Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Kreis Waldeck-Frankenberg"
Bergheim mit
Kleinern, Affoldern, Mehlen und Wellen
(Ortsteile der Gemeinde
Edertal, Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bergheim bestand eine jüdische
Gemeinde vermutlich bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Einzelne jüdische Familien, die - außer in
Bergheim - seit dem 18. Jahrhundert in den Ortschaften Kleinern,
Affoldern, Mehlen und Wellen lebten, schlossen sich in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts zu einer Gemeinde zusammen. Mittelpunkt der Gemeinde war Bergheim, wo sich die gemeinsamen Einrichtungen der jüdischen Familien dieser
Orte befanden.
An Einrichtungen gab es in Bergheim eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (Raum im Synagogengebäude), vermutlich auch ein rituelles Bad
(nicht im Synagogengebäude) und einen Friedhof.
Ob zeitweise im 19. Jahrhundert ein jüdischer Lehrer in der Gemeinde tätig
war, ist nicht bekannt. Vermutlich erhielten die jüdischen Kinder den
Religionsunterricht meist durch auswärtige Lehrer, die weiteren religiösen
Aufgaben in der Gemeinde (Vorbeterdienst in der Synagoge) wurden ehrenamtlich
übernommen.
Die Geschichte der jüdischen Familien in den einzelnen Orten entwickelte sich
unterschiedlich (Angaben liegen bislang nur fragmentarisch vor).
In Kleinern ist 1864 war der damals einzige dort lebende
jüdische Einwohner abgewandert;
1868 ist wieder eine Familie zugezogen (Quelle: Arnsberg Bd. I zu Altenlotheim).
Im Gedenkbuch wird die 1928 in Kleinern
geborene Hannelore Schön genannt, die später in Frankfurt lebte und 1943 in
Sobibor ermordet wurde.
In Affoldern gab es im 19. Jahrhundert vor
allem die Familien Katz, Löwenstein und Samuel, Anfang des 20. Jahrhunderts
noch die Familie Löwenstern, von der etliche Mitglieder in der NS-Zeit
umgekommen sind.
Aus Bergheim ist bislang nur bekannt, dass
die jüdische Familie Joseph bis 1925 (Tod des Eigentümers) in dem Gebäude, in
dem sich auch die Synagoge befand, ihre Wohnung und ihr Gemischtwarengeschäft
hatte.
In Wellen lebte vor allem eine Familie
Hirsch. Aus dieser Familie ist das Ehepaar Samuel und Sara Hirsch 1906
beziehungsweise 1909 gestorben. Beide wurden im jüdischen Friedhof
in Bad Wildungen beigesetzt. 1901 wird der Schuhmachermeister Jacob Hirsch
in Wellen genannt (Anzeige siehe unten). Die 1903 in Wellen geborene August
Michel geb. Hirsch lebte später in Köln, von wo aus sie 1941 deportiert
wurde.
Aus Mehlen liegen noch keine Angaben vor.
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Überlegungen, die
Gemeinde aufzulösen. Das Kreisamt in Wildungen nahm 1876 eine Befragung
über die Bürgermeister der betreffenden Ortschaften vor mit dem Ergebnis, dass
sich die in den Orten sesshaften jüdischen Familien nicht den jüdischen
Gemeinden in Sachsenhausen, Züschen
oder Wildungen anschließen, sondern
zusammen in der Gemeinde Bergheim bleiben wollten. Die jüdische Gemeinde
löste sich jedoch spätestens in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auf. Auf dem Friedhof
in Bergheim fand 1930 die letzte Beisetzung statt. 1932/33 lebte nach
Angaben von Arnsberg noch eine
jüdische Familie in Bergheim.
Von den in Bergheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): eine Zusammenstellung zu
Bergheim ist auf Grund dieser Listen nicht möglich, da zwischen den Orten
"Bergheim" mit jüdischen Familien nicht ausreichend differenziert
wird.
Aus Affoldern sind umgekommen: Julie Fromm geb. Löwenstern (1858),
Frieda Goldberg geb. Löwenstern (1907), Rosa (Röschen) Katz geb. Samuel
(1880), Rosa Lilienfeld geb. Löwenstern (1877), Elias Emil Löwenstern (1871),
Julius Löwenstern (1869), Klara Löwenstein (1904), Max Löwenstern (1867),
Röschen Löwenstein geb. Samuel (1879), Isaak Samuel (1876), Max Samuel (1882),
Alma Rosa Schönthal geb. Löwenstern (1902).
Aus Kleinern ist umgekommen: Hannelore Schön (1928).
Aus Wellen ist umgekommen: Auguste Michel geb. Hirsch (1903).
Aus Mehlen
werden in den angegebenen Listen keine Personen
genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden - außer den nachstehenden Anzeigen - noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Bergheim und den Orten der Umgebung gefunden. |
Anzeige des Schuhmachermeisters Jacob Hirsch in Wellen (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1901:
"Suche per sofort oder 15. April einen zuverlässigen Schuhmachergesellen
bei dauernder Arbeit und gutem Lohn.
Jacob Hirsch, Wellen bei Wildungen." |
Verlobungsanzeige von Hanna Loewenstern aus Kassel und
Hermann Hirsch aus Wellen (1930)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 3. Januar 1930:
"Statt Karten
Hanna Loewe3nstern - Hermann Hirsch. Verlobte.
Kassel Jägerstr. 3 Wellen (Waldeck)
Silvester". |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge in Bergheim wurde spätestens in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts eingerichtet. Beim Gebäude handelt es sich um ein
zweigeschossiges Fachwerkgebäude, das vermutlich in den 1730er-Jahren erstellt
wurde. Ob das Gebäude schon ursprünglich in jüdischem Besitz war, ist nicht
bekannt. Der Betraum befand sich im oberen Stockwerk. Hier gab es auch einen
Raum für den Religionsunterricht und zwei Kammern zu Wohnzwecken. Ein rituelles
Bad war nicht im Synagogengebäude. Im Erdgeschoss befand sich eine Wohnung
sowie ein Laden, den zuletzt die jüdische Familie Joseph betrieb.
Gottesdienste fanden bis um 1920 statt, danach war dies auf Grund der
zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder nicht mehr möglich. Das Gebäude
wurde um 1925 verkauft und wird seitdem zu Wohnzwecken genutzt.
Adresse/Standort der Synagoge: Kirchstraße
4
Fotos
(Quelle: Altaras 1994 S. 63-65 2007 S.
180-182).
|
|
|
Isometrische
Darstellung des Synagogengebäudes in Bergheim.
Markiert ist der Bereich
des Daches, bei dem man die
Dachziegel zum Laubhüttenfest abnehmen
konnte, um
darunter die Sukka (Laubhütte) aufstellen zu können. |
Pläne des
ehemaligen Synagogengebäudes (Eintragung des Standes bis Anfang des
1920er-Jahre): im Erdgeschoss
befand sich der Laden und die Wohnung der
jüdischen Familie Joseph; im Obergeschoss Schule und Betraum
sowie zwei
weitere Kammern. |
|
|
|
|
Gebäude der ehemaligen
Synagoge |
|
|
|
Blick auf das
Gebäude von Nordwest mit den zwei
Fenstern des ehemaligen Betraumes im
Obergeschoss |
Straßengiebel mit
Eingang
|
|
|
|
Das ehemalige
Synagogengebäude
im Frühjahr 2010 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Erinnerung an Familie
Hirsch
in Wellen |
|
|
|
Grabstein für Sara Hirsch
(1836-1906) und
Samuel Hirsch (1838-1909) aus Wellen
(heute: Ortsteil
der Gemeinde Edertal) |
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Bergheim / Affoldern /
Mehlen |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Bergheim / Affoldern / Mehlen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,60 Sterberegister der Juden von Bergheim
1860 - 1865 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230083
HHStAW 365,59 Geburtsregister der Juden von Bergheim
1860 - 1866 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379122
HHStAW 365,44 Geburtsregister der Juden von Affoldern
1847, 1859 - 1867, enthält auch Mehlen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289680
HHStAW 365,43 Geburtsregister der Juden von Affoldern
1847, 1859 - 1875, enthält auch Mehlen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379119
HHStAW 365,46 Sterberegister der Juden von Affoldern
1859 - 1875, enthält auch Mehlen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379120
HHStAW 365,45 Trauregister der Juden von Affoldern
1859 - 1875, enthält auch Mehlen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135959
|
|
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der Juden in Kleinern |
Vorbemerkung wie oben
Zu Kleinern sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,525 Sterberegister der Juden von Kleinern
1859 - 1875
HHStAW 365,527 Geburtsregister der Juden von Kleinern 1859 -
1875
HHStAW 365,526 Trauregister der Juden von Kleinern
1859 - 1872: enthält die jährlichen Nachweise, dass keine Trauungen in
Kleinern stattgefunden haben; Hinweis auf der Zuzu7g einer jüdischen
Familie, Eli Löwenstern aus Basdorf und dessen Ehefrau Friederike geb.
Samuel aus Affoldern mit ihren beiden Töchter 1868 |
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 66-67. |
| In Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 noch kein Abschnitt zu Bergheim. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 63-65. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
180-182. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 213-214. |
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|