Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zu den
"Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"
Heinebach
(Gemeinde Alheim, Kreis
Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Heinebach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Erste Erwähnungen liegen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
vor: 1664 wird Josef Levi, 1678 ein Jude namens 'Jöstchen' genannt. 1687
und 1693 erfährt man von weiteren jüdische Personen in Heinebach (1687 zwei
Juden; 1693 Frau
des Juden Itzig). Mitte des 18. Jahrhunderts
sind drei jüdische Familien am Ort (1756 Familien des Susmann Isaak - mit acht
Kindern, Meyer
Susmann und Levi Isaak; 1766 gleichfalls drei Familien). Die Haushaltsvorsteher waren nach Angaben von 1766
Händler beziehungsweise (einer von den drei) Geschirrkrämer. Zwei der
Familien wohnten in einem eigenen Haus (im heutigen Gebäude Im Hof 10 und in
einem inzwischen abgebrochenen Gebäude Haus Nr. 41).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1825 6 jüdische Familien, 1844 7 Familien, 1853 11 Familien mit
61 Personen, 1855 67 jüdische Einwohner, 1861 80 (8,1
% von insgesamt 991 Einwohnern), 1885 76 (8,9 % von 853), 1895 54 (6,5 % von
831), 1905 (54 (5,5 % von 980). Die jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den
Lebensunterhalt vor allem als Viehhändler; auch gab es jüdische Metzger am
Ort. An jüdischen Familiennamen gab es insbesondere Jaffa, Kaiser, Katz,
Katzenstein und Sommer.
1870-71 und im Ersten Weltkrieg waren mehrere der jüdischen
Männer der Gemeinde als Soldaten auf den Kriegsschauplätzen eingesetzt. 1870-71
waren es Joseph Sommer I, Joseph Sommer II und Moses Sommer. Im Ersten
Weltkrieg fiel Julius
Friedrich Kaiser (geb. 25.10.1898 in Heinebach, seit 24.9.1916 als vermisst
gemeldet). Sein Name steht auf dem Denkmal für die Gefallenen auf dem
Ortsfriedhof der Gemeinde (früher stand das Denkmal im Ort).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule
(Israelitische Elementarschule von 1865 bis 1. Oktober 1912, s.u.) und ein
rituelles Bad (im Synagogengebäude?). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden
in Binsförth beigesetzt. Möglicherweise gab es
zunächst auch einen eigenen jüdischen Friedhof am Ort, da im Margrund/Paradies ein
Flurname "Judenfriedhof" oder "Judentotenhof" besteht. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19.
Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und
Schochet tätig war. Ab etwa 1800 war als Lehrer und Vorsänger Benjamin Jaffa
aus Baumbach tätig (geb. 1769); sein
Nachfolger war sein Sohn Aron Jaffa (von 1836 bis 1866). Aron Jaffas Sohn wurde
gleichfalls Lehrer in Heinebach: Abraham Nathan Jaffa (ab 1866 Lehrer am Ort);
sein Nachfolger war Abraham Speier aus Raboldshausen (seit 1872 Lehrer in
Heinebach, trat 1912 in den Ruhestand; gestorben 1918).
Die Israelitische Elementarschule war 1865 eingerichtet worden, als es 11
schulpflichtige jüdische Jungen und 12 Mädchen am Ort gab, die bis dahin die
christliche Ortsschule besuchten. Die jüdische Gemeinde gehörte innerhalb des Kreises
Melsungen zum
Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 44 Personen gehörten (3,9 % von insgesamt
1.140 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde H. Heilbrunn und B. Sommer.
Einen eigenen Lehrer hatte die Gemeinde nicht mehr. Sieben Kinder der Gemeinde
erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Stiefel aus Baumbach,
der vermutlich bereits seit 1912 die Kinder in Heinebach unterrichtete, nachdem
Lehrer Speier durch Krankheit immer weniger den Unterricht erteilen konnte. An
jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewrat Jeschurun
(beziehungsweise Chewra Kadischa; gegründet 1850, 1924/32 unter Leitung
von Abraham Sommer I, 1924 12, 1932 9 Mitglieder). 1932 war Gemeindevorsteher J.
Heilbrunn. Auch 1932 unterrichtete Lehrer Stiefel aus Baumbach. Der
Unterricht für die jüdischen Kinder aus Heinebach (im Schuljahr 1931/32: 13
Kinder), Beiseförth und Binsförth
wurde gemeinsam in der israelitischen Schule in Heinebach
erteilt.
Nach 1933 sind die
meisten der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 40 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 21 jüdische Einwohner
konnten bis 1940 über Frankfurt in die USA, einige nach Palästina emigrieren. Beim
Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge und der Schule
zerstört; die Häuser der jüdischen Familien wurden verwüstet. Die meisten
jüdischen Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. 1939 wurden noch 15 jüdische Einwohner gezählt (1,2 % von 1.260 Einwohnern).
Die letzten jüdischen Einwohner wurden von Heinebach aus
deportiert.
Anmerkung: im Anhang der Liste des Bürgermeisteramtes Guxhagen von 1962 über
die "Juden, die am 31.1.1933 und später in
Guxhagen (und Umgebung) wohnhaft waren" (pdf-Datei der an den International
Tracing Service mitgeteilten Liste) werden
17 jüdische
Personen aus Heinebach genannt.
Von den in Heinebach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Jettchen Apt geb. Sommer (1893), Rosa Goldschmidt
geb. Sommer (1882), Levy Leo Heilbrunn (1883), Karoline Kaiser (), Frieda Katz
geb. Rosenbaum (1888), Grete (Gretchen) Katz (1925), Isidor Katz (1878), Jettchen Katz geb.
Sommer (1877), David Katzenstein (1864), Dina Kellermann geb. Kaiser (1897),
Franz Sally Korwan (1865, früherer Name: Sally Katzenstein), Emma Münzer geb. Kaiser (1894), Henriette (Jettchen)
Plaut geb. Katzenstein (1858), Ella Rosenbaum geb. Sommer (1880), Abraham Sommer
(1884), Baruch Sommer (1882), Elisabeth Sommer (1917), Else Sommer (1914), Hugo
Salli Sommer (1879), Irma Sommer (1816), Jakob Ernst Sommer (1885), Julius
Sommer (1875), Lina Sommer geb. Katz (1889), Minna Sommer geb. Rapp (1877),
Richard Sommer (1904), Salomon Sommer (1880), Siegfried Sommer (1922), Siegmund
Sommer (1874), Jettchen Speier geb. Sommer (1866), Frieda Wallach (), Gerti
(Gerdi) Wallach geb. Rothschild
(1889), Goldine Wallach geb. Rosenbaum (1889), Jonas Wallach (), Julius Wallach (1882), Leopold
Wallach (1885), Lieselotte (Liesel) Wallach (1925), Margot (Marga) Wallach
(1922).
Im Mai 2019 wurden erstmals "Stolpersteine" in Heinebach zur Erinnerung
an das Schicksal der umgekommenen jüdischen Heinebacher verlegt (sechs
"Stolpersteine" für Angehörige der Familie Bachenheimer/Katz).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte
zur Geschichte der Lehrer und der jüdischen Schule
Lehrer Aron Speier tritt in den Ruhestand (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 18. Oktober 1912: "Heinebach. Nach 40-jähriger
Dienstzeit, die er bis auf wenige Wochen in unserer Gemeinde verbracht
hat, ist Lehrer Aron Speier in den Ruhestand getreten. Aus
diesem Anlass wurde ihm eine Abschiedsfeier veranstaltet, bei welcher Landrat
von Aschoff aus Melsungen den Hohenzollernschen Hausorden
überreicht. Kreisschulinspektor Schmitt - Spangenberg,
Ortschulinspektor Pfarrer Reinhardt - Heinebach und
Gemeindeältester B. Katz sprachen dem Lehrerveteran in herzlichen
Worten ihren Dank für die stets bewiesene Pflichterfüllung
aus." |
Die israelitische Volksschule wird aufgelöst
(1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 15. November 1912: "Heinebach (Kreis Melsungen). Die israelitische
Volksschule ist wegen der geringen Kinderzahl vom 1. Oktober dieses
Jahres ab aufgelöst
worden." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindeältesten Baruch Katz (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928:
"Heinebach, 12. April (1928). Seinen 70. Geburtstag vollendete Herr
Baruch Katz dahier. Viele Jahre bekleidete er das Amt des
Gemeindeältesten hier zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde. Er ist bei
Juden und Nichtjuden in höchstem Maße geachtet und
beliebt." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 4. April 1928: "Heinebach. Seinen 70. Geburtstag
vollendete am 29. März, wie bereits berichtet, Herr Baruch Katz.
Lange Jahre war er Gemeindevorsteher zur vollsten Zufriedenheit unserer
Gemeinde. Weit und breit bei Juden und Christen erfreut er sich
allergrößter Beliebtheit. Möge er noch lange Jahre in Gesundheit seinen
Angehörigen erhalten bleiben." |
Über Franz Sally Korwan / Sally Katzenstein (1865-1942)
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem Privathaus vorhanden, vor
der Einweihung der Synagoge im Haus des Lehrers Aron Jaffa (Borngasse 100). Um
1840 war der Raum für die inzwischen sieben jüdischen Familien des Ortes zu
eng.
1842
bis 1843 konnte in einem ehemaligen Bauernhaus eine Synagoge eingerichtet
werden. Zunächst wollte man einen Neubau erstellen, doch konnte kein geeigneter
Bauplatz gefunden werden. Das jüdische Gemeindeglied Samuel Kaiser hatte zwar einen
Platz in seinem Garten für den Bau einer Synagoge zur Verfügung gestellt, doch
legte der Ortspfarrer Widerspruch ein - er wollte keine Synagoge so nahe an der
Kirche. Schließlich entschloss man sich für den Ankauf eines bestehenden
Wohnhauses in Höhe von 400 Thalern - des Nikolaus Wendel'schen Hauses (erbaut
um 1818). Der damalige Gemeindevorsteher Juda Heilbrunn I unterzeichnete den
Kauf im Auftrag der jüdischen Gemeinde. Nach den Plänen und Kostenvoranschlägen
des Landbaumeisters Augener wurde das Haus umgebaut. In
der Synagoge wurden Plätze für 51 Männer geschaffen, auf der Empore Plätze für 41 Frauen.
Im selben Gebäude wurden auch der Schulraum für die Israelitische
Elementarschule und die Lehrerwohnung eingerichtet.
Fast 100 Jahre war das Gebäude der ehemaligen Synagoge Mittelpunkt des
jüdischen Gemeindelebens in Heinebach. Um 1929 ist das Gebäude noch einmal
gründlich renoviert und wiedereröffnet worden (siehe Pressebericht unten). In der Lehrerwohnung wohnte
nach dem Tod des letzten eigenen Lehrers in Heinebach (Abraham Speier) noch bis
1935 seine Witwe Berta Speier geb. Nathan. In der Synagoge gab es alte und
wertvolle Ritualien, darunter etwa 18 bis 20 Torarollen mit ebenso vielen
goldgestickten Toramänteln, Kronen und silbernen Lesehänden.
Renovierung der Synagoge (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 19. August 1929: "Heinebach. Nachdem die hiesige
Synagoge wegen Renovierung fünf Wochen hindurch geschlossen war, fand am
Sonnabend, den 21. dieses Monats, zum ersten Male in derselben wieder
Gottesdienst statt, bei dem Lehrer Nagel aus Kassel die Weiherede hielt.
Die Renovierung ist in Anbetracht der Raumverhältnisse und der zur
Verfügung stehenden Mittel in durchaus angemessener Weise von einem
hiesigen meister ausgeführt worden. Besonderen Dank schuldet die Gemeinde
ihrem Gemeindeältesten Juda Heilbrunn, dem es gelang, vom
Landesverbande, dem Vorsteheramte, der Sinailoge und verschiedenen
auswärtigen Herren die nötigen Beträge für die Neuausstattung des
Gotteshauses zu erhalten. - Bis zum Jahre 1844 wurde der
Gottesdienst in Heinebach in einem gänzlich unzulänglichen Lokale
abgehalten. Am 16. Februar 1839 gab auf Anregung der Kreisrabbiners
Wetzlar in Gudensberg Samuel Kaiser
einen Platz in seinem Garten unentgeltlich zum Bau der Synagoge her. Auch
wusste der Rabbiner die Gemeindemitglieder zu bewegen, dass ein jeder
monatlich einen Beitrag zum Baufonds abführte und dass jeder, der zur
Tora aufgerufen wurde, am Sabbat einen Groschen und an den Feiertagen
achtzehn Heller zur Baukasse spendete. Am 25. November 1841 konnte der
Gemeindeälteste dem Vorsteheramte schon melden, dass die Kasse zum
Synagogenbau einen Bestand von 400 Talern habe. Man wollte nun mit dem Bau
beginnen. Da erhob der Ortspfarrer Gerhold Einspruch dagegen, auf dem
Kaiser'schen Grundstück die Synagoge zu errichten, da, weil dieses
Grundstück nur sechzig Fuß von der Kirche entfernt liege, der
Gottesdienst in der Synagoge den in der Kirche leicht stören könne. Die
kurfürstliche Regierung gab dem Gesuche des Pfarrers statt und erlaubte
nicht den Bau der Synagoge auf dem Kaiser'schen Grundstück. Am 30.
März 1842 beauftragte die Gemeinde ihren Vorsteher Juda Heilbrunn,
das Haus des Nikolaus Wendel zwecks Umbaues zur Synagoge für 400 Taler zu
kaufen. Hierzu erteilte die kurfürstliche Regierung ihre Genehmigung, und
im Jahre 1843 schritt man zum
Bau." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das
Gebäude der Synagoge von Nationalsozialisten (u.a. SA-Männern aus Rotenburg) gestürmt und geschändet.
Das Inventar wurde fast vollständig zerstört. Das Gebäude wurde auf Grund der
engen Bebauung nicht durch Feuer zerstört. 1940 wurde es von der Ortsgemeinde in Besitz genommen.
Der Kaufpreis von 2.000 Mark wurde durch das Deutsche Reich beschlagnahmt. In
den Kriegsjahren waren zeitweise französische Kriegsgefangene in der ehemaligen
Synagoge untergebracht. Ansonsten wurde das Gebäude ab 1942 als Wohnhaus
verwendet.
Eine Torarolle aus der
Synagoge konnte nach 1945 dem letzten Vorsteher der Gemeinde - Juda Heilbrunn -
in die USA gesandt werden. Sie kam in den Besitz einer Synagoge in New
York.
Nach 1945 wurde das Gebäude als Wohnhaus umgebaut und in der Folgezeit
mehrfach umgestaltet (um 1970 teilweise Verkleidung durch Asbestzement-Platten). Nach dem Tod der Besitzerin
Ende des 1980er-Jahre war das Haus von russischen Aussiedlerfamilien bewohnt.
Das Gebäude befindet sich in derzeit schlechtem baulichen Zustand; es steht
unter Denkmalschutz.
Adresse/Standort der Synagoge: Eisfeldstraße 4.
Fotos
(Quelle: sw-Fotos: Zeile 1 mit Plan aus S. Häde s. Lit. S.
9; Zeile 2 Th. Altaras s. Lit. 1988 S. 39; neuere
Fotos dritte Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 7.4.2009: Innenaufnahme unten aus www.heinebach.de)
Historische Aufnahme / Plan |
|
|
|
Umzug in Heinebach anlässlich
des "Tages
des Deutschen Volkes" am 1. Mai 1933,
rechts das
Gebäude der Synagoge |
Grundrissskizzen des
ehemaligen
Synagogengebäudes, links auf Höhe der
Empore, rechts auf
Höhe des Erdgeschösses |
|
|
|
Ältere Aufnahmen des
ehemaligen Synagogengebäudes |
|
|
|
Aufnahme (1960er-Jahre) mit
dem
ursprünglichen, noch unverkleideten
Fachwerk |
Das ehemalige
Synagogengebäude
im April 1985; die Synagoge lag
entlang des Südgiebels |
|
|
|
|
|
|
Blick auf das
ehemalige, in schlechtem baulichem Zustand befindliche ehemalige
Synagogengebäude im April 2009; die Synagoge lag rechts des Einganges,
der
Schulraum links davon, darüber die Lehrerwohnung |
Südgiebel des ehemaligen
Synagogengebäudes; der Toraschrein
war nach Osten ausgerichtet. |
|
|
|
|
|
|
|
Decke des ehemaligen Betsaales
mit
charakteristischem Sternenhimmel (nach
der Verheißung an Abraham in
1. Mose 12:
Nachkommen wie die Sterne am Himmel) |
|
|
|
|
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Mai
2019:
Verlegung von "Stolpersteinen" in Heinebach |
Artikel von Lea
Fuhrmann in "hna.de"
vom 6. Mai 2019: "Flucht vor den Nationalsozialisten. Stolpersteine
in Heinebach sollen an das Schicksal jüdischer Familien erinnern.
Heinebach. In der Gemeinde Alheim sind zum ersten Mal Stolpersteine
verlegt worden. Sie sollen an Familien erinnern, die Teil der jüdischen
Gemeinde Heinebachs waren.
'Es ist nur ein kleines Symbol, aber vielleicht hält so jeder, der darüber
geht, zumindest einen Moment inne.' Sechs neue Stolpersteine sind es, denen
Steve North diese Bedeutung zuweist. Der amerikanische Journalist hat
Heinebacher Vorfahren, die über Generationen hinweg Teil der örtlichen
jüdischen Gemeinde waren, bevor sie vor den Nationalsozialisten fliehen
mussten.
Auf seine Initiative hin gibt es die goldenen Erinnerungsstücke von Künstler
Gunter Demnig jetzt auch vor ihrem ehemaligen Wohnort im Kirchweg. Hier
erinnern sie an die Geschichte von Norths Vorfahren. Seine Großmutter Jenny
Bachenheimer, ehemals Katz, lebte mit ihrem Ehemann Siegfried zunächst in
dessen Heimatort Kirchhain. In Jahr
1933 wechselte das Ehepaar jedoch den Wohnort und zog zu Jennys Eltern nach
Heinebach. Im Haus von Baruch und Sara Katz war die Familie alltäglich mit
Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit konfrontiert. Auch Bachenheimers
damals vierjährige Tochter Brunhilde 'Bunny' erfuhr, was es bedeutete, als
Jüdin im nationalsozialistischen Deutschland zu leben.
Puppe an Laterne erhängt. Steve North trägt die Kindheitserinnerungen
seiner inzwischen verstorbenen Mutter weiter und berichtet genau dort, wo
das Haus der Familie stand, anschaulich von ihren Erlebnissen. 'Mein
Urgroßvater Baruch war der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde,
dementsprechend richtete sich der Hass vor allem gegen ihn. Sie haben die
Familie beschimpft und das Haus mit Steinen beworfen.' Auch mit direkten
Morddrohungen sei man konfrontiert gewesen, berichtet North und weist auf
den Laternenpfahl an der Straßenecke. 'Als Bunny eines Morgens aus ihrem
Fenster geschaut hat, sah sie, dass man genau da eine Puppe an der Laterne
erhängt hatte. Symbolisch für ihren Großvater Baruch.'
Grausames Schicksal. Die gesamte Familie sah sich im Jahr 1934
gezwungen, das Dorf zu verlassen und in die Vereinigten Staaten zu fliehen.
Nur so konnte sie dem Vernichtungsmechanismus der Nationalsozialisten
entkommen. Das Haus der Familie ist inzwischen abgerissen. Gerade deshalb
sei die Aktion für die deutsche Erinnerungskultur umso wichtiger, erklärt
North. 'Diese sechs Steine sind jetzt der einzige physische Beweis für die
jahrhundertelange Existenz einer jüdischen Gemeinde in Heinebach. Heute, wo
Rassismus und Hass wieder im Aufschwung sind, ist jede Erinnerung an ihr
grausames Schicksal ein Segen.' Historiker Dr. Heinrich Nuhn stimmt ihm zu:
'Es wird oft vergessen, wie sehr die jüdische Minderheit das kulturelle und
wirtschaftliche Leben hier bereichert hat. Ohne sie wären zahlreiche
Konsumstandards gar nicht möglich gewesen.' Auch Bürgermeister Georg Lüdtke
freut sich darüber, dass die Spuren der jüdischen Vorfahren jetzt sichtbar
gemacht werden. Die ersten Stolpersteine sollen nicht die Einzigen in Alheim
bleiben."
Link zum Artikel |
Zur
Erinnerung an Brunhilde geb. Bachenheimer (1929-2019) hatte ihr Sohn
Steve North (vgl. Pressebericht oben) einen Nachruf über facebook am
14. Januar 2019 geschrieben:
https://www.facebook.com/groups/1556357284602836/permalink/2212834818955076/:
"I thought I would share this sad news with our group about my mom, born
Brunhilde Bachenheimer in Marburg, Germany in March, 1929. She and her
parents lived in the nearby village of
Kirchhain until the Nazi boycott of Jewish businesses forced them to
move in with my mom's grandparents in the village of Heinebach. Her
Opa was the head of the Jewish community there, and their home was therefore
the object of continued attacks from Nazis and Hitler Youth members. They
fortunately had uncles in the U.S. who issued affidavits and helped them
escape the growing terror. After arriving In NY, my Opa Siegfried
Bachenheimer and Great-Uncle David Neuhaus founded Shaare Tefila in the
Bronx, in 1936, considered to be the first congregation of German-Jewish
refugees fleeing Hitler in the U.S. Among many other things, my mom was
legendary for her baking skills, and made the most exquisite Pflaumenkuchen,
Apfelkuchen, Streusel cakes and much more. In May, Stolpersteine will be
placed in front of the spot where she, her parents and grandparents lived in
Heinebach (it had been the family home for 300 years), and where the
violence and hatred they experienced prompted them to flee their Heimat.
The first photo is of "Brunhildchen" in Kirchhain in 1931."
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 342-343. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 39-40. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 51. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 447. |
| Sabine Häde: Studien zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Heinebach. Mai 2004. Wissenschaftliche Hausarbeit zur
Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Hauptschulen und
Realschule. Online
einsehbar (als pdf-Datei) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Heinebach
Hesse-Nassau. Established after 1800, the community opened a synagogue in 1843
and numbered 80 (8 % of the total) in 1861. Most Jews earned their livelihood
from the cattle trade. By 1933 the community had shrunk to 23 and on the eve of Kristallnacht
(9-10 November 1938), Nazis desecrated the synagogue. At least 17 Jews perished
in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|