderfräulein zu meinen beiden Töchtern von 9 und 3 Jahren, welches
etwas Schneidern kann und die Schulaufgaben für mein Töchterchen von 9
Jahren mit beaufsichtigen kann. Offerten mit Bild und Angabe des Gehalts
an
Frau H. Flörsheim, Bad Nauheim." |
Geburtsanzeige
einer Tochter von Albert Spiegel und Paula geb. Kahn (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" ( Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 10. April 1924:
"Die glückliche Geburt eines Töchterchens zeigen hocherfreut
an
Albert Spiegel und Frau Paula geb. Kahn. Bad
Nauheim." |
Anzeige des Maß-Ateliers für elegante
Damenbekleidung J. Landau (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1924: "Bad
Nauheim's feinstes Mass-Atelier für elegante Damenbekleidung. J. Landau
Luisenstraße 9. Erstklassige Anfertigung nach original Pariser- und
Wiener Modellen. Reichshaltige Auswahl in den allermodernsten Seiden-,
Spitzen- und Wollstoffen des In- und Auslandes. Stets Eingang der letzten
Modeschöpfungen. Auch Damen mit verwöhntestem Geschmack finden
Gewünschtes. Fassonarbeit auch aus mitgebrachten Stoffen. Besichtigung
ohne Kaufzwang erbeten. Eilige Bestellungen werden innerhalb 48 Stunden
ausgeführt." |
Geburtsanzeige
einer Tochter von Dr. Daniel Enoch und Hanna geb. Zwas (1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Gott
sei gepriesen.
Die glückliche Geburt eines gesunden Töchterchens zeigen hocherfreut
an
Dr. med. Daniel Enoch und Frau Hanna geb. Zwas.
Bad Nauheim Hauptstraße 3. 18. Nissan 5690 - 16. April
1930." |
|
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. April 1930: |
Geburtsanzeige
der Tochter von Edit und Jacques Schapiro (1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1931: "Gott
sei gepriesen. Edit und Jacques Schapiro geb. Lewy zeigen die Geburt
ihrer Tochter an. Bad Nauheim, Höhenweg 1, den 11. Februar
1931." |
Aus
der Geschichte der jüdischen Kureinrichtungen und der Kurgäste
Berichte
über die jüdischen Kureinrichtungen
In Bad Nauheim bestanden seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts verschiedene jüdische Kureinrichtungen und Kurheime. Die
bekanntesten waren in den folgenden Jahrzehnten:
| Das Israelitische Männerheim: gegründet 1875
(eigener Verein); 1925 ca. 30 Plätze. Bäderkuren, besonders für
Herzkranke; geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925 Vorsitzender S.
Salomon; Arzt Dr. May, Bad Nauheim. Anschrift: Frankfurter Str. 58. |
| Das Israelitische Frauenheim: gegründet 1902
(eigener Verein); 1925 ca. 40 Plätze. Bäderkuren, besonders für
Herzkranke; geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925 Vorsitzender Moses
Michael Mainz, Frankfurt; Leitender Arzt: Dr. Herz. Leiterin: Schwester Rebekka
Lehmann. Anschrift. Frankfurter Str. 65. |
| Die Israelitische Kinderheilstätte: 1925 ca. 70
Plätze für Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 15 Jahren. Kuren für
Herzkranke, Liegekuren usw., geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925
Vorsitzender Michael Moses Mainz, Frankfurt; leitender Arzt: Dr. Hirsch,
Mannheim, Leiterin Helene Kopp. Anschrift: Frankfurter Str. 103. |
Diese Einrichtungen waren meist von Frankfurter jüdischen
Kreisen initiiert und teilweise Frankfurter Stiftungen (u.a. von Baronin Edmund
von Rothschild).
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" von 1911
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1911: links
"Israelitische Kinderheilstätte, Bad Nauheim. Aufnahmegesuche
sind bis zum 15. April dieses Jahres schriftlich an unseren Sekretär
Herrn Gustav Strauß, Theobald 5 in Frankfurt am Main, unter Beifügung
eines Kranken- und Armenattestes zu richten. Anmeldungen nach dem 15.
April, sowie mündliche Anmeldungen bei einzelnen Verwaltungsmitgliedern
werden nicht berücksichtigt. Frankfurt a.M., den 3. März 1911.
Verwaltung der Israelitischen Kinderheilstätte Bad Nauheim.
Rechts "Israelitisches Frauenheim, Bad Nauheim.
Aufnahmegesuche für die Sommerkur 1911 sind an unseren Sekretär, Herrn
Gustav Strauß, Theobaldstraße 5 in Frankfurt a Main unter Beifügung
eines ärztlichen Zeugnisses und Armenattestes bis 15. April dieses Jahres
zu richten. Spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Frankfurt am Main, den 3. März 1911.
Verwaltung des Israelitischen Frauenheimes Bad Nauheim." |
Allgemeiner
Bericht über die jüdischen Erholungseinrichtungen in Bad Nauheim
(1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911: "Bad
Nauheim, 11. August. Die vielen Tausende, die hier Linderung oder gar
Heilung von ihren Gebrechen suchen und finden, wissen nicht genug die
Wohltaten des Allmächtigen zu preisen, dass er der Natur eine solche
Heilkraft verliehen. Bei der Bewunderung der Gottesgröße jedoch geziemt
es auch derer eingedenk zu sein, die im Geiste der jüdischen
Menschenliebe von dem edlen Bestreben beseelt sind, die Leidenden zu
erquicken und ihr schweres Los zu erleichtern. Hier sei zunächst die Israelitische
Kinderheilstätte genannt. Welch ein Heim finden da die unglücklichen
Kleinen! Welcher Komfort und welch eine fürsorgliche Pflege wird ihnen da
zuteil!
Eine Kindervorstellung, die gut besucht war, fand gestern in der Anstalt
statt. Ein reichhaltiges Programm, das präzis gegeben wurde, fand
allgemeinen Beifall; aus der Art und Weise aber, wie es gegeben wurde,
konnte man ersehen, dass Lust und Leben in die angegriffenen jugendlichen
Herzen wieder Einkehr hielten. Hinzuzusetzen wäre höchstens, dass man
ein besser auf den 15. passendes Stück hätte wählen sollen.
Ebenso viel Gutes stiftet auch das 'Israelitische Frauenheim';
nicht minder aber auch das ihm gegenüber gelegene 'Männerheim'.
Ein einziger Mangel macht sich in letzterem bemerkbar, nämlich: der
Mangel einer Sefer Tora (Torarolle). In dem Heim findet täglich
Gottesdienst statt, 'geletent' wird aber nicht kein kein Sefer Tora da
ist. Die Patienten müssen daher andere Minjanin aufsuchen, wollen sie
leinen hören. Männer- und Frauenheim verfügen über herrliche Räume,
die den edlen Begründern zur höchsten Ehre gereichen. Die Leitung ist in
den allerbesten Händen. Kurzum: die Patienten haben sich über nichts zu
beklagen. Sie alle sind von tiefstem Dank gegen ihre Wohltäter erfüllt.
Gr." |
Wohltätigkeitsvorstellung
zugunsten des Israelitischen Frauen- und Kinderheims (1913)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September
1913: "Zum Besten des Israelitischen Frauen- und Kinderheims fand in
Bad Nauheim auf Veranlassung eines aus Kurgästen gebildeten Komitees, dem
auch Cattani Bei Pascha, Gouverneur aus Kairo, angehörte, eine
Wohltätigkeitsvorstellung im Promenadenhotel
statt." |
Über
die Israelitische Kinderheilstätte und das Frauenheim im Weltkrieg (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Oktober
1916: "Bad Nauheim. Wie im vorigen Kriegsjahre haben auch in
dieser Saison die Israelitische Kinderheilstätte und das Israelitische
Frauenheim in Bad Nauheim ca. 300 Herzkranke mit sehr gutem Erfolge
verpflegt.
Der traurige Krieg mit seinen Aufregungen und knappen Lebensmitteln hat so
viele Herzkranke geschaffen, dass es kaum möglich war, alle Gesuche zu
berücksichtigen.
Um auch in den Wintermonaten tunlichst Hilfe zu bringen, wird das
Frauenheim in Bad Nauheim seine Räume, wenn auch nur gegen Zahlung der
Selbstkosten, offen halten." |
Berichte aus dem Israelitischen Frauenheim und der Israelitischen Kinderheilstätte (1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Oktober 1920: "Aus Bad Nauheim wird
geschrieben: Trotz aller großen Schwierigkeiten wurden während dieses
Sommers im hiesigen Israelitischen Frauenheim 135 herzkranke Frauen
und in der Israelitischen Kinderheilstätte 176 herzkranke und skrophulöse
Kinder verpflegt. Beide Anstalten sehen sich bewogen, auch während der
Wintermonate Kranke in beschränkter Zahl gegen Vergütung der
Selbstkosten zu verpflegen." |
"Stimmungsbild"
aus Bad Nauheim (1927)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1927:
"Stimmungsbild aus Bad Nauheim. Wie alljährlich, suchte ich
auch in diesem Sommer wieder Erholung in dieser Perle des Taunus, welche
von der Kurverwaltung in jedem Jahre neu geschmückt wird - ein Ausgleich
für die große Ausgabe, die der Aufenthalt in diesem Luxusbad mit sich
bringt.
Auch die jüdischen Hotel - Restaurants versorgen ihre Gäste so, dass
auch solche Gäste, welche sonst 'auf Reisen' nicht darauf reflektieren,
gern dort wohnen und speisen. Eine ostjüdische Kolonie frequentiert die
in ihrem Milieu und ihrer Geschmacksrichtung dienenden Restaurants. Man
kann nicht sagen, entgegen anderen Ansichten, dass die Nationaltracht in
Pajes und Kaftan besonders auffallend wirkt. Hie und da sieht sich
vielleicht jemand um, und die Herren Kaftanträger denken sich gar nichts
dabei; sie sind es von Hause aus gewohnt. Viel mehr auffallend sind
diejenigen, die vor vielen Jahren am Schlesischen Bahnhof in Berlin umgestiegen
sind, ihre Nationalfrisur abgelegt haben und auch am Schabbos keinen Hut
tragen, um 'nicht unnötig tragen zu müssen'. Es wirkt oft aufreizend,
wenn die Herren in den großen Lokalen sich laut benehmen und mit
Redensarten um sich werfen: 'nun wenn schon' - haste nichts gesehen'
usw.
Es gibt eine ganze Reihe Einheimische und Fremde, die gern das
Borkum-Lied* hören würden, aber man bemerkt sie kaum. Dagegen hört man
allabendlich von der intimen Kapelle des Tennis-Cafes 'Kolnidre' und 'Moauszur',
begleitet, das Erstere, von getragenen Handbewegungen mancher Zuhörer,
oder bescheidenem Taktschlafen un dmItsummen bei Moauszur. Die früheren
Passanten des Schlesischen Bahnhofs sind da zum ersten Male still
dasitzend und ' gewwe sich nit zu erkenne'.
Großes Interesse wird dem israelitischen Kinderheim dargebracht,
welches am vorigen Sonntag ein recht nettes Abschiedsfest für die
heimreisenden Kinder feierte. Neben der Oberschwester, Frl. Koppel und
ihrem Stabe, macht mit freudigem Stolz und strahlendem Gesicht Herr
Sanitätsrat Hirsch die Honneurs. Ist er doch nicht nur der
Gesundheitsbetreuer der Jugend, sondern auch der eifrige Finanzmisiter in
Bad Nauheim. Es macht den Eindruck, als ob er seinen reichen Patienten
u.a. auch als Rezept verschreiben würde: 'Zedoko tazzil mimowes' (Wohltun
rettet vom Tode).
Auch die beiden anderen israelitischen Heime für Männer und Frauen,
beraten durch Herrn Dr. May, haben manchen Gönner. Sie haben es alle im
Interesse ihrer Insassen sehr nötig. Das Nauheimer Killeleben (jüdisches
Gemeindeleben) ist unverändert. Man schnodert noch für den
Synagogen-Neubau. J.E.E." |
* Beim Borkumlied handelte es sich um ein
Lied mit einer antisemitischen Strophe: "Borkum, der Nordsee schönste Zier,
bleib du von Juden rein, laß Rosenthal und Levinsohn in Norderney
allein". |
Allgemeiner
Bericht über das jüdische Bad Nauheim (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Brief
aus Bad Nauheim. Von Fr.
Bad Nauheim! Das berühmte Weltbad für Herzleidende! Kann man sich einen
schöneren Flecken auf dem weiten Erdenrunde denken? Die Natur hat ihr
Füllhorn des Segens auf diese herrliche Landschaft ausgeschüttet.
Quellenreiche Becken zwischen den emporragenden Höhen des Vogelsbergs und
dem anmutigen Taunus fesseln das Auge. Infolge der Reichhaltigkeit seiner
heilkräftigen Quellen nimmt das Bad eine hervorragende Stelle ein.
Herrliche Buchwaldungen krönen die umliegenden reizenden Berge. Köstlich
ist hier das Wandern im Wonnemonat, wenn am Hag der Schlehdorn blüht,
wenn die lichten Buchenwäldern von der Maiensonne beleuchtet werden. Die
zahlreichen Kurgäste lassen sich diese Naturschönheiten nicht entgehen
und schöpfen hier fleißig Luft, namentlich morgens und abends, wenn sich
eine angenehme Kühle bemerkbar macht. Wo die Natur noch versagt, hat die
Kunst der Menschen reichlich ausgeholfen; da sind die ausgedehnten
malerisch glänzenden Parkanlagen mit dem groß angelegten Kurpark im
Umfang von ca. 5 ha, die Kühlung spendenden Gradierwerke, das Reichhaus
mit dem großen Teich, die Trinkanlagen, das Kurhaus mit seinem Konzert-
und Lesesaal, und die zahlreichen Sanatorien und groß angelegten Hotels.
Es ist ein buntes Völkergemisch, das sich hier ein Stelldichein gegeben.
Fast aus allen Gegenden des Erdenrunds, aus Afrika, Asien, Australien,
Nord- und Südamerika und natürlich aus fast allen Staaten Europa kommen
Herzleidende, um an den Wunderbrunnen Nauheims Heilung und Kräftigung zu
finden. 'Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier
zusammenkamen'.
Auch in der noch kleinen Synagoge, die freilich nur an Sabbat und
Feiertagen ihre Tore öffnet, findet man manche ausländischen
Glaubensgenossen, z.B. aus Holland, Amerika, Österreich, Russland, Polen
und Ukraine usw. Der Gottesdienst ist ein angenehmer. Die Synagoge ist
noch ein altes, baufälliges Gebäude, mehr als ausreichend für die
wenigen Besucher der Nauheimer Kehillo (jüdischen Gemeinde). Es ist nur
ein kleiner Bruchteil der großen Gemeinde, die am heiligen Sabbat über
ein freies Stündchen verfügen, um sich wenigstens einmal im Gotteshaus
zu zeigen. Denn fast alle gehen auch an dem von Gott eingesetzten Ruhetag
ihrem Broterwerb nach. Der Kaufmann und der Koschermetzger stehen im
Arbeitskostüm hinter der Theke, der Handelsmann führt sein Vieh den
kauflustigen Bauern vor und auch die jüdische Ärzte halten mit einigen
rühmlichen Ausnahmen ihre Sprechstunde ab.
Währen der Sommersaison ist allerdings die Synagoge zu klein, die
zahlreichen Besucher aufzunehmen. Die Gemeinde, an deren Spitze der
tapfere Herr Löb, Inhaber einer angenehmen Pension, steht, hat sich daher
unter schweren Opfern zu einem Synagogen-Neubau |
entschlossen.
Der erforderliche Bauplatz in schönster Lage der Stadt ist bereits
erworben und auch der Bauplan bereits von der Baupolizeibehörde
genehmigt. Es ist nun Sache der Kurgäste, durch reichliche Spenden die
baldige Errichtung eines des Weltbades Nauheim würdigen Gotteshauses zu
ermöglichen. Wie ich höre, soll ein Münchener Philanthrop, der
alljährlich nach Nauheim kommt, bereits ein Kapital von 30.000 Mark für
5 Jahre zinslos zur Verfügung gestellt haben. Hoffentlich findet sein
gutes Beispiel Nachahmung. Auch sonst ist den jüdischen Besuchern des
Bades Nauheim reichlich Gelegenheit geboten, ihrer Bequemlichkeit
gemäß zu leben.
Die beiden jüdischen Hotels, die der Aufsicht des Rabbinats
Hirschfeld (Gießen) unterstehen, befinden sich auf der Höhe der Zeit.
Gleich den christlichen Hotels bieten sie schöne, luftige Zimmer und
Zentralheizung, sowie fließendes Wasser. Auch bezüglich Reinlichkeit und
Bedienung stehen sie den christlichen Schwesteranstalten nicht nach. Es
ist daher sehr bedauerlich, dass so viele jüdische Kurgäste sich in den
christlichen Sanatorien und Hotels einquartieren. Während erstere bei dem
geringen Besuch oft schwer um ihre Existenz kämpfen, sind letztere oft so
überfüllt, dass sie der Nachfrage nicht genügen können. Schon das
Gefühl der Solidarität müsste manchen Kurgast, wenn er auch nicht auf
rituelle Beköstigung reflektiert, dem jüdischen Bruder den Kampf ums
Dasein zu erleichtern.
Angenehm berührt in Nauheim der konfessionelle Friede, der hier
herrscht. Hier werden die jüdischen Kurgäste in keinerlei Hinsicht
belästigt. Im Gegensatz zu anderen Badeplätzen trifft man hier auch kein
Hotel, kein Sanatorium und kein Cafe, in welchem Juden unerwünscht
wären. Die freiheitlich gesinnte biedere Bevölkerung des Ortes ist für
antisemitische Allüren nicht zugänglich. So wünschen wir dem gastlichen
Nauheim eine weitere, günstige Entwicklung zum Wohle der herzleidenden
Menschheit." |
Das Israelitische Frauen-
und das Israelitische Männerheim
Das
Israelitische Frauenheim wurde eröffnet (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16.
Juni 1904: "Bad Nauheim. Vor einigen Tagen wurde das im Hause
Nr. 47 der Frankfurterstraße errichtete Israelitische Frauenheim
eröffnet. Das Heim ist eine Stiftung, die durch Beihilfe der Freifrau von
Rothschild und Bankier Mainz - Frankfurt, sowie durch Sammlungen
aufgebracht wurde, zu dem Zweck, mittellosen jüdischen Frauen eine
vollständige Badekur möglichst unentgeltlich zu
gewähren." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20.
Juni 1904: "Bad Nauheim, 17. Juni (1904). In Nr. 18 des
'Israelit' ist des neuen 'Israelitischen Frauenheims' hier gedacht und
hierbei zweiter Namen Erwähnung getan, welche sich um die Gründung
desselben verdient gemacht haben. Gestatten Sie einem Kurgast die
Bemerkung, dass die hier wohnende Frau H. Grünbaum, welche seit vielen
Jahren an der Spitze des 'Unterstützungsvereins für arme jüdische
Kurbedürftige' steht, auch bei der Gründung dieser neuen Institution in
hervorragender Weise beteiligt war.
Bei dieser Gelegenheit möge es auch gestattet sein, daran hinzuweisen,
dass der Zuzug notleidender jüdischer Kurgäste immer stärker wird und
wäre es ein gutes Werk, wenn die vielen ehemaligen Kurgäste, welche hier
Heilung gefunden haben, Beiträge zur Unterstützung dieser dürftigen und
kranken Glaubensgenossen einsenden würden." |
|
Karten
des Israelitischen Frauenheims in Bad Nauheim
(Sammlung Hahn; beide in höherer Auflösung eingestellt) |
Die Karte links wurde 1953 an eine jüdische Familie geschrieben; damals war
das Haus wieder als "Jüdisches Kurhotel Bad Nauheim" in Betrieb. In der
Karte ist von der Barmizwah von Michel die Rede (vermutlich Michel Naumberg
in Mulhouse) |
Aus der Arbeit des "Frauenheims" (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1912: "Bad Nauheim. Das Frauenheim, welches durch seine
erweiterten Räume dieses Jahr in der Lage war, sein segensreiches Wirken
zu vergrößern, hat eine sehr erfreuliche Einrichtung für die Wintermonate
getroffen. Das Heim soll in beschränktem Maße für schwächliche junge
Mädchen und Rekonvaleszenten während des Winters geöffnet bleiben, und
sollen die jungen Mädchen im Heime zu Handarbeiten, Stocken und Nähen
angehalten werden. Mehrere größere Wäschegeschäfte haben sich bereit
erklärt, die so gefertigten Arbeiten anzukaufen und so den jungen
Mädchen einen kleinen Verdienst zu sichern." |
Jahresbericht
des Unterstützungsvereins für unbemittelte israelitische Kurbedürftige (1914)
Anmerkung: es handelt sich um den Trägerverein des Israelitischen
Männerheimes.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. März 1914: "Bad Nauheim, 13. März (1914). Dem
soeben ausgegebenen Bericht des Unterstützungsvereins für
unbemittelte israelitische Kurbedürftige in Bad Nauheim entnehmen
wir, dass im letzten Sommer 1913 im Heime des Vereins 48 Männer Aufnahme
finden konnten gegenüber nur 37 des voraufgegangenen Jahres. Die
Heilerfolge waren nach dem Berichte des Herrn Dr. May durchweg
befriedigend. Eine ganze Anzahl von Patienten war schon in früheren
Jahren im Heim zum Kurgebrauch untergebracht, eine natürliche
Erscheinung, da es sich meistens um chronische Krankheiten handelt, die
einer mehrjährigen Behandlung bedürfen. Den vielen Gesuchen um
unentgeltliche Aufnahme konnte leider bei den schlechten Finanzen und der
Vermögenslage des Vereins nicht entsprochen werden. Ncoh immer lastet auf
dem Heime eine Hypothekenschuld von 43.000 Mark, und nur durch zwei
größere Spenden eines Gönners der Anstalt war es möglich, die
Jahresrechnung ohne Defizit abzuschließen. Sie balanciert in Einnahmen
und Ausgaben mit 12.282,34 Mark. Wenn man aus der Abrechnung ersieht, dass
die Jahresbeiträge nur 1534 Mark, die Spenden auch nur 3943,85 Mark
betrugen, so ist es begreiflich, dass man auf die Aufnahmegelder, die eine
Höhe von 5902,50 Mark erreichten, also eine Haupteinnahmequelle bilden,
nicht verzichten konnte, ohne mit einem sicheren Defizit abzuschließen.
Als besondere Gönner und Frderer des Vereins werden die Herren Ärzte
Dr. Hirsch, Dr. Lilienstein, Dr. Emil May, Dr. Schönwald und Dr.
Wolfheim, sowie die Hotelbesitzer Loeb, Adler und Flörsheim in
Nauheim und Fräulein Klara Sandenell in Frankfurt am Main in
dem Bericht dankenswert erwähnt." |
Das
Israelitische Frauenheim ist auch im Winter 1916/17 geöffnet (1916)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22.
September 1916: "Da durch die Kriegsereignisse eine große Anzahl
Frauen Erholung und Badekur in Nauheim bedarf, wird das Israelitische
Frauenheim in Bad Nauheim auch während des Winters unbemittelte
jüdische Frauen und Mädchen gegen Vergütung der Selbstkosten
verpflegen." |
Bericht über das Israelitische Männerheim
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1925: "Ein
Heim der Liebe in Bad Nauheim. Es ist kein Haus der
Wohltätigkeit in gewöhnlichem Sinne, von dem ich hier sprechen möchte,
nein, ein Haus, in dem müde, vom Leben zermürbte Menschen vier Wochen
lang glücklich sein dürfen, ein Haus, in dem die Liebe wie aus einem
Springbrunnen in großem, strahlendem Bogen sprudelt und alle Gesichter im
Glücke verklärt, die Menschen, die hier Erholung suchen, das Pflege- und
Dienstpersonal, die Herren der Verwaltung, die Besucher... Ein Haus, in
dem das Licht nicht ausgeht und die Blumen nicht verduften, das ist das Israelitische
Männerheim zu Bad Nauheim.
Das Haus ist, wie die anderen zwei Heime in Bad Nauheim (Israelitisches
Frauenheim und Kinderheim) alt und hat schon in früheren Jahrzehnten,
auch in der schweren Zeit des Krieges, eine große Aufgabe nach Kräften
gelöst. Vieles aber blieb ungelöst, unerfüllt, schien mit Hinblick auf
die Zeit und ihre harten Widerstände unlösbar und unerfüllbar. Da trat
vor einigen Jahren ein Mann (alle Welt hier kennt seinen Namen) an die
Spitze der Verwaltung, der mit der Gabe von Gott begnadet ist, Probleme
der Wohltätigkeit mit dem Herzen zu lösen; und sieh! Alle Rechnungen und
Berechnungen, alle Erwägungen des Verstandes und Bedenken der praktischen
Klugheit, sie zerschmolzen wie das harte Eis, wenn heller Sonnenglanz aufs
Feld niederschaut...
Sonne drang durch die Bäume des Vorgartens des alten Baues und erfasste
das Haus bis in die letzte Ecke. Und wer heute ins Haus tritt, ob Patient
oder Besucher, er wird von einem warmen Strahle bis auf die Seele
geküsst.
Auf einmal, wie über Nacht, waren die Wege zwischen den Bäumen im Vor-
und Hintergarten glatt und mit weißem Kies bestreut und die
Treppenaufgänge vorne und hinten, oben und unten mit roten Teppichen
belegt und die sonnigen Veranden hatten Blumen und Liegestühle. Und in
den Zimmern standen neben schneeweißen Betten ebensolche Tische,
Tischchen und Schränke, und auf dem Tische vor einem zur Ruhe ladenden
Chaiselongue blühten Blumen in grün eingefasstem Topfe. Noch fehlte
etwas: Der Speisesaal schien dem Manne mit dem goldenen jüdischen Herzen
nciht behaglich genug, und noch weniger würdig der Betraum. Da
ging man ans Bauen. Aus einer primitiven kleinen Liegehalle wurde eine Art
Wintergarten mit Glaswand nach grünen Wiesen. Vorhänge und Marquisen aus
edelstem Weiß dehnten sich auf blitzblanken Messingstangen, die abends,
zusammengezogen, im herrlichen Lichte schimmern. Der obere Teil des langen
Raumes beherbergt heilige Kleinodien: Thoraschrank mit heiligem Inhalt,
samtgedecktes Vorbeterpult, Gebet- und Lehrbücher, und ist das kleine
Gotteshaus, dem sich die Speisetafel, an der viermal täglich 'mit Minjan
gebenscht' wird, an der bei jeder Mahlzeit Thoraworte ausgetauscht werden,
ohne Bedenken anschließen darf. Dieser neue Anbau für Seele und Leib
wurde und der Schwuausnacht (am Laubhüttenfest) mit dem üblich
Schwuauslernen eingeweiht, mit vielen Blumen und schönen Worten, mit den
schönsten ersten Früchten des jungen Sommers und den köstlichsten
Beständen aus Küche und Keller der Anstalt. Das Sinaiwort unter Donner
und Blitz und Posaunenschall und die gastliche, stille Liebe auf dem Felde
zu Bethlehem, diese Schwuaussynthese lebte hier an diesem Abend in
Darbietung und Aufmachung, leuchtete in Licht und Blumen und in den Worten
der Reden und Ansprachen.
Das Schwuausfest ist vorbei, aber Fest bleibt es für die Menschen, die
hier vier Wochen glücklich sein und ihr angegriffenes Herz für des
Lebens ferneren Kampf stärken dürfen. Die größte Wohltat dieses Hauses
besteht darin, dass es keine eigentlichen Wohltaten bietet. Jeder Patient
zahlt, nach seinem Können sogar ganz und voll; und er kann verlangen,
seine Ansprüche stellen, seine Eigenheiten geltend machen wie im ersten
Hotel, wie im teuersten Sanatorium, und weit mehr wie in diesen wird ihnen
hier Rechnung getragen. Denn hier ist alles aus Liebe geboren und von
Liebe diktiert, die nie ermüdet und nie den Geduldsfaden verliert. Von
der Oberin, die früh und spät auf den Beinen ist und jeden ihrer
Patienten im Auge hat, jedem seine Natur, seine Bedürfnisse, seine
Wünsche förmlich ablauscht, der freundlichen, immer hilfsbereiten
'Schwester' bis zum jüngsten, blonden Zimmermädchen, sie alle sind vom
guten Geiste des Hauses getragen. Der Ton ist von Verwaltung und Oberin
gegeben. Alles ist großzügig und in Fülle. Kein Wunsch wird abgelehnt,
kein hartes gereiztes Wort füllt, auch da, wo einmal krankhaft gereiztes
Benehmen eines Patienten dazu herausfordert. Wie eine große Familie sah
ich hier die dreißig oder vierzig Menschen am Festtage beisammen, Lehrer,
Kaufleute, Gemeindebeamten, auch in Ehren ergraute Handwerker. An der
Spitze der Tafel hervorragende Talmudgelehrte aus Frankfurt und anderen
Städten, die in Talmudica das Wort führen, Menschen aus allen Gauen des
deutschen Landes und auch jenseits der deutschen Grenze. Wenige, die vom
Haus aus weniger auf das religiöse Leben eingestellt sind, werden hier
mitgerissen und nehmen nicht allein für ihre Herzmuskeln, sondern auch
für das jüdische Herz, für Geist und Seele etwas mit.
Und wenn die vier Wochen herum sind, wird in dem Hause ein Abschiedsfest,
ein Fest der Dankbarkeit gefeiert werden. Nur einen Tag wird das Haus
ausschnaufen, Atem holen, dann werden sich die Zimmer von neuen Menschen
füllen und die Plätze an der langen, weißen Tafel werden neue Gesichter
einnehmen. Andere Thoraworte werden gesprochen, vielleicht auch andere
Melodien sich vom Vorbeterpulte ergießen, denn sie kommen aus
verschiedenen Gegenden, die Männer, die hier führen dürfen. Der Geist
wird der gleiche bleiben, der Geist der jüdischen Treue und
Zusammengehörigkeit. Er pflanzt sich fort von Monat zu Monat, von Jahr zu
Jahr...
Die Leute zahlen, sogar ihr Volles, Aber für den Komfort, für diese
Reichhaltigkeit der Verpflegung, für diese Fülle von Sonnenschein, die
den Menschen hier je vier Wochen (es sind mehrere Hundert im Jahre), in
kranke Herz zu leiten, der Mann an der Spitze der Verwaltung seine ganze
Persönlichkeit einsetzt, reicht es nicht. Es muss mitgeholfen werden von
allen Seiten. Es ist das Höchste, was uns Menschen beschieden sein kann:
jüdische Menschenleben zu retten, Familienväter ihren Familien zu
erhalten! Es ist eine schwere Zeit? Dann erst recht! - - -
An alle, die es können und auch wollen, ergeht der Ruf: Gehet hin und
sehet euch mit eigenen Augen an, dieses Heim der Liebe. Es werden euch die
Herzen aufgehen, und damit sich auch die Hände auftun! . . .
Das Haus muss auf seinem jetzigen Niveau erhalten bleiben. Es ist dies
eine Ehrenpflicht der ganzen deutschen
Judenheit!" |
Über
die Rosch-Haschana-Tage im israelitischen Männerheim (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1925: "Bad
Nauheim, 26. September (1925). Man schreibt uns: Wer die
Rausch-haschonoh-Tage im israelitischen Männerheim in Bad Nauheim
miterlebt hat, wird alles daran setzen, dem heim Gönner und Freunde zu
gewinnen.
Ist auch sonst die Verwaltung jederzeit bemüht, ihren Patienten den
Aufenthalt im Hause durch liebevolle Behandlung und gute Verpflegung zu
einem wesentlichen Heilfaktor zu gestalten, so war Rausch-haschonoh in
jeder Beziehung ein Festtag in des Wortes eigenster
Bedeutung.
In geradezu rührender Weise hatte der Vorstand durch einen
ausgezeichneten Vorbeter und einen tüchtigen Baal-tokea für einen
wahrhaft erhebenden Gottesdienst gesorgt, an dem auch die Frauen des
israelitischen Frauenheims und Kinder aus dem Kinderheim teilnahmen. Die
mit Blumen reich geschmückte Tafel, auf der auch der Wein nicht fehlte,
wies Gerichte auf, deren Vorzüglichkeit mit denen erster Hotels
wetteifern konnte und die wiederum für die fürsorgende Liebesarbeit der
verehrten Oberin beredtes Zeugnis ablegten.
Die von ärztlicher Seite in der Presse vielfach erörterte Frage, ob eine
Berücksichtigung auch des religiösen Bedürfnisses im Rahmen eines
Kurheims für Kranke angebracht ist, darf nach unserem hiesigen Erlebnis
entschieden bejaht werden, besonders in einem jüdischen Heim. Der
Gottesdienst ist eben vielen Kranken ein seelisches
Bedürfnis.
Mein Erlebnis, für das ich, selbst ein Gast des Hauses, nur schwache
Worte des Dankes zu geben vermag, verpflichtet mich, darauf hinzuweisen,
dass es die Pflicht eines jeden ist, der ein jüdisches Herz hat, zur
Erhaltung und weiteren Entwicklung des Heims tatkräftig mitzuhelfen.
Bietet es doch in einzigartiger Weise den kranken, hilfsbedürftigen
Glaubensgenossen, die nur in diesem Bade Besserung suchen können, die
Möglichkeit der Gesundung und Wiedererlangung ihrer Arbeitskraft. Gar
viele von ihnen müssten sonst bei den heutigen hohen Kosten von der
notwendigen Kur absehen.
Möge es doch in diesen schweren Zeiten dem Heim nie an Männern und
Frauen fehlen, die mit warmem Herzen dieses wahre Werk der Liebe zu
fördern bereit sind. J.S." |
Das
israelitische Frauenheim öffnet Ende April (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. April 1927: |
Generalversammlung des Israelitischen Männerheimes
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Israelitisches
Männerheim Bad Nauheim - Frankfurt-Main. Die Generalversammlung des
Israelitischen Männerheims Bad Nauheim fand am 17. Juli in Frankfurt
statt. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden, Herrn
Liebmann Bär, erstattete der Schriftführer eingehenden Bericht über das
angelaufene Geschäftsjahr. Wie alle derartigen gemeinnützigen Anstalten
hat auch das Israelitische Männerheim zurzeit mit schwierigen
Verhältnissen zu rechnen. Trotzdem ist es mit Gottes Hilfe gelungen, das
Ziel des Männerheimes zu erreichen und minderbemittelten Glaubensbrüdern
die Segnungen des Kuraufenthaltes in bad Nauheim mit seinen Wunder
wirkenden Quellen zuteil werden zu lassen. Die Generalversammlung nahm mit
Bedauern davon Kenntnis, dass der bisherige Schriftführer, Herr Leopold,
infolge Übernahme der Leitung des Israelitischen Waisenhauses in
Mannheim, sein Amt niederlegen muss. Der Vorsitzende dankte dem
ausscheidenden Mitgliede des Vorstandes in warmen Worten für seine
langjährige uneigennützige Tätigkeit und wünscht ihm auch namens der
Generalversammlung viel Glück auf seinem weiteren Lebenswege. Einstimmig
wurde als Schriftführer von der Generalversammlung Herr Dr. J. Gans,
Frankfurt am Main, Bleichstraße 62, gewählt, an dessen Adresse in
Zukunft Aufnahmegesuche und dergleichen einzureichen
sind." |
Generalversammlung des
Israelitischen Frauenheims (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1930: "Israelitisches
Frauenheim Bad Nauheim.
In der Generalversammlung, die am 12. März
1930 stattfand, machte der Vorsitzende die Mitteilung, dass das Heim im
Jahre 1929 von nahezu 300 Kurbedürftigen besucht wurde und noch mehr
Anfragen vorlagen, die jedoch aus Raummangel nicht berücksichtigt werden
konnten. Der Anstaltsarzt Dr. Hertz liefert einen Bericht über den Erfolg
der Kuren bei den Patienten und ist derselbe in jeder Beziehung
befriedigend. Weniger befriedigend ist der Kassenbericht und beträgt das
Defizit noch immer über Mark 4.000.-, obwohl anerkannte werden muss, dass
besonders in Frankfurt trotz den Ungunst der Zeit ein ansehnlicher Betrag
von Spenden in Höhe von ca. Mark 5.000.- im ganzen einging. Hingegen ist
die Mitgliederzahl nicht gestiegen und es wäre sehr zu wünschen, dass
diesem schönen Werk der Menschenliebe, das bekanntlich eine Gründung der
Familie Rothschild ist und seinerzeit auf Veranlassung des seligen Herrn
Moses Mainz geschaffen wurde, weitere Mittel zufließen.
Der Kurbetrieb wird am 28. April dieses Jahres eröffnet und sind Anfragen
an Herrn J.F. Ettlinger, Frankfurt am Main, Bockenheimer Landstraße 25,
zu richten." |
Jubiläum
im Israelitischen Frauenheim - 25-jähriges Bestehen (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1930:
"Ein Jubiläum im Israelitischen Frauenheim Bad Nauheim. Der
große schöne Speisesaal mit den zu den Gartenanlagen geöffneten
Flügeltüren ist um 4.30 Uhr nachmittags vollgefüllt von Gästen, Herren
der Verwaltung und Delegierten verwandter Institutionen. Unter Palmen und
Topfpflanzen prangt im milden Lichte der Kampen das Bild von Michael M.
Mainz - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Daneben
das Bild von Sanitätsrat Dr. Hirsch, Bad Nauheim, der ein
Menschenalter ehrenamtlich das Haus und seine Insassen ärztlich betreut
hatte. Der Rahmen ist einfach und anmutig, die Stimmung von vornherein
ergeben.
Die Feier beginnt mit dem schönen Gesangsvortrag des Herrn Lehrer und
Kantor Bettmann in Bad Nauheim. Das Mismor Letoda (Danklied)
ist sinniger Auftakt für diese Feier des Dankes und der Freude. Darauf
ergreift der Vorsitzende der Verwaltung, Herr Franz Ettlinger, das
Wort zur Begrüßung der Anwesenden, der Behörden und der Gäste. In
klaren Ausführungen zeigt er, was der Verein geleistet hat, leisten
wollte und noch zu leisten hätte. Er gedenkt voller Verehrung des
unvergesslichen Begründers des Heimes, Michael M. Mainz, und der
Rothschild-Häuser in Frankfurt und Paris, die mit ihren Stiftungen den
Herzensregungen des Frankfurter Philanthropen willig gefolgt sind. Eine
Reihe von Namen werden noch ehrend genannt, so Sanitätsrat Dr. Hirsch
und die derzeitigen Ärzte der Anstalt, die aufopferungsvolle Oberin,
Frl. Regina Lehmann und die ihr zur Hand stehenden Schwestern und
Helferinnen. Unter dem Kriege und der Nachkriegszeit hatte die Anstalt
viel zu leiden, hielt sich aber auf der Höhe und übernahm noch andere Pflichten,
so die des Kinderheimes, das vorübergehend geschlossen war (das
Israelitische Kinderheim wird demnächst sein 40-jähriges
Jubiläum feiern) und die Verpflegung von Internierten. Das Defizit
konnte aber in den letzten Jahren von 10.000 auf 4.000 Mark reduziert
werden. Es wird zur Zeit sogar an bauliche Erweiterungen gedacht. Das Heim
ist noch im hohen Maße auf das Wohlwollen und die Mithilfe seiner Freunde
angewiesen. Der Vorsitzende schließt mit einer Aufmunterung Michael
Mainz's zu 'Botochaun'.
Nach diesen sachlichen Angaben folgt die Festrede des Herrn Provinzial-Rabbiners
Dr. Hirschfeld - Gießen. Eine großangelegte und gut aufgebaute Rede
über das Wesen der jüdischen Zedoko an Hand der halben Schekel-Idee,
die besagen soll, wie unsere Leistung im besten Falle nur halb sei und wie
der Mensch des Menschen bedarf. Was die Frauen im Judentum bedeuteten und
was sie als Spende ihres weichen Herzens gaben, schilderte und belegte der
Redner mit bekannten biblischen Tatsachen. Diese Anstalt und die Liebe,
die auf sie von hochherzigen Männern und Frauen in 25 Jahren verwendet
wurde, sei der Dank an die jüdische Frau.
Die Reihe der Begrüßungen eröffnet Herr Dr. Herz im Namen der Patientinnen,
des Israelitischen Kinderheimes und des Ärztevereines. Er
schildert dabei die guten Heilerfolge des Heimes. Herr Julius Goldschmidt
spricht und begrüßt für den Vorstand der Israelitischen Gemeinde
zu Frankfurt am Main. Herr Emil Rosenthal entbietet den Gruß der Israelitischen
Gemeinde zu Bad Nauheim. Herr Robert Strauß und Herr Dr.
Max Oppenheimer hatten freundliche Begrüßungsworte für die
verschiedenen Logen in Frankfurt am Main, die sich mit dem Heime
verbunden fühlen. Herr Rechtsanwalt Katz überbringt mit einem
Talmudworte den Gruß des Israelitischen Männerheimes Bad Nauheim.
Eine Dame spricht für die derzeitigen Kurgäste des Hauses den Dank an
Verwaltung und Oberin aus. Zuletzt spricht Herr Redakteur S.
Schachnowitz, worauf der Vorsitzende mit einem Dankeswort an die
Teilnehmer die Reihe der Reden beschließt. Mit einem Schir-Hamaalot-Gesang
des Herrn Kantor Bettmann findet die in ihrer Schlichtheit recht
eindrucksvolle Feier ihren harmonischen Abschluss.
Man darf hoffen, dass sie dem segensvoll wirkenden Heime neue Freunde und
Gönne gewonnen hat, die es ihm ermöglichen, sich auf der Höhe seiner
Aufgaben zu erhalten." |
Mitgliederversammlung
des Israelitischen Frauenheims (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 27. März 1931:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken
|
Raubüberfall
auf das Israelitische Frauenheim (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 15. Mai 1931:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Mitgliederversammlung
des Israelitischen Frauenheims Bad Nauheim (1933)
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und Umgebung"
vom 7. April 1933: "Mitgliederversammlung des Israelitischen
Frauenheims Bad Nauheim, am 22.3.1933 in Frankfurt am Main.
Der Vorsitzende erstattet einen Bericht über den Kurbetrieb des Heimes im
Jahre 1932. Das Heim wurde von nahezu 150 Kurbedürftigen besucht und war
der Erfolg der Kuren durchweg ein günstiger. Die Besucherzahl war
geringer, als im Jahr zuvor. doch wirkte die Anstalt nach wie vor, da die
Verhältnisse es nicht vielen mehr gestatten, ein Hotel in Bad Nauheim
aufzusuchen, äußerst wohltätig.
Nach dem Kassenbericht des Schatzmeisters beziffert sich der Fehlbetrag am
Jahresende leider immer noch auf rund 4.000 Mark. Der Vorsitzende betonte,
dass trotz der ungünstigen Aussichten für das Jahr 1933 der Kurbetrieb
des Heimes am 27. April aufgenommen wird. Er gibt der Hoffnung Ausdruck,
dass recht weite Kreise von der Institution des Heimes Gebrauch
machen." |
Anzeige
des Israelitischen Frauenheimes (1933)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und
Umgebung" vom 7. April 1933:
"Israelitisches Frauenheim - Bad Nauheim.
Wiedereröffnung des Kurbetriebes am 27. April 1933. Anmeldeformulare sind
erhältlich bei: Herrn J. Ettlinger Frankfurt am Main,
Bockenheimer Landstraße 25.
Kuren im Mai sind besonders zu empfehlen." |
Schulungswoche
des Jüdischen Frauenbundes in Bad Nauheim mit Ernst Simon und Martin Buber im
Frauenheim (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1934:
"Schulungswoche des Jüdischen Frauenbundes.
Bad Nauheim, 10. Oktober. Die diesjährige Gesamtvorstandssitzung des
Jüdischen Frauenbundes erhielt ihr besonderes Gepräge durch die
Verbindung mit einer Lernzeit, welche die Mittelstelle für Jüdische
Erwachsenenbildung den Mitgliedern des Gesamtvorstands und einer Anzahl
interessierter Frauen aus den einzelnen Ortsgruppen vom 4. bis 6. Oktober
in Bad Nauheim veranstaltete. Der ernsthafte Versuch, einem Kreis von etwa
50 lernfreudigen, bisher vor allem in der Jüdischen Wohlfahrtsarbeit
bewährten Frauen Zugang zu jüdischem Schrifttum und jüdischer
Gesetzeskunde zu vermitteln, war schon in der Wahl der Themen glücklich
gelöst. Die Interpretation dreier Bibelstellen, in denen altjüdischer
Mütterweisheit prophetischer Inspiration gewürdigt wurde: Deboralieb,
Gebet der Hanna, Spruch der Frau aus Thekoa waren die Texte, durch welche
Professor Buber in mehreren Lernstunden den Hörerinnen Begriff von der
Tiefe und Unantastbarkeit biblischer Diktion zu vermitteln suchte. Dr.
Ernst Simon gab eine pädagogisch meisterhafte Darstellung der Ableitung
des jüdischen Gesetzes aus dem Wortlaut der Thora bis zu seiner
Kodifikation im Schulchan Aruch und ging dann speziell auf jüdisches
Eherecht und Ehegesetze ein. Der Sabbat, dem das Jüdische Frauenheim
Nauheim, das die Tagung und Gäste beherbergte, die würdige jüdische
Atmosphäre gab, wird allen Teilnehmerinnen im Gedächtnis bleiben. Der
Sonntag brachte eine reiche, stramm durchgeführte Tagesordnung, welche
die Fülle der vom Frauenbund geleisteten Arbeit und sein ernstes Bemühen
um die Lösung der heute brennendsten Probleme der Berufsausbildung und
Umschichtung bewies. Ein in diesen Tagen erschienener Werbeprospekt wird
Interessenten einen Überblick über das bisher vom Frauenbund Geleistete
geben.
Die Teilnehmerinnen schieden voneinander mit dem Wissen um viele neue
Aufgaben und um ein starkes Erlebnis der Gemeinschaft, welches jüdische
Lehre, Frauentum und Arbeit für die Gesamtheit geschaffen hat. B.F." |
Mitgliederversammlung des
Israelitischen Frauenheim (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1935: "Mitgliederversammlung
des Israelitischen Frauenheims Bad Nauheim. Der Vorsitzende erstattet
den Bericht über den Kurbetrieb des Heims im Jahre 1934. Es wurde unter
lebhafter freudiger Zustimmung aller Anwesenden konstatiert, dass das Heim
im Jahr 1934 eine viele höhere Frequenz aufwies als im Jahre 1933. Im
Ganzen wurden 150 Kurbedürftige in dem Heim verpflegt. Die Kurperiode
für jeden einzelnen Patienten dauerte, wie in früheren Jahren, einen
Monat. Im Jahre 1934 wurden auch zum ersten Male, da das Haus des
Israelitischen Männerheims anderweitig benötigt wurde, Männer in dem
Israelitischen Frauenheim verpflegt; dies hat sich gut bewährt. Es wurde
einstimmig beschlossen, den Kurbetrieb für die Saison 1935 in gleicher
Weise wie im Vorjahr wieder aufzunehmen. Der Preis für den Kuraufenthalt
soll für diese Saison auf Reichsmark 110.- per Monat festgesetzt
werden.
Es wurde außerdem beschlossen, verschiedene Reparaturen an den Häusern
vorzunehmen, um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu
gestalten." |
Anzeige des Israelitischen
Frauenheims (1935, Adresse!)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1935: "Israelitisches
Frauenheim,
Bad Nauheim. Hermann Göringstraße 63/65.
Die Sommersaison beginnt am 15. April 1936. Aufgenommen werden Damen
und Herren, welche den Nachweis der Minderbemittlung erbringen
können. - Es werden auch Dauergäste aufgenommen.
Anfragen sind zu richten an Herrn Lehrer Bettmann, Bad Nauheim,
Karlstraße 34 oder an das Heim selbst." |
Über das Israelitische Frauen- und Männerheim (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1935: "Israelitisches
Frauen- und Männerheim. Es sei hiermit bekannt gegeben, dass dieses
Jahr das Israelitische Frauen- und Männerheim in Bad Nauheim zum ersten
Male auch im Winter offen ist und dass auch eine beschränkte Anzahl von
Dauergästen angenommen werden können. Das Haus ist bekanntlich bestens
geführt, und die Winterkuren in Bad Nauheim erfreuen sich wachsender
Beliebtheit." |
Die israelitische Kinderheilstätte
Pläne für die Einrichtung einer Kinderheilanstalt
(1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1892: "Bad
Nauheim, 2. März (1892). Es ist beabsichtigt, hier eine Heilsanstalt für
israelitische Kinder beiderlei Geschlechts ins Leben zu rufen, in welcher
rituelle Beköstigung verabreicht wird. Die für diesen Zweck zur
Verfügung stehenden Mittel sollen beträchtlich sein." |
Bericht über die
Kinderheilanstalt (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1893: "Bad
Nauheim. Die Israelitische Kinderheilanstalt dahier ist bereits in
ihre 3. Kurperiode eingetreten und beherbergt zur Zeit 14 skrophulöse
Mädchen, die alle unentgeltlich behandelt werden und aus verschiedenen
Städten Deutschlands hier zusammenkommen. Als dirigierender Arzt fungiert
Herr Dr. med. Schott dahier." |
Jahresbericht
über die israelitische Kinderheilstätte (1894)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Oktober 1894:
"Bad Nauheim, 8. Oktober (1894). die israelitische
Kinderheilstätte hier hat ihre Saison Mitte September beendet. Die
Anstalt hat auch in diesem Jahre wieder segensreich und nutzbringend
gewirkt, indem sie 38 Kindern die Wohltat einer Badekur verschaffte und
Gelegenheit zur Heilung und Besserung ihrer Leiden gab. Die kleinen
Patienten haben alle an Körpergewicht zugenommne, sich erholt und gekräftigt.
Am eklatantesten waren die Erfolge bei den Skrophulösen. die Kinder, die
bleich und schwächlich ankamen, sahen frisch und gestärkt bei der
Abreise aus. Daher gebühr öffentlicher Dank den Männern, die die
Anstalt gründeten und unterhalten, jenen edlen Menschenfreunden, die den
Kranken und Schwachen helfen und den Armen eine Stütze sind. Jede Wohltat
belohnt sich selbst. 'Wer Gutes tut, so viel er kann, und keinen Lohn
dafür erwartet, hat den allerschönsten schön!' Den ärztlichen Dienst
hat diesmal während der ganzen Saison Herr Dr. Hirsch versehen.
die zur Behandlung gekommenen Krankheiten waren folgende: Skrophulose in
24 Fällen, Anomalie der Entwicklung, Schwäche, Blutarmut in 7 Fällen,
Rekonvaleszenz von schweren Krankheiten in 4 Fällen, Rheumatismus in 2
Fällen, Herzfehler in einem Fall. Die Kur dauerte gewöhnlich 4 Wochen.
Die Anstalt war vom 10. Mai bis 12. September dieses Jahres in Betrieb. Im
Ganzen wurden über 800 Bäder gegeben. Wir wünschen der jungen Anstalt
weiterhin Glück und Gedeihen".
|
Bericht über die
Kinderheilstätte (Mai 1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Mai 1895:
"Die israelitische Kinderheilstätte Bad Nauheim, die jetzt
das vierte Jahr ihres Bestehens beginnt, hat ihre Saison mit der ersten
Gruppe von zehn Knaben eröffnet. Wie wir hören, soll noch in diesem
Jahre mit dem Bau eines eigenen Hospitals begonnen werden. Das Kuratorium
der Anstalt ist in Frankfurt am Main, den ärztlichen Dienst hat Dr.
Hirsch hier übernommen." |
Jahresbericht der Kinderheilstätte von 1895
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1896:
"Bad Nauheim, 27. April (1896). Die israelitische
Kinderheilstätte dahier veröffentlicht soeben ihren Jahresbericht
von 1895. Wir entnehmen daraus, dass die Anstalt in der Zeit vom 5.
Mai bis 18. September 52 Kinder, wovon 27 Knaben und 25 Mädchen,
verpflegte. Der Heimat nach waren 28 aus Frankfurt am Main, 9 aus Köln, 8
aus Straßburg, 2 aus Rotenburg an der Fulda, 2 aus Kassel, 1 aus Kastel,
1 aus Nordenstadt bei Wiesbaden. Die Kinder, von denen 21 an Skrophulose,
15 an Blutarmut, 4 an Rachitis, 3 an Karies der Knochen, 3 an
Herzkrankheiten, 1 an Rheumatismus litten und 5 Rekonvaleszenten waren,
erhielten zusammen in 1294 Verpflegungstagen 983 Bäder. Die Heilerfolge
waren fast ausnahmslos günstig. Aussehen und Appetit der Kinder besserten
sich sichtlich während der Kur, die Gewichtszunahme betrug im
Durchschnitt 3 Pfund. Der sehnliche Wunsch, ein eigenes Heim zu besitzen,
wird in diesem Jahr in Erfüllung gebracht, da der Plan zu dem neuen
großen Hospital entworfen und alles vorbereitet ist, sodass der Bau im
Sommer beginnen kann. Das Haus ist mit 56 Betten vorgesehen und mit allem
hygienischen Komfort eingerichtet. Die dadurch gesteigerten Bedürfnisse
erfordern natürlich auch größere und reichlichere Mittel, und es ist zu
hoffen, dass die seitherigen Freunde und Gönner der Anstalt, sowie auch
alle edlen Menschenfreunde zu dem humanen Werk beisteuern. Das
Bewusstsein, den armen Kindern, die die Armut schwer fühlen, weil sie
krank sind, und die an der Krankheit schwer tragen, weil sie arm sind,
eine Wohltat erwiesen zu haben, ihnen die Schwere des Schicksals
erleichtert zu haben, ist eine große Genugtuung für jedes Opfer. Die
Verwaltung der unter der ärztlichen Leitung des Dr. Hirsch in Bad Nauheim
stehenden Anstalt befindet sich in Frankfurt am Main. Adresse M.M. Mainz,
Börnestraße 52,I." |
Bericht über die Kinderheilstätte 1897
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1897: "Frankfurt a. M., 14. März (1897). Weithin berühmt ist
das am Nordabhange unseres schönen Taunusgebirges gelegene Bad Nauheim durch
die heilkräftige Wirkung seiner Mineralquellen, die in jedem Jahre Tausende aus
der Nähe wie aus weiter Ferne aufsuchen, um daselbst Stärkung und Heilung zu
finden. Weniger allgemein bekannt dürfte das segensreiche Wirken der Israelitischen
Kinderheilstätte daselbst sein. In unserer Zeit, wo durch den immer härter
werdenden Kampf ums Dasein alle Kräfte bis aufs Äußerste angespannt werden,
ist es mehr als je geboten, dem Armen im Krankheitsfall beizustehen, um die
Möglichkeit zu geben, dass er sich physisch kräftige, seine Gesundheit
stärke. Das ist ja gewiss eine der schönsten Arten von Wohltätigkeit; es ist
das, was das biblische Wort: "Wenn Dein Bruder vermögensschwach ist und es
schwankt seine Hand bei Dir, so unterstütze ihn", in erster Linie uns
lehrt.
Am allermeisten verdienen aber unseren Beistand arme, kranke Kinder, die ohne
rechtzeitige Hilfe dahinsiechen, während sie durch den Gebrauch einer Kur an
geeignetem Orte in den meisten Fällen aufblühen und zu arbeitsfähigen und
arbeitsfreudigen Menschen werden können. Es ist darum überaus dankbar zu
begrüßen, dass die Israelitische Kinderheilstätte zu Bad Nauheim das Gebiet
ihrer Tätigkeit bedeutend auszudehnen in der Lage ist. Es ist den rastlosen
Bemühungen der Verwaltung gelungen, für diesen Sommer ein prachtvolles Anwesen
mit großem Garten in schönster, gesunder Lage zu ermieten, und es dürfte
dadurch der Anstalt die Gelegenheit geboten sein, einer größeren Anzahl von
Kindern als in früheren Jahren Aufnahme zu gewähren. Es ist dies um so
erfreulicher, als durch die schönen Erfolge, welche das junge Institut zu
verzeichnen hat, sich jährlich die Aufnahmegesuche steigern, die Verwaltung
jedoch bisher in Folge des Platzmangels nur einen kleinen Teil der Petenten zu
berücksichtigen im Stande war.
Aufnahmegesuche sind tunlichst zeitig an den Vorsitzenden Herrn Michael Moses
Mainz, Börnestraße 52, Frankfurt a.M. zu richten. |
Bericht
über die Kinderheilstätte von 1898 - gemeinsame Zeiten mit der
österreichischen Kaiserin "Sisi" wenige Wochen vor deren Ermordung in
Genf
Anmerkung (Quelle: Website
von Bad Nauheim): "Sisi" unterzieht sich vom 16. Juli bis 29. August 1898 einer Badekur in Bad
Nauheim. Dabei steht sie unter der ärztlichen Obhut des (jüdischen) Prof. Dr. Theodor Schott. Dank der Behandlung bessert sich ihr Gesundheitszustand schnell, Schlaflosigkeit und Depressionen verschwinden. Trotzdem bleibt die Kaiserin ruhelos. In Briefen klagt sie über das Bad Nauheimer Klima und die Aufdringlichkeit der Leute. In der Tagespresse wird die Bevölkerung aufgefordert, die Kaiserin nicht zu belästigen, da sie mit ihrer verfrühten Abreise drohte.
Am 29. August verlässt Sisi fluchtartig ohne Gepäck und ohne Gefolge die Stadt. Nach einem kurzen Besuch bei Kaiserin Friedrich in Bad Homburg reist sie weiter an den Genfer See. Bad Nauheim war somit die letzte Station vor ihrer Ermordung in Genf.
(das Bild ist ein Ausschnitt aus dem bekannten Gemälde der Kaiserin von Franz
Xaver Winterhalter)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1898:
"Bad Nauheim, 21. August (1898). Neben der Villa, die von der Kaiserin
Elisabeth von Österreich bewohnt wird, befindet sich in einem
schattigen Garten das Schweizerhaus, welches an das jüdische Kinderheim
vermietet ist. Die Villa ist von Herrn Max Abeles in Frankfurt am Main der
Kaiserin für dieses und das nächste Jahr zur Verfügung gestellt worden.
Das jüdische Kinderheim, von Frankfurter Philanthropen erhalten, lässt
armen leidenden Kindern die Wohltat der hiesigen Bäder zuteil werden. An
der kaiserlichen Villa vorbei führt ein schattiger Weg zum
Schweizerhause, welcher, bisher öffentlich Passage, seitens des
Besitzers, eines Herrn Loew, der Kaiserin zu ausschließlicher Benutzung
zur Verfügung gestellt wurde. Als Anerkennung hierfür wurde Herr Loew zu
der Kaiserin befohlen, und drückte ihm dieselbe ihren Dank in
huldvollster Weise aus. Zu ihren ausgedehnten Spaziergängen in Nauheims
Wäldern benutzt die Kaiserin ausschließlich den Schweizerhausgarten als
Passage, ja eine besonders schattige Laube in demselben hat sie sich als
Lieblingsplätzchen erkoren, dort empfängt sie den Besuch ihres Arztes,
der Dr. Schott (unseres Glaubensgenossen, dem letzthin vom Großherzoge
von Hessen der Professortitel verliehen wurde), dort ergötzt sie sich an
den munteren Spielen der Kinder. Ganz außerordentlich angenehm
überrascht wurde die hohe Frau, als sie letzthin beim Betreten des
Gartens von den Kleinen, die sich kleine Gewehre umgehängt hatten,
militärisch begrüßt wurde. Es vergeht kein Tag, an dem nicht das eine
oder das andere der Kinder durch eine huldvolle Anrede ausgezeichnet wird.
Wiederholt hat die Kaiserin den Leitern der Anstalt ihre höchste
Befriedigung über die Anstalt und über das Betragen der Kinder ausgedrückt,
ja vor 14 Tagen ließ die hohe Frau durch ihren Hofmarschall der
Direktrice ihre besondere Anerkennung über die musterhafte Artigkeit und
Ruhe der Kinder beim Spielen aussprechen; es herrsche ein solch gesitteter
Ton unter denselben, dass die Ruhe der hohen Dame trotz der großen Nähe
der Anstalt - sie beträgt kaum 150 Schritt - in keiner Weise gestört
werde. Das ist eine Anerkennung, auf die die Anstalt stolz zu sein alle
Berechtigung hat. Das Kinderheim wird übrigens im kommenden Jahre in
einem eigenen Gebäude, das zum großen Teil der Munificenz der Frau
Baronin Willy von Rothschild seine Entstehung verdankt, untergebracht
werden. Es wird dann auch möglich sein, die Zahl der Alumnen, die in den
fünf Sommermonaten je 30, insgesamt also 150 beträgt, wesentlich zu
vermehren." |
Hinweis zu den Angaben aus dem Artikel: Nach
Auskunft des Stadtarchives Bad Nauheim vom 28.1.2008 wohnte die österreichische Kaiserin während Ihres Aufenthaltes in der
"Villa Kracht", Burgallee 12; Besitzerin des Gebäudes war damals Frau Kracht. Das Haus wurde Ende der sechziger Jahre abgerissen und musste einem großen Wohnblock weichen.
Das Nachbargrundstück, Burgallee 14, gehörte nach den Angaben der im
Stadtarchiv vorhandenen Adressbücher 1898 und 1903 Herrn Max Abeles aus Frankfurt am Main.
Auf dem Grundstück standen wohl mehrere Gebäude, darunter das an der Anhöhe gelegene sog.
"Schweizerhaus". Auch diese Häuser stehen nicht mehr. Das Grundstück ist heute ebenfalls mit modernen Gebäuden überbaut.
Die heutige postalische Anschrift ist noch Burgallee 12 bzw. Burgallee 14. |
Jahresbericht der Kinderheilstätte 1899
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Juni 1900:
"Nauheim, 10. Juni. Der Jahresbericht der 'Israelitischen
Kinderheilstätte' in Bad Nauheim wirft einen Rückblick auf das
abgelaufene Jahrzehnt der Geschichte der Anstalt, die ihrer Zeit mit einer
Versuchsstation in einer aus 2 kleinen Zimmern bestehenden ermieteten
Wohnung eröffnet wurde. Die Erfolge, welche sie bei der Verpflegung der
ihr anvertrauten kleinen Patienten hatte, zeigten, dass man ein Werk ins
Leben gerufen, dessen Zweck der Aufbietung aller Kräfte wert sei. Nachdem
aber durch die Schenkung von 5.000 Mark seitens der Frau Eva
Dreyfus-Jeidels hier der erste Grund zu einem eigenen Heim gelegt worden
war, ist dessen Ausbau und Vollendung unter Zugrundelegung der neuesten
hygienischen Erfahrungen durch die Munifizenz der Freifrau Wilhelm von
Rothschild nunmehr ermöglicht worden. Das Terrain der Kinderheilstätte
umfasst eine Grundfläche von ca. 7.000 Quadratmetern, gewiss Raum genug
für herrliche Gartenanlagen, Spiel- und Turnplätze. Die Anstalt selbst
besteht aus einem großen mit allen therapeutisch technischen
Erfordernissen reich ausgestatteten Hautgebäude, das als Isolierhaus für
eventuelle ansteckende Krankheiten dient. In der Saison 1899 wurden 153
Kinder, und zwar 79 Mädchen und 74 Knaben in der Anstalt verpflegt. Der Heimat
nach waren die Kinder größtenteils aus Frankfurt am Main, nämlich 76,
ferner aus Straßburg 15, aus Köln 11, Kassel 8, Karlsruhe und Ems je 4,
Offenbach und Friedberg je 3, Rothenburg a.T., Alsfeld und Hamburg je 2,
Marburg, Witzenhausen, H.-Minden, Steinfinkbart, Nordenstädt, Gudensberg,
Essen, Großsteinheim, Borken, Würzburg, Wiesbaden, Butzbach, Oberseemen,
Niedergemünden, Darmstadt, Fulda, Homburg, Echzell, Rödelheim, Hanau,
Düsseldorf je 1. Die ärztliche Leitung der Anstalt war auch dieses Jahr
wieder Herrn Dr. med. Hirsch in Nauheim anvertraut. In besonderen Fällen
hat wie seither Herr Professor Schott seine Dienste wohlwollend zur
Verfügung gestellt. der Vorstand besteht aus folgenden Herren, sämtlich
in Frankfurt am Main: Joseph Bender, J. Dreyfus, Sally Goldschmidt,
Hermann Maier, Michael Moses Mainz, Salomon Niedermayer, Adolf
Stern." |
Über die Arbeit der Kinderheilstätte (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1899: "Frankfurt
am Main, 8. September (1899). Von dem Vorstandsmitglied der
Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Nauheim Herrn Michael Moses Mainz
- sein Licht leuchte - erhalten wir folgende Zuschrift: In der
vorigen Nummer Ihres geschätzten Blattes plädiert Herr Dr. Münz aus
Nürnberg für die Errichtung einer Israelitischen Kinderheilstätte in
Bad Kissingen, und sagt unter anderem, dass in ganz Süddeutschland keine
Kinderheilstätte für arme Israeliten vorhanden sei. Ich erlaube mir, Sie
darauf aufmerksam zu machen, dass die Israelitische Kinderheilstätte in
Bad Nauheim, israelitische Kinder aus dem ganzen deutschen Reich während
der Sommermonate, soweit Platz und Mittel reichen, gratis verpflegt. Wir
haben in diesem Jahre bereits circa 170 Kinder skrophulöse, rheumatismus-
und herzleidende mit gutem Erfolg aus der Anstalt entlassen, und sind in
der Lage, in dem durch Freifrau W. C. von Rothschild erbauten Heim,
welches mit allen hygienischen Einrichtungen der Neuzeit ausgestattet ist,
bis zu 300 Kindern während der Sommermonate zu verpflegen, sobald wir die
Mittel für die Verpflegung gewährt, erhalten. Wir haben in diesem Jahre
sogar auch Einrichtungen getroffen, dass wir Mädchen, welche durch
anstrengende geschäftliche Arbeit in der Entwicklung gestört und
zurückgeblieben sind, wenn sie auch das Maximalalter von 15 Jahren
überschritten haben, zu verpflegen und haben auch darin schöne Erfolge
erzielt." |
Anzeige
der Israelitischen Kinderheilstätte Bad Nauheim (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1901: "Israelitische
Kinderheilstätte, Bad Nauheim. Verwaltungssitz: Frankfurt am
Main. Gesuche für unentgeltliche Aufnahme oder solche gegen
teilweise Zahlung für die Sommersaison 1901 (Eröffnung Anfangs Mai
diesen Jahres) beliebe man frühzeitig schriftlich an Herrn M. Mainz jr.,
Börnestraße 52, Frankfurt am Main gelangen zu lassen. Dem Aufnahmegesuch
ist ärztliches sowie Bedürftigkeitszeugnis beizufügen. Da nur eine
beschränkte Zahl Kinder Aufnahme finden kann, so können Aufnahmegesuche,
welche nach dem 1. Mai einlaufen, keine Berücksichtigung mehr finden. Aufnahmefähig
sind Kinder beiderlei Geschlechts, vom zurückgelegten 5.-15. Lebensjahre.
Schwache, bleichsüchtige Mädchen im Alter von 16-19 Jahren, welche
nachweislich durch den Beruf erkrankt sind, können ausnahmsweise gratis
Verpflegung erhalten.
Die Verwaltung der Israelitischen Kinderheilstätte Bad Nauheim." |
Über
die Arbeit der Kinderheilstätte (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1901:
"Bad Nauheim. Die 'Israelitische Kinderheilstätte' hier,
deren Verwaltungssitz in Frankfurt am Main ist, hat in diesem Jahre wieder
210 Kinder gratis oder gegen mäßige, die Selbstkosten nicht
überschreitende Vergütung, verpflegt. Die Erfolge waren sehr groß, und
wurde bei herzkranken und skrophulösen Kindern wirklich Erstaunliches
erreicht. Die schönen, praktischen, luftigen Räume, und die gute
Verpflegung trugen nicht wenig zu dem günstigen Resultate bei. Leider
wurden dem überaus wohltätig wirkenden Vereine nicht genügend Mittel
zur Verfügung gestellt, um alle Räume auszunützen. Mit Leichtigkeit
könnten in der Anstalt anstatt 200, 300-350 Kinder verpflegt werden, wenn
die Mitte dazu vorhanden wären. Bemerkt sei noch, dass jüdische Kinder
aus ganz Süddeutschland in der Anstalt Verpflegung
finden." |
Besuch
in der Israelitischen Kinderheilstätte (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. Juli 1907: "Nauheim. Mein jüngster Besuch des
herzheilenden Nauheim führte mich auch in die Israelitische
Kinderheilstätte, ein Werk der bekannten Freigebigkeit der Baron von
Rothschild'schen Familie. Es fand gerade großer Einzug statt. Die Gäste
des Juni waren bereits wieder in die heimatlichen Gefilde zurückgekehrt,
und heute trafen mit jedem Zuge kleine und große Kinder ein - es sind
ihrer zusammen wohl 60. Die einen kamen mit Hallo, sie waren schon einmal
da gewesen und wussten, dass sie unter der liebvollen Pflege der
Vorsteherin Fräulein Veith vier Wochen heiteren Spieles verbringen
würden. Die andern standen zaghaft da, noch harrend der unbekannten
kommenden Dinge; wären sie nicht Kinder, so würde der wundervolle große
Garten und die musterhafte Ordnung und Sauberkeit in dem stattlichen,
einfach aber mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ausgestatteten
Gebäude das Klopfen ihrer kleinen Herzen beruhigt haben.
Wer zarte Kinder hat, der möge sie ohne Sorge der Nauheimer Anstalt
anvertrauen. Aufsicht und Pflege sind musterhaft, und die heilsame,
stärkende Wirkung der Nauheimer Solbäder braucht nicht noch ausdrücklich
betont zu werden." |
25-jähriges Bestehen der Kinderheilstätte (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1915:
"Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Nauheim.
Wir lesen im
'Oberhessischen Anzeiger'. Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad
Nauheim blickt mit Schluss der diesjährigen Kurzeit auf eine 25jährige
segensreiche Tätigkeit zurück. Die Anstalt wurde im Jahre 1891 von
einigen Frankfurter Wohltätern gegründet, von denen der bekannte
Menschenfreunde, Herr Michael Moses Mainz, heute noch an der Spitze der
Verwaltung steht. In den letzten Jahren wurde er wegen
Arbeitsüberhäufung (er hat in Soden, Baden-Baden, Nordrach
usw. ähnliche Anstalten gegründet) von Herrn Josef Bender, Frankfurt,
wirksam unterstützt. Im Jahre 1898 erhielt die Anstalt, die mit einer
ganz kleinen Bettenzahl begonnen hatte, durch die hochherzige Stiftung der
Frau Baronin Mathilde von Rothschild ein eigenes schönes, praktisch
eingerichtetes Heim in der Frankfurterstraße, das in den letzten Jahren
während der Kurzeit nahezu 300 Kinder verpflegte. Für die Kriegsdauer
hat die Anstalt ihre Räume einschließlich des Isolierhauses in
selbstloser Weise dem Reservelazarett überlassen. Um ihrer übernommenen
Pflicht, armen, kranken Kindern zu helfen, bzw. ihnen eine Badekur zu
ermöglichen, nachkommen zu können, hat die Anstalt diesmal einen Teil
des Frauenheims zur Unterbringung der Kinder benutzt und es konnten daher
in diesem Jahre die Kinder nur in beschränkter Anzahl aufgenommen werden.
Es wurden 97 Kinder verpflegt, meistens herzkranke, skrophulöse und
blutarme, die sich gut erholten und kräftigten. Die ärztliche Behandlung
war auch diesmal in den bewährten Händen des Herrn Dr. Hirsch, der schon
22 Jahre als ärztlicher Leiter der Anstalt vorsteht." |
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Ergänzendes
Dokument: Wie aus dem vorigen Bericht hervorgeht, war im Ersten Weltkrieg
im Gebäude der Israelitischen Kinderheilstätte ein Reservelazarett
eingerichtet. Die nachstehende, am 4. Juni 1915 aus Bad Nauheim nach
Vahldorf bei Magdeburg versandte
Karte trägt neben dem gebräuchlichen Poststempel von Bad Nauheim einen
Stempel "Reserve-Lazarett (Isr. Kinderheilstätte) Bad-Nauheim). Da
die Karte nicht frankiert ist, wurde sie offenbar als Feldpost
befördert. |
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Karte
aus dem Reservelazarett in
der Israelitischen Kinderheilstätte
Bad Nauheim (1915)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
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Anzeige der Israelitischen
Kinderheilstätte (1925)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1925:
"Israelitische Kinderheilstätte Bad Nauheim. Es können noch
für September und Oktober einige herzkranke, skrofulöse und
erholungsbedürftige Kinder aufgenommen werden. Anmeldungen an Herrn
Gustav Strauß, Frankfurt am Main, Theobaldstraße 5 baldigst
erbeten.
Der Vorstand." |
Bericht über die Kinderheilstätte (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Israelitische
Kinderheilstätte in Bad Nauheim. In dem schön gelegenen Bad Nauheim,
an den Ausläufern des Taunus, mit seinen Sol-, Thermal- und
Sprudelbädern, liegt etwas abseits der Stadt, inmitten eines großen,
parkartigen Gartens die Israelitische Kinderheilstätte, ein Heim für
herzkranke und erholungsbedürftige Kinder. Ein herrlicher Frühlingstag,
das erste Grün der vielen Bäume, die ersten Frühlingsblumen von den
hübsch angelegten Beeten locken die große Kinderschar, Buben und Mädels
von 14-15 Jahren, ins Freie. In Gruppen eingeteilt, von
Kindergärtnerinnen und Schwestern betreut, ist Turnstunde. Rhythmische
Übungen, ein Wiegen und Biegen und lustig geht's zum Spielen über. Ein
Jauchzen und Schwatzen ist hörbar, in der Sandkiste die Kleinen, beim
Ball- und Ringelspiel die Großen. Ist Badetag, so geht's hierauf, nach eingenommenem
Frühstück, eingeteilt, zu zweien mit fröhlichem Gesang und frohem
Schritt in die städtischen Heilbäder. Angenehm ermüdet kehrt man
zurück. Ein Gong ertönt, alles eilt zur Speisehalle und mit frischem,
gutem Appetit wird gegessen, was Küche und Keller bietet. 'Ruhestunde!'
ertönt's aus Tantens Mund, in bequemen Liegestühlen ruht die Schar, bis
der Gong zum Vesper ruft. 'Trara, die Post ist da!' erschallt's aus vielen
Kehlen und 'ich und ich, ich habe Post, auch ein Paket ist wohl dabei!'
Gedanken tauschen hin und her, freudvoll und leidvoll sieht man manches
Kind, bis zu Tanz und Spiel sie alle wieder fröhlich sind. Fühlt sich
zwischen der großen Kinderschar mal ein Kind nicht wohl, so ist es der
gütige Freund unserer Kinder, Herr Sanitätsrat Dr. Hirsch, der dem Kinde
schnell wieder auf die Beine hilft. Neigt der Tag sich dann dem Ende zu,
so liegt bald das ganze Haus, welches tagsüber von fröhlichem
Kinderlärm widerhallt, in friedlicher Ruhe da." |
Anzeige der Israelitischen
Kinderheilstätte (1935)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1935: "Israelitische
Kinderheilstätte, Bad Neuheim.
Eröffnung 15. Mai. Heim für herzkranke und erholungsbedürftige
Kinder im Alter von 4-15 Jahren.
Streng rituelle, beste Verpflegung bei sehr mäßigem Preise
einschließlich Arzt und Bäder.
Baldigste Anmeldungen erbeten an Frau Helene Oettinger, Frankfurt am Main,
Gauss-Str.25". |
Literaturhinweis und Fotos zur
Kinderheilstätte
1999 erschien eine "Festschrift aus Anlass der
100jährigen Nutzung des Gebäudes Frankfurter Straße 103: Kinderheilstätte,
Berufsschule, Sonderschule, Waldorfschule... Grundschule. 100 Jahre Frankfurter
Straße 103. 1899-1999", hg. von Veronika Garmeister / Erika Huslik /
Hedwig Rohde; darin ein Beitrag von: Monica Kingreen: Israelitische
Kinderheilstätte und Jüdische Bezirksschule S. 7-31. Die um 1925 entstandenen
Fotos wurden in dieser Festschrift publiziert:
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Festschrift 1999 |
Die Kinderheilstätte: Karte
mit Aufschrift "mein Zimmer" (im Dachgeschoss) |
Haupteingang, rechts eine
Marmortafel,
auf der die Stifter vermerkt sind |
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Mittagsruhe unter Aufsicht |
Empfangszimmer im Erdgeschoss |
Waschräume der Jungen im 1.
Stock |
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Blick aus dem Garten zum
Gebäude
der Kinderheilstätte |
Blick in den Speisesaal
im
Erdgeschoss |
Überdachte Halle auf der
hinteren
Seite des Gebäudes |
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Märchenspiel im Garten |
Blick in die Küche |
Blick in einen Schlafsaal |
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Spielzimmer des Kinderheims |
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Aus der Zeit des Gebäudes
als
Jüdische Bezirksschule (1937-1939) |
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Postkarte des Kinderheims mit
Stempel
der Jüdischen Bezirksschule |
Schüler und Lehrer im
Garten
der Schule (1938) |
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Der Speisesaal im Erdgeschoss,
der
als Klassenraum verwendet wurde. |
Jungen bei der Gartenarbeit
auf dem
Grundstück hinter dem Jüdischen Altersheim
an der Frankfurter
Straße 63-65 |
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Das Gebäude
der ehemaligen Kinderheilstätte / jüdischen Bezirksschule im Frühjahr
2008 |
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Das Gebäude von
unterschiedlichen Standpunkten |
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Eingangsbereich |
Jahreszahl 1898
über dem Eingang und Gedenktafel rechts des Eingangstores:
"1898 als
jüdisches Kinderheim eingeweiht, war dieses Haus von 1937-1940
jüdische
Bezirksschule. Kinder und ihre Lehrer wurden Opfer des NS-Regimes.
Ihr
Leid möge uns Botschaft sein, damit die Finsternis das Licht
begrabe". |
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Weiterer Literaturhinweis: Jim G. Tobias: Wo
deutsche, österreichische, russische Kaiserinnen und jüdische Kinder sich
erholten. Ein religiöses Children's Center im hessischen Kurort Bad Nauheim.
Artikel in haGalil.com vom 10.4.2014.
Über die
1893 gegründete Kinderheilstätte "Emma-Heim" (1895)
Anmerkung: warum dieser Bericht in der orthodox-jüdischen
Zeitschrift "Der Israelit" erschien, ist unklar, da aus dem Bericht
nichts spezifisch Jüdisches hervorgeht.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1895: "Bad
Nauheim. Es wird uns geschrieben: während die Kinderheilanstalt
Elisabethhaus unbemittelten leidenden Kindern die Wohltat einer ihnen
sonst versagt bleibenden Badekur zuzuwenden bestimmt ist, hat die von
Herrn und Frau Sanitätsrat Dr. Müller vor zwei Jahren hier gegründete
Kinderheilstätte 'Emma-Heim' den Zweck, Kinder im Alter von 2-16 Jahren
teils entgeltlich, teils unentgeltlich aufzunehmen. Die Vorsteherin der
Anstalt, Frau Sanitätsrat Müller, hat sich hierzu aufs Beste
vorbereitet, indem sie während dreier Winter die praktischen
Unterrichtskurse des Geheimrats Professor von Bergmann in Berlin besucht
und sich als rationelle Krankenpflegerin theoretisch wie praktisch
ausgebildet hat. Ihr zur Seite stehen zwei Pflegerinnen aus dem
Mutterhause des Roten Kreuzes in Frankfurt am Main. Die staatlich konzessionierte
Anstalt ist Sommer und Winter geöffnet; im Winter wird durch das
Entgegenkommen der Badeverwaltung die Sole für die Bäder ins Haus
geliefert. Zwölf Betten sind in acht Zimmern aufgestellt, von denen vier
Freibetten sind. Die Kosten für die unentgeltlich aufgenommenen kleinen
Patienten werden von den Pflegegeldern der zahlenden Kinder bestritten.
Die Zimmer liegen in der zweiten Etage der ohnehin schon hoch, mitten in
einem der schönsten Teile des Parks gelegenen 'Villa des Heurs', Vier
mächtige Balkons gestatten den Aufenthalt im Freien, wie die Pfleglinge
sich auch in dem schönen, von Siesmayer angelegten Garten herumtummeln
können und fast täglich unter Aufsicht, teils zu Fuß, teils zu Wagen
Ausflüge in Wald und Flur unternehmen. Was die Einrichtungen anbelangt,
so hat die Bergmann'sche Klinik in Berlin als Vorbild gedient; allen
Anforderungen der Hygiene ist entsprochen; die Anstalt darf zu den besten
derartigen Instituten Deutschlands gezählt werden. Selbst dem
Spielbedürfnis der kleinen Patienten ist durch ein reiches Sortiment von
Spielzeug der mannigfaltigsten Art Rechnung getragen. Den
ärztlichen Dienst hat der Gatte der Vorsteherin, Sanitätsrat Dr.-
Müller, ein seit langen Jahren hier praktizierender Arzt, übernommen.
Pekuniäre Vorteile werden nicht verfolgt; im Gegenteil bringt Frau Dr.
Müller, eine auf dem Gebiete der Wohltätigkeitspflege und
Armenunterstützung in hervorragender Weise tätige Dame, nicht
unbeträchtliche Opfer, um ihrem edeln Werke zum Heile der leidenden
Jugend und zur Ehre der Badeanstalt in erfolgreicher Weise vorzustehen.
Ein Hauptvorteil der Anstalt liegt auch darin, dass durch deren
Verbindungen mit vielen Krankenhäusern Deutschlands es ermöglicht wird,
dass die aufzunehmenden Pfleglinge von den weitesten Entfernungen mit
einer Schwester hierher reisen können, wie überhaupt durch die ständige
Aufsicht der Kinder und deren Anschluss an die Müller'sche Familie die
Begleitung einer erwachsenen Person hierher umgangen und damit die Kosten
für eine zweite Person erspart werden können. der Gebrauch der Bäder
kann für alle skrophulösen Erkrankungen der Haut, Knochen und Augen, bei
Rachitis, Rheumatismus, Erkrankungen des Nervensystems und des Herzens empfohlen
werden." |
Berichte über jüdische Kurhotels und
jüdische Kurärzte
"Haus Körfgen" wird in der Zeitschrift
"Der Israelit" zum Kauf angeboten (1891)
Anmerkung: es handelte sich nicht um ein Hotel in jüdischem Besitz.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1891: "Bad
Nauheim. Ich beabsichtige mein unter dem Namen 'Haus Körfgen'
allgemein bekanntes und im besten baulichen Zustande befindliches Logierhaus
wegen anderweitigen Unternehmungen unter günstigen Zahlungsbedingungen zu
verkaufen oder zu vermieten. dasselbe ist an der Ecke der Kur- und
Fürstenstraße, gegenüber dem Kurgarten und Trinkquellen gelegen,
enthält 29 Zimmer, 7 Mansarden, Speicher, ferner großes Hintergebäude,
Hof mit Einfahrt etc. Die Zahl der Badegäste ist in den letzten 10 Jahren
in Bad Nauheim um das Doppelte gestiegen und betrug 1890 über 8.000. Das
Haus würde sich, außer zum Vermieten an Badegäste, wegen seiner
vorzüglichen Lage auch zur Einrichtung eines jüdischen Hotels eignen,
umso mehr, da bis jetzt kein derartiges am Platze. Nähere Auskunft
durch den Besitzer J. Körfgen." |
Ordensverleihung für Prof. Dr. Schott (1898)
Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2.
September 1898: "Dem Professor Dr. Schott in Nauheim ist in
Anerkennung der erfolgreichen Behandlung der Kaiserin von Österreich der
Orden der eisernen Krone verliegen worden". |
vgl. dazu oben den Artikel über Kaiserin
'Sisi' und die Israelitische Kinderheilstätte von 1898 |
Anzeige
des Hotel de Londres von Max Kohn (1906)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27.
April 1906: "Bad Nauheim Hotel de Londres.
Komfortabel neu eingerichtetes Etablissement, nächster Nähe der
Bäder und Kurpark. Speise-, Lesesaal, Garten, Luft.
Zimmer von 2 Mark aufwärts, ganze Pension nach Übereinkunft. Besitzer:
Max Kohn." |
Neubau eines
jüdischen Hotels durch Jonas Loeb (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: "Bad
Nauheim. Hotelier Jonas Loeb, kaufte das Anwesen des Herrn Geheimen
Medizinalrates Dr. Abeé am Alicenplatze und wird daraus ein großes
erstklassiges mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattetes Hôtel
erbauten." |
Saison-Eröffnungs-Essen im jüdischen Hotel Adler
(1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. April
1910: "Allgemeine Mitteilungen. In dem bekannten Hotel Adler
in Bad Nauheim fand letzten Sonntag ein Saison-Eröffnungs-Essen statt, an
dem sich zahlreiche Freunde des Hauses mit ihren Damen beteiligten.
Tafelmusik, heitere Vorträge und Gesang wechselten ab mit einer
exquisiten Speisenfolge. Der Abend war ein so angenehmer und fröhlicher,
dass man sich erst spät trennte. Hotel Adler, das mit jedem
nichtjüdischen Hotel konkurriert, hat 50 elegante Zimmer mit Balkons,
einen schönen Speisesaal und Garten mit gedeckter Terrasse. Es untersteht
der Aufsicht des Provinzialrabbiners Dr. Hirschfeld - Gießen." |
Über
die Restauration Strauss (1911)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1911: "Bad Neuheim. Koscher - Restauration - Koscher.
Siegmund Strauss Witwe. Fürstenstraße 16. Schön möblierte
Zimmer zu mäßigen Preisen, mit und ohne Pension, gute Bedienung.
Ausschnitt feiner Wurst- und Fleischwaren von L. Westheimer, Nachfolger
Frankfurt am Main hergestellt unter Aufsicht der Ritual-Kommission,
Frankfurt am Main." |
Über das Hotel
Adler (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April
1912: "Bad Nauheim. Das altbekannte Hotel Adler in Bad Nauheim
kann von uns bestens empfohlen werden. Es befinden sich dort behaglich
eingerichtete Zimmer und Salons mit Balkons. Jedem Geschmack ist Rechnung
getragen. Das Hotel ist mit einem feinen Saal und Terrassenrestaurant
verbunden. Bezüglich der Küche genießt dasselbe einen Weltruf. Das
Restaurant steht unter Aufsicht des Großherzoglichen Provinzialrabbiner
Dr. Hirschfeld, Gießen." |
Anzeige
des Excelsior-Hotels Hohenzollern von B. Vierig (1921)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1921:
"Bad Nauheim.
Excelsior-Hotel Hohenzollern. Neu renoviert. B. Vierig.
Erstklassige Küche". |
Anzeige des Hotels Flörsheim
(1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1929: "Bad
Nauheim - Hotel Flörsheim. Karlstrass 28 - Tel. 2315. Haus I. Ranges
in schönes Lage. Fließendes Wasser -
Zentralheizung." |
Anzeige von Dr. S. Weinberg (1938!)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1938: "Bad
Nauheim - Dr. med. S. Weinberg". |
Über Franz Maximilian Groedel (jüdischer
Herkunft)
Franz Maximilian Groedel, Prof.
Dr. (1881 in Bad Nauheim - 1951, beigesetzt in der Familiengruft im
allgemeinen Friedhof in Bad Nauheim; jüdischer Herkunft, Vater war ausgetreten): studierte in
München, Gießen und Leipzig (Promotion), 1919 Habilitation in Frankfurt.
1925 Ernennung zum Professor. Übernahme der väterlichen Klinik in Bad
Nauheim 1921. Gründung des Kerckhoff-Institutes in Bad Nauheim. Verfasser
von etwa 350 Publikationen im Bereich Röntgenologie
und Kardiologie (besonders bekannt sein "Atlas und Grundriss der
Röntgendiagnostik der Inneren Medizin"; die 5. Auflage durfte 1934
nicht mehr erscheinen, da er jüdischer Herkunft war). 1933 erzwungene Auswanderung in die
USA; Gründer des American College of Cardiology. (Quelle
für das Foto und weitere Informationen).
Vortrag von Martin Schlepper: Franz Maximilian Groedel. Ein deutsches
Schicksal von internationaler kardiologischer Bedeutung. Online
zugänglich.
Ansichtskarte
zur Klinik Groedel (1933)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
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Ansichtskarte mit Abbildung des Sanatoriums
Groedel, verschickt am 16. Oktober 1933 nach Budapest. Die Karte bezeugt,
dass Bad Nauheim auch noch im Herbst 1933 einen international guten Ruf
hatte: "Die Ärzte sind hervorragend gut". Dass noch ein halbes
Jahr nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten eine Karte mit
einem Foto des Sanatoriums Groedel verwendet wurde, ist
auffallend. |
Berichte über jüdische Kurgäste
Zum Tod des Chassidim-Rebbe Halberstamm aus Popow/Galizien (1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
Juli 1906: "Nauheim, 5. Juli (1905). Gestern starb hier der
Chassidim-Rebbe Halberstamm aus Popow in Galizien. Der Verstorbene, der
ein bedeutender Gelehrter gewesen ist, war eine auffallende schöne
Erscheinung." |
Geheimer
Justizrat Cassel lässt sich in Bad Nauheim operieren (1920)
Anmerkung: es handelt sich um den Geheimen Justizrat Oskar Cassel aus
Berlin (1849-1923), 1903 bis 1918 Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus und
1919 - 1920 in der Preußischen Landesversammlung; war viele Jahre
stellvertretender Vorsteher der Berliner Stadtverordnetenversammlung; wurde zum
Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. August 1920: "Geheimer Justizrat Cassel hat sich auf
seiner Erholungsreise in Bad Nauheim einer Fußoperation unterziehen
müssen. Sein Befinden gibt zu ernsten Besorgnissen keinen Anlass. Er hat
die Operation gut überstanden und befindet sich auf dem Wege der
Besserung." |
Auszeichnung für Herrn und Frau Wiener aus Lodz als treue Kurgäste (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1924:
"Bad Nauheim, 28. September (1924). Gestern erhielten Herr und Frau
Wiener aus Lodz von der hiesigen Kurverwaltung ein großes, in feinen
Farben gehaltenes Rosenbukett mit einem Schreiben, worin diesen Gäste
für Treue zu Nauheim, das sie seit Jahren regelmäßig besuchen, Dank
ausgesprochen wird, Diese angesehenen Gäste nahmen während dieser vielen
Jahre ihren Aufenthalt in dem bekannten Hotel Leopold Adler Bad Nauheim.
Herr Wiener zählt jetzt 81 Jahre." |
Zum Tod von Max Goldschmidt
aus Hoof (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 3. Juni 1927: "Hoof.
In tiefe Trauer wurde hier die Familie Max Goldschmidt versetzt.
Gemeinsam mit seinem Bruder, Gemeindeältester Siegmund Goldschmidt,
weilte er zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Bad Nauheim,
wo er am Mittwochabend im besten Mannesalter von 48 Jahren plötzlich dahingerafft
wurde. Bei allen Einwohnern, Juden und Christen, erfreute er sich der
größten Beliebtheit, und war seine Wohltätigkeit weit und breit
bekannt. Seiner Familie, sowie der schwergeprüften Mutter bringt man das
herzlichste Beileid entgegen. Die jüdische Gemeinde verliert in ihm eines
seiner besten Mitglieder. W. " |
Zum Tod von Samuel Birnbaum in Bad Nauheim, eine der
angesehensten Persönlichkeiten des holländischen Judentums (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1929: "Samuel
Birnbaum - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Amsterdam, 23. Mai (1929). Aus Frankfurt kommt die Trauerkunde, dass ganz
plötzlich und unerwartet eine der angesehensten Persönlichkeiten des holländischen
Judentums, Samuel Birnbaum, in Bad Nauheim, wo er sich zur Erholung
aufhielt, dahingeschieden ist. Aus der Schule Rabbiner Hirschs
hervorgegangen, war Samuel Birnbaum eine vorbildliche jüdische
Persönlichkeit, die ihr ganzes Leben den 3 Grundprinzipien des Judentums,
der Thora, Aboda (Gottesdienst) und dem Gemilus Chasodim
(Wohltätigkeit) weihte. Seine Tatkraft und seine jüdische und allgemeine
Bildung stellte er in den Dienst aller Wohltätigkeitsbestrebungen der
Amsterdamer Gemeinde und darüber hinaus des gesamten Judentums.
Jahrzehntelang gehörte der Verstorbene dem Kollegium der Pekidim und
Amarkalim des Heiligen Landes an und er hat in dieser Wirksamkeit nicht
nur keine Sitzung versäumt, sondern auch viele Stunden seiner Tagesarbeit
den finanziellen und organisatorischen Interessen dieser ehrwürdigen
Institution gewidmet. Er war Mitglied der Kommission, die den Neubau des
hiesigen Bes Hamidrasch (Talmudschule) ins Auge gefasst hat, gehörte zu
den hauptsächlichen Initiatoren der neuen Synagoge in Amsterdam-Süd und
übte im Stillen eine reiche vielseitige Wohltätigkeit. Von tiefster
Gottesfurcht beseelt, war er für die ganze Gemeinde eine imposante
Persönlichkeit, die sich allgemeiner Beliebtheit und Hochachtung erfreute
und dessen allzu früher Heimgang von weitesten Kreisen beklagt wird. Die
Bestattung fand heute um 3 Uhr auf dem Begräbnisplatz Miederberg statt.
In vielen ergreifenden Reden wurden Persönlichkeit und Wirksamkeit Samuel
Birnbaums gefeiert. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Der Strikower Rebbe als Kurgast in Bad Nauheim (1930, 1931 und
1932)
Anmerkung: Strikow meint die heutige Stadt Stryków in der polnischen
Wojewodschaft Lodz, wo noch bis in die 1930er-Jahre 2000 der etwa 5000 Einwohner
jüdischen Glaubens waren.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3.
Juli 1930: "Strikower Rebbe in Bad Nauheim. Der Strikower
Rebbe, Rabbi Chanoch Sadia, der bekannte Initiator, Gründer und
Präsident der Schomre Schabbos-Organisation in Polen, hat diese Woche
seinen Kuraufenthalt in Bad Nauheim genommen. Er wohnt in der
Fürstenstraße 15. Rabbi Chanoch gehört zu den bedeutendsten Rebbes in
Polen und ist als Toragelehrter und Zaddik
allbekannt." |
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Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1931: "Der
Strikower Rebbe in Bad Nauheim. Der bekannte und in Polen viel
berühmte Strikower Rebbe, R. Chanoch Saadja, ist in Bad Nauheim zur Kur
eingetroffen und hat in der Fürstenstraße 15 Wohnung genommen." |
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Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1932: "Bad
Nauheim, 7. Juli (1932). Der bekannte Strikower Rebbe weilt zum Kurgebrauch
hier und wird 4 Wochen bleiben." |
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