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Badenweiler (Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald)
Jüdische Geschichte / Betsaal
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer Bewohner
und Kurgäste
In Badenweiler ließen sich seit der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts (seit 1864 Familie Levi-Mager) wenige jüdische Familien /
Einzelpersonen nieder, die der Synagogengemeinde
Müllheim angehörten. 1863 eröffnete
David Levy Mager aus Müllheim ein Hotel in Badenweiler ("Hotel
Bellevue"), das für drei Generationen Mittelpunkt des jüdischen Lebens am
Ort werden sollte. Es wurde streng rituell geführt, sodass auch orthodoxe Juden
aus Deutschland und dem Ausland im badischen Schwarzwald Urlaub machen konnten.
Im Hotel gab es einen Betsaal, zeitweise waren ein eigener Vorbeter und ein
Schochet (Schächter) angestellt. Viel jüdische Prominenz kam nach Badenweiler,
wie der Bericht über den bekannten jüdischen Schriftsteller Scholem Alejchem
(s.u.) zeigt.
Nur wenige Jahre hielt sich ein 1900 eröffnetes zweites, gleichfalls streng
rituell geführtes jüdisches Hotel, das Hotel "Elsässer Hof"
(Inhaber L. Blum). Auch in diesem Hotel war ein Betsaal eingerichtet.
Seit 1891 (Gewerbeanmeldung bei der Gemeinde im Mai 1891, s.u.) wirkte in Badenweiler der später weltberühmte Arzt Albert Fraenkel (s.u.). Er
war in Badenweiler wie auch in Heidelberg tätig und wurde in Anerkennung seiner Verdienste für den Kurort Badenweiler 1920 zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt.
Es bestanden bis nach 1933: Arztpraxis Dr. Hermann Haymann
(Ernst-Eisenlohr-Straße 1), Kurhotel Bellevue mit ritueller Gastwirtschaft der
Familie Levi, Inhaber Julius Levi-Mager (Luisenstraße 12), Textilgeschäft Adolf Monasch
(Luisenstraße 2; Adolph Monasch, geb. 1847 war nach dem Ersten Weltkrieg von
Mulhouse nach Badenweiler übersiedelt).
An das Schicksal der in der Verfolgungszeit 1933 bis 1945 umgekommenen Schwestern Monasch erinnerte schon vor 1993 eine Gedenktafel auf dem Friedhof Badenweiler. Die Namen der vier aus der
Familie Levi ermordeten Personen wurden auf einer neuen Gedenktafel am Friedhof 1993 nachgetragen. Gleichfalls finden sich die Namen der umgekommenen Badenweiler Juden auch auf den Bronzetafeln der Gedenkstätte im
jüdischen Friedhof Müllheim.
Ortsteil Oberweiler. In Oberweiler (Unterer Kirchweg 12) wohnte von 1935 bis 1938 Prof. Dr. Friedrich Darmstädter (1883-1957; bis 1935 und wieder ab 1946 Rechtsphilosoph und Staatsrechtler an der Universität Heidelberg).
Ortsteil Schweighof. Im Schweighof lebte seit der Zeit des 1. Weltkrieges
Fritz Schaller, der mit Frieda Kiefer aus Schweighof verheiratet war. Die vier
in Schweighof zwischen 1915 und 1923 geborenen Kinder der Familie waren
Heinrich, Regina, Lotte und Irmgard. 1926 siedelte die Fam. nach Müllheim über, wo Frau Schaller eine Nähmaschinenfiliale der Fa. Singer übernahm
(Hauptstraße 79). Fritz Schaller und Tochter Irmgard kamen 1938/41 in Lemberg ums
Leben.
Von den in Badenweiler geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gertrud(e)
Levi-Mager (1918), Julius (Jules) Levi-Mager (1877), Louis Levi-Mager (1928),
Celine Mager geb. Levy (1892), Berta Monasch (1886), Charlotte Monasch (1882),
Gertrude Monasch (1892), Margarete Stern geb. Lippmann (1874).
Von den in Schweighof geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fritz Schaller
(1880), Irmgard Schaller (1923).
Aus der Geschichte der jüdischen
Familien
Allgemeine Berichte
Bericht eines Kurgastes aus Badenweiler (1903)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. November 1903:
Der Bericht konnte noch nicht abgeschrieben werden - zum Lesen bitte
Textabbildungen anklicken.
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Auch die Fortsetzung des Berichtes ist
noch zu ergänzen. |
Familie Levy-Mager und das
"Hotel Bellevue"
Anzeigen des Hotels der Familie Levy - Mager / Hotel Bellevue
1864 bis 1927
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1864: "Badenweiler.
Empfehlung.
Der Unterzeichnete empfiehlt hiermit seine in Badenweiler, Großherzogtum
Baden, neu eingerichtete israelitische Gastwirtschaft dem geehrten
Publikum unter Zusicherung reeller und prompter Bedienung. Geräumige und
wohl ausmöblierte Zimmer mit der herrlichsten Aussicht ins Rhein- und
Weilertal stehen zur stündlichen Benutzung jederzeit offen.
David Levi Mager." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1865: "David
Levi.
Badenweiler im Breisgau, Großherzogtum Baden den 1. Mai 1865.
Hotel Levi. Jüdisches Gasthaus empfiehlt sich hiermit einem geehrten
Publikum unter Zusicherung prompter Bedienung. - Das Hotel ist um das
Doppelte vergrößert, hat etwa 25 verfügbare, mit allem Komfort
eingerichtete Zimmer und gewährt eine romantische Aussicht in das schöne
Rhein- und Weilertal, dem Elsass bis zu den Vogesen. Reine Luft, warme
Quellen, hohe Lage zeichnet den Badplatz vor allen andern aus, was der
alljährlich zunehmende Besuch sichtbar nachweist." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1889:
"Badenweiler im Schwarzwald. Hotel Levi nächst der Post.
Einem verehrten Publikum, welches den hiesigen Kurort besuchen will,
die ergebene Anzeige, dass ich auch dieses Jahr wieder einen eigenen
Schochet und Officiant, welcher sowohl Groß- als auch Kleinvieh
schächtet, engagiert habe. Derselbe besitzt die Autorisation von dem
Herrn Rabbiner Dr. Kutna aus Eisenstadt und Herrn Dr. Lewin aus
Freiburg.
Milch und Molken im Hause. Komfortable Zimmer, gute Küche und feinen
Keller. Für längeren Aufenthalt Pensionspreis. Es empfiehlt sich die Eigentümerin
Liebmann Levy Mager Witwe." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1891: "Badenweiler,
badischer Schwarzwald.
Hotel & Pension Levy.
Durch Umbau vergrößert
und verschönert. Hohe, luftige und elegante Räume. Vorzügliche, streng
koschere Küche und reine Weine bei normalen Preisen. Frische Kuhmilch zu
jeder Zeit. Eigener, orthodoxer Schochet, von anerkannt berühmten Herren
Rabbinern geprüft. Gottesdienst im hause. Eigentümerin.
Levy Mager Witwe." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1898: "Badenweiler.
Bahnstation im Badischen Schwarzwald. Hotel & Pension Bellevue vormals
Levy.
Streng koscheres Hotel mit fein eingerichteten Fremdenzimmern, großen
Speisesälen mit großer Terrasse. Beste Gelegenheit zum Abhalten von
Hochzeiten, bei billigster Berechnung. Thermalbäder, Milch und Molken im
Hause. Gute Küche und reine Weine. Eigene Schul. Schochet und Chassen.
Levy Mager. Besitzer. NB. Auf Wunsch erteilen orthodoxe Rabbinen
Referenzen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1898: "Badenweiler – Einziges
israelitisches Hotel am Platze. Bahnstation im Badischen Schwarzwald.
Hotel & Pension Bellevue. Vormals Levy. Streng koscheres Hotel mit
fein eingerichteten Fremdenzimmern, großen Speisesälen mit großer
Terrasse. Beste Gelegenheit zum Abhalten von Hochzeiten, bei billigster
Berechnung. Bäder, Milch und Molken im Hause. Gute Küche und reine
Weine. Eigene Schul. Schochet und Chassen. Frau Levy Mager, Besitzerin.
NB., Auf Wunsch erteilen orthodoxe Rabbinen Referenzen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Badenweiler im
badischen Schwarzwald. Hotel & Pension Bellevue, auch Levy, gegründet
1863. Telefon Nr. 8. Elegante luftige Fremdenzimmer. – Große Speisesäle.
– Anerkannt gute Küche. – Reine Weine bei mäßigen Preisen. –
Eigener von orthodoxen Rabbinen geprüfter russischer Schochet.
– Orthodoxe Rabbiner erteilen Referenzen. – Hotelwagen am Bahnhof." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Badenweiler im
Schwarzwald. Hotel Bellevue Pension. Koscher – vorm. Levy – Koscher.
Hohe luftige Zimmer mit Balkone und Terrassen! Von Gärten umgeben am
Waldesrand. Milchkuranstalt. Eigener Schochet!
Billige Preise. Frau Levy Mager. Referenzen und unter Aufsicht Seiner Ehrwürden
Herrn Rabbiner Buttenwieser in Strassburg im Elsass". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Badenweiler.
(Südlicher
badischer Schwarzwald). Hotel Bellevue ist eröffnet. Streng koscher.
Synagoge im Hause. Schöne Zimmer, erstklassige Verpflegung. Großer
Garten und Terrassen, Pessach geöffnet. Pension pro Tag von 40 Mark an.
Vorherige Anmeldung erwünscht. Telefon Nr. 8. Besitzerin Frau Levy Mager." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1927: "Kurort und
Thermalbad.
Badenweiler (südlicher badischer Schwarzwald). Ein idealer
Platz für Erholungsbedürftige.
Kur-Hotel Bellevue. Koscher –
Israelitisches Hotel – Koscher. Unter Aufsicht – Telefon Nr. 8.
Synagoge im Hause. Man verlange Prospekt." |
Weitere Anzeigen der Familie Levy Mager
Koscheres Kirschwasser aus Badenweiler (1885)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1885: "Koscher schäl Pessach. Kirschwasser,
aus den besten
Schwarzwaldkirschen selbst gebrannt, offeriere unter Garantie für die
Echtheit in kleinen und großen Quantitäten per Flasche 3 Mark.
Wiederverkäufer erhalten angemessenen Rabatt.
Liebmann Levi Mager,
Besitzer des ‚Hotel Levi’, Badenweiler (Baden)." |
Das Hotel Bellevue gehört dem "Verein zur Förderung
ritueller Speisehäuser" an (1900 / 1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1900:
"Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser -
Sitz in
Hamburg". In der Liste genannt:
Badenweiler badischer Schwarzwald -
Hotel Bellevue Frau Levy Mager". |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Januar 1901: ähnlich wie oben |
Hotel Bellevue sucht einen Vorbeter (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Hotel Bellevue,
Badenweiler
sucht zum baldigen Eintritt gegen gute Bezahlung und freie
Station einen streng orthodoxen jungen Mann, eventuell Rabbinatsschüler
(auch Ausländer) mit guten Empfehlungen. Derselbe muss als Vorbeter
fungieren, gut leienen und lernen können. Offerten mit Aufgabe von
Referenzen und Gehaltsansprüchen an Frau Levi Mager, Badenweiler". |
Berichte aus der Familie Levy - Mager und über ihr Hotel
Zum Tod von Liebmann Levy Mager (1886)
Anmerkung: Liebmann Levy Mager war der Sohn von David Levy Mager und
hatte das Hotel seines Vaters übernommen. Nach seinem frühen Tod übernahm
seine Witwe die Hotelleitung, bis Mitte der 1920er-Jahre der Sohn Julius als
Enkel des Gründers die Hotelleitung übernahm.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1886: "Nachruf. (Unlieb
verspätet). Wir kamen soeben von der Beerdigung
eines Mannes zurück, der es verdient, dass ihm in Ihrem geschätzten
Blatte ein kleiner Nachruf gewidmet werde. Herr Liebmann Levy Mager in
Badenweiler (Breisgau), Besitzer des streng jüdischen Hotels daselbst
(Hotel Levy), ist am Freitag den 22. Januar, nachts 11 Uhr, im Alter von
37 Jahren, in ein besseres Jenseits abgerufen worden, nachdem er nur eine
kurze Zeit krank war. Von den vielen Kurgästen, die sowohl aus Rücksicht
für ihre Gesundheit als zum Vergnügen bei ihm verkehrten, haben wohl
alle Gelegenheit gehabt, sich sowohl von seiner strengen Religiosität als
von seiner Rechtlichkeit und Liebenswürdigkeit seinen Gästen gegenüber
zu überzeugen. Um ihn trauern nächst seiner jungen Witwe mit 4 Kindern
seine betagten Eltern und Geschwister. Er führte als Mohel
(Beschneider) viele Kinder in den
Bund unseres Vaters Abraham ein und war, wenn auch nur für den
eigenen Gebrauch, ein Schochet.
Der imposante Leichenzug am Sonntag, den 24. Januar gab beredtes Zeugnis,
wie sehr beliebt und geachtet der Verblichene bei seinen Mitbürgern war.
Möge seine betrübte Familie in der allgemein zu Tage getretenen
Teilnahme einen Trost in ihrem herben Verlust erblicken. Seine
Seele sei eingebunden im Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von David Levy-Mager und seiner Frau
(1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1892: "Freiburg im
Breisgau, 23. Oktober (1892). Herr und Frau David Levy-Mager, früher
Besitzer des Hotel Levy in Badenweiler, jetzt Privatier in Freiburg im
Breisgau, feierten im Kreise ihrer Kinder, Enkel und zahlreicher Freunde
das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Schon in aller Früh erschienen
die Gratulanten und mitunter mit kostbaren Geschenken. Der
Synagogen-Ausschuss in corpore brachte die Glückwünsche der Gemeinde
dar. Hierauf ergriff Herr Rabbiner Dr. Levin das Wort und überreichte die
von Seiner königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich von Baden allergnädigst
verliehene Jubiläums-Medaille, begleitet von den besten Wünschen der Königlichen
Hoheit. Herzliche Worte richtete der Herr Rabbiner hierbei an das
Jubelpaar, das tief ergriffen von all der Liebe und Güte war. Bei dem
nachmittags stattgehabten Festessen überreichte eine Deputation von 9
Herren, namens der Chewra Kadischa (sc.
Wohltätigkeits- und Bestattungsverein), deren Mitglied Herr Levy-Mayer
seit über 60 Jahren ist und zu deren Mitbegründern er zählt, ein Etuis
mit 6 silbernen Löffeln unter warmer Anerkennung der Verdienste des
Jubilars. Bei zündenden Reden – zunächst ein Toast auf den allergnädigsten
Landesherrn Großherzog Friedrich von Baden – eilten die Stunden des
Festes nur allzu schnell dahin, und erst als die letzten Züge die lieben
Gäste nach allen Richtungen entführten, ging dasselbe zu Ende.
Bemerkenswert ist, dass das Benschen die nette Summe von Mark 118,40
ergab, welche für Freiburger und Mülheimer Ortsarme bestimmt wurden. Möge
dem Jubelpaar auch das Glück vergönnte sein, die Demant-Feier in Glück
und Gesundheit zu begehen." |
Über Badenweiler und das Hotel von David Levy
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1894: "Badeplaudereien.
Badenweiler, Ellul 5654 (1894). Die ‚Selichottage’ rücken näher und
näher, die Fremden, welche in Bädern und Sommerfrischen sich einige
Wochen der Erholung gönnten, kehren zum heimatlichen Herde zurück. Mehr
und mehr entvölkern sich die Alleen und Promenaden der Kurorte, die
Kapellen stellen ihr Spiel ein – die Saison naht ihrem Ende. Zu den
wenigen Orten unseres Vaterlandes, welche vermöge ihrer klimatischen Verhältnisse,
vermöge ihrer glücklichen südlichen Lage – vermöge der Auswahl ihrer
Heilmittel, von der Regel eine Ausnahme machen können, die selbst dann
noch auf eine stattliche Fremdenzahl blicken dürfen, wenn in den meisten
anderen Bädern bereits der letzte Gast wieder zu den heimischen Penaten
gezogen ist, gehört in erster Linie Badenweiler. Besonders günstig auf
die Fremdenfrequenz des Platzes wirkt der Umstand ein, dass mancher
Patient, dem eine Traubenkur oder ein Winteraufenthalt in einem südlichen
Platze verordnet wurde, es vorzieht, einen Ort aufzusuchen, der ihn nicht
zu einer zu weiten Entfernung von der Heimat veranlasst und der zu
gleicher Zeit keine so großen Ansprüche an den Geldbeutel macht. Der
rituell lebende Jude hatte leider von den Vorteilen, die ein Herbst- und
Winteraufenthalt in Badenweiler bietet, kein Gebrauch machen können, die
die hier bestehende jüdische Restauration (Hotel Levy= mit Beginn der
Herbst-Saison den Wirtsbetrieb einzustellen pflegte. Der steigenden
Winterfrequenz und der vermehrten Nachfrage nach ritueller Kost Rechnung
tragend, wird von diesem Jahre ab der Betrieb des Restaurants das ganze
Jahr hindurch in umgeänderter Weise fortgeführt werden, eine Neuerung,
die gewiss von allen denen freudig begrüßt werden wird, welche ihren
Herbst- resp. Winteraufenthalt in solch einem südlich gelegenen Orte
nehmen möchten, welcher neben den verschiedenen klimatischen und lokalen
Vorteilen auch die Möglichkeit einer guten und zuverlässig koscheren und
dabei billigen Pension bietet. Heute, wo leider so mancher jüdische
Kurgast um sich den Lorbeer der ‚Aufgeklärtheit’ zu erringen, die
rituellen Restaurants wie ein Gift meidet, und sich für seine
Handlungsweise durch die unhaltbare Ausrede zu entschuldigen sucht, dass
die jüdischen Wirtschaften ‚minderwertig’ seien, dürfte es gewiss am
Platze sein, mal eine christliche Stimme über ein rituelles Hotel anzuführen.
In der Chronik der Vogtei Badenweiler findet sich zum Jahrgang 64 (pag.
192 Abs. 1 bei Wever) folgende Eintragung:
‚- ist durch David Levy von Müllheim eine Judenwirtschaft in
Badenweiler nebst Wohnungen entstanden, die sich in Folge der guten
Einrichtung und soliden Bedienung, die man da findet, eines erfreulichen
Fortganges rühmen kann.’ Bedarf es eines deutlicheren Belegs für die
Tatsache der Ebenbürtigkeit der jüdischen Hotels, als jenes Zeugnis des
gewiss unbefangenen Chronisten! Ob es der antisemitischen Hetze der
letzten Jahre wohl gelingt, was der gewiss unbefangenen Empfehlung der
Badenweiler Gemeinde nicht gelungen ist, nämlich recht viele
Glaubensgenossen zu den koscheren Fleischtöpfen zurückzubringen? Was das
kulturelle Leben betrifft, so ist diesem durch einen im Levy’schen Hotel
eingerichteten Betsaal Rechnung getragen. Allsabbatlich, zu Zeiten auch
alltäglich wird hier Gottesdienst abgehalten. Als Vorbeter fungiert gewöhnlich
ein in dem benachbarten Müllheim wohnender Hilfschasan (sc.
Hilfsvorbeter). Der größte Teil der einfach, aber durchaus würdig
gehaltenen Einrichtung des Betsaal, der ‚Oraun-hakaudesch’
(Toraschrank), die prächtigen ‚Proches’ (Toraschrankvorhänge), die
‚Sidurim’ (Gebetbücher) usw. entstammen freiwilligen Gaben
opferwilliger Gäste. Überhaupt hat hier die Opferwilligkeit wohlhabender
Glaubensgenossen viel Schönes und Gutes geschaffen. So ist z.B. auch das
unter dem Protektorate der Erbgroßherzogin vor kurzem hier gegründete
Hilda-Krankenheim (Kur- und Siechenanstalt) in ganz hervorragender Weise
durch jüdische Mittel unterstützt worden. Ein erneuter Beleg für den
besonders heutzutage so sehr gerügten Schachersinn der Juden! Badenweiler
ist reich an historischen Erinnerungen aller Art. Zu den hervorragendsten
Denkmälern des Ortes gehört in erster Linie die von dem römischen
Kaiser Hadrian (Hadrian Hamelech)
erbauten und der Diana Abnoba geweihten ‚Römischen Bäder’, die erst
im vergangenen Jahrhundert ausgegraben wurden. Sie geben uns einen
weiteren beweis für die schon im Talmud erwähnte Sorgfalt, die man zur
damaligen Zeit dem Badewesen schenkte und für die Vollendung deren schon
vor Jahrzausenden sich diese Institution erfreute. Nebst vier großen
Schwimmbädern enthält der Bau eine ganze Anzahl kleinerer der damaligen
Sitte ent- |
sprechender
Räume: wie Vorhof, Wartezimmer, Salbzimmer und Zimmer für Dampf-,
Schwitz- und Einzelbäder. Verwundert schauen wir auf diese Merkmale einer
ehemaligen blühenden Kultur. Hadrian und seine Werke sind zugrunde
gegangen. Wir aber, die von ihnen Geknechteten und Gedrückten sind
geblieben. Herr Stöcker und Herr Ahlwardt, wir haben keine Angst, wir
werden auch noch sein, nachdem Sie und Ihre Werke längst im Staube modern
‚Er, der seinem Volk Kraft
schenkt, segne sein Volk mit Frieden.’" |
Über Badenweiler und das Hotel Bellevue (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 7. Juni 1907: "Badenweiler. Obwohl 422 Meter über dem
Meer gelegen, erfreut sich Badenweiler infolge seiner geschützten Lage
eines sehr milden Klimas. Rings vom Walde umgeben, genießt der Kurgast
besonders in den Morgenstunden eine herrliche Waldluft, die ja so
wohltätig auf die Atmungsorgane einwirkt. Und wie gut ist es zu wandern
in diesen Wäldern mit ihrer feierlich ernsten Ruhe, ihrem bezaubernden
Rauschen, ihrem erfrischenden Schatten! Welch' entzückende Aussichten
gewähren die Lichtungen! Über stille Dörfer, einsame Weiler, zerstreut
liegende Gehöfte, verfallene Ritterburgen, bunte Wiesen, sanft ansteigende
Höhen des benachbarten Gebirges schweift der Blick.
Durch die Vereinigung von Wald- und Gebirgsklima gehört Badenweiler in
die Reihe der subalpinen Badeorte. Alle Bedingungen, wie sie ein
klimatischer Kurort fordert, sind hier gegeben. Die gleichmäßige Luft
gestattet in Badenweiler vom Frühjahr bis in den Frühwinter hinein einen
Aufenthalt von 8 bis 14 Stunden täglich im Freien. Außer dem erwähnten
wichtigen Kurmittel ist Badenweiler auch als Thermalbad sehr besucht. Die
zu Bade- und Trinkkuren angewandte Quelle gehört nach Bunsen zu de
indifferenten, salzarmen, lithiumhaltigen. In der Tat verdanken zahlreiche
Kranke, welche an Rheumatismus, Gicht, Ernährungsstörungen,
Neurasthenie, Hautkrankheiten litten, diesem Wasser Heilung und Linderung.
S
elbstverständlich hat Badenweiler auch ein jüdisches Hotel. Es ist das Hotel
und Pension Bellevue. Ein elegant ausgestatteter Speisesaal, ein
Konversations-, Spiel- und Lesezimmer, behagliche Wohnzimmer befriedigen
die Ansprüche selbst verwöhnter Gäste in reichem Maße. Referenzen
über Kaschruß erteilt Seine Ehrwürden Herr Rabbiner Buttenwieser in Straßburg
im Elsass. Man beachte gefälligst das Inserat in der vorliegenden Nummer
dieses Blattes." |
Über Badenweiler und das Hotel Bellevue (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: "Badenweiler,
15. April 1908. In dem schon vor 2000 Jahren den Römern wegen seinen
warmen Quellen bekannten Kurort Badenweiler, im südlich badischen
Schwarzwald gelegen, hat die offizielle Saison-Eröffnung am 1. April
begonnen und täglich bringen die Züge neu ankommende Kurgäste. Das
Wetter ist sehr schön, und es ist ein Vergnügen zur Zeit in der milden
ozonreichen Tannenluft spazieren zu können. Als neues Heilmittel ist der
Neubau des unter Großherzog Friedrich I. erbauten 'Markgrafenbades' zu
erwähnen, welches im Laufe dieses Frühjahres schon dem öffentlichen
Verkehr übergeben werden wird. darinnen befinden sich unter anderem
Dampf-Heiß-Luft Elektrische- Moor- und Sandbäder, sodass es allen
Bedürfnissen wird genügen können. Da sich auch ein unter Aufsicht des
Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser in Hamburg stehendes
israelisches Hotel, das Hotel und Pension Bellevue, Besitzerin Frau Levi
Mager, dortselbst befindet, so kann Badenweiler für die Israeliten als
Frühjahrskurort empfohlen werden. Der Kurort eignet sich insbesondere bei
Rekonvaleszenz nach Influenza für Nervöse- Herz- und Magenleidende. Man
befrage hierwegen seinen Hausarzt." |
Über Badenweiler und das jüdische Leben am Kurort (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1921: "Badenweiler,
11. Juli (1921). Auch in der gegenwärtigen Kursaison macht sich hier ein
reges jüdisches Leben bemerkbar. Eine ganz beträchtliche Anzahl von
jüdischen Kurgästen ist hier festzustellen. Insbesondere sieht man hier
zahlreiche schweizerische Glaubensgenossen, die infolge ihrer günstigen
Valutaverhältnisse, deutsche Kurorte an der Peripherie der Schweiz
aufsuchen. Allsabbatliche finden in der hiesigen Synagoge Gottesdienste
statt. Im Anschluss an den Sabbatmorgen-Gottesdienst wird jeweils ein
Vortrag über den Wochenabschnitt von Herrn Salomon Horowitz gehalten, der
es versteht, das Publikum zu fesseln und zu erheben." |
Bericht über das Hotel Bellevue (März 1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1927: "Wer die Pessach-Tage
in dem herrlichen, im Schwarzwald gelegenen Badenweiler verbringt, den
laden schöne Wälder und großartige angelegter Kurpark zu kleinen und größeren
Ausflüge ein. Den Bequemeren bietet die Terrasse des Kurhotels Bellevue,
das diesen Namen mit Recht trägt, Gelegenheit, die Schönheit der Gegend
von da aus zu genießen. – Das Hotel hat viele schöne gemütliche
Zimmer, einen großen, freundlichen Speisesaal. Die Leitung ist vorzüglich,
das Personal gut geschult; das Essen vortrefflich. – Eine kleine, sehr hübsche
Synagoge zeugt von dem frommen Sinn der Inhaber. Die Pforten des Hotels
sind geöffnet. Man erwartet die Frühlingsgäste und heißt jeden
freundlich willkommen." |
Über Badenweiler und das Hotel Bellevue (Dezember
1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927: "Badenweiler wird
mit guten Erfolgen empfohlen bei Erkrankungen des Herzens, der Gefäße,
der Nerven, Stoffwechselkrankheiten, leichten Erkrankungen der
Atmungswege, Rekonvaleszenz nach schweren Krankheiten und Operationen. Berühmte
Spezialärzte üben ihre Praxis aus. Auch ein neuzeitlich eingerichtetes,
rituell geführtes jüdisches Hotel gibt es: Hotel Bellevue, auch Hotel
Levy genannt. Es wurde im Jahre 1864 vom Großvater des jetzigen Besitzes
gegründet, und zurzeit werden wieder Verbesserungen in dem Hotelgebäude
vorgenommen. Für die kommende Saison wird in allen Fremdenzimmern fließendes
kaltes und warmes Wasser eingerichtet. Wiedereröffnung im März 1928. In
der Chronik von Badenweiler, herausgegeben von Dr. Wever im Mai 1869 ist
zu lesen: ‚1864 ist durch David Levi von Müllheim eine Judenwirtschaft
in Badenweiler nebst Wohnungen entstanden, die sich in Folge der guten
Einrichtung und soliden Bedienung, die man da findet, eines erfreulichen
Fortganges rühmen kann.’ Die Erfolge bis heute haben die Richtigkeit
der Feststellungen vom Jahre 1864 bestätigt." |
Die Frühlings-Saison hat begonnen (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1930: "Badenweiler,
Thermal- und Luftkurort im südlichen Schwarzwald (450 Meter über dem
Meeresspiegel), hat seine Frühlings-Saison begonnen. Im Bezirke der
warmen Quelle entfaltet die Natur eine verschwenderische Pracht und
seltenen Liebreiz. Dies Fleckchen Erde ist dazu geschaffen, Gesundheit und
Erholung allen zu bringen, die sie in beschaulicher Ruhe suchen. Um sicher
zu sein, an Pessach ein schönes Zimmer zu finden, empfiehlt es sich, dem
dortigen Jüdischen Hotel 'Kurhotel Bellevue' die Ankunft vorher
mitzuteilen. (Näheres siehe Inserat dieser
Zeitung.)." |
80. Geburtstag von Fanny Mager geb. Bloch (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1935: "Badenweiler, 8.
Oktober (1935). Frau Fanny Mager geb. Bloch aus Badenweiler, Hotel
Bellevue, begeht am 31. Oktober – so Gott will – ihren achtzigsten
Geburtstag. (Alles
Gute) bis 120 Jahre." |
Familie L.
Blum und die Pension "Elsässer Hof"
Anzeigen des 1900 eröffneten Hotels mit Pension Elsässer
Hof, Besitzer L. Blum
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900:
"Neu eröffnet. Badenweiler, badischer Schwarzwald. Koscher
Hôtel & Pension Elsässer Hof. Koscher.
Besitzer: L. Blum, Hotel zum Erbprinzen Freiburg im Breishau. On parle
francais. English spoken. Thermalbäder im Hause.
Prachtvoll und ruhig gelegen, unmittelbar am Park und Wald, - Komfortabel
eingerichtete Zimmer. - Große, luftige Speisesäle. - Streng rituelle,
gute Küche. - Vorzügliche, teils selbstgekelterte Weine. - Portier am
Bahnhof. - Telefon-Anschluss Nr. 9.
Betlokal im Hause. Eigener durch orthodoxen Rabbiner empfohlener und
geprüfter Schochet." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1900: Text
wie oben, jedoch mit Darstellung des Hotels. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1902: "Streng Koscher –
Neu eröffnet – Saison 1902. Badenweiler, badischer Schwarzwald. Hotel
& Pension Elsässer Hof.
Besitzer: L. Blum, Hotel zum Erbprinzen,
Freiburg im Breisgau. On parle francais. Thermalbäder im Hause. English
spoken.
Prachtvoll und ruhig
gelegen, unmittelbar am Park und Wald. – Komfortabel eingerichtete
Zimmer. – Große, luftige Speisesäle. – Streng rituelle, gute Küche.
– Vorzügliche, teils selbstgekelterte Weine. – Portier am Bahnhof.
– Telefon-Anschluss Nr. 9. –
Betlokal im Hause. – Eigener durch
orthodoxen Rabbiner empfohlener und geprüfter Schochet." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1902: ähnlicher
Text wie oben. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1902: ähnlicher
Text wie oben. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1903:
"Badenweiler (badischer Schwarzwald).
Hôtel Elsässer Hof. Besitzer L. Blum, Freiburg. Streng Koscher.
Eröffnung Anfang Mai." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1903:
"Von orthodoxen Rabbinern geprüfter Chasan und Schochet
gesucht für mein Kurhotel in Badenweiler. Offerten zu richten
Hotel Erbprinzen, Freiburg im
Breisgau." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. April 1904: "Badenweiler (badischer Schwarzwald).
Hôtel 'Elsässer Hof', Streng Koscher. Eröffnung Anfang
Mai.
Besitzer: L. Blum, Freiburg im Breisgau". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1904: "Von orthodoxen
Rabbinern geprüfter Chasan (Vorbeter) und Schochet gesucht für mein
Kurhotel in Badenweiler. Offerten zu richten
Hotel Elsässer Hof,
Badenweiler." |
Hoher Besuch in Badenweiler - Hinweis auf Badenweiler
als Möglichkeit für einen koscheren Kuraufenthalt (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1902: "Badenweiler, 1.
April (1902). Ihre Majestät die deutsche Kaiserin wird mit den zwei jüngsten
kaiserlichen Kindern, dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Augusta
Viktoria, sowie der Schwester der Kaiserin, Prinzessin Feodora, auf dem 15
Minuten von hier in reizender Lage gelegenen Schloss Hausbaden Aufenthalt
nehmen. Das genannte Hotel wurde samt Park für die Monate Mai und Juni
gemietet. Der von den hohen Herrschaften geführte Haushalt wird insgesamt
51 Personen umfassen. Schloss Hausbaden wurde seinerzeit auch von Königin
Wilhelmine von Holland bewohnt.
Da Badenweiler unter den orthodoxen Juden Badens und
Elsass-Lothringens ziemlich bekannt ist, so dürfte die Nachricht nicht
ohne Interesse für sie sein; insbesondere als dies der einzige Luftkurort
des badischen Schwarzwalds ist, wo Gelegenheit geboten ist, koscher zu
leben. Siehe Inserat Hotel und Pension Elsässer Hof in Badenweiler." |
Anzeigen des Hotels Römerbad (1924)
Anmerkung: Beim Hotel Römerbad handelte es sich nicht um ein jüdisches
Hotel, dennoch hat es regelmäßig in einer jüdischen Zeitschrift Werbeanzeigen
aufgesetzt. Da ein Aufenthalt auch ohne Pension gebucht werden konnte, war es
jüdischen Kurgästen möglich, dort zu übernachten gegebenenfalls in den
jüdischen Hotels zu speisen;
das "Hotel Römerbad" besteht noch heute: www.hotel-roemerbad.de/.
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 10. Januar 1924: "Badenweiler
im südlichen Schwarzwald. Mit Station Mühlheim der Hauptlinie Frankfurt
- Basel durch elektrische Nebenbahn verbunden.
Hotel Römerbad. Haus I. Ranges, bietet auch im Winter angenehmsten
Aufenthalt.
Besitzer: Gebrüder Joner". |
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Anzeigen in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 3. Juli 1924: "Badenweiler
(Südlicher badischer Schwarzwald). 400 m.ü.M. - Keine
Fremdensteuer.
Thermalbad und klimatischer Kurort. Thermal-Schwimmbäder, Licht-
und Sonnenbäder.
Aquarell-Ausstellung - Oper- und Freilicht-Spiele.
Auto-Gesellschaftsfahrten. Auskunft und Drucksachen durch die Kurverwaltung
e.Gen.m.b.H.
Badenweiler (Südlicher badischer Schwarzwald) - Hotel Römerbad.
Zimmer mit und ohne Pension. Pensionspreis mit Zimmer von Mark 11.- an pro
Person.
Besitzer: Gebr. Joner." |
100-jähriges Bestehen des Hotels Römerbad (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 17. Juli 1924: "In Badenweiler
wurde am 1. Juli das 100-jährige Bestehen des Hotels Römerbad festlich
begangen. Unter Mitwirkung der städtischen Behörden und einer
zahlreichen Versammlung von Kurgästen und Vertretern der Bevölkerung
fand vor dem Hotel der festliche Akt statt. Prächtige Geschenke und viele
Blumen waren ein ausdrucksvolles Zeugnis für die allgemeine Beliebtheit
des Hotels Römerbad." |
Anzeige der Thermalkurortes Badenweiler (1933)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 4. April 1933:
"'In diesem Jahre nach dem deutschen Süden'. Badenweiler.
Thermalkurort im Schwarzwald 450 m ü.d.M...."
mit einer Übersicht über die (allesamt nichtjüdischen) Hotels,
Pensionen und Gasthöfe |
Jüdische
Kurgäste in Badenweiler
Der russische Komponist Anton Grigorjewitsch Rubinstein (Антон
Григорьевич
Рубинштейн) ist
Kurgast in Badenweiler (1890)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1890:
"Der städtische Kapellmeister in Freiburg (Baden), Herr Wilhelm
Bruch, veranstaltete kürzlich zu Ehren Rubinsteins, welcher sich in
Badenweiler zur Kur aufhält, ein Konzert, in welchem nur Kompositionen
Rubinsteins zur Aufführung gelangten, u.a. die 'Ozean-Symphonie' und die
Ballettmusik aus 'Nero'. Das Publikum empfing den anwesenden Komponisten
enthusiastisch, das Orchester mit dreifachem Tusch." |
Zum Tod von Julius Schohl I aus Pirmasens (gest. in Badenweiler (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902:
"Pirmasens, 10. Elul (= 12. September
1902). Herr
Julius Schohl I. hier ist im 48. Lebensjahre von seinem schweren und
langen Leiden, in Badenweiler, wo er Heilung seines Leidens suchte,
zum besseren Jenseits von Gott abgerufen worden. Das heutige große
Leichenbegängnis unter Voranschreiten eines Musikkorps- und
Kriegervereins (der Verstorbene war Reserveleutnant), konnte einem Juden
sagen, wer der Verblichene war und was er während seines Lebens geleistet
hat. Gemilus Chesed (Wohltätigkeit) übte er stets im Geheimen
aus, sodass kein Zweiter davon wusste. In Stadt und Umgegend sehr beliebt,
war er auch hauptsächlich ein treuer Gatte und Vater seiner Familie, was
Herr Bezirksrabbiner Dr. Mayer - Zweibrücken am Grabe hervorhob. Kantor
Slodki." |
Der jüdische Dichter Scholem-Aleichem (S. Rabinowitz)
ist zur Kur in Badenweiler (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1911: "Russland. Der in
Badenweiler (Schwarzwald) zur Kur weilende bekannte jüdische Dichter
Scholem-Aleichem (S. Rabbinowitz) erhielt ein Schreiben von dem russischen
Schriftsteller Alexander Amphitheatrow, worin dieser ihm mitteilte, dass
die angesehensten russischen Schriftsteller beabsichtigen, eine
gemeinschaftliche energische Protestkundgebung gegen die Ritualmordhetze
in der russischen Presse zu veröffentlichen." |
Anmerkung: Scholem Alejchem
(Pseudonym
von Schalom Yakov Rabinowitsch; geb. 1859 in Perejaslaw bei Kiew, gest.
1916 in New York) war ein bekannter jiddischsprachiger Schriftsteller,
u.a. "Die Geschichten Tewjes, des Milchhändlers" von 1894
(Vorlage für das Musical Anatevka, 1964).
Abbildung links: Titelblatt von (jiddisch:) "Schalom Alejchems
Werke - Tewje der Milchiger un andere Erzählungen".
Quelle: Wikipedia-Artikel
zu Scholem Alejchem. |
Der Bruchsaler Rabbiner Dr. M. Doctor beschäftigt sich
mit dem Werk E. M. Liliens (1905)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Februar
1905:
Artikel wird ergänzend zu dem nachfolgenden Bericht über den Tod von
Ephraim Moses Lilien
eingestellt. |
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Zum Tod des Malers und Radierers Ephraim Moses Lilien (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1925: "Badenweiler,
20. Juli (1925). Der hier zur Kur weilende bekannte Maler und Radierer E.M.
Lilien ist am 18. Juli gestorben. Er hat ein Alter von nur 51 Jahren
erreicht. Lilien, der aus Galizien stammt, war ganz Autodidakt und hat
sich hauptsächlich als Illustrator betätigt. Bekannt sind seine
Zeichnungen zu Rosenfelds Liedern und zum Balladenbuch 'Juda' des
Freiherrn von Münchhausen. Zuletzt widmete sich Lilien der Illustration
eines Bibelwerkes und verbrachte als Vorbereitung hierfür längere Zeit
in Palästina". |
Anmerkung: der Künstler
Ephraim Moses Lilien ist 1874 in Drohobycz in Galizien geboren und am 1925
in Badenweiler verstorben. Bekannt sind seine grafischen Arbeiten im
Jugendstil. vgl.
Wikipedia-Artikel zu E.M. Lilien |
Stammgast Salomon Heimann aus Frankfurt feiert seinen
80. Geburtstag in Badenweiler (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927: "Badenweiler (südlicher
badischer Schwarzwald), 20. Juni (1927). Herr Salomon Heimann von
Frankfurt am Main, zurzeit im Hotel Bellevue in Badenweiler, feierte am
21. Juni seinen 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische.
Schon in seinen Kinderjahren kam er in seinen Ferien nach Badenweiler und
daher ließ es sich die Kurverwaltung nicht entgehen, den Jubilar als
alten Stammgast des hiesigen Kurortes besonders zu ehren.
Mögen ihm noch
viele gesunde und glückliche Jahre beschieden sein." |
Zum Tod von Albert Ellern aus Nürnberg (1930 in
Badenweiler)
Anmerkung: zur Person siehe auf der Seite zur Israelitischen
Religionsgemeinde Adas Jisroel Nürnberg - Bericht
zum Tod von Albert Ellern
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. Juni 1930: "Heute verschied nach schwerer Krankheit in Badenweiler,
wo er Heilung suchte, unser lieber treubesorgter Hatte und Vater, unser
treuer Schwager und Onkel
Herr Albert Ellern
im 70. Lebensjahr. Nürnberg, den 7. Juni 1930.
Für die tieftrauernd Hinterbliebenen: Johanna Eltern geb.
Falk Recha Ellern Heinrich Ellern
Eugen Ellern.
Die Beerdigung hat Monat nachmittags 5 Uhr in Nürnberg
stattgefunden". |
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1933: "Ulm.
In Badenweiler, wo er Erholung suchte, starb plötzlich Isidor
Kochmann, der als Inhaber des hiesigen gleichnamigen
Herrenkonfektionshauses in weiten Kreisen der Bevölkerung bestens bekannt
war. Kochmann, der an allen jüdischen Fragen stets regstes Interesse nahm
und für die Armen immer eine offene Hand hatte, stand im 55. Lebensjahre.
Ein ehrendes Andenken wird ihm überall bewahrt bleiben."
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Weitere
jüdische Persönlichkeiten in Badenweiler
Über den Arzt Prof. Dr. Albert Fränkel (1864-1938, der
"König von Badenweiler")
(Fotografie
von 1898 der Familie Fraenkel aus dem Beitrag von Jörg Schadt s.Lit. S.
19): Albert Fraenkel ist 1864 als Sohn des Weinhändlers
Jakob Fraenkel (1836-1905) und seiner Ehefrau Emilie geb. Deutsch in
Mussbach geboren. Er besuchte die Schule in Neustadt und absolvierte
danach das Gymnasium in Landau (Abitur 1883); Studium der Medizin in
München und Straßburg. An Tuberkulose erkrankt, ließ er sich 1890 in Badenweiler
als Arzt nieder, weil er sich dort eine Besserung erhoffte. Fraenkel wurde
in Badenweiler leitender Arzt der "Villa Hedwig" und seit 1903
der "Villa Paul". Seit 1893 Aufnahme von Forschungen am
Pharmakologischen Institut in Heidelberg. 1896 Übertritt in die
evangelische Kirche und Heirat mit Erna geb. Thorade aus Oldenburg (zwei
Töchter). 1906 berichtet Fraenkel auf dem 23. Internistenkongress in
München über seine mit C.H. Boehringer in Mannheim entwickelte
Strophanthintherapie, die sich als bahnbrechend erweist. 1909 betreut er
Hermann Hesse in Badenweiler (Beginn einer lebenslangen Freundschaft). Im
Ersten Weltkrieg leitender Arzt eines Beobachtungslazaretts und beratender
Internist des XIV. Armeekorps. 1920 wird Fraenkel Ehrenbürger von
Badenweiler; 1928 ordentlicher Honorarprofessor der medizinischen
Fakultät der Universität Heidelberg. 1933 auf Grund seiner jüdischen
Herkunft "beurlaubt"; die Lehrbefugnis wurde entzogen. Am 22.
Dezember 1938 stirbt Fraenkel in Heidelberg. |
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Links: Dokument von 1891:
Eintragungen in die Gewerbeliste der Gemeinde Badenweiler im Jahr 1891,
mit Anzeige vom 11. Mai 1891:
"Dr. Albrecht Fraenkel, Staatsangehörigkeit: Bayern, prakt.
Arzt"
Kopie des Dokumentes erhalten von Rolf Langendörfer,
Badenweiler." |
Fotos
Fotos und Abbildungen werden bei Gelegenheit ergänzt.
Über Zusendungen freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai/Juli 2008: In
Badenweiler werden "Stolpersteine" verlegt |
Artikel in der "Badischen Zeitung"
vom 29. Mai 2008: "Stolpersteine erinnern. Ausstellung im Rathaus Badenweiler wird heute eröffnet
BADENWEILER (BZ). In Badenweiler werden durch den Kölner Künstler Gunter Demnig
am 22. Juli im öffentlichen Straßenraum an drei verschiedenen Standorten acht Stolpersteine verlegt.
Mit diesen soll die Erinnerung an Angehörige der Familie Levi Mager und die drei Schwestern der Familie Monasch wach gehalten werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden und vor ihrer Vertreibung und Deportation in Badenweiler wohnten. Jeder Stein wird einen Paten haben. Die Verlegung der Stolpersteine in Badenweiler wird vorbereitet und betreut von Schülerinnen und Schülern der Projektgruppe "Stolpersteine in Badenweiler" aus der 9. Klasse der René-Schickele Schule unter Leitung der Lehrerin Inge Rosenkranz.
Die Schülergruppe wird das Projekt in einer öffentlichen Veranstaltung heute, Donnerstag, um 19 Uhr im Rathaus Badenweiler vorstellen. Die Ausstellung wird dann im Eingangsbereich des Rathauses bis zur Verlegung der Stolpersteine öffentlich zugänglich sein."
Link zum Artikel: Stolpersteine erinnern (veröffentlicht am Do, 29. Mai 2008 auf badische-zeitung.de) |
Artikel von Bernd Michaelis in der
"Badischen Zeitung" vom 23. Juli 2008: "'Sie haben
wieder einen Namen'. Gunter Demnig verlegt in Badenweiler acht
Stolpersteine. .Gunter Demnig verlegt in Badenweiler acht Stolpersteine
BADENWEILER. 'Die Menschen, denen die Nazis Nummern in den Arm brannten und sie damit dem Vergessen preisgeben wollten, haben nun wieder einen
Namen.' Michel Bauer, ein französischer Nachfahre der früheren Badenweiler Hoteliersfamilie Jules und Celine Levi Mager, sagte dies gestern bei der Verlegung von acht
'Stolpersteinen' durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig in Badenweiler. Diese Mahnmale erinnern an das Schicksal von Menschen, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden.
'Über diese Steine soll man mit dem Kopf und mit dem Herzen stolpern', sagte der Künstler am Ende der Aktion, die ihren Ausgang in der Luisenstraße 7 nahm, wo nun der 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen verstorbenen Emma Kübler gedacht wird.
'Ich will die Namen zurückbringen. Denn nach über 60 Jahren ist vieles
vergessen', so der Künstler.
'Du schlägst ein Buch auf und liest, dass die Nazis über sechs Millionen Juden umgebracht
haben', sagte Gunter Demnig. 'Obwohl ich nun seit 1996 schon über 15 500 Stolpersteine gesetzt habe, ist das für mich immer noch nur eine abstrakte Größe', bekannte er. Erst wenn man, wie es die Hauptschüler der René-Schickele-Schule Badenweiler getan haben, der Lebensgeschichte einzelner Opfer nachgeht, werde die Brutalität der Nazi-Herrschaft fassbar.
Lehrerin Inge Rosenkranz begleitete die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse bei dieser wichtigen Aufgabe, die sie außerhalb des Schulunterrichts erfüllten. Sie dankte Gunter Demnig für seine wirkungsvolle Idee. Die Stolpersteine seien keine Schlusssteine, sagte sie, sondern Anstoß, die Familienschicksale der Opfer weiter zu erforschen. Während der Beschäftigung damit seien immer wieder neue Aspekte und Zusammenhänge deutlich geworden.
'Es geht nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern der Opfer zu gedenken, damit sei nicht vergessen
werden', betonte Inge Rosenkranz. Dank sprach sie auch Rolf Schuhbauer aus, der mit seinem Buch
'Nehmt dieses kleine Heimatstück' die Quellen für die Schülerarbeit lieferte.
'Ich freue mich, dass aus der Quelle nun ein Fluss geworden ist', sagt dieser am Rande des Ereignisses.
'Mit den Stolpersteinen möchten wir an die Menschen erinnern, die hier lebten und denen wegen ihres Glaubens und ihrer Überzeugung das Recht zum Leben abgesprochen
wurde', erklärte Schülerin Miriam Goerendt. Neben ihr sorgten die Neuntklässler Bianca Barthelmes, Lisa Kessler, Luigi Basile, Tino Kaiser, Jonas Kraus, Gerrit Danksin und Benedikt Wiesler für eine würdige Gestaltung der Stolperstein-Verlegung. Das Gedenken stand dabei im Mittelpunkt.
Die Schülerinnen und Schüler erinnerten daran, dass Auflehnung gegen das Nazisystem tödliche Folgen hatte und dass Andersdenkenden, Andersgläubigen und Menschen anderer Herkunft die Existenzberechtigung abgesprochen wurde.
Beim Verlesen der Namen, Schicksale und Sterbeorte rührte die Erinnerung an die Opfer der Willkür und ihr Ausgeliefertsein manchen zu Tränen. Doch das war nur die eine Seite dessen, was sich gestern in Badenweiler zutrug. Dass Nachfahren jener Menschen, die die Nazischergen in den Tod trieben, dabei waren und eine stille Ahnung davon bekamen, wie ernst solche Erinnerungsarbeit hierzulande gerade auch von Schülern genommen wird, wurde als Moment der Beglückung empfunden.
Bei aller Trauer empfinde er immer wieder Freude, wenn Angehörige der Opfer bei der Stolperstein-Verlegung dabei sind, sagte Gunter Demnig, der seit Mai den Ehrentitel
'Botschafter der Toleranz und der Demokratie' tragen darf. Für die Schülerinnen und Schüler brachte Lisa Kessler diese Freude zum Ausdruck. Sie begrüßte eigens Beate Müller, geborene Kübler, Michel Bauer mit seinem Sohn Raphael und seiner Tochter Rebecca sowie Nathan und Estella, Sohn und Tochter von Jean Louis Bauer.
Weitere Stolpersteine wurden in der Luisenstraße 12a für Julius Levi Mager, Celine Levi Mager, Getrud Levi Mager und Louis Liebmann Levi Mager verlegt. Im Glasbachweg 15 erinnern seit gestern drei Stolpersteine an den gewaltsamen Tod von Charlotte, Bertha und Getrud
Monasch.
Bürgermeister Engler dankte all jenen, die mit Spenden und Patenschaften diese Erinnerungsarbeit ermöglichten. Hans Hermann Bechinger, der mit Rektorin Ulrike Rauenbusch die Schüler organisatorisch unterstützt hat, zitierte Verse von Urs M. Fiechtner: Drei Kugeln trafen ihn/ Die eine vom Schlächter/Die zweite vom Vergessen/Die dritte vom Schweigen."
Link zum Artikel: "Sie haben wieder einen Namen" (veröffentlicht am Mi, 23. Juli 2008 auf badische-zeitung.de) |
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Oktober 2010:
Gedenkstein auf dem Badenweiler Friedhof
enthüllt |
Artikel von Sigrid Umiger in der "Badischen Zeitung" vom Oktober 2010 (Artikel):
"Erinnern, hinschauen, nicht schweigen
Schüler setzen einen Mahnstein auf dem Friedhof Badenweiler im Gedenken an jüdische Bürger.
BADENWEILER. Ein Mahnmal ist mehr als ein Gedenkstein. Das Mahnmal fordert, sich der Vergangenheit zu stellen und daraus zu lernen: Hinschauen statt wegschauen. Dieser Appell begleitete am Sonntag auf dem Friedhof Badenweiler die Enthüllung eines Mahn-Steins, der an die Deportation jüdischer Bürger im Oktober 1940 erinnern soll..."
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Erinnerung an Albert
Fraenkel beim regelmäßig angebotenen "Literarischen Spaziergang
Badenweiler" |
Hinweis:
Beim "Literarischen Spaziergang Badenweiler mit Pfarrer Rolf
Langendörfer" wird regelmäßig an den Arzt Dr. Albert Fraenkel
erinnert (Links: Prospekt des Literarischen Spaziergangs 2011):
"...Hermann Hesse schrieb sich am 3. Juli 1909 in das
Gästebuch der Villa Hedwig ein. Diesem Haus und seinem Arzt Dr. Albert
Fraenkel setzte er in der Studie 'Haus zum Frieden' ein literarisches
Denkmal.
Karl Jaspers erhielt von dem außergewöhnlichen Arzt entscheidende
Impulse für das Leben mit seiner chronischen Erkrankung. Fraenkel habe
ihn gelehrt, 'gesund zu sein, wenn man krank ist.' Fraenkel behandelte
auch den im Sommer 1900 sterbenskrank nach Badenweiler gekommenen jungen Stephen
Crane, dem er nicht mehr helfen konnte. Crane gilt als Begründer des
amerikanischen Realismus...". |
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März 2015:
Ausstellung im Rathaus und Flyer
zu "Stolpersteinen" |
Artikel von Sigrid Umiger in der "Badischen
Zeitung" vom 23. März 2015: " Erinnerung an Opfer des Naziregimes.
Ausstellung im Rathaus und Flyer zu Stolpersteinen
Badenweiler. 70 Jahre nach der Befreiung der Überlebenden von Auschwitz gibt
es eine Ausstellung im Rathaus von Badenweiler und einen Flyer zu den
Stolpersteinen im Ort.
Ende Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen die wenigen Überlebenden im
Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Allein in diesem Lager waren mehr
als eine Million Menschen ermordet worden. Darunter auch Bürger aus
Badenweiler. An sie erinnert seit 1993 eine Gedenktafel auf dem Friedhof.
2008 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig acht Stolpersteine in
Badenweiler. Jetzt gibt es dazu einen Flyer und eine Ausstellung im Rathaus
Badenweiler..."
Link zum Artikel (kostenpflichtig)
Der
Flyer zu den "Stolpersteinen in Badenweiler" ist eingestellt (pdf-Datei)
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Oktober 2016: Auszeichnung
für Inge Rosenkranz |
Artikel von Silke Hartenstein in der "Badischen Zeitung"
vom 7. Oktober 2016: "Dank an Heimatforscherin. Badenweilers Bürgermeister ehrt die mit der Heimatmedaille ausgezeichnete Inge Rosenkranz.
BADENWEILER. Inge Rosenkranz wurde am 9. September in Bad Mergentheim mit der Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Aus diesem Anlass ehrte Bürgermeister Karl-Eugen Engler im Vorfeld der jüngsten Gemeinderatssitzung die engagierte Heimatforscherin:
'Dankeschön für das, was sie für unsere Schüler und unsere Heimat getan
haben.'
Die 72-jährige Müllheimerin unterrichtete bis zum Jahr 2008 an der René-Schickele-Schule in Badenweiler. Seit nunmehr 18 Jahren gehört sie ehrenamtlich der Jury zur Verleihung des Landespreises für Heimatforschung an. Ihr umfangreiches Wissen über die Region und über das Oberrheingebiet ist in das trinationale Oberrheinschulbuch
'Vivre dans le Rhin Superieur/Leben am Oberrhein' eingeflossen.
30 Jahre lang, auch noch im Ruhestand, organisierte sie den Schüleraustausch zwischen Badenweiler und dessen französischer Partnerstadt Vittel. In Badenweiler nahm sie mit ihren Schülern zahlreiche Projekte zur regionalen Geschichte vor und war an vielen Ausstellungen beteiligt. Ihre Projekte befassten sich mit dem Leben der Römer im Ort, den Ausgrabungen bei der evangelischen Kirche mit den römischen Tempelfundamenten, der Geschichte der Burg Badenweiler, mit Künstlern, die im Heilbad wohnten und mit der Situation Badenweilers am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Im Jahr 2008 engagierte sich Inge Rosenkranz mit einer Schülergruppe bei der
Aktion
'Stolpersteine'. Acht bronzene Stolpersteine hatte der Künstler Gunter Demnig zur Erinnerung an das Schicksal früherer jüdischer Mitbürger in Badenweilers Straßen verlegt. 2010 schuf Rosenkranz’ Schülergruppe zwei große
Mahnsteine zum Gedenken an die Schicksale der in das Konzentrationslager Gurs
deportierten jüdischen Bevölkerung Badens. Sichtbares Ergebnis dieses Projekts der evangelischen Kirche ist heute der Mahnstein auf Badenweilers Friedhof, der zweite steht am zentralen Gedenkort der Landeskirche in
Neckarzimmern.
In Bezug auf die Badenweiler Stolpersteine folgte 2015 die Ausstellung '70 Jahre nach der Befreiung von
Auschwitz' im Rathaus Badenweiler; Rosenkranz und Rolf Schuhbauer schufen einen Flyer als Wegweiser zu den Stolpersteinen.
'Ganz wichtig für die Schüler war es, zu erfahren, dass dies Menschen hier vor Ort
waren', sagte die Pädagogin im Ruhestand zu ihren Schülerprojekten über die Schicksale jüdischer Mitbürger unter der Nazi-Herrschaft."
Link zum Artikel: Dank an Heimatforscherin (veröffentlicht am Fr, 07. Oktober 2016 auf badische-zeitung.de) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Siegmund Kaznelson: Juden im Deutschen
Kulturbereich. Berlin 1962. S. 800-806 (zu Familie Monasch: Adolph
Monasch und Töchter werden S. 806 nach den anderen wichtigen Vertretern
dieser Familie genannt).
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 | Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 207. |
 | Rolf Schuhbauer: Nehmt dieses kleine Heimatstück – Spuren und
Leidenswege von Müllheimer und Badenweiler Juden zwischen 1933 und 1945.
1988 und 2001 (erweiterte Auflage). |
 | Spuren. Katalog zur Ausstellung J. Brodwolf 1990 in Sulzburg. Mit
Beiträgen über die Deportation der Sulzburger und Müllheimer Juden am
22.10.1940 von Rolf Schuhbauer, Jost Grosspietsch und W. Heidenreich. |
 | Jörg Schadt: Der "König von
Badenweiler". Albert Fraenkel wirkte als weltberühmter Arzt und
Forscher. In: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg 4/2002
S. 18-24. |
 | Peter Drings / Jörg Thierfelder /
Bernd Weidmann: Albert Fraenkel - Ein Arztleben in Licht und
Schatten. 1864-1938. Reihe ecomed Biographien. 2004. 412 S.
Abb. ISBN: 978-3-609-16260-7. |
 | Wikipedia-Artikel zu Albert Fraenkel: hier
anklicken |
 | Zu Oberweiler / Prof. Dr. Friedrich Darmstädter):
Arno Weckbecker: Die Judenverfolgung in Heidelberg 1933-1945. S.150-151. |
 | Rolf Schuhbauer: Die sieben Generationen der Familie
Levi Mager in Müllheim und Badenweiler. In: Zeitschrift des
Breisgau-Geschichtsvereins "Schau-ins-Land". 133. Jahrgang 2014 S.
37-56. Erschien auch in der Zeitschrift "Maajan". Jahrbuch der
Schweizerischen Vereinigung für Jüdische Genealogie. Jg. 2016 S.
77-127. Als
pdf-Datei eingestellt |
 | ders.: Das Schicksal der drei Schwestern Monasch aus
Badenweiler. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins "Schau-ins-Land".
139. Jahrbuch 2020. S. 131-141.
Als pdf-Datei
eingestellt. |
 |
Flyer
zu den Stolpersteinen in Badenweiler. Erstellt von Inge Rosenkranz und
Rolf Schuhbauer. Eingestellt als pdf-Datei. |

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