Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
zur Übersicht
"Synagogen im Kreis Bad Dürkheim"
Freinsheim (VG
Freinsheim, Kreis
Bad Dürkheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Freinsheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis
Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit um 1700 zurück,
als erstmals (Stadtrechnung von 1701/02) ein jüdischer Einwohner genannt wird.
Über mehrere Jahrzehnte durften jedoch zunächst nur zwei jüdische Familien am
Ort leben.
Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts konnten weitere Familien
zuziehen. 1801 werden 19 jüdische Einwohner gezählt, 1808 34, 1825 48 (2,5 %
der Gesamteinwohnerschaft). 1809/10 werden folgende Familien/Haushaltungen
genannt: Samuel Cahn (Händler), Ester Feist Witwe, Joseph Herz (Händler),
Joseph Herz Senior (Metzger), Gottlieb Kauffmann (Händler), Joseph Kauffmann
(Händler), Ester Stern Witwe. 1835 wurde die Höchstzahl von 65 jüdischen
Einwohnern in der Stadt erreicht. Wenig später ging die Zahl durch Aus- und
Abwanderung zurück. 1876 waren nur noch 39 jüdische Personen in der Stadt.
1910 waren es noch drei.
Zum 1. Januar 1894 wurde die jüdische Gemeinde
Freinsheim aufgelöst; die hier noch lebenden jüdischen Personen wurden der
Gemeinde in Kallstadt zugeteilt.
Von den in Freinsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Denny Maximilan Neu (1877,
später wohnhaft in Heidelberg), Eugenie Reuter geb. Sinsheimer (1878, später
wohnhaft in Haigerloch).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Die Auflösung der Gemeinde zum 1. Januar 1894
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 29. Dezember
1893: "Wegen allzu geringer Zahl von Angehörigen wurde die
israelitische Kultusgemeinde Freinsheim vom 1. Januar 1894 ab mit der zu
Kallstadt vereinigt. Die Synagoge in Freinsheim kommt in Folge dessen zum
'Ausgebot".(?)." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1893:
"Kallstadt, 11. Dezember 1893. Wegen allzu geringer Zahl von
Angehörigen wurde die israelitische Kultusgemeinde Freinsheim vom 1.
Januar 1894 ab mit der hiesigen vereinigt. Die Synagoge in Freinsheim kommt
infolge dessen zum 'Ausgebot.' (?Red.)" |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Hermann Sinsheimer (1883-1950)
Hermann Sinsheimer, geb. 1883 in Freinsheim, gest. 1950 in London: Journalist,
Theaterkritiker, Schriftsteller und Jurist. Zeitweise tätig als Direktor der
Münchner Kammerspiele, danach von 1923-29 Chefredakteur und Herausgeber der
satirischen Zeitschrift Simplicissimus. Nach 1929 Feuilletonist der Münchner
Neuesten Nachrichten und ab 1930 in Berlin Feuilletonist des Berliner
Tageblattes. 1938 nach Großbritannien emigriert. In
seinem autobiographischen Werk "Gelebt im Paradies" beschreibt er
seine Jugendjahre in der Pfalz. Die Stadt Freinsheim verleiht in Erinnerung an
Sinsheimer seit 1983 in ungeraden Jahren den Hermann-Sinsheimer-Preis
für Literatur und Publizistik sowie seit 2000 in geraden Jahren die Hermann-Sinsheimer-Plakette
für Verdienste um die Pfälzische Literatur.
Vgl. Wikipedia-Artikel
"Hermann Sinsheimer" |
|
Links: Gedenktafel für Hermann SInsheimer am Haus Ludwigstraße 51 in
Ludwigshafen am Rhein mit der Inschrift:
"Hier befand sich von 1910 bis 1914 die Kanzlei des Juristen und
Schriftstellers
Hermann Sinsheimer
geboren 1883 in Freinsheim, gestorben 1950 im Londoner
Exil".
|
|
Hinweis
auf eine 2012 erschienene Publikation zu Hermann und Christobel Sinsheimer:
Hans-Helmut Görtz, Gabriele Giersberg, Erik Giersberg
(Bearbeiter): Briefe aus England in die Pfalz: Hermann und Christobel
Sinsheimer. 768 S. Verlag Stiftung zur Förderung der pfälzischen
Geschichtsforschung Heinestr. 3 67433 Neustadt a.d. Weinstraße
2012. ISBN 978-3-942189-12-5. 49,00
€.
Es ist ein Band entstanden, der neben 400 S. Briefetexten (die Briefe Hermann Sinsheimers aus dem englischen Exil 1946 bis 1950, die Briefe seiner Witwe Christobel Sinsheimer geb. Fowler
(1950-1962) u.a. fast 200 S. unter dem Titel "Namen und Schicksale" enthält, auf denen
die Bearbeiter ihre umfangreichen Forschungen zur Familie Sinsheimer zusammengestellt haben. |
|
In Freinsheim erinnert ein Hermann Sinsheimer-Weg an den berühmten Sohn der
Gemeinde.
Auch die Grundschule Freinsheim ist nach ihm benannt: Hermann-Sinsheimer
Grundschule Freinsheim
Dazu gibt es das "Hermann Sinsheimer Haus" (Geburtshaus
von Hermann Sinsheim) in der Haintorstraße
6.
Foto links von M. Ohmsen (Fotoseiten zu
Freinsheim); Foto rechts aus der
Website der Hermann-Sinsheimer-Grundschule |
|
Am
Geburtshaus von Hermann Sinsheimer in der Haintorstraße 6 ist eine
Tafel angebracht mit der Inschrift: "Der Jurist, Schriftsteller und Journalist Hermann Sinsheimer ist am 6. März 1883 in diesem Haus geboren. Seine Leidenschaft für Theater und Literatur führte ihn vor 1933 zu Geltung und Ansehen im deutschen Kulturleben. Was er schrieb ist auch im Exil mitgeprägt von einer glücklichen Kindheit in Freinsheim. Fern der Heimat starb er 1950 in
London" |
Hinweis auf Ludwig Sinsheimer, Bruder des oben
genannten Hermann Sinsheimer (1873 in
Mannheim - Internierungslager Noé 1942)
Ludwig Sinsheimer ist in Mannheim geboren, aber in Freinsheim aufgewachsen,
siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Sinsheimer.
Literaturhinweis: Hans-Peter Schwöbel / Siegfried Laux (Hrsg.):
Mannem, wann ich dein gedenk. Gedichte und Prosa in Kurpfälzer Mundart und
Hochdeutsch von Ludwig Levy, Hermann Waldeck, Jakob Strauß, Ludwig
Sinsheimer, Kurt Norbert Berg. Edition Quadrat. 1999². ISBN
3-923003-79-X.
Ludwig Sinsheimers Werk "Dr Derkemer Worschdmarkt" ist online zugänglich:
https://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/2252431.
Gedenkbuch:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962978
Zur Geschichte der Synagoge
Ein Betsaal in einem der jüdischen Häuser wird erstmals 1815
genannt. 1846 wurde eine Synagoge außerhalb der Stadtmauern
erstellt, die jedoch nur wenige Jahrzehnte für die gottesdienstlichen
Zusammenkünfte der jüdischen Familien dienen sollte. Mit dem starken Wegzug
der jüdischen Einwohner war es bereits in den 1880er-Jahren schwer geworden, die nötige Zehnzahl
religionsmündiger jüdischer Männer zum Gebet zusammen zu bekommen. 1887
entschlossen sich die Freinsheimer Juden zu einer "Werbeaktion" in der
Zeitschrift "Der Israelit". Ärmere Juden wurden zum Zuzug nach
Freinsheim oder wenigstens zum regelmäßigen Gottesdienstbesuch eingeladen. In
der Ausgabe des "Israelit" vom 12. Mai 1887 war zu lesen:
"Freinsheim
(Bayerische Rheinpfalz). Durch Wegzug ist die hiesige israelitische Gemeinde
derart klein geworden, dass es bereits an Minjan asara (Zehnerminjan) zur
Abhaltung der Gottesdienste gebricht. Sollten ärmere Israeliten hierher zu
ziehen sich entschließen, so dürften sie auf die Unterstützung ihrer hiesigen
Glaubensgenossen rechnen. - Es wäre erwünscht, wenn zu den Feiertagen vier
arme Israeliten hierherkämen, um den öffentlichen Gottesdienst zu
ermöglichen.
|
Der Aufruf bewirkt wohl wenig: nach Freinsheim wollten keine jüdischen Familien
mehr ziehen. Wenig später wurden die Gottesdienste in der Synagoge
eingestellt. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde zum 1. Januar 1894 verkaufte die jüdische Gemeinde für 1.500 Mark das Gebäude
an die bürgerliche Gemeinde. Der Erlös wurde zur Renovierung der Synagoge in
Kallstadt verwendet.
Bis 1966 befand sich in dem Gebäude der Kindergarten der Gemeinde, danach ging
das Gebäude an den Männergesangverein über, der es zum Vereinsheim umbaute.
1985 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Von der Synagoge sind noch
drei Außenwände und die alte Einteilung der Rundfenster erhalten. Insgesamt
handelt es sich um einen charakteristisch klassizistischen Bau. Die Toranische
befand sich an der Straßenseite unterhalb dem Halbrundfenster.
Adresse/Standort der Synagoge: Judengasse 8.
Kontakt zu eventueller Besichtigung:
Männergesangverein 1846, Judengasse 8, 67521 Freinsheim, Tel. 06353/3155.
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 155 [Foto 1997]; die Fotos der
ehemaligen Synagoge von 2010 von Michael Ohmsen, auf dessen Fotoseite
zu Freinsheim findet sich auch auch das erste Foto - Ansicht von der Straße
- in hoher Auflösung).
Die ehemalige Synagoge
1997 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Die ehemalige
Synagoge
im Herbst 2010 / 2013
(Fotos: Michael Ohmsen,
siehe Anm. oben) |
|
|
|
|
Ansicht von
der Straße |
Das Gebäude ist
heute Heim des
"MGV 1846" (Männergesangverein 1846) |
|
|
|
|
|
|
Seitenansicht |
Seitenansicht |
Seitenansicht mit heutigem
Eingang |
|
|
|
|
|
|
Die "Judengasse"
(Fotos: Michael Ohmsen) |
|
|
|
Eintragung der
"Judengasse"
auf dem Stadtplan |
Straßenschild
"Judengasse" |
|
|
|
Hinweis
auf das Freinsheimer Spielzeugmuseum und der Zusammenhang zur jüdischen
Geschichte
2010
wurde in Freinsheim ein Spielzeugmuseum bzw. das 1. Spielzeug-
und Blechwaren Museum der Bing Werke eröffnet.
Zur Firmengeschichte: 1863 gründeten die aus Memmelsdorf
stammenden jüdischen Brüder Ignaz und Adolf Bing in Nürnberg die
Fa. Gebr. Bing als reines Handelsunternehmen zum Vertrieb von Spiel- und
Haushaltswaren. 1879 begann die Errichtung eines eigenen Werks, das zwei
Jahre später in Betrieb ging ("Nürnberger Spielwarenfabrik Gebr.
Bing"). Anfang 1890 wurden weitere Produktionsstätten errichtet
("Nürnberger Metall- und Lackierwaarenfabrik vorm. Gebr.
Bing"). Ab 1919 zeichnete das Unternehmen als "Bing-Werke
AG". Um 1923 waren die Bing-Werke mit etwa 16.000 Beschäftigten die
größte Spielwarenfabrik der Welt. Nach Turbulenzen in der
Weltwirtschaftskrise 1932 wurde die "Bing Spielwaren GmbH Nürnberg"
1934 aufgelöst und liquidiert.
Link zum
Spielzeugmuseum Freinsheim
Link zur
Firmengeschichte mit zahlreichen Abbildungen von Katalogen usw.
Wikipedia-Artikel
über "Bing (Unternehmen)". |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 72. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 154-155 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Hermann Sinsheimer: Gelebt im Paradies. Beschreibung
einer Kindheit und Jugend im Freinsheim des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
München 1953. |
|
Hans-Helmut Görtz, Gabriele Giersberg, Erik Giersberg
(Bearbeiter): Briefe aus England in die Pfalz: Hermann und Christobel
Sinsheimer. 768 S. Verlag Stiftung zur Förderung der pfälzischen
Geschichtsforschung Heinestr. 3 67433 Neustadt a.d. Weinstraße
2012. ISBN 978-3-942189-12-5. 49,00
€. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|