In Saarbrücken besteht eine jüdische Gemeinde bis zur
Gegenwart, unterbrochen von den Jahren einer gewaltsamen Auflösung der
Gemeinde sowie der Vertreibung bzw. Deportation und teilweisen Ermordung ihrer
letzten Mitglieder in der NS-Zeit.
Vermutlich schon im Mittelalter lebten einzelne Juden in (Alt-)Saarbrücken
und in St. Johann. In
einem Freiheitsbrief, den Graf Johann I. 1321 den beiden Städten verlieh, behielt er sich die Herrschaft über die Juden auch
weiterhin vor. Mit dieser allgemein gehaltenen Formulierung ist jedoch noch nicht eindeutig der Nachweis erbracht, dass
Juden damals in den beiden Städten ansässig waren, zumal weitere Nachrichten
fehlen.
Erst im 18. Jahrhundert konnten jüdische Personen wieder in der Stadt
zuziehen. Als Geldgeber der Fürsten von Nassau-Saarbrücken und als Pächter von
Eisenbetrieben in der Grafschaft Saarbrücken werden einzelne Juden genannt.
Seit 1760 waren jüdische Kauf- und Handelsleute in der Stadt willkommen,
um für ein weiteres Wirtschaftswachstum zu sorgen. Gesetze wurden
verabschiedet, wonach Juden Häuser und Felder erwerben konnten und für ihr
Vieh Weide und Wasser erhielten. Die zunächst positive Entwicklung wurde jedoch
1776 unterbrochen, als sich die christlichen Kaufleute gegen die
jüdische Konkurrenz wehrten. Im Juli 1776
erkauften sich die Bürger der Städte Saarbrücken
und St. Johann von Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken für 75 Louis d'or
die Ausweisung der Juden der Stadt. Die Kaufleute erbrachten 25 und die Gemeindekassen 50
Louis d'or. Innerhalb der Stadtmauern und im Umkreis von 2 Stunden durfte nach
dem Dekret des Fürsten kein Jude mehr
wohnen.
Unter französischer Herrschaft konnten seit der Zeit um 1800 wieder jüdische
Personen zuziehen. Der vermutlich erste war 1793 Wirt Isaak Kahn aus Tholey.
Es folgte 1795 die Händlerfamilie Simon Moses aus Lixheim in Lothringen. 1808
wurden 61 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahrzehnten, vor allem
nach dem Aufschwung Saarbrückens als Zentrum der Kohle- und Stahlindustrie an
der Saar zogen zahlreiche jüdische Personen und Familien aus der weiteren
Umgebung zu: aus Orten im Gebiet des heutigen Saarlandes, aber auch aus Orten im
Bereich des Elsasses, Lothringens und der Pfalz.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1829 14 jüdische Familien, 1837 zehn jüdische Familien, 1843 45
jüdische Einwohner, 1871 in St. Arnual, Altsaarbrücken und St.
Johann zusammen 232 jüdische Einwohner, 1885 376, 1905 872, 1910
1103.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden durch jüdische
Gewerbetreibende zahlreiche offene Läden und Handelsgeschäfte eröffnet.
1916 gab es 13 jüdische Textilwarengeschäfte und 14 Leder- und Schuhgeschäfte
im Besitz jüdischer Personen. 1910 waren vier der zusammen 44 Ärzte der Stadt
jüdische Gemeindeglieder, 1919 sieben der damals 40 Juristen. Im Stadttheater
gab es unter den Schauspielern wie im Orchester jeweils mehrere jüdische
Personen. Mehrere Industriebetriebe waren von jüdischen Unternehmern aufgebaut
worden, darunter chemische Fabriken und Tabakfabriken. Zwei Hotels und eine
Apotheke gehörten gleichfalls jüdischen Personen.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts kamen etliche osteuropäische Juden
auf der Flucht vor den dortigen Pogromen in die
Stadt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war u.a. ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Kantor der Gemeinde tätig war. Weiter war ein Schochet
angestellt (vgl. die Ausschreibung der beiden Stellen 1892 unten). In den
1920er-Jahren gab es zwei Kantoren, von denen einer Oberkantor war. Die
osteuropäischen Juden richteten einen eigenen Betraum ein.
Saarbrücken war zeitweise Sitz eines Rabbiners. Als Rabbiner waren tätig: 1921
bis 1924 Rabbiner Dr. Siegfried Alexander, 1924 bis 1928 Rabbiner Dr. Ernst I. Jacob,
1929 bis 1934 Rabbiner Dr. Friedrich Salomon Rülf, 1935 bis 1938 Rabbiner Dr.
Lothar Simon Rothschild.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Vizefeldwebel
Karl Abraham (geb. 24.3.1889 in Saarbrücken, gef. 10.12.1917), Fritz Bickart
(geb. 22.6.1893 in Saarbrücken, gef. 23.4.1917), Unteroffizier Heinrich
Dottenheimer (geb. 13.4.1888 in Müllheim/Baden, gef. 22.8.1914), Vizefeldwebel
Ernst Freund (geb. 20.11.1892 in Saarbrücken, gef. 18.12.1914), Jakob Heinrich
Heil (geb. 23.1.1878 in Dieburg, gef. 24.6.1915), Max Lion (geb. 15.10.1883 in
Saarbrücken, vor 1914 in Gelsenkirchen wohnhaft, gef. 25.9.1915), Unteroffizier
Emil Hirsch (geb. 16.9.1882 in Homburg, Pfalz, gef. 18.10.1917), Hermann Hirsch
(geb. 17.8.1886 in Talling, gef. 22.8.1914), Max Japhet (geb. 12.7.1887 in
Saarbrücken, gef. 17.7.195), Richard Kahn (geb. 11.6.1888 in Worms, gef.
25.4.1918), Gefreiter Robert Kahn (geb. 24.2.1889 in Schirrhofen, gef.
5.4.1916), Moritz Kirchheimer (geb. 28.8.1886 in Berwangen, gef. 25.7.1917),
Manfred Levy (geb. 2..9.1899 in Saarlouis, gef. 27.10.1918), Leopold Lion (geb.
9.4.1896 in Saarbrücken, gef. 12.7.1915), Lnt. Hugo Lyon (geb. 30.5.1889 in
Saarbrücken, gef. 7.9.1917), Alexander Marx (geb. 20.11.1898 in Ratingen, gef.
16.12.1916), Arthur Marx (geb. 18.11.1895 in Saarbrücken, geb. 18.12.1914),
Rüdiger (Roger) Michel (geb. 2.9.1894 in St. Avold, gef. 24.7.1917), Julius
Mortge (geb. 6.5.1890 in Rhens, gef. 14.1.1918), Isidor Salomon (geb. 16.9.1881
in Zell, Mosel, gef. 1.10.1915), Unteroffizier Samuel Kurt Schlesinger (geb.
28.6.1886 in Nordhausen, gef. 26.8.1914), Gustav Weil (geb. 8.11.1870 in Konken,
gef. 27.2.1917), Jacob Weil (geb. 18.3.1890 in Gailingen, gef. 5.3.1915), Leo
Weiler (geb. 18.6.1889 in Ensdorf, gef. 22.12.1914), Unteroffizier Siegfried
Wolfermann (geb. 6.12.1897 in Saarbrücken, gef. 9.10.1917), Arthur Wolfsbruck
(geb. 7.2.1892 in Walduren, gef.
16.5.1917).
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde etwa 2.200 Personen gehörten (fast
2 % von insgesamt etwa 120.000 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Gottfried Marx
(Sulzbachstraße 24), Vorsteher der Repräsentanz Dr. Bichart (Sulzbachstraße
3). Rabbiner Dr. Jacob wohnte in der Dudweilerstraße 69. Als Ober-Kantor war J.
Lißner tätig, als weiterer Kantor J. Wolfermann. Synagogendiener war A. David.
Die Religionsschule der Gemeinde besuchten 117 Kinder. Zur jüdischen Gemeinde
Saarbrücken gehörten Mitte der 1920er-Jahre auch die jüdischen Einwohner u.a.
in Friedrichsthal
(Saar); den heutigen Stadtteilen von Saarbrücken: Altenkessel,
Brebach, Schafbrücke und
Scheidt; Heusweiler;
Völklingen mit Stadtteilen Fürstenhausen,
Ludweiler und Wehrden;
Sulzbach/Saar; Dudweiler;
Güchenbach (Ortsteil von Riegelsberg),
Quierscheid, Püttlingen.
1932 waren die Gemeindevorsteher: Gottfried Marx (1. Vors.,
Heinestraße 7), Dr. Weiler I (2. Vors. Bismarckstraße 45), Ferdinand Seligmann
(3. Vors. Graf-Johann-Straße 24). Die beiden Vorsitzenden der Repräsentanz waren
Martin Mendelssohn (1. Vors., Quienstraße 21) und Dr. Leo Weiler (2. Vors.,
Karcher Straße 4). Es gab zur Bewältigung der Gemeindeaufgaben mehrere Ausschüsse:
Schul- und Jugendpflege-Ausschuss (Vorsitzender Dr. Leo Weiler), Bau-Ausschuss
(Vorsitzender Martin Mendelssohn), Synagogenausschuss (Vorsitzender Frenkel),
Friedrichs-Ausschuss (Vorsitzender Friedberg), Armen- und
Krankenpflege-Ausschuss (Vorsitzender Mendelsohn), Revisions-Ausschuss
(Vorsitzender Cohn), Statuten-Ausschuss (Vorsitzender Dr. Weiler I.),
Finanzausschuss (Vorsitzender Dr. Scheuer). Der seit 1929 tätige Rabbiner Dr.
Rülf wohnte Mainzer Straße 171. Als Kantoren und Lehrer waren Rudolf Loewy
(Neumarkt 1) und Sigmund Friedemann (Uhlandstraße 32, siehe Bericht über
ihn unten) tätig.
An jüdischen Vereinen und Wohlfahrtseinrichtungen bestanden: eine Örtliche
Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege (Zentralstelle für jüdische
Wohlfahrtspflege), die Brüderschaft Chaj-Anoschim (1932 unter
Vorsitz vom Simon Salomon, Petersbergstraße 9), die Durchwandererfürsorge, der
Israelitische Frauenverein (1932 unter Vorsitz von Ida Blum, Rathausplatz
4), der Wohltätigkeitsverein (1932 unter Vorsitz von Leo Oppenheimer in
Scheidt), eine Ortsgruppe des Central-Vereins, der Ostjüdische Verein, die Saarloge (Vorsitzender Rechtsanwalt
Gustav Levy) und die Schwestervereinigung der Saarloge (1932 unter Vorsitz von
Frau Herrmann, Bleichstraße 6). Im Schuljahr 1931/32 wurde 310 Kindern der
Gemeinde Religionsunterricht erteilt. Es gab seit 1927 einen Jüdischen Kinderhort (Nassauer
Straße 6 mit 30 Plätzen). An Stiftungen gab es u.a. die Flora- und
Sally-Weil-Stiftung (Zweck und Arbeitsgebiet: Stipendien für die
Berufsausbildung; Adresse über Rabbiner Dr.
Rülf).
Obwohl Saarbrücken mit dem Saarland von 1920 bis 1935 als Folge des
Versailler Vertrages aus dem Deutschen Reich ausgegliedert war und als
Mandatsgebiet dem Völkerbund unterstand, setzten auch hier mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten im Reich 1933 als erstes starke
Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte ein (siehe Bericht unten). Die
internationale Regierungskommission unternahm keine Maßnahmen gegen die
Boykottierung der jüdischen Geschäfte. Auf Grund dieser Boykottmaßnahmen,
weiterer ständig zunehmender Repressionen und
der antijüdischen Stimmung in der Stadt haben bereits 1933 jüdische Einwohner
die Stadt verlassen. Mit der Angliederung der Saar an das Reich nahm die
Auswanderung zu. Bis Juni 1936 hatten bereits 36 % der Saarbrücker Juden die
Stadt verlassen. Bis dahin waren 69 jüdische Geschäfte verkauft worden. In der
jüdischen Schule gab es 1936 noch 145 Schülerinnen und Schüler, 20 % aus
anderen jüdischen Gemeinden des Saarlandes. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge niedergebrannt; die jüdischen Männer (etwa 130 bis 150)
wurden durch die Straßen der Stadt geführt und misshandelt. In den folgenden
Tagen wurden die meisten von ihnen in das KZ Dachau verbracht. im Mai 1939
wurden noch 175 jüdische Personen gezählt. Bei Kriegsausbruch wurde die Stadt
vorübergehend evakuiert. Nur wenige der jüdischen Einwohner durften
zurückkehren, andere wurden in Zwangsarbeitslager geschickt. Am 22. Oktober
1940 wurden sechs jüdische Einwohner in das KZ Gurs in Südfrankreich
deportiert.
Nach 1945: nach Kriegsende konnten Mitte 1946 40 überlebende Juden
eine neue Kultusgemeinde gründen, bis um 1950 kamen 180 jüdische Personen in
die Stadt zurück. Um 1960 gehörten ihr etwa 600 Personen an. Im Jahr 2005
zählte die Synagogengemeinde Saar etwa 1.100 aktive Mitglieder.
Weitere Informationen über die neue jüdische Gemeinde über die Websitewww.synagogengemeindesaar.de.
Wikipedia-Artikel "Synagogengemeinde
Saar" und "Synagoge Saarbrücken"
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Juli
1843: "Saarbrücken, 28. Juni (1843). Es ist höchst wichtig,
die Dokumente zu sammeln, welche den Geist und die Gesinnung der
Rheinländer betreffs der Emanzipation der Israeliten darlegen. Es kann
bald Gelegenheit kommen, sie zu benutzen. Ich übersende daher anbei die
Beurteilung, welche die in ihrem Blatte mitgeteilte Petition der
ehrenwerten Bürger von Saarbrücken und St. Johann, sechster Punkt: die
Emanzipation der Juden (s. No. 22), im 'Saarbrücker Anzeiger' No. 74
gefunden. Ich glaube, jedermann wird sich über diesen klagen, schlagenden
Artikel freuen, der in diesen seinen Eigenschaften, so viel auch über den
Gegenstand geschrieben wird, ein seltener ist.
'Wir gehen daher sofort über zu dem sechsten und letzten Punkt: die Emanzipation
der Juden. Wenn alle bisherigen Bitten lediglich dem Gebiete der Politik
und somit des Verstandes angehören, so hat diese Bitte zugleich etwas in
sich, das die edelsten Gefühle des menschlichen Herzens berührt.
Es war am 8. Juli 1776, als die Bürger der Städte Saarbrücken
und St. Johann für 75 Louisdor, wovon die Kaufmannschaft 25 aus eigenen
Mitteln, die Gemeindekassen 50 aufbrachten) von ihrem Fürsten das Recht
erkauften: dass innerhalb ihrer Mauern und bis auf 2 Stunden im Umgang
kein Jude wohnen dürfe. Die Söhne und Enkel dieser Bürger, tragen
im Jahre 1843 bei unserem Fürsten dahin an, dass die Juden, die
bereits bei uns eingebürgert sind, zum vollen Genusse aller der Rechte
zugelassen werden sollen, die uns selbst zustehen. Und was sind die Motive
dieses Schrittes? Die Petition beruft sich auf die Gleichheit der Lasten,
die die Juden mit uns teilen, auf den humanen Geist der Zeit und des
Christentums, Sitte und Religion, die teuersten Güter des gebildeten
Menschen.
Nichts kann mehr den Fortschritt bezeichnen, den des öffentliche Geist in
den 67 Jahren gemacht, welche zwischen den beiden Tatsachen liegen; es ist
der große Gedanke des angeborenen Menschenrechts, den die Zeit zum
Bewusstsein gebracht hat; es ist das dadurch erwachte Rechtsgefühl, das
sich verletzt findet bei dem Anblicke von Nebenmenschen, die mit gleichen
Fähigkeiten, gleichen Ansprüchen geboren, unter den letzten Trümmern
mittelalterlicher Ideen, halb ehr-, bald rechtlos, ein verkümmertes
Dasein führen."
Über Rabbiner Dr. Siegfried
Alexander (Rabbiner von 1921 bis 1924) Anmerkung: Dr. Siegfried Alexander (geb. 1886 in Losens, Posen,
umgekommen 1944 im KZ Auschwitz): studierte von 1907 bis 1912 in Berlin und
Würzburg (Promotion ebd. 1915); im Ersten Weltkrieg Frontsoldaten, dann
Feldhilfsrabbiner, seit 1919 Rabbiner in Köthen, Anhalt; seit Oktober 1921
Rabbiner in Saarbrucken, seit Mai 1924 bis zur Auflösung der Gemeinde 1938
Rabbiner in Berlin in der Gemeinde Ahawas Achim, dazu akademischer
Religionslehrer an höheren Schulen im Bezirk Wedding und Seelsorger des
jüdischen Krankenhauses und Altenheims; blieb auch nach 1938 in Berlin als
Rabbiner, Seelsorger und Religionslehrer; am 12. März 1943 mit seiner Frau in
das KZ Auschwitz deportiert.
Zum neuen Rabbiner in Saarbrücken wurde Dr.
Siegfried Alexander gewählt (1921)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. August 1921:
"Zum Nachfolger des nach Saarbrücken berufenen Rabbiners Dr.
Alexander in Köthen ist Herr Rabbiner Leo Baneth aus Berlin gewählt
worden".
Rabbiner Dr. Siegfried Alexander wird als neuer Rabbiner in Saarbrücken
eingeführt (1921)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. August
1921: "Köthen. Für den nach Saarbrücken berufenen
Rabbiner Dr. Siegfried Alexander, gebürtig aus Lobsenz in Posen,
wurde Rabbiner Leon Baneth aus Berlin nach hier
berufen."
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. November 1921: "Saarbrücken. Dr. Alexander,
bisher Rabbiner in Köthen, wurde hier als Rabbiner
eingeführt."
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November
1921: "Dr. Alexander, bisher Rabbiner in Köthen, wurde in
Saarbrücken als Rabbiner eingeführt".
Über Rabbiner Dr. Ernst I. Jacob (Rabbiner von 1924 bis
1928) Anmerkung: Rabbiner Dr. Ernst I. Jacob (geb. 1899 in Göttingen als Sohn des
Rabbiners Dr. Benno Jacob, gest. 1974 in Pittsburgh, PA, US): studierte von 1920
bis 1924 in Breslau (hier auch Rabbinerexamen). Seit 1924 Rabbiner in
Saarbrücken, seit 1928/29 bis 1938 Bezirksrabbiner in Augsburg; November 1938
im KZ Dachau; im Januar 1940 in die USA emigriert, wo er ab 1943 als Rabbiner in
Springfield und ebd. als Prof. für Geschichte tätig war. Seit Ende 1968 im
Ruhestand. Sein Sohn Prof. Dr. Walter Jacob (geb. 1930) wurde gleichfalls
Rabbiner; bekannt u.a. als Gründer und erster Präsident des Abraham Geiger
Kollegs Potsdam. Verlobungsanzeige für Annie Loewenberg und Rabbiner
Dr. Ernst Jacob (1928)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 5. Oktober 1928:
"Annie Loewenberg - Rabbiner Dr. Ernst Jacob. Verlobte.
Hamburg Oderfelder Straße 40 - Saarbrücken Gustav-Bruch-Strasse
92.
Oktober 1928."
Über Rabbiner Dr. Friedrich Salomon Rülf (Rabbiner von
1929 bis 1934 und 1951 bis 1952) Anmerkung: Rabbiner Dr. Friedrich Salomon Rülf (geb. 1896 in Braunschweig,
gest. 1976 in Vevey, Schweiz): studierte von 1914 bis 1923 in Breslau; im Ersten
Weltkrieg Feldhilfsgeistlicher, 1923 bis 1936 Rabbiner und Leiter der
Religionsschule des Schulvereins am Hamburger Tempel; 1926 Rabbiner in Bamberg,
1929 bis 1934 Rabbiner in Saarbrücken, dazu Vorsitzender der jüdischen
Wohlfahrtsorganisationen und der jüdischen Schulen in Saarbrücken, 1934
jüdischer Vertreter beim Völkerbund anlässlich der Volksabstimmung im
Saargebiet; Januar 1935 nach Palästina/Israel emigriert, wo er bis 1951 als
Lehrer, Schulleiter und Rabbiner tätig war, 1951 Rückkehr nach Deutschland,
September 1951 bis 1952 Rabbiner im Saargebiet, 1953 Rabbiner in Amsterdam, seit
1956 wieder in Israel. Zum Gedenken an seine Verdienste vergibt die
Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes (CJAS)) die
Friedrich-Schlomo-Rülf-Medaille an Personen, Institutionen oder Initiativen,
die sich um die Verständigung zwischen Juden und Christen verdient gemacht
haben. Seit 2008 ist der Platz vor dem Saarcenter nach ihm benannt (Rabbiner-Rülf-Platz;
2012/13 völlig neu gestaltet und im November 2013 neu eingeweiht; hier seitdem
ein Mahnmal nach einem Entwurf des Künstlers Ariel Auslender zur Erinnerung an
die während der NS-Zeit ermordeten jüdischen Saarländer).
Rabbiner Dr. Friedrich Rülff emigriert nach Palästina
- sein Nachfolger wird Dr. Lothar Rothschild (1934/1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6.
Dezember 1934: "Saarbrücken 29. November (1934). Der
bisherige Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Saarbrücken, Dr. Friedrich
Rülf, der erst vor kurzem in einer öffentlichen Erklärung dem der
saarländischen Judenheit gemachten Vorwurf undeutscher Gesinnung
entgegengetreten ist, und sich gegen judenfeindliche Tendenzen,
insbesondere gegen die Boykottierung jüdischer Unternehmungen und
Geschäfte, gewandt hat, verlässt am 1. Januar 1935 seinen Posten, um
sich in Palästina niederzulassen. Zu seinem Nachfolger wurde Dr.
Lothar Rothschild gewählt, der seine Studien am Breslauer
Jüdisch-Theologischen Seminar absolviert
hat."
Erinnerung
an Rabbiner Dr. Rülf:
der "Rabbiner-Rülf-Platz" (Fotos: Stefan Haas, 2016)
Hinweistafel "Rabbiner-Rülf-Platz
- Friedrich Schlomo Rülf
1896-1976 - Rabbiner, Lehrer und Schriftsteller"
Steinerne Birkenbaumstümpfe:
Mahnmal zur Erinnerung
an die in der NS-Zeit deportierten jüdischen
Saarländer
Über Rabbiner Dr. Lothar Simon Rothschild (Rabbiner von
1935 bis 1938) Anmerkung: Rabbiner Dr. Lothar Simon Rothschild (geb. 1909 in Karlsruhe,
gest. 1974 in St. Gallen): studierte von 1928 bis 1933 in Breslau und in Basel;
1935 bis 1938 Oberrabbiner für Saarbrücken und das Saarland, 1938 in die
Schweiz emigriert, wo er zunächst als Leiter der Flüchtlingshilfe Basel tätig
war; seit 1940 Lehrbeauftragter und Dozent an der Universität Zürich sowie in
St. Gallen, 1943 bis 1968 Rabbiner in St. Gallen, 1968 bis 1974 Rabbiner in
Kreuzlingen.
Rabbiner Dr. Lothar Rothschild verlässt Saarbrücken (1938)
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 4. November 1938:
"Rabbiner Dr. Lothar Rothschild, der das Rabbinat der
Synagogengemeinde Saarbrücken und das Bezirksrabbinat für das
Saarland seit dem 1. Januar 1935 versehen hat, hat dieser Tage seinen
Wohnsitz nach der Schweiz verlegt. In einer verhältnismäßig kurzen,
aber ereignisreichen Zeit, in der die Zahl der Gemeindemitglieder auf ein
Zehntel ihres Bestandes zurückging, hat Herr Dr. Rothschild die Aufgaben
seines Amtes mit tiefem Verständnis für die Sorgen und Nöte jedes
Einzelnen und steter Hilfsbereitschaft ausgeübt. Insbesondere galt seine
Sorge der Förderung der Jugendlichen. Als Redner hat sein Name weit über
den Kreis seiner Gemeinde hinaus Anerkennung gefunden. Dr. Rothschild
gehörte dem Rat des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden und
auch dem Rat der Reichsvertretung der Juden in Deutschland an. (Der
'Jüdischen Rundschau' entnommen).
Den Leser des 'Jüdischen Gemeindeblattes' ist Rabbiner Dr. Rothschild
durch seine lehrreichen und interessanten Beiträge
bekannt."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. Juli 1889: "Wittlich,
8. Juli (1889). Lehrerkonferenz. Am 9. und 10. Juni dieses Jahres
hatten sich zu St. Johann an der Saar die Mitglieder des Verbandes
israelitischer Lehrer und Kultusbeamten Süddeutschlands zur Abhaltung
der jährlichen Generalversammlung zahlreich eingefunden. Programmmäßig
um 11 Uhr eröffnete der I. Vorsitzende Herr Eppstein - Hoppstädten
die Verhandlungen, die Anwesenden, besonders auch die Herren Rabbinen
Dr. Goldschmidt - Hoppstädten,
Dr. Mayer - Zweibrücken
und Dr. Zuckermandel - Trier
herzlich willkommen heißend. In dem auf das Vereinsjahr geworfenen
Rückblick gedachte er mit warmen Worten des geliebten, unvergesslichen,
hochseligen Kaisers Friedrich, zu dessen Andenken sich die Anwesenden
ehrfurchtsvoll von den Sitzen erhoben. Ebenso ehrten die Versammelten das
Andenken des verstorbenen Kollegen Baum - Bosen.
Der Unterzeichnete gab alsdann über die Vereinskasse Rechenschaft, worauf
ihm Decharge (= Entlastung) erteilt wurde. Alsdann ward der bisherigen
Vorstand wieder gewählt und besteht demnach aus den Herren Eppstein
- Hoppstädten als I., Nußbaum
- Trier als II. Vorsitzenden und Nußbaum
- Wittlich als Kassierer und Schriftführer.
Inzwischen erschienen Herr E. Lyon mit zwei Vorstandsmitgliedern
der Gemeinde St. Johann - Saarbrücken. Erster begrüßte die
Versammlung, wünschend, dass die Verhandlungen
zum
Wohle und Gedeihen der Schulen geführt werden mögen. Sodann begrüßte
auch Herr Dr. Zuckermandel - Trier
als Delegierter des Deutsch-Jüdischen Gemeindebundes namens desselben die
Versammlung, das gedeihliche Wirken des Bundes für Gemeinde, Schule und
Lehrer hervorhebend und die Versammelten auffordernd, den genannten Bund
und seine Institutionen nach Kräften zu unterstützen. Somit erledigte
sich Punkt I der Tagesordnung und es erhielt Herr Heß - Saarwellingen
das Wort zu seinem Vortrage: 'Die zwei untersten Jahrgänge in der
Religionsschule.' ... Der Vorsitzende dankte dem Referenten für
seine vortrefflichen Ausführungen und eröffnete die Debatte, die
äußerst lebhaft und erregt geführt wurde. Es war den Meisten - weil ein
ganz neues Verfahren - das eigentliche 'Wie?' unklar und daher ward der
Wunsch ausgesprochen, bei Gelegenheit der nächstjährigen Konferenz eine
Lehrprobe darüber abzuhalten. Die Versammlung einigte sich schließlich
in der von Herrn Nußbaum - Trier
im Anschluss an den Vortrag vorgeschlagenen These, dass der hebräische
Leseunterricht erst mit dem zweiten Schuljahre beginnen will...
Um 4 1/2 Uhr wurden die Verhandlungen fortgesetzt und es erhielt Herr
Dr. Zuckermandel - Trier das Wort zu
seinem Referate 'Spruchbuch'. In 1 1/4-stündiger Rede (dieselbe erscheint
gegenwärtig im 'Israelitischen Volksblatte'), verbreitete sich der
Referent über folgende Punkte: die Notwendigkeit der Religionslehre, die
Quellen derselben, die Gebote enthalten alle Glaubens- und Sittenlehren,
die Konzentrierung von biblischer Geschichte, Religionslehrer und
Hebräisch, das Spruchbuch als Mittel hierzu, die Kritiken über dasselbe
in den verschiedenen israelitischen Blättern und die Methode beim
Gebrauche. Im Anschluss hieran nah die Versammlung folgende von Herrn
Redakteur Nußbaum - Trier
vorgeschlagene These an: 'Der Verein israelitischer Lehrer
Südwest-Deutschlands erachtet das von Dr. Zuckermandel - Trier
verfasste Spruchbuch wohl für geeignet, dasselbe beim Unterrichte in der
systematischen Religionslehre und beim biblischen Geschichtsunterricht
nutzbringend zu verwerten.' Sodann hielt Herr Leeser - Forbach
(Lothringen) einen mit allseitigem Beifall aufgenommenen, geistvollen
Vortrag über systematischen
Religionsunterricht...
Wie der rheinisch-westfälischen Konferenz, die an denselben Tagen in
Dortmund tagte, war eine telegraphische Begrüßung ausgetauscht worden.
Damit endeten die Verhandlungen des ersten Tages. Die Sitzung des
nächsten Tages begann Morgens 8 Uhr mit dem Vortrage: 'Zur Methode des
Gebetübersetzens' von Herrn Vorsitzenden Eppstein - Hoppstädten...
... Das Korreferat hatte Herr Bachenheimer - Kirn
übernommen. Der Referent betont, dass Kinder, die kurze Zeit aus der
Schule entlassen sind, sehr viel vom Gebetübersetzen vergessen haben, was
wohl eine Folge des mechanischen Übersetzens sei. Daher sei es dringende
Forderung, den Inhalt der Gebete, die Worterklärung, Grammatik etc.
gründlich zu behandeln....
Als weitere Punkte für die am 13. und 14. April nächsten Jahres in Saarlouis
abzuhaltende Generalversammlung wurden noch folgende Vorträge
festgesetzt: 'Zur Fortbildungsfrage der Religionslehrer in
jüdisch-wissenschaftlicher Beziehung'. Referenten die Herren Dr.
Goldschmidt - Hoppstädten und
Dr. Zuckermandel - Trier. Ferner
'Über biblische Geographie und Chronologie'. Referent Herr Sender
- Tholey....
Inzwischen war die Stunde so weit vorgerückt, dass die Konferenz
geschlossen werden musste. Der Vorsitzende bekundet den regen Aufschwung,
den der Verein und die Versammlungen genommen, dass fleißig und
gewissenhaft gearbeitet wurde, dass man sich bekämpft und - vertragen
habe. Die gehörten pädagogischen Anschauungen mögen nun aber auch
nutzbringend in der Schule verwertet werden. Ferner startet Redner den
Lehrern seinen Dank ab für die Unterstützung in der Geschäftsführung,
den Herren Rabbinen, die an den Verhandlungen so regen Anteil genommen und
belebend und belehrend in die Debatte eingegriffen und bittet den
Vertreter des Deutsch-Jüdischen Gemeindebundes, den Dank der Versammlung
für die geleistete Subvention dem Bunde zu übermitteln. -Besonderen Dank
noch dem Herrn Kollegen Tiefenbronner - St. Johann für
seine Bemühungen beim gelungenen Verlauf der Konferenz. Herr Dr.
Goldschmidt - Hoppstädten
erbat sich das Wort, um dem Vorsitzenden für seine geschickte, objektive
und konsequente Leitung der Verhandlungen die gebührende Anerkennung
auszusprechen. Nachdem noch den beiden Beisitzern für ihre Bemühungen
der Dank der Versammlung ausgesprochen war, wurden mit einem 'Hoch' auf
den Verein die Verhandlungen geschlossen. R. Nußbaum (Wittlich),
Schriftführer."
Lehrerkonferenz in St. Johann - Saarbrücken
(1892)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Juli 1892: "Wittlich,
8. Juli (1892). Die Jahresversammlung des Vereins israelitischer Lehrer
und Kultusbeamten Südwestdeutschlands fand am 5. und 6. Juni in St.
Johann an der Saar statt. Herr Eppstein - Hoppstädten,
der Vorsitzende des Verbandes, eröffnete die Sitzungen mit der
Begrüßung der Erschienenen und Erstattung des Jahresberichtes. Der
Deutsch-Israelitische Gemeindebund zu Berlin spendete auch in diesem Jahr
zu den Konferenzausgaben 100 Mark, wofür demselben der gebührende Dank
ausgesprochen ward. Nachdem über die Kassenverhältnisse berichtet
worden, wählte man den bisherigen Vorstand wieder. Die kurze Zeit bis zum
gemeinschaftlichen Mittagsmahl ward mit freuen Besprechungen aus dem
Gemeindeleben ausgefüllt. Gegen drei Uhr erhielt alsdann Herr Dr.
Löwy -Birkenfeld das Wort zu seinem
Vortrage: 'Auf welche Weise lässt sich das Zeremonialgesetz für das
sittliche Empfinden des Kindes verwerten?' Derselbe gipfelte in folgenden
Thesen, die Annahme fanden: 1. Das Zeremoniale ist dazu geeignet, das
sittliche Empfinden des Kindes wie auch des Erwachsenen zu fördern und zu
kräftigen. 2. Dieses Ziel wird erreicht durch Verinnerlichung und
geistige Durchdringung der Zeremonien. Am Schlusse des ersten
Konferenztages ward noch bestimmt, dass die nächstjährige Versammlung am
23. und 24. Mai in Koblenz stattfinden
soll. In der Frühe des zweiten Tages besichtigten viele Konferenzbesucher
das nahe bei Saarbrücken gelegene 'Ehrental' und die Spicherer Höhen mit
den Schlachtdenkmälern. Gegen 8 1/2 Uhr wurden die Beratungen fortgesetzt
und Herr Salomon - Trier sprach
über das Thema: 'Wie kann sich der jüdische Religionslehrer in und
außer der Schule an der Bekämpfung des Antisemitismus beteiligen?' An
den schwungvollen Vortrag schloss sich eine lebhafte Debatte, deren
Resultat die Annahme folgender Sätze war: Es ist die Aufgabe des
jüdischen Religionslehrers, 1. im gesellschaftlichen und öffentlichen
Leben überall, wo eine sachgemäße Erörterung angebracht erscheint,
für die angegriffene Ehre den Judentums und seiner Bekenner einzutreten,
2. aber auch in der Schule und auf der Kanzel alle Auswüchse im
gesellschaftlichen und geschäftlichen Gebaren seiner Glaubensgenossen zu
bekämpfen, um auch hier dem Antisemitismus jeden Vorwand zu nehmen. Aus
den sich hieran anschließenden 'freien Besprechungen' sind besonders hervorzuheben:
1. Gründung von Literatur-Vereinen zur Pflege der jüdischen Literatur
und Geschichte; eventuell könnten die bestehenden Chevrot (Vereine)
nach dieser Seite hin erweitert und die Chevrot-Vorträge auch auf
jüdische Geschichte etc. ausgedehnt werden. 2. Ausarbeitung der
jüdischen Geschichte in volkstümlichen Geschichtsbildern zur
Bereicherung der nach dieser Seite hin noch sehr mangelhaften billigeren
Jugend- und Volksliteratur. - Gegen 12 Uhr schloss der Vorsitzende die
Verhandlungen."
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Kantors
sowie der Stelle des Schochet
1892
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Februar 1892:
"Die Kultusgemeinde des Kreises Saarbrücken sucht sofort einen
musikalisch gebildeten Kantor und Religionslehrer, welcher befähigt sein
muss, einen Synagogenchor zu leiten, wie auch Predigten zu halten. Gehalt
2.000 Mark pro Jahr. Nebeneinkommen ca. 600 Mark.
Ferner einen Schochet, welcher als Hilfskantor zu fungieren hat.
Garantiertes Einkommen 1.500 Mark pro Jahr. Offerten sind zu richten an Den
Vorstand."
Hinweis auf den 1930 bis 1936 in Saarbrücken tätigen
Lehrer und Kantor
Siegmund Friedemann (1902-1984)
Über
den Lebenslauf von Kantor Siegmund Friedemann informiert ein
französischer Artikel von Joë Friedemann in judaisme.sdv.fr: Link
zu diesem Artikel (auch als
pdf-Datei eingestellt)
Siegmund Hachenburg ist am 3. April 1902 in Altstadt-Hachenburg geboren.
Er ließ sich am "Bildungsseminar für Jüdische Lehrer" in
Hannover ausbilden. Nach abgeschlossenem Studium war er in Camberg
tätig, anschließend in Wallau. 1926
trat er Stelle des Lehrers und Kantors in Merzig
an. Hier heiratete er Herta geb. Kahn. Seit 1930 war er in Saarbrücken
tätig. Nachdem durch den Saarbrücker Rabbiner Dr. Rulf zu Beginn der
NS-Zeit eine jüdische Grundschule begründet worden war, unterrichtete
Friedemann an dieser Schule. Im Oktober 1936 trat er in den Dienst der Gemeinde von Saverne
(Zabern). Nach dem deutschen Einmarsch folgten Jahre, die durch
Internierung, Flucht und ständige Bedrohung geprägt waren. Seit 1946
wieder im Dienst von Gemeinden im Bereich Elsass-Lothringen: Sarrebourg,
Belfort und Sarreguemines.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. März
1910: "Saarbrücken, 16. März 1910. 'Geht's nicht mit
dem Verbot, so geht's vielleicht mit der Gebührenschraube', so dachte
wohl ein von dem Direktor des städtischen Schlachthofes 'inspirierter' Stadtvater,
Herr Schlosser, der kürzlich in der Stadtverordnetensitzung den Antrag
stellte, für das Schächten eine höhere Schlachthausgebühr zu erheben,
wie es in der Begründung des Antrags hieß, beim Schächten das
Niederwerfen des Viehs eine 'größere Abnützung der Winden' bedinge. Da
unser Glaubensgenosse Stadtverordneter Israel aber diese Gründe
gründlich wiederlegte, so zog es Herr Schlosser vor, nicht erst die
Ablehnung seines Antrages abzuwarten, sondern zog ihn schleunigst
zurück."
Vortragstätigkeit des "Hilfsvereins" (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1910:
"Saarbrücken, 29. April (1910). Auf Einladung des Vorstandes
der Synagogengemeinde fand im großen 'Tannhäuser'-Saale eine Versammlung
von Mitgliedern der hiesigen sowie auch einiger Nachbargemeinden statt, in
welcher Herr Siegmund Bergel aus Berlin einen Vortrag über das
Thema 'Die Juden im Osten und Westen' hielt. Herr Rechtsanwalt Albert
August begrüßte die Versammlung in warmen Worten, wies auf die
Notwendigkeit der Begründung des Hilfsvereins hin und erteilte dem Redner
das Wort. In großen Zügen schilderte dann Herr Bergel die politischen
und sozialen Verhältnisse der Juden des Westens, um desto länger bei den
Juden des Ostens zu verweilen. Die Notlage der russischen und rumänischen
Juden und die furchtbaren Katastrophen der letzten Jahre in Russland
machten eine planmäßige Hilfsarbeit nötig. Die jüngsten Nachrichten
aus diesem Lande der Unkultur lassen leider wieder Schlimmes befürchten.
Der Hilfsverein habe auch wesentlichen Anteil an dem Hilfswerke zugunsten
des namenlos elenden jüdischen Proletariats in Galizien, und zwar durch Einführung
von Hausindustrie (Haarnetzarbeiten, Spitzenklöppelei). Der Vortrag klang
in einen warmen Appell an de Bewährte Mildtätigkeit aus, dem von Seiten
der Anwesenden durch Einzeichnung als Mitglieder in die aufgelegten Listen
zahlreich entsprochen wurde. Der Hilfsverein hat bereits seit seiner
Begründung hier eine große Zahl von Mitgliedern. Diese bilden mit den
neugewonnenen Mitgliedern jetzt eine eigene Ortsgruppe Saarbrücken. Zu
ihrem Vorstand gehören die Herren Rechtsanwalt A. August, G.
Scheuer, J. Köster, J. Jacobsohn und J. Lissner."
Überfall einer Festversammlung des Ostjüdischen Vereins durch
Nationalsozialisten (1930)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930:
"Saarbrücken. In einer Festversammlung des Ostjüdischen Vereins
drangen Nationalsozialisten ein und überfielen die Festteilnehmer, sodass
das Überfallkommando alarmiert werden musste. Mehrere Personen wurden
schwer verletzt."
Antijüdischer Boykott im Saargebiet (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni
1933: "Antijüdischer Boykott im Saargebiet.
Saarbrücken, 16. Juni 1933. Im Saargebiet hat eine Bewegung zur
Boykottierung jüdischer Geschäftsleute eingesetzt. Es werden Flugzettel
verteilt, in denen es als Pflicht jedes 'guten Saarländers' bezeichnet
wird, in jüdischen Geschäften nicht einzukaufen. Die Saarbrückener
Zeitung hat den jüdischen Buchhändlern und Zeitungsverkäufern
mitgeteilt, dass ihnen das Blatt nicht mehr zwecks Weiterverkaufs
zugestellt werden wird. Als Gegenmaßnahme gegen diese Boykottbestrebungen
haben die Eigentümer der betroffenen Geschäfte beschlossen, sich nur
noch unabhängiger Zeitungen als Insertionsorgane zu bedienen. Es herrscht
allgemeines Erstaunen darüber, dass die internationale
Regierungskommission bisher noch keinerlei Maßnahmen zur Bekämpfung der
Boykottbewegung getroffen hat."
Die Zahl der jüdischen Einwohner im Saarland ist stark zurückgegangen (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar
1937: "Saarbrücken, 6. Februar (1937). Einer Bemerkung im
'Nachrichtenblatt der Synagogengemeinden des Saarlandes' ist zu entnehmen,
dass der Plan besteht, alle nicht mehr lebensfähigen jüdischen Gemeinden
im Saarland zu einer neuen Gemeinde zusammenzuschließen. Dabei soll der
Besitzstand der einzelnen Gemeinden so verwertet werden, wie es im
Interesse der Gemeinden und der gesamten saarländischen Judenheit liegt.
Es besteht die Absicht, neben der engeren Zusammenarbeit der Gemeinden als
solchen auch die einzelnen Menschen dadurch zu stärken, dass sie das
Empfinden haben, wieder einer geschlossenen Gemeinde anzugehören.
Bekanntlich ist die Zahl der Juden im Saarland im Verlaufe des letzten
Jahres sehr zurückgegangen."
Mitteilung
in der Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1898:
"In St. Johann an der Saar starb der Mitbegründer und Mitinhaber des
Bankhauses Lazard, Brach und Co., M. Lazard, 57 Jahre alt. Er war erster
Vorsitzender des Vorstandes der israelitischen Gemeinde, Kreistagsmitglied
und Stadtverordneter und in den 70er- und 80er-Jahren auch Mitglied der
Handelskammer."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28.
Januar 1898: "St. Johann - Saarbrücken, 17. Januar (1898). Unter
überaus großer Anteilnahme seitens der Behörden, Bürgerschaft sowie
der ganzen Gemeinde wurde vergangenen Freitag unser erster Vorsteher, Herr
Myrtil Lazard zu Grabe getragen. Der Heimgegangene, der fast ein
Vierteljahrhundert dem Vorstand angehörte und sein 1888 den Vorsitz in
demselben führte, stand bei der hiesigen Bevölkerung in hohem Ansehen.
Seit 1893 Mitglied des Stadtrat, hat er sich durch seine Fähigkeiten,
besonders in Finanzangelegenheiten, große Verdienste erworben. Unser
Bürgermeister, Herr Dr. Neff, gab daher auch dem Verlust, der die Stadt
betroffen, in der für Donnerstag anberaumten Stadtverordnetensitzung in
beredten Worten Ausdruck und vertagte dieselbe zu Ehren des
Hingeschiedenen bis nach der Bestattung. Besonders schwer aber wird der
Verlust dieses ausgezeichneten Mannes von unserer Gemeinde empfunden. Es
würde über den Rahmen dieses kurzen Berichtes hinausgehen, wollte ich
alle Verdiente aufzählen, die der Verstorbene um dieselbe sich erworben.
Möge der Allgütige die trauernde Familie, die so jäh ihrer Krone
beraubt worden, und die Gemeinde ob des Verlustes ihres Oberhauptes trösten.
Das Andenken des Dahingeschiedenen wird unauslöschlich bei uns fortleben.
Er ruhe in Frieden!"
Auszeichnung für Gabriel Scheuer, Vorstandsmitglied des
Kriegervereins und Vorsteher der jüdischen Gemeinde (1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 10. Februar 1905: "Anlässlich der Ordensfeier
hat Herr Gabriel Scheuer in Saarbrücken den Kronenorden IV. Klasse
erhalten. Derselbe ist seit 25 Jahren Vorstandsmitglied des dortigen
Kriegervereins und seit langer Zeit auch Vorsteher der jüdischen
Gemeinde."
Zum Tod von Henriette Weil geb. Lyon (1904)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar 1905: "St.
Johann a. Saar, 31. Dezember 1904. Eine wackere Frau unserer Gemeinde
wurde am 26. dieses Monats (26. Dezember 1904) zu Grabe getragen. Frau
Henriette Weil geb. Lyon ist im Alter von 62 Jahren ihrem
Familienkreise und unserer Gemeinde entrissen worden. Die Verstorbene hat
sich im glorreichen Feldzuge von 1870/71 durch die freiwillige Pflege
Verwundeter und Kranker große Verdienste erworben, wofür sie mit der
Kriegsdenkmünze für Nichtkombattanten dekoriert worden ist. Eine weitere
Anerkennung dieser ihrer Liebestätigkeit wurde ihr später durch die
Verleihung der Jubiläumsmedaille, anlässlich des 100. Geburtstages
weiland Kaiser Wilhelms des Großen, zuteil. Ehre ihrem
Andenken!"
Hervorragende Leistungen im Schwimmen zwei jüdischer Jugendlicher (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9.
September 1911: "Bei dem vergangene Woche in Saarbrücken
stattgefundenen Preisschwimmen des dortigen Schwimmklubs haben der Sohn
und die Tochter des Großviehhändlers Moses Marx je einen zweiten
Preis bekommen, und zwar hat Arthur Marx den zweiten Herrenpreis
und Fräulein Alice Marx den zweiten Damenpreis, bestehend in
schönen Objekten, errungen. Beide haben die Strecke von Bahnhof Brebach
bis neue Brücke Saarbrücken, 4.000 Meter, ohne Pause
durchschwommen."
Hugo Lyon erhält das Eiserne Kreuz (1916)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. November
1916: "Saarbrücken. Leutnant und Kompanieführer der Maschinen-Gewehr-Kompanie
des Infanterie-Regiments Nr. 25, Hugo Lyon, Sohn des Kaufmanns Alfons
Lyon, erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse."
Über die Sängerin Cora Eppstein (geb. 1900 in
Metz, ab 1910 in Saarbrücken, ab 1930 in Berlin, gest. 1939 in Paris) und
ihre Familie Dazu ist eingestellt ein Beitrag von Rolf Michael Mayer "HaLevi
- Eppstein - Eppler - Mayer. Vier Namen - eine Familie".
Über Esther Bejarano (geb. 1924 in
Saarlouis, Vater Rudolf Loewy war ab 1925 Oberkantor in Saarbrücken)
Esther
Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des
Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in
Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie nach Saarbrücken, wo ihr
Vater fortan als Oberkantor tätig war. 1936 verzog die Familie nach
Ulm, wo er eine neue Stelle als Kantor
fand. Nun besuchte Esther Loewy das
Jüdische Landschulheim Herrlingen. Ihre Geschwister konnten alsbald
emigrieren, Esther blieb allein bei ihren Eltern, die nach
Neu-Ulm zogen. Ihre Eltern versuchten
auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater wurde 1939 nach
Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte ein
zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern wurden
im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943 von
Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen
Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer
erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück
überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die
Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1878:
"Für mein Manufaktur- und Konfektions-Geschäft suche ich für
sofort einen angehenden Commis, sowie einen mit den nötigen
Schulkenntnissen versehenen Lehrling. Samstags geschlossen. Kost und Logis
im Hause.
M. Kronenberger, Dudweiler bei Saarbrücken."
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Jacob Kahn in Brebach (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1890: "Ich
suche für mein Manufakturwarengeschäft einen tüchtigen Commis und einen
Lehrling. Jacob Kahn, Brebach an der Saar."
Anzeige des Hamburger Engros-Lagers S.A. Israel & Co. (1895)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1895:
"Lehrling.
Wir suchen zum baldigen Eintritt einen Lehrling aus achtbarer Familie,
Offerten an S.A. Israel & Co. Hamburger Engros-Lager, St. Johann
(Saar)."
Anzeige von Frau Wolff in Dudweiler (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1900: "Tüchtige
Haushälterin suche ich für sofort, da ich durch Geschäft
verhindert, mich mit Haushalt zu befassen. Frau Wolff, Firma: Hanau & Co., Dudweiler."
Schneidermeister Moses David in
Völklingen sucht einen Gesellen (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1900: "Suche
sofort einen jungen, jüdischen Schneidergesellen. Moses David,
Schneidermeister in Völklingen bei Saarbrücken".
Anzeige von Max Hanau in St. Johann (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. August 1903: "Suche für September ein jüdisches Mädchen,
welches kochen kann und schon gedient hat, sowie im Besitze von guten
Zeugnissen ist. Max Hanau, St. Johann an der Saar, Futterstraße 8."
Todesanzeige für Hermann Köster (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 1. Mai 1924: "Am 22. April entschlief sanft mein lieber Mann,
unser guter Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Hermann Köster im 65. Lebensjahre. Saarbrücken, Augsburg, den 25. April 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Betty Köster geb. Schönberg Paul Köster Elfriede Jüngster
geb. Köster Hugo Jüngster".
Geburtsanzeige von Carry Nissenbaum (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1925: "Gott
sei gepriesen.
Die glückliche Geburt einer gesunden Tochter Carry zeigen
hocherfreut an
Moses Nissenbaum und Frau Manja geb. Marschallik.
Saarbrücken III, 14. August 1925. Gustav Bruchstraße
59."
Nach der Emigration: Verlobungsanzeige für Senta Herz
und Arnold Ermann (1944)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 10. März 1944:
"Senta Herz. Cpl. Arnold Ermann.
Engaged Purim 1944.
515 W. 170th Street New York City (formerly Saarbrücken)
685 Sterling Pl. Brooklyn, N.Y. (formerly Kyllburg)."
Nach der Emigration: Anzeige der Barmizwah von Manfred
Kirchheimer (1944)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944:
"Die Barmizwah unseres Sohnes
Manfred findet am 11. März 1944
in der Synagoge Ahavath Torah 2024 Amsterdam Ave.,
statt.
Bert Kirchheimer und Frau Hanna geb. Stein (früher Saarbrücken,
Dortmund, Bremerhaven)
56 Ft. Washingt. Ave., Apt. 65, N.Y.C."
Weitere Dokumente zur jüdischen Geschichte (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
Postkarte
aus der Familie von
Victor Cohen aus
Saarbrücken an Jacob Apt
in Pattensen (1924)
Die
Karte mit Grüßen zum (jüdischen) Neujahr wurde am 28. September 1924
aus der Familie von Victor Cohen (Saarbrücken) verschickt, der sich
nach dem rückseitigen Text damals zur Kur (?) in Bad Nauheim befand
(gestorben am 21. Juli 1925 und beigesetzt im jüdischen
Friedhof Saarbrücken, Dokumentation
Steinheim-Institut). Die Bemerkung auf der Rückseite, "Victor bleibt noch 8 Tage,
er fühlt sich ganz wohl, wenn es nur standhält", lässt vermuten, dass er
gesundheitliche Probleme hatte. Der Empfänger der Karte war Jacob Apt.
Dieser war nach seinem Umzug aus seinem Geburtsort Niederaula
von 1893 bis 1930 Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde in Pattensen. Jacob Apt war der Schwager von Victor Cohen. Riekchen Apt war eine
Schwester von Victor Cohen. Der letzte Gruß auf der Vorderseite in Sütterlin-Schrift
zeichnet eine Trude. Victor Cohen hatte eine Tochter mit Namen Trude.
Link:
auf der Website www.juden-in-pattensen.de
eine Seite
zum "Lebensweg von Jacob Apt".
Ein erster Betsaal lässt sich 1831 im Haus
des Bankiers Moritz Simon, der bis 1857 Vorsteher der jüdischen Gemeinde war,
in der damaligen Hintergasse 30 (heute Nr. 2) nachweisen. Um 1860 war ein Betsaal in der Talstraße eingerichtet, 1870 einer im
Haus des Lehrers Peter Lemmes in der damaligen Allestraße 12 (heute Nr. 3). Ab
1882 stand der Riehm'sche Saal in der Bahnhofstraße 22 (heute Nr. 4) für die
Gottesdienste der Gemeinde zur Verfügung.
In den 1880er-Jahren wurde der Bau einer Synagoge geplant. Architekt
Friedrich Mertz aus Saarbrücken - St. Johann zeichnete 1888 die Pläne. 1889 fand
die Grundsteinlegung statt. Am 22. November 1890 konnte die Synagoge
feierlich eingeweiht werden. In der Synagoge war zunächst ein Harmonium,
später eine Orgel eingebaut.
Architekt Mertz hat einen zweigeschossigen zentralisierenden Kuppelbau als
Synagoge entworfen. Im Hauptraum gab es für die Männer eine Bestuhlung mit 166
Plätzen, auf der Empore für die Frauen 114 Plätze.
Einweihung der Synagoge in Saarbrücken - St. Johann
(1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4.
Dezember 1890: "St. Johann, 22. November (1890). Die
Feierlichkeit anlässlich der Einweihung der neuen Synagoge dahier
vollzog sich gestern Nachmittag programmgemäß. Gegen 2 1/2 Uhr
versammelten sich die israelitischen Gemeindemitglieder und ihre Gäste
vor dem Portale des im Festschmuck prangenden Baues, mit ihnen die
eingeladenen Festgäste, darunter Herr
Landrat zur Nedden, die Bürgermeister und Beigeordneten unserer
Städte, Mitglieder der Stadtverordneten-Kollegien von St. Johann und
Saarbrücken, desgleichen von Malstatt-Burbach, die Geistlichkeit der
anderen Konfessionen, Vertreter der Militärbehörde, Schulvorstände und
andere mehr. Vor Eintritt in das Gotteshaus hielt der Vorsitzende des
Synagogen-Vorstandes, Herr Bankier M. Lazard, eine kurze Ansprache,
worin er zunächst die Behörden und Festteilnehmer begrüßte und ihnen
für ihr zahlreiches, Interesse an der Feier bekundendes Erscheinen
dankte, weiterhin des Beginnes des Baues gedachte und den Architekten, die
denselben geleitet, sowie Allen, die ihn gefördert und an ihm
mitgeholfen, seinen Dank aussprach. Zum Schluss bat er Architekten
Mertz, die Schlüssel zur Eingangstüre dem Herrn Rabbiner zu
übergeben, welchem Wunsche jener mit einigen Worten der Anerkennung für
alle Diejenigen entsprach, welche ihn bei dem Bau unterstützt. Herr
Rabbiner Dr. Frank aus Köln öffnete sodann die Tür in das Innere
des im Kerzenglanz erstrahlenden Gotteshauses, das in kurzer Zeit bis auf
den letzten Platz gefüllt war. Den nun folgenden Festgottesdienst leitete
ein Präludium auf dem einstweilen die Stelle der Orgel vertretenden
Harmonium ein. Unterdessen holten der Rabbiner und die beiden Vorbeter die
vier Toraträger in dem Vorzimmer ab und stellten sich mit denselben im
Halbkreis vor der heiligen Lade auf. Nach dem Begrüßungsgesang des
Synagogenchors und des Vorbeters, Herrn Oberkantor Feibelmann aus
Kaiserslautern, eines geschulten, künstlerisch ausgebildeten Sängers
- wie wir erfahren, hat derselbe vor einigen Jahren in Ems
vor dem hochseligen Kaiser Wilhelm I. gesungen - der mit seiner
wohlklingenden kräftigen Stimme und mit schön nuanciertem Vortrag die
betreffenden Gebete in hebräischer Sprache sang, folgte der Umzug der
Toraträger unter Gesängen der beiden Ebengenannten und schließlich das
Einsetzen der Torarollen in das Allerheiligste. Ein Dankpsalm des
Rabbiners beendete diesen Teil der gottesdienstlichen Handlung. Den
nächsten leitete deutscher Gesang ein: ein Terzett und ein Chor mit Soli,
beide Kompositionen aus der 'Schöpfung' von Haydn, einstudiert und
geleitet von Herrn Musikdirektor Pluge, dem Dirigenten des
Synagogenchores. Die Festpredigt des Rabbiners war gleich gehaltvoll, wie
schön geformt, sie ermahnte nach einer an beherzigenswerten reichen
Einleitung die Gemeinde, stets eingedenk zu sein der vier schönen Gebote:
Liebe Deinen Gott, liebe Deinen Nächsten, liebe den Fremden und liebe
Wahrheit und Frieden! Daran knüpfte Redner eine Reihe von Betrachtungen,
welche nicht nur die Glaubensgenossen, sondern alle Konfessionen
berührten, jedoch immer wieder in Beziehung gebracht wurden zu der
eigentlichen Feier, der Weihe des Gotteshauses, von dem alle Liebe, alle
Wahrheit, alles Licht, aller Frieden ausstrahlen solle. Deutscher Gesang
des Synagogenchores folgte, worauf der Rabbiner das Gebet für König und
Vaterland und alsdann das eigentliche Weihegebet sprach. Unter den
Klängen des Harmoniums und des Chores verließen die Festteilnehmer das
Gotteshaus, das stets für unsere israelitischen Mitbürger eine Stätte
der Erbauung sein möge. Eine Fortsetzung der Festlichkeiten bildete eine
zahlreich besuchte Reunion in den schön dekorierten oberen Räumen des
'Tivoli'. Ein Konzert der Siebzigerkapelle wechselte mit Reden und Toasten
ab."
Die Synagoge war nur 48 Jahre
Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Saarbrücken. Aus dem Jahr 1925 liegt ein Bericht über einen
patriotischen Gottesdienst in der Synagoge vor:
Patriotischer Festgottesdienst in der Synagoge (1925)
Artikel
in der "Jüdisch-Liberalen Zeitung" vom 28. August
1925: "Saarbrücken (Jüdische Vaterlandsliebe). Dass die
Juden an der Grenzmark, im Saargebiet, in keiner Weise ihren Brüdern im
unbesetzten Deutschland nachstehen und sich an Vaterlandsliebe und
Anhänglichkeit an Deutschland von niemandem übertreffen lassen, bewies
der erhebende Verlauf der Jahrtausendfeier im ganzen Saargebiet und
insbesondere in Saarbrücken.
Es fand ein feierlicher Festgottesdienst in der Synagoge statt. Rabbiner
Dr. Jacob hielt die Festpredigt. Im Anschluss an das Wort des Propheten
Jeremia: 'Suchet das Wohl des Landes, in das ich Euch geführt habe und
betet dafür zu Gott, denn in seinem Wohl liegt Euer Wohl', zeigte er, was
der Rhein dem deutschen Volke bedeutet als ein herrliches Gut der Natur,
der Kultur und der Geschichte. Am Rhein haben sich Deutschtum und
Judentum, die sich in vielem verwandt sind, gefunden und verbunden. Ein
Symbol dafür ist, dass viele der schönsten und beliebtesten Rheinlieder
von Juden gedichtet sind. Der Redner schloss mit dem Wunsche, dass der
Rhein nicht der Schauplatz eines neuen Krieges werden möge, sondern eine
Brücke darstellen soll zwischen den großen Nationen Europas. 'Rhein und
Saar ewig deutsch'. In dieses Gelöbnis der Jahrtausendfeier stimmen auch
die Saarbrücker Juden freudig ein.
Die jüdischen Einwohner beteiligten sich durch Ausschmückung ihrer
Häuser, sowie ganz besonders durch sehr schöne Schaufensterdekorationen
und festliche Beleuchtung während der Nacht in hervorragender Weise am
Verlauf des Festes."
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge durch Brandstiftung zerstört. Der Abbruch der Brandruine erfolgte
1939.
1945 kam die Synagogengemeinde wieder in den Besitz des Gebäudes, die es
jedoch an die Stadt verkaufte. 1948/49 wurde auf dem ehemaligen
Synagogengrundstück ein Bankgebäude der Vereinsbank Saarbrücken
errichtet.
Die neue jüdische Gemeinde nach 1945 hielt
ihre Gottesdienste zunächst in verschiedenen Räumen der Stadt ab. 1947
begannen Überlegungen zum Bau einer neuen Synagoge. Für sie legte der
Saarbrücker Architekt Heinrich Sievers (1903-1967) im August 1947 einen ersten
Entwurf vor. Nach umfassenden Korrekturen an diesem ersten Entwurf begannen im
September 1948 die Bauarbeiten. Am 14. Januar 1951 konnte die Synagoge am
Beethovenplatz eingeweiht werden. Die Synagoge umfasst 248 Plätze. Sie steht
inzwischen unter Denkmalschutz. Die Saarbrücker Synagoge ist heute das Zentrum
des religiösen jüdischen Lebens der Synagogengemeinde Saar. Bis zu 1500
Menschen besuchen jedes Jahr das jüdische Gotteshaus im Rahmen von
Führungen.
Standorte der Synagogen:
Synagoge 1890 - 1938: Futterstraße 25/Kaiserstraße neue Synagoge seit 1951: Lortzingstraße / Beethovenplatz
Fotos: (Abbildungen aus der Publikation des Landesamtes s.
Lit.)
Die Pläne des
Architekten
Friedrich Mertz (1888)
Längsschnitt der
Synagoge
(links Toraschrein)
Fassade der
Synagoge
zur Kaiserstraße
Die Synagoge
(1938)
Blick
zur Synagoge von der Kaiserstraße - die Aufnahme rechts
ist eine Ausschnittvergrößerung des Fotos links
Eine Sendung des Saarländischen Rundfunks: "Der Kantor und die Synagoge -
Jüdischer Alltag in Saarbrücken": Die Heilige Schrift der Juden, die
Tora, kennt insgesamt 613 Ge- und Verbote, an die sich die Gläubigen ganz genau
halten müssen. Am Samstag, dem Shabbat, dürfen sie beispielsweise nicht arbeiten
- und zwar gar nichts. Konkret heißt das: kein Autofahren, kein Handy, ja sogar
noch nicht einmal einen Lichtschalter anmachen. Wir besuchen die Synagoge am
Saarbrücker Beethovenplatz um herauszufinden, wie sich jüdisches Leben heute mit
den 3000 Jahre alten Regeln in Einklang bringen lässt. Der Kantor der
Synagogengemeinde Benjamin Chait zeigt uns die wertvollen Schriftrollen und gibt
Einblicke, mit welchen kleinen "Tricks" sich das Leben mit der Tora vereinfachen
lässt.
Wir entdecken in der Synagoge einen kleinen Einkaufsladen mit koscheren
Produkten und stellen in der Küche der Gemeinde fest, dass auch das jüdische
Kochen durch die vielen Speisevorschriften eine Wissenschaft für sich ist. Wir
begegnen dem Nachwuchs der Gemeinde und dürfen sogar ausnahmsweise bei einem
jüdischen Gottesdienst filmen.
Aber wir erfahren auch, wie die jüdische Gemeinde mit stärker werdenden
Anfeindungen, die im Anschlag von Halle ihren traurigen Höhepunkt fanden, umgeht
und wie sie sich vor Gewalt zu schützen sucht.
Ein mehr als spannender Einblick in den Alltag einer Religionsgemeinschaft, der
Nicht-Juden normalerweise verborgen bleibt.
Dieser Beitrag wurde am 03.04.2020 in der Sendung "Wir im Saarland - Die
Reportage" im SR Fernsehen ausgestrahlt. Link:
https://www.youtube.com/watch?v=iD70NKF3hb0 (oder Vorschaubild anklicken:).
November 2008: Gedenken
zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms 1938
Artikel
in der "Saarbrücker Zeitung" vom 10. November 2008: "350
Besucher gedenken der Pogromnacht. Vorsitzender der Synagogengemeinde
schlägt Runden Tisch gegen Antisemitismus vor". Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
März 2010:
In Saarbrücken werden "Stolpersteine" verlegt
Artikel in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 3. März 2010 (Artikel):
"Ab 10. März liegen 'Stolpersteine' in Saarbrücker Boden - Erinnerung an Opfer der Nazis
Saarbrücken. Er wurde aus seiner Wohnung in der Karcherstraße 17 gezerrt und brutal verprügelt. Die Folgen dieses Überfalls überlebte Max Hanau nicht. Der Jude, geboren im Jahr 1875, starb am 13. November 1938 an den Folgen dessen, was er in der Pogromnacht am 9. November 1938 in Saarbrücken erleiden musste.
An ihn und an 27 weitere jüdische Bürger, die im Saarbrücker Stadtteil St. Johann lebten und Opfer des Nazi-Regimes waren, soll nun öffentlich erinnert werden: mit so genannten
'Stolpersteinen' des Bildhauers Gunter Demnig. Dabei handelt es sich um zehn mal zehn Zentimeter große Betonsteine, die in den Bürgersteig vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Opfer eingelassen werden. Der obere Teil besteht aus einer Messingplatte. Die Inschrift darauf erinnert an die Person, die hier lebte – zu lesen sind der Name, das Geburts- und das Todesdatum. Und es ist anhand der Inschrift nachzuvollziehen, wie die Nazis diesem Menschen Leid antaten – ob dieser zum Beispiel in ein KZ deportiert oder eben, wie im Falle Max Hanaus, ein Opfer des Pogroms wurde.
Am Mittwoch, 10. März, werden die 'Stolpersteine' nach Saarbrücken kommen. Das erklärte jetzt Richard Bermann, der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, auf SZ-Anfrage.
'An diesem Tag wird Gunter Demnig 28 Steine in ganz St. Johann verlegen.' Der erste werde morgens um 9 Uhr am Rathausplatz 7 in den Boden eingelassen. Bermann:
'Finanziert wurden die Steine durch Spenden von Privatleuten und von zwei Parteien. 3000 Euro kamen zusammen, der Betrag reichte genau für 30
,Stolpersteine''. Verlegt werden allerdings nur 28 (siehe Artikel unten). Die Initiative, sie nach Saarbrücken zu bringen, kam von ihm selbst, erzählt Bermann. Große Hilfe habe er von der Stadt, besonders von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (die auch Schirmherrin ist), dem Kulturdezernenten Erik Schrader und der Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer bekommen.
Am Anfang der Recherche stand ein Ordner mit über 200 Namen, berichtet Bermann.
'Mosaiksteinartig' habe er zwei Jahre lang die Informationen zusammengesucht. Was nicht einfach gewesen sei. Bermann:
'Ich habe schließlich nur Namen genommen, bei denen alles zweifelsfrei nachweisbar
war.' Eigentlich sollten die nicht unumstrittenen Steine (die SZ berichtete) bereits im September verlegt werden. Doch da kam dem Künstler eine Ehrung dazwischen, erklärt Bermann:
'Ich bin froh, dass es nun soweit ist.'"
Juni 2010:
Bischof Ackermann besucht die
Synagoge
Artikel aus dem Pressedienst des Bistums Trier vom 7. Juni 2010 (Artikel):
"Bischof Ackermann besucht Saarbrücker Synagoge.
Saarbrücken - Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat im Rahmen seiner Visitation im Dekanat Saarbrücken am letzten Freitag auch die Synagogengemeinde Saar besucht und dort ein längeres Gespräch mit der Gemeindeleitung geführt. Der Vorsitzende, Richard Bermann, unterstrich in einem Grußwort, es handele sich um den ersten Besuch eines katholischen Bischofs seit der Gründung der Synagogengemeinde im Jahr 1946. Man sei dankbar für dieses besondere Zeichen der Verbundenheit."
Februar 2012:Auch in Völklingen sollen
"Stolpersteine" verlegt werden
Artikel in der "Saarländischen
Online-Zeitung" vom 3. Februar 2012 (Link
zum Artikel): "Projekt Stolpersteine in der Stadt Völklingen auf den Weg
gebrach - Aktion gegen das Vergessen
Völklingen – Ein Völklinger Aktionsbündnis hat das gleichnamige Projekt
'Stolpersteine' gemeinsam mit der Stadt Völklingen auf den Weg gebracht. Bei der Vorstellung im Neuen Rathaus nannte Oberbürgermeister Klaus Lorig das Projekt eine
'Aktion gegen das Vergessen'. Die Vertreter des Aktionsbündnisses Caroline Conrad und Andreas Hämer erläuterten während der öffentlichen Vorstellung, wie die Völklinger Initiative entstanden ist: Angeregt durch die bereits in vielen saarländischen Städten und Gemeinden verlegten Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunther Demnig entstand die Idee, dies auch in Völklingen auf den Weg zu bringen, um so den Blick auf die Opfer des Hitlerfaschismus zu lenken und sie zu ehren.
... Mittlerweile wurden über 31.000 Stolpersteine in ca. 670 Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn, Niederlanden, Belgien, Tschechien, Polen, Ukraine, Italien und Norwegen verlegt. Die geplante Aktion in Völklingen ist damit Teil eines international angelegten Gedenk-Kunstwerks des Künstlers Gunther Demnig. Sie erhält angesichts der im Dezember 2011 vom Völklinger Stadtrat verabschiedeten Resolution gegen rechte Gewalt noch eine zusätzliche, besondere Bedeutung.
Seit seiner Gründung hat das Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen die Schicksale von 20 Opfern recherchiert, zu denen Juden, Antifaschisten, Kommunisten, ein Schüler der damaligen
'Städtischen Oberschule für Jungen' (heute Albert-Einstein-Gymnasium), ein Kinderarzt aus Luisenthal sowie ein geistig behinderter, elfjähriger Junge gehören. Allein fünf Angehörige des derzeitigen Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar Richard Bermann, der während der Pressekonferenz seine Familiengeschichte umriss, wurden in Konzentrationslagern ermordet. Sie wohnten zuletzt in Völklingen..."
Hinweis: 2012 wurden 17
"Stolpersteine" in Völklingen verlegt.
November 2013:
Gedenken an den "Stolpersteinen" in
Völklingen
Artikel von Bernhard Geber in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 31. Oktober 2013 (Link
zum Artikel): "Völklingen
Stolpersteine erinnern an Hatz auf Juden. Völklinger Bündnis plant weitere Verlegeaktion – Am 9. November 75. Jahrestag der Reichspogromnacht
'Reichskristallnacht' nannten die Nazis verharmlosend die Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger am 9. November 1938. Dieser Reichspogromnacht und ihres 75. Jahrestags gedenkt nun das Aktionsbündnis Stolpersteine in Völklingen. Völklingen. 17 Stolpersteine sind inzwischen in Gehsteigen vor den früheren Wohnhäusern von Opfern des Nationalsozialismus in Völklingen verlegt. Diese Gedenksteine, Messingtafeln in der Größe von zehn mal zehn Zentimetern, gehen auf das überparteiliche Aktionsbündnis Stolpersteine zurück. Die Mitglieder des Aktionsbündnisses hatten sich zuletzt am 1. September, dem Antikriegstag, getroffen, um diese Tafeln systematisch zu putzen und aufzupolieren. In der Hoffnung, dass weiterhin kräftig Spenden fließen, plant das Bündnis laut Sprecherin Caroline Conrad fürs kommende Jahr eine weitere Verlegungsaktion.
Auftakt zur Hatz auf die jüdischen Mitbürger auch in Völklingen war die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Am kommenden 9. November steht der 75. Jahrestag dieser dramatischen Ereignisse ins Haus, und Caroline Conrad und das Aktionsbündnis erinnern aus diesem Anlass an die Opfer.
Damals kam es in Völklingen ebenso wie im gesamten Reichsgebiet zu Überfällen, Ausschreitungen und Verhaftungen gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Betroffen waren all jene, die bis dahin noch nicht geflüchtet waren. Tausende, auch die meisten Völklinger Juden, hatten aus Angst vor den Nazis bereits ihre Heimat verlassen. Conrad:
'Die Reichspogromnacht war dann das Fanal für den Beginn des Massenmordes an der jüdischen Bevölkerung.'
Das wohl bekannteste Völklinger Opfer des Pogroms vom 9. November 1938 war der Kinderarzt Dr. Rudolf Fromm aus Luisenthal. Der inzwischen verstorbene Heimathistoriker Dr. Luitwin Bies hat Dr. Fromms Schicksal eingehend erforscht: In der Nacht vom 9. auf den 10. November wurde von der örtlichen NSDAP eine Demonstration vor seinem Haus organisiert. Beschimpfungen wurden gerufen, Steine geworfen, das Haus verwüstet, er selbst und seine Haushälterin in so genannte Schutzhaft genommen. Dr. Fromm wurde ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, aus dem er im Januar 1939 wieder entlassen wurde unter der Voraussetzung, dass er 100 Reichsmark für die Rückreise nach Luisenthal bezahlt. Nach der Entrichtung von
'Reichsfluchtsteuer', 'Judenvermögensabgabe' und Kosten für 'Umzugsgut' in einer Gesamthöhe von mehreren tausend Reichsmark wanderte er in die USA aus, wo er 1946 im Alter von 52 Jahren starb.
Während Dr. Fromm letztlich noch entkommen konnte, begann für weitere Völklinger Juden am 9. November 1938 eine Hetzjagd bis hinein in den Tod. Der jüdische Schumacher Hermann Kahn und seine Ehefrau Klara wurden in der Reichspogromnacht verhaftet und nach Dachau gebracht. Als beide Ende Dezember nach Völklingen zurückkehrten, existierte ihr Laden in der Moltkestraße nicht mehr. Die Stadtverwaltung hatte ihn abgerissen. Das Ehepaar wurde genötigt, Völklingen 1939 zu verlassen. Im Dezember 1941 wurden Hermann und Klara Kahn ins Konzentrationslager Riga deportiert, wo sie ermordet wurden.
Auch Wilhelm Bermann, der in der Ludweiler Hauptstraße 60 (heute Völklinger Straße 60) eine Schneiderei führte, und seine Frau Berta wurden am 9. November 1938 überfallen und ausgeraubt, anschließend ebenfalls in so genannte Schutzhaft genommen und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nach der Flucht im Januar 1939 lebte das Ehepaar bis 1941 in Amsterdam, bis die Nazi-Schergen dort seiner habhaft wurden. Die beiden wurden in ein Lager verschleppt. 1943 wurden dann die Bermanns vom Lager Westerbork in das Konzentrationslager Sobibor deportiert. Dort wurden sie am 2. Juli 1943 ermordet.
Für 2014 ist eine weitere Verlegeaktion geplant, 'damit das Schicksal unserer jüdischen Mitbürger nicht vergessen wird und zugleich als Mahnung vor den Gefahren rassistischen und antidemokratischen
Gedankenguts'. Wer die Patenschaft für einen Stein übernehmen oder im Aktionsbündnis mitarbeiten möchte, wende sich bitte an Caroline Conrad, Tel. (0 68 98) 29 64 33. Spendenkonto bei der Stadtsparkasse Völklingen, BLZ: 59 051 090, Kontonummer 89 510 463 (Patric
Bies)."
August 2014:
In Völklingen werden weitere
"Stolpersteine" verlegt
Artikel von Bernhard Geber in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 18. August 2014: "Völklingen.
Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors. Am Dienstag kommen in Völklingen zu den bereits 19 verlegten Stolpersteinen acht neue hinzu
19 Stolpersteine in Gehsteigen erinnern bereits in Völklingen an Opfer des Nazi-Terrors. Am 19. August sollen acht weitere Stolpersteine und eine Stolperschwelle vor dem Weltkulturerbe hinzukommen. (Veröffentlicht am 18.08.2014)
Völklingen. Stolpersteine sind kleine Messingtafeln, die in die Gehsteige vor den früheren Wohnhäusern von Opfern des Nationalsozialismus eingelassen werden. Am Dienstag, 19. August, will das Völklinger Aktionsbündnis Stolpersteine acht weitere dieser Gedenktafeln setzen.
Die Aktion beginnt um 14 Uhr in der Burgstraße 17 auf dem Heidstock mit der Verlegung eines Gedenksteins für den jüdischen Studenten Benjamin Wang, der hier von Februar 1933 bis September 1935 wohnte.
Wie in allen anderen Fällen hat das Aktionsbündnis auch Wangs Schicksal so weit wie möglich recherchiert und schriftlich festgehalten: Nach mehrfacher Flucht wurde Wang in Paris verhaftet und am 17. Juli 1942 vom Sammellager Drancy aus nach Auschwitz deportiert. Er starb am 8. August 1942.
In Fürstenhausen in der Saarbrücker Straße 19 werden gegen 14.30 Uhr zwei Stolpersteine für das Ehepaar Abraham und Minna Kaiser, geborene Bermann, verlegt. Das kinderlose Ehepaar führte ein Wäschegeschäft und eine Schneiderei und war beliebt in der Dorfgemeinschaft. Nach Vertreibung und Flucht verlor sich ihre Spur im KZ Riga-Jungfernhof.
Um 15 Uhr wird in Geislautern in der Warndtstraße 87 ein Stolperstein für Albert Grimm verlegt, der hier bis 1941 lebte. Grimm, Jahrgang 1915, war als Lkw-Fahrer für die Bau-Organisation Todt in Polen tätig. Dort verhalf er verfolgten Mitmenschen, insbesondere Juden, zur Flucht und leistete Widerstand gegen das NS-System. Im Dezember 1941 wurde er deshalb verhaftet und in das KZ Auschwitz gebracht. Im September 1942 erhielt Barbara Grimm die Nachricht, dass ihr Ehemann Albert im Krankenbau des KZ Auschwitz verstorben sei.
Eine weitere Gedenktafel ist ist Jutta Speicher gewidmet (die Saarbrücker Zeitung berichtete bereits über ihr Schicksal). Der Stolperstein für sie wird gegen 16 Uhr in der Beethovenstraße 21 verlegt. Die Patenschaft für diesen Stein hat die Gemeinschaftsschule Sonnenhügel übernommen.
Der Aktionstag gipfelt dann um 17 Uhr in der Verlegung einer Stolperschwelle vor dem Haupteingang des Weltkulturerbes Völklinger Hütte zum Gedenken an Tausende von Zwangsarbeitern." Link
zum Artikel
Artikel von Silvia Buss in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 20. August 2014: "Völklingen.
Künstler platziert Stolpersteine in Völklingen – Messingtafel erinnert an die Zwangsarbeiter in der Hütte
Im Beisein von rund 100 Bürgern ist gestern eine so genannte Stolperschwelle vor dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte verlegt worden. Sie soll an die Zwangsarbeiter in der Hütte während der NS-Zeit
erinnern..." Link
zum Artikel
Mai 2016:
Ein Platz wird nach Cora Eppstein benannt
Artikel in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 23. Mai 2016: "St. Johann. Stadt Saarbrücken würdigt Nazi-Gegnerin.
Ein Schild für den neuen Cora-Eppstein-Platz steht vor der Alten Kirche in St. Johann
Cora Eppstein war Gewerkschafterin, Widerstandskämpferin, Kommunistin, Künstlerin und Jüdin. Die Nazi-Gegnerin flüchtete nach der verlorenen Saarabstimmung nach Paris, wo sie 1939 an Typhus starb. Seit Januar trägt ein Platz in Saarbrücken ihren Namen. Am Freitag wurde das entsprechende Schild enthüllt.
Mit einer Feierstunde wurde am Freitagabend den Cora-Eppstein-Platz eingeweiht. Bereits zu Beginn letzten Jahres hatte der Bezirksrat Mitte den Platz vor der Alten Kirche zwischen Kronenstraße und Evangelisch-Kirch-Straße nach der jüdischen Sängerin benannt. Am Freitag enthüllten Rolf Michael Mayer, ein Verwandter von Eppstein (sein Urgroßvater und Coras Urgroßvater waren Brüder), Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Bezirksbürgermeisterin Christa Piper das Namensschild mit der Aufschrift
'Cora-Eppstein-Platz'.
1900 in Metz geboren, wuchs Cora Eppstein als Tochter einer jüdischen Familie im damaligen Saargebiet auf. In Saarbrücken wurde sie als Sängerin ausgebildet und war in der antifaschistischen und kommunistischen Bewegung aktiv. Cora Eppstein lebte ein sehr bewegtes Leben, das sich zwischen Berlin, Saarbrücken und Paris abspielte. Sie hatte zahlreiche Auftritte und Konzerte und trat auch auf politischen Kundgebungen auf. Zusammen mit ihrem Mann, dem Pianisten Eberhard Schmidt, beteiligte sie sich am Abstimmungskampf, für den die
'Deutsche Front', von der NSDAP geführt, die Parole 'heim ins Reich' ausgegeben hatte. Eppstein trat bei Konzerten von Arbeiterchören und Kundgebungen der
'Einheitsfront' aus Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftlern und katholischen Gruppen gegen Hitler auf. Auch in Synagogen sang sie. Von den Nationalsozialisten wurde sie, wie andere Komponisten und Musiker auch, als Jüdin verfolgt.
Der Abstimmungskampf ging mit der Wahl im Januar 1935 verloren. Cora Eppstein und ihr Mann flüchteten nach Frankreich. Ihr Weg führte sie über eine Zwischenstation in Metz weiter nach Paris, wo sie 1939 an Typhus starb.
" Link
zum Artikel
Mai 2017:
In Völklingen werden die
"Stolpersteine" geputzt
Artikel von Andreas Hell in "voelklingen-im-wandel.de"
vom 9. Mai 2017: "27 Stolpersteine erinnern an Opfer des Faschismus:
Samstag werden sie geputzt Völklingen. Die Völklinger Stolpersteine sollen wieder glänzen. Am
Samstag, 13. Mai treffen sich die Mitglieder des 'Aktionsbündnisses
Stolpersteine' um 15 Uhr vor dem Café Valz in der Gatterstraße 13 zum
Schrubben. 27 Stolpersteine und gar eine Stolperschwelle sind es inzwischen,
die in Völklingen an Opfer des Faschismus erinnern: Juden,
Widerstandskämpfer, Zwangsarbeiter, Behinderte. Der aktuelle Zustand wird
diesem Ziel nicht gerecht. Deswegen treffen sich die Mitglieder des
'Aktionsbündnisses Stolpersteine' um 15 Uhr vor dem Café Valz in der
Gatterstraße 13 zum Schrubben.
Die Aktion soll außerdem an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren
und an die Befreiung vom Hitlerfaschismus erinnern. Wer diese Aktion gegen
das Vergessen unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen."
Link zum Artikel
Mehr zum Thema Stolpersteine:
https://www.voelklingen-im-wandel.de/voelklingen/die-stolpersteine-voelklingen/
November 2017:
In Riegelsberg werden die "Stolpersteine"
geputzt Anmerkung: im April 2015 wurden in Riegelsberg
"Stolpersteine" für jüdische Opfer der NS-Zeit verlegt, u.a.
in der Talstraße für Familie Neumark, in der Kirch- und Invalidenstraße
für die Familien Salom und Albert sowie Gross.
Artikel in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 5. November 2017: "Schüler putzen Stolpersteine Riegelsberg. Aktion in Riegelsberg startet am 9. November um 8.30 Uhr im Foyer der Leonardo-Da-Vinci-Gemeinschaftsschule.
Einmal im Jahr, zum Jahrestag der so genannten Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, rücken Jungen und Mädchen der Leonardo-Da-Vinci-Gemeinschaftsschule mit Putzeimer, Poliertuch und Schwämmchen in der Tal-, Kirch- und Invalidenstraße an, um die Stolpersteine für Opfer der Nazi-Diktatur zu reinigen. Diese Gedenksteine in den Bürgersteigen erinnern an die jüdischen Mitbürger, die bis zu Hitlers Machtergreifung friedlich in Riegelsberg lebten und nach 1933 von Mitbürgern gedemütigt, verfolgt, außer Landes gedrängt, deportiert, in Konzentrationslager gesteckt und schließlich ermordet wurden. Andere wurden aber auch beschützt und versteckt.
Auch in diesem Jahr werden Schüler der Klasse 9c mit ihrer Lehrerin Kira Nickels, Schulleiter Günter Engel, Schulprojektbetreuerin Dr. Christine Conrad, Bürgermeister Klaus Häusle, Ortsvorsteher Heiko Walter und Vertreter des
'Aktionsbündnisses Stolpersteine für Riegelsberg' am Donnerstag, 9. November, unterwegs sein. Die Putzaktion beginnt um 8.30 Uhr im Foyer der Gemeinschaftsschule. Monika Jungfleisch, die Initiatorin des
'Aktionsbündnisses Stolpersteine für Riegelsberg', wird mit einem Kurzvortrag zum Thema
'25 Jahre Stolpersteine in Deutschland – der Beginn einer Bürgerbewegung für ganz
Europa' auf die Putzaktion einstimmen. Die Schule sorgt für die musikalische Umrahmung. Bürgermeister Klaus Häusle wird ebenfalls zu den Schülern sprechen.
'Gegen 9 Uhr starten wir mit der Klasse 9c unseren Rundgang zu den Steinen. Wir beginnen in der Talstraße und gehen dann weiter zur Kirchstraße und schließlich in die Invalidenstraße', erklärt der Sprecher des Aktionsbündnisses, Volker Junge.
An den Steinen, die der Künstler Gunter Demnig unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im April 2015 verlegt hat, werden die Schüler an die Schicksale der jüdischen Mitbürger erinnern und Kerzen aufstellen.
'Mit diesem Ritual aus unserer christlich-jüdischen Tradition symbolisieren wir, dass das Licht der Seele des verstorbenen Menschen immer noch leuchtet und dass er unvergessen
ist', erklärt Monika Jungfleisch. 'Die Idee, zusätzlich zum Putzen der Stolpersteine auch Kerzen anzuzünden, kam von der Völklinger Stolperstein-Initiative, der wir uns gern anschließen. Hoffentlich leuchten in vielen saarländischen Städten an den Stolpersteinen in diesem Jahr
Kerzen.' Bürger sind zu dem Kurzvortrag und der Putzaktion herzlich eingeladen, betonen die Macher des Aktionsbündnisses." Link
zum Artikel
Bericht über die Putzaktion in der "Saarbrücker Zeitung" vom
15. November 2017: "Engagierte Schüler heimsen viel Lob ein. Riegelsberg. Jungen und Mädchen der Leonardo-Da-Vinci-Gemeinschaftsschule putzen Stolpersteine in Riegelsberg.
Anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht haben auch in diesem Jahr Schüler der Leonardo-Da-Vinci-Gemeinschaftsschule mit dem
'Aktionsbündnis Stolpersteine für Riegelsberg' die Gedenksteine für die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in Riegelsberg geputzt. Diesmal war die Klasse 9c an der Reihe..." Link
zum Artikel
Mai 2019:
Die Orgel in der Synagoge wird
saniert
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 9.
Mai 2019: "Synagoge: Orgel der Synagoge in Saarbrücken wird saniert
Saarbrücken Nachdem die Saarbrücker Bundestagsabgeordnete Josephine Ortleb
(SPD) vor wenigen Wochen zusammen mit ihrer Kollegin Doris Barnett, Mitglied
des Haushaltsausschusses, die Synagogengemeinde Saarbrücken besucht hatte,
um sich die historische – aber sanierungsbedürftige – Orgel anzuschauen,
konnten heute 46 000 Euro aus dem Denkmalschutzprogramm VIII des Bundes zur
Restaurierung der historischen Orgel bereitgestellt werden. Josephine Ortleb
erklärt dazu: 'Die Förderung der Synagogengemeinde Saarbrücken ist wichtig.
Wir zeigen nicht nur, dass uns historische Denkmäler etwas wert sind, wir
bekennen uns auch ganz klar dazu, dass jüdisches Leben zu Saarbrücken
gehört.' Mit den 46.000 Euro könnten nun die Arbeiten an der Orgel der
Saarbrücker Synagoge beginnen."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Stefan Uhrmacher in der "Saarbrücker Zeitung" vom 25. Juni
2019: "Sie ist die Einzige : Orgel in Saarbrücker Synagoge ist eine
Rarität SAARBRÜCKEN In keinem anderen jüdischen Gotteshaus Deutschlands steht
noch ein Instrument, auf dem ein Organist musizieren könnte.
Seit der Nazi-Barbarei gab es nur noch wenige Orgeln in jüdischen
Gotteshäusern, und heute erklingt in ganz Deutschland nur noch ein einziges
derartiges Instrument. Nachdem die Orgel der großen Synagoge in der Berliner
Rykestraße in ein Museum umgezogen sei und es auch in der Frankfurter
Westend-Synagoge keine mehr gebe, so berichtet Richard Bermann, bliebe nur
noch die Orgel der Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße. 'Sie ist eine
Rarität, als einzige noch spielbare Orgel in einer deutschen Synagoge',
versichert der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar. Bermann blickt in
Richtung der Orgelpfeifen, die sich hier beidseitig vor dem Toraschrein
emporrecken: 'Die meisten Orgelpfeifen sieht man nicht', sagt er und lädt zu
einer kleinen Besichtigung des Instruments ein. Auf der Empore angekommen,
kann man dann auch zahlreiche weitere, vor allem kleinere Orgelpfeifen
entdecken, darunter einige hölzerne Exemplare – sie alle befinden sich
hinter der trapez-ähnlichen Metallpfeifen-Front. Gleichfalls verdeckt ist
hier oben der Spieltisch des Organisten beheimatet, über der Tastatur
prangen das Baujahr der Orgel und das Firmenlogo ihres Erbauers: Anno 1950
wurde die Saarbrücker Synagogenorgel von der elsässischen Firma Edmond A.
Roethinger fertiggestellt, einer der berühmtesten französischen
Orgelmanufakturen jener Zeit; das zweimanualige, elektropneumatische
Instrument verfügt über 19 beziehungsweise 22 Register. Im Unterschied zu
Orgeln mit dem weit verbreiteten neobarocken Klangbild gehöre das
Saarbrücker Instrument, erläutert Bermann, 'mit seiner Disposition und
Intonation zu den spätromantischen Orgelwerken der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts'. Die diesem Ideal entsprechende 'warme' Klangcharakteristik
wird durch die Akustik des Synagogenraumes unterstützt: Bodenteppiche und
die Kassettendecke wirken dämpfend. Kaum verwunderlich, dass das obendrein
komplett im Originalzustand befindliche schmucke Instrument von
überregionalen wie regionalen Organisten gerne frequentiert wird: Bernhard
Leonardy, den Kantor der Basilika St. Johann, treffe man hier schon mal an,
so Bermann; auch Andreas Rothkopf, Orgelprofessor der Saar-Musikhochschule,
und der Orgelsachverständige der Diözesen Mainz und Limburg, Achim Seip,
zählen zu den 'musikalischen Unterstützern'.
Die hiesige Synagogengemeinde sei seit 1984 nicht mehr 'liberal'
ausgerichtet, sondern 'orthodox', erklärt Bermann, daher werde die Orgel
nicht im Gottesdienst selbst gespielt, sondern nur bei Konzerten,
Gedenktagen und ähnlichen Veranstaltungen. Seinem 'vollständig bauzeitlichen
Erhaltungszustand' verdanke das Synagogeninstrument zwar die Ehre des
Denkmalschutzes, den übrigens auch das gesamte Gebäude genießt. Auf der
anderen Seite bedarf die altehrwürdige aerophone Dame mit ihren 69 Lenzen
nun jedoch dringend einer umfangreichen Renovierung. Vom Austauschen der
antiquierten Verkabelung bis hin zur Verarztung manch‘ malader Orgelpfeifen
gebe es alle Hände voll zu tun. Die Arbeiten durchführen soll die Kirkeler
Firma Peter M. Ohlert, die das Instrument bereits seit 1996 zur vollen
Zufriedenheit der Synagogengemeinde warte, so Bermann, und 'jedes Detail der
Orgel kennt'. Laut fachkompetenter Schätzungen beliefen sich die
Gesamtkosten der Reparaturen auf rund 93 000 Euro. Diese Summe gedenke die
Synagogengemeinde teils im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus Eigenmitteln
aufzubringen, außerdem seien Anträge auf öffentliche Zuschüsse gestellt
worden. Die Zeichen stünden insgesamt gut, und der Beginn der Renovierung
unmittelbar bevor, freut sich Bermann – inzwischen ist ein Zuschuss in Höhe
von 46 000 Euro aus dem Denkmalschutzprogramm VIII des Bundes zugesagt
worden. Bis zum Jahresende werde die Instandsetzung voraussichtlich dauern.
Und wenn die Synagogenorgel dann zum 70. Wiegenfest in neuer (alter) Pracht
erblühe, solle es ein Einweihungskonzert geben, verspricht Richard Bermann
frohgemut – 'und was für eins!' Weitere Infos auf der Internetseite der
Synagogengemeinde Saar. www.sgsaar.de."
Link zum Artikel
Juni 2019:
Ausschreibung eines
Künstlerwettbewerbs zur Gestaltung eines Denkmals
auf Saarbrücker Beethovenplatz zur Erinnerung an die ermordeten
saarländischen Juden
Artikel von Silvia Buss in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 2. Juni 2019: "Fünf oder sechs Teilnehmer : Künstler sollen
Gedenkort vor der Synagoge gestalten.
Saarbrücken Denkmal auf Saarbrücker Beethovenplatz soll an die ermordeten
saarländischen Juden erinnern. Das Gesamtbudget beträgt 400 000 Euro. Die Landeshauptstadt wird in den nächsten Monaten einen
Künstlerwettbewerb zur Gestaltung eines Gedenkortes vor der Saarbrücker
Synagoge ausführen. Das teilte Kulturdezernent Thomas Brück jüngst in der
Sitzung des städtischen Kulturausschusses mit. Entstehen soll vor dem
Eingang zur Synagoge am Beethovenplatz ein künstlerisches Denkmal, das die
Namen aller im Nationalsozialismus getöteten saarländischen Jüdinnen und
Juden aufführt, um an sie zu erinnern. Die Stadt will dazu einen offenen
Wettbewerb ausschreiben. Fünf oder sechs Künstler, die die Kunstkommission
vorgeschlagen hat, sollen persönlich zur Teilnahme eingeladen werden. Wann
genau die Ausschreibung des Wettbewerbs erfolgen wird, teilte
Kulturdezernent Brück nicht mit. Das Preisgericht soll laut Brück am 26.
September tagen und die Entscheidung fällen. Als Fachjuroren hat die Stadt
den renommierten NS-Forscher Prof. Wolfgang Benz, den Vizepräsidenten des
Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde
Frankfurt, Prof. Salomon Korn, und den Saarbrücker Architekten Prof.
Wolfgang Lorch gewonnen. Ein Gesamtbudget von 400 000 Euro steht für den
Wettbewerb zur Verfügung, wovon 200 000 Euro vom Land kommen.
Den Auftrag, den Ort des namentlichen Gedenkens zu schaffen, habe die Stadt
ja schon seit Bestehen des Rabbiner-Rülf-Platzes, erinnerte Brück. Damals,
2013, hatte die Synagogen-Gemeinde gefordert, in den Gedenkort
Rabbiner-Rülf-Platz mit der Skulpturengruppe 'Der unterbrochene Wald' von
Ariel Auslender auch die Namen aller ermordeten saarländischen Jüdinnen und
Juden einzuarbeiten, wie es die jüdische Tradition verlangt. Das hatte die
Stadt mit der Begründung abgelehnt, man wolle den Ort nicht überfrachten.
Man einigte sich schließlich, alternativ einen eigenen Gedenkort mit
namentlicher Nennung der Opfer vor dem Eingang zur Synagoge am
Beethovenplatz zu schaffen. Dafür musste die Stadt zunächst den
Synagogen-Vorplatz erneuern. Das ist inzwischen geschehen, die Bauarbeiten
wurden im Frühjahr abgeschlossen."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 25. Juni 2019: "Synagoge:
Denkmal für Saarbrücker Juden
Saarbrücken Zur Gestaltung eines Denkmals auf dem Synagogenvorplatz in
Saarbrücken können Künstlerinnen und Künstler im Rahmen eines Wettbewerbs
bis Freitag, 6. September, ihre Projektentwürfe einreichen. Der Gedenkort
soll an die Deportation und Ermordung der saarländischen Jüdinnen und Juden
erinnern, indem er sie namentlich aufführt.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken lobt den offenen, anonymen Wettbewerb aus.
Das Denkmal soll sich inhaltlich auf eine aktualisierte Deportationsliste
beziehen, die heute etwa 2000 Namen umfasst. Teil der Aufgabe ist es, neben
dem Namen gegebenenfalls auch Geburtsname, Geburts- und Todesdatum und die
Deportationsorte, die als Synonym für den Holocaust stehen, zu benennen. Das
entstehende Denkmal soll die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung
dieser Mitbürgerinnen und Mitbürger wach halten. Da täglich viele Passanten
den Vorplatz der Synagoge nutzen, eignet er sich besonders gut für einen
solchen Gedenkort. Im Anschluss an den Wettbewerb soll innerhalb eines
Jahres einer der prämierten Entwürfe umgesetzt werden. Die Gesamtkosten für
den Wettbewerb betragen 400.000 Euro, jeweils zur Hälfte von Land und
Landeshauptstadt finanziert. Ein permanent sichtbares namentliches Gedenken
fehlt bislang in Saarbrücken. Diese Situation will die Landeshauptstadt auf
der Grundlage eines Stadtratsbeschlusses vom 5. Oktober 2016 ändern und ein
würdiges, zeitgemäßes Denkmal an der Synagoge schaffen."
Link zum Artikel
Juli 2019:
Über die Orgel in der (neuen)
Saarbrücker Synagoge
Artikel von Stefan Uhrmacher in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 29. Juli 2019: " Sie ist die einzige : Orgel in
Saarbrücker Synagoge ist eine Rarität
SAARBRÜCKEN In keinem anderen jüdischen Gotteshaus Deutschlands steht
noch ein Instrument, auf dem ein Organist musizieren könnte.
Seit der Nazi-Barbarei gab es nur noch wenige Orgeln in jüdischen
Gotteshäusern, und heute erklingt in ganz Deutschland nur noch ein einziges
derartiges Instrument. Nachdem die Orgel der großen Synagoge in der Berliner
Rykestraße in ein Museum umgezogen sei und es auch in der Frankfurter
Westend-Synagoge keine mehr gebe, so berichtet Richard Bermann, bliebe nur
noch die Orgel der Saarbrücker Synagoge in der Lortzingstraße. 'Sie ist eine
Rarität, als einzige noch spielbare Orgel in einer deutschen Synagoge',
versichert der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar. Bermann blickt in
Richtung der Orgelpfeifen, die sich hier beidseitig vor dem Toraschrein
emporrecken: 'Die meisten Orgelpfeifen sieht man nicht', sagt er und lädt zu
einer kleinen Besichtigung des Instruments ein. Auf der Empore angekommen,
kann man dann auch zahlreiche weitere, vor allem kleinere Orgelpfeifen
entdecken, darunter einige hölzerne Exemplare – sie alle befinden sich
hinter der trapez-ähnlichen Metallpfeifen-Front.
Gleichfalls verdeckt ist hier oben der Spieltisch des Organisten beheimatet,
über der Tastatur prangen das Baujahr der Orgel und das Firmenlogo ihres
Erbauers: Anno 1950 wurde die Saarbrücker Synagogenorgel von der
elsässischen Firma Edmond A. Roethinger fertiggestellt, einer der
berühmtesten französischen Orgelmanufakturen jener Zeit; das zweimanualige,
elektropneumatische Instrument verfügt über 19 beziehungsweise 22 Register.
Im Unterschied zu Orgeln mit dem weit verbreiteten neobarocken Klangbild
gehöre das Saarbrücker Instrument, erläutert Bermann, 'mit seiner
Disposition und Intonation zu den spätromantischen Orgelwerken der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts'. Die diesem Ideal entsprechende 'warme'
Klangcharakteristik wird durch die Akustik des Synagogenraumes unterstützt:
Bodenteppiche und die Kassettendecke wirken dämpfend. Kaum verwunderlich,
dass das obendrein komplett im Originalzustand befindliche schmucke
Instrument von überregionalen wie regionalen Organisten gerne frequentiert
wird: Bernhard Leonardy, den Kantor der Basilika St. Johann, treffe man hier
schon mal an, so Bermann; auch Andreas Rothkopf, Orgelprofessor der
Saar-Musikhochschule, und der Orgelsachverständige der Diözesen Mainz und
Limburg, Achim Seip, zählen zu den 'musikalischen Unterstützern'. Die
hiesige Synagogengemeinde sei seit 1984 nicht mehr 'liberal' ausgerichtet,
sondern 'orthodox', erklärt Bermann, daher werde die Orgel nicht im
Gottesdienst selbst gespielt, sondern nur bei Konzerten, Gedenktagen und
ähnlichen Veranstaltungen. Seinem 'vollständig bauzeitlichen
Erhaltungszustand' verdanke das Synagogeninstrument zwar die Ehre des
Denkmalschutzes, den übrigens auch das gesamte Gebäude genießt.
Auf der anderen Seite bedarf die altehrwürdige aerophone Dame mit ihren 69
Lenzen nun jedoch dringend einer umfangreichen Renovierung. Vom Austauschen
der antiquierten Verkabelung bis hin zur Verarztung manch‘ malader
Orgelpfeifen gebe es alle Hände voll zu tun. Die Arbeiten durchführen soll
die Kirkeler Firma Peter M. Ohlert, die das Instrument bereits seit 1996 zur
vollen Zufriedenheit der Synagogengemeinde warte, so Bermann, und 'jedes
Detail der Orgel kennt'. Laut fachkompetenter Schätzungen beliefen sich die
Gesamtkosten der Reparaturen auf rund 93 000 Euro. Diese Summe gedenke die
Synagogengemeinde teils im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus Eigenmitteln
aufzubringen, außerdem seien Anträge auf öffentliche Zuschüsse gestellt
worden.
Die Zeichen stünden insgesamt gut, und der Beginn der Renovierung
unmittelbar bevor, freut sich Bermann – inzwischen ist ein Zuschuss in Höhe
von 46 000 Euro aus dem Denkmalschutzprogramm VIII des Bundes zugesagt
worden. Bis zum Jahresende werde die Instandsetzung voraussichtlich dauern.
Und wenn die Synagogenorgel dann zum 70. Wiegenfest in neuer (alter) Pracht
erblühe, solle es ein Einweihungskonzert geben, verspricht Richard Bermann
frohgemut – 'und was für eins!'"
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September 2019:
Neues Mahnmal vor der Synagoge
Saarbrücken
Artikel von Patrick Wiermer in sr.de vom 27.
September 2019: "Neues Mahnmal vor Saarbrücker Synagoge.
Das Gedenken an rund 2000 jüdische Opfer der Nazi-Zeit bekommt in
Saarbrücken einen neuen Platz. Auf dem Vorplatz der Synagoge am
Beethovenplatz entsteht ein Mahnmal. Am 27. September wurde der
Siegerentwurf vorgestellt. Er soll nicht zuletzt auch einen Schlussstrich im
Streit um das Gedenken in Saarbrücken ziehen.
Die Entscheidung war eine schwierige: 100 Entwürfe zur Gestaltung des
Synagogenvorplatzes in Saarbrücken waren eingereicht worden. Die meisten
Entwürfe sahen Tafeln mit den Namen vor. Andere spielten mit jüdischer
Symbolik. Wieder andere wollten wuchtige Gedenkräume schaffen. Am Ende bekam
der Entwurf von Mannstein und Vill aus Berlin den Zuschlag. 1919 Namen, 1919 Schicksale. Ein geschwungenes Band aus Namen,
durchsichtig, massiver Stahl, 2,50 Meter hoch, 16 Meter lang – und trotzdem
zerbrechlich wirkend - so sieht der Siegerentwurf aus. Er überzeuge durch
seine klare, formale Setzung, seine Verknüpfung von Namen und Wand sowie
dadurch, dass er ohne missverständliche Symbolik auskomme und eine Art Link
zwischen Stadt, Vorplatz und Synagoge bilde, fasst der Architekt Wolfgang
Lorch das Urteil der Jury zusammen.
Über drei Jahre hatte Richard Bermann, der Vorsitzende der Synagogengemeinde
Saar, nach den Namen der jüdischen NS-Opfer recherchiert. Namen, die nicht
in Vergessenheit geraten dürfen, denn "ein Mensch ist erst dann vergessen,
wenn sein Name vergessen ist". Auf dem neuen Mahnmal vor der Saarbrücker
Synagoge werden 1919 Namen jüdischer NS-Opfer im Saarland zu sehen sein. Und
das Namensband kann erweitert werden, wenn sich noch weitere Namen von
Opfern finden. Es wird klar: Dieses Mahnmal zieht keinen Schlussstrich unter
die Geschichte.
Es ist aber ein Schlussstrich unter einen sechs Jahre andauernden Streit
zwischen Synagogengemeinde und Stadt um das Gedenken an die NS-Geschichte.
Die Synagogengemeinde wollte 2013 eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer
an der Freitreppe der Berliner Promenade anbringen lassen. Der Stadtrat
hatte sich dagegen ausgesprochen. Rund 400.000 Euro soll das Mahnmal kosten,
finanziert wird es zur Hälfte von Land und Stadt."
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Weiterer Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 27. September 2019
Artikel von Lisa Huth in der "Jüdischen
Allgemeinen" vom 10. November 2019: "Saarbrücken. Gegen alle Widerstände.
Jahrelang kämpfte die Gemeinde für ein angemessenes Schoa-Mahnmal
Warum müssen 75 Jahre vergehen, bis Menschen der Vergessenheit entrissen
werden? Auf dem Vorplatz der Synagoge in Saarbrücken entsteht ein Mahnmal
der Künstler David Mannstein und Maria Vill mit 1919 Namen saarländischer
Juden, die den Holocaust nicht überlebt haben. Das sind nicht alle Namen.
Aber das Wiederauffinden – und noch mehr das Sichtbarmachen – gestaltete
sich ausgesprochen schwierig. IMPULS. Treibende Kraft war der Vorsitzende der Synagogengemeinde
Saar, Richard Bermann. Das sagen sowohl die frühere Baudezernentin Rena
Wandel-Höfer als auch der Juryvorsitzende Wolfgang Lorch. Der Impuls sei von
Bermann ausgegangen, also von der Jüdischen Gemeinde, sagt Lorch – und nicht
von der Mehrheitsgesellschaft. Die Politik ihrerseits habe das Thema spät
aufgegriffen. Für Bermann hingegen war es früh ein Anliegen. 'Im Judentum',
erklärt er, 'ist der Mensch erst tot, wenn sein Name vergessen ist.' Als er
vor zwölf Jahren ins Amt kam, brachte Bermann seinen Wunsch bei Stadt und
Land vor. Die Jüdische Gemeinde im Saarland umfasst sowohl die
Landeshauptstadt als auch das Bundesland. Insgesamt leben heute 870 Juden im
Saarland. Vor 1935 waren es 5000. 1935 war auch das Jahr, in dem die
Bewohner des Saargebiets abstimmen durften, ob sie 'heim ins Reich' wollten.
Sie wollten. Kurz zuvor war Rabbiner Friedrich Schlomo Rülf nach Palästina
emigriert. Nach ihm wurde 2013 der Platz benannt, der zur neu gebauten
Freitreppe herunter zur Saar führte. WALD Auf diesem Rabbiner-Rülf-Platz entstand 'Der unterbrochene
Wald': 40 abgeschnittene Birken, in Bronze gegossen – Erinnerungsort für die
rund 2500 ermordeten Juden aus dem Saargebiet. Der Darmstädter Bildhauer
Ariel Auslender hatte den Künstlerwettbewerb gewonnen. Damals sollten
Täfelchen aus Messing mit den Namen der ermordeten jüdischen Saarländer an
der Mauer befestigt werden, die entlang der Treppe hinunter zur Saar führt.
Das war umstritten. Pläne einer Namenswand stören die 'Partylaune der
Saarbrücker', hieß es damals im Stadtrat. Auch heute wird immer wieder der
Satz zitiert, der quasi alles zu Fall brachte: Das störe die Partylaune der
Saarbrücker. Der Satz fiel nicht auf der Straße, sondern im Stadtrat. Er war
ein Zeichen dafür, wie schwer es vielen Saarländern immer noch fiel, sich
der Vergangenheit zu stellen und sie sichtbar zu machen. Bis 2013 gab es am
Saarbrücker Schloss den 'Platz des Unsichtbaren Mahnmals', Stolpersteine und
nun den 'unterbrochenen Wald'. Aber keine Namen, keine vollständige
Namensliste. Es sei der jahrzehntelangen Ausdauer von Richard Bermann zu
verdanken, dass die Liste erstellt werden konnte, sagt Wandel-Höfer. Bermann
forschte in Yad Vashem, im Bundesarchiv, war mehrfach beim niederländischen
Roten Kreuz in Den Haag und im 'Centre de la mémoire' in Paris. Denn viele
Juden flohen, als das Saargebiet 1935 zu Nazi-Deutschland kam – in die
Niederlande, nach Südamerika, nach Palästina, vor allem aber nach
Frankreich. Viele von ihnen nahmen die französische Staatsbürgerschaft an,
nicht wenige französisierten ihre Namen. So wurde aus Friedrich ein
Frédéric, der trotzdem gefasst und deportiert wurde. Da es in Frankreich
kein Einwohnermeldeamt gibt, musste jeder einzelne Name in mühsamer
Recherche wieder freigelegt werden. STAHLBAND 500 Namen fehlen noch. Sollte jemand aus
Familiengeschichten erfahren haben, dass seine Vorfahren aus dem Saarland
stammen, kann er oder sie sich gerne bei der Synagogengemeinde melden.
Richard Bermann macht sich aber wenig Hoffnung. Seine Recherche sei sehr
umfassend gewesen. Das Mahnmal, das kommendes Jahr gebaut werden soll, hat
einen Vorteil: Es ist nicht statisch, sondern besteht aus einzelnen
Elementen. Sollten weitere Namen hinzukommen, kann es erweitert werden.
Sieger des neuen Wettbewerbs 'Denkmal Synagogenvorplatz Saarbrücken' ist die
Künstlergruppe Mannstein + Vill aus Berlin mit ihrem Entwurf 'Der Name ist
ein Stück des Seins und der Seele', ein Zitat des Schriftstellers Thomas
Mann. Es besteht aus einem geschwungenen Band aus Stahl. Und doch, so
Richard Bermann, der in der Jury saß, trennt das Band die Synagoge nicht von
der Stadtgesellschaft. Die Namen werden in das Metall gestanzt, sodass das
Band wie ein durchlässiger Vorhang von der Synagoge zum Beethovenplatz
führt. Viele Namen mussten mühsam recherchiert werden. Der Juryvorsitzende
Wolfgang Lorch spricht von einer großen Klarheit des Entwurfs. Insgesamt gab
es 98. 'Wir waren von der Vielzahl regelrecht erschlagen', sagt Bermann. Für
Lorch kristallisierte sich schnell das Band aus Stahl heraus. 'Weil es keine
missverständliche Symbolik wie etwa versunkene Davidsterne gab.'
Die Entscheidung fiel dann fast einstimmig. Für den heutigen
Kulturdezernenten Thomas Brück hat das Künstlerpaar sehr überzeugend
realisiert, dass die Synagogengemeinde keine Trennwand zur Stadt will,
sondern Transparenz. 'Wir sind da, wir waren da, und wir werden auch
bleiben', bedeutet es für Brück, der ebenfalls in der Jury saß. Den Vorplatz
der Synagoge gab es bis vor Kurzem gar nicht. Die Autos auf dem
Beethovenplatz parkten bis dicht an die Synagoge. Damals, als die Namenswand
hinunter zur Saar abgelehnt wurde, kam bereits die Idee auf, sie dort zu
errichten. Aus Sicherheitsgründen sollte ohnehin der Vorplatz geschaffen
werden, da bot sich ein Mahnmal an dieser Stelle geradezu an. EHRLICHKEIT Warum aber dauert es so lange, bis das stählerne Band mit
den Namen installiert werden kann? Weil auch das Land involviert werden
sollte. Bermann hatte immer wieder auch mit der Landesregierung verhandelt,
genau wie mit den im Landtag vertretenen Parteien. Es ging ja nicht nur um
die Saarbrücker Juden, sondern um die Jüdinnen und Juden, Erwachsene,
Kinder, aus allen 26 ehemaligen jüdischen Gemeinden des Saarlandes. Mit dem
letzten Doppelhaushalt des Landes, so Brück, wurde nun die Summe von 200.000
Euro verabschiedet – genauso viel, wie die Landeshauptstadt übernimmt. 'Es
ist eben immer auch alles eine Frage des Geldes', erläutert Brück. Aber
wahrscheinlich nicht nur. Wandel-Höfer, die jahrelang immer wieder auf die
Mittelfreigabe drängte, meint: 'So richtig ehrlich stellt man sich dem
nicht.' Offenbar auch rund 75 Jahre danach nicht."
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Oktober 2019:
In Riegelsberg drehen Schülerinnen
und Schüler einen Film über die "Stolpersteine"
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 29.
Oktober 2019: "Gedenken an die Opfer des NS-Regimes : Film über die
Riegelsberger Stolpersteine – Schüler bringen sie auf Vordermann
Riegelsberg Der Dokumentarfilm 'Stolpersteine für Riegelsberg' skizziert die
Schicksale der jüdischen Familien, die einst im Ort lebten und schildert das
Wirken des Aktionsbündnisses Stolpersteine in Kooperation mit der
Gemeinschaftsschule .
Im Jahr 2015 wurden in Riegelsberg die ersten 'Stolpersteine' für die Opfer
der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft verlegt: 13 kleine
Gedenksteine in Form von Pflastersteinen erinnern an die jüdische Familie
Neumark aus der Talstraße, an Familie Groß aus der Invalidenstraße und an
die Familien Salmon und Albert aus der Kirchstraße. Eine Grundlage für das
Verlegen der Stolpersteine hatte die Riegelsberger Journalistin und
SZ-Mitarbeiterin Monika Jungfleisch zusammengetragen; sie hatte die
Schicksale der jüdischen Familien recherchiert und das 'Aktionsbündnis
Stolpersteine für Riegelsberg' ins Leben gerufen. Auch durch die Kooperation
mit der Leonardo-da-Vinci-Gemeinschaftsschule sei es dem Aktionsbündnis
gelungen, eine nachhaltige Erinnerungskultur für die Gemeinde Riegelsberg
anzustoßen, sagt Monika Jungfleisch. Viel ist seit dem Verlegen der ersten
Steine in Riegelsberg passiert. In einem rund 30-minütigen Dokumentarfilm
zeichnen Monika Jungfleisch und der saarländische Filmemacher Daniel Weber
die Anfänge des Stolperstein-Projekts nach, skizzieren die Schicksale die
jüdischen Familien in Riegelsberg und lassen Zeitzeugen zu Wort kommen. Im
Mittelpunkt des Films steht die aktive Mitarbeit der
Leonardo-da-Vinci-Gemeinschaftsschüler beim Verlegen der Stolpersteine im
April 2015 sowie ihre vielfältigen Aktivitäten beim alljährlichen Putzen der
Steine jeweils zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht. Die Premier
des Films war am Donnerstagabend im Riegelsberger Rathausfestsaal. Etwa 130
Zuschauer waren gekommrn, schildert Volker Junge, ein Sprecher des
Aktionsbündnisses Stolpersteine. Nicht nur Lehrer und Schüler der
Leonardo-Schule sowie Vertreter der Lokalpolitik, auch viele interessierte
Bürger haben sich den etwa 30-minütigen Dokumentarfilm angesehen, 'das war
viel erfolgreicher, als wir erwartet hatten', freut sich Junge. Monika
Jungfleisch schildert: 'Anhand des Schicksals der Familie Gross aus der
Invalidenstraße macht der Film deutlich, dass Widerstand gegen das NS-Regime
möglich war. Schließlich haben mutige Nachbarn die Jüdin Adele Gross und
ihre beiden Söhne Erich und Paul vor der Gestapo versteckt.' Zu guter Letzt
gehe es in dem Film auch um die Fragen, warum das Erinnern an die Verbrechen
der NS-Zeit heute noch wichtig ist, und welche Eindrücke die Beschäftigung
mit der Geschichte vor der eigenen Haustür bei Jugendlichen hinterlässt.
Diesen Freitagmorgen war zudem in Riegelsberg zu einer Gedenkfeier mit
Landtagspräsident Stephan Toscani in die Leonardo-Da-Vinci-Schule eingeladen
worden. Im Anschluss – das Wetter hielt – machten sich Schülerinnen und
Schüler der neunten Klassen wieder ans Säubern der 13 Stolpersteine."
Link zum Artikel
November 2019:
Schülerinnen und Schüler reinigen in Völklingen die "Stolpersteine"
Artikel von Markus Saeftel in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 12. November 2019: "Stolpersteine werden gereinigt
: Völklinger Schüler erinnern an Opfer der Nazi-Diktatur
Völklingen Siebtklässler des Albert-Einstein-Gymnasiums haben den
Stolperstein gereinigt, der an den früheren jüdischen Schüler Fritz Lieser
erinnert. Die Nazis ermorderten ihn in Auschwitz.
Es ist kalt am Dienstagmorgen, als die Siebtklässler vor den Haupteingang
des Albert-Einstein-Gymnasiums in Völklingen treten. Aber warum hat
Religionslehrer Reimund Franz einen Putzeimer dabei? Das wird schnell klar:
Der Lehrer und seine Kollegin Silvia Brandt versammeln sich mit den Schülern
um den Stolperstein, der an den Juden Fritz Lieser erinnert, der auf diese
Schule ging. Auf der Messingtafel steht: 'Hier lernte Fritz Lieser, Jahrgang
1915, Flucht 1935 Frankreich, verhaftet 1942, interniert Drancy, deportiert
1942, Auschwitz, ermordet 17.11.1942'.
Franz wollte von den Schülern wissen, warum diese kleine Messingtafel denn
Stolperstein heißt. Damit man drüber stolpert, sagte ein Junge. Franz
erklärte, dass man nicht wirklich drüber stolpern soll. Die Passanten
sollten aber merken: 'Da blinkt ja was.' Sie sollen irritiert sein und sich
leicht beugen, um die Inschrift zu lesen. 'Damit verneigen sie sich vor den
Opfern. Die Stolpersteine sind ein Zeichen der Erinnerung und der Ehrung',
sagte Franz. Über 70 000 gebe es in 20 Ländern. Initiator der Stolpersteine
war der Künstler Gunter Demnig. Franz erzählte den Schülern, dass die Eltern
von Fritz ein Textilgeschäft in der Völklinger Poststraße hatten. 1935
flohen sie vor den Nazis nach Frankreich. Während Fritz dem Nazi-Terror zum
Opfer fiel, überlebten die Eltern und kehrten nach dem Krieg wieder nach
Völklingen zurück. Dann durften zwei Schüler zur Tat schreiten und den
Stolperstein vor dem Haupteingang reinigen. Ein Mädchen hielt eine Rose in
der Hand, die sie nach der Aktion neben den Stolperstein legte. Franz rief
die Schüler anschließend zu einer Schweigeminute auf, und es wurde
mucksmäuschenstill. Nur die Autos auf der Straße waren noch zu hören. Er
nahm seine Mütze ab und sagte: 'Es ist wichtig, dass wir innehalten.' Das
taten die Schüler auch. Anschließend gingen sie mit den Lehrern wieder ins
Schulhaus. Der Stolperstein für Fritz Lieser glänzt jetzt wieder.
Bereits am Samstag, 9. November, hatte das 'Völklinger Aktionsbündnis' in
der Innenstadt die Stolpersteine gereinigt. Insgesamt gibt es 27 in der
Stadt, erklärt Caroline Conrad vom Aktionsbündnis. Sie erinnern neben den
früheren jüdischen Mitbürgern an Widerstandskämpfer und einen behinderten
Jungen. Eine Stolperschwelle vor dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte
erinnert an die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die bei den
damaligen Röchling’schen Eisen- und Stahlwerken durch Gewalt, Hunger oder
Krankheit starben. Conrad: 'Alle Stolpersteine und auch die Schwelle
reinigen Mitglieder unseres Aktionsbündnisses jedes Jahr in zeitlicher Nähe
zum 9. November (Reichspogromnacht), wobei wir unterstützt werden vom
SPD-Ortsverein Lauterbach, der die dortigen Steine putzt, vom Gymnasium und
einem KFZ-Betrieb, der als 'Pate' für den Stolperstein von Fredi Wiedersporn
in der Saarstraße fungiert.' Der Junge hatte eine Lernbehinderung, die Nazis
ermordeten ihn. Derzeit verwahre die Firma den Stolperstein in ihrer
Werkstatt, weil die Verlegestelle im Bürgersteig vorübergehend wegen
Bauarbeiten blockiert sei."
Link zum Artikel
November 2019:
Die "Stolpersteine" in
Riegelsberg werden gereinigt
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 8.
November 2019: "Gedenken an Verfolgte : Stolpersteine in Riegelsberg
glänzen wieder Riegelsberg. 13 'Stolpersteine' für die Opfer der faschistischen
Diktatur in Deutschland sind inzwischen in Riegelsberg verlegt und erinnern
an die jüdischen Familien Groß, Salomon und Albert, die einst hier lebten.
Grundlagen für das Verlegen der Stolpersteine hatte die Riegelsberger
Journalistin und SZ-Mitarbeiterin Monika Jungfleisch zusammengetragen; sie
hatte die Schicksale der jüdischen Familien recherchiert und das
'Aktionsbündnis Stolpersteine für Riegelsberg' gegründet. Dieses Jahr
zeichneten Monika Jungfleisch und Filmemacher Daniel Weber die Anfänge des
Projekts in einem Dokumentarfilm nach, skizzieren dabei auch die Schicksale
die jüdischen Familien und ließen Zeitzeugen zu Wort kommen. Es ging aber
auch um die Mitarbeit der Riegelsberger
Leonardo-da-Vinci-Gemeinschaftsschule an dem Projekt. Die Premier des Films
war am Donnerstagabend im Riegelsberger Rathausfestsaal. Etwa 130 Zuschauer
waren gekommen, schildert Volker Junge, ein Sprecher des Aktionsbündnisses.
Nicht nur Lehrer und Schüler der Leonardo-Schule sowie Vertreter der
Lokalpolitik, auch viele interessierte Bürger haben sich den etwa
30-minütigen Dokumentarfilm angesehen, 'das war viel erfolgreicher, als wir
erwartet hatten', freut sich Junge. Am Freitagmorgen war zudem in zu einer
kleinen Gedenkfeier mit Landtagspräsident Stephan Toscani in die
Leonardo-Da-Vinci-Schule eingeladen worden. Im Anschluss – das Wetter
spielte mit – machten sich Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen
wieder bei ihrer jährlichen Säuberungsaktion ans Werk und reinigten die 13
Stolpersteine, wobei auch an die einzelnen Schicksale erinnert wurde."
Link zum Artikel
Hinweis zum "Platz des Unsichtbaren Mahnmals"
Auf dem
Schlossplatz (vor dem Saarbrücker Schloss) ließ der
Künstler Jochen Gerz von 1990-1993 ein Mahnmal aus 2146 Pflastersteinen entstehen,
auf deren Unterseite der Name je eines jüdischen Friedhofes in Deutschland
(vor 1933) eingraviert ist.
Vgl. Wikipedia-Artikel
"Platz des Unsichtbaren Mahnmals" und Wikipedia-Artikel
"Jochen Gerz"
Hans-Walter Herrmann. Das Schicksal der Juden im Saarland
1920 bis 1945. Reihe: Dokumentation zur Geschichte der jüdischen
Bevölkerung im Rheinland-Pfalz und im Saarland von 1800-1945. Hg.
Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz in Verbindung mit dem Landesarchiv.
Saarbrücken Bd. 6. Koblenz 1974.
Albert Marx: Die Jüdische Gemeinde Saarbrücken
(1933-1945). In: "Zehn statt tausend Jahre" - Die Zeit des Nationalsozialismus
an der Saar 1935-1945. Katalog zur Ausstellung des regionalgeschichtlichen
Museums im Saarbrücker Schloss. Saabrücken 1988 S.
201ff.
ders.: Die Geschichte der Juden an der Saar. Vom Ancien
Régime bis zum Zweiten Weltkrieg. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken
1985. 1992.
Cilli Kasper-Holtkotte: Juden im Aufbruch. Zur
Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. Hannover
1996.
Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?" - Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. 1998. S. 74-83.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 451-455 (mit weiteren Literaturangaben).
Andrea
von Treuenfeld: In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel.
Geflohene Frauen erzählen ihr Leben. Gütersloher Verlagshaus 2011. In diesem Buch findet sich S. 167-179 die Lebensgeschichte von Oda
Kissinger, geboren als Oda Scheuer am 30. März 1922 in Saarbrücken, lebt
2011 in Tel Aviv.
Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei.
Wolfgang Schmitt-Kölzer: Odyssee eines Gedichtes
für Großherzogin Charlotte. Von Frida Salomon-Ehrlich 1942 in Barcelona
geschrieben, kam es über Kuba nach Luxemburg. Artikel in "Die Warte -
Luxemburger Wort" vom 10. Juni 2021.
Eingestellt als pdf-Datei. Mit Abschnitt zur Lebensgeschichte von Erich Hanau (geb. 30.
August 1914 in Saarbrücken als Sohn des Kaufmanns Siegfried Hanau und seiner
Frau Cilly geb. Drescher), der 1980 nach dem Tod seiner Eltern (in Kuba)
nach Saarbrücken zurückkehrte und am 26. Januar 2006 verstorben ist.
Saarbruecken.
Jews are mentioned in neighboring St. Johann in 1321. Significant Jewish
movement to Saarbruecken commenced in 1760 and in the 1770s the municipality
passed laws to encourage Jews to settle in order to stimulate economic growth.
Jews were permitted to purchase homes and fields and received pasture and water
rights for their cattle. In about 1776, the Jews were expelled following
vehement opposition of local merchants to the competition they posed. Almost
none were present in 1789. In 1808, under the French, the Jewish population
reached 61. A wealthy merchand, Yirmeyahu Hirsch, was among the founders of the
Assembly of Jewish Notables and the consistory of the Saar and served as the
secretary of the former. With the inauguration of a railway station in St.
Johann in 1852, Saarbruecken became a center of the coal and steel industries in
the Saar, but the Jews preferred to continue in trade. Most were peddlers.
Jewish cemeteries were opened in 1840 and 1845 and a new synagogue was erected
in 1890. In the second half of the 19th century, most Jews belonged to the
middle and lower classes. They also ran a few large businesses, like the Lyon
department store in St. Johann (founded in 1857) with branches in Luxembourg and
other countriers, the Bamberger & Herz textile house, and the E. Weil Soehne
form with over 400 employees. In 1916, there were 74 Jewish business
establishments in the city, including 13 selling textiles and 14 dealing in
leather and shoes. In 1910, four of the city's 44 doctors were Jews and in 1919,
seven of its 40 lawyers. The Jewish population was 1.000 in 1905, making the
community the largest in the Saar. In 1909, St. Johann became part of the city.
In accordance with the Treaty of Versailles, the Saar came under League of
Nations administration in the aftermath of Worldwar I. The decision produced a
general strike and rioting that targeted Jewish and French businesses. Jews were
eclected to the municipal council from the late 19th century and were prominent
in politics during the Weimar period. Dr. Walter Sender headed the
Social-Democratic faction in the Saar state council in 1922-25 and served
together with the Social-Democratic Eduard Lehmann on the city council. Twenty
Jewish artists and administrative personnel were emploved in the municipal
theater in addition to its Jewish orchestra members. The Jewish population
increased to 2.214 (about 2 % of the total) in 1925 in an atmosphere of economic
prosperity. By 1931, 136 Jewish firms and business establisments were operating
in the city (about 8 % of the total). Jews operated chemical and tobacco
factories, two hotels and a pharmacy, and a wide variety of stores. The growth
of the Jewish population derived from an influx of Jews from Eastern Europe as
well as from Alsace-Lorraine after the Germans were forced to leave. The East
European Jews maintained their Orthodox traditions, opening their own synagogue
and keeping their distance from the established Reform community. The East
European presence also engendered Zionist activity after Worldwar I. The Central
Union (C.V.) had a major branch in the city. To accomodate the overflow crowds
an the High Holidays, an additional synagogue was opened in a hall placed at the
community's disposal by the municipality. Religious classes were attended after
school by 200-300 children. A kindergarten was started in 1927, later becoming a
day care center. ORT founded a branch in 1930, teaching crafts and agriculture
to prepare Jews for emigration, especially to Palestine.
Though relations with the German population were generally good, there were also
a number of antisemitic incidents in the post-Worldwar period. In 1933, when the
Nazis came to power, Saarbruecken was one of 18 Jewish communities in the Saar,
with a population of about 2.400. The Nazi Party initiated anti-Jewish boycotts
and persecution just as in the Reich. Jews were dismissed from jobs and banned
from local swimming pools. Doctors were reduced to receiving non-Jewish patients
clandestinely at night. Jewish schoolchildren were abused and physically
attacked. Consequently a Jewish school for 200 children was opened in 1934. The
economic position of the Jews quickly deteriorated and many liquidated their
businesses. The day care center became a focus of Jewish organizational activity
and from 1934 the Jewish Cultural Association of Saarbruecken organized cultural
affairs for all the Jewish communities of the Saar. With the annexation of the
Saar to the Reich under the January 1935 plebiscite, Jewish emigration increased.
By June 1936, 36 % of the city's Jews had left and by 1939 only 175 remained
(total polulation 130.772). In 1935-36, 69 Jewish businesses were sold. Under
Nazi rule, anti-Jewish agitation intensified. The community was the only one in
the Saar still active in 1936. The Jewish school had 145 students in 1936, 20 %
from other communities. However, only 33 attended the following year. The
Maccabi sports club was active; the Zionist opened an information office; and
welfare services for all the communities in the Saar were coordinated in
Saarbruecken. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was
burned and 130-150 Jewish men were led through the streets and abused before
being sent to the Dachau concentration camp. With the outbreak of war in September
1939, the city was temporarily evacuated. The Jews were sent to forced labor
camps and not permitted to return. Six are known to have been deported to the
Gurs concentration camp in southern France in 22 October 1940. At least 100 Jews
perished in the Holocaust, including 73 in Auschwitz. After the war, 180 Jews
returned to the city, some afterwars emigration. In 1960 the Jewish population
was about 700.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge