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Goßfelden mit
Sterzhausen und Caldern (Gemeinde
Lahntal, Kreis Marburg-Biedenkopf)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Goßfelden bestand eine jüdische
Gemeinde vermutlich bis Anfang der 1920er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die
Zeit um 1700 zurück.
Zunächst handelte es sich um eine selbständige Ortsgemeinde, zu der ursprünglich
auch Wetter, Sterzhausen und Caldern gehörte.
1880 wurde Wetter Sitz der Gemeinde. 1910 wurden die in den Orten Caldern, Sterzhausen und Goßfelden
lebenden jüdischen Personen zu einer Gemeinde, der
"Synagogengemeinde Goßfelden" zusammengeschlossen. Diese hatte
jedoch auf
Grund der zurückgehenden Zahlen der jüdischen Gemeindeglieder nur wenige
Jahre bestand. Spätestens Anfang der 1920er-Jahre gehörten die in den genannten
drei Orten lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Wetter.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Goßfelden: 1835 18 jüdische Einwohner, 1861 25, 1905 19, 1932
14; in Sterzhausen: 1861 9 jüdische Einwohner, 1905 6, 1924 6, 1932 6;
in Caldern: 1835 8 jüdische Einwohner, 1861: 17, 1924 6, 1932 in Caldern
keine jüdischen Einwohner mehr.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge bzw. ein Betraum (s.u.), eine Religionsschule und
möglicherweise ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem Friedhof
in Wetter beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
zeitweise ein Lehrer angestellt (siehe Ausschreibung der Stelle von 1882). 1904
wurde die Lehrerstelle gemeinsam mit Wetter und
Oberasphe ausgeschrieben. Die
Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat Marburg.
Um 1924, als in den Teilorten der Gemeinde zusammen noch etwa 25 jüdische
Personen (in 6 Haushaltungen) lebten, war Vorsteher dieser
"Restgemeinde" (inzwischen Filialgemeinde zu Wetter)
Willi Goldschmidt. Die beiden schulpflichtigen Kinder der Gemeinde erhielten
wöchentlich Religionsunterricht in Wetter durch Lehrer Jonas Gans aus
Marburg.
1933 lebten in Sterzhausen noch die Familien Ziegelstein und Isenberg. Von
ihnen wurden Sally und Minna Ziegelstein ins Ghetto Riga deportiert und
ermordet; der Tochter Emmy gelang die Emigration. Berta Isenberg verzog nach Kirchhain, später nach Frankfurt, von wo aus sie nach Minsk deportiert
wurde.
Von den in Goßfelden geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Edelmuth geb.
Lilienstein (1880), Berta Lilienstein geb. Katz (1889), Cilly Lilienstein geb.
Meier (1897), Fritz Lilienstein (1923), Gustav Lilienstein (1888), Hans
Lilienstein (1924), Karoline Lilienstein (1876), Salomon Lilienstein (1884),
Trude Lilienstein (1922), Zerline Lilienstein (1922).
Von den in Sterzhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Isenberg (1861),
Minna Ziegelstein (1885), Sally Ziegelstein
(1881).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1882 / 1904
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1882:
"Die israelitische Gemeinde Goßfelden wünscht baldmöglichst einen
Religionslehrer zu engagieren. Gehalt neben freier Station 300 Mark.
Meldungen sind zu richten an Provinzialrabbinat Dr. Munk in
Marburg." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Januar 1904: "Vakanzen.
Wetter -
Goßfelden - Oberasphe. Religionslehrer und
Schächter per sofort. Einkommen 1.050 Mark. Meldungen an das
israelitische Vorsteheramt in Marburg." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Aus den Gemeinden Goßfelden, Sterzhausen und
Caldern wird die Synagogengemeinde Goßfelden begründet (1910)
Anmerkung: im Artikel wird statt Caldern falsch "Eldern"
geschrieben
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Februar 1910:
"Auf Anordnung der Königlichen Regierung zu Kassel ist in Goßfelden,
Sterzhausen und Caldern eine neue 'Synagogengemeinde Goßfelden'
begründet worden." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Goldene Hochzeit von Josef Lilienstein und Auguste geb.
Mezger (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. November 1930: "Goßfelden (Lahn).
Am 8. Dezember 1930 begeht Herr Joseph Lilienstein dahier und seine
Frau Auguste Lilienstein geb. Metzger das schöne Fest der goldenen
Hochzeit. Beide Ehegatten erfreuen sich in ihrer Heimat und weit darüber
hinaus großer Beliebtheit und genießen überall Vertrauen. Die
Synagogengemeinde Goßfelden-Wetter, deren langjähriger
Synagogenältester der Jubilar ist, ist stolz darauf, ein derartiges in
der hiesigen Gemeinde lange nicht mehr vorgekommenes Ereignis miterleben
zu können. Beide Ehegatten sind torzt ihres gesegneten Alters geistig und
körperlich noch sehr rüstig. Mögen sie es bleiben zu meio weesrim (=
120) Jahre". |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 19. Dezember 1930: "Goßfelden. Am 8.
Dezember konnten die Eheleute Josef Lilienstein und Frau Auguste geb.
Mezger, auf ein 50-jähriges Ehejubiläum zurückblicken. Das Fest
verlief unter Beteiligung weiter Kreise von nah und fern. Außer dem Provinzialrabbiner
Dr. Cohn überbrachte Bürgermeister Metz den Jubilaren ein
Glückwunschschreiben der Regierung nebst einem
Geldgeschenk." |
Zur Geschichte der Synagoge
Ein Betsaal beziehungsweise eine Synagoge war seit dem
18.
Jahrhundert vorhanden. Sie wurde damals und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein
von den in Goßfelden, Sterzhausen, Caldern und Wetter lebenden jüdischen
Personen besucht. Der Betsaal befand sich im Liebmannschen Haus Nr. 20, das der
Familie Lilienstein gehörte. Dort hatte die Gemeinde zwei Räume im
Obergeschoss angemietet. Da die Mitgliederzahl der Gemeinde immer mehr anstieg,
beantragte man 1860, in Sterzhausen eine Synagoge bauen zu dürfen, was aber von
der Polizeidirektion in Marburg abgelehnt wurde, weil zu wenige Geldmittel
vorhanden waren. Daher wurde ein Umbau des Betsaal in Goßfelden vorgenommen,
der weitere acht Sitzplätze für die Männer erbrachte.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem nach Bau der neuen
Synagoge, wurden die Gottesdienst in Wetter
besucht.
Das Synagogengebäude in Goßfelden wurde in den 1960er-Jahren
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Am
Bornrain 1
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Goßfelden vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 363-364 (Im Abschnitt zu
Wetter) |
| Keine Abschnitte bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. |
| Barbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt:
"unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der
Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992. |
| Barbara Händler-Lachmann / Harald Händler
/Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim
bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg
1995. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
150. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 463 (kurze Angabe im Artikel zu Wetter). |
Hinweis auf familiengeschichtliches Werk
Nathan M. Reiss
Some Jewish Families
of Hesse and Galicia
Second edition 2005
http://mysite.verizon.net/vzeskyb6/ |
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In diesem Werk
eine Darstellung zur Geschichte der jüdischen Familien Lilienstein und
Stern in Goßfelden
("The Lilienstein and Stern Families of
Goßfelden" S. 171-186)
(Nachkommen bis um 2000) mit Abbildungen
u.a.m. |
n.e.
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