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Bamberg (Oberfranken)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Hinweise: Zur jüdischen Geschichte in Bamberg siehe
u.a. die Seiten bei www.juden-in-bamberg.de
Zur bestehenden jüdischen Gemeinde in der Stadt siehe die
Website der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg www.ikg-bamberg.de
Ansprechpartner zur Erinnerungsarbeit in der Stadt finden Sie u.a. bei der
Willy-Aron-Gesellschaft www.willy-aron-gesellschaft.de
Bei "Alemannia Judaica" finden Sie:
Einige
Fotos zur Erinnerung an die mittelalterliche jüdische Geschichte in
Bamberg
Zur
Geschichte der Synagogen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Die
alte Synagoge in der Generalsgasse 1567 - 1679 - 1853 - 1910
Nachdem seit 1556 wieder Juden in Bamberg leben konnten, mieteten sie ab dem
folgenden Jahr 1567 von Freiherr von Rotenhan das Hinterhaus in der
Generalsgasse 15 und richteten hier eine Synagoge ein. Seit 1678
konnte
auch das Vorderhaus der Generalsgasse 15 gemietet werden. Umfangreiche
Bauarbeiten fanden 1679 statt, die eine wesentliche Vergrößerung der Synagoge
und den Einbau von Nebenräumen (Amtswohnungen) mit sich brachten. 1694 konnte
die jüdische Gemeinde die Synagoge und die Nebengebäude vom Magistrat
erwerben.
Seit den 1820er-Jahren gab es Bemühungen um einen größeren Umbau und
die Erweiterung der
Synagoge. 1828 wurde beanstandet, dass die Frauenbereiche (es gab im Westen des
Gebäudes zwei Frauenabteilungen: eine im Erdgeschoss, die andere im
Obergeschoss) nicht mehr ausreichten. 1835 legte Architekt Ney einen Plan zur
Erweiterung der Synagoge vor. Damals reichten jedoch die Finanzmittel der
Gemeinde noch nicht für einen Umbau. 1851 legte er neue Entwürfe vor, die dann
mit Genehmigung der Regierung vom 3. Oktober 1852 zur Ausführung kamen. Der
Umbau der Synagoge, der 1853/54 ausgeführt wurde, kam einem Neubau
gleich.
Konflikt in der Gemeinde wegen Bauarbeiten an der
Synagoge am Schabbat (1853)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1853:
"In der Gemeinde Bamberg hat sich ein kleiner Konflikt erhoben. Der
greise Rabbiner Rosenfeld hatte gestattet, dass an der neu aufgebaut
werdenden Synagoge daselbst, weil der Bau in Akkord abgelassen wird (in
Akkordarbeit), auch am Sabbat gearbeitet werde. Dadurch fühlten sich
etliche Gemeindeglieder in ihrem Gewissen verletzt und brachten die Sache
vor die weltliche Behörde. Das Weitere ist nun
abzuwarten." |
Die Kosten für den Bau der Synagoge betrugen über 8.000 Gulden.
Es entstand ein überwiegend von neuromanischen Stilmerkmalen geprägten Bau mit
einem Satteldach. Auf der Empore waren nun für 85 Frauen Sitzgelegenheiten
vorhanden, im Betsaal selbst hatte es Platz für 108 Männer. Die Einweihung der
Synagoge am 4. November 1853 wurde durch den Baiersdorfer Distriktsrabbiner Wolf
Cohn vorgenommen.
Die Einweihung der Synagoge am 4.
November 1853
Anmerkung: der Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
wurde noch 1854 verfasst, obwohl er erst Ende Januar 1855 erschienen ist. Das
"im Herbste vorigen Jahres" bezieht sich auf 1853! Ergänzend wird der
Bericht aus dem "Bamberger Tagblatt" zitiert.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1855:
"In Bamberg wurde im Herbste vorigen Jahres eine neue, sehr
schöne Synagoge eingeweiht und auch ein neuer Vorsänger, Herr Ottenstein,
(da der frühere resignierte) aufgenommen, der zugleich Religionslehrer
ist; derselbe hatte in früheren Jahren am Bamberger Seminar seine
Ausbildung erhalten; man hat allen Grund, mit der Akquisition zufrieden zu
sein. Der greise, würdige Herr Rosenfeld leitet die Gemeinde noch
immer als Rabbiner, und derselbe hat bei der jüngsten Trauerfeierlichkeit
für die selige Königin Therese eine Rede von Kern und Kraft
gehalten, die auch im Drucke erschienen
ist." |
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Artikel im "Bamberger Tagblatt"
vom 5. November 1853: "Gestern Abend fand die feierliche Eröffnung
der neuerbauten Synagoge der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde statt.
Der Bau derselben, von Herrn Architekten Ney entworfen, ist durch Herrn
Maurermeister Hofbauer meisterhaft ausgeführt und macht einen
freundlichen Eindruck. Zur Erhöhung des Festes trug der vom Herrn
Rabbiner Kohn von Baiersdorf und dem von ihm gegründeten Sangchore
geleitete Ritus sehr viel bei. Unter den geladenen zahlreichen Gästen
fanden sich das hiesige Domkapitel und die Pfarrgeistlichkeit, das k.
Appellationsgericht und Kreis- und Stadtgericht, die Gremien des
Stadtmagistrats, der Gemeindebevollmächtigten und des
Armenpflegschaftsrates mit ihren Herren Vorständen an der Spitze
vertreten. Auch Herr Stadtkommandant, Oberst von Lindenfels, Herr
Stadtkommissär Regierungsrat Ihl und Herr Stadtgerichtsarzt Dr. Heine
waren zugegen". |
Fotos
der alten
Synagoge und Gedenktafel
Die alte Synagoge in der
Generalsgasse 15
nach dem Neubau 1853/54
(Quelle: Stadtarchiv Bamberg) |
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Blick zum Eingangsbereich von
Westen |
Ansicht von Nordosten |
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Erinnerungen an die alte
Synagoge
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach) |
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Oben links: Portal
der Alten Synagoge, seit 2005 integriert im neuen jüdischen
Gemeindezentrum: rechts:
Gedenkinschrift für die Alte Synagoge 1664-1910 Generalsgasse 15:
"Auf diesem Areal stand 1664-1910 die Bamberger Synagoge. In der
Nähe befand sich das
Gasthaus "Weiße Taube", das 1941-1942
Juden aus Stadt und Umland als Ghetto vor
dem Abtransport in die
Vernichtungslager dienen musste."
Links: Erinnerung an die Synagoge Generalsgasse in der Ausstellung
"Jüdisches in Bamberg"
gezeigt wird die Fensterrosette der Bamberger Synagoge von 1853, die im
Historischen Museum
Bamberg aufbewahrt wird (Foto: Jürgen Hanke) |
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Blick in die "Generalsgasse"
(2007) |
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Die
"Generalsgasse" war Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhundert
Wohngebiet der Ostjuden;
im Haus Generalsgasse 3 befand sich ein Betsaal der
ostjüdischen Familien |
Die
neue Synagoge an der Ecke Urban-/Herzog-Max-Straße (1910 - 1938)
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Synagoge in der Generalsgasse
für die auf über 1100 Gemeindeglieder gewachsene jüdische Gemeinde in Bamberg
viel zu klein geworden. Zu den Hohen Feiertagen musste man für die
Gottesdienste größere Räume in der Stadt anmieten, etwa die Zentralsäle an
der Promenade (Turnerbund "Jahn" Bamberg) oder das Vereinshaus der
"Gesellschaft Ressource". Die jüdische Gemeinde beschloss den
dringend nötigen Neubau einer Synagoge. Ein Grundstück an der Ecke
Urban-/Herzog-Max-Straße konnte von der Stadt erworben werden. Einen
Architektenwettbewerb gewann der Bamberger Jugendstilarchitekt Johannes
Kronfuß. Anfang November 1908 wurde mit dem Bau begonnen. Im September 1910 war
die Synagoge mit ihrem 37 m hohen Turm
fertig.
Nur 28 Jahre war die neue Synagoge eine - wie in einem Bericht 1909
hervorgehoben wird - "Zierde der Stadt". In den frühen Morgenstunden
des 10. November 1938 ging das Gebäude in Flammen auf, nachdem sie am
Abend des 9. November von Hitlerjungen beschmiert und in den Stunden darauf vor
allem von SA- und SS-Trupps aufgebrochen und völlig verwüstet worden war. Die
nach der Inbrandsetzung von Nachbarn alarmierte Feuerwehr wurde am Löschen
gehindert. Das Synagogengebäude brannte völlig aus; die Brandruine wurde ab
Dezember 1938 abgebrochen, der Rest am 26. März 1939 gesprengt. Das Synagogengelände
ging in den Besitz der Stadt Bamberg über.
Schwierigkeiten bei der Suche nach
einem Bauplatz für die neue Synagoge (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Juni 1903: "Bamberg. Wie schon in Nr. 28/29 dieser
Blätter berichtet wurde, geht die hiesige Kultusgemeinde mit dem Plane
eines Synagogenneubaues um, und hatte zu diesem Zwecke ein Gesuch an die
Stadtbauverwaltung um unentgeltliche oder billigste Abgabe eines
Bauplatzes gerichtet. Leider hat dieses Gesuch nicht das erwartete
Entgegenkommen gefunden, wie aus nachfolgendem Berichte der 'Bamberger
Neuesten Nachrichten' über die Magistratssitzung vom 26. Mai ersichtlich
ist:
'Nach Mitteilung der israelitischen Kultusgemeinde verzichtet dieselbe auf
den von der Stadt verlangten Bauplatz an der Herzog-Maxstraße, da er in
seiner Größe erstens nicht den Ansprüchen genügt, zweitens bei dem
Preis von 350 Mark pro Dezimale der Bauplatz auf 42.350 Mark und mit den
Straßenherstellungskosten auf über 50.000 Mark zu stehen komme. Die
Kultusgemeinde hatte auf mehr Entgegenkommen gehofft, wie dies in anderen Städten
auch der Fall ist, und wo die Städte sogar die Bauplätze schenkten.
Nunmehr hat sie aber an einem städtischen Bauplatz mit so hohen
Forderungen überhaupt kein Interesse mehr und kann es möglich sein, dass
das Projekt überhaupt fallen gelassen wird. Im Kollegium bedauert man,
dass keine Einigung erzielt wurde, doch soll der Kultusgemeinde bereits
weitest entgegengekommen worden sein, da das Dezimale 550 Mark wert sei,
wie dies der Verkauf der letzten Bauplätze gezeigt habe. Es wurde auch
die Absicht bekannt, dass die Gemeinde nun ihre Synagoge in den Hof des
Treumann'schen Anwesens, also als Hintergebäude aufzuführen gedenke, was
natürlich sehr bedauert wird. Rechtsrat Wehrl will die Sache nochmals in
die Hand nehmen, vielleicht lässt sich noch eine Einigung erzielen und
wurde deshalb die ganze Sache zur zweiten Lesung verwiesen.
Hoffentlich ist also in dieser Sache noch nicht das letzte Wort
gesprochen. A." |
Berichte zum Bau der neuen Synagoge (1905-1909)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli
1905:
"Bamberg. Hier soll eine neue Synagoge gebaut werden, da die
bisherige nicht mehr den Forderungen entspricht. Herr Emil Wassermann hat
nun die Bereitwilligkeit ausgesprochen, für den Bau 100.000 Mark zu
spenden, falls keine Orgel in die Synagoge kommt." |
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Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. November
1907: "Bamberg. Im Kunstverein ist das Modell nebst den
Plänen des Diplom-Architekten J. Kronfuß-Bamberg, das von den
Preisrichtern mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde, ausgestellt. Die
Stadt hat der jüdischen Gemeinde einen Platz an der Herzog Max-Straße im
Werte von mehr als 60.000 Mark zu dem billigen Preise von 15.000 Mark
überlassen. Der Bau, mit dem nächstes Frühjahr begonnen wird, dürfte
fast eine halbe Million Mark kosten." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1908: "Bamberg.
Für den Bau einer Synagoge an der Herzog-Max-Straße hat der Magistrat
die Abtretung eines größeren Areals zu einem ganz billigen Preise
(15.000 Mark) genehmigt. Neben der Synagoge wird auch eine Schule und eine
Rabbinerwohnung errichtet. Die Gesamtkosten sind auf 300.000 Mark
veranschlagt." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. November
1908:
"Für den Bau einer Synagoge in Bamberg hat der Magistrat die
Abtretung eines größeren Areals zu einem ganz billigen Preis (15.000
Mark genehmigt). Neben der Synagoge wird auch eine Schule und eine
Rabbinerwohnung errichtet. Die Gesamtkosten sind auf 300.000 Mark veranschlagt." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1909: "Bamberg,
19. September (1909). Der Synagogenbau an der Urbanstraße, der nach dem
Entwurf des Architekten Kronfuß hergestellt wird, wird heuer noch unter
Dach gebracht werden. Der Neubau wird eine Zierde der hiesigen Stadt
werden." |
Die
Einweihung der Synagoge steht bevor (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September
1910: "Bamberg, 4. September (1910=. Die mit einem
Kostenaufwand von nahezu einer halben Million Mark neu erbaute Synagoge
der israelitischen Gemeinde Bamberg wird am 11. dieses Monats in
feierlicher Weise eingeweiht werden. Der stattliche Neubau, ein herrlicher
Monumentalbau und eine Zierde der Stadt, wurde in nicht ganz einem Jahre
nach den Plänen des preisgekrönten Diplomingenieurs, Architekten Kronfuß
in Bamberg, hergestellt. Den Bauplatz, der 1552 Quadratmeter umfasst und
einen Wert von nahezu 80.000 Mark besitz, hat die Stadt zu dem
ermäßigten Preis von 15.000 Mark abgetreten. Er bietet noch hinreichen
Raum für den projektierten Anbau eines israelitischen Schulhauses und
eines Dienstwohnungsgebäudes." |
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Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September
1910: Text wie oben. |
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Abschied
von der alten und Einweihung der neuen Synagoge (1910)
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September
1910: "Bamberg, 12. September (1910). Am Samstagabend
nach dem Gottesdienste fand die Abschiedsfeier von der alten Synagoge
statt. Der Rabbiner Herr Dr. Eckstein hielt eine ergreifende Ansprache,
nach welcher die Torarollen aus dem Gotteshausen - das durch Auslöschen
des ewigen Lichts aufgehört hat, ein solches zu sein - hinweggetragen
wurden. Die eigentliche Einweihungsfeier der neuen Synagoge begann mit dem
Vortrage des Liedes 'Gott, Du Allmächtiger, Gott, Du Allgütiger'.
Hierauf begrüßte Herr Justizrat Dr. Werner alle Anwesenden. Es hatten
sich alle Spitzen der Behörden des Kreises und der Stadt versammelt sowie
Mitglieder der umliegenden Gemeinden. Nachdem Herr Dr. Werner den Bau dem
Schutze der Stadt übergeben hatte, erwiderte Herr Oberbürgermeister Lutz
in trefflicher Rede, wobei er ausführte, dass der religiöse Friede, wie
bisher, für alle Zukunft erhalten bleiben möge. Nach Übergabe des
Schlüssels durch den Erbauer, Herrn Diplomarchitekten Kronfuß, fand der
Einzug in die neue Synagoge statt. Nach einem Rundgang mit den Torarollen
zündete Herr Rabbiner Dr. Neubürger aus Fürth das ewige Licht an. Nach
einem Gesange des verstärkten Synagogenchor hielt Herr Dr. Eckstein eine
nach Form und Inhalt gleich vollendete Festpredigt, der er die Worte der
heiligen Schrift: 'Vollkommen sollst Du sein mit dem Ewigen, Deinem
Gotte,' zugrunde legte. Nach einem weiteren Chorlied sprach Herr Dr.
Freudenthal, Nürnberg, das Gebet für König und Vaterland. Ein
Schlussgesang, und beendet war eine Feier, die jedem Teilnehmer
unvergesslich sein wird. (Geradezu auffallend war, dass die orthodoxen
Rabbiner weder erschienen noch irgendwie vertreten
waren." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Im Deutschen Reich" vom Oktober 1910: "Bamberg,
20. September (1910). Am 11. September wurde hier die neu erbaute
prächtige Synagoge mit einer Feier eingeweiht, die zu erkennen gibt, dass
in Bamberg das Verhältnis der Anhänger der verschiedenen Religionen
zueinander durchaus ungetrübt und vortrefflich ist. Die Beteiligung von
geistlichen und weltlichen Behörden ließ erkennen, dass die Drachensaat
des Antisemitismus hier glücklicherweise wenig Wurzel geschlagen
hat." |
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Enthüllung
von Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der
Synagoge (1920) |
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Oktober 1920: "Bamberg, 8. Oktober (1920). Zu
einer erhebenden, trostspendenden Feier gestaltete sich am
Versöhnungstage die mit der Seelenfeier verbundene Enthüllung der zur
dauernden Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen Söhne am Eingang zur
Synagoge angebrachten zwei ehernen Gedenktafeln. Die Feier wurde gegen 5
Uhr abends mit Gebet und einem gemischten Chor eingeleitet. In seiner von
Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Ansprache an die das Gotteshaus
füllenden Gemeindeangehörigen erinnert Herr Rabbiner Dr. Eckstein zunächst,
anknüpfend an die dem Versöhnungstage zugrunde liegende Idee der
Gemeinschaft, an die Zeit, in welcher die männliche Jugend
schwergerüstet und siegesgewiss die Heimat verließ, um mit ihrem Leibe
und Leben die Heimat zu decken wie mit einem Schutzwall gegen feindliche
Heeresfluten. Damals habe er bei gottesdienstlicher Gelegenheit an das
Prophetenwort Jeremias 31,15-16 erinnert, nach welchem eine Stammmutter
ihre Stimme mit bitterlichem Weinen klagend erhebt, weil ihre Söhne das
Heimatland verlassen mussten. Damals war das ganze Deutschland diese
Mutter, die aber der Herr getröstet habe mit den Worten: 'Es gibt einen
Lohn für deine Leistung, und es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft;
zurückkehren werden die Söhne in die Heimat.' Und heute? Heute erwacht
der Schmerz der Mütter und Väter, die den Verlust eines Sohnes zu
beklagen haben, und er verdoppelt sich, der ihr Wesen und Wirken in
schlichter Weise schilderte, wurden noch Aber auch heute tröstet sie der
Herr mit den Worten: 'Es gibt einen Lohn für deine Leistung und eine
Hoffnung für deine Zukunft.' Nicht umsonst sind eure Söhne in den Tod
gegangen, sondern für eine gro0ße heilige Idee, für die Idee der
Gemeinschaft, die der Grundstein sein wird, auf welchem eine neue Zeit
eine neue Gemeinschaft und eine neue Zukunft bauen wird. Das alte
Deutschland ist trotz ausharrender Tapferkeit seiner Söhne
zusammengebrochen, nachdem das Gefühl der Gemeinschaft zusammengebrochen
war, aber die Idee wird es wieder aufrichten, wenn wir Überlebende
ungebrochen mit unserer Arbeit da wieder anknüpfen, wo das Leben unserer
Helden abgerissen wurde, und die Fahne erheben, die ihren Händen
entsunken, die Fahre des Glaubens an die Idee der Gemeinschaft, welche die
aufdauernde Kraft sein wird im Vaterlande und in der Menschheit. In diesem
Glauben weihen wir die Gedenktafeln an den Pforten unseres Heiligtums und
übergeben sie ihrer Bestimmung. Sie sollen erstens den späteren
Geschlechtern, die hier Erbauung suchen werden, künden, dass 31 Söhne
unserer Gemeinde getreu bis in den Tod ihre Pflicht im Dienste des
Vaterland3es erfüllt haben; sie sollen ferner Zeugnis ablegen gegen die
Verlästerer und Verleumder unserer Glaubensgemeinde, die zu behaupten
wagen, dass wir Israeliten unsere Pflicht gegen das Vaterland nicht voll
und ganz erfasst hatten, und sie sollen endlich die Lebenden der Zukunft
mahnen und ermuntern, das flüchtige Dasein einzusetzen für die ewig
unvergänglichen Güter der Menschheit. In diesem Glauben grüßen wir die
Geister der Heldensöhne unserer Gemeinde, die als solche zurückgekehrt
sind in unsere Mitte, mit Trauer und Wegmut, aber auch mit Dankbarkeit und
Ehrfurcht. Auf den Tafeln unseres Herzens werden ihre Namen tief
eingegraben fortleben, auf den Gedenktafeln unseres Gotteshauses mögen
ihn Namen leuchten und glänzen zur Ehre und Lehre, zum Segen für und
für." |
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Erinnerungen
an die neue
Synagoge 1910-1938
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Historische
Karten mit der im September 1910 eingeweihten und im November
1938 zerstörten Synagoge |
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Die beiden Karten
oben mit freundlicher Genehmigung von Frantisek Bányai
aus der Website www.judaica.cz |
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Die Zerstörung der
Synagoge
beim Novemberpogrom 1938
(Fotos: Stadtarchiv Bamberg) |
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Die brennende
Synagoge |
Die im Inneren völlig
verwüstete Synagoge |
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Der Synagogenplatz
im
Frühjahr 2007 |
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Blick über den
Synagogenplatz |
Das Bild der Synagoge in
einer
der Stahlplatten |
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Gedenkstein von
1965 (Bildhauer Frank Xaver Bauer, Bamberg) mit Gedenkinschrift |
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Gedenkplatte |
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Text der
Hinweistafel: Mahnmal Synagogenplatz. Ort der Erinnerung an die in der
Nacht vom 9. zum 10. November 1938 zerstörte Synagoge und Ort der Mahnung
an Gegenwart und Zukunft. So war die Zielsetzung eines Wettbewerbes
beschrieben, den die Justizbehörden, die Staatsbauverwaltung, die Stadt
Bamberg und die Israelitische Kultusgemeinde 1995 gemeinsam durchführten.
Die künstlerische Idee von Prof. Joachim Banau, Aachen, wurde einstimmig
ausgewählt: die radikal einfache Arbeit, bei der bewusst jedes
schmückende Beiwerk vermieden wurde, verdichtet sich in der dynamischen
Stellung von Metallobjekten zueinander. Eine hoch aufgerichtete Stahlplatte
mit einem kleinen Fenster, in dem der Innehaltende die ehemalige Synagoge
sieht und schräg benachbart zwei parallele, senkrecht gestellte
Kupfertafeln, die eine schmale Gasse begrenzen und innenseitig dem Interessierten
einen Vers aus dem Klagelied, sowohl in deutsch als auch in hebräisch,
lesen lassen. Mit der Leserichtung beider Zeilen bewegt sich der
Betrachter auf einem symbolischen Weg genau in Richtung Jerusalem. Die
Wiederaufstellung des 1965 durch Bildhauer Frank Xaver Bauer, Bamberg,
geschaffenen würfelförmigen Gedenksteines war ein besonderes Anliegen
der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, des Bamberger Stadtrates und
der Justiz." |
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Gedenktafel beim Alten Rathaus:
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Gedenktafel an der Unteren Brücke
beim Alten Rathaus mit der Inschrift: "Zum Gedenken
an die jüdischen Mitbürger und alle, die während der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Widerstand geleistet haben, missachtet, verfolgt und ermordet wurden" |
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Einzelne
Erinnerungen an die jüdische Geschichte in der Stadt
Anmerkung: in Bamberg gibt es verschiedene Hinweise zur Erinnerung an die
jüdische Geschichte und frühere jüdische Einwohner (Fotos obere zwei Fotozeilen
vom April 2014: Jürgen
Hanke)
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Oben: Villa
Dessauer in der Hainstraße 4 a mit Hinweistafel
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Tafel zur Erinnerung an
Dr. Jacob Dessauer
am Haus Schillerplatz 18 |
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Haus Willy-Lessing-Straße
7 (1963-2005 jüdisches Gemeindezentrum)
mit Tafel zur Erinnerung an Leoni Kupfer (1894-1944) |
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Inzwischen
selten gewordene Erinnerung an die jüdische Geschichte: Mesusa-Vertiefung am
Haus Kapuzinerstraße 27
(Fotos: Maria S. Becker).
Foto des Hauses:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bamberg,_Kapuzinerstraße_27,_20150911,_001.jpg
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Hinweis: Berichte zum jüdischen Leben in Bamberg
in der neuen jüdischen Gemeinde / Synagoge siehe in der Seite
zur jüdischen Geschichte in Bamberg nach 1945
November 2010:
Auch in Bamberg wird regelmäßig an die
Zerstörung der Synagoge beim Novemberpogrom 1938 erinnert |
Ein
Bericht von Marion Krüger-Hundrup über die Gedenkveranstaltung im
November 2010 aus br-online.de (Quelle):
"Brennende Synagoge - Bamberg gedenkt Pogromnacht
In der Pogromnacht am 9. November 1938 brannte auch in Bamberg die Synagoge. In einer Gedenkstunde erinnerten Oberbürgermeister Andreas Starke und der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Heinrich Olmer, daran und mahnten für die Zukunft. Oberbürgermeister Andreas Starke nannte in seiner Ansprache die Pogromnacht "das Startsignal des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit". Angesichts der Tragweite und der grausamen Ereignisse von damals sei es heute wichtig "sich zu erinnern und die Erinnerung wach zu halten", erklärte Starke. Gemeinsam "mit unserer Jugend dürfen wir uns niemals andere Ziele setzen als Frieden, Versöhnung und Liebe".
Gegen Rassismus kämpfen. Eine zweite Lehre heiße: "Nie wieder Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, nie wieder Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Nationalität, Religion, Kultur oder politischen Weltanschauung." Der Oberbürgermeister mahnte zur Wachsamkeit. Die beiden unvermeidbaren NPD-Parteitage in Bamberg, Hakenkreuzschmierereien und rechtsradikale Parolen würden zeigen, dass es überall freiheits- und demokratiefeindliche Erscheinungen gebe: "Dazu dürfen wir nicht schweigen."
Warnung vor Islamfeindlichkeit.
Heinrich Olmer, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, warnte vor einer "unreflektierten Migranten- und Islamfeindlichkeit": "Wir sollten aus der Geschichte gelernt haben und pauschale Verurteilungen, die ein fruchtbarer Nährboden der Judenverfolgungen gewesen sind, grundsätzlich mit äußerster Skepsis begegnen", sagte Olmer. Es müsse anerkannt werden, dass andere Kulturen, Religionen und Lebensanschauungen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung und Chance erlebt werden können.
Toleranz vorleben. Neben politischen Rahmenbedingungen erfordere dies vor allem "schlüssige pädagogische Konzepte und bestens ausgebildete Lehrer", die mehr Wissen über die in Deutschland lebenden Minderheiten und Religionsgruppen vermitteln können. Nicht zuletzt in den Familien müsse Toleranz vorgelebt werden.
Erinnerung an Auschwitz
Der Vorbeter der jüdischen Gemeinde, Arieh Rudolph, sang auf Hebräisch das "El male rachamim", die Erinnerung an das Leiden und Sterben der Juden in Auschwitz, Treblinka oder Majdanek. Das gesprochene Kaddisch, der Lobpreis des göttlichen Namens, beschloss die Gedenkstunde." |
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Aufruf
der Willy Aron-Gesellschaft vom 1. August 2011: "Die Bamberger
'Stolpersteine gegen das Vergessen' brauchen Pflege.
Deshalb sucht die Willy-Aron-Gesellschaft Paten für die 57 Messingplatten, die vor ehemaligen Häusern von Nazi-Opfern verlegt wurden und an diese erinnern sollen.
Aufgabe der Paten ist es, die Steine regelmäßig zu putzen und möglichst auch Blumen dazu zulegen.
Wenn Sie Pate werden möchten: E-Mail
- stolperstein[et]willy-aron-gesellschaft.de Telefonisch bei Andreas Ullmann, bevorzugt Abends: 0951 - 388 62 48." |
2013: Rückblick
auf eine Ausstellung vom 26. November 2013 bis 3. August 2014 in der
Stadtgalerie Bamberg - Villa Dessauer |
JÜDISCHES IN BAMBERG
Eine Ausstellung der Museen der Stadt Bamberg
STADTGALERIE BAMBERG VILLA DESSAUER
Hainstraße 4a 96047 Bamberg
Di-Do 10-16 Uhr; Fr-So 12-18 Uhr
Weitere Informationen siehe Flyer
zur Ausstellung (pdf-Datei)
Informationen
zur Ausstellung in der Website der Stadt Bamberg |
Hinweis: die Ausstellung wurde bis 3.
August 2014 verlängert (Pressemitteilung
vom 15. Mai 2014). |
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Mai 2015:
22 "Stolpersteine" werden verlegt
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Artikel von Harald Rieger im "Fränkischen Tag" vom 29. Mai
2015: "Bamberg. Gedenken. 22 Stolpersteine gegen das Vergessen in Bamberg
verlegt
Die Willy-Aron-Gesellschaft und Künstler Gunter Demnig verlegten am Freitag
in Bamberg weitere Erinnerungssteine für die Opfer des Nationalsozialismus.
Ein ganzes Stück Arbeit wartete am Freitag auf den Künstler Gunter Demnig.
Er hatte 22 weitere Stolpersteine in Bamberg zu in den Boden zu setzen.
Somit erhöht sich die Gesamtzahl der insgesamt in der Stadt verlegten Steine
auf 150. Zwei der 22 Erinnerungssteine wurden vor dem Gebäude der ehemaligen
Frauenklinik am Markusplatz verlegt. Das ist eine Ausnahme. Denn
üblicherweise werden die Steine mit den kleinen Messingplatten vor den
ehemaligen Wohnhäusern von Opfern der Nationalsozialisten verlegt. Erinnern
sollen die beiden Steine an das Schicksal von Nathan G. und Suse Kahn. Sie
kamen in der ehemaligen Frauenklinik in Bamberg zur Welt und wurden beide im
Konzentrationslager Ausschwitz 1944 von den Nationalsozialisten ermordet.
'Die Stolpersteine erinnern uns daran, dass auch in Bamberg Menschen dem
grausamen System der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Sie erinnern an
das unermessliche Leid, das so vielen Menschen zugefügt wurde', sagte
Bürgermeister Christian Lange (CSU) in der Friedrichstraße, wo ein Stein für
Frieda Rehbock verlegt wurde. Die Stolpersteine würden aber auch daran
erinnern, dass alle Deutschen verantwortlich dafür seien, dass zwei kleine
Worte für immer Gültigkeit besitzen: 'Nie wieder!' So dürfe es in der
Bundesrepublik nie wieder Krieg und Hass, nie wieder Völkermord und
unfassbare Menschenrechtsverletzungen sowie nie wieder Rassismus und
Diktatur geben. Auch der Präsident der Universität Bamberg, Godehard
Ruppert, der zusammen mit Studenten und Dozenten der Aktion vor dem
Markushaus beiwohnte, sieht in den Stolpersteinen einen wichtigen Beitrag
zur Erinnerungskultur. Er wünschte sich aber auch, dass man zwar über die
beiden Steine vor dem Eingang des Unigebäudes 'stolpern', aber sie nicht mit
Füßen treten möge. Europaweit hat der Künstler Gunter Demnig mehr als 50 000
'Stolpersteine gegen das Vergessen' verlegt. In Deutschland finden sich die
Erinnerungssteine mit den kleinen Messingplatten in weit über 500 Städten.
In Bamberg hat es sich die Willy-Aron-Gesellschaft zur Aufgabe gemacht, die
Stolperstein-Verlegung voranzutreiben und damit die Erinnerungskultur
auszubauen.
Die neuen Stolpersteine in Bamberg:
Hainstraße 4 für Anna Fischel, Lilly und Max Pretzfelder,
Hainstraße 9 für David und Helene Herrmann,
Zinkenwörth 17 für Hans H. Sommer,
Zinkenwörth 35 für Albert, Sofie und Ruth Weil,
Austraße 21 für Adolf und Rosa Forchheimer,
Markushaus, Markusplatz 3, für Nathan G. und Suse Kahn,
Herzog-Max-Str. 13 für Leo, Rosa und Jakob Ansbacher,
Friedrichstraße 6 für Frieda Rehbock,
Untere Königstraße 2 für David T. und Lea Königsbuch,
Luitpoldstraße 16 für Babette Bernet,
Luitpoldstraße 40 für Maria Bickart und
Luitpoldstraße 48 für Herrmann Dorn."
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Juni 2015:
Bamberger Alumni engagieren sich für
"Stolpersteine" |
Pressebericht der Universität Bamberg vom
3. Juni 2015: "Geschichte verpflichtet. Bamberger Alumni engagieren sich für Stolperstein-Aktion
Sie sind Steine des Anstoßes: Die sogenannten 'Stolpersteine', in Gehwege verlegte Gedenktafeln, sollen die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach halten. Vor dem Universitätsgebäude Marcushaus, ehemals eine Frauenklinik, erinnern neuerdings zwei Stolpersteine an zwei hier geborene Kinder. Gestiftet hat sie eine Bamberger
Alumna.
Sie gehören längst ins Bamberger Stadtbild: Die Stolpersteine. Es handelt sich um goldfarbene, in den Boden eingelassene Messingtafeln, in denen die Namen von Verfolgten, Deportierten und Ermordeten des Nazi-Regimes eingraviert sind. Die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e.V. für Erinnerung, Mahnung und Zivilcourage hat das europaweite Kunstprojekt 2004 nach Bamberg geholt. Ende Mai 2015 kamen 22 neue Stolpersteine hinzu, zwei davon sind erstmals am Bamberger Universitätsgelände verlegt. Zu verdanken ist dies drei Bamberger Alumni: den beiden Vorsitzenden der Willy-Aron-Gesellschaft, Daniel Dorsch und Andreas Ullmann, und Isabel Fabritius-Albert, die diese Steine gestiftet hat..."
(Foto: Rabbiner Danieli liest einen Psalm zur Veranstaltung für die
Stolpersteine; Foto: Tim Kipphan, Universität Bamberg)
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Artikel im "Fränkischen Tag" (infranken.de)
vom 3. Juni 2015: "Zwei Steine für das Leid der Eheleute Forchheimer.
Weil sie Juden waren, wurden die Eheleute Forchheimer von den
Nationalsozialisten deportiert und ermordet. Jetzt erinnern an ihrem letzten
Wohnsitz Bamberg zwei Stolpersteine an das Schicksal von Adolf und Rosa
Forchheimer.
Die Stadt Bamberg hat zur Erinnerung an 22 ihrer ehemaligen Jüdischen
Mitbürger 22 weitere sogenannte Stolpersteine durch den Berliner Künstler
Gunter Demnig setzen lassen, darunter auch die für Adolf und Rosa
Forchheimer an ihrem letzten Wohnort in Bamberg, Austraße 21. Es ist
allerdings nicht überliefert, ob und welchen Bezug Vorfahren der Eheleute
Forchheimer zur Stadt Forchheim hatten. In Bamberg vertreten war auch von
'Bunt statt Braun, Forchheimer Bündnis gegen Rechtsextremismus und
Rechtsradikalismus' die Vorstandsmitglieder Ludwig Preusch und Emmerich
Huber.
Forchheimer Schande. Beide waren beeindruckt von der Würde dieses
Gedenkens und wünschen laut einer Pressemitteilung dringend, 'dass eine
angemessene Gedenkkultur bezüglich deportierter und ermordeter ehemaliger
jüdischer Mitbürger endlich auch in Forchheim Platz findet und sich
Forchheim seiner diesbezüglich besonders unrühmlichen Vergangenheit stellt'.
Dafür wollen sie und 'Bunt statt Braun' sich konsequent einsetzen. Sie
finden es 'eine Schande, dass Forchheim das Thema weitgehend verdrängt und
weit hinter kleinen Gemeinden in Franken zurücksteht'. Wie dieses Gedenken
dann genau aussehen solle, ist für beide zunächst nicht das vorherrschende
Thema. 'Nachdem man in Forchheim aber ohnehin an vielen Orten über jüdische
Vergangenheit 'stolpert' sagt Emmerich Huber, 'wären Stolpersteine eine
würdige und sichtbare Möglichkeit, das Gedenken zu manifestieren.' Die
Erinnerungskultur in der Domstadt Bamberg sei inzwischen breiter Konsens,
wie man aus den nunmehr 150 Stolpersteinen ersehen könne. Entsprechend
wohnten den Zeremonien neben interessierten Bürgern auch zahlreiche
Stadträte, der Präsident der Uni Bamberg und der Zweite Bürgermeister bei,
die die Ermordeten in kurzen Gedenkansprachen ehrten. Der Kaufmann Adolf
Forchheimer war zusammen mit seiner Frau Rosa Forchheimer (geb. 1886) im
Alter von 42 Jahren um 1926 aus Berlin-Friedenau nach Bamberg zugezogen.
Dort war er bis 1936 Inhaber einer Polsterwerkstatt mit Trödelhandel und ab
1937 bis 1. April 1938 Gemeinde- und Leichendiener der Israelitischen
Kultusgemeinde.
Deportiert nach Riga. In der Folge des Novemberpogroms inhaftierten
ihn die Nationalsozialisten vom 10. November bis 16. Dezember 1938 im KZ
Dachau. Am 27. November 1941wurden Adolf und Rosa Forchheimer aus Bamberg
nach Riga deportiert. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort war ab 3.
Dezember 1941 das Lager Riga-Jungfernhof, ein berüchtigtes
Vernichtungslager. Das weitere Schicksal und die Umstände ihrer Ermordung
sind nicht bekannt. Wie der Forchheimer Historiker Rolf Kießling, der ein
Buch über die 'Juden in Forchheim' verfasst hat, auf Anfrage mitteilt,
'haben die Eheleute Forchheimer meines Wissens mit der Stadt Forchheim
nichts zu tun. Sie wurden weder in Forchheim geboren noch haben sie in
Forchheim gelebt.' Über den neuen Stolperstein in Bamberg für Hermann Dorn,
der in Ermreuth geboren wurde und
zuletzt in Bamberg gelebt hatte, wurde im Fränkischen Tag bereits
berichtet."
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Oktober 2017:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Bamberg |
Artikel in "inFranken.de" vom 18.
Oktober 2017: "Gedenken. Neues Denkmal vor "Judenhaus" in Bamberg
Die Willy-Aron-Gesellschaft erinnert in Bamberg mit dem Projekt "Stolpersteine gegen das Vergessen" an Opfer des Dritten Reichs.
Leichter Nebel hängt noch zwischen den Häuserreihen der Herzog-Max-Straße, als am Mittwochmorgen vor Hausnummer drei ein kleines Stück des Gehwegs geöffnet wird.
Zwischen Eimern und nassem Sand liegen zwei etwa faustgroße Steine mit Goldtäfelchen auf der Oberseite. Nach kurzer Zeit ist das alte Betonfundament dank Hammer und Meißel entfernt und durch Zement ersetzt. Vorsichtig setzt Michael Panzer die Quader ins Pflaster, richtet sie aus und betoniert sie fest.
Gedenken an die Großeltern. Die beiden schimmernden Tafeln heben sich deutlich von ihrer rotbraunen Umgebung vor dem Gebäude, das 1939 als Judenhaus bezeichnet wurde, ab.
Hier wohnte das Ehepaar Ehrlich, bis es von den Nazis verschleppt und ermordet wurde. 156 Stolpersteine erinnern mittlerweile in Bamberg an Juden, die Opfer des NS-Regimes wurden.
'Wir wollen den Menschen, die alles verloren haben, symbolisch das Ansehen zurückgeben, das ihnen geraubt
wurde', erklärt Daniel Manthey, Leiter der Willy-Aron-Gesellschaft, die das Projekt organisiert.
Evelyn Ehrlich, Enkelin der Getöteten, lebt in den USA und ist extra aus New York angereist, um bei der Würdigung dabei zu sein.
Sie habe ihre Großeltern nie kennengelernt, nur aus Erzählungen von ihrem Vater über sie erfahren. Max und Lina Ehrlich seien nie reale Personen für die Amerikanerin gewesen, sondern Opfer, deren tragisches Lebensende das einzig Bedeutende zu sein schien.
Seit ihrer Kindheit sei sie damit konfrontiert worden, dass ihre Großeltern ermordet wurden, weil sie Juden waren. Eine Tatsache, vor der Evelyn Ehrlich nicht fliehen konnte und die Jahre psychischer Behandlung zur Folge gehabt habe.
Trotz gemischter Meinung über die Deutschen sei sie stolz, dass viele nicht vergessen haben und alles tun, um die Opfer zu würdigen.
Auch für Moritz Frank und seine Frau Helene Frank, geb. Götz, wurden am 18. Oktober Stolpersteine gesetzt. Lebende Angehörige, die bei der Verlegung in der Unteren Königstraße 2 hätten anwesend sein können, gibt es nicht.
Bereits einen Tag vorher wurden in Sassanfahrt und Trabelsdorf goldene Gedenktafeln vor ehemaligen Wohnungen ermordeter Juden eingelassen. Die Willy- Aron-Gesellschaft will so die Erinnerung
wachhalten."
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Liste der "Stolpersteine" in
Bamberg: http://www.willy-aron.de/kat5.php
und https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bamberg |
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Januar 2018:
28. Bamberger Kurzfilmtagen mit historischem Film
zum Brand der Bamberger Synagoge 1938 |
"Die guten alten Zeiten? Bamberg in historischen Aufnahmen"
Bei den Bamberger Kurzfilmtagen wird im Saal der Stadtbücherei ein 60-minütiger
filmischer Bogen von 1934 bis in die 70er-Jahre gezeigt. Zu sehen sind die wichtigen Zeitdokumente von Di. 23.1. bis Sa. 27.1. jeweils zu unseren Öffnungszeiten.
Darunter ist ein 14 Sekunden langer Film zum Brand der Synagoge in der Reichspogromnacht am
9./10. November 1938, der Einmarsch der amerikanischen Truppen in Bamberg am 13.04.1945, die studentischen Unruhen im Juli 1969, aber auch Alltagsszenen und Anfänge der Sandkerwa.
Das Foto links zeigt den Brand der Synagoge im Film von Ludwig Dremer.
Bei der nur 14-sekündigen Aufnahme handelt es sich um das einzig
erhaltene Filmdokument zur Reichspogromnacht in Bamberg 1938.
Quelle: http://www.bambergerkurzfilmtage.de/spezial-horrorfilm
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November 2019:
Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von Judith Bar-Or in "haGalil.com"
vom 20. November 2019: "Stadt Bamberg gedenkt der Reichspogromnacht
Am Sonntag, den 10.11.2019, hatte die Stadt Bamberg zu einer
Gedenkveranstaltung anlässlich des 81. Jahrestages der als
'Reichskristallnacht' bekannt gewordenen Pogromnacht gegen die Juden in
Nazi-Deutschland, die auch in Bamberg ein ganz schreckliches Ausmaß
angenommen hatte, eingeladen…
Dieser Einladung folgten erstaunlich viele Menschen und versammelten sich um
16.30 auf dem Synagogenplatz vor dem Mahnmal für die einstige Synagoge, die
in der Nacht des Schreckens verwüstet und später abgerissen worden war. Zu
Beginn der Veranstaltung begrüßte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD)
alle Anwesenden; sein besonderer Willkommensgruß galt Herrn Landesrabbiner
em. Dr. Salomon Almekias-Siegl, dem Vorsitzenden der Israelitischen
Kultusgemeinde Bamberg, Herrn Arieh Rudolph, dem Vorsitzenden der Liberalen
Gemeinde Mischkan Ha-Tfila, Herrn Rektor i.R. Israel Schwierz, den
Mitgliedern des Synagogenchors Bamberg, den Schülerinnen und Schülern des
Franz-Ludwig-Gymnasiums und des Eichendorf- Gymnasiums und allen Teilnehmern
der Gedenkveranstaltung. In einer sehr fundierten Ansprache ging er auf die
furchtbaren Verbrechen in Bamberg und im ganzen Deutschen Reich vor 81
Jahren ein: 'Die schrecklichen Ereignisse von damals dürfen wir nicht
vergessen. Eine furchtbare Erkenntnis ist aber auch: Heute, 81 Jahre später,
müssen wir uns mit einem wachsenden Antisemitismus in unserem Land
auseinandersetzen, der längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen
ist.' Er fuhr fort, indem er deutlich machte, dass jede Straftat und
Diskriminierung gegen Juden Attacken gegen unsere gesamte Gesellschaft
seien, die man mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen müsse. Diese
Gedenkfeier sei ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und jeglichen
Rassismus, ganz egal, vor welcher Seite er komme. Nach der hervorragenden
Rede ertönten Lieder, sehr schön vorgetragen vom Synagogenchor Bamberg.
Danach ergriff der Vorsitzende der IKG Bamberg, Arieh Rudolf, das Wort. Nach
einer herzlichen Begrüßung aller Teilnehmer der Gedenkveranstaltung ging er,
wie sein Vorredner, auf die furchtbaren Ereignisse der Reichspogromnacht in
Bamberg und im ganzen Deutschen Reich ein. Er forderte danach alle
verantwortlichen Politiker in Ländern und im Bund auf, dafür Sorge zu
tragen, dass sich eine so schlimme Pogromnacht niemals mehr wiederholen
könne – ganz egal, von wem sie initiiert sein sollte. Nach einem abermaligen
sehr schönen Gesang des Synagogenchors ergriffen Schülerinnen und Schüler
des Franz-Ludwig-Gymnasiums und des Eichendorf-Gymnasiums die Initiative: In
Wort und Bild gedachten sie ihrer jüdischen Vorgängerinnen, die 1938
Furchtbares zu erleben gezwungen waren. Einige hatten Nazi-Deutschland durch
Flucht überlebt, andere hatten es mit ihrem jungen Leben bezahlt. Nach
diesem zu Herzen gehenden Beitrag der Schülerinnen und Schüler kam
Landesrabbiner em. Dr. Salomon Almekias-Siegl zu Wort: Er sang mit seiner
wunderbaren Stimme das 'El Male Rachamim', das jedem Anwesenden tief zu
Herzen ging. Danach sprach er für alle Opfer der Reichspogromnacht und der
Schoa – zusammen mit allen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung- das Kaddisch.
Mit dem gemeinsam von allen Anwesenden gesungenen 'Hevejnu Schalom Alejchem'
ging eine sehr zu Herzen gehende Gedenkveranstaltung zu Ende. Allen, die
daran teilgenommen haben, wird sie mit Sicherheit für immer tief im
Gedächtnis bleiben."
Link zum Artikel
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Literatur
zur Synagogengeschichte
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"Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Bamberg S. 72-91. |
|
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Bamberg S. 49-53.
|
Link zum Gedenkbuch:
| Gedenkbuch der jüdischen Bürger Bambergs - Opfer des
nationalsozialistischen Terrors 1933-1945. Hrsg. vom Verein zur
Förderung der jüdischen Geschichte und Kultur Bambergs e.V.
Antje Yael Deusel, Ortwin Beisbart und Franz Fichtl. 483
S. pdf-Datei |
Einzelne weitere Literaturhinweise:
| Michaela Schmölz-Häberlein: Juden in Bamberg (1633-1802/03). Lebensverhältnisse und Handlungsspielräume einer städtischen Minderheit (Judentum - Christentum - Islam. Interreligiöse Studien Bd. 11
(zugleich Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg Bd. 18), Würzburg 2014.
295 S. 39,00 €.
Informationen über
dieses Buch (pdf-Datei) - Bestellmöglichkeit
(pdf-Datei) |
| dies.: Auswärtige Juden auf den Bamberger Messen. In:
Handel, Händler und Märkte in Bamberg. Akteure, Strukturen und
Entwicklungen in einer vormodernen Residenzstadt (1300-1800). Hrsg. von Mark
Häberlein / MIchaela Schmölz-Häberlein. Würzburg 2015 (zugleich Veröffentlichungen
des Stadtarchivs Bamberg Bd. 21). S. 325-345. |
| dies. /Andreas Schenker: Das Kloster Michelsberg und seine Beziehungen zur jüdischen Bevölkerung zwischen 1690 und 1747 – Möglichkeiten und Grenzen der Auswertung von Rechnungsbüchern, in: Berichte des Historischen Vereins Bamberg 147 (2011), S. 175-199. |
| Alexander Fiedler: Das Judentum in Bamberg.
Darstellung der Erinerungsorte im Kontext der jüdischen Geschichte mit
Schwerpunkt auf die Opfer des Nationalsozialismus. Hausarbeit (Hauptseminar)
2014 35 S.
https://www.grin.com/document/304094 |
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