Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Herrlingen (Gemeinde Blaustein, Alb-Donau-Kreis) 
Zur Geschichte jüdischer Einrichtungen

Übersicht:

bulletZur Geschichte jüdischer Einrichtungen im 20. Jahrhundert  
bulletBetsaal / Synagoge in Herrlingen    
bulletAus der Geschichte der jüdischen Einrichtungen     
Aus der Geschichte der Kinderheime und des Landschulheimes 
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Zur Geschichte jüdischer Einrichtungen im 20. Jahrhundert (english version)     
  
Seit 1912 befand sich in Herrlingen ein Kinderheim für noch nicht schulpflichtige, schwer erziehbare und verhaltensgestörte Kinder, gegründet und geleitet von Klara (Claire) Weimersheimer geb. Essinger (geb. 1883 in Ulm, gest. 1963, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Weimersheimer), der Gattin des 1919 verstorbenen Herrlinger Bezirksarztes Dr. Moritz Weimersheimer. Klara Weimersheimer war eine Schwester von Anna Essinger, die später das Landschulheim gründete (siehe unten). Das Kinderheim von Frau Weimersheimer war in dem Gebäude Oberherrlinger Str. 92 (früher Nr. 28) untergebracht. 1936 musste das Heim aufgelöst werden, Klara (Claire) Weimersheimer übersiedelte mit den Kindern nach Palästina (siehe Presseartikel unten; Weiterarbeit im reformpädagogisch arbeitenden Landschulheim "Meschek Jeladim" bei Pardes Hanna-Karkur, Israel, vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Pardes_Hanna-Karkur). Dr. Weimersheimer ist 1919 auf dem allgemeinen Friedhof Herrlingens beigesetzt worden, obwohl hier kein besonderer jüdischer Teil vorhanden ist. Das Grab ist indirekt erhalten (siehe bei den Fotos unten). Am Haus Oberherrlinger Straße 92, das sich heute in Privatbesitz befindet, ist seit 1993 eine Gedenktafel vorhanden.
    
1927 bis 1939 gab es ein zweites Kinderheim, gegründet und geleitet von Käthe Hamburg (1893-1951), im Haus Karolinensteige 28 (früher Nr. 17, "Waldheim"). Das Kinderheim Käthe Hamburgs, eingerichtet für mittellose Kinder ("Sozialwaisen"), wurde zunächst von 1921 bis 1927 in Oberwihl im Schwarzwald (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Görwihl) betrieben. 1927 verzog Käthe Hamburg mit sechs Kindern nach Herrlingen. Auch an diesem Haus ist seit 1993 eine Gedenktafel vorhanden.  
    
Seit 1927 bestand ein Landschulheim (staatlich anerkannte Privatschule), das von Anna Essinger (geb. 1879 in Ulm, gest. 1960 in Bunce Court, England, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Essinger) gegründet war. Das Landschulheim von Anna Esslinger wurde in dem von ihr gebauten Haus Erwin-Rommel-Steige 50 (früher Wippinger Steige) eingerichtet. 1932 erwarb Anna Esslinger auch das "Haus Breitenfels" in der Erwin-Rommel-Steige 13 (früher Wippinger Steige), in dem von 1921 bis 1926 die Kunsthistorikerin und Lyrikerin Gertrud Kantorowicz (geb. 1876 in Posen, umgekommen 1945 im Ghetto Theresienstadt; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gertrud_Kantorowicz) gewohnt hatte. Nach der Schließung des Landschulheims 1933 beziehungsweise Verlegung nach England war seit 1934 in den Gebäuden des bisherigen Landschulheimes von Anna Essinger ein jüdisches Landerziehungsheim unter Leitung von Hugo Rosenthal (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Rosenthal) untergebracht. Es wurde in der NS-Zeit ein Zentrum jüdischen Lebens in Süddeutschland, zeitweise von bis zu 150 Schülerinnen und Schülern besucht (1936/37). Im März 1939 wurde die Schule zwangsweise geschlossen. Sie war außer in den Gebäuden Erwin-Rommel-Steige 13 und 50 auch im Gebäude Erwin-Rommer-Straße 11 und im "Bubenhaus/House of Lords" (zu Ehren von Moses Maimonides "Rambamhaus" genannt) in der Oberen Hildenbrandstraße untergebracht. Mindestens 15 ehemalige Schüler und Lehrer wurden Opfer der Verfolgungszeit 1933 bis 1945.
  
Seit Juli 1939 wurde im Haus Erwin-Rommel-Steige (Wippinger Steige) 50 ein (Zwangs-)Altersheim eingerichtet, in das insgesamt 115 ältere jüdische  Bewohner verschiedener württembergischer Orte eingewiesen wurden. Ende 1941 kam es zur ersten Deportation (nach Riga) von insgesamt zehn Heimbediensteten. Niemand von ihnen überlebte. Am 24. April 1942 wurden bei einer zweiten Deportationswelle neun Altersheimbewohner nach Izbica deportiert, von dort in Vernichtungslager. Die restlichen 82 Bewohner wurden in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, teilweise von dort aus in Vernichtungslager. Jüngere Heimbedienstete kamen in Todestransporten nach Auschwitz. Von den älteren Bewohnern hat niemand überlebt.
  
Die Gebäude Erwin-Rommel-Steige 11 und 13 wurden 1943 bis 1945 Generalfeldmarschall Erwin Rommel und seiner Familie zur Verfügung gestellt. 1950 wurden sie von der Arbeiterwohlfahrt gekauft, die in ihnen bis 1974 ein Kindererholungsheim für Großstadtkinder unterhielt. Seit 1984 sind die Gebäude in Privatbesitz. Eine Informationstafel zur Geschichte des Hauses  ist seit 1994 an der Einfahrt zum Haus Erwin-Rommel-Steige 13 angebracht (Haus Friedenthal; Martin-Buber-Haus).
   
Von den in ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Landschulheimes sind nach den Deportationen umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): (Liste noch unvollständig): Kurt Bütow (1924), Dorothea Cohn geb. Meth (1904), Karl Frank (1925), Hans Grünewald (1919), Paul Hanau (1921), Heinz Herrmann (1928), Hilde Kurniker geb. Prinz (1921), Lisbeth (Elisabeth) Lefkowitz (1922), Lisbeth Mayer (1912), Ernst Marx (1920), Klärle Marx (1924), Rolf Rosenfeld (1929), Georg Rosenthal (1919), Inge Rothschild (1924), Ruth Schwarzschild (1919), Hans Sundheimer (1937), Julius Sundheimer (1895), Käthe Sundheimer geb. Stamfort (1907).  
    
Von den Bewohnern und Angestellten des jüdischen "Altersheimes" sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): (Liste unvollständig) Hedwig Baer (1892), Else Benjamin (1893), Ilse Berliner (1924), Ida Blum (1873), Salomon Blum (1864), Jette David (1861), Berta Dornacher (1890), Klara Dreyfuss (1877), Rosa Fleischer (1874), Mathilde Goldmann geb. Moos (1870), Samuel Hallheimer (1895), Josef Herrmann (1866), Emilie Lemberger (1893), Luise Milner (1876), Alfred Moos (1871), Berta Moos (1875), Alfred Nathan (1880), Hedwig Neuburger geb. Dreifuss (1867), Henriette Ottenheimer (1876), Rosa Pincus (1868), Rosa Piotokowsky (1908), Alice Plaut (1892), Abraham Pressburger (1865), Sophie Rosenfeld (1904), Josef Staropolsky (1855), Lotte Stern (1814), Sara Stein geb. Künstler (1869, nach Grafeneck), Fanny Hedwig Ury geb. Ullmann (1894, aus Ulm, Mitarbeiterin im Heim, siehe Dokument unten), Betty Wallach (1915), Bedilla Westheimer (1877), Ida Westheimer geb. Kaufmann (1869).  
     
     
     

Betsaal/Synagoge in Herrlingen      
    
Zumindest während der Zeit von 1933 bis 1939 wurden im Landerziehungsheim unter Leitung von Hugo Rosenthal Gottesdienste abgehalten. Als Betsaal diente der hierzu hergerichtete Speisesaal des Landerziehungsheimes.    
    
    

    
Aus der Geschichte der jüdischen Einrichtungen  
 
Aus der Geschichte der Kinderheime und des Landschulheimes  
Zum "Jüdischen Landschulheim" im Herbst 1933 - Anna Essinger übergibt das Anwesen in Herrlingen an Hugo Rosenthal   

Herrlingen BayrGZ 01111933a.jpg (105399 Byte)Artikel in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November 1933: "Jüdisches Landschulheim in Herrlingen bei Ulm an der Donau. Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, dass sich die Landschulheimbewegung in verhältnismäßig kurzer Zeit durchsetzen konnte. Nachdem die natürlichen Erziehungsgemeinschaften, wie sie die Familie darstellen, in immer bedrohlicherem Ausmaß ihre pädagogischen Aufgaben nicht mehr zu erfüllen vermochten (der Zerfall der Familie was aus den bekannten Ursachen in so vielen Fällen festzustellen), war es dringend erforderlich, dass andere Gebilde die Erziehungsarbeit übernehmen. Die Landschulheime hatten für diese Aufgaben mit großem Erfolg sich zur Verfügung gestellt. Sie bringen die Großstadtjugend der Natur wieder näher, regen zur Einfachheit und zur Beschaulichkeit an, sie sind auch in der Lage, wenn sie in familienhaftem Geiste und mit individueller Pädagogik geleitet werden und jedem einzelnen Kinde, ohne in den Fehler der Verwöhnung zu verfallen, einfühlendes Verständnis bekunden, den ihnen anvertrauten Kindern das Leben in der Familie zu ersetzen.  
Es braucht nicht näher dargelegt zu werden, dass auch die jüdischen Landschulheime besonders heute eine sehr wichtige erzieherische Funktion zu erfüllen haben, dass sie sich heute geradezu als unentbehrlich erweisen. Wer es gut meint mit der jüdischen Jugend, wer für sie den Wunsch geht, dass unverlogene, aufrechte junge Juden heranwachsen, die getarntes Judentum aus tiefster Seele verabscheuen, wird sich herzlich darüber freuen, wenn er von der Gründung neuer jüdischer Landschulheime gerade heute hört. Daher wird man es auch überall innerhalb des deutschen Judentums mit großer Genugtuung begrüßen, dass Frau Anna Esslinger, die bis zur  
Herrlingen BayrGZ 01111933b.jpg (123277 Byte)Überführung ihres Landschulheims nach England ihre hervorragende erzieherische Wirksamkeit in Herrlingen bei Ulm a.D. entfaltete, ihr gesamtes, ein Terrain von zehn Morgen Wald, Wiese und Gartenland und vier schöne Häuser umfassendes Anwesen Herrn Hugo Rosenthal in Berlin zur Verfügung stellte, damit jetzt hier jüdische Kinder aller sozialen Schichten zu Persönlichkeiten erzogen werden, die - deutsch und jüdische Bildung in sich vereinend - den Aufgaben, die die Zukunft uns stellt, gewachsen sind.
Das Landschulheim liegt oberhalb des Dorfes Herrlingen, 8 Kilometer von Ulm a.D., 580 Meter hoch, an der Schwäbischen Alb. Es soll etwa 70 Kinder aufnehmen, entspricht in seinem Lehrziel dem Typ des Reform-Realgymnasiums und ist als jüdische Erziehungsinstitution durch ministeriellen Erlass der Regierung von Württemberg anerkannt. Seine Aufgaben lassen sich in drei Punkte4n zusammenfassen: Heimischmachung der Kinder im deutschen und jüdischen Kulturkreise, ihre sprachliche Vorbereitung auf die Auswanderung, Vorbereitung auf handwerkliche, gärtnerische und hauswirtschaftliche Ausbildung im Rahmen der beruflichen Umschichtung der Juden. 
Wie die Leitung des selbstverständlich rituell geführten Heimes sich die Verwirklichung dieser Aufgaben im einzelnen denkt, zeigt sehr anschaulich ein Prospekt, der soeben von ihr versendet wird und jedem, der sich für das Heim interessiert, zur Verfügung steht.
Ich hatte selbst Gelegenheit, mich von der wundervollen Lage des Landschulheimes zu überzeugen, auch habe ich feststellen können, dass die Ausstattung des Heimes modernsten pädagogischen Anforderungen entspricht. Der sehr helle Werkraum, der in dem zuletzt erst erbauten Hause sich befindet, hat mir besonders gut gefallen. Darauf hinweisen möchte ich noch, dass Herr Ministerialrat Dr. Otto Hirsch in Stuttgart, 1. Vorsitzender des Ausschusses der Reichsvertretung der deutschen Juden, sich um die Gründung des neuen jüdischen Landschulheimes besonders bemüht hat. 
Bezirksrabbiner Dr. Ernst Steckelmacher in Bad Dürkheim."   

     
Über das Landschulheim in Herrlingen (Artikel von Hugo Rosenthal von 1933)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1933:    
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Herrlingen GemZeitung Wue 01121933a.jpg (75553 Byte)   

 
Ein Tag im Landschulheim Herrlingen (1934)    
Anmerkung: der Artikel wurde verfasst von Rabbiner Hugo Schiff, von 1925 bis 1933 Rabbiner in Karlsruhe; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Schiff_(Rabbiner)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1934:   
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken
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Schabbat im Landerziehungsheim  - dargestellt von einem 13jährigen Heimbewohner (1934)     
(aus: Herrlinger Leben, Heft 3, Juni 1934; abgedruckt in Lucie Schachne s. Lit. S. 202)  

Schon am Freitag morgen merkt man den kommenden Schabbat. Der Unterricht ist am Freitag nicht wie sonst immer durch eine Hausreinigung unterbrochen. Diese schließt an eine ausgiebige Ruhezeit an. Es ist ein "Großreinemachen". Sonst dauert die Hausreinigung eine knappe halbe Stunde, jetzt 1 1/2 - 2 Stunden. Sind wir mit der Hausreinigung fertig. so reinigen wir uns selbst, und in dem Augenblick, in dem wir uns dann vor dem Speisesaal, der jetzt zum Betsaal umgewandelt ist, versammeln, beginnt der Schabbat. Um 7 Uhr gehen wir in den Speisesaal, die Mädchen sagen zusammen die Bracha über das Schabbatlicht, und dann beginnt der eigentliche Gottesdienst.
Dieser Gottesdienst ist nun wie in der Synagoge und doch ganz anders. Wir singen gemeinsam die schönen Psalmen, und jetzt kommt etwas ganz anderes als in der Synagoge: Wir unterhalten uns alle, vom Ältesten bis zum Jüngsten, über ein Thema, das der Vorbeter anregt. Einmal z.B. über die verschiedenen Brachoth und warum man sie sagt, einmal über den Unterschied zwischen Vertrauen und Glauben und einmal über den Psalm "Ein wackeres Weib". Diese Diskussionen sind sehr interessant und fast immer sehr fruchtbar. Nach dem Gottesdienst macht Hugo Rosenthal Kiddusch, und dann setzen wir uns zum Nachtessen, das von zahlreichen Liedern unterbrochen, sehr fröhlich und gemütlich verläuft. Dann kommt das Tischgebet, und kurz darauf liegen wir müde und uns auf dem kommenden Tag freuend im Bett. - Am nächsten Morgens stehen wir später auf, frühstücken, machen unsere Betten, und dann ist wieder Gottesdienst. Dieser verläuft in seiner Art so ähnlich wie der am Freitag-Abend. Doch jetzt begehen wir eine sehr feierliche Handlung: die Aushebung der Tora und die Vorlesung. Dann kommt eine Übersetzung des gelesenen Abschnitts aus der Buberbibel, und es folgt wieder eine lebhafte Diskussion über das Gelesene. Diese ist oft so interessant, dass wir sie in Arbeitsgemeinschaften danach dem Gottesdienst fortsetzen.
Für jeden von uns hat der Schabbat nun etwas Eigenes. Nachdem man die ganze Woche für die Schule, das Heim, die Gemeinschaft geistig und körperlich gearbeitet hat, erholt man sich am Schabbat wirklich tüchtig und beschäftigt sich, so geht es mir wenigstens, mit seinen eigenen Gedanken. Oft kommt das dadurch zum Ausdruck, dass man sich mit jemand, mit dem man sehr gut steht, ausspricht. Die Umgebung, in der man lebt, zwingt einen fast dazu, und da man sehr viel Zeit hat, steht einem nichts im Wege. Am Nachmittag, im Oneg Schabbat, kommt man wieder auf andere Gedanken. Der Oneg Schabbast kann auf viele Arten gemacht werden, und da ihn fast immer jemand anders hält, wirkt er jedes Mal anders. Nach dem Oneg ist Nachtessen, und mit der Hawdalah und dem Erlöschen des Lichts ist der Schabbat zu Ende.

  
Schawuoth (Wochenfest) im Landschulheim Herrlingen, dargestellt von einer 12jährigen Heimbewohnerin (1934)  
(aus: Herrlinger Leben, Heft 3, Juni 1934; abgedruckt in Lucie Schachne s. Lit. S. 203)   

Heute ist Eref Schawuoth. Alles tummelt sich geschäftig und bereitet sich auf den kommenden Tag vor. Der Speisesaal, der gleichzeitig für den Gottesdienst bestimmt ist, wird mit jungen Birken ausgeschmückt. Gerade kommt eine neue Ladung. "Wo bleibt denn Yogi mit den Nägeln?" hört man es da und dort rufen. "Hugo Rosenthal, soll diese Birke neben die Tür?" "Ja, aber du solltest schon längst im Bett liegen!" "Gute Nacht!" - 
"Hallo! Rahel, bist du schon wach?" flüstere ich am andern Morgen. "Ja guck mal, was für schönes Wetter ist, richtig für einen Feiertag." "Du", seufze ich, "ich weiß das Lied vor der Thoraaushebung nicht mehr. Eine schöne Blamage, wo wir doch vorsingen sollen." Es gongte zum Aufstehen. Wir machten uns fertig und gingen zum Frühstück hinunter. Heute schmeckte der Butterbarches noch schöner als sonst. Danach holten wir Mädchen uns die Kränze, die wir am vorigen Abend geflochten hatten. Die großen Mädchen streikten. Sie kamen sich zu "erwachsen" vor. Bald versammelten wir uns im Speisesaal, denn der Gottesdienst begann. Zuerst sangen wir unsere Schabbathlieder wie immer, dann gingen wir in die Bibliothek und stellten uns vor den Schrank, in dem die Thora aufgewahrt wurde. An diesem Feiertag sollte sie eingeweiht werden. Bevor wir sie lasen, machten wir einen Umzug auf dem Sportplatz und sangen "Bezeth Israel" und "Halleluja" und setzten uns danach wieder auf die Plätze. Während der Vorlesung war mir ganz komisch zu Mute. Ich durfte die Thora wieder anziehen, weil ich neben Hugo Rosenthal saß, der den Gottesdienst leitete. Wie ich mich fühlte!
Zur Feier des Tages gab es zum Mittagessen Eis. Dabei waren wir ausnahmsweise ganz still und aßen mit Andacht. - Wir hatten einen freien Nachmittag, und als ich am Abend todmüde ins Bett fiel, hatte ich das Gefühl, einen besonders schönen Tag verlebt zu haben.   

Weitere Berichte über die religiösen Feiern in Herrlingen siehe im Buch von L. Schachne. 
    
    
Über das Landschulheim von Hugo Rosenthal im Frühjahr 1937 (1937)     

Herrlingen CV 01041937.jpg (159489 Byte)Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (C.-V.-Zeitung) vom 1. April 1937: "Im Tal der Blau. Ein Besuch in Herrlingen / Von Hans Oppenheimer. In unserem Aufsatz 'Stuttgart und Ulm, Bild zweier Gemeinden' (C.-V.-Zeitung Nr. 10 vom 11.3. 1937) hatten wir angekündigt, dass ein Bericht über Herrlingen folgen werde.
Da, wo das Tal der Blau sich verengt, nicht weit von seinem Ursprung Blaubeuren, liegt säuberlich an den Hang geschmiegt Herrlingen. Schon vom Bahnhof aus sieht man die vier Gebäude des Landschulheims, in dem heute über 100 jüdische Kinder erzogen und unterrichtet werden. Aus allen Teilen des Reiches kommen sie hier zusammen, um in der Abgeschiedenheit dieser Landschaft Wissen und Bildung zu erlernen, die sie für den späteren Kampf des Lebens festigen sollen. Eine schwere Aufgabe. Ob sie dort gelöst wird, lässt sich heute noch nicht entscheiden. Wenn man aber den kurzen Besuch überdenkt, so möchte man meinen, dass hier tatsächlich der Versuch unternommen wird, einen neuen Typ der jüdischen Schule herauszubilden, der das jüdische Wissen mit der allgemeinen Bildung harmonisch verbindet, der es vermeidet, nach irgendeiner Seite ins Extrem zu verfallen. 
Da ist zunächst als Zelle des Ganzen das 'Martin-Buber-Haus'. Man hat ihm hetzt bergab einen Krankenpavillon angebaut mit vier Krankenzimmern zu zwei Betten mit Bad und Schwesternzimmer. Sein Dach bildet eine geräumige Veranda. Diese Erweiterung und die Errichtung eines neuen Schulgebäudes am 'Bialik-Haus', das man aufwärts durch hohen Tannenwald erreicht, wurde durch Unterstützungen des Oberrats und der Schulgemeinde Ulm, die einen Teil ihrer Kinder in Herrlingen unterrichten lässt, ermöglicht. Schließlich sind noch das 'Rambam-Haus' und das Gärtnerhaus zu erwähnen.
Dem Außenstehenden, der an einem Nachmittag hier hineinschneit, fällt es schwer, in diesem wimmelnden Getriebe die ordnende und führende Hand zu erkennen. Er sieht die Schlaf- und Aufenthaltsräume der Jungen und Mädchen, die zu zweit, zu dritt und zu viert je einen Raum in den verschiedenen Häusern bewohnen. Er sieht das Bemühen der Kinder, jedes Zimmer behaglich auszustatten. Die Bilder an den Wänden, die Gegenstände auf den Borden, die Bücher auf den Regalen lassen schon eher einen Schluss auf den Geist des Hauses zu. Das Lachen, das man überall hört, die frischen Gesichter, die einem entgegenstrahlen, beweisen mehr als viele Unterhaltungen, dass diese Kinder wenigstens nicht allzu sehr mit den Sorgen der Älteren belastet sind. Da sieht man den großen Esssaal mit seiner warmen Holzvertäfelung, den Werksaal, den Raum für den chemischen und physikalischen Unterricht, die großen Gärten, den Sport- und Spielplatz und immer wieder die beruhigende Landschaft, die einen wesentlichen Teil dieser Anstalt ausmacht. 
Fünfzehn Lehrkräfte teilen sich in den Unterricht, in dem neuerdings der Werkunterricht, das Hebräische, das Englische (gegenüber dem Französischen) in den Vordergrund treten. Etwa 15 Fächer verzeichnet der Lehrplan. Von den Mitarbeitern sprechen wir, außer dem Leiter Hugo Rosenthal und seiner Frau, die Studienrätin Jenny Heymann, die hauptsächlich Sprachunterricht erteilt. und Hans Hainebach, der die Grundschule betreut. Sie sind bemüht, uns die Besonderheiten Herrlingens zu erklären. Gemeinschaftsleben ist das Ziel der Schule. Es spielt sich in drei Bezirken ab: das ist zunächst der Heimdienst, der jedem Insassen eine bestimmten praktische Tätigkeit zuschreibt (Hausdienst, Tischdienst, Postdienst, Säuberungsdienst, Krankendienst usw.). Neu eingeführt wurde der Kalenderdienst, der alle mit dem religiösen Leben im Zusammenhang stehenden Fragen zu betreuen hat. Der nächste kleinere Bezirk ist die Gruppe, an jüdische Tradition anknüpfend, 'Chewra' genannt. Sieben Chewrot mit acht bis zwölf Mitgliedern zählt das Heim. Sie wohnen nicht zusammen und sie weisen verschiedene Altersstufen auf. Aber sie essen am Abend zusammen, sie wandern zusammen und sie suchen gemeinsam eine Spezialarbeit zu übernehmen, etwa die Pflege der Blumenbeete, das Ausschmücken der Räume, das Betreuen der Vögel usw. Der Kahal, die Gemeinde, ist der dritte Bezirk. Er besteht aus den Mitarbeitern (Lehrern) und besonders würdigen Heiminsassen (Schülern). Die Wahl erfolgt nicht durch die Schüler, sondern aus dem Kreis der Mitarbeiter und der Mitglieder des Kahals. Hier werden grundlegende Fragen der Schulgestaltung diskutiert. Die Frage, die der Außenstehende beim Besuche solcher Heime sicher immer zuerst stellt, ist die nach der Autorität. Hugo Rosenthal sucht sie für seine Anstalt im Bericht über das Schuljahr 1935/36 wie folgt zu beantworten: 'Es ist naheliegend, dass in einer jüdischen Erziehungsgemeinschaft die Autorität des Erzieherischen in den Vordergrund tritt. In dem, was das Erzieherische ist, findet auch der Erzieher selbst seinen Platz und seine Autorität... Die im Landschulheim Herrlingen entstandenen Institutionen des Gemeinschaftslebens stellen einen Teil des Erzieherischen dar. Sie schaffen immer wieder aufs neue Situationen, in denen die Autorität des Erzieherischen wirksam wird... und lassen so der Entfaltung wahrer Erzieherpersönlichkeiten dennoch den weitesten Raum.'
Draußen ist es dunkel geworden. Wir sitzen in der Chewra des Hans Hainebach rund um den Tisch, trinken den Kakao aus großen Steinguttassen und langen uns die Butterbrote vom Riesenteller. Natürlich sind die Kinder nicht frei von Scheu. Aber langsam wird es lebendig. Viele Grüße nach München und Berlin werden uns aufgetragen. Sie sind alle getreulich bestellt worden. Zur Diskussion steht an diesem Abend die Purimfeier. Jede Chewra besitzt den Ehrgeiz, etwas Eigenes zur Verschönerung der Feiertage beizutragen, und da es ein Fest der Ausgelassenheit ist, kann sich die Phantasie frei entfalten. Wir wissen nicht, was aus all dem Mummenschanz geworden ist, aber wir wissen, dass Menschen am Werk sind, die über den Schulbetrieb hinaus um einer Idee willen an und in dieser Schule arbeiten."

     
Sportnachricht: mit Erwähnung einer Handballgruppe aus dem Landschulheim Herrlingen (1936)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1936:           

 
Das Kinderheim Herrlingen (Klär Weimersheimer) übersiedelt nach Palästina (1936)    
Anmerkung: die Übersiedlung erfolgte nach Meged, Pardess Channah vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Pardes_Hanna-Karkur      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1936:   
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken          

    
Über "New Herrlingen" - das Landschulheim übersiedelt nach England (Beitrag von 1937)    
Anmerkung: Anna Essinger verlegte im Sommer ihr 1926 in Herrlingen gegründetes Landschulheim 1933 in die Grafschaft Kent (siehe nachstehender Bericht). Nachdem 1940 Südengland zum Verteidigungsgebiet erklärt worden, musste die Schule innerhalb einer Woche nach Mittelengland verlegt werden. Ein Gebäude 'Trench Hall' in Shropshire konnte als Schulgebäude notdürftig hergerichtet werden. Hier besteht bis zur Gegenwart eine Schule, an der im Mai 2007 eine Erinnerungsplakette an die Evakuierungszeit von 1940 bis 1946 angebracht wurde. Bei Gedenkveranstaltungen am 24. Mai und am 19. Juli 2007 trafen sich mehrere ehemalige Schülerinnen und Schüler von "New Herrlingen" in Shropshire; anwesend war auch eine Delegation des Anna-Essinger-Gymnasiums in Ulm.
Als das Internat von Anna Essinger 1948 geschlossen wurde, hatten über 900 Kinder aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen dort ihre Heimat gefunden. Unter den Schülern waren zehn spätere Professoren, aber auch Künstler wie Frank Auerbach, der Berater des amerikanischen Präsidenten Helmut Sonnefeld, oder der Dokumentarfilmer Peter Morley.

Herrlingen BayrGZ 15121937.jpg (172320 Byte) Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Dezember 1937: "Die Erziehungsstätte New Herrlingen. Wenn man in Dover den englischen Boden betritt, hat man nur noch eine Bahnfahrt von 1 1/2 Stunden zurückzulegen bis zur Station Lenham, um dann in wenigen Minuten mit dem Auto nach dem Landschulheim New Herrlingen zu gelangen, das sich im historisch interessanten Süden von England (nicht weit von Canterbury) in der landschaftlich besonders reizvollen Grafschaft Kent befindet. 
Die Erziehungsstätte wird von Frau Anna Essinger, einer erfahrenen Pädagogin, geleitet, die ihr Landschulheim von Herrlingen bei Ulm a.d. Donau im Herbst 1933 nach England verlegt hat. Das geräumige Gutshaus Bunce Court mit einem großen Obst- und Gemüsegarten, 40 Morgen Park, Wald und Wiesenland wurden von Frau Essinger vorläufig auf sieben Jahre gepachtet. Für die 10 Jüngsten (etwa 6- bis 10jährige) steht ein getrennt liegendes kleines Haus zur Verfügung, wo sie wie eine geschlossene Familie nach ihrem eigenen Rhythmus und nach ihrer eigenen Weise leben können. Zum Mittagessen sehen wir die Kleinen und Kleinsten ins Haupthaus gehen. Auch wenn musikalische Vorführungen oder Feierstunden veranstaltet werden, versammeln sich die Kleinen mit den Größeren im Haupthaus. Aber auch die Kinder des großen Gutshauses machen in der 'Cottage' täglich Besuch und helfen dort, wenn es nötig ist. Zum Landschulheim gehört auch ein Holzhaus mit 20 Einzelzimmerchen für die großen Jungen. Auch Werkräumen, Laboratorien für Chemie, Physik und Biologie begegnen wir, auch einem kleinen Krankenhause, das in mustergültiger Weise von der Schwester der Leiterin, Frl. Paula Essinger, betreut wird. 
Die Kinder werden für die englischen Prüfungen vorbereitet. Die Erziehungsstätte New Herrlingen will ganz bewusst den Kindern alles Schöne der deutschen Sprache, Dichtung, Kunst und Musik erhalten, aber ebenso bewusst ihnen viele Brücken in fremde Länder bauen helfen, ihnen den Zugang erschließen zu englischem Leben, zu englischen Menschen, zur englischen Gedankenwelt. In den Ferien werden daher die Kinder in englische Familien eingeladen. Auf diese Weise ist ihnen Gelegenheit geboten, London und andere englische Städte kennen zu lernen und eigene Beziehungen zur englischen Umwelt anzubahnen. 
Eine junge Palästinenserin (gemeint: jüdische Frau aus dem damaligen Palästina) kommt einmal wöchentlich, um Iwrith-Unterricht zu erteilen. Auch in diesem Winter sind die wöchentlichen Vorträge, die auch Judentumskunde vermitteln, wieder aufgenommen worden. Den Anfang machte in diesem Winter Prof. Normann Bentwich mit einem Vortrage über Palästina. Prof. Bentwich steht auch an der Spitze des Schulrates, der in jedem Semester zusammentritt und die Leiterin berät. 
Es wäre erwünscht, dass Kinder in jugendlichem Alter, also vor ihrer schwierigsten Entwicklungszeit, in das Landschulheim eintreten, weil Kinder in jugendlichem Alter, sowohl Knaben wie Mädchen, sich leichter und unbefangener auf eine neue Umgebung einstellen, leichter und selbstverständlicher eine neue Sprache erlernen. 
Immer wieder werde ich um Auskunft über das Landschulheim New Herrlingen ersucht. Mit diesen Darlegungen möchte ich die Anfragen aller derjenigen beantworten, die sich an mich wenden wollen. Selbstverständlich bin ich gerne bereit, auch noch persönlich jeder einzelnen Familie über New Herrlingen Auskunft zu geben. 
Rabbiner Dr. Ernst Steckelmacher, Ludwigshafen am Rhein."   
 
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: Artikel wie oben.  
Hinweis: zur Schule von Anna Essinger siehe ausführlich den Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Bunce_Court_School   
Siehe auch die Lebensgeschichte von Hilde Tod geb. Oppenheimer (1913-1972) in der Seite "Dokumente aus den Sammlungen der Alemannia Judaica".  

      
      
Anzeigen des Landschulheimes  
Anzeigen zwischen 1933 und 1936         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1933:     
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1934:       
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1935:     
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1935:  
 
Herrlingen JuedRundsch 23061936.jpg (23981 Byte)Anzeige in der "Jüdischen Rundschau" vom 23. Juni 1936: 
"Landschulheim Herrlingen (bei Ulm/Donau) 
nimmt vom 24. Juli bis zum 20. August Ferienkinder auf".   

   
 Amtliche Bekanntmachung zur Aufnahme von Kindern minderbemittelter Eltern (1934)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1934:      

     
Die Schließung des Landschulheimes konnte nochmals ausgesetzt werden (Oktober 1938) 

Herrlingen Israelit 03111938.jpg (47777 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1938: "Das Landheim Herrlingen. 
Berlin, 30. Oktober (1938). Die Schulabteilung der Reichsvertretung teilt mit: 'Das Landschulheim Herrlingen (bei Ulm a.D.), das unter Leitung von Hugo Rosenthal ein wertvolles Glied des jüdischen Erziehungswerkes in Deutschland geworden ist, stand bis vor kurzem in Gefahr, wegen des plötzlichen durch die Auswanderung der Eltern bedingten Abgangs einer größeren Anzahl von Schülern bereits Ende November schließen zu müssen. Durch das Eingreifen der Reichsvertretung und der süddeutschen Landesverbände ist es gelungen, die Weiterführung des Landschulheims sicher zu stellen. Das Landschulheim ist in der Lage, noch eine gewisse Anzahl von Schülern aufzunehmen. Anfragen sind an die Leitung des Landschulheims Herrlingen zu richten.'"
 
Artikel in der "Jüdischen Schulzeitung" vom 1. November 1938: "Die Schulabteilung der Reichsvertretung teilt mit: 
Das Landschulheim Herrlingen (bei Ulm d.D.), das unter Leitung von Hugo Rosenthal ein wertvolles Glied des jüdischen Erziehungswerke in Deutschland geworden ist, stand bis vor kurzem in Gefahr, wegen des plötzlichen durch die Auswanderung der Eltern bedingten Abgangs einer größeren Anzahl von Schülern bereits Ende November schließen zu müssen. Durch das Eingreifen der Reichsvertretung und der süddeutschen Landesverbände ist es gelungen, die Weiterführung des Landschulheims sicherzustellen. Das Landschulheim ist in der Lage, noch eine gewisse Anzahl von Schülern aufzunehmen. 
Anfragen sind an die Leitung des Landschulheims Herrlingen zu richten. 
Wir freuen uns dieser Wendung im Schicksal des Landschulheims Herrlingen. Bleibt doch der Judenheit in Deutschland zugleich mit der Institution ihr Leiter erhalten, ein tüchtiger Pädagoge und ein moderner Schulmann, dem die Gabe zu eigen ist, jungen Menschen die Prägung zu geben, die ihrem Wesen entspricht, und sie mit all den Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, deren sie in der Fremde bedürfen."    
 
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. November 1938: 
Ähnlicher Bericht wie oben.    

    
Weitere Dokumente     
Karte von Moritz Weimersheimer an Lehrer Isaak Brader in Ichenhausen (1906) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)    

  Herrlingen Dok 1303010.jpg (256894 Byte) Herrlingen Dok 1303010a.jpg (186995 Byte)   
Die Ansichtskarte zeigt einen Ausschnitt des Limon Park auf Costa Rica und wurde am 26. Juni 1906 von Port Limon nach Ichenhausen geschickt. Der Ankunftsstempel Ichenhausen trägt das Datum 18. Juli 1906. Kartenempfänger war der Lehrer Isaak Brader. Absender der Karte war Moritz Weimersheimer, vielleicht ein ehemaliger Schüler von Isaak Brader. Moritz Weimersheimer ( geboren am 18. November 1886 in Ichenhausen) war verheiratet mit Klara (Claire) Essinger, der Gründerin des auf dieser Seite genannten Kinderheimes in Herrlingen für verhaltensgestörte, schwer erziehbar milieugeschädigte Kinder. Moritz Weimersheimer war Bezirksarzt in Herrlingen und verstarb bereits 1919.    

      
Brief der Mitarbeiterin im "Altersheim" Herrlingen Hedwig Ury vom 9. Januar 1942 
Anmerkung: der Brief wurde am 9. Januar 1942 von Hedwig Ury geb. Ullmann aus Ulm an ihren Sohn Peter Ury nach Kanada geschrieben. Hedwig Ury (geb. 1894 in Ulm als Tochter von Nathan Ullmann und seiner Frau Betty, verh. mit Sigmar Ury) hatte im "Altersheim" Herrlingen eine Stelle gefunden. Am 22. August 1942 wurde Hedwig Ury über Stuttgart in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie am 19. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz weiterdeportiert und ermordet. Der Brief war das letzte Lebenszeichen von Hedwig Ury, das in den USA bei ihrem Sohn angekommen ist.  
Hedwig Ury's Enkel - David Ury - schreibt am 13.9.2010 dazu: "The attached document is the last letter my grandmother Hedwig sent to my father, Peter, before she was deported, firstly to Theresienstadt and then on to Auschwitz where she was murdered. Hedwig mentions her work at the old people's home in Herrlingen. By January 1942, when this letter was written, Herrlingen had become a ghetto for elderly Jewish people. My father's address in Canada was an internment camp where many Germans - both Jewish and Christian - were sent after he had arrived in England for the duration of the war. I do not know what happened to any of the other people mentioned in this letter - but certainly Auntie Anna's 'change of address' is foreboding."" 

Herrlingen Dok 085.jpg (102224 Byte)Der Brief in Auszügen: "Mein liebster Peter! Gestern hatte ich die große Freude, einen Brief von Onkel Carl vom 21.11. zu bekommen, in dem er mir mitteilt, dass du ihm geschrieben hast, dass Du zu 3 Einaktern die Musik geschrieben habest und dass diese mit Erfolg aufgeführt worden sind. Du glaubst gar nciht, wie glücklich mich diese Nachricht gemacht hat, nur insofern traurig, dass Dein lieber Vater nichts mehr davon erfahren kann, wie sehr glücklich wäre er darüber gewesen!...
Jedenfalls hat mich die Nachricht für vieles Leid des letzten Jahres entschädigt, und ich bin mit dem Schicksal ausgesöhnt...
Mir geht es gut, ich arbeite im Altersheim Herrlingen in der Küche, fahre täglich hin und her und hoffe, mit der Zeit auch dort meinen Mann stellen zu können. Vorerst ist es eine ganz andere Art Tätigkeit, die ich bisher getan habe, denn es ist dort täglich für mehr als 100 Insassen zu sorgen und das muss erst gelernt sein. Ob ich dort bleibe, weiß ich noch nicht, jedenfalls bin ich mal für den Augenblick untergebracht. Sonntag habe ich frei und da genieße ich dann in vollen Zügen mein Heim und meine Selbständigkeit. Und nun, mein lieber Junge, leb wohl, ich bin so glücklich über Dich. Bleibe gesund und sei innigst geküsst von Deiner Mutter..."  

       
Über die jüdische Lehrerin Jenny Heymann (1890-1996)   

JENNY-HEYMANN-PORTRAIT.jpg (45961 Byte) links: Jenny Heymann (Jugendbildnis). 
Jenny Heymann ist am 28. Oktober 1890 in Stuttgart geboren als Tochter des Bankiers Heinrich Heymann und der Helene geb. Brüll. Sie wuchs in Stuttgart auf, wo sie die Höhere Töchterschule und das Königin-Katharina-Stift besuchte. Danach Ausbildung im Höheren Lehrerseminar mit Prüfung 1910 und verschiedenen Anstellungen. Ab 1916 Studium der Philologie, verzögert durch den Ersten Weltkrieg: anschließend praktische Lehrtätigkeiten. 1922 Staatsexamen in Tübingen; Anstellung als Referendarin an Schulen in Stuttgart und Göppingen. Seit 1928 Studienrätin an der Mädchenoberschule in Ludwigsburg (wohnhaft Königsallee 79), Mitarbeit in der Redaktion der württembergischen Lehrerzeitung. Am 6. September 1933 wurde sie als Nichtarierin aus dem Schuldienst ohne Ansicht auf Ruhegehalt entlassen, entgegen dem Antrag der Ministerialabteilung für die Höheren Schulen, die die tüchtige Lehrerin halten wollte. Von Oktober 1933 bis März 1939 unterrichtete Frau Heymann am jüdischen Landschulheim in Herrlingen. Danach Auswanderung nach England, wo sie von Juli 1939 bis Dezember 1946 in London teils als Lehrerin (u.a. englische Kurse für Emigranten), teils als Hausgehilfin tätig war. Am 1. Januar 1947 kehrte sie nach Stuttgart zurück und wurde wieder Lehrerin in Ludwigsburg am Goethe-Gymnasium; sie organisierte 1949 einen der ersten Schüleraustausche mit einer englischen Schule. Ab 1950 war sie Oberstudienrätin am Hölderlin-Gymnasium in Stuttgart. 1955 trat sie in den Ruhestand, erteilte jedoch noch Privatunterricht und übernahm einen Teilauftrag in einem katholischen Gymnasium. 1956 wurde sie Geschäftsführerin der neugegründeten Stuttgarter Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und wirkte insbesondere im Erzieherausschuss mit. Für ihren Beitrag zur Versöhnung zwischen Juden und Christen wurde ihr 1990 die Otto-Hirsch-Medaille verliehen. Frau Heymann lebte bis ins hohe Alter von fast 106 Jahren in Stuttgart (Ameisenbergstraße 39) und starb hier am 13. Juni 1996. Sie wurde im israelitischen Teil des Pragfriedhofes beigesetzt.
(Quelle: Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg. Geschichte, Quellen und Dokumentation. 1998 S. 405).   
Dazu Beitrag von Marie Chiara Rehm: "'Sie hat uns für unser Leben geistig neugierig gemacht' - Das bewegte Leben der jüdischen Lehrerin Jenny Heymann.   
Marie Chiara Rehm erhielt für Ihren Beitrag 2016 einen "Jenny Heymann Preis", gestiftet von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Stuttgart. 
Der Beitrag ist online eingestellt.    
Neuerscheinung in 2020: Melanie Elze / Rosemarie Godel-Gaßner /  Alfred Hagemann / Sabine Krehl (Hrsg.): Jenny Heymann (1890-1996). Lebensstationen einer jüdischen Lehrerin mit bildungsgeschichtlichen Streifzügen durch Württemberg. Transfer (Reihe der Ludwigsburger Hochschulschriften) Band 18. PH Ludwigsburg - University of Education 2020.
Inhaltsverzeichnis (eingestellte pdf-Datei; darin auch ein Beitrag von Alessa Klöpping: Das Jüdische Landschulheim Herrlingen S. 199-229). ).
Zum Inhalt:  Der vorliegende Sammelband ist der engagierten Lehrerin Jenny Heymann (1890-1996) gewidmet: Er verbindet die Biographie Heymanns mit bildungshistorischen und regionalgeschichtlichen Entwicklungen. Jenny Heymann öffnet u. a. den Blick für vier Epochen, vom Kaiserreich bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland, sie repräsentiert das liberale Judentum der Weimarer Republik, lässt die Diskriminierung und Verfolgung durch den Nationalsozialismus greifbar werden und zeigt die Schwierigkeiten und Chancen des Exils in Großbritannien. Der vielschichtige gesellschaftliche Neuanfang nach 1945 wird durch Heymann anschaulich, sie beweist Engagement für europäische, grenzüberschreitende und interreligiöse Anliegen. Ihre Biographie verbindet sich immer wieder mit den Themen Frauenstudium, Emanzipation und Mädchenbildung, sie steht für einen Lebensentwurf, in dem Bildung die zentrale Rolle spielt – und die Gabe eines behutsamen Dialogs. Jenny Heymanns Dienst für die Versöhnung und Toleranz scheint in der wieder aufflammenden Diskussion über den Antisemitismus an Relevanz zu gewinnen.  

    
Hinweis auf die in Saarlouis geborene Esther Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis, 1936/37 Schülerin im Landschulheim)     

Esther Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie nach Saarbrücken, wo ihr Vater fortan als Oberkantor tätig war. 1936 verzog die Familie nach Ulm, wo er eine neue Stelle als Kantor fand. Nun besuchte Esther Loewy das Jüdische Landschulheim Herrlingen. Ihre Geschwister konnten alsbald emigrieren, Esther blieb allein bei ihren Eltern, die nach Neu-Ulm zogen. Ihre Eltern versuchten auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater wurde 1939 nach Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte ein zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern wurden im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).        
Esther Bejarano ist seit 2008 Ehrenbürgerin von Saarlouis.
Artikel zum 95. Geburtstag von Esther Bejarano: http://www.hagalil.com/2019/12/esther-bejarano/  

     
      
      
Fotos 
Historische Fotos: 
Fotos von religiösen Feiern in Herrlingen sind keine vorhanden, eventuelle Hinweise bitte an den Webmaster von Alemannia Judaica: Adresse siehe Eingangsseite    
Zahlreiche (240) Fotos von Herrlingen in der Website von Yad Vashem, Jerusalem, siehe http://collections.yadvashem.org/photosarchive/en-us/97820-container.html      

Herrlingen Landschulheim 001.jpg (79985 Byte) Herrlingen Landschulheim 003.jpg (110421 Byte) Herrlingen Landschulheim 002.jpg (55140 Byte)
Das Landschulheim Herrlingen: Gebäude
 Wippinger Steige 50 (Quelle:
 Gemeindearchiv Blaustein in: 
Seemüller s.Lit. S. 13) 
Das Landschulheim Herrlingen 
(genannt: Bialik-Haus) 
mit seinen Bewohnern
Quelle: : Schachne s. Lit. Titelbild   
Der Speisesaal des Gebäudes Wippinger
 Steige 50 (um 1930), der auch als Betsaal
 diente (Quelle: Sigrid Kaminski,
 Schondorf, in: Seemüller s. Lit. S. 25) 
     
     

Erinnerungen in Herrlingen
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 2.5.2020) 

   
     
 Tor zum Gebäude Erwin-Rommel-Steige 13
Haus Kantorowicz - Landschulheim Anna Esslinger - Landerziehungsheim Hugo Rosenthal
Hinweistafel zur Geschichte 
 
 
 Das versteckt liegende Gebäude - von der
 Erwin-Rommel-Steige aus gesehen
 
     
   
 Das Waldheim, Karolinensteige 28, von 1927 bis 1939 als Kinderheim für "Sozialwaisen" von Käthe Hamburg geführt; mit Hinweistafel  
     

Weitere Fotos werden noch erstellt

   

    

Grab des jüdischen Bezirksarztes 
Dr. Weimersheimer in Herrlingen
(Foto: Carl Bischof, Dornstadt, 
November 1989)
Herrlingen Friedhof 121.jpg (71889 Byte) Herrlingen Friedhof 120.jpg (68971 Byte)
   Dr. Weimersheimer wurde 1919 auf dem Friedhof beigesetzt; das Foto von 1989 
zeigt die Grabstätte, in der 1966 ein Dr. Kandler beigesetzt wurde, der den Wunsch
 geäußert hatte, im Grab des Dr. Weimersheimer bestattet zu werden. Der Grabstein
 von Dr. Weimersheimer blieb erhalten - die Metallplatte wurde ausgewechselt.

      
        

Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Blaustein  
bulletmit Seite über "Jüdische Geschichte in Herrlingen"      
bulletzu Anna Essinger vergleiche Website des Anna-Essinger-Gymnasiums in Ulm    Direkter Link zur Seite über Anna Essinger  
bulletAusschnitt aus den Lebenserinnerungen von Hugo Rosenthal: hier anklicken  

Literatur:

Rosenthal Buch 01.jpg (19766 Byte) Herrlingen Buch 03.jpg (112010 Byte)
bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 103ff.
bulletLucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, Das jüdische Landschulheim Herrlingen 1933-1939. 1986.
bulletRuth Fichtner/Beate Wegemer: Kindern eine Zukunft. Von zwei Kinderheimen in der Weimarer Zeit. Diplom-Arbeit Erziehungswissenschaft Universität Tübingen. 1986.  
bulletHans-Otto Binder: Ritterkreuz und Judenstern: Rommel und das jüdische Landschulheim Herrlingen. Hg. Fachschaft Geschichte der Universität Tübingen. 1995.
bulletJizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. 1994³.  
bulletUlrich Seemüller: Das jüdische Altersheim Herrlingen 1939-42. Hg. von der Gemeinde Blaustein 1997.  
bulletS. Giebeler: Das Landschulheim der Anna Essinger. 1997.
bulletHugo Rosenthal (Josef Jashuvi): Lebenserinnerungen (Hg. Micheline Prüter-Müller/Peter Wilhelm A. Schmidt; = Panu Derech, Bereitet den Weg Band 18). Verlag für Regionalgeschichte 2000.
bulletHansjörg Greimel: Tante Annas Kinder. Bericht über ein Treffen ehemaliger Schüler der aus Ulm stammenden jüdischen Pädagogin Anna Essinger. in: Mitteilungen des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg Ulm e.V. Nr. 48 November 2007. S. 4-5.  
bulletHerrlingen Momente 2008.jpg (329930 Byte)Herrlingen im Brennpunkt. Anna Essinger, Martin Buber, Erwin Rommel und anderen. Beitrag in "Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg" Heft 04 2008 S. 2-7.  Beitrag als pdf-Datei eingestellt
bulletHerrlingen Lit 2016.png (256254 Byte) Peter Wilhelm A. Schmidt: "Erziehung zum Mut". Über das Leben und Werk des Lehrers und Erziehers Hugo Rosenthal / Josef Jashuvi im Deutschen Reich, in British Palästina und in Israel. 484 S. Verlag Dr. Peter W. Schmidt, Waldburg 2016. ISBN 978-3-00-049859-6.  
Link zu Verlagsseite (hier pdf-Datei mit weiteren Informationen und Inhaltsverzeichnis)    
bullet Melanie Elze/Rosemarie Godel-Gaßner/Alfed Hagemann/Sabine Krehl: Jenny Heymann (1890-1996). 1. Auflage. 2020. 357 S.  ISBN: 978-3-8340-2067-3.
Erschien im Schneider-Verlag Hohengehren. Link zur Verlagsseite.
Inhaltsverzeichnis (pdf-Datei). 39,80 € inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten (Info).
Darin ein Beitrag von Alessa Klöpping: Das Jüdische Landschulheim Herrlingen. S. 199-229.   

      
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Herrlingen  Wuerttemberg. The Jews of Herrlingen, numbering 48 in 1933, formed part of the nearby Ulm community. Herrlingen was best known for its Jewish educational institutions, including a boarding school that maintained Jewish education in the Nazi era (107 students in 1937) as well as serving as a teachers' training center with such illustrious instructors as Martin Buber. Many students were able to emigrate to Palestine prior to the school's closure in 1939. Subsequently the school building was used as an old age home for Jews from the Wuerttemberg region, the last of whom were deported to the Theresienstadt ghetto in 1942.  
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020