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Friedberg (Wetteraukreis)
mit Stadtteilen Dorheim und Fauerbach
sowie Ober-Rosbach (Rosbach vor der Höhe, Wetterkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Friedberg
bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Sie
erscheint erstmals in einer Reichssteuerliste von 1241/42, nach der die Juden
der Stadt zusammen mit denen der ganzen Wetterau den beträchtlichen Betrag von
150 Mark als Reichssteuer zu zahlen hatten. 1275 erhielt der Burggraf von
Friedberg auf Anweisung von Rudolf von Habsburg das Recht, Juden in der Stadt
aufzunehmen. Die Höhe der Steuer wurde durch den König festgelegt (1279 130
Mark allein für die Friedberger Juden). Die Friedberger Juden lebten
insbesondere von der Geldleihe. Sie besaßen mehrere Hauser und Hofstätten; ein
Steinhaus gehörte einer Jüdin Reichelin. Die jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen
eine Synagoge, ein bis heute erhaltenes Bad
(Mikwe) und einen Friedhof.
Unter den Gelehrten der Gemeinde ist namentlich Jehuda ben Mose ben Salomon
ha-Kohen, ein Verwandter R. Meirs von Rothenburg
bekannt. Die schweren Judenverfolgungen 1338 ("Armleder"-Verfolgung)
und 1349 (Pestzeit-Verfolgung; in Friedberg nach dem 5. Juni 1349) trafen
die jüdische Gemeinde schwer: nach der Verfolgung in der Pestzeit lebten keine
Juden mehr in der Stadt. Am 13. September 1350 verkaufte Ulrich von
Hanau, Landvogt der Wetterau, den Bürgern und der Stadt die Synagoge, das Bad,
die Wohnhäuser und Hofstätten der Juden.
Erst seit 1360 lebten wieder einige Juden in Friedberg. Ihre Häuser
konzentrierten sich immer mehr auf die "Judengasse" (zwischen 1488 und
1513 mehrfach genannt), die parallel zur Hauptstraße (heute Kaiserstraße)
verlief (beziehungsweise immer noch verläuft).
1566 wurden 34 jüdische Familien gezählt. Um 1600 gab es in
Friedberg mit etwa 500 jüdischen Einwohnern eine der damals größten jüdischen
Gemeinden in Deutschland. 1603 wurde Friedberg zum Sitz eines der fünf
zentralen rabbinischen Appellationsgerichte des Reiches bestimmt. Jeschiwa und
Rabbinat in Friedberg hatten dieselbe Bedeutung wie diejenigen in Frankfurt,
Worms und Prag. 1625 wurden 89 jüdische Familien in der Stadt gezählt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es vorübergehend mehr Juden in
Friedberg als Christen. Zwischen 1670 und 1680 lebten einzelne jüdische
Familien außerhalb der Judengasse. 1683 wurden 75 jüdische Familien gezählt.
Damals setzte bereits ein gewisser Bedeutungsverlust der Stadt ein.
Friedberg blieb allerdings ein für die ganze Region wichtiger Rabbinatssitz
bis ins 19. Jahrhundert. Unter den Rabbinern werden u.a. genannt: R.
Elieser Lipmann, Sohn des Rabbiners Isak (1562 vor der Synagoge durch einen
österreichischen Offizier ermordet; der Mörder wurde später hingerichtet); R.
Chajim ben Bezalel aus Posen (Bruder des Hohen Rabbi Löw in Prag; Rabbiner
in Friedberg von 1569 bis zu seinem Tod 1588); R. Josef Mose ben Abraham
(gest. 1601 in Friedberg; Sohn Abraham Naftali war ab 1583 Rabbiner in
Frankfurt; Familie nannte sich später Hahn, siehe unten Bericht über Joseph
Juspa Nörlinger Hahn); R. Jakob ben Ascher Hakohen (Rabbiner bis 1615 in
Friedberg); R. Mose ben Jisai Josef Bürgel (aus Bürgel,
gest. 1643); R. Simon ben Meier (gest. 1657); R. Joseph ben Moshe
Hacohen (Rabbiner von 1658-1667); R. Benjamin Wolf Epstein (Rabbiner
1669-1681); R. Josef Maier (Rabbiner in Friedberg von 1690 bis 1704); R.
Elieser Sohn des R. Jizchak (bis zu seinem Tod 1711), R. Jakob b. Raphael
Epstein (gest. 1730); R. Gerson ben Jechiel Landsberg (um 1742), R.
Michel Bär Oppenheim (gest. 1750); R. Wolf Kohen Popers (Rabbiner
1750-57); R. Samuel Kohn (Popers; 1758-1779); R. Jekutiel
Salomon ben Naftali Herz Posen (Rabbiner von 1780 bis zu seinem Tod 1793); R.
Josef Gersfeld (Rabbiner 1799-1802). Letzter Rabbiner in der Stadt war R.
Feibesch Frankfurter (nach Frankfurt an der Oder; gest. 1841); mit seinem
Tod ist das Rabbinat Friedberg erloschen. Die jüdische Gemeinde wurde 1842 dem
Rabbinat Gießen unterstellt.
Im 18. Jahrhundert lebten 1729 72 jüdische Familien in der Stadt; 1788
468 jüdische Personen (17 % von 2747).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1861 363 jüdische Einwohner (7,7 % von insgesamt 4.691), 1880 438
(9,0 % von 4.869), 1890 469 (8,9 % von 5.276), 1910 491 (5,1 % von 9.518).
Zur Gemeinde in Friedberg gehörten auch die in Ober-Rosbach und Dorheim (1924 11
beziehungsweise 8; 1932 in Ober-Rosbach 11) lebenden jüdischen Einwohner. Dazu
kamen auch die in dem seit 1901 zu Friedberg eingemeindeten Fauerbach
lebenden jüdischen Familien.
An Einrichtungen bestanden u.a. eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Konfessionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren verschiedene Personen
angestellt. Nachdem in der Mitte des 19. Jahrhunderts kein Rabbiner mehr vor Ort
war, war jeweils ein Lehrer, Kantor und Schochet in der Gemeinde, zeitweise gab
es auch mehrere Personen für diese Aufgaben. So wurde 1884 die Stelle des 1.
Kantors und Lehrers ausgeschrieben und mit Heinrich Ehrmann besetzt (er
blieb auf dieser Stelle bis 1924 und war über vier Jahrzehnte angesehenes
geistiges Oberhaupt der Gemeinde, siehe unten die Berichte zu seinem Tod 1931),
sowie 1893 separat davon die Stelle des 2. Kantors und Schochet (1900 bis 1920
hatte Lehrer Neumann diese Stelle inne). An Lehrern werden
noch genannt: um 1865 Lehrer Morgenstern.
Die Gemeinde gehörte nach
Auflösung des eigenen Rabbinates zum liberalen Provinzialrabbinat Oberhessen
mit Sitz in Gießen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier
Ludwig Aaron (geb. 22.10.1883 in Friedberg, gef. 21.4.1915), Berthold Appel
(geb. 6.11.1894 in Friedberg, gef. 25.8.1916), Herrmann Appel (geb. 12.6.1890 in
Friedberg, gef. 25.9.1915), Unteroffizier Ernst Ascher (geb. 21.8.1895 in
Hamburg, gef. 8.6.1917), Nebbo Baer (geb. 21.9.1891 in Seligenstadt, gef.
7.3.1917), Wilhelm Ballin-Oppenheimer (geb. 7.9.1889 in Heldenbergen, gef.
24.4.1918). Sanitäts-Unteroffizier Simon Kassel (geb. 2.10.1886 in Friedberg,
15.7.1918), Unteroffizier Willi Leopold (geb. 22.5.1896 in Gettenau, gef.
16.10.1918), Ludwig Jakob Meyer (geb. 12.1.1894 in Friedberg, gef. 22.3.1918),
Max Meyer (geb. 4.4.1889 in Friedberg, gef. 11.11.1916), Paul Seligmann (geb.
23.8.1899 in Friedberg, gef. 29.8.1918), Max Simon (geb. 30.1.1901 in Hamburg,
gef. 8.12.1914), Josef Simons (geb. 1.10.1879 in Eltville, gef. 11.8.1918),
Robert Steinhardt (geb. 29.7.1887 in Friedberg, gef. 24.6.1916), Leopold Stern
(geb. 11.2.1888 in Friedberg, gef. 22.8.1914). Außerdem sind gefallen:
Vizefeldwebel Heinrich Fürth (geb. 12.3.1893 in Friedberg, vor 1914 in Leipzig
wohnhaft, gef. 2.6.1916), Vizewachtmeister Wilhelm Fürth (geb. 29.7.1889 in
Friedberg, vor 1914 in Leipzig wohnhaft, gef. 21.6.1916), Sally Mainz (geb.
27.1.1880 in Friedberg, vor 1914 in Bad Orb wohnhaft, gef. 25.9.1815), Friedrich
Schott (geb. 7.11.1888 in Friedberg, vor 1914 in Burggräfenrode wohnhaft, gef.
9.4.1918).
Um 1924, als 380 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (Zahl von
1925; 3,4 % von insgesamt 11.094 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher:
Ferdinand Krämer, Julius Kann, Julius Engel, Elias Hofmann, Bernhard Rosenthal,
Theodor Seligmann und Isidor Stern. Als Lehrer und Kantor war bis Frühjahr 1924
Heinrich Ehrmann tätig, als neuer Lehrer, Kantor und Schochet begann in diesem
Jahr Alfred Seelig; als Rechner wird D. Steinhardt genannt, als Synagogendiener
L. Rosenfeld. Die Religionsschule der Gemeinde unter Lehrer Seelig wurde
von 30 Kindern besucht. Lehrer Seelig erteilte insgesamt etwa 60 Kindern den
Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen. An jüdischen Vereinen gab
es: Männer Kippe Gemiluth Chesed (gegründet 1680, 1932 unter Leitung
von Max Sonn, Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung, Bestattungswesen), Frauen
Kippe Gemiluth Chesed; gegründet 1830, 1932 unter Leitung von Hedwig Seelig;
Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen;
1932 18 Mitglieder); Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein e.V.
(gegründet 1887; 1924-/32 unter Leitung von Jenny Krämer; Zweck und
Arbeitsgebiet: Krankenfürsorge, Wöchnerinnenfürsorge, Brautausstattung; 1932
100 Mitglieder); Israelitischer Holzverein (gegründet 1775;
1924/32 unter Leitung von Lehrer H. Ehrmann; Zweck und Arbeitsgebiet: Verteilung
von Brennmaterial, 1932 46 Mitglieder), Israelitischer Hilfsverein
(Zinslose Darlehen; 1924/32 unter Leitung von Julius Kann; Zweck und
Arbeitsgebiete: Gewährung zinsloser Darlehen gegen Stellung von Bürgen, 1932
50 Mitglieder), Verein für Wanderarme (1924 unter Leitung von M.
Scheuer), Gegenseitigkeitsverein (Chewroh Kadischoh; für
Beerdigungszwecke, 1924 unter Leitung von S. Wolf, 1932 unter Siegfried
Rothschild; Zweck und Arbeitsgebiete: Übernahme von Beerdigungskosten für die
Mitglieder, Gewährung kleinerer Darlehen an Unbemittelte, 1932 110 Mitglieder),
Verein Gemilus Chassodim (als Männerverein und als Frauenverein;
für Beerdigungszwecke; 1924 unter Leitung von S. Wolf), Kawronimverein
(für Beerdigungszwecke), Stundentenunterstützungsverein (gegründet
1920; 1924/32 unter Leitung von Dr. M. Oppenheimer; Zweck und Arbeitsgebiet:
Unterstützung hilfsbedürftiger Studenten), Ortsgruppe des Centralvereins
(1924 unter Leitung von Dr. S. Rosenthal, 1932 unter Rechtsanwalt Dr. Krämer), Verein
Harmonie (Gesangverein; 1924 unter Leitung von Isidor Stahl), Arbeitsgemeinschaft
der Vereine (Ausgleichsfonds und Zentrale der israelitischen Vereine; 1924
unter Leitung von Siegfried Rothschild; 1932 als Arbeitsgemeinschaft der jüdischen
Wohltätigkeitsvereine bzw. Örtliche Zentrale für jüdische genannt).
1932 waren die Gemeindevorsteher Ferdinand Krämer (1. Vors.),
Siegfried Rothschild (2. Vors.), Dr. Oppenheimer (Schriftführer) und zwei
weitere Gemeindegliedglieder. Der Gemeindevorstand hatte einen Kultusausschuss
(Vorsitzender Dr. S. Rosenthal), einen Bauausschuss (Vorsitzender S. Rothschild)
und einen Finanzausschuss (Vorsitzender S. Krämer). Im Schuljahr 1931/32
besuchten 41 Kinder den Religionsunterricht der Gemeinde. Als koschere
Speiseeinrichtung in der Stadt gab es in der Kaiserstraße eine "Mensa
Akademica Judaica".
1933 lebten 305 jüdische Personen in der Stadt (2,7 % von insgesamt
11.130 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Im Anschluss an die Pogromnacht im November 1938
kam es in den Mittagsstunden des 10. November 1938 zu massiven Gewaltakten und
Übergriffen auf die jüdischen Bürger der Stadt. Friedberger Bürger -
Angehörige der SA, Geschäftsleute, Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und
Jungvolk prügelten Juden durch die Strassen, stürmten und plünderten deren
Wohnungen und Läden, verwüsteten die Synagoge und steckten sie in Brand.
Große Teile der Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom tatenlos
zu. Manche feuerten die Brandstifter auch an.
Im Mai 1939
wurden noch 114 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Von ihnen sind 46
Ende 1939/40 verzogen, überwiegend nach Frankfurt; weitere neun konnten noch
ins Ausland emigrieren. Die letzten jüdischen Einwohner wurden in
"Judenhäusern" (u.a. Judengasse 9) zwangseingewiesen. Am 5. Februar
1942 wurden noch 63 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Am 16. September
1942 erfolgte die Deportation; Sammelplatz war die Turnhalle der
Augustinerschule, in der die über 60 Menschen die Nacht vor der Deportation verbringen
mussten.
Von den in Friedberg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Berta
Aaron geb. Cahn (1889), Otto Aaron (1876), Elsa Adler geb.
Bär
(1888), Emil Adler (1879), Dorothea Arnstein (1882), Clara Bachrach geb. Groedel
(1871), Herta Ballin geb. Speyer (1903), Johanna (Hannchen) Ballin geb. Strauss
(1866), Liesel P. Ballin (1925), Ernst Simon Ballin-Oppenheimer (1894), Inge
Ballin-Oppenheimer (1931), Mathilde Beißinger geb. Meyer (1879), Elisabeth
Bernstein geb. Seligmann (1904), Franz Bildstein (1927), Johanna Bing geb. Stern
(1881), Mathilde Bloch geb. Grödel (1876), Irma Blumenthal geb. Cahn (1884),
Adele Bonné geb. Goldmann (1867), Ida Buxbaum geb. Löwenstein (1898), Albert
Cahn (1888), Albert Eckstein (1891), Berta Eckstein geb. Marx (1895), Heinz L.
Eckstein (1928), Hermann Eckstein (1881), Jakob Eckstein (1877), Marben Eckstein
(1884), Martin Eckstein (1890), Martin Eckstein (1926), Norbert Eckstein (1929),
Siegfried Eckstein (1884), Rosa Ehrenfeld geb. Rosenfeld (1903), Julius Ehrlich
(1882), Max Ehrlich (1878), Johanette Eisemann geb. Hermann (1867), Sophie
Eisemann geb. Löwenstein (1902), Theodore Emanuel (1890), Johanna Gohr geb.
Kahn (1888), Helenius Goldmann (1859), Betty Goldschmidt geb. Löwenstein
(1903), Ernst Grödel (1863), Laura Großmann geb. Engel (1866), Elise (Else)
Grunert geb. Mayer (1891), Rosa (Rosalie) Grünebaum geb. Kassel (1896), Hermann
Grünewald (1878), Isidor Grünewald (1876), Klara Flora Grünewald geb. Kassel
(1888), Malchen Grünewald geb. Speier (1890), Mathilde Grünewald geb. Köhler
(1887), Mathilde Haas geb. Nathan (1884), Sophie Haas geb. Seligmann (1876), Ida
Hammel (1875), Flora Heidingsfelder geb. Simon (1883), Rosa Heilbut geb. Hanau
(1876), Julius Hessel (1890), Leo Höxter (1880), Jonathan Kahn (1942), Margot
Karla Kahn geb. Haas (1918), Paula Kahn geb. Rosenthal (1895), Recha Kahn geb. Löb
(1878), Hedwig Kaufmann geb. Emanuel (1893), Hermann Kaufmann (1882), Amalie
Klein geb. Schulhoff (1864), Dr. Friedrich Hermann Levi (1888), Paula Levi geb. Löwenstein (1907), Edith Liebmann
(1925), Paula Liebmann geb. Cahn (1893), Max Loeb (1879), Clara Löwenstein geb.
Arnstein (1875), Siegmund Maas (1869), Ernst Mai (1891), Lotte Mai (1907),
Franziska Marx geb. Stahl (1872), Antonie Maurer geb. Neuhof (1895), Ernestine
Meier geb. Simon (1878), Isaak Meier (1875), Paula Mendel geb. Sichel (1898),
Rosa Metzger geb. Neuhof (1883), Gisela Meyer (1931), Jenny Meyer geb.
Steinhardt (1903), Moritz Meyer (1874), Arthur Neuhof (1878), Helene Neuhof geb.
Siesel (1860), Jenny Neuhof (1881), Karl Neuhof (1891), Johanna Oestrich geb.
Oppenheimer (1878), Hedwig Oppenheimer geb. Stern (1873), Josef Pollach (1900),
Meta Pollach geb. Cassel (1905), Jettchen Reichenberg geb. Strauß (1885),
Moritz Reichenberg (1878), Sally Reichenberg (1886), Alfred Rosenfeld (1903),
Blanka Rosenfeld geb. Strauß (1908), Helene Rosenfeld (1907), Greta Rosenthal
geb. Steinhardt (1891), Kurt Rosenthal (1923), Meier Rosenthal (1884), Frieda
Rossmann geb. Schaps (1907), Kaufmann Rossmann (1893),
Siegfried Rossmann (1895), Dina Rothschild (1896), Sophie Rothschild
(1891), Adele Schaps geb. Adler (1881), Isidor Schaumburger (1891), Gerhard
Schlochauer (1924), Adolf Schloss (1860), Hans Schloss (1930), Siegfried Schloss
(1868), Emilie Schreiner geb. Simon (1881), Alfred Seewald (1898), Friederike
Seewald geb. Lublin (1896), Leo Seewald (1930), Marianne Seewald (1937), Jenny
Sichel (1892), Kurt Simon (1931), Max Zhiel Simon (1896), Sally Simon (1889),
Walter Simon (1924), Albert Stahl (1875), Berthold Stern (1893), Frieda Stern
(1920), Regina (Rosa) Stern geb. Nathan (1892), Sara Stern geb. Sommer (1860),
Sigmund Stern (1869), Willy Stern (1870), Thekla Strauss geb. Bentheim (1860),
Bettina Weihl geb. Hammel (1899), Johanna Weiler geb. Ballin-Oppenheimer (1910),
Antonie Wertheimer geb. Junker (1896), Hannchen Wertheimer geb. Junker (1863),
Julius Wertheimer (1885), Alice Wolf geb. Haas (1899), Hedwig Zuntz geb. Hammel
(1901).
Nach 1945 lebten für wenige Jahre einige "Displaced Persons" in der
Stadt; 1947 unterzeichnete ein Moses Weinstein als Vertreter der
"Jüdischen Gemeinde Friedberg". Nach Gründung des Staates Israel
haben die meisten der "Displaced Persons" die Stadt verlassen. Eine
jüdische Gemeinde entstand nur im benachbarten Bad
Nauheim.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Situation in der Gemeinde Ende des 18. Jahrhunderts
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. November 1902: "In Friedberg war gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verarmung unter
den Juden eine ganz ungeheuer große; mussten sich doch von den 72 damals
hier wohnenden Familien 37 das Mehl zu ihrem Mazzot von der Gemeinde
erbitten. Da aber viele dieser armen Leute nicht mehr imstande waren,
einen der Wanderbettler zu speisen, wenn er mit einem 'Blett' zu ihnen
kam, so wurde in einem solchen Falle die Verpflegung zwar von der Gemeinde
besorgt, die Auslagen dafür aber wurden als 'Hypothek' auf das 1/3 Häuschen,
das jedes Gemeindemitglied sein eigen nannte, in das Gemeindebuch
eingetragen. Nur in einem einzigen Fall wurde die Bezahlung dieser alten
Forderungen von den Erben verweigert; es waren eben Ehrenschulden." |
Reisebericht aus dem 18.
Jahrhundert
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Von Gießen
auf Friedberg, eine alte kaiserliche Freistadt. Hier ist zu verwundern,
dass diese Stadt gar hoch auf einem Berg liegt und hat einen tiefen
Brunnen, wo man das Wasser mit Ketten heraufwindet mit großer Mühe; sind
auch gar tiefe Keller und man sagt: kalte Keller, kühler Wein. Ich habe
hier die erste Judengasse gesehen; wohnen etwa 120 in dieser Gasse; sie
haben eine schöne Schul (Synagoge), welche gar alt ist; sie haben auch
einen tiefen Brunnen (sc. das Judenbad) in ihrer Gasse." |
Allgemeiner Bericht aus der Gemeinde (1893)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1893: "Friedberg in Hessen, 26. März (1893). Der Vorstand unserer Gemeinde
hat die Einrichtung getroffen, dass allmonatlich an einem
Samstagnachmittag vor dem Gottesdienst, in der Synagoge durch Lehrer
Ehrmann Schrifterklärung abgehalten wird, welche Einrichtung sich sehr
gut bewährt, da um diese Zeit auch die Schuljugend dem Gottesdienste
anwohnen kann. So wird jetzt eine Reihe von Vorträgen über den Talmud gehalten. In unserer
Religionsschule wurde vorigen Sonntag Prüfung
gehalten und fand nachher unter großer Beteiligung der Gemeinde
feierlicher Schlussakt in der Synagoge statt, wobei Rede, Gesang und
Vortrag der Schüler abwechselten, sodann wurden an fleißige Schüler 25
Prämien, bestehend aus schönen Büchern, verteilt. Unsere
Religionsschule wird wohl eine er besten in unserem Lande sein. Überhaupt
sind unsere Gemeindeeinrichtungen in steter Besserung begriffen. Der
Schulsaal ist groß und geräumig hergestellt, der Friedhof mit guten
Wegen angelegt und eine zweckmäßige, würdige Leichenhalle erbaut usw.
Auch hat unsere Gemeinde von Frau Konsul Stiebel in Frankfurt das alte Römerbad
(sc. das Judenbad),
welches vielleicht 800 Jahre Gemeindeeigentum war, wieder zurückgekauft,
um dasselbe würdig herzustellen. Dasselbe ist eines der hervorragendsten
Altertümer der Stadt. Zum Schlusse kann ich Ihnen noch die angenehme
Mitteilung machen, dass die Juden hier in Friedberg, obschon 9 Prozent der
Bevölkerung bildend, und wir mitten in der antisemitischen Bewegung
leben, mit unseren christlichen Mitbürgern ohne Unterschied des Standes
in großem Frieden leben." |
Wertvolle Judaica aus Friedberg im Frankfurter "Museum
jüdischer Altertümer" (1938)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1938: "Aus
dem Museum jüdischer Altertümer. Wegen des großen Interesses, das
die im Museum jüdischer Altertümer ausgestellte Sammlung Nauheim bei
allen Besuchern findet, hat die Leitung des Museums sich entschlossen,
diese wichtigen und schönen Bestände vorläufig nicht, wie ursprünglich
beabsichtigt, in die einzelnen Sachabteilungen aufzuteilen, sondern sie
als Ganzes stehen zu lassen. …
Im Folgenden Raum (sc. nach der Abteilung Frankfurt) sind erstmals die
wichtigsten Stücke ausgestellt, die durch die Arbeiten der
Denkmalschutzstelle des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden
in die Sammlung als Überweisungen und Leihgaben aus Gemeinden der
Umgebung Frankfurts gelangten. Vor allem sind hier Stücke aus Friedberg
und Wetzlar zu nennen, die für unser Museum von besonderem Interesse
sind, weil sie zum großen Teil von Frankfurter Meistern gearbeitet
wurden. Diese Gegenstände zeichnen sich durch Schönheit der Form und der
Arbeit aus, einige sind durch ihre frühe Datierung wertvolle Dokumente
der Entwicklung des jüdischen Kultgeräts. Aus Friedberg sind zu
nennen: ein Besomimturm, der das Datum 1651 trägt, wahrscheinlich aber
schon im 16. Jahrhundert entstanden ist, ein prachtvolles Toraschild und
eine reich ornamentierte silberne Torakrone; aus Wetzlar und dem
benachbarten Aßlar…". |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, des jüdischen
Lehrerseminars und der Schule
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1884 / 1893
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884:
"Die Kantor-
und Lehrerstelle
der israelitischen Kultusgemeinde dahier wird bis zum
1. Juli vakant. Mit dieser Stelle ist ein Jahresgehalt von Mark 1.800
nebst freier Wohnung verbunden.
Seminaristisch geprüfte Lehrer, die zugleich musikalische Bildung
besitzen um einen Synagogenchor leiten zu können, einen religiösen
Lebenswandel führen, wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse längstens
bis zum 15. Mai an unterzeichnete Stelle wenden.
Friedberg (Hessen). Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. August 1893:
"In
hiesiger Gemeinde ist vakant und womöglichst bald zu besetzen die Stelle
eines
Schochets und II. Kantors (Bal Kore), welcher auch im Chorgesang
bewandert ist.
Gehalt Mark 600 fix und Einkommen der Schechita Mark 800.
Offerten mit Zeugnisabschriften sind an den unterzeichneten Vorstand zu
richten. Reisekosten werden nur dem Gewählten erstattet.
Friedberg,
Hessen, im August 1893. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. E.
Loeb." |
|
Dieselbe
Ausschreibung erfolgte in der orthodoxen Zeitschrift "Der
Israelit" vom 17. August 1893.
Eine zeitgleiche Ausschreibung
in der liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
und der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" zeigt den insgesamt liberalen Charakter der
damaligen Gemeinde. |
Diskussion um das jüdische Lehrerseminar in Friedberg (1880)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30.
November (1880). Darmstadt, im November (1880). Seit mehreren
Jahrzehnten hat man unter den Israeliten des Großherzogtums Hessen hie
und da das Bedauern ausgesprochen, dass an den beiden Lehrerseminarien des
Landes, zu Bensheim und zu Friedberg, kein jüdischer Religionsunterricht
erteilt und die Zöglinge jüdischer Konfession keine Gelegenheit fänden,
sich die für ihren künftigen Beruf als Religionslehrer nötigen
Kenntnisse erwerben zu können. Als nun vor ungefähr 2 Jahren in der 2.
Kammer der Stände eine desfallsige Interpellation an die Regierung
gerichtet wurde, gab diese die Erklärung ab: an dem neu zu gründenden
Seminar zu Alzey werde der dortige Rabbiner behufs Erteilung des
Religionsunterrichts angestellt und für dieselbe aus der Staatskasse
honoriert werden. Dieses ist denn auch geschehen. Anfangs dieses Monats
ist das Seminar feierlichst eingeweiht und eröffnet worden. –
Unterdessen hat aber die orthodoxe Partei in Frankfurt am Main die Sache
in die Hand genommen. Seit längerer Zeit sendet sie zweimal wöchentlich
einen Lehrer aus dem Hirsch'schen Lehrerpersonal nach Friedberg, um die
dortigen Seminaristen zu unterrichten. Der Unterricht soll, wie man hört,
im Rabbinischen bestehen. Auch sind vor einigen Wochen seitens der
Orthodoxen bei der Regierung Schritte getan worden, dieselbe zu
veranlassen, den in dem Friedberger Seminar befindlichen Zöglingen den
weiteren Aufenthalt daselbst zu gestatten. Denn nach der ursprünglichen
Intention sollten sich alle jüdischen Zöglinge dem Alzeyer Seminar
zuwenden. Wie man hört, soll die Regierung, weit entfernt, irgendeinen
Zwang ausüben zu wollen, dem Gesuche willfahren haben. Ob aber auch neu
Hinzutretende in Friedberg Aufnahme finden, ist noch eine offene Frage.
Die Orthodoxen sollen ihr Gesuch damit begründet haben, dass die
Schulaspiranten sich meistens in Landgemeinden um eine Anstellung
bewerben, diese seien durchweg orthodox und würdigen Anstoß nehmen, wenn
jene ihren Unterricht von einem der Neologie huldigenden Rabbiner erhalten
hätten. – Dem sei nun, wie ihm wollen. So viel steht fest: bei der
Krisis, die dem Judentume von außen droht, sind beide Parteien, die
orthodoxe und die reformatorische, mehr denn je darauf angewiesen, Frieden
unter sich zu erhalten, und wer diesen Frieden stört, ist ein Feind des
Judentums". |
Zum Tod des Kantors (Vorbeters) K. Buchsweiler - 40 Jahre in der Gemeinde tätig
(1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1891: "Gestern, am
Purimfeste, wurde der Kantor unserer Gemeinde, Herr Buchsweiler, zu seiner
letzten Ruhe gebracht. Der Verstorbene hat in beinahe 40jähriger, treuer
Pflichterfüllung sein Amt in hiesiger Gemeinde ausgeübt, und in allen
Wohltätigkeitsanstalten eine unermüdliche, hingebende Tätigkeit
bewiesen. Unsere Gemeinde wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Friedberg (Hessen)." |
Zum Tod von Mayer H. Hirsch (1882)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1882: "Friedberg, im Juni (1882). Die hiesige israelitische Gemeinde hat einen
großen Verlust erlitten. Herr Mayer J. Hirsch ist von dem Schauplatze
seiner irdischen Tätigkeit abberufen worden. Der verewigte, der aus einer
angesehenen Rabbinerfamilie im Elsass stammt, hatte sein ganzes Leben den
drei Grundpfeilern des Judentums, der Gotteslehre, dem Gottesdienst und
der Ausübung von Wohltaten gewidmet. Namentlich hatte er sich stets sehr
darum bemüht, dass die jüdischen Zöglinge des hiesigen Lehrerseminars
auch in den Dingen Unterricht erhalten, die für ihren künftigen Beruf
als jüdische Lehrer notwendig sind. – Die hiesige israelitische
Gemeinde ist eine der ältesten in Deutschland. Große Männer haben hier
gelehrt und gewirkt, so Rabbi Chajim ben Bezalel, der berühmte Bruder des
noch berühmteren, hohen Rabbi Löw von Prag, Rabbi Eliahu Baal-Schem, der
Enkel des Rabbi Joselmann von Rosheim, und viele andere. Der alte Glanz
ist dahin, und mit Rabbi Mayer J. Hirsch ist der letzte Überrest
erloschen. Mögen die jüngeren Kräfte sich bestreben, die große Lücke
auszufüllen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Prüfungen an der Realschule im jüdischen Religionsunterricht (1882)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1882: "Friedberg, Hessen, 20. August (1882). Im Anschluss an die dieser Tage
stattgehabten Realschulprüfungen fand am 12. dieses Monats im Lokale der
Augustinerrealschule unter Leitung des Herrn Lehrer Heß und in Gegenwart
des Großherzoglichen Realschuldirektors Herrn Dr. Möller, einiger
Vertreter der höheren Schulbehörde und Geistlichkeit, sowie mehrer
anderer Lehrer und Angehörigen der Schüler eine spezielle Prüfung der
israelitischen Realschüler in der Religionslehre von der achten bis zur
ersten Klasse statt. Ohne auf die Einzelheiten derselben näher
einzugehen, sei uns gestattet zu berichten, dass das Ergebnis im Ganzen
ein recht befriedigendes gewesen und von der Vortrefflichkeit der jetzigen
Einrichtung und dem vereinten Streben des Lehrers und der Schule Zeugnis
ablegte. Sämtliche Examinanden bis auf verschwindend kleine Ausnahme
beweisen, durch die schnelle und korrekte Beantwortung der an sie
gestellten Fragen ihre gründliche Vorbereitung in den ihrem Alter
entsprechenden Religionswissenschaften, als: Glaubens- und Pflichtenlehre,
biblische und nachbiblische Geschichte, Literaturgeschichte bis etwa zur
Zeit Moses Mendelssohns. Die Prüfung währte nahezu zwei Stunden und
folgten die Zuhörer derselben mit sichtlichem Interesse. – Nicht unerwähnt
wollen wir lassen, dass auch an der hiesigen Musterschule der fragliche
Unterricht in gleicher Weise geordnet ist und wir diese segensreichen
Veranstaltungen nicht allein den neuen Schulgesetzen, sondern auch der
Initiative des Stadtrats Herrn Eduard Hirsch verdanken, der mit Hilfe der
hiesigen Schulbehörde und des genannten Lehrers Herrn Heß System und
Plan in diesen Unterrichtszweig bracht. Zu wünschen wäre noch, dass auch
den fakultativ hebräischen Fächern eine ebensolche Aufmerksamkeit
seitens der Rabbiner und Vorsteher zuteil werden möge." |
Zurruhesetzung von Lehrer Heinrich Ehrmann (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1924: "Friedberg
(Hessen), 18. März (1924). Herr Lehrer Heinrich Ehrmann, der in diesem
Jahre auf eine vierzigjährige Tätigkeit als Kantor und Religionslehrer
in unserer Gemeinde zurückblicken kann, wurde anfangs Februar dieses
Jahres auf Grund des Gesetzes über die Altersgrenze in den Ruhestand
versetzt. Aus diesem Anlass veranstaltet unsere Gemeinde am Schabbat
ki tissa einen besonderen Festgottesdienst, der zu einer spontanen
Kundgebung der Verehrung des Jubilars wurde. Als vor 40 Jahren Herr Lehrer
Ehrmann sein Amt als Lehrer an der seinerzeit unter der Leitung Rabbiner
Hirschs – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – stehenden Präparandenanstalt zu
Burgpreppach mit dem eines Religionslehrers in Friedberg vertauschte, da
mag ihn die Aufgabe gereizt haben, Torawissen und Toraleben in eine
Gemeinde hineinzutragen, die schon jahrzehntelang von der liberalen
Gedankenwelt angekränkelt war und eben im Begriffe stand, hie und da in
die Liturgie einzugreifen und sie mehr den liberalen Anschauungen
anzupassen. Dass dies seinerzeit verhindert wurde und dass noch heute
unser Gemeindegottesdienst sich streng an die Gebräuche der orthodoxen
Frankfurter Gemeinde anpasst, das ist das unbestreitbare Verdienst unseres
Lehrers. Ebenso ist es seiner unzweideutigen, konzessionsfeindlichen
Stellungnahme zu danken, dass in unserer Gemeinde sämtliche Institutionen
des orthodoxen Gemeinwesens unversehrt erhalten geblieben sind. Und ebenso
zielbewusst im Sinne der Orthodoxie war sein Wirken in der Schule. Seine Zöglinge
folgten willig seinen Anleitungen, lauschten mit Freude auf die Worte der
Tora, die er ihnen vortrug und meisterhaft erläuterte. Wenn es auch nicht
gelang, diese jugendlich Begeisterten für immer zu Befolgern des
Gottesgesetzes zu machen – wirkte doch das Elternhaus der Erziehung der
Religionsschule sehr oft geradezu gewaltsam entgegen – so ist es
zweifellos sein Verdienst, das Interesse für jüdisches Leben und jüdisches
Wesen in den Herzen seiner Schüler für immer geweckt zu haben. Seinem
Lehrsystem und seiner Lehrtätigkeit war aber nur deshalb dieser Erfolg
beschieden, weil er seine Schüler die Tora nicht nur lehrte, vielmehr
weil er ihnen das Gottesgesetz auch in eigener Person … vorlebte. Sein
Wirken auf allen Gebieten des jüdischen Pflichtenlebens ist mustergültig
und seine Opferbereitschaft beispiellos. So ergänzt sich in ihm Mensch
und Lehrer, und diese Verbindung macht ihn zu jener Persönlichkeit, die
hoch geachtet und verehrt wird, nicht nur in seiner Gemeinde, sondern auch
in den Reihen seiner nichtjüdischen Berufskollegen. Dass der
wohlklingende Name Ehrmanns, den wir mit Stolz 'unseren Lehrer'
nennen, aber auch weit hinaus über die Grenzen unseres Städtchens
bekannt und hoch geachtet ist, dafür hat seine Tätigkeit genügend
gesorgt.
(Wir wünschen dem verdienten Lehrer, in dem die gesetzestreue
Lehrerschaft Hessens einen treuen Führer hat und wir einen langjährigen
Freund und Mitarbeiter schätzen, noch lange Jahre ungetrübten Glückes
im Kreise seiner Familie und reger geistiger Produktion zum Nutzen für
Jung und Alt bis hundert Jahre.
Redaktion des 'Israelit'.)" |
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Heinrich Ehrmann (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1926: "Friedberg
(Oberhessen), 2. März (1926). Herr Lehrer Ehrmann begeht dieser Tage
seinen siebzigsten Geburtstag. Ehrmann ist weit über seinen engen
Wirkungskreis hinaus als Mann von großen Tora- und profanem Wissen
bekannt und hat diesen reichen Wissensschatz viele Jahrzehnte in den
Dienst der Jugendbildung gestellt. Unzählig dankbare Schüler sind für
ihren Lehre im Wunsche vereint: bis
hundert Jahre." |
Zum Tod des Lehrers Neumann (1920; Lehrer in Friedberg seit 1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Friedberg in
Hessen, 7. März (1920). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust
erlitten. Am Heiligen Schabbat mit
der Toralesung Teruma starb in Frankfurt am Main infolge einer
Operation Herr Lehrer Neumann, der mehr als zwanzig Jahre die Funktionen
eines Lehrers, Kantors und Schochets hier ausgeübt hat. Schüler der Präparandenanstalt
zu Burgpreppach und des Seminars zu Köln war er nacheinander in Lohrhaupten,
Herborn, an der Israelitischen Religionsgesellschaft in
Gießen,
in Reinheim, Groß-Gerau und schließlich dahier tätig. Überall wusste
er sich durch große Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit die Zufriedenheit
der Gemeinden zu erwerben. An seinem Grabe sprachen Herr Rabbiner Dr.
Sander, Gießen, der besonders das Lehrgeschick des Verstorbenen
hervorhob, Herr Lehrer Ehrmann, dahier, für den 'Unabhängigen Verein
israelitischer Lehrer Hessens' und für den 'Bund gesetzestreuer jüdischer
Lehrer Deutschlands', denen der Verewigte angehört hatte, Herr Rektor
Philipps von der hiesigen Volksschule, das Vorstandsmitglied Herr
Ferdinand Krämer für die Gemeinde und Herr Studienassessor
Ehrmann,
Frankfurt am Main, im Namen der Schüler. Möge sein Andenken ein
gesegnetes sein! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 75. Geburtstag von Lehrer Heinrich
Ehrmann (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1931:
"Ein Fünfundsiebzigjähriger. Friedberg, 10. Februar (1931). Am 28.
Schwat vollendet Herr Lehrer i.R. Heinrich Ehrmann in Friedberg in guter
Gesundheit und in unermüdlichem Lerneifer das 75. Lebensjahr. Weit über
die Grenzen seiner Gemeinde hinaus wird an diesem Tage des Jubilars
gedacht werden, als eines Vorbilds echter Jüdischkeit, der 40 Jahre der
Führer unserer Gemeinde und der Betreuer ihrer Institutionen war. Die
Synthese von tiefem jüdischen und profanen Wissen hat aus diesem Manne
eine Lehrerpersönlichkeit von ganz besonderer Prägung geschaffen, dessen
Forschen auf allgemeinwissenschaftlichen Gebieten ihm in vielen Fällen
neuartige und tiefe Beweise für die Heiligkeit und Unumstößlichkeit der
Lehren vom Sinai übermittelte. All die vielen trefflichen Eigenschaften
unseres Lehrers werden aber übertroffen von seinem tiefen Sinn für
Zedokoh und Gemilus Chesed (Wohltätigkeit). Ein eifriger Verbreiter der
Maimonidischen Wohltätigkeits-Stufenlehre hat er sich für die Betätigung
der letzten und höchsten Stufe immer wieder mit Eifer eingesetzt und sie
selbst - zeitweise bis an die Grenze der Selbstentäußerung - ausgeübt.
Mögen dem verdienten Manne an der Seite seiner edlen, gleichgesinnten
Gattin, mit der er in einigen Wochen - so Gott will - das Fest der
Goldenen Hochzeit begehen kann, noch viele ungetrübte Jahre des Lebens
und Forschens beschieden sein. (Alles Gute) bis 100 Jahre." |
Zum Tod von Lehrer Heinrich Ehrmann (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1931: "Lehrer
Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -.
Friedberg, 14. September. Kurz vor Eingang des Rosch-haschono-Festes
trugen wir unseren Lehrer Heinrich Ehrmann zur letzten Ruhe. Ehrmanns Name
ragte weit über Friedberg, Hessen und die Gauen Deutschlands hinaus.
Friedberg war es aber gegönnt, ihn 50 Jahre ununterbrochen als Führer zu
haben. Er war Lehrer der Kleinen und Großen, geistiger Führer seiner
Gemeinde auf Kanzel und Katheder, Helfer und Berater Jedermann in
geistigen und materiellen Nöten. Heinrich Ehrmann schöpfte aus zwei
Kulturen und in beiden Fällen aus dem Vollen. Ein hervorragender Gelehrter,
der bis zuletzt an sich arbeitete und seltener Gottesfürchtiger,
verfügte er auch über ein hervorragendes Allgemeinwissen: ob Sprachen,
Poesie, pädagogische Literatur, er war überall zu Hause. Mehr als einen
Jüngling seiner Gemeinde und aus der großen Zahl seiner Pensionäre
leitete er mit Nachhilfen bis zum Abitur und darüber hinaus in die Hallen
der Hochschule. So stand er auch in Friedbergs Kulturkreis außerhalb
seiner Gemeinde in höchster Achtung, wie er in den Lehrerkreisen Hessens
und Deutschlands führend war. Lage Jahre war er auch der verantwortliche
Redakteur der 'Pädagogischen Beilage' zum Israelit.
Bei all seinem Wissen und seinen Eigenschaften war Ehrmann von einer
rührenden Bescheidenheit, die ihn stets in den Hintergrund treten ließ,
wo es um Ehre und Ämter ging, die ihn aber in die vorderste Reihe
drängte, wo es Arbeit und Verantwortung gab für Gemeinde und
Gemeinschaft.
Wegen der Festesnähe musste von großen Feierlichkeiten bei der
Bestattung, an der die ganze Gemeinde und die Elite der Stadt teilnahm,
abgesehen werden. Herr Lehrer Seelig beschränkte sich darauf, in kurzen
Worten den Verlust der Familie und Gemeinde zu schildern. Es wurde bekannt
gegeben, dass ihm von Herrn Rabbiner Dr. Hofmann in Frankfurt am Main der Morenu
(=Rabbiner)-Titel verliehen wurde. Eine größere Trauerfeier fand
Mittwochabend in der Synagoge zu Friedberg statt, über die in Verbindung
mit einer näheren Würdigung noch berichtet werden soll. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1931: "Nachruf.
Heute verschied im 76. Jahre, nach kurzem Leiden
Herr Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen
- Lehrer i.R.
Die Israelitische Religionsgemeinde betrauert aufrichtig den Tod eines
Mannes, der etwa 45 Jahre ein treuer, nie ermüdender Seelensorger war,
der, ausgestattet mit überragendem Wissen, als Lehrer mehrere
Generationen heranbildete, Kranken und Bedürftigen jederzeit opferbereit
zu Seite stand und sich bei Jedermann durch seine an Demut grenzende
Bescheidenheit und Friedensliebe die höchste Verehrung und Wertschätzung
erwarb. Unsere unauslöschliche Dankbarkeit sichert ihm ein treues und
ehrenvolles Gedenken.
Friedberg in Hessen, 10. September 1931 / 28. Elul 5691.
Israelitische Religionsgemeinde Friedberg für den Gesamtvorstand.
Ferdinand Krämer, 1. Vorsteher." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931: "Trauerfeier
für Lehrer Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist
zum Segen. Friedberg, 17. September (1931). Eine Weihestunde
mitten in den 'Tagen der Weihe' war Mittwochabend in unserer hell
beleuchteten und von einer andächtigen Gemeinde angefüllten Synagoge dem
Andenken Lehrer Ehrmanns gewidmet. Auch Vertreter der Stadt, der
Geistlichkeit beider Konfessionen, der Lehrerschaft sowie auswärtige
Delegationen nahmen an der Feier teil. Nach dem Maariwgebet (Abendgebet)
sang Herr Lehrer und Kantor Betmann aus Bad
Nauheim das "der Mensch - wie Gras sind seine Tage"
(Psalm 103,15), worauf der für Friedberg zuständige Provinzialrabbiner
Dr. Sander aus Gießen in einer Gedenkrede ein Bild des Heimgegangenen in
seiner Bedeutung als Lehrer, Gelehrter und Mensch entwarf....
Es folgte eine zweite Gedenkrede des Herrn Lehrer Seelig, Friedberg, der
für den heimgegangenen Kollegen und Amtsvorgänger warme Töne der
Würdigung fand. Er nannte unter anderem all die Vereine und
Wohlfahrtseinrichtungen in Friedberg, die in Ehrmann ihren Freund und
Förderer verlieren.
Herr Ferdinand Krämer als erster Vorsitzender des Kultusvorstandes sprach
dem geistigen und unermüdlichen Führer den Dank der Gemeinde aus. In
besonders warmen und bewegten Worten brachte Herr Dr. Rosenthal zum
Ausdruck, was ihm Ehrmann als Lehrer gewesen ist, wie er es durch seine
Persönlichkeit und sein reiches Wissen verstanden hat, ihn und all seine
Schüler Glauben und Wissen als eine harmonische Einheit begreifen zu
lassen. Danken könne die Gemeinde ihrem Führer nur dadurch, dass sie die
Jugend in seinem Sinne an die Quellen der jüdischen Lehre hinführe. Herr
Leopold sprach den Dank der Mensa Academica aus, für die sich der
Heimgegangene sehr verdient gemacht hat. Herr Lehrer Kaufmann, Schotten,
sprach für den Hessischen Lehrerlandesverein und rühmte dabei, was
Ehrmann als Erster zur Organisierung der jüdischen Lehrer in Hessen getan
hat. Herr Lehrer Hirschberg, Frankfurt am Main überbrachte die letzten
Grüße des Bundes gesetzestreuer Lehrer in Deutschland, dessen Vorstand
der Heimgegangene angehörte, und schilderte dabei an Hand eines Satzes im
Kohelet, wie er dienend das jüdische Erziehungsideal - als
Religionslehrer nur - zur Herrschaft brachte. Herr Emil Rosenthal
überbrachte die Grüße der Nachbargemeinde Bad
Nauheim. Zuletzt sprach
Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main für einen Kreis
Frankfurter Freunde und die Redaktion des Israelit, der Ehrmann als
langjähriger Schriftleiter der Pädagogischen Beilage sehr nahe stand. Er
zeichnet die Persönlichkeit und das Wirken Ehrmanns als Schabbat -
im Sinne von Schira (Gesang), Beracha (Segen) und Tefila
(Gebet). Mit einem Gesang des Herrn Lehrer Seelig nahm die in ihrer
Schlichtheit äußerst wirkungsvolle Feier ihr harmonisches Ende. Die
Gemeinde hatte sich noch einmal das Bild des Mannes, der sie durch ein
halbes Jahrhundert betreut hat, vor die Seele geführt. Nun gilt es, sein
Andenken in Tat |
und
Handlung, in Gemeinde und Haus, in Ehren zu halten.
Über die Persönlichkeit und den Werdegang Ehrmanns - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - wird uns zu unserem Nachrufe in
jüngster Nummer aus Lehrerkreisen noch folgendes mitgeteilt.
Herr Heinrich Ehrmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - ist
in Poppenlauer (Unterfranken)
geboren und von dem seligen Rabbiner Abraham Hirsch - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - , der ebenfalls von Poppenlauer
stammt, veranlasst worden, sich dem Lehrerberufe zu widmen, für den er
sich im Seminar zu Würzburg vorbereitete. Nach besonderer Prüfung wollte
er eine Stelle in Westhofen übernehmen. Auf Zureden von Rabbiner Hirsch
trat er jedoch als erster Lehrer (1874) in die neugegründete
Präparandenanstalt 'Talmud Tora' in Burgpreppach ein, der er seine ganze
Kraft widmete. Er unterrichtete zunächst 2 Klassen und war täglich von
früh 7 Uhr bis abends 10 Uhr für die Anstalt tätig, indem er zu dem
Unterricht und der Beaufsichtigung der Schule noch die Stelle eines
Sekretärs ausübte. Er kannte schon damals keine Rücksicht auf seine
eigene Person und arbeitete sich so herunter, dass der Arzt ihm dringend
riet, eine andere Stelle zu suchen. Dabei nahm er noch seine Mutter und
eine Schwester zu sich und sorgte für sie bis zu ihrem Ableben in
rührendster Weise. Seine würdige Gattin geb. Pfeiffer war eine Tochter
des Burgpreppacher Volksschullehrers Pfeiffer. Von Burgpreppach siedelte
er später (1885) nach Friedberg über. Er nahm regelmäßig am
Gomoro-Schiur des seligen Rabbiners Markus Horowitz teil, lernte aber auch
an noch manchen anderen Stellen. Seine Selbstlosigkeit war ohnegleichen.
Der edle Mensch opferte Kraft und Geld, wo es galt, jemandem zu helfen.
Man könnte unzählige Beispiele erzählen, die zeigen, welch großer
Mensch hier betrauert wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
|
Artikel
in "Erziehung und Lehre - Pädagogische Beilage zum 'Israelit'"
- Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931:
"Heinrich Ehrmann - Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen
- Friedberg.
Anmerkung: Heinrich Ehrmann war über viele Jahre verantwortlicher
Redakteur dieser Beilage.
Der Artikel wurde noch nicht ausgeschrieben - bei Interesse
anklicken. |
|
rtikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. September 1931: "Friedberg in Hessen.
Nach kurzem Krankenlager verschied hier Herr Lehrer i.R. Heinrich
Ehrmann, ein Mann von tiefer Frömmigkeit und hervorragenden
allgemeinen und jüdischen Kenntnissen. Nahezu 45 Jahre hat er bis zu
seiner Pensionierung in vorbildlicher Weise hier gewirkt und in
zahlreichen Predigten Vorträgen und Abhandlungen Proben seines
unermüdlichen Forschergeistes gegeben. Er war Vorstandsmitglied und
Mitbegründer des Bundes gesetzestreuer Lehrer. Auch in vielen Vereinen
unserer Stadt war er im Vorstand. Bei der Beerdigung am Erev Rausch
Haschonoh (= Tag vor dem Neujahrsfest) betonte sein Amtsnachfolger,
Lehrer Seelig, den schweren Verlust, von dem Familie und Gemeinde
betroffen, und gab bekannt, dass von der Gemeinde in der kommenden Woche
eine offizielle Trauerfeier veranstaltet wird." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Spannungen zwischen orthodoxen und liberalen Gruppierungen - die Orthodoxen
setzen sich durch (1884)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1884: "Friedberg
(Hessen).
Vielleicht erinnern sich noch die geehrten Leser dieser Blätter des
Schicksals des im August 1881 in hiesiger Synagoge aufgestellten und
bereits im September desselben Jahres verschwundenen Harmonium-Instruments.
Es scheint dies ein Wendepunkt zum Guten für die hiesige Gemeinde
geworden zu sein, denn nach und nach wurde der Vorstand, welcher in der
Majorität der Reform huldigte, durch Männer ersetzt, welche unsere
heiligen Gesetze nicht als veraltet bezeichnen.
Den ersten wichtigen Beschluss, welchen der jetzige Vorstand ausführte,
war die Errichtung einer Mikwah (das frühere sehr verwahrloste kam
beim Umbau der Synagoge in Wegfall). Darob großes Geschrei in dem Gott
sei Dank kleinen Lager der Herrn Reformer, der Rekurs bei hiesiger
Kreisbehörde blieb ohne Erfolg, und nun wurde ein weitgehender Protest an
Großherzogliches Ministerium eingereicht, welcher ebenso wenig Erfolg
hatte, die diese Behörde erwiderte, dass die Errichtung eines rituellen
Frauenbades Pflicht des Vorstandes sei. Auffallend war es uns, dass zu den
Kosten dieser Eingabe einige Mitglieder ihren Tribut zollten, die zu den
religiösen gezählt wurden und ihr Portion Tehillim täglich nicht versäumen?!
– Was nun tun? Die Presse musste jetzt ihre Schuldigkeit tun? Zuerst
waren es die Monatsblätter eines Herrn Dr. Brüll, welche in Nr. 9 1. S.
in einem Artikel, der an Frivolität und Gehässigkeit nichts zu wünschen
übrig ließ, von Gießen aus ihre Wut gegen den Vorstand ausließen. Der
Giessener Korrespondent, scheint doch eher hier zu hausen, wir kennen
diesen prächtigen Stil aus eigener Erfahrung; einer Aufforderung an Herrn
Dr. B., den Namen dieses Ehrenmannes zu nennen, wurde nicht entsprochen,
wahrscheinlich scheut dieser saubere Vogel das Sonnenlicht.
Der Vorstand ließ sich jedoch nicht einschüchtern und beschloss nach
hartem Kampfe mit dem Herrn Vorsteher (Reformer), welcher erst mit dem
Aufrufen der höchsten Behörde endete, den seither bestehenden gemischten
Chor aufzulösen und einen Männerchor zu gründen.
Dies war doch des Guten zuviel, der I. Herr Vorsteher sah seine Macht
gebrochen und demissionierte, die Herren Sänger nebst Anhänger, gaben
sich alle erdenklich Mühe, um den gefassten Beschluss zu vereiteln, der
Vorstand ließ sich nicht beirren, vermietete schon anderen Tages die
innegehabten Sitze der Herren Sänger in der Frauenabteilung als
Frauensitze. Und nun gestaltete sich ein Unikum seltenster Art, die Herren
Reformer und Sänger, ca. 14 an der Zahl, denen gegenüber eine Gemeinde
von 80 Steuerzahlern, drohten mit sofortigem Austritt, richteten unter dem
Protektorate eines ehemaligen Vorstehers ein demselben gehöriges Magazin
als Betsaal ein in den Glauben, die Verhältnisse dadurch zu ändern. Die
Herren werden sich aber irren, denn der Vorstand wird seine Gesinnung
nicht ändern. In neuester Zeit versuchen es die Herren nun in politischen
Zeitungen, den Vorstand einzuschüchtern, so im Frankfurter Journal am 14.
Januar und in den Wetterauer Nachrichten; sie eröffnen den Austritt als
beschlossene Tatsache. Möge doch die kleine Schar entweder ruhig ihrem
Schicksal sich ergeben oder austreten; ändern können sie doch vorerst
Nichts. Dem Vorstande wollen wir jedoch zurufen: Stark und standhaft!" |
100-jähriges Bestehen des Israelitischen Krankenvereines
(1898)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1898. "Friedberg, 11. August (1898). In unserer altehrwürdigen Gemeinde
feierte der israelitische Krankenverein jüngst das Fest seines 100jährigen
Bestehens. Die synagogale Feier trug einen ernsten Charakter, denn es galt
vor allem, die Toten zu ehren. Nach einigen einleitenden Gesängen, die
abwechselnd von den beiden Kantoren vorgetragen wurden, hielt Herr Lehrer
Ehrmann die sehr beifällig aufgenommene Festrede. Er wies nach dass der
Verein ursprünglich einen viel umfassenderen Zweck verfolgte als eine gewöhnliche
Krankenkasse. Er beleuchtete die materiellen und sozialen Verhältnisse
der hiesigen israelitischen Gemeinde zurzeit der Gründung des Vereins und
hob besonders die große Opferwilligkeit hervor, dass sie trotz ihrer großen
Armut fünf Jahre lang ohne jede Gegenleistung Beiträge gezahlt hatten,
welche bei manchen wohl ein Sechstel ihres ganzen Einkommens betrugen. Er
wies auf den großen Segen hin, den der Verein besonders in der ersten
Zeit seines Bestehens verbreitet hatte, und gedachte in ehrender Weise der
verstorbenen Vereinsärzte, der Herren Doktoren Renner, Trapp und Steinhäußer.
Am Abend fand in der Restauration Isenburger ein Festessen statt, welches
zahlreiche Teilnehmer vereinigte, und das einen sehr angeregten Verlauf
nahm. Der Präsident, Herr A. Maaß, brachte einen Trinkspruch auf Herrn
Lehrer Ehrmann aus, indem er dessen Verdienste um die würdige Feier
betonte. Der Letztere teilte verschiedene interessante Einzelheiten aus
der Geschichte des Vereins mit und brachte ein Hoch auf den Vorstand aus,
indem er den Wunsch aussprach, es möge demselben gelingen, den Verein zu
einer neuen Blüte zu bringen. Herr M. Isenburger toastete auf den Präsidenten,
auf dessen Schultern fast die ganze Arbeitslast der Veranstaltung des
Festes geruht hatte. Es braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu
werden, dass auch der Armen gedacht wurde. Die zahlreich eingelaufenen Glückwunschschreiben
zeigten, dass man die Verdienste des Vereins sowohl am hiesigen Platze als
auch auswärts zu würdigen versteht. Möge er noch lange seine
gedeihliche Wirksamkeit entfalten!" |
Gründung einer Ortsgruppe des
"Verbandes der Sabbatfreunde" (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar 1908: "Friedberg. Der Verband der Sabbatfreunde gründete hier letzten Sonntag
eine Ortsgruppe." |
Vortragsabende und Gottesdienst mit Provinzialrabbiner
Dr. Sander aus Gießen beziehungsweise mit Rabbiner Dr. Levi aus Mainz (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 16. Dezember 1927: "Friedberg in Hessen.
Rabbiner als Gastredner. Am Schabbos Nauach (gemeint
Schabbat Noach, das war am letzten Samstag im Oktober 1927) weilte hier Provinzialrabbiner
Dr. Sander aus Gießen. In einer
tief durchdachten Predigt gab der gelehrte Gast am Sabbatmorgen an Hand
der Sidrah treffliche Erklärungen. Am Abend sprach Herr Dr. Sander über
seinen einstigen Lehrer Heinrich Grätz. Tags darauf fand die
Prüfung des unter Leitung des Lehrers Seelig stehenden
Religionsunterrichts statt. Am folgenden Sonntag referierte Rabbiner
Dr. Levi aus Mainz über das Thema:
'Was eint die Judenheit?'" |
Feier der Jugend im Gemeindezimmer (1928)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928: "Friedberg in
Hessen,
14. März. Der Chamischa Asar
vereinigte am Montag die 'ältere' Schuljugend zu einer recht gemütlichen
Feier im Gemeindezimmer. Schüler und Schülerinnen spendeten alle möglichen
Obstarten. Dank der Mithilfe von Frau Lehrer Seelig lud bald ein reizend
gedeckter Tisch zum Zugreifen ein. Der Abend wurde mit Dankesworten an den
Veranstalter von dem Obersekundaner Felix Krämer eröffnet. Alsdann
folgte eine Ansprache unseres Lehrers Seelig, die sich über die Bedeutung
des Chamischa Asar erstreckte, und der die Jugend ermahnte, im Geiste
unserer Tora zu leben und zu wirken. Am folgenden Tage fand auch für 'die Kleinen' eine ähnliche Feier statt." |
Nationalsozialistische Aktionen gegen ein jüdisches Kaufhaus (Februar
1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1933: "Darmstadt.
In Friedberg (Oberhessen) sind in der Nacht zum Sonntag zum dritten
Male innerhalb einiger Wochen an einem jüdischen Kaufhaus sämtliche
Erkerscheiben eingeschlagen worden. Die Täten konnten bis jetzt nicht
ermittelt werden." |
Die jüdischen Kinder sollen am Sabbat und den
jüdischen Feiertagen vom Schulunterricht befreit werden (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. März 1934: "Friedberg (Hessen), 20. März (1934). Die
Verfügung des Kultusministers, nach welcher die jüdischen Kinder
entweder am Sabbat dem Unterricht auf Antrag der Erziehungsberechtigten
fernbleiben können oder im Unterrichte vom Schreiben, Zeichnen,
Handarbeit usw. nicht befreit werden können, beschäftigte die gestern
einberufene Elternversammlung, die von den Eltern sämtlicher
Schüler besucht war. Nach einem kurzen, aber eindrucksvollen Referate des
Lehrers Seelig, in welchem er ganz besonders auf die hohen
erzieherischen und ethischen Werte des Sabbatgedankens aufmerksam machte,
wurde der einstimmige Beschluss gefasst, alle jüdischen Kinder
Friedbergs, sowohl diejenigen der Volksschulen als auch der höheren
Schulen (Oberrealschule, Gymnasium und Lyzeum) am Sabbat und an allen
jüdischen Feiertagen befreien zu lassen. Ein diesbezügliches Schreiben,
das die Befreiung beantragt, wurde sogleich von allen Anwesenden
unterzeichnet. Somit besucht am Sabbat kein jüdisches Kind in Zukunft der
Unterricht. Nach einer kurzen Aussprache zollte Lehrer Seelig den
Eltern Dank und Anerkennung für die Einmütigkeit, mit der dieser
Beschluss gefasst wurde. Er ermahnte die Eltern, nun auch den Kindern im
Hause wahre Sabbatstunden zu bieten." |
Gottesdienst am Chanukka-Sonntag und weitere
Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. Dezember 1934: "Friedberg (Hessen), 20. Dezember (1934).
Den Höhepunkt unserer Chanukahtage bildete der Gottesdienst am
Chanukah-Sonntag Nachmittag, mit der anschließenden Weihestunde. Dazu
hatte der Gemeindevorstand auch die Gemeinden der Umgebung eingeladen,
sodass die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt war. Im Anschluss an
den Gottesdienst begrüßte der erste Vorsitzende, Herr Siegfried
Rothschild, Gemeinde und Gäste in herzlichen Worten, zur Einigkeit
und zum Zusammenhalt ermahnend. Nun wechselten hebräische Gesänge und
Sprechchöre entsprechenden Inhalts mit Einzelvorträgen ab. Das Programm
bestritt die Schuljugend. Es folgte nun eine Ansprache des Lehrers
Seelig, der von der religiösen Bedeutung der Chanukahtage auf die
Pflicht zur Heilighaltung des Schabbos überging. Der Redner ermahnte
insbesondere die Gäste aus den Landgemeinden, den Kindern häusliche
Sabbatstunden zu bieten, die in vielen Fällen den mangelnden Gottesdienst
leider ersetzen müssen. Mit dem gemeinsamen Gesange Moaus-zur endete die
erhebende Feier.
Der neugegründete Kultur- und Bildungsausschuss der Gemeinde bring im
Winter viel jüdisches Leben in unsere Reihen Allsabbatlich finden
gutbesuchte Schiurim statt. Außerdem finden allwöchentlich Bildungs- und
Ausspracheabende statt. Die Vortragsabende wurden vom Frauenverein
eröffnet, in welchem die Damen Hedwig Seelig, Gutta Ballin und Frau Meta
Ehrmann über die Frauentagung in Bad Nauheim berichteten. Einen
eingehenden Vortrag über 'Glaube und Religion' hielt Lehrer Seelig,
während in der vergangenen Woche Rabbiner Dr. Neuhaus einen
besonders fesselnden Vortrag über 'Wesen und Wert des Talmud'
hielt." |
250-jähriges Bestehen des Männervereins und 50-jähriges Bestehen des
Frauenwohltätigkeitsvereins (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1937:
"Friedberg (Hessen), 8. März (1937). Die im Besitze der Gemeinde
befindliche Gründungsurkunde der Chewra Gemilus Chasodim besgat,
dass die Vereinigung im Adar 5447 (1687) gegründet wurde. Sie kann auf
eine ununterbrochene Tätigkeit bis auf den heutigen Tag zurückblicken.
Aus diesem Anlass fand am Sonntag, den 28. Februar, in der Synagoge ein
Festgottesdienst statt, an dem die ganze Gemeinde teilgenommen hat. Im
Auftrag der Kippe begrüßte das Mitglied, Herr Adolf Kann, die ganze
Gemeinde, während der erste Vorsitzende der Gemeinde, Herr Siegfried
Rothschild, die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Im Mittelpunkt
des von Chorgesängen umrahmten feierlichen Gottesdienstes stand die
Festpredigt des Lehrers Seelig, der seiner Ansprache die auf der Urkunde
enthaltenen Worte: 'Aulom Chesed jiboneh' zu Grunde legte. An diese
Feier schloss sich eine einfache Sudoh an, an der die Mitglieder der Vereinigung
teilnahmen. Die erhebende Feier wird innerhalb der Gemeinde unvergessen
bleiben.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Israelitischen
Frauenwohltätigkeitsvereins fand in den Räumen des Gemeindehauses eine
gemütliche Zusammenkunft der Mitglieder statt, bei der das
Vorstandsmitglied, Frau Meta Ehrmann, in einer Ansprache auf die
Geschichte und auf die segenspendende Tätigkeit des Vereins
hinwies." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1937:
"Friedberg (Hessen), 19. April (1937). In der nahezu 700 Jahre alten
Gemeinde Friedberg in Hessen beging der jüdische Männerverein das
Jubiläum seines 250-jährigen Bestehens. Die noch vorhandene
Begründungsurkunde zeigt, dass die 'Männerkippe' im Jahre 5447, d.h.
1687 gegründet worden ist." |
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde
Über den aus aus Friedberg
stammenden Rabbiner und Schriftsteller Joseph Juspa Nörlinger Hahn (gest. 1637
in Frankfurt)
Artikel im
"Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt" vom April 1937 S.
207: "Rabbi Joseph Juspa Hahn zum 300. Todestag
von Professor Dr. Aron Freimann.
Am 3. April 1937 sind 300 Jahre verstrichen, seitdem der
hervorragende Rabbiner und Schriftsteller in Frankfurt am Main, Joseph
Juspa Nörlinger Hahn, am 9. Nissan des Jahres 5397 gestorben ist. Joseph
Hahn entstammte einer in Frankfurt angesehenen Familie, die ihren Namen
nach ihrem Stammhause 'Zum roten Hahn' gewählt hatte und deren
Nachkommen noch zu den Mitgliedern unserer Gemeinde gehören. Ihm
verdanken wir die Kenntnis der Vorgänge in Frankfurt während des
Fettmilch'schen Aufstandes und des Dreißigjährigen Krieges. Das zweite
Heft der 'Frankfurter Rabbinen' von Rabbiner Dr. Markus
Horovitz seligen Andenkens gibt eine anschauliche Schilderung
dieser Vorgänge und insbesondere der Tätigkeit Joseph Hahns. Die Familie
Hahn wird wohl aus Friedberg nach Frankfurt eingewandert sein, sie war mit
der gleichfalls aus Friedberg stammenden Familie Rothschild verwandt und
hat eine Reihe hervorragender Mitglieder aufzuweisen. Joseph Hahn widmete
sich besonders dem Studium halachischer Werke. Wir verdanken ihm eine
Schrift 'Josif Omez' betitelt, die zuerst von seinem Schwiegersohn in
Frankfurt-Main 1723 herausgegeben wurde. Diese Schrift ist besonders für
die Geschichte der religiösen Gebräuche in Frankfurt am Main wichtig,
sie ist aber auch eine Quelle für den Unterricht und das Erziehungswesen
bei den deutschen Juden im 17. Jahrhundert. Über Kinderzucht z.B. äußert
sich der Verfasser in folgender Weise:
…" |
Zum Tod von Moritz Löb beim Versuch, Menschenleben zu retten (1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1890: "Bad
Nauheim, 24. Februar (1890). Am letzten Samstag Nachmittag ereignete
sich dahier ein überaus betrübender Unglücksfall, der 3 blühenden
Menschen das Leben kostete. Auf dem Eise unseres Teiches liefen eine junge
Dame und ein junger Mann, Kandidat der Theologie, Schlittschuh. Plötzlich
brach unter den jungen Leuten das Eis und zu gleicher Zeit verschwanden
dieselben im Wasser. Erschütterndes Hilfegeschrei erfolgte und
veranlasste zwei andere Kandidaten der Theologie, sowie den am Ufer
spazieren gehenden 22 Jahre alten Herrn Moritz Löb, Sohn des Fruchthändlers
E. Löb aus Friedberg, den Verunglückten Hilfe zu leisten. Einer der
Kandidaten fasste das junge Mädchen, Löb den im Eise eingebrochenen
Theologen, jedoch plötzlich brach auch unter Löb das Eis und stürzte
der kopfüber in das Wasser und verschwand mit den beiden, die er in
seinem Edelmut retten wollte; die beiden anderen Kandidaten wurden durch
schnell Hilfeleistung der auch ihnen drohenden Gefahr des Ertrinkens
entrissen. Den vom tiefen Schmerz gebeugten Verwandten des edelmütigen
Moritz Löb mag es zum Trost gereichen, dass dieser in seiner großen
Menschenliebe sein junges Leben opferte." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1890: "Friedberg, 25. Februar
(1890). Gestern wurden die sterblichen Reste des 22jährigen Moritz Löb,
der bei dem Versuche, im Nauheimer Teiche fremde Menschenleben zu retten,
das eigene Leben eingebüßt hatte, auf dem jüdischen Friedhofe dahier
zur letzten Ruhestätte verbracht. Ein Leichenzug von solcher Länge ist
hier noch nicht erlebt worden; die Zivil- und Militärbehörden und die
Lehrerkollegien der höheren Unterrichtsanstalten hatten sich fast vollzählig
eingefunden, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen gaben das
Ehrengeleite; die Blumenspenden füllten einen ganzen Wagen. Lehrer
Ehrmann hielt die tief ergreifende Trauerrede. Heute wird Fräulein Minna
Deike bestattet. Die Leiche des Kandidaten Hotz ist nach seiner Heimat
Laubach verbracht worden." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1890: "Friedberg
(Oberhessen), 25. Februar. Die traurige Katastrophe auf dem Eise, welche
sich am verflossenen Samstag in dem benachbarten Bad Nauheim ereignete,
und dem drei Menschenleben zum Opfer fielen, ein Kandidat der Theologie
und seine Braut, sowie ein junger jüdischer Kaufmann Moritz Löb von
hier, der die Beiden retten wollte, ist Ihnen sicher bekannt. Gestern
wurde Löb zu Grabe getragen. Ein Leichenzug, wie einen solchen Friedberg
wohl noch nie gesehen hat, bewegte sich nachmittags 4 Uhr durch die Straßen
unserer Stadt nach dem jüdischen Friedhofe. Alle Zivil- und Militärbehörden,
das Lehrer- und Prediger-Seminar, Männer und Frauen, Jünglinge und
Jungfrauen Friedbergs und der ganzen Umgegend gaben dem Verblichenen das
letzte Ehrengeleite. Ein Landauer, gefüllt mit prachtvollen Kränzen,
Blumen, Palmenzweigen mit Schleifen, alle gewidmet von christlichen Mitbürgern,
fuhr im Zuge. Auch eine Schar seiner christlichen Freundinnen, jede mit
einem schönen Kranze, hatte sich dem Zuge angeschlossen; das Weinen und
Schluchzen war weithin vernehmbar. Wohl kann das Ehrengeleit nach
Tausenden gerechnet werden. In kernigen Worten schilderte Lehrer Ehrmann
die Handlungsweise des jungen Mannes. Er sagte unter anderem: 'Wenn auch
unermesslich herbe der Verlust ist und tief die Wunde, die den Eltern ob
dieses jähen Ablebens ihres zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden
einzigen Sohnes geworden, so ist doch tröstender Balsam der Gedanke,
einen so geachteten, geliebten Sohn gehabt zu haben, dem die ganze Stadt
und Umgegend das Ehrengeleit gaben, und verstummen und verschämt müssen
hier die elenden Verleumder zurückweichen, die sich bemühen, den Samen
des Hasses und der Zwietracht auszustreuen zwischen den Bekennern
verschiedener Religionen.'" |
Vermächtnis von Fräulein Grödel für "milde Zwecke" der Gemeinde
(1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1890:
"Friedberg (Hessen), 6. November (1890). Die hiesige Israelitische
Gemeinde wurde nach einer dem Vorstande zugekommenen Mitteilung des
Amtsgerichts von dem jüngst in Nauheim verstorbenen, von Friedberg
gebürtigen Fräulein Grödel mit einem Legat von 20.000 Mark, dessen
Zinsen für milde Zwecke verwendet werden sollen,
bedacht." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20.
November 1890:
dieselbe Mitteilung wie im "Israelit" siehe oben. |
Zum Tod des Stadtrates und Mitglied des Schulvorstandes Eduard Hirsch (1893)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1893: "Friedberg (Oberhessen),
13. August. Unsere altehrwürdige Gemeinde hat
durch den Tod eines ihrer wackersten und tätigsten Mitglieder, des Herrn
Eduard Hirsch, einen schweren Verlust erlitten. Als würdiger Sohn des
durch seine talmudische Gelehrsamkeit ausgezeichneten Mayer Hirsch nahm
sich der Verstorbene in seiner Eigenschaft als Stadtrat und Mitglied des
Schulvorstands des jüdischen Religionsschulwesens, das zu jener Zeit noch
sehr im Argen lag, in hervorragender und sachverständiger Weise an. Es
gelang ihm nicht nur, den jüdischen Religionsunterricht in jeder
Beziehung dem christlichen gleichzustellen, sondern er arbeitete auch
einen Lehrplan für denselben aus, der jedem Lehrer zur Ehre gereichen würde.
Diese Tätigkeit verdient umso mehr Anerkennung, da sie in einer Zeit
erfolgte, wo man in Hessen diesem Gebiete des jüdischen Lebens
leider nur allzu wenig Aufmerksamkeit schenkte. In gleich
energischer und selbstloser Weise nahm sich der Verstorbene der Wohltätigkeitsanstalten
an. Man konnte sicher sein, dass ein Verein, in dem er als Vorstand tätig
war, in mustergültiger Weise geführt wurde. Er besaß auch die seltene
Gabe, nicht nur selbst zu allen gemeinnützigen Institutionen reichlich
beizusteuern, sondern auch seine zahlreichen Freunde und Bekannten zum
geben zu veranlassen. Dies zeigte sich besonders bei seiner letzten Schöpfung.
Durch seine Energie und rastlose Tätigkeit brachte er es nämlich dahin,
dass eine schöne Leichenhalle erbaut und die alten und verfallenen
Grabsteine auf unserem alten Friedhofe wieder aufgerichtet und renoviert
wurden. Bei der Beerdigung zeigt sich, wie groß sein Ansehen bei der
ganzen Bevölkerung war, denn alle Konfessionen und alle Stände waren
zahlreich vertreten. Am Grabe entwarf Herr Rabbiner Dr. Salfeld von Mainz
in formvollendeter Rede ein Lebensbild des Verstorbenen und feierte seine
segensreiche Wirksamkeit auf allen Gebieten menschlichen Lebens und
Strebens." |
Zur Goldenen Hochzeit von Moses Simburger und seiner Frau Bettchen geb. Goldberg
(1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1899: "Friedberg
(Hessen). Moses Simburger und seine Gemahlin Bettchen geb. Goldberg
zu Friedberg, begehen am 5. November dieses Jahres das Fest der goldenen
Hochzeit. Möge es denselben vergönnt sein, noch lange Jahre in Rüstigkeit
und familiären Freuden zu leben. Sagen wir anlässlich dieses Festes
unsere herzliche Gratulation." |
Walter Neumann wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1915: "Friedberg,
22. Mai (1915). Walter Neumann, Sohn des Lehrers H. Neumann in Friedberg
in Hessen, im Kurhessischen Jäger-Reserve Bataillon No. 11, erhielt das
Eiserne Kreuz." |
Erster Weltkrieg: von Moses Eckstein sind sieben Söhne sowie ein Schwiegersohn
in den Krieg gezogen (1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1917: "Der Handelsmann Moses Eckstein
in Friedberg hat sieben Söhne sowie
einen Schwiegersohn im Felde stehen." |
Zum Tod von Johanna Hammel (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1921: "Friedberg, 27.
September (1921). Unsere Gemeinde hat durch den Heimgang der Frau Johanna
Hammel einen schweren Verlust erlitten. Eine selten brave Frau, aus
frommem und geachtetem Hause stammend, verstand sie es, ihre Kinder zu tüchtigen
Menschen heranzubilden. Ihr frommes Gemüt – sie versäumte keine Tefila (Gebet) – offenbarte sich besonders vor ihrem Tode, denn
sie berief die Frauen der Chewra
Kadischa (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein), der sie selbst
viele Jahre angehörte, an ihr Sterbelager. An ihrem Grabe widmete ihr
Herr Lehrer Ehrmann warme Worte der Anerkennung und wies besonders auf ihr
treues Wirken in den verschiedenen jüdischen Vereinen hin. Mögen ihre
Kinder in ihre Fußstapfen treten und ihr nachfolgen auf dem Wege der
Tugend und Frömmigkeit. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Als Vorstandsmitglieder in der jüdischen Gemeinde
wurden Siegfried Rothschild, Dr. Siegfried Rosenthal und Siegfried Krämer
gewählt (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 5. August 1927: "Friedberg in Hessen.
Bei der Ersatzwahl zum Vorstand der hiesigen Gemeinde, die dadurch nötig
geworden war, dass in letzten Zeit drei verdiente Vorstandsmitglieder
gestorben waren, wurden gewählt die Herren Siegfried Rothschild, Dr.
Siegfried Rosenthal und Siegfried Krämer."
|
Zum Tod von Helena Neumann geb. Frank (1929)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1929: "Friedberg, 7. Juli
(1929). Im Krankenhause zu Frankfurt am Main verstarb im Alter von nur 57
Jahren die Witwe des ehemaligen Lehrers der Israelitischen Gemeinde, Frau
Helena Neumann geb. Frank. Ihr früher Tod bedeutet nicht nur für die
Familie einen schmerzlichen Verlust, auch die Jüdische Gemeinde Friedberg
und deren Wohlfahrtsinstitutionen beklagen den Heimgang einer unermüdlichen
Mitarbeiterin. Bei der Beerdigung, die unter außerordentlicher
Anteilnahme aus allen Kreisen der Bevölkerung stattfand, schilderte
Lehrer Seelig die Verewigte." |
Zum Tod von Regina Ehrmann, Sabine Mayer und Eduard Mayer (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1931:
"Friedberg (Hessen), 22.
März (1931). Am Rosch Chodesch Adar
(1. Adar = 27. Februar 1933), genau an dem Tage, an dem sie vor 50 Jahren
unter die Chuppa geführt worden
(= sich verheiratete), verschied die allverehrte Gattin unseres Lehrers
und Führers, Frau Regina Ehrmann. Mit ihr ist uns eine jener frommen
Frauen genommen worden, wie sie besonders in den Klein- und
Mittelgemeinden immer seltener werden. Tiefe Frömmigkeit, fest gegründet
auf Wahrhaftigkeit
und Nächstenliebe, zeichnete diese Frau aus, die Bescheidenheit
war so sehr hervorstechendes Merkmal ihres Charakters, dass kaum jemand
ahnen konnte, wie viele Liebestaten von ihr ausgingen. Ihre Tätigkeit in
der Frauenkippe (Frauenverein) war mustergültig. Geradezu beispielgebend
aber war ihr Verhalten den Wanderarmen gegenüber, die nicht nur Spende
und Speise bei ihr fanden, sondern auch wie Freunde bei ihr aufgenommen
wurden, wie sie überhaupt jedem Menschen mit stets gleich bleibender Güte
und Freundlichkeit entgegentrat. Die Anordnung unserer Weisen, jeden
Menschen zu seinen Gunsten zu beurteilen, befolgte sie in einer
Weise, die fast als weltenfern zu bezeichnen ist. In ihren letzten
Lebensjahren bezeichnete sie es als ihre größte Freude,
dem sabbatlichen Gemoro-Schiur (Talmud-Lehrvortrag) ihres Gatten zuzuhören
und manches interessante und kluge Wort, das sie einwarf, ließ erkennen,
dass das Leben dieser Frau sowohl im Elternhaus in Burgpreppach, als auch
in dem von ihr gegründeten Heim stets von Geiste der Tora
umwoben war.
Möge der Allmächtige den greisen Gatten und ihren Kindern Trost spenden.
Möge Er Söhne und Töchter die Pfade gehen lassen, die die verklärte
Mutter zeitlebens gewandelt. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
* * *
Es ist eine merkwürdige Fügung, dass eine greise Frauengestalt, die in
Wirken und Wandel der verstorbenen Frau Regina Ehrmann so eng verbunden
war – Frau Sabine Mayer – am gleichen Tage vom irdischen Sein
abberufen wurde. Auch die war eine Frau, die zeitlebens von tiefer Frömmigkeit
beseelt war. Als Gründerin des Frauenvereins war sie jahrzehntelang
dessen 1. Vorsitzende und hat in dieser Zeit unendlich viel Gutes an Armen
und Kranken gewirkt. Ihr Leben war reich an Freund und Leid, doch war sie
in allen Lagen von unerschütterlichem Gottvertrauen beseelt. Der Allgütige
hat es aber gefügt, dass sie den Tod ihres ältesten Sohnes Eduard
Mayer nicht mehr erleben musste, der zwei Stunden nach ihr seine Seele
aushauchte, beweint von Frau und Kindern, für die er zeitlebens in Liebe
gesorgt hatte. So wurden in unserer Gemeinde am Rosch Chodesch Nissan*
drei wertvolle Mitglieder zur letzten Ruhe gebettet. Wegen des Rosch
Chodesch konnte die Trauer nicht zu gebührendem Ausdruck gelangen.
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens." |
°
es muss wie oben Rosch Chodesch Adar heißen, der Rosch Chodesch
Nissan war am 28. März 1933. |
Zum Tod von Jettchen Krämer (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: "Friedberg
in Hessen, 24. November (1931). Am 7. Kislew verschied in unserer
Gemeinde eine würdige, wegen ihrer Religiosität und Bescheidenheit
ehrfurchtgebietende Greisin, Frau Jettchen Krämer, im 82. Lebensjahre, um
nach 31 Jahren ihrem gleich gesinnten Gatten in die Ewigkeit nachzufolgen.
Die hoch gebildete Frau hat ihren Kindern eine echt jüdische Erziehung
angedeihen lassen und ist ihnen stets ein Vorbild an Nächstenliebe und
Hilfsbereitschaft gewesen. Sanft wurde ihr die reine Seele genommen. Am
Grabe schilderte Herr Lehrer Seelig in bewegten Worten die trefflichen Eigenschaften
der Entschlafenen vor der fast vollzählig erschienenen Gemeinde und
zahlreichen nichtjüdischen Mitbürgern. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. Dezember 1931:
Derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" |
Zum 75. Geburtstag von Julius Kann, langjähriger 2. Gemeindevorsteher
(1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1934:
"Friedberg (Hessen), 18. August (1934). Am 25. August begeht Herr
Julius Kann, Mitinhaber der Firma Emil Reis Nachfolger, seinen 75.
Geburtstag in voller körperlicher und geistiger Frische. Herr Kann hat
dem Vorstande der hiesigen Gemeinde als stellvertretender Vorsitzender 29
Jahre lang angehört. Noch heute ist Herr Kann als Vorsitzender der
Darlehenskasse in der Wohlfahrtspflege tätig. Wir wünschen dem
verdienstvollen und aufrichtigen Menschen einen recht gesegneten
Lebensabend." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingssuchen des Manufaktur-, Modewaren- usw. Geschäftes Becker & Engel
(1869 / 1889 / 1894)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1869: "Zwei
Lehrlinge gesucht.
In unserem Manufakturwarengeschäfte en gros & en detail suchen wir
unter günstigen Bedingungen zwei Lehrlinge (Israeliten). Kost und Wohnung
sowie strenge Aufsicht im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen.
Becker & Engel in Friedberg i.d.
Wetterau." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889:
"Für unser Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suchen wir ein
Lehrmädchen per sofort unter günstigsten Bedingungen.
Friedberg und Bad Nauheim. Becker und Engel." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
17. Juni 1889:
"Per sofort suche ein gesetztes Dienstmädchen für Küche und
Haushaltung.
Friedberg (Hessen). Becker & Engel". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1894:
"Lehrlings-Stelle
für unser Manufaktur- und Modewaren-, Herren- und
Damen-Konfektionsgeschäft Ostern zu besetzen, auf Verlangen auch Kost und
Wohnung gegen mäßige Vergütung im Hause.
Becker & Engel, Großherzoglicher Hofagent, Friedberg in
Hessen." |
Anzeige des Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäftes Julius Emanuel
(1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1890:
"Suche für mein Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft per sofort ein
ordentliches, religiöses Mädchen, welches sich auch gleichzeitig mit in
der Haushaltung beschäftigen kann. Erwünscht wäre, wenn solches auch
etwas in Näharbeiten bewandert, jedoch nicht unbedingt
erforderlich.
Offerten an Julius Emanuel. Friedberg (Hessen)." |
Lehrlingssuche der Brot- und Feinbäckerei L. Rosenthal
(1897)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 16. September 1897:
"Ein Junge kann die Brot- und
Feinbäckerei erlernen bei
L. Rosenthal, Friedberg (Hessen)." |
Lehrlingssuche der Schlachterei und Wurstfabrik S. Isenburger (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900: "Ein
Lehrling wird zum sofortigen Eintritt gesucht.
S. Isenburger, Schlachterei und Wurstfabrik, Friedberg,
Hessen." |
Anzeige von Lina Hirsch (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Gesucht
als Stütze im Haushalt ein einfaches jüdisches Mädchen, zwischen 20 und
30 Jahren, das sich allen entsprechenden Arbeiten unterzieht. Offerten mit
Gehaltsansprüchen an
Frau Lina Hirsch, Friedberg in Hessen." |
Anzeige der Likörfabrik Emil Reis Nachfolger (1903)
Mitinhaber war 1934 Julius Kann, siehe Bericht
oben.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. Juni 1903: "Suche per 15. September einen
Lehrling
mit guten Schulkenntnissen. Kost und Logis im Hause, Samstags und
Feiertage frei.
Emil Reis Nachfolger,
Likörfabrik, Friedberg (Hessen)." |
Anzeige von David Kraemer (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. August 1903: "Gesucht
ein tüchtiges Mädchen für Hausarbeit und bürgerliche Küche.
David Kraemer, Friedberg (Hessen)". |
Anzeige von Frau A.
(?) Stern V. (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904:
"Ein in allen häuslichen Arbeiten bewandertes, braves Mädchen
zum sofortigen Eintritt gesucht. Frau A. (?) Stern V.,
Friedberg (Hessen)." |
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Herrengarderode-Maßgeschäftes N. Simon
(1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1905:
"Lehrling für mein Manufaktur- und
Herrengarderode-Maßgeschäft gesucht. Samstags geschlossen.
N. Simon, Friedberg (Hessen)." |
N. Gottselig empfiehlt sich als Buchhalter
(1919)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar
1919: "Buchhalter, 25 Jahre alt, aus dem Heere entlassen, in
allen Kontorarbeiten wie: Korrespondenz, Stenographie, einfacher und
doppelter Buchführung, sowie im Mahn- und Klagewesen bewandert, sucht
passende Stelle zum sofortigen Eintritt. Gefällige Angebote erbeten
an
N. Gottselig, Friedberg in Hessen." |
Geburtsanzeige von Alfred Rosenthal
(1922)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1922: Alfred. Die Geburt
eines Knaben zeigen in Freude an Dr. Siegfried Rosenthal und Frau Käthe
geb. Nussbaum. Friedberg in Hessen, 11. September 1922." |
Verlobungsanzeige von Edith Lewy und
Jacques Schapiro (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Edith
Lewy - Jacques Schapiro.
Verlobte.
Friedberg in Hessen, Hanauer Straße 15 - Frankfurt am Main - Rheinstraße
20. Februar 1929." |
Hochzeitsanzeige von Dr. Ludwig Krämer und Erna geb.
Grünstein (1928)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" vom 7. September 1928: "Statt
Karten!
Rechtsanwalt Dr. Ludwig Krämer - Erna Krämer geb. Grünstein.
Vermählte. Friedberg (Hessen) - Gladenbach". |
Verlobungsanzeige von Renate Weil (Albersweiler)
und Berthold Reichenberg (Friedberg, 1934)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. Dezember 1934:
"Renate Weil - Berthold Reichenberg
Verlobte
Albersweiler (Rheinpfalz)
- Friedberg Hessen." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
Postkarte
der Eisenhandlung
Ballin-Oppenheimer von Friedberg (1923) |
|
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Die Geschäfts-Postkarte der Eisenhandlung Ballin-Oppenheimer
in Friedberg wurde am 30. Juli 1923 nach Aurorahütte bei Gladbach versandt.
Zu der aus Heldenbergen stammenden Familie ist u.a. bekannt (s.o.): im Ersten Weltkrieg ist Wilhelm Ballin-Oppenheimer
(geb. 7. September 1889 in Heldenbergen, gedient im 3. Infanterie-Regiment
419) am 24. April 1918 gefallen. In den Listen der in der NS-Zeit
Umgekommenen/Ermordeten finden sich die Namen von Ernst Simon Ballin-Oppenheimer
(geb. 1894), Inge Ballin-Oppenheimer (geb. 1931), Johanna Weiler geb. Ballin-Oppenheimer
(geb. 1910).
Die Eisenhandlung Ballin Oppenheimer befand sich bis zur erzwungenen
Schließung in der NS-Zeit 1935 in der Schnurgasse 4. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
des in Friedberg
geborenen Hugo Engel |
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Kennkarte (ausgestellt
in Bad Nauheim) für Hugo Engel (geb. 5. Oktober 1860 in
Friedberg) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Mittelalter: Eine Synagoge war spätestens seit
Mitte des 13. Jahrhunderts vorhanden. Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit
wurde sie - wie auch die Wohnhäuser und Hofstätten der Juden - von Ulrich von
Hanau, dem Landvogt der Wetterau, an die Bürger beziehungsweise die Stadt
verkauft. Die Synagoge befand sich bereits im 13. Jahrhundert am
nördlichen Ende der Judengasse. Nach Rückkehr jüdischer Personen
und Familien einige Jahre nach der Pestzeitverfolgung (1360) konnte die Synagoge
wieder hergerichtet werden. Ursprünglich war die Synagoge ein Rundbau und wurde
später nach Süden und Norden zu rechteckiger Grundfläche erweitern. Nach
1730 wurde das Hauses von Jakob ben Raphael Epstein zur Erweiterung der
Synagoge hinzugenommen.
1846/47 wurde die Synagoge völlig restauriert und am 18. und 19.
Dezember 1847 neu eingeweiht. Dazu liegt der folgende Bericht vor:
Einweihung der restaurierten Synagoge (1847)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Februar 1847: "Friedberg
(Hessen), im Dezember (1847). Der 18. und 19. dieses Monats waren für die
hiesige israelitische Gemeinde zwei bedeutungsvolle Tage, welche in der
Erinnerung der ganzen Bürgerschaft unvergesslich bleiben werden. Denn bei
der Feier der Einweihung eines völlig neu restaurierten israelitischen
Gotteshauses wurde hier der herrliche Gedanke zu Tat, dass
Konfessionsunterschied fortan
keine Scheidewand mehr zwischen Menschen bilden werde und Menschenliebe
siegreich alle Vorurteile vernichtet, welche früher Brüder von Brüdern
grausam trennte. So bezeichnete es die Gesinnung der hiesigen
israelitischen Gemeinde, dass dieselbe zur würdigen Vorfeier ihres Festes
an sämtliche Stadtarme Lebensmittel austeilen ließ, und wahrhaft
erhebend und ergreifend war es, als den 18. des Abends gegen 4 Uhr
allgemeines Glockengeläut von der christlichen Stadtkirchen herab den
Beginn des jüdischen Festes den Einwohnern verkündete. Unter diesem Geläute
setzte sich vom Rathaus aus ein schöner Zug in Bewegung, voran die
Schuljugend mit ihren Lehrern, dann die festlich gekleideten Jünglinge
und Männer mit ihren Kokarden und Fahnen, Greise, strahlend vor Freude,
in der Neige ihrer Tage noch einem so schönen Feste beiwohnen zu können.
Sämtliche Geistlichen in ihrer Amtstracht, Kreis- und Stadtbehörden und
die Elite der Bürgerschaft schlossen sich bereitwilligst dem Zuge an. An
der Synagoge angekommen, überreichten zwei weiß gekleidete Mädchen dem
großherzoglich hessischen Herrn Kreisrate die Schlüssel zum Gotteshaus.
Hier sprach dieser so sehr verdiente und geachtete Beamte einige wenige,
aber inhaltsreiche Worte über die Bestimmung eines solchen Hauses, und in
erhöhter feierlicher Stimmung betrat die Versammlung die geweihte Stätte.
Schöner Choral und Predigten des Herrn Dr. Levy von Gießen trugen viel
dazu bei, hier den Gottesdienst für die beiden Tage zu einem sehr
erhebenden und erbauenden zu machen. Der Abend des Ersten Tages wurde noch
verherrlicht durch einen solennen Fackelzug mit Musik und Gesang, welcher
der rüstige, obschon noch sehr junge israelitische Singverein der
obersten Kreis- und Stadtbehörde als Zeichen der Hochachtung und
Erkenntlichkeit für deren stets bereitwillige Förderung alles Schönen
und Guten brachte. Ehre gebührt aber auch dem israelitischen Vorstande,
unter dessen rühmlicher Leitung der Bau des Gotteshauses trotz vieler
Hindernisse und Mühen zustande kam und der mit sehr anerkennenswertem
Eifer die heutige schöne Feier vorbereitete." |
Zu einem weiteren Umbau mit Erweiterung der Synagoge kam es 1880/81:
Dokument
vom Umbau der Synagoge 1880-81 - das Blatt war eingelegt in eine Kapsel,
die eingemauert worden war: "Zum Gedächtnis. Hebräisches Zitat
von Psalm 127. Dann Übersetzung: Stufenlied von Salomon. Vergeblich
ist der Künstler Arbeit, will Gott nicht selbst den Tempel bauen.
Vergeblich aller Wächter Fleiß, wenn Gott nicht selbst die Stadt
bewacht. Vergeblich wacht ihr früh und sitzet spät und esset Brot mit
Sorgen, seinen Freunden gibt es es im Schlaf.
Friedberg, den 18ten Oktober 1880. Im Jahr der Welt 5640/1880 wurde diese
Synagoge zur Ehre Gottes umgebaut und vergrößert und im Jahr 5641/1881
vollendet. Möge der Allgütige dieselbe immerdar schützen, vor allem
Unfällen bewahren, und die in derselben zu ihm emporsteigenden Gebete
gnädigst erhören. Der Vorstand: S. Hirschhorn, Elias Meyer, Emanuel
Loeb, Ludwig Groedel, Mayer Hirsch.
Die Leitung des Baues erfolgt durch den Großherzoglichen Kreisbaumeister
Reuss. Bürgermeister der Stadt Friedberg Herr C. Scriba".
Quelle: Arnsberg Bilder s.Lit. S. 57. |
Festgottesdienst in der Synagoge zum 100.
Geburtstag von Sir Montefiore (1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1884:
"Friedberg (Hessen), 31. Oktober (1884). Zur Ehren des hundertsten
Geburtstages Sir Montefiores wurde auch in hiesiger Synagoge ein
Festgottesdienst abgehalten und dem hochverehrten Jubilar eine kunstvoll
ausgeführte Glückwunsch-Adresse von hiesigen Gemeinde durch den Vorstand
übersandt." |
Über das "Judenbad" und die
Synagoge (1928)
In dem Bericht von 1928 wird der "wundervoll
geschnitzte" Toraschrein zur Besichtigung empfohlen, in dem sich eine 900
Jahre alte Torarolle befinden soll.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Altjüdisches aus
Friedberg (Hessen).
Dass unsere Nachbarstadt Friedberg eine Reihe
besonders interessante jüdische Altertümer aufzuweisen hat, ist wenigen
bekannt.
Das ehemalige Ghetto ist größtenteils erhalten. Hier
interessiert uns am meisten die bis vor 80 Jahren noch im Gebrauch
gewesene alte Mikwe, die von dem Architekten der Friedberger Stadtkirche im Jahre
1260 erbaute wurde. Das Ganze ist aus einem einzigen Felsblock gehauen und
weist eine Tiefe von 24 Metern auf. Die 70 Stufen, die zum Grundwasser
hinabführen, sind zu beiden Seiten von Säulen und Nischen mit
kunstvollen rein gotischen Verzierungen umgeben. Der ganze Raum wird durch
ein Oberlicht erhellt.
Wer diese Stätte verlassen hat, versäume nicht,
auch die Synagoge sich anzusehen. In dieser fällt besonders der
wundervoll geschnitzte Aron
hakodesch (Toraschrein) auf, dessen Inneres eine Torarolle
birgt, die, heute noch zur Vorlesung benutzt, in dem ehrwürdigen Alter
von 900 Jahren stehen soll. –
Man versäume nicht, sich dieses ehrwürdige
Zeugnis vergangener Generationen anzusehen". |
Nochmals umgebaut wurde die Synagoge 1931. Danach
hatte sie insgesamt 320 Plätze (176 Männer- und 98 Frauensitze sowie weitere
Klappsitze für Männer).
Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge niedergebrannt. Das Gebäude wurde 1939 vollständig
abgebrochen.
Ende der 1950er-Jahre wurde zur Erinnerung an die Zerstörung der
Friedberger Synagoge eine Gedenktafel am "Judenbad"
angebracht. Die Inschrift lautete: "Die Synagoge der Friedherger Jüdischen
Gemeinde wurde am 9.11.1938 in der Zeit der tiefsten Selbsterniedrigung des
deutschen Volkes in unmenschlichem Hass und Verblendung geschändet, angezündet,
danach für baufällig erklärt und beseitigt. Diese Tafel gelte als besinnende
Erinnerung und Mahnung für zukünftige Geschlechter. Die Liebe besiege den Haß."
Im Januar 1994 beschloss das Stadtparlament, den Synagogenplatz nach Plänen
von Prof. Peter Schubert zu einer Gedenkstätte umzugestalten. Bereits im September
1992, zum 50. Jahrestag der Deportationen war eine Gedenktafel am
Synagogenplatz angebracht wurden "Zum Gedenken an das Leid und Sterben der
jüdischen Bürger Friedbergs in den Jahren 1933 bis 1945" mit den Namen
von 70 Ermordeten.
Eine Wochentagssynagoge mit etwa 100 Sitzplätzen war im Jüdischen
Gemeindehaus in der Kaiserstraße 8 eingerichtet. Vom Gemeindehaus führte ein
direkter Zugang zur Synagoge. Das Gemeindehaus wurde nach 1945 wegen Baufälligkeit
abgebrochen (s.u. Fotos).
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogengasse
4
Fotos
(Quelle: historische Fotos teilweise aus Arnsberg,
Bilder S. 55-60; Fotoabzüge befinden sich im Gedenkraum des
"Judenbades" Judengasse 20; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.4.2008)
Die Judengasse in Friedhof
unweit der Burg Friedberg |
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Blick zur Burg Friedberg;
rechts Zugang
zur "Judengasse" (Straßenschild) |
Straßenschild
"Judengasse" |
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Die Judengasse im
Frühjahr 2008 |
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Die ehemalige
Synagoge
in Friedberg |
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Gemeindediener
("Schammes") Moritz Mainz
mit Torarolle im Hof der Synagoge (vor
1914);
Moritz Mainz starb 1917 in Gießen |
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Jüdische Kunst aus
Friedberg
(Abbildungen aus: Rudolf Hallo: Jüdische Kunst
aus Hessen und Nassau.
Berlin 1933) |
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Torakrone aus der Synagoge in
Friedberg
(um 1720); Dreipassige und dreispangige
flache offene Krone |
Einhenkliger Deckelhumpen aus
der Synagoge
in Friedberg, mit reichem getriebenen
Barockblumendekor (17. Jahrhundert) |
Psalterhandschrift -
Pergamentcodex aus der
Synagoge in Friedberg (um 1740); auf dem
Medaillonbild des harfespielende König David |
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Besamimtürmchen aus der
Synagoge
in Friedberg (Mitte des 17. Jahrhundert) |
Machsorhandschrift,
Pergament; aus der Synagoge in Friedberg (16. Jahrhundert);
Handschrift mit den Gebetstexten für Neujahr und Versöhnungstag |
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Die Zerstörung der Synagoge |
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Die brennende Synagoge
am 10. November 1938 |
Die Judengasse mit Blick zur
Synagoge 1939;
diese ist zum Abbruch angerüstet |
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Kaiserstraße 8: das
ehemalige
jüdische Gemeindehaus
(historische Aufnahme von 1946 aus
Arnsberg Bilder S. 56) |
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Im Gemeindehaus befand sich
eine
Wochentagssynagoge; das Gebäude wurde
wegen Baufälligkeit
abgebrochen |
Das heutige Gebäude
Kaiserstraße 8 |
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Das
Synagogengrundstück im Frühjahr 2008 - ein Ort des Gedenkens |
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Die erhaltene Westmauer der
Synagoge |
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Die 1992 angebrachte
Namenstafel |
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Inschrift auf
der Hinweistafel (oben Mitte): "An dieser Stelle stand - vermutlich
seit 1241, als erstmals eine jüdische Gemeinde in Friedberg nachweisbar
ist - die Synagoge. Judengasse und Judenplacken, die seit Jahrhunderten
den früheren Ghettobereich markierten, treffen hier zusammen. Nur die
äußere Gestalt der Synagoge ist aus der Zeit vor der Zerstörung 1938/39
bekannt.
Im Anschluss an die 'Reichspogromnacht' kam es in den Mittagsstunden des
10. November 1938 zu massiven Gewaltakten und Übergriffen auf die
jüdischen Bürger der Stadt. Friedberger Bürger - Angehörige der SA,
Geschäftsleute, Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und Jungvolk
prügelten Juden durch die Strassen, stürmten und plünderten deren
Wohnungen und Läden, verwüsteten die Synagoge und steckten sie in Brand.
Große Teile der Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom
tatenlos zu. Manche feuerten die Brandstifter auch an. Wegen angeblicher
Baufälligkeit wurde die Synagoge 1939 abgebrochen.
Allein die Westwand der Synagoge blieb erhalten. An ihr erinnert seit 1992
eine Tafel an die mehr als siebzig jüdischen Frauen, Männer und Kinder
aus Friedberg und der Wetterau, die am 15. September 1942 und noch kurz
vor Kriegsende in die Vernichtungslager deportiert wurden.
40 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge wurde 1979 an dieser Stelle
erstmals eine Gedenktafel angebracht. Auch für die heutige Gestaltung
dieses Platzes hat Gültigkeit, was auf ihr zu lesen war: "DIESER
PLATZ GELTE ALS BESINNENDE ERINNERUNG UND BILDENDE MAHNUNG FÜR
ZUKÜNFTIGE GESCHLECHTER". Magistrat und Stadtverordnetenversammlung
der Stadt Friedberg. 10. November 1996." |
Futuristisches Zukunftsprojekt: eine neue Synagoge in Friedberg
Artikel
in der "Giessener
Allgemeinen" vom 17. September 2008: Futuristisches Bauprojekt
Gießen/Friedberg (pm). Die museale Aufbereitung einer zerstörten Gemeindekultur brachte Michael Schubert auf ein Bauprojekt der
Zukunft. Für die aktuelle Ausstellung »Fragmente jüdischer Geschichte in Friedberg« erarbeitete der 28-Jährige aus Aßlar die Rekonstruktion der ehemaligen Judengasse per Computer...."
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
2008-2009:
Ausstellung in Friedberg:
Fragmente jüdischer Geschichte in Friedberg
vom 20. August 2008 - 23. August 2009
im Wetterau-Museum in Friedberg Haagstraße 16 76119 Friedberg |
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Fragmente einer Kultur
- Ausstellung im Wetterau-Museum -
Bericht von Bruno Rieb (Bericht aus der Frankfurter Rundschau vom
20.8.2008 - www.fr-online.de)
Eine filigrane Krone aus Silber dreht sich freischwebend in einem Schaukasten, in einem anderen ein silbernes Thoraschild und im dritten schließlich kreist der Besaminturm. Die drei Schaukästen stehen im Zentrum der Sonderausstellung "Fragmente Jüdischer Geschichte in Friedberg" im Wetterau-Museum. Thorakrone und -schild sowie der Turm waren Ritualgegenstände der jüdischen Gemeinde Friedbergs. Die Gemeinde war laut Bürgermeister Michael Keller (SPD) eine der bedeutendsten in Deutschland...." |
Rückblick auf eine im November 2010 durchgeführte Veranstaltung
'Lebendiges
Wasser' – Monumentale Mikwen in Deutschland aus religiöser, kunstgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sicht
Interdisziplinäres Symposium aus Anlass des Jubiläums '750 Jahre Mikwe Friedberg
1260-2010'
4. und 5. November 2010
Das
Programm als Faltblatt (pdf-Datei)
In dem zweitägigen Symposium wurde die Mikwe als besondere Bauaufgabe in drei Themenschwerpunkten aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Der Blick richtete sich zunächst auf die grundlegende Frage der rituellen Reinheit im Judentum, wobei der Bogen von den jüdischen Schriften über das mittelalterliche Verständnis bis zur heutigen Praxis gespannt
wurde.
Im zweiten Themenblock standen die monumentalen mittelalterlichen Mikwen in Speyer, Köln, Worms, Friedberg, Offenburg und Andernach im Mittelpunkt, zu denen die neuesten Forschungen und Untersuchungen vorgestellt werden.
Im dritten Teil wurden am Beispiel der Friedberger und der Kölner Mikwe spezifisch denkmalpflegerische Fragestellungen angesprochen, da mit der Pflege und Erhaltung der Tiefbauwerke besondere Probleme verbunden sind.
Das Symposium richtete sich sowohl an das Fachpublikum der verschiedenen Disziplinen als auch an die interessierte Öffentlichkeit.
Programm:
Donnerstag, 4. November
10:30 Begrüßung (Ruth Wagner, Staatsministerin a. D. - Michael Keller, Bürgermeister der Stadt Friedberg
- Prof. Dr. Günther Grabatin, Präsident der FH Gießen-Friedberg
I. Rituelle Reinheit. Die Mikwe aus religiöser Sicht
10:45 Prof. Dr. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg): Einführung in den Themenblock I
11:00 Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Universität Mainz): Reinheit in der jüdischen Religion
11:45 Prof. Dr. Hanna Liss: Die Intensivierung der rituellen Reinheit bei den jüdischen Mystikern des Rheinlandes im 12. und 13. Jahrhundert
12:30 Mittagspause
13:45 Rabbiner Shaul Friberg (Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg): Die Mikwe im heutigen jüdischen Leben
II. Die Mikwe aus kunstgeschichtlicher Sicht
14:30 Prof. Dr. Matthias Untermann (Universität Heidelberg): Einführung in den Themenblock II
14:45 Michael Lenarz (Jüdisches Museum, Frankfurt am Main): Mikwen im Mittelmeerraum und in Europa von der Antike bis in die Frühe Neuzeit
15:30 Kaffeepause
16:00 Dr. Pia Heberer (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Mainz): Mittelalterliche Mikwen in Rheinland-Pfalz
16:45 Stefanie Fuchs M.A. (Heidelberg) Die Friedberger Mikwe im kunsthistorischen Vergleich
17:30 Michael Wiehen M.A. (Archäologische Zone / Jüdisches Museum, Köln): Neue Forschungen zur Kölner Mikwe
Freitag, 5. November
III. Die Mikwe aus denkmalpflegerischer Sicht
9:30 Prof. Dr. Gerd Weiß (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden): Einführung in den Themenblock III
9:45 Katja Augustin M.A. (Bad Nauheim): Vom Ritualbad zum Baudenkmal: Die Restaurierung der Friedberger Mikwe 1902/03 unter Hubert Kratz
10:15 Ernst Götz (München): Beobachtungen bei der Renovierung der Friedberger Mikwe 1957/58
10:45 Dr. Enno Steindlberger (Institut für Steinkonservierung e. V., Mainz): Naturwissenschaftliche Untersuchungen zu Schadensursachen und Erhaltungsmaßnahmen an den Sandsteinen der Mikwe in Friedberg
11:30 Dr. Sven Schütte (Archäologische Zone / Jüdisches Museum, Köln): Forschungen zur Restaurierung und Konservierung an der Kölner Mikwe
12:30 Besichtigung der Friedberger Mikwe
Veranstalter:
Magistrat der Stadt Friedberg (Hessen) / Wetterau-Museum in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen
Information beim
Johannes Kögler M.A. Haagstraße 16 61169 Friedberg
Tel. 06031 88218 wetteraumuseum@friedberg-hessen.de
www.friedberg-hessen.de
Veranstaltungsort: Fachhochschule Gießen-Friedberg Campus Friedberg
Gebäude A, Hörsaal A 1 Wilhelm-Leuschner-Straße 13 61169 Friedberg. |
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November 2011:
Bericht zum Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel in der "Wetterauer
Zeitung" vom 9. November 2011: "Reichspogromnacht: 'Das ist
eines Kulturvolkes unwürdig.
Friedberg (jw). In den Tagen um den 9. November 1938 begann in
Deutschland die systematische Verfolgung der jüdischen Bürger. Der
Nazi-Mob wütete. In Friedberg markierte der 10. November den Höhepunkt
der Reichspogromnacht, der in der Deportation von 43 Juden in die
Konzentrationslager Dachau und Buchenwald mündete..."
Link
zum Artikel |
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September 2019:
Auf den Spuren der jüdischen
Geschichte in Friedberg mit Hans-Helmut Hoos
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Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 17.
September 2019: "'Die Friedberger schauten tatenlos zu'.
Friedberg (pm). In Friedberg bestand bereits im Mittelalter eine
bedeutende jüdische Gemeinde. Um 1600 umfasste sie 500 Mitglieder und war
damit eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Welche Spuren der
jüdischen Bevölkerung lassen sich heute noch in Friedberg finden? Um dieser
Frage nachzugehen, trafen sich Vertreter aus Vorstand und Fraktion der CDU
mit Lokalhistoriker Hans-Helmut Hoos auf dem neuen jüdischen Friedhof auf
der Ober-Wöllstädter Höhe.
1933 lebten laut Hoos 305 Juden in der Stadt - 2,7 Prozent von insgesamt 11
130 Einwohnern. Er beschrieb den Unionspolitikern die Vorkommnisse im
Anschluss an die Pogromnacht, als es in den Mittagsstunden des 10. November
1938 zu massiven Gewaltakten und Übergriffen auf die jüdischen Bürger der
Stadt kam. Friedberger Bürger - Angehörige der SA, Geschäftsleute,
Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und Jungvolk - hätten die Juden
durch die Straßen geprügelt, deren Wohnungen und Läden geplündert. Auch
wurde die Synagoge verwüstet und in Brand gesteckt. Hoos: 'Große Teile der
Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom tatenlos zu.'
Am 5. Februar 1942 wurden noch 63 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt.
Am 16. September 1942 erfolgte ihre Deportation; Sammelplatz war die
Turnhalle der Augustinerschule, in der die Menschen die Nacht vor der
Deportation verbringen mussten, wie Hoos berichtete. Von hier aus seien sie
in die Vernichtungslager Theresienstadt und Auschwitz verfrachtet worden.
'Damit war das Leben der jüdischen Gemeinde in Friedberg ausgelöscht.'
Auf dem neuen jüdischen Friedhof auf der
Ober-Wöllstädter Höhe künden 13 Grabsteine von den letzten jüdischen
Bewohnern der Stadt, die nach Auflassung des alten Judenfriedhofs an der
Ockstädter Straße im Jahr 1934 dort - weit außerhalb ihrer Heimatstadt -
ihre letzte Ruhestätte fanden. Hoos erläuterte den CDU-Vertretern, darunter
Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender, zunächst die Besonderheit eines
jüdischen Friedhofs. Dieser sei für Juden ebenso bedeutsam wie die Synagoge.
'Der Tote soll an diesem Platz in Ewigkeit ruhen dürfen. Den Toten darf der
Ruheort nicht genommen werden, da sie auf die Auferweckung ›am Ende der
Tage‹ und auf ein ewiges Leben von Leib und Seele warten.' Ein Friedhof sei
für gläubige Juden somit unantastbar.
Eine Umbettung oder Neubelegung der Totenstätte, die auf christlichen
Friedhöfen häufig erfolgt, sei auf einem jüdischen Friedhof undenkbar. Er
spiegele auch das Prinzip der Vergänglichkeit wider, weshalb es keinen
Blumenschmuck oder auf Hochglanz polierte Grabsteine gebe. Die Geburts- und
Sterbedaten auf den 13 Grabsteinen umfassen einen Zeitraum von über 100
Jahren. 'Diese Zeitspanne von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1939
beinhaltet die hoffnungsvollste und die finsterste Zeit der jüdischen
Geschichte in Friedberg', sagte Hoos und schilderte noch die
Lebensgeschichte einiger auf dem Friedhof begrabener jüdischer Bürger. Hoos:
'Den hier begrabenen letzten Friedberger Juden ersparte ein gnädiges
Schicksal die Deportationen und die Grausamkeiten der Vernichtungslager.'"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur: (kleine Auswahl)
| Germania Judaica I S. 110-111; II,1 S. 260-263;
III,1 S. 407-413. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 195-211. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 55-60. |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 149-150. |
| Hans-Helmut Hoos: Zur Geschichte der Friedberger
Juden 1933-1942. In: Von Schwarz-weiß-rot zum Hakenkreuz. Wetterauer
Geschichtsblätter. Beiheft 1. Wetterau 1989 S. 37-104. |
| ders.: Die Lebenserinnerungen des Friedberger Juden
Heinrich (Henry) Buxbaum (1900-1979). Einführung und Edition (1) in Archiv
für Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 46 (1988), Einführung und
Edition (2) in ebd. NF 47 (1989).
Dieser Beitrag ist auch erschienen unter dem Titel: "Scherben der
Erinnerung - Memoiren des Wetterauer Juden Henry Buxbaum". 246 S.
Friedberg 1994.
ISBN-10: 3870760788. |
| ders.: "Dass er nicht nur
schutzmäßig sich betragen und leben sollt." Zur Geschichte der
Wetterauer Schutzjuden in Fauerbach bei Friedberg. Teil I in: Archiv für
Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 58 2000. Teil II in ebd. NF 59
2001. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 320-321. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 283-290. |
| Kehilat Friedberg (Hg.: Andreas Gotzmann)
In zwei Teilbänden: Bd. 1: Cilli Kasper-Holtkotte: Jüdisches Leben in
Friedberg (16.-18. Jahrhundert) Friedberg 2003 (Wetterauer Geschichtsblätter
50); Bd. 2: Stefan Litt: Protokollbuch und Statuten der Jüdischen
Gemeinde Friedberg (16.-17. Jahrhundert); Friedberg 2003 (Wetterauer
Geschichtsblätter 51). |
| Monica
Kingreen: Das Judenbad und die Judengasse in Friedberg. Wetterauer
Geschichtsblätter. Bd. 56/2007. 208 S. |
| Hans Helmut Hoos: Kehillah Kedoschah -
Spurensuche. Geschichte der jüdischen Gemeinde in Friedberg. Auf den Spuren
der Friedberger Juden von den Anfängen zur Gegenwart. Peter Lang Verlag
Frankfurt/Main usw. 2009². |
| Hanno
Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in
Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald
2014.
Das Buch enthält S. 178-190 Angaben zu den jüdischen Einwohnern in
Fauerbach (Stadtteil von Friedberg).
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über:
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de
Gemeindeverwaltung Münzenberg, D-35516 Münzenberg www.muenzenberg.de
Helma Kilian, Obergasse 3, D-35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, D-35463 Fernwald-Steinbach www.fambu-oberhessen.de/ -
E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
|
| Neu
in 2018: Hanno Müller: Juden in Friedberg. Fernwald
2018.
Zu beziehen ist das Buch über:
Hanno Müller, Röntgenstraße 29, D-35463 Fernwald-Steinbach www.fambu-oberhessen.de
- E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
und über das Stadtarchiv Friedberg, Augustinergasse 8, D-61169 Friedberg
(Hessen) www.bibliothekszentrumklosterbau.de
Presseinformation
zum Buch (pdf-Datei) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Friedberg
Hesse. Jews were living there in 1241 and an Imperial charter (1275)
guaranteed their safety in return for the payment of an annual tax. However, the
Jews were often held for ransom and the burggrave's protection did not save them
from the Armleder massacres of 1336 or the Black Death persecutions of 1348-49.
A new agreement in 1359 restored the community but 200 years later, when Emperor
Ferdinand I made Jews subject to the House of Hanau, their tax burden was
extortionate. During the 16th century a protective wall was built around the
Jewish quarter (Judengasse) and the Jewish population doubled to about 60
families. The community took pride in eminent rabbis such as Hayyim ben Bezalel
(1562-75), the Maharal of Prague's brother, and the kabbalist Eliyahu ben Moshe
Loanz (1615-22). At the end of the thirty Years War in 1648, when Christian
citizens organized a boycott of Jewish traders, Ferdinand III not only exempted
the Jews from war levies but also prohibited unautorized measures against them.
Thirty of the 75 households were still impoverished in 1722, however, and no
economic programm was achieved until the 19th century. By 1880 the community
numbered 438 (9 % of the total). After growing to 491 in 1910, the community
lost Orthodox members and affiliated itself with the Liberal rabbinate of
Giessen. During the Weimer Republic, branches of the Central Union (C.V.) Jewish
War Veterans Association, and German Zionist Organization were active. The two
largest department stores were Jewish-owned and Sir Ernest Oppenheimer, whose
father had manufactures cigarettes in Friedberg, gained international renown as
head of the South African diamond industry. From 1 April 1933, the Nazi boycott
had a disastrous effect and Jews started to emigrate. The community was
mobilized to run welfare schemes and, joining forces, the Zionist organizations
in Friedberg and Bad Nauheim arranged film show about Palestine, instruction in
Hebrew, and other events. The Jewish population had dwindled to about 150 on Kristallnacht
(9-10 November 1938), when Nazis destroyed the two synagogues and staged a
pogrom. By 1940, well over 80 Jews had emigrated; more than 60 were eventually
deported. After Worldwar II, a memorial was erected by the city council.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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