Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Saarlouis (Kreisstadt, Saarland)
mit Fraulautern, Lisdorf, Wadgassen, Schwalbach (Saar), Bous, Differten und Felsberg 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen 
Sonstiges    
bulletZur Geschichte des Betsaales / der Synagoge   
bulletPläne / Darstellungen / Fotos 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur 

  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Saarlouis bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits wenige Jahre nach Gründung der Stadt konnten sich zwei jüdischen Familien in der Stadt ansiedeln (1685). Mindestens eine davon stammte aus Wallerfangen. 1710 wurden die jüdischen Familien auf Betreiben der Zünfte ausgewiesen. Doch konnten sie 1715 unter bestimmten Auflagen wieder ihren Gewerben nachgehen (insbesondere als Metzger). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt zu (1788: 15 Familien), darunter waren mehrere sehr wohlhabend. Die beiden Familien Cerf und Hayem kamen als erfolgreiche Armeelieferanten zu Wohlstand. 
  
1824
wurden bereits 240 jüdische Einwohner gezählt. Auch die im benachbarten Roden und in Lisdorf lebenden jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in Saarlouis (1824 16 bzw. 14 Personen). Das Verhältnis zwischen Christen und Juden war auf Grund der Konkurrenzsituation zeitweise gespannt, andererseits liest man in einem Artikel der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" von 1840: "Von Gehässigkeiten zwischen Juden und Christen ist hier keine Spur zu finden" (s.u.). Bereits im 19. Jahrhundert hatten die jüdischen Gewerbebetriebe eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt. 
  
Nachdem seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in anderen Orten der Umgebung einzelne jüdische Personen/Familien zuzogen, gehörten diese auch zur jüdischen Gemeinde in Saarlouis (vgl. unten Angaben aus der Zeit um 1925). In Schwalbach zog im Herbst 1896 der Kaufmann Salomon Ermann zu, der hier ein Manufakturwarenlager S. Ermann in der Hauptstraße eröffnete. Um 1920 betrieb Ermann ein Textil- und Möbelgeschäft. In Schwalbach wurden um 1900 sieben jüdische Personen gezählt, 1905 9, 1912 10. Es handelte sich um Mitglieder der Familien Kahn, Ermann, Gottschalk und Lichtenstein.   
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.  Von 1828 gab es bis 1875 eine jüdische Konfessionsschule (Elementarschule), doch wurde diese auf Grund von Unstimmigkeiten im Blick auf die erzieherischen Grundlagen zwischen orthodoxen und liberalen Kreisen in der Gemeinde wieder geschlossen. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Trier, bemühte sich jedoch einige Zeit um den Sitz des oder zumindest eines eigenen Rabbinates. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt (bis 1875 Elementarlehrer, danach Religionslehrer), der zugleich als Vorbeter (Kantor) tätig war. Seit der Zeit um 1880 gab es zusätzlich einen Gemeindebediensteten, der als Hilfsvorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen unten).  
  
1895 lebten 239 jüdische Personen in der Stadt, 1910 307 (von insgesamt 15,364 Einwohnern). 1910 gab es im Besitz jüdischer Personen/Familien 60 Gewerbetreibende, denen mehrere Textil-, Kleider- und Schuhgeschäfte sowie Handlungen aller Art und einige Industriebetriebe gehörten. Nachdem das Saarland 1919 unter die Verwaltung des Völkerbundes kam, verzogen auf Grund der verschlechterten wirtschaftlichen Situation mehrere jüdische Familien in andere Städte. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Bonnem (geb. 18.2.1890 in Saarlouis, gef. 30.3.1918), Gustav Hanau (geb. 27.12.1887 in Saarlouis, gef. 28.3.1918), Sigmund Hanau (geb. 24.7.1889 in Roden, gef. 31.7.1916), Gefreiter Julius Lazar (geb. 23.7.1892 in Saarlouis, gef. 3.6.1917), Karl Levy (geb. 9.8.1899 in Saarlouis, gef. 18.10.1918), Gefreiter Myrtil Lewy (geb. 1.2.1873 in Saarwellingen, gef. 19.4.1918), Walter Lewy (geb. 3.6.1895 in Saarwellingen, gef. 16.8.1918), Gefreiter Josef Simon (geb. 19.7.1897 in Saarlouis, gef. 13.8.1917), Max Simon (geb. 3.2.1899 in Saarlouis, gef. 6.6.1918), Siegmund Stern (geb. 3.4.1890 in Rohrbach Krs. Büdingen, gef. 24.5.1916), Hugo Wertheim (geb. 2.11.1869 in Oestrich, gef. 10.6.1915). Außerdem sind gefallen: Gefreiter Ernst Hanau (geb. 16.6.1892 in Saarlouis, vor 1914 in Darmstadt wohnhaft, gef. 27.10.1917), Manfred Levy (geb. 2.9.1899 in Saarlouis, vor 1914 in Saarbrücken wohnhaft, gef. 27.10.1918).       
 
Um 1925
gehörten etwa 480 Personen der Synagogengemeinde in Saarlouis an (von insgesamt etwa 16.000 Einwohnern). Davon wohnte ein Teil in den Orten der Umgebung (die in Klammern angegebenen Zahlen von 1932): Fraulautern (37), Lisdorf (9), Wadgassen (6), Schwalbach, Bous (5), Differten (8). Auch einige in Felsberg lebende jüdische Personen gehörten zur Gemeinde in Saarlouis. Diese hatten bis 1863 zur jüdischen Gemeinde Wallerfangen gehört, danach bis 1904 zur jüdischen Gemeinde Beaumarais, schließlich zur Gemeinde in Saarlouis.   
  
Dem Gemeindevorstand gehörten damals an: L. Wollheim, M. Schloss, Hermann Wolff und Carl Levy. Zur Repräsentanz gehörten Josef Schoemann, Jakob Juda, Aron Zander, Emil Levy, Isidor Lazar, Salomon Lazar, J. Kirstein, Jacob Hanau, Gustav Marx. Als Kantor und Lehrer war Rudolf Loewy angestellt (Vater von Esther Loewy verheiratete Bejarano, seit 2014 Ehrenbürgerin von Saarlouis, siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano). Er erteilte damals 22 Kindern den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. An jüdischen Vereinen gab es: die Männer-Vereinigung, der Israelitische Frauenverein (Ziel: Unterstützung Ortsarmer, Liebesdienste in Krankheits- und Todesfällen), einen Wohltätigkeitsverein Caritas (Unterstützung jüdischer Armer und Minjan-Verein), ein Israelitischer Handwerker-Unterstützungs-Verein (Ziel: Ausbildung jüdischer Handwerker), den Synagogen-Chor (seit 1841), ein Israelitischer Armenverein (bzw. Armenkasse; Ziel: Unterstützung durchziehender Armer), den Israelitischen Jugendbund und den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. 1932 gehörten der Gemeinde noch 274 Personen an. Die Gemeindevorsitzenden waren inzwischen L. Wollheim, Hermann Wolff und Josef Schoemann. Die Repräsentanz hatte 12 Mitglieder unter dem Vorsitz von Jacob Juda, G. Max Weil und Louis Eppstein (siehe unten). Kantor und Lehrer war inzwischen Fr. Nathan. 

1933 lebten 364 jüdische Personen in Saarlouis und den Orten der Umgebung. Nach der Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich 1935 verzogen zahlreiche jüdische Familien von hier, viele nach Lothringen oder nach Luxemburg. Ende 1935 waren nur noch 95 jüdische Einwohner geblieben. 1938 gab es noch fünf jüdische Geschäfte, die in der Pogromnacht 1938 von SA-Leuten und zahlreichen Einwohnern der Stadt heimgesucht, geplündert und verwüstet wurden. Mehrere jüdische Einwohner wurden dabei verletzt. Im Mai 1939 waren noch 41 jüdische Personen in der Stadt. 1940 wurden die letzten Verbliebenen nach Gurs deportiert.   
     
Von den in Saarlouis geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Auguste Alexander geb. Mayer (1874), Isidor Alexander (1871), Gustave Alexandre (1872), Kurt Aron (1908), Eugene Bass (1934), Leonie Beer geb. Cahn (1864), Flora Berger geb. Zimmt (1893), Arthur Blum (1886), Ida Blum geb. Bravmann (1887), Sofia Blumenthal geb. Wollheim (1868), Karl Leopold Brach (1859), Flora Brendel geb. Hanau (1891), Emilie Cahn geb. Fribourg (1879), Leopold (Leo) Cahn (1867), Paul Cahn (1897), Ernst Eppstein (1920), Fanny Esser geb. Zimmt (1893), Hilde Goldberg geb. Mendel (1896), Siegfried Goldberg (1899), Aron Goldstein (1897), Fred Gottlieb (1933), Walter Günzburger (1899), Adolf Hanau (1878), Alfred Hanau (1886), Emilie Hanau geb. Marx (1910), Golda Hanau (1888), Irma Hanau (1906), Leo Hanau (1907), Ludwig Hanau (1906), Martin Hanau (1878), Rosa Hanau geb. Lazar (1886), Theodor Hanau (1884), Toni Ella Hanau (1896), Ruth Hirsch (1928), Ilse Julia Joseph geb. Wolfsheimer (1921), Else Juda (1900), Felix Juda (1899), Isidor Juda (1872), Louis Juda (1896), Mathias Judciwitz (1893), Marthe Kahn geb. Hanau (1907), Bianka Kamm geb. Freuthal (1900), Elise Kamp geb. Moses (1874), Fanni Kellermann geb. Zander (1881), Alice Kirchner geb. Levy (1896), Margot Koppel (1931), Leonie Krauss geb. Moses (1882), Jakob Lazar (1866), Erich Lazard (1899), Max Michel Lazard (1889), Klara Leva geb. Hanau (1882), Heinz Levi (1922), Johanna Levi (1923), Bella Levy geb. Samiel (1881), Eugen Levy (1876), Ferdy Levy (1916), Jacob (Jacques) Kurt Levy (1912), Martha Levy geb. Gottlieb (geb. ?), Julie Loose geb. Kronenberger (1873), Anna Luebeck geb. Rosenthal (1863), Käthe Marcus geb. Israel (1892), Herbert Marx (1903), Leon Marx (1893), Andrée Mayer (1892), Palmyre Dalmira Mayer (1867), Else Mendel (1906), Hans Meyer (Meijer) (1901), Helga Meyer (Meijer) (1929), Martha Rosa Meyer (Meijer) geb. Hanau (1904), Karla B. Michel (1934), Max Michel (geb. ?), Eleonore Nussbaum geb. Stern (1893), Paula Ochs geb. Hanau (1904), Walter Ochs (1894), Martha Petuchowsky geb. Lazard (1896), Moses Petuchowsky (1885), Alice Reinheimer geb. Bonnem (1897), Leopold Roelen (1866), Alfred Rosenthal (1865), Fredi Salomon (geb. ?), Louis Salomon (1900), Reny Yvonne Schiff (1923), Leonie Schlochauer geb. Israel (1890), Lothar Schömann (1901), Joseph Schwarz (1889), Ida Simmenauer geb. Wolff (1885), Albert Simon (1903), Helene Simon geb. David (1900), Rosi Steinfels geb. Michel (1888), Herbert Sternheimer (1898), Simon Stiefelzieher (1896), Friedrich (Fritz) Strauss (1873), Rosa Wagner geb. Aron (1880), David Otto Weil (1884), Johanna Weil geb. Jakob (1884), Siegfried Weil (1871), Emma Woelfler geb. Samuel (1858), Clara Wolff (1877), Eugen Wolff (1889), Rosa Wolff geb. Emsheimer (1857), Victor Wolff (1887), Else Wolfsheimer geb. Lazar (1890), Siegmund (Sigismund) Wolfsheimer (1888), Leo Wollheim (1902), Ludwig Wollheim (1871), Flora Zander geb. Heiser (1881). 
   
Aus Bous sind umgekommen: Melanie (Minna) Deichmann geb. Kahn (1880), Eugenie Fanny Mayer geb. Kahn (1878).   
Aus Differten sind umgekommen: Samuel (Sally) Nussbaum (1886), Siegfried Schwartz (1925), Fanny Schwarz geb. Nussbaum (1890), Sigmund Schwarz (1891).    
Aus Felsberg sind umgekommen (nicht alle sicher nachzuweisen, es kann Verwechslungen mit Felsberg in Hessen geben):  Palmyra Aron geb. Salomon (1901), Johanna Jeanne Bing geb. Salomon (1903), Selma Blumenkron (1892), Minna Goldmann geb. Schloss (1868), Sidenia Kahn geb. Salomon (1895), Helena Levie geb. Weingarten (1863), Sophie Meier geb. Weingarten (1870), Salomon David (1863), Lion Salomon (1869). 
Aus Fraulautern sind umgekommen: Kurt Aron (1908), Rosa Gödhart geb. Hanau (1889), Albert Simon (1903), Sigismund Wolfsheimer (1888). 
Aus Lisdorf ist umgekommen: Alfred (Fredy) Salomon (1931).    
Aus Schwalbach sind umgekommen: Moritz Gottschalk (1896), Erna Gottschalk geb. Ermann (1891), Ferdinand Lichtenstein (1903), Herta Lichtenstein geb. Ermann (1905); vermutlich sind auch umgekommen: August Kahn (1889), Gundella Kahn geb. Levy (1892), Ruth Kahn (1925). Vgl. weitere Informationen bei Ferdinand Müller: Das Schicksal der Schwalbacher jüdischen Mitbürger (2017).    
    
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten 
(vgl. auch die allgemeinen Berichte aus dem Gemeindeleben)
Ausschreibungen der Kultusbeamtenstellen: des Lehrers (Elementar-, ab 1876 Religionslehrer), verbunden mit dem Amt des Vorbeters/Kantors 1846 / 1852 / 1857 / 1863 / 1865 / 1873 / 1876 / 1904 / 1905; dazu Ausschreibungen der Stelle eines Gemeindebediensteten, Schochet und Hilfskantors 1885 / 1893 / 1901. 

Saarlouis AZJ 26011846.jpg (61798 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar 1846: "Gesuche. Die hiesige Gemeinde sucht für nächsten August oder später einen tüchtigen Lehrer, der die israelitische Elementarschule übernehme, darin hebräischen, deutschen und womöglich französischen Unterricht erteilen könnte, auch als Kantor in der Synagoge einen Chor zu leiten verstehe, außerdem auch in der Elementarschule Gesangunterricht erteilen kann. Gute Zeugnisse müssen beigebracht werden. Der jährliche Gehalt beträgt 250 bis 300 Taler. Nähere Auskunft erteilt auf frankierte Anfragen der 
Israelitische Vorstand. Emanuel Rouff, Sohn. L. Lazard. J. Mayer
Saarlouis in Januar 1846."
  
Saarlouis AZJ 15111852.jpg (35759 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. November 1852: "Die Stelle eines Lehrers, der, zugleich Vorsänger, einen Chor leiten und Vorträge halten kann, ist in Saarlouis den 1. Januar 1853 zu besetzen. Das Gehalt ist 250 Taler fix. Bewerber wollen sich unter frankierter Einschickung ihrer Zeugnisse an den israelitischen Vorstand daselbst in Bälde melden."
  
Saarlouis AZJ 26011857.jpg (39876 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar 1857: "Die Israeliten-Gemeinde zu Saarlouis sucht für kommende Ostern einen Kantor, der eine angenehme Stimme hat, einen Chor zu leiten versteht, die Religionsschule übernehmen kann und zuweilen eine Predigt vorzutragen versteht. Fixer Gehalt Francs 1.000., Aussichten auf viele Nebenverdienste. Der israelitische Vorstand."   
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. November 1861: "Die israelitische Gemeinde dahier wünscht sofort, respektive bis Januar 1862 einen musikalisch gebildeten Religions- und Elementarlehrer , welcher den Gottesdienst leiten und einen religiösen Vortrag zu halten im Stande ist, mit einem fixen Gehalt von 450 Thalern zu engagieren.  
Reflektanten wollen sich baldigst in frankierten Briefen wenden an den Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."      
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Dezember 1862: "Für die hiesige Gemeinde wird ein Kantor gewünscht, der die Religionsschule übernimmt und deutsche Vorträge abhalten kann. Fixer Gehalt Thaler 500.   Offerten franco. 
Die Repräsentanten der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."             
 
Saarlouis AZJ 14071863.jpg (33176 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1863: "Die Stelle eines Predigers, Religions- und Elementarlehrers mit einem jährlichen Gehalt von 400 Talern ist vakant und sofort zu besetzen. Reflektanten wollen sich in portofreien Briefen wenden an den 
Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."  
   
Saarlouis AZJ 03011865.jpg (66489 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Januar 1865: "'Die Stelle eines Elementarlehrers, der zugleich die Funktionen eines Predigers und Vorbeters zu versehen hat, dabei einige musikalische Kenntnisse besitzt, mit einem jährlichen Gehalte von 500 Talern, ist hier vakant. 
Reflektierende hierauf wollen sich in portofreien Briefen wenden an den Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde in Saarlouis, wobei noch bemerkt wird, dass sich Mittel darbieten, in freien Stunden durch Privatunterricht die pekuniären Verhältnisse zu verbessern."
  
Saarlouis AZJ 17091867.jpg (52434 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1867: "Die Stelle eines Religionslehrers und Predigers, der auch besonders ausgebildete musikalische Kenntnisse mit einer guten Gesangstimme besitzen muss, um als Kantor fungieren zu können, ist mit einem jährlichen Gehalt von 600 Talern hier vakant. 
Reflektierende hierauf wollen sich in portofreien Briefen an den Verwaltungsrat der israelitischen Gemeinde in Saarlouis wenden, wobei aber bemerkt wird, dass keine Reiseentschädigung zur Abhaltung eines Probevortrages gewährt wird."  
  
Saarlouis AZJ 01071873.jpg (38982 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juli 1873: "Die israelitische Gemeinde zu Saarlouis sucht zum baldigsten Eintritte einen musikalisch gebildeten Kantor und geprüften Elementarlehrer bei einem Gehalte von 600 Talern. - Qualifizierte Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer früheren Stellung und Einsendung ihrer Zeugnisse baldmöglichst an den Unterzeichneten franco wenden. Der Verwaltungsrat M. Rosenthal."
1876 wurde nach Schließung der Elementarschule die Vorbeterstelle erstmals ohne Anforderung der Ausbildung zum Elementarlehrer ausgeschrieben: nur noch die Qualifikation zur Erteilung des Religionsunterrichtes war gefragt: 
Saarlouis Israelit 01031876.jpg (42464 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1876: "Kantor und Lehrer gesucht. Die hiesige israelitische Gemeinde sucht bis zum 1. April dieses Jahres einen musikalisch gebildeten Kantor, welcher zugleich den Religionsunterricht zu erteilen hat. Gehalt 1.800 Mark fix mit nicht unbedeutenden Nebeneinkünften. Erwünscht wäre noch, wenn derselbe Baal Tokea ist. Qualifizierte Bewerber, welche sich über ihre Leistungsfähigkeit und frühere Tätigkeit genügen ausweisen können, blieben sich baldigst an den Unterzeichneten zu wenden. 
Saarlouis, 24. Februar 1876. Der Verwaltungsrat M. Rosenthal."
 
Saarlouis AZJ 14031876.jpg (64302 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1876: nachdem erstmals eine Suchanzeige für einen Kantor und Lehrer der israelitischen Gemeinde Saarlouis in der orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" erschienen war (s.o.), wurde weiterhin - mit demselben Ausschreibungstext - auch über die liberale "Allgemeine Zeitung des Judentums" ausgeschrieben. 
1879 sollte erstmals - wie in vielen anderen Gemeinden auch - in Saarlouis die Vorbeterstelle mit der Schächterstelle verbunden werden  
Saarlouis Israelit 27051879.jpg (60519 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1879: "Kantor- und Schächterstelle zu Saarlouis. Den Reflektanten auf obige Stelle diene zur Beachtung, dass durch ein Engagement ein braver Schochet, der bereits 15 Jahre hier funktioniert, mit seiner zahlreichen Familie, ohne jeglichen Grund, brotlos gemacht werden soll. Mir sollte das Amt eines Schochet aufgedrungen werden; weil ich aber meine Mitwirkung zu einer solchen ungerechten Handlung nicht bieten wollte, war ich gezwungen, auch meine Stellung zu kündigen. L. Wolff, Prediger der israelitischen Gemeinde zu Saarlouis."
 
Hinweis: die nachfolgende Stelle des Gemeindedieners/Stadt-Schochet wurde wiederum zunächst in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit", wenig später auch in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" ausgeschrieben.    
Saarlouis Israelit 30041885.jpg (64089 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1885: "Saarlouis
In der hiesigen Gemeinde soll die Gemeindedienerstelle, verbunden mit den Funktionen des Stadt-Schochet, bis zum 1. Juli, spätestens bis zum 1. August dieses Jahres besetzt werden. Gehalt per Jahr 600 Mark exklusive der Gebühren als Schochet. Bewerbungen aus Rheinland-Westfalen oder Suddeutschland werden bevorzugt. Reisekosten werden nur beim Engagement vergütet. 
Meldungen nimmt entgegen Robert Mayer, Saarlouis."
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Mai 1885: "Saarlouis
In der hiesigen Gemeinde soll die Gemeindedienerstelle, verbunden mit den Funktionen eines Hilfskantors, sowie die eines Stadt-Schochet, bis zum 1. Juli spätestens bis zum 1. August dieses Jahres besetzt werden. Gehalt per Jahr 600 Mark, exklusive der Gebühren als Schochet. Bewerbungen aus Rheinland, Westfalen oder Süd-Deutschland werden bevorzugt. Reisekosten werden nur beim Engagement vergütet.
Meldungen nimmt entgegen Robert Mayer, Saarlouis."       
 
Saarlouis Israelit 20071893.jpg (31278 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1893: "Die Gemeinde Saarlouis sucht für die hohen Feiertage einen tüchtigen Hilfs-Kantor. 
Offerten und Gehaltsansprüche sind zu richten an 
Lion Hanau I., Saarlouis."
   
Saarlouis Israelit 09081900.jpg (24884 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen Hilfs-Kantor. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Saarlouis."
 
Saarlouis Israelit 25071901.jpg (37419 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901: "Hilfskantor zu Rosch haschono (Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungstag) sucht die Israelitische Gemeinde Saarlouis. 
Der Vorsitzende des Vorstandes: J. Lazard."
   
Saarlouis Israelit 21081902.jpg (49152 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen Hilfs-Kantor. Bewerber wollen sich melden an den Vorsitzenden der israelitischen Gemeinde Saarlouis. J. Moses."   
    
Saarlouis Israelit 01081904.jpg (68197 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1904: "Die Vorbeter- und Lehrerstelle der Synagogengemeinde Saarlouis, mit einem Anfangsgehalt von 1.800 Mark per Jahre exklusive Nebenverdienst, ist baldigst zu besetzen. Geeignete Bewerber, welche über eine schöne Stimme verfügen, und das Lehrerexamen bestanden haben, wollen dem Gesuche ihre Zeugnisse beifügen. Der Vorstand."   

 

  
Saarlouis FrfIsrFambl 26051905.jpg (16046 Byte)Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1905: "Vakanzen.  Saarlouis. Vorbeter und seminaristisch geprüfter Lehrer per 1. Juni. Anfangsgehalt Mark 1.800." 

   
Vorbeter in Fraulautern gesucht (1902)   
Offenbar bestand in Fraulautern zeitweise ein Betraum in einem der jüdischen Häuser    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903: "Für die hohen Feiertage suchen wir einen 
Vorbeter

Fraulautern a.d. Saar. Der Vorstand: A. Baum."      

  
Suchanzeige von Prediger S. Wolff (1877)  

Saarlouis Israelit 18071877.jpg (40321 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1877: "Gesucht gegen hohes Salair eine tüchtige israelitische Köchin in gesetzten Jahren, welche befähigt ist, einem kleinen Hausstand selbständig vorzustehen. Antritt kann sofort oder zum 1. Oktober erfolgen. Offerten mit Angabe des bisherigen Wirkens nimmt entgegen 
K. Wolff,
Prediger, Saarlouis." 

    
Über Kantor Rudolf Loewy (Vater von Esther verheiratete Bejarano, geb. 1924 s.u.)   
Rudolf Loewy (geb. 1893 in Bad Freienwalde) war seit 1916 verheiratet mit Margarete (Grete) geb. Heymann (geb. 1896 in Gräfenthal/Saalfeld). Er war im Ersten Weltkrieg eingezogen und wurde schwer verletzt (ausgezeichnet mit EK I). Früh war er als Komponist tätig. 1919 bekam er eine Anstellung als Lehrer und Kantor in Hoppstädten, seit Ende 1924 in Saarlouis, seit Ende 1925 in Saarbrücken. In der NS-Zeit nach Ulm, beim Novemberpogrom 1938 verhaftet und in das Gefängnis nach Augsburg verbracht. 1939 nach Berlin, von Ende 1939 bis zur Deportation im November 1941 Direktor des Waisenhauses Breslau sowie Kantor und Lehrer in der Storch-Synagoge. Am 25. November 1941 wurden Rudolf und Margarete Loewy nach Kowno/Kaunas deportiert und ermordet. 
Siehe http://rsg-saarlouis.de/wp-content/uploads/2015/08/Rudolf_Loewy.pdf        
    
    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
November 1840 - Gemeindevertreter von Saarlouis engagieren sich in der Wahl des Bezirksrabbiners zwischen Joseph Kahn (Trier) und Moses Levy (Merzig) für den erstgenannten

Saarlouis AZJ 14111840.jpg (210835 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. November 1840: "Saarlouis, 6. Oktober 1840: [Nach unserem schon öfter ausgesprochenen Grundsatze, bei vorkommenden Wahlen eines geistlichen Oberhauptes, so lange die Wahl noch nicht festgestellt ist, angemessener Polemik Raum zu geben, um den Interessenten über die Richtung der Kandidaten, sowie über die Wichtigkeit der Besetzung ein Urteil zu schaffen, wo hingegen nach geschehener Wahl nur Fakta zur Sprache kommen dürfen: gestatten wir auch folgenden, uns zugekommenen Zeilen den Abdruck, Redaktion]. Nach dem Konkurrenzausschreiben des israelitischen Konsistoriums hoffen wir auf einen wissenschaftlichen Rabbinen, der den Bedürfnissen der Zeit entspräche. 
Diese Hoffnung steigerte sich noch mehr bei uns, als wir mehrere Rabbinatskandidaten genauen kennen lernten, worunter sich besonders Herr Kahn durch sein mehrmaliges Auftreten dahier bemerklich machte. Allein zu unserem Leidwesen erfahren wir nun, dass mehrere Stimmen in unserer Nähe, sowie in Trier sich zu Gunsten des Rabbinatskandidaten Moses Levy in Merzig kund geben. Dagegen müssen wir in diesem trefflichen Organe der israelitischen Angelegenheiten öffentlich protestieren. Denn so bewanderte derselbe auch im Talmud ist und soweit er es auch in der spitzfindigen Disputierkunst gebracht hat; so passt derselbe doch keineswegs 1840 in Preußen an die Spitze der geistlichen Angelegenheiten eines ganzen Regierungsbezirkes gestellt zu werden. Wie könnte auch ein Mann, dem jede Sprache außer die des Talmuds, jede Wissenschaft, jede Grammatik selbst die der hebräischen Sprache unbekannt sind, der daher ganz folgerichtig neulich bei einer Unterredung mit einem hiesigen Bürger diejenigen, welche glauben, dass unsere Erde sich um die Sonne bewege (das kopernikanische System) Kofrim und Apikorsim nannte und zu exkommunizieren kein Bedenken trug, berufen werden, unsere Schulen zu inspizieren, die Lehrer zu überwachen und überhaupt unserer Religion auch nur die Achtung erhalten, deren sie bereits schon gewürdigt wird? Wir bitten daher im Interesse unserer heiligsten Angelegenheiten die hochlöblichen Behörden, die Notabeln und alle die, welche bei der bevorstehenden Wahl mitzuwirken im Stande sind, sich wenigstens darüber zu verständigen, dass wir von einer solchen Landplage befreit bleiben. x.y.z."   

 
November 1840: ein Gemeindeglied aus Saarlouis beklagt die Zustände in der Gemeinde 

Saarlouis IsrAnnalen 20111840.jpg (222795 Byte)Artikel in den "Israelitischen Annalen" vom 20. November 1840: "Rheinpreußen, November. - Hierzulande herrscht noch ein bemerkenswerter Stillstand, und eine fast unerträglich Indolenz, während man von allen Seiten Nachrichten von eingetretenen Verbesserungen vernimmt. Sehr oft frage ich mich selbst woher es wohl kommen mag, dass namentlich in Saarlouis und dem ganzen Kreise von den Fortschritten anderer Gegenden durchaus gar nicht zu einiger Tätigkeit angeregt wird. Am genannten Orte zählte die Gemeinde etwa 50 Familien, größtenteils nicht unbemittelt, aber obwohl es weder an Kräften noch an Subjekten mangelt, so vermisst man doch die anderswo längst ins Leben getretenen nützlichen Vereine, eine zweckmäßige Bildungsanstalt für die Jugend, und alles, was die Verhältnisse und die Intelligenz bessern könnte. Die Schuld mag einzig und allein an der Zaghaftigkeit des Vorstandes liegen, welcher in seinem guten Willen nicht immer von Kraft und Beharrlichkeit unterstützt wird, vielmehr in allem zu viel Privatrücksichten obwalten lässt. In der jüngsten Zeit ist daher hier nicht weiter vorgefallen, als dass der wohlunterrichtete Kandidat Herrn Cahen aus Wawern öfters seinen sehr erbaulichen Predigten die Mängel, welche hier wahrgenommen werden, uns in ein helleres Licht gestellt hat, ohne dass an Abhilfe gedacht wird. Man hat hier eine prachtvolle Synagoge erbaut, deren Kosten mancher Familie sehr drückend waren, aber leider muss man sagen, dass dies schöne Gebäude durch keinerlei Dienst-Ordnung verherrlicht, vielmehr durch die stehende Unregelmäßigkeit verunstaltet wird. Die Gemeinde hier und in der Umgegend sind eine hirtenlose Herde, die Rabbiner haben sich nie um uns bekümmert und die Jugend befindet sich in einem Zustande gänzlicher Verwahrlosung. Selbst die bevorstehende Wahl eines Rabbinen in Trier gewährt uns keine Aussicht auf innere Umwandlung; das Einzige, was hier heilsam sein dürfte, wäre eine gänzliche Trennung der Gemeinden dieses Kreises von dem Trier'schen Rabbinate. Dieser Gegenstand ist schon einmal zur Sprache gekommen, allein ungeachtet wir auf Unterstützung der Stadtbehörde wie der Genehmigung hoher Regierung zu solchem Schritte gewiss sein könnten, so fehlt doch alle Energie. Früher zählten wir in unserer Mitte einige Männer von gehöriger Tatkraft, welche sich nicht scheuten, ein offenes Wort zu reden, und sich für das Gute eifrig zu verwenden; sie haben uns aber verlassen, und wir müssen es beklagen, dass sie nicht Nachfolger finden. Wir sprechen dies öffentlich aus, um damit darzutun, dass nicht Alle die Indolenz teilen; aber nicht jedem steht zu wirksam einzugreifen. Möchte die öffentliche Stimme dazu dienen, auf das, was Not tut, aufmerksam zu machen und die schlummernden Kräfte zu wecken. 
Anmerkung des Herausgebers: Ähnliche Bemerkungen sind uns aus jenen Gegenden bereits mehrere Male zugekommen; wir mögen indes nicht gern in Allgemeinheiten uns verlieren. Spezielle Übersichten der statistischen Verhältnisse ganzer Kreise, mit Weglassung dessen, was nur lokales Interesse hat, werden wir gern aufnehmen."   

 
März 1841 - Aktivitäten des "Vereins zur Unterstützung des Handwerks und Ackerbaus"  

Saarlouis IsrAnnalen 26031841.jpg (95800 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 26. März 1841: "Kreis Saarlouis. Hier ist seit kurzem durch die Vorsteher Joseph Mayer und Emanuel Rouff, Sohn, manche Verbesserung durchgeführt. Das Wichtigste ist ein ‚Verein zur Unterstützung des Handwerks und Ackerbaues’, dessen Mitglieder zugleich sich zur Belehrung über Bibel und jüdische Literatur versammeln. Der würdige und kenntnisreiche Lehrer, Herr Levy, hält jeden Sabbat Vorträge, worin er den Mitgliedern das Wissenswerte erklärt. Man hält zu diesem Ende die Zeitschriften und schafft die neuesten Erscheinungen dieses Faches an, welche unter den Teilnehmern zirkulieren. Das treffliche Streben findet bei der Humanität der Zivil- und Militärbehörden wie der Geistlichkeit gebührende Anerkennung und jeden erwünschten Vorschub."

 
April 1845 - Fortschritte im Synagogen- und Schulwesen der Gemeinde 

Saarlouis Israelit19Jh 13041845.jpg (128469 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 13. April 1845: "Fortschritte im Synagogen- und Schulwesen. Saarlouis, 1. März (1845). Die Reform-Bestrebungen machen hier und in der Umgegend sichtbare Fortschritte. Die Elementarschule unter der Leitung des Herrn Blüth ist in gutem Stande; die Kinder werden regelmäßig in allen Elementarfächern und in der Religion nach Herxheimers Handbuch unterrichtet; auch in der französischen Sprache durch den Lehrer Herrn Levy, der zugleich Lehrer dieser Sprache an der evangelischen vereinigten Militär- und Zivilschule ist; endlich auch im Singen durch den besten Gesanglehrer des 36. Regiments. Die alljährlichen Prüfungen sind stets mit großem Lob der Schulkommission unter Vorsitz des Königlichen Schulinspektors abgehalten worden. Die Stadtkasse gibt eine jährliche Steuer von 25 Talern zur Erhaltung der Schule. In der Synagoge ist der Mizwot-Verkauf längst abgeschafft. Heute, am 1. März, wurde der Gottesdienst zum ersten Male mit Chorgesang nach der Braunschweigschen Agende abgehalten. Dieser Chor bildete sich durch das Bestreben der angesehensten und wohlgebildetsten jungen Leute hiesiger Gemeinde von selbst. Der würdige Vorsteher, Herr Emanuel Ruof, befördert und unterstützt alle diese Reform-Bestrebungen auf das lebhafteste; auch ist er der erste und Haupt-Kommissarius der Schule und nimmt sich derselben sehr an. Wenn hier der einzige Übelstand gehoben wäre, der darin besteht, dass die Synagoge noch zur Zeit ein Privateigentum von 6 Familienvätern ist, die zum Teil noch steif orthodox sind, so würde das Gute und das Bessere hier Riesenschritte machen, namentlich durch den guten Willen der jungen Leute und durch das edle Streben des genannten Herrn Rouf."  

  
März 1847 - die Gemeinde Saarlouis als "mustergebende" Gemeinde im trier'schen Rabbinatsbezirk

Saarlouis Israelit19Jh 14031847.jpg (76013 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 14. März 1847: "Israelitische Zustände. (Von der Mosel, im Februar). – Langsam, aber desto friedlicher und gesegneter gedeihen auch bei uns die Früchte der gegenwärtigen Bestrebungen bezüglich der Umgestaltung unserer religiösen Verhältnisse. Die Gemeinde Saarlouis, offenbar die gebildetste des trierischen Rabbinates, geht den anderen Gemeinden mustergebend voraus. Sie hat seit Kurzem auf die Empfehlung unseres Herrn Oberrabbiners Kahn einen wissenschaftlich gebildeten Lehrer und Prediger angestellt, der sich bemüht, den reformatorischen Errungenschaften der Gegenwart in dem Kreise seines Wirkens Geltung zu verschaffen. Während der kurzen zeit seiner Anstellung wurde das Äußere des Gottesdienstes würdiger gestaltet, Choralgesänge eingeführt und der so genannte Tropp beim Vorlesen der Tora abgeschafft. Weitergehende Reformen werden hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen."   

 
Juni 1847 - "Religiöse Fortschritte"    

Saarlouis Israelit19Jh 20061847.jpg (357304 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 20. Juni 1847: "Religiöse Fortschritte. (Saarlouis, im April). Schon in einer früheren Nummer dieser Blätter sucht uns ein Korrespondent von der Mosel über den religiösen Stand der hiesigen Gemeinde zu unterhalten und hebt besonders die Weglassung des so genannten Trops als sehr lobenswert hervor. Einsender kann der Unvollständigkeit jenes Referats wegen nicht umhin, dasselbe im Interesse der guten Sache und als Beispiel für ähnliche kleinere Gemeinden zu vervollständigen und zu ergänzen.
Der Gemeinde Saarlouis, welche durch das Streben bewährter Männer und namentlich durch längeres dasiges Verweilen des Oberrabbiners Kahn aus Trier einsehen gelernt, dass die Religion mit den Erfordernissen der Zeit Hand in Hand gehen müsse, ist wirklich vor allen anderen israelitischen Gemeinden unseres Bezirkes das Verdienst zuzuschreiben, dass in ihr schon mehrere Jahre der Gottesdienst durch Choralgesang verherrlicht wird und deutsches Wort sich schön längst durch Rabbiner und Lehrer in der Synagoge eingebürgert hat. Seit einem halben Jahr nun seiht sie durch Bestellung des Lehrers und Predigers Herrn Haase, einen Mann an ihrer Spitze, welcher nicht nur seinem Amte als Heranbilder der Jugend und Verkünder des heiligen Wortes, Ehre macht, sondern als wahrer Volkslehrer die Gemeinde, soviel in seinen Kräften steht, nach innen zu bilden und nach außen zu heben sucht. Über dessen gehaltvolle Predigten, die nicht nur Erbauung, sondern auch Belehrung des wahrhaft Zeitgemäßen zum Ziele haben, behaltet sich Schreiber dieses in einem besonderen Artikel zu referieren vor.
Was Kultusverbesserungen betrifft, sieht man hier ganz geräuschlos manche zeitgemäße Abänderungen eingeführt. So zum Beispiel wird das Gebet für den Landesvater durch den Prediger in deutscher Sprache abgehalten, bei welchem am Schlusse für die Erlösung und Befreiung von allem Drucke Herzerhebende Worte gesprochen werden. Die Haftara wird jedes Mal ins Deutsche übersetzt. Ferner sieht man in der nächsten Zukunft einer geregelten Synagogenordnung entgegen, nach welcher die Weglassung der Piutim und sonstiger veralteten Gebetstücke in Aussicht steht. Möchten doch unsere Nachbargemeinden solche und ähnliche Verbesserungen, welche selbst bei der Orthodoxesten nicht den mindesten Anstoß finden und dennoch den Weg zum allgemeinen Besseren anbahnen, einzuführen beginnen. Einsender dieses ist selbst Augenzeuge des wohltätigen Einflusses solcher Verbesserungen besonders auf die jüngere Generation, welche sich mit Interesse und Wärme der Religion zuwendet. Auch dies ist ein Beweis, wie wohltätig dennoch die viel angegriffenen und unwürdigen Verunglimpfungen ausgesetzten Beschlüsse der Rabbinerversammlung auf empfänglichere Gemeinden wirken.
Besonderer Erwähnung in diesen Spalten verdient nun noch ein neu entstandenes, für die Zukunft viel versprechendes Institut. Durch Aufruf des genannten Herrn Haase an die hiesigen Gemeindeglieder und durch dessen rastloses Bemühen hat sich nämlich ein Verein gebildet, dessen Hauptaufgabe die religiöse Erkenntnis der Gegenwart und mäßiges Fortschreiten durch dieselbe, nächstdem aber die Verbreitung auserlesener literarischer besonders jüdischer Produktionen. In einem eigens zu diesem Zwecke eingerichteten Lokale wird das Beste aus des Tagespresse und sonstigen literarischen Erscheinungen mit besonderer Rücksicht auf jüdisches Gebiet in geselligen Kreisen gelesen und besprochen. Außerdem werden allwöchentlich Vorlesungen und religiöse Betrachtungen abgehalten. In letzteren hat Herr Haase es sich zur Aufgabe gestellt, die Bibel und zwar bis jetzt die Schöpfungsgeschichte auf biblischer Grundlage vom philosophisch kritischen Standpunkte und soviel möglich populär zu erklären. Dieses Verfahren scheint wirklich der geeignetste Weg um wahre Aufklärung zu verbreiten, indem hierbei das Volk auf dem Wege der Belehrung auf die Grundlage seiner Religion zurückgeführt wird. Dieser Verein hat sich durch seine Tendenz und besonders durch die erwähnten gehaltvollen Vorträge der allgemeinen Teilnahme der Wohlgesinnten aller Konfessionen zu erfreuen. Der beste Beweis hierfür ist, dass gleich nach der feierlichen Eröffnung, bei welcher viele achtbare christliche Bürger zugegen waren, mehrere sich demselben anschlossen. Ferner bestieg eines der christlichen Vereinsmitglieder, der Herr Zivil- und Garnisonsprediger Rindfleisch, in voriger Woche die Tribüne und richtete herrliche kräftige Worte über die Hoffnungen, die von dem Streben einer solchen Gemeinde, besonders aber von diesem jungen Institute, zu hegen seien und über die Mittel, diese Hoffnungen verwirklicht zu sehen, an die Versammlung. Besonders nahm er Bezug, nachzuweisen, wie solche Vereine und Vereinigungen zum allgemeinen Interesse für Belehrung, Veredlung und Bildung die geeignetsten Mittel seien, die noch vorhandenen Klippen der menschlichen Gesellschaft zu ebnen. Den Schluss machte ein allgemein gehaltenes kurzes Gebet. Solche Ereignisse geben gewiss das beste Zeugnis, dass bei unserer gebildeten christlichen Bevölkerung die Emanzipationsfrage zu unseren Gunsten gelöst ist, obgleich dies von oben herab noch nicht geschehen.
Möge die hiesige Gemeinde in diesem Sinne unter der Leitung ihres würdigen Predigers in ihren Bestrebungen zur Veredlung und Verherrlichung unseres Teuersten, des Glaubens, unter Hintansetzung aller Selbstsucht und alles Eigennutzes fortfahren und die Früchte zu deren besserem Gedeihen werden sicher nicht ausbleiben."  

  
November 1854 - angesichts der Berichte aus den 1840er-Jahren nicht ganz verständliche Kritik an der Gemeinde und ihrem Prediger 

Saarlouis AZJ 20111854.jpg (33747 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1854: "In Saarlouis ist der Indifferentismus zuhause, es ist ein Prediger angestellt, der predigt nicht, wenn er predigt, lässt man ihn stehen; selbst eine Elementarschule kommt nicht gut fort."  

   
1879 - Zwei jüdische Bürger werden in den Stadtrat gewählt 

Saarlouis AZJ 07011879.jpg (131708 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Januar 1879: "Saarlouis, 27. Dezember (1878). Der geehrte Korrespondent aus Hannover frägt in Nr. 52, indem er die Berufung von zwei jüdischen Sachverständigen zur Reichsenquete für die Baumwollen und Leinenindustrie nach Berlin erwähnt: ‚Was wird die Saarzeitung dazu sagen?’ 
Da dieses ultramontane Organ wohl größtenteils durch meine Kämpfe mit ihr in den jüdischen Kreisen bekannt wurde, so glaube ich das Recht und die Pflicht zu haben, auf diese Frage einzugehen. Obwohl das erwähnte Blatt, sowohl in Hinsicht des geistigen Inhalts, wie auch des Leserkreises mit zu den geringsten Presseprodukten Deutschlands gehört, so hat es trotzdem stets den besten Willen gezeigt, gegen alles, was Juden und Judentum heißt, zu Felde zu ziehen. Doch Amalek ist gefallen, ist in seinem eigenen Lager tief gedemütigt worden. Nicht allein, dass die Saarzeitung durch Entziehung des Postdebits für Elsass-Lothringen den größten Teil ihrer Abonnenten verloren, sie musste es erleben, musste es mit ansehen, musste ihre eigenen Spalten zu der Mitteilung eröffnen, dass in Saarlouis, dem Sitze des unverfälschten protestierenden Franzosentums, dem Sitze des schwärzesten Ultramontanismus, zwei Juden in der Stadtrat gewählt wurden; noch mehr, dass von 6 neu gewählten Stadträten 5 Liberale aus der Urne hervorgingen. Was die Saarzeitung dazu sagt? – Sie verhüllt weinend ihr Haupt und muss trotz ihrer dunklen Umhüllung erkennen, dass es auch hier Gott sei Dank beginnt, lichter zu werden, dass selbst ihre eigenen Anhänger ihr den Rücken kehren. Von den zwei zu Stadträten gewählten Israeliten gehört der erstere, Herr Moses Cahn (nicht: Cuhn) – welcher auch, nebenbei gesagt, ein eifriger Beförderer aller jüdischen Institutionen ist, - schon mehrere Jahre zu den Vätern der Stadt. Der zweite Herr Cerf Sribourg, ein junger intelligenter Kaufmann, wird sich durch seine allgemeine Beliebtheit ebenfalls einen dauernden Platz neben seinem älteren und tüchtigen Kollegen erringen." 
  
   
1879 - Die Rabbinerfrage führt zu Spannungen zwischen den Gemeinden 
Saarlouis AZJ 25021879a.jpg (136628 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Februar 1879: "Saarlouis, Februar 1879. Im Anschluss an meine Korrespondenz in Nr. 2 dieser geschätzten Zeitung bin ich heute wieder in der Lage, aus der dunkelsten Ecke des deutschen Vaterlandes einen Lichtblick melden zu können. Wir zählen unter den Vätern dieser ultramontanen Stadt nicht allein, wie schon mitgeteilt, zwei jüdische Stadtverordnete, sondern einer derselben, Herr Moses Cahn (nicht Cohn, wie es irrtümlich in Nr. 2 heißt)., ist als Mitglied des Schulkuratoriums gewählt und bestätigt worden. In hiesigem Kuratorium haben nun Sitze: der katholische Dekan, der Kaplan, protestantische Geistliche und – ein Jude! Hoffentlich wird dieses Quartett immer recht harmonisch gestimmt sein. – Die Rabbinerfrage hält seit einem Jahre die Gemüter der israelitischen Bewohner des Regierungsbezirks Trier, speziell des Saarkreises in steter Bewegung. Zuerst war es die Hauptgemeinde Trier, die wie natürlich, als künftiger Sitz des Rabbiners, eifrigst für die Neubesetzung Propaganda machte. Die unteren Saarkreise konnten sich mit der Hauptgemeinde nicht einigen und wollen jetzt ebenfalls einen Rabbiner. In einer Delegierten-Versammlung zu Saarbrücken wurde beschlossen, den Sitz des Rabbiners nach Saarbrücken zu bestimmen. Nun wollen die Vertreter von Saarlouis den Rabbiner; der Delegierte für Neunkirchen will ihn dorthin. Alle diese Vertreter handeln ohne Einverständnis ihrer Gemeinden. – Saarbrücken hat keine Synagoge und keinen Gottesdienst (das Minjan in einem gemieteten Lokale am Sabbat kann wohl dafür nicht gelten. – Die Gemeinde Saarlouis besoldet mit großen Opfern einen eigenen Prediger; Neunkirchen ist ein Dorf und herzlich froh, einen jährlichen Gehalt für den Lehrer aufbringen zu können. Die größte Gemeinde Merzig hat seit Jahren einen als talmudische Kapazität bekannten More-Zedek und will sich unter keiner Bedingung einem Rabbiner anschließen. – Also Spaltung von allen Seiten."

       
Eine ungewöhnliche Beisetzung (1878) - eine mit einem christlichen Mann verheiratete jüdische Frau wird beigesetzt  

Saarlouis AZJ 26111878.jpg (186883 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. November 1878: "Saarlouis, 14. November (1878). Ein ebenso seltenes wie ungewöhnliches Leichenbegängnis sahen wir in diesen Tagen durch die Straßen unserer Stadt ziehen: an der Seite des christlichen Leidtragenden der jüdische Geistliche im Ornat und dahinter eine ebenso große Zahl israelitischer wie christlicher Einwohner von hier und Umgegend. Der Sarg enthielt die Überreste einer im 26. Jahre verstorbenen Jüdin, welche vor einem Jahre mit ihrem Manne, einem christlichen Musikdirektor, hierher gekommen. In der Lebensgeschichte der Verstorbenen machte sich eine alte Erfahrung geltend: solange der Mensch im Vollbesitze seiner Gesundheit ist, glaubt er oft ohne Religion und Gotteswort recht gut leben zu können; sobald aber Not und Krankheit an ihn herantreten, da erwacht das Gewissen, die längst verblichenen Bilder der Jugend drängen sich hervor und die lange vernachlässigte Religion fordert wieder ihre Rechte. So auch hier, die Frau erkrankte und als die Ärzte ihren Zustand für hoffnungslos erklärten, wurde der Prediger der israelitischen Gemeinde, Herr L. Wolff, zu der Kranken gerufen, welcher Trost bringen sollte. Als derselbe sich überzeugte, dass die Frau, trotz der Zivilehe mit einem Christen, Jüdin geblieben, geschah von Seiten der israelitischen Gemeinde und von dem Frauenvereine alles Mögliche, um das Leiden der Kranken zu mildern und das Gemüt zu erheben. Nach dem längst erwarteten Tode war die Bevölkerung, welche mit regem Interesse diese Vorgänge verfolgte, nicht wenig auf das Begräbnis gespannt. Man durfte mit Recht erwarten, dass der Prediger Wolff, welcher durch seine zahlreichen Kämpfe mit den ultramontanen Organen ebenso gefürchtet wie allgemein geachtet wird, diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen würde, ohne über die eigentümlichen Umstände, sowie über die Zivilehe sich auszusprechen. Wenn die Zuhörer aus allen Konfessionen sich je nach ihrer Stellung zu dieser Frage eine Verdammung oder eine Beschönigung erwartet haben, so wurden alle getäuscht. Als er die äußeren Kämpfe der Heimgegangenen schilderte, welche in der frühesten Jugend von der Heimat sich trennen musste und im vorigen Jahre an einem Tage zwei Kinder verlor, kam der geschätzte Redner auf die inneren Kämpfe ihres Lebens und sprach ungefähr Folgendes: ‚Wer kennt nicht das Verlangen des Weibes nach einer festen, männlichen Stütze im Leben, besonders wenn es allein steht, allein auf seine schwachen Kräfte angewiesen ist? Und wenn sie nun einem Manne die Hand zum ewigen Bunde reichte, der ihr wohl sein ganzes Herz, sein redlich Streben widmete, nicht aber in einer Sprache mit ihr zu dem Vater über den Sternen betete – wenn sie anstatt der Verfügung der Weltstadt zu verfallen, dem Manne ihrer Wahl in rechtlicher Ehe angehören wollte, auch wenn nicht des Priesters Hand den Bund segnete, wer wollte da den Stab über sie brechen, wer wagt es, den ersten Stein auf diese Sünde zu werfen? Wahrlich m.A., ich bin kein Verehrer, viel weniger 
Saarlouis AZJ 26111878a.jpg (90942 Byte)denn ein Lobredner jener modernen Ehen, die da glauben, ohne Religion, ohne Kultus recht gut leben zu können; alle Erfahrungen zeigen uns, dass in einer solchen ehe nie eine vollkommene Übereinstimmung herrschen kann, aber ich kenne die Anforderungen des Lebens und weiß zu unterscheiden zwischen dem Zwange der Armut und der Hilflosigkeit und dem Reichtum, welcher in bodenloser Gleichgültigkeit oft der Religion den Rücken kehrt. Wenn ich hier und in diesem Falle kein Vergehen finde, so verdamme ich dagegen die Sucht der Großen, welche um ein Adelsdiplom oder um eine Herzogskrone ihren Gott, den Glauben ihrer Väter verkaufen. Mir aber ist jetzt die Aufgabe geworden, als jüdischer Prediger einem Christen Trost zu sprechen, eine Aufgabe, vor der ich nicht zurückschrecke, denn Gottes Wort ist dasselbe, in welcher Sprache es auch geschrieben, Gottes Wort und Trost findet Eingang in die Herzen aller Leidenden und Gebeugten.’ Keiner der Teilnehmer verließ trockenen Auges die Stätte der Trauer. Die Israeliten hörten mit gerechtem Stolze solche Worte aus dem Munde ihres verehrten Predigers, die Christen erkannten rückhaltlos, dass eine solche Sprache, erfüllt zugleich von innigem Glauben und wahrer Menschenliebe, die Herzen aller rechtlichen Menschen erheben müsse. Der Leidtragende ehrte den Frauenverein und den Prediger Wolff durch eine öffentliche herzliche Danksagung."   

    
Spendenaufruf für eine in Fraulautern in Not geratene jüdische Familie (1885)  

Saarlouis Israelit 27081885.jpg (124855 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1885: "Dringende Bitte! Den Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen kennend, erlaube ich mir, an alle Wohltätigen Israels, mit der bescheidenen Bitte, Linderung des Elends, zu wenden.  
Am verflossenen Donnerstag, starb in unserer Filialgemeinde Fraulautern, in Folge eines unglücklichen Falles, ein armer Mann, der eine Frau mit fünf unerzogenen Kindern in den drückendsten Verhältnissen hinterließ. Die Kinder sind, sozusagen, nackt und schreien um Brot, und die unglückliche Mutter kann ihnen keines geben. Wohl wurde in der Eile gesorgt, das augenblickliche Elend zu mildern, aber es genügt nicht, die Kinder wollen gekleidet sein, und der Winter ist vor der Tür. Darum Glaubensgenossen! Helft! Und übet diese wahrhaft große Mizwa. Etwaige Spenden beliebe man gefälligst an mich oder an die Expedition dieses Blattes zur Weiterbeförderung gelangen zu lassen. Saarlouis, 24. August 1885. A. Wolff, Kantor. 
Wir sind gerne bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern."   

      
Ein jüdischer Vizefeldwebel wird auf Grund seiner Religionsangehörigkeit nicht in das Offizierscorps befordert (1889)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Dezember 1889: "Saarlouis, 13. Dezember (1889). Man schreibt der 'Frankfurter Zeitung': Anknüpfend an den im heutigen zweiten Morgenblatt Ihrer geschätzten Zeitung enthaltenen Artikel über den Ausschluss der Juden vom Offizierscorps gestatte ich mir, Ihnen in Nachstehendem eine Tatsache zu berichten, die zwar älteren Datums ist, aber deshalb nichts an Aktualität verloren haben dürfte. Im Jahre 1861 trat bei dem damals hier garnisonierenden Hohenzollern'schen Füsilier-Regiment Nr. 40 der Sohn einer hiesigen, hochangesehenen israelitischen Familie zur Ableistung seiner Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger ein. Nach Ablauf der Dienstzeit und nach Absolvierung der vorgeschriebenen Dienstleistungen wurde er zum Vizefeldwebel befördert und schließlich, nach Ablegung der Offiziersprüfung, im Jahre 1864 zur Wahl als Reserveoffizier vorgeschlagen und vom Offizierscorps auch gewählt. Dennoch wurde der Beförderungsvorschlag an höchster Stelle abgelehnt. Da diese Ablehnung nicht von Motiven begleitet war, so muss der Grund derselben wohl oder übel in der Religionsangehörigkeit des Aspiranten gesuchten werden, und zwar schon deshalb, weil jede andere Vermutung, der ganzen Lage der Sache nach, völlig ausgeschlossen erscheint. (Das Resultat dieser und anderer Nachrichten ist, dass alle militärischen Instanzen an dem Ausschluss der Juden vom Offizierscorps beteiligt sind. Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums)."      

 
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Myrtil Lazard und Leopold Lazard werden im Militärdienst befördert und dekoriert (1867)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1867: "Saarlouis, im Dezember (1866). Welcher Fortschritt in der zwingenden Macht der Verhältnisse liege, deren Einwirkung sich auch der strengste Konservatismus auf die Dauer nicht erwehren kann; wie dem Rechte sein Sieg endlich wired, - wenn auch stetig und langsam - so nur auf Seiten der Rechts-Entratenden die treue Pflicht-Übung gegen das Vaterland nie fehlt und bis zur Musterhaftigkeit hervorleuchtet; dies beweisen auf dem Gebiete der neuesten vaterländischen Geschichte die Dekorationen, deren auch Militärpersonen jüdischen Glaubens teilhaftig wurden.  
Der Umschwung der Ideen zum Bessern, selbst in den höchsten Kreisen, tritt, - so will es das neckische Geschick - diesmal hierorts beispielsweise an einer und derselben höchst achtbaren Familie zutage.  
Während nämlich dem ältesten Sohne des jüdischen Bankhauses Witwe Louis Lazard dahier, Herrn Myrtil Lazard, der vor einigen Jahren, nach zurückgelegtem einjährigen Freiwilligendienst vom ganzen Offizier-Corps seines Regiments einstimmig als Landwehroffizier erwählt worden war, die allerhöchste Bestätigung aus Rücksicht auf sein Glaubensbekenntnis versagt blieb, ist nunmehr dessen jüngster Bruder Leopold Lazard Unteroffizier vom 70. Infanterie-Regiment, in Folge des jüngsten Feldzuges mit der Dekoration als Inhaber der Militär-Auszeichnung bedacht worden. Derselbe soll nämlich in dem Gefechte bei Werbach im Großherzogtum Baden, mit einer von ihm geführten, nur 10 Mann starken Patrouille, im dichtesten Kugelregen die Verbindung seiner Waffengefährten hergestellt haben. Ungeachtet der Nichtbestätigung des älteren Bruders, hat doch auch dieser während des ganzen Feldzuges bei der Main-Armee Offizierdienste versehen. Bekanntlich ist das, dem Herrn Leopold Lazard verliehene, Militär-Ehrenzeichen am 30. September 1866 in zwei Klassen als Auszeichnung vor dem Feinde gestiftet, und stehen Schildwachen vor diesem Ehrenzeichen mit Gewehr über still. Möge es Herrn Leopold Lazard vergönnt sein, sich und seinen Glaubensgenossen auch fernerhin Ehre zu machen.  S...."        

  
Zum 50. Geburtstag von Bruno Weil (1933)    
Anmerkung: Dr. Bruno Weil (geb. 1883 in Saarlouis, gest. 1961 in New York) war seit 1910 Rechtsanwalt beim Landgericht Straßburg, seit 1920 Rechtsanwalt und Notar in Berlin. 1936 emigrierte er nach Argentinien, später in die USA.
Literatur: Peter C. Keller (Hrsg.): Mutterkorn Vaterland: Bruno Weil: Autor - Advokat - Politiker. Ein Lesebuch. St. Ingbert 1988
.     

Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" ("CV-Zeitung") vom 4. April 1933: "Bruno Weil 50 Jahre alt
Als am 4. April unser altbewährter Freund Bruno Weil die Feier seines 50. Geburtstages beging, konnte er auf ein ebenso arbeitsreiches wie wechselvolles Leben zurückblicken.  Im Saarlande geboren, ist Weil in frühester Jugend nach Metz übergesiedelt und dort aufgewachsen. Bereits als Student trat er für seine Ideale, für die Vermählung von Deutschtum und Judentum ein; als Angehöriger einer K.C.-Verbindung (sc. Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens) war er in diesem Sinne organisatorisch, schriftstellerisch und rednerisch tätig. Ee ist getragen von seinem süddeutsch-elsässischen Einschlage, der im Gesamtrahmen der deutschen Vaterlandes auf die Sonderart seiner Heimat besonders stolz gewesen ist. Bruno Weil hat später die K.C.-Jahrbücher geschaffen, in denen unter seiner Leitung und maßgebenden Mitarbeit große grundsätzliche Fragen der deutschjüdischen Jugend erörtert wurden. Sein Werk 'Juden in der deutschen Burschenschaft' schaffte ihm einen wohlbekannten Namen. Als Anwalt ließ er sich in Straßburg nieder. Nach dem Kriege aber traf ihn das Schicksal der Ausweisung aus dem Elsass. Er musste Straßburg verlassen. Sein neuer Wohnsitz war Berlin. Hier hat er sich seiner vertriebenen Landleute außerordentlich angenommen und in den Kreisen der ihrer Heimat beraubten Elsass-Lothringer viel Elend lindern können. Er verfasste mehrere schwierige juristische Fragen lösende Werke über die Rechtslage der verdrängten Auslandsdeutschen, die auf diesem verwickelten Rechtsgebiet viel Klärung geschaffen haben.   
Bereits in Straßburg hatte Bruno Weil sich im Centralverein betätigt. In Berlin stellte er sich pflicht- und überzeugungsgetreu zu seiner Verfügung und wurde bald zu einem der Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt. Literatisch trat er durch eine Reihe von geschichtskritischen Werken hervor.  
In Weils starker Vitalität verkörpert sich seine Heimat. Sie zeigt sich namentlich in einer glänzenden Rednergabe, die auch den großen Kreis unserer Freunde oft erfreut und erhoben hat. Ihm ist die Kunst feingeschliffener Ausführungen, besonders in der Debatte, gegeben. Sein starker Wille ist für seine Mitarbeiter gewiss nicht immer bequem; aber die Fülle der Anregungen, die er gibt, die sichere Art, in der er entscheidende Gesichtspunkte sucht und findet, lassen aus seinen Ausführungen stets reiche Anregungen und fortreißende Lebendigkeit fließen.  
Wir wünschen unserem Freunde zur Feier der Höhe seines Lebens von Herzen alles Gute. Mögen ihm noch viele Jahrzehnte segensreichen Wirkens beschieden sein.  L.H."   

      
Hinweis auf die in Saarlouis geborene Esther Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis)     

Esther Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie nach Saarbrücken, wo ihr Vater fortan als Oberkantor tätig war. 1936 verzog die Familie nach Ulm, wo er eine neue Stelle als Kantor fand. Nun besuchte Esther Loewy das Jüdische Landschulheim Herrlingen. Ihre Geschwister konnten alsbald emigrieren, Esther blieb allein bei ihren Eltern, die nach Neu-Ulm zogen. Ihre Eltern versuchten auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater wurde 1939 nach Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte ein zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern wurden im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).        
Esther Bejarano ist seit 2008 Ehrenbürgerin von Saarlouis.
Artikel zum 95. Geburtstag von Esther Bejarano: http://www.hagalil.com/2019/12/esther-bejarano/  

 
  
Jüdische Familiengeschichte     
Über die Familie Mayer Eppstein, darunter der Vorsitzende der Repräsentanz der jüdischen Gemeinde Ludwig Eppstein (um 1932) 
- eine exemplarische süddeutsch-jüdische Familiengeschichte von Rolf Michael Mayer (2009)
      

HaLevi – Eppstein – Eppler – Mayer. Vier Namen – eine Familie  
1335 erteilte Kaiser Ludwig IV. (Ludwig der Bayer) Gottfried von Eppstein die Erlaubnis, im Tal und an seiner Burg Eppinstein im Taunus 10 jüdische Familien anzusiedeln. 1392 siedelte sich die Familie Eppstein in Frankfurt am Main an. Ihr ursprünglicher Name war HaLevi gewesen, was sie als Angehörige des Stammes der Leviten auswies. 
Wie bei vielen Juden wurde dieser Herkunftsort zum späteren Nachnamen - hier Koppelmann (von) Eppstein. Nathan HaLevi Eppstein war von 1450 - 1470 Oberrabbiner in Frankfurt. Gegen Ende des Fettmilch-Aufstandes 1612 - 1614 wurden alle Juden aus Frankfurt vertrieben und die inzwischen weit verzweigte Familie Eppstein zerstreute sich in alle Richtungen.
1674 tauchte der Name erstmals in Mannheim auf, als ein Jesaias Eppstein als Mitbegründer des jüdischen Begräbnisvereins genannt wird. Ab 1730 wird ein Jacob Eppstein mehrmals in den Mannheimer Ratsprotokollen erwähnt. 1743 saß er wegen nicht bezahlter Verbindlichkeiten zeitweise im Arrest.
Drei Kinder seines Sohnes Mayer Löb Eppstein gingen in die Pfalz: Sara als Dienstmagd nach Mutterstadt, ebenso ihr Bruder Joseph, der in der dortigen jüdischen Gemeinde Vorsänger wurde. Er nannte sich später "Eppler" und ist der Ur-Urgroßvater von Heinz Eppler, der mit seinen Eltern vor den Nazis flüchten musste und heute in den USA lebt. Heinz Epplers Großvater Isidor starb 1941 im Lager Gurs in den Pyrenäen und dessen zweite Frau Bertha 1944 in Marseille. 
Joseph Eppler starb 1869 in Mutterstadt und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Fußgönheim beigesetzt.
Der dritte, Jacob Mayer Eppstein arbeitete 1806 und 1807 als Lehrer in Iggelheim und heiratete 1807 in Fußgönheim die Tochter des Händlers Moyse Hirsch. 1808 ging er nach Ruchheim, wo er bis 1814 Lehrer der jüdischen Gemeinde war. Hier wurde 1810 der Sohn Jacob geboren, der später ebenfalls Lehrer wurde und im Saarland und Hunsrück tätig war. Als Mayer Eppstein wurde er 1880 in St. Wendel begraben (Link zum Grabstein). Sein Sohn Ferdinand Eppstein wirkte als Lehrer in Hoppstädten (Kreis Birkenfeld, siehe Artikel zu ihm auf der Textseite zu Hoppstädten) und wurde 1859 Abgeordneter des Provinzialrats in Birkenfeld. Dessen Sohn Ludwig Eppstein war 1932 im Vorstand der jüdischen Gemeinde von Saarlouis. Ludwigs Sohn Ernst Eppstein, am 27.1.1920 in Saarlouis geboren, wurde im französischen Lager Trancy interniert, am 14.8.1942 mit Transport 19 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet
Aus dieser Linie stammen viele Eppsteins, die heute in Israel, USA und anderen Teilen der Welt leben.
Ein weiterer Nachkomme ist Dr. Paul Eppstein, der 1902 in Ludwigshafen geboren wurde und von 1928 - 1933 Leiter der Volkshochschule Mannheim war, bis die Nazis ihm die weitere Ausübung dieser Tätigkeit untersagten. Er ging daraufhin nach Berlin in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, von wo er im Januar 1943 mit seiner Frau, Dr. Hedwig Strauss, ins Lager Theresienstadt deportiert wurde. Dort angekommen, wurde er zum "Ältesten der Juden" bestimmt. In dieser Funktion hatte er die Anordnungen der Lagerleitung umzusetzen und musste unter anderem auch Transporte in die Vernichtungslager zusammenstellen. Am 27. September 1944 wurde er von der SS verhaftet und erschossen. 
Aus der Ruchheimer Linie stammt auch Eugen Eppstein, der als Mitglied der Kommunistischen Partei 1924 Reichstagsabgeordneter der Weimarer Republik war und 1943 im KZ Lublin-Majdanek ermordet wurde (siehe Wikipedia-Artikel "Eugen Eppstein"). Sein Name findet sich auf einer Liste mit 33 Namen bekannter deutscher Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Heinrich Mann oder Kurt Tucholsky, welche die Nationalsozialisten 1933 (bis auf Albert Einstein) ausbürgerten.
Der offizielle Name der Familie war seit 1807 Mayer, ohne dass der Name Eppstein gänzlich abgelegt wurde und die meisten Familienteile nannten sich später wieder Eppstein. In verschiedenen Dokumenten wird der Name mit "Eppstein oder Mayer genannt Eppler" angegeben.
Nach seiner Tätigkeit als Lehrer der jüdischen Schule von Ruchheim ging Jacob Mayer Eppstein nach Fußgönheim zurück, wo 1814 Salomon Mayer (der Ur-Urgroßvater des Verfassers) geboren wurde. Im Hungerjahr 1817 war Jacob Lehrer in Frankenstein, 1818 ging er mit der Familie wieder zurück nach Fußgönheim, wo er später den Namen Eppler annahm. Unter diesem Namen ist er im Haus-Steuer-Kataster von 1841 genannt. Das Haus stand in der heutigen Ruchheimer Straße 11. Er starb 1845 in Worms, wo er von einer Pferdekutsche überfahren wurde.
Salomon Mayer behielt diesen Nachnamen bei. Mit seiner Ehefrau Esther Levi aus Altdorf bei Edenkoben hatte er acht Kinder. Sohn Emanuel - Geschäftsagent - war 1895 Mitbegründer des Männergesangvereins Germania und wird 1901 als Synagogenvorstand erwähnt. Er war mit Susanna Joel verheiratet, deren Familie ebenfalls in Fußgönheim wohnte. Emanuels Tochter Bertha und ihr Ehemann Alfred Bernstein wurden ins französische Lager Gurs deportiert. Bertha starb 1944 in Limoges, ihr Mann im gleichen Jahr im Lager Nexon.
Welche Mitglieder der Familie im sogenannten "Mayer-Haus" wohnten - es stand damals als zweites Haus rechts neben der protestantischen Kirche - ist nicht bekannt. Die Gräber von Emanuel Mayer und seiner Frau Susanna findet man ebenfalls auf dem jüdischen Friedhof in Fußgönheim.
Moses Mayer, ein weiterer Sohn Salomons, zog nach Oggersheim, wo 1882 Sohn Albert Mayer (der Großvater des Verfassers) geboren wurde. Albert war 1914 nach Mannheim verzogen und betrieb dort eine Fischhandlung.
Er war mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten regelmäßig von der Gestapo bedrängt wurde, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen, was sie jedoch strikt ablehnte. Die Ehe mit einer "arischen" Frau hat Albert Mayer letztendlich das Leben gerettet, denn er wurde – wie die meisten Juden aus Mischehen – erst spät, im Frühjahr 1945 in das KZ Theresienstadt deportiert. Zu dieser Zeit gingen von dort keine Transporte mehr in die Vernichtungslager im Osten. 
In Theresienstadt traf er seine Schwester Ella wieder, die bereits im Januar 1944 deportiert worden war. Im Juni 1945 kehrten beide unversehrt nach Deutschland zurück, doch mindestens 18 Mitglieder der Familie Eppstein - Eppler - Mayer verloren im Holocaust ihr Leben. . 

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeigen der Manufaktur- und Tuchhandlung von M. Rosenthal (1865 / 1872 / 1873)
     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1865: "In meiner Manufaktur- und Tuchhandlung, welche Samstags und Feiertage geschlossen, können einige Lehrlinge, sowie einige Commis oder Ladenmädchen, letztere tüchtige Verkäufer, sofort engagiert werden. M. Rosenthal in Saarlouis."  
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Januar 1872: "Für mein Manufakturwarengeschäft, Samstags geschlossen, suche ich einen Commis, guter Verkäufer, welcher auch mit der Buchführung vertraut, für sofort zu engagieren. M. Rosenthal in Saarlouis."      
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1873: "Für mein Tuch- und Manufakturwarengeschäft (Samstags geschlossen) suche ich einen Commis, sowie eine Ladengehilfin, welche tüchtig im Verkauf sind. Eintritt baldigst. M. Rosenthal in ."        

     
Anzeige der Feinbäckerei Albert Levy (1901)  

Saarlouis Israelit 28031901.jpg (50669 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: 
"Für meine Filiale suche ein braves 
Mädchen
 
von anständiger Familie, im Alter von 16-18 Jahren. Besondere Kenntnisse sind nicht erforderlich. Anfangsgehalt 20 Mark. Eintritt per sofort. 
Albert Levy, Feinbäckerei, Saarlouis."   

    
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes A. Baum in Fraulautern (1901)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901: 
"Zum baldigen Eintritt Lehrling mit guter Schulbildung gesucht. Kost und Logis frei. 
A. Baum
, Manufaktur und Konfektion, Fraulautern a. Saar." 

  
Anzeige der Lederhandlung Gebr. Bickart (1902)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1902: "Lehrling gesucht. 
Kost und Logis im Hause. 
Gebrüder Bickart,
Lederhandlung, Saarlouis."    

 
Anzeige des streng rituell geführten Hotels zwei Hasen (1903)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1903: "Hôtel zwei Hasen. Saarlouis. 
Neu renoviert. - Gute streng rituelle Küche. - Reine Weine. - Aufmerksame Bedienung. 
J. Juda, Neuer Besitzer

Geräumige Lokalitäten zur Abhaltung von Hochzeiten und sonstigen Festlichkeiten."   


Anzeige des Herren- und Damenkonfektions- usw.-Geschäftes M. Schloß (1904)  

Saarlouis Israelit 08021904.jpg (31705 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1904: "Lehrling mit guten Schulkenntnissen gesucht. 
M. Schloß, Herren- und Damenkonfektion, Manufaktur- und Schuhwaren. Saarlouis."    

    
Anzeige der Ochsenmetzgerei und Wurstfabrikation L. Deutsch (1906)
     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. November 1906: "Für meine Ochsenmetzgerei und Wurstfabrikation suche ich einen jüngeren Gehilfen, der seine Lehrzeit bestanden, und sich weiter auszubilden wünscht, als Zweitbursche. Gehalt nach Übereinkunft und Leistung. Familienanschluss.  
L. Deutsch, Saarlouis
."   

 
Anzeige der Fa. Gebr. Lazard, Bergwerks- und Hüttenprodukte (1907)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Mai 1907: 
"Gesucht Lehrling 
mit guter Schulbildung, aus achtbarer Familie. Selbstgeschriebene Offerte mit Photographie erbeten an 
Gebr. Lazard, Bergwerks- und Hüttenprodukte, Saarlouis.
"     

  
Hochzeitsanzeige für Dr. Max Hess und Dr. Ruth geb. Schereschewsky (1931) 

Saarlouis Israelit 27081931.jpg (28348 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1931: "Mit Gottes Hilfe:  
Dr. med. Max Hess - Dr. med. Ruth Hess geb. Schereschewsky. Vermählte. 
Saarlouis - Königsberg. 
Trauung 2. September 1931 - 20. Elul 5691 Berlin Oranienburgerstraße 18 'Ressource'".  

   
  
Sonstiges     
Generalversammlung des Vereins israelitischer Lehrer und Kultusbeamten Südwestdeutschlands in Saarlouis (1890)       

  Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1890: "Wittlich, 9. Mai (1890). Eine stattliche Anzahl Mitglieder des Vereins israelitischer Lehrer und Kultusbeamten Südwestdeutschlands hatte sich am 13. und 14. April in Saarlouis zur Generalversammlung eingefunden. Der Vorsitzende Eppstein - Hoppstädten eröffnete die Verhandlungen mit dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes und teilte u.a. mit, dass die im vorigen Jahre gewählte Kommission, die bezüglich der Anstellungsverhältnisse der Lehrer eine Petition an den Kultusminister richten sollte, am 19. August 1889 in Ottweiler getagt und sich ihres Auftrage entledigt habe. Ein Bescheid auf ihre Bittschrift sei noch nicht ergangen. Im Auftrage des Gemeindebundes und als dessen Delegierter begrüßte Herr Sender - Tholey die Versammlung und wünschte den besten Erfolg aller Besprechungen und Verhandlungen. Zugleich forderte er die Anwesenden auf, kräftig für die Interessen des so segensreich wirkenden Bundes einzutreten und die demselben noch nicht angehörenden Gemeinden zum Beitritte zu veranlassen. Sodann bot der Vorsteher der israelitischen Gemeinde Saarlouis, Herrn R. Mayer, den versammelten Lehrern seinen und seiner Gemeinde herzlichen Willkommensgruß, dankte für die der Gemeinde Saarlouis erwiesene Ehre und widmete den Bestrebungen des Vereins warme Worte freundlicher Anerkennung. Nach der Rechnungsablage ward dem Kassenführer Decharge erteilt und man schritt zur Vorstandswahl. Der bisherige Gesamtvorstand - Eppstein - Hoppstädten als erster, Nußbaum - Trier als zweiter Vorsitzender und Nußbaum - Wittlich als Schriftführer und Kassenführer - wurde wiedergewählt. Die durch den Ausfall des ersten Referats freigewordene Zeit wurde für eine eingehende Beratung über die nächstjährige Versammlung verwendet. Eine stärkere Heranziehung der Kollegen im Reichslande (sc. Elsass-Lothringen) hoffte man durch ein Tagen im Reichslande selbst anzubahnen. Vom Lehrer Leeser - Forbach wurde Straßburg als Versammlungsort vorgeschlagen, und der Antragende wusste den Gedanken so warm zu befürworten, dass die Versammlung ihm trotz der nicht wegzuleugnenden Schwierigkeiten zustimmte. Als Zeit für diese Versammlung wurde der 17. und 18. Mai festgesetzt. Die schon früher festgesetzte Abgrenzung der Spezialbezirke - Trier, Saarbrücken, Hoppstädten - wurde in Erinnerung gebracht und für jeden von ihnen ein Ordner berufen. Zugleich wurde den Spezialkonferenzen aufgegeben, den Stoff der Hauptversammlung vorzuberaten. Am zweiten Verhandlungstage hielt Herr Sender - Tholey einen interessanten Vortrag über 'biblische Geographie und Chronologie in der Religionsschule'. Nachdem der Vorsitzende für die trefflichen Ausführungen des Referenten bestens gedankt und auch die Zuhörer durch Ergeben von den Sitzen ihren Dank bekundet, entspann sich eine längere auf den Inhalt des Vortrages bezügliche Debatte, die sich bis zu so später Stunde hinzog, dass man an den Aufbruch denken musste. Der Vorsitzende dankte noch dem Kollegen Kohn - Saarlouis für seine liebenswürdigen Bemühungen um den gemütlichen Verlauf der Konferenz und beauftragte ihn, auch dem Vorstande der israelitischen Gemeinde den Dank der Versammlung für die herzliche Begrüßung und freundliche Aufnahme zu übermitteln. Mit dem Wunsche eines gesunden, heiteren Wiedersehens in Straßburg wurden die Verhandlungen geschlossen. Sender - Tholey dankte noch dem Vorsitzenden für die außerordentlich geschickte Leitung der Verhandlungen und brachte dem gesamten Vorstande für seine Mühewaltung ein dreifaches 'Hoch' aus, in das die Versammelten kräftig einstimmten. R. Nußbaum, Schriftführer."     

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge     
       
Ein erster Betsaal war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorhanden (spätestens um 1770). 
  
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein weiterer Betsaal in einem privaten jüdischen Haus eröffnet (1802/03). Sie wurde von den recht wohlhabenden Familien Worms und Lazard unterhalten. Einer dieser beiden Beträume befand sich auf dem Grundstück Weißkreuzstraße 19. 
  
In den 1820er-Jahren gab es Bemühungen um den Bau einer neuen Synagoge, doch kamen die Planungen nicht so recht voran, da sich die Gemeindeglieder - vermutlich infolge von Spannungen zwischen orthodoxen und liberalen Kreisen - nicht einigen konnten. Schließlich taten sich sechs der wohlhabenden jüdischen Gemeindeglieder zusammen und brachten das nötige Geld für eine für die damalige Gemeinde große Synagoge auf. Diese konnte 1828 eingeweiht werden. Über den Vorgang berichtet im Rückblick ein Artikel der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September 1840 im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Rabbinates in Trier, das die Gemeinde in Saarlouis gerne selbst übernommen hätte.  

Saarlouis AZJ 19091840a.jpg (79885 Byte)Saarlouis, 23. August (1840). Nirgends in unserm ganzen Regierungsbezirke ist die Sehnsucht nach einem wissenschaftlich gebildeten Rabbinen so groß als hier. Aber man will sich nicht mehr mit der Teilnahme an dem trierschen Rabbinate begnügen, man wünscht vielmehr hier selbst an dessen Reden sich zu erbauen. Schon vor fünfzehn Jahren gaben die hiesigen israelitischen Bewohner den Wunsch zu erkennen, den Sitz des trierschen Rabbinen nach Saarlouis zu bringen, was ihnen aber nicht gelungen ist. 
Von welchem Geiste man hier beseelt ist und welche Mittel den hiesigen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde zu Gebote stehen, geht aus folgenden zwei Tatsachen hervor.
1) Die hiesige Synagoge, welche gegenwärtig noch von den Erben des Herrn H. Worms und Herrn Louis Lazard unterhalten wird, und wo der Religionslehrer Jakob Blüth Vorsänger ist, war für die hiesige Gemeinde zu klein geworden und man konnte sich über den Neubau einer Synagoge nicht vereinigen, da verabredeten sich folgende sechs israelitische Bürger von hier, Joseph Mayer, der Vorsteher, Isak Samuel, Emanuel Rouff, Samuel Brach, Philipp Meier, seitdem ausgewandert nach Metz, und Lazard Friesburg, und schossen die Summa von sechs und zwanzig tausend Franks zusammen, wodurch die schöne Synagoge zu Stande kam, welche noch lange allen Ansprüchen eines Gotteshauses für eine noch dreimal so starke Gemeinde genügen kann. 
Saarlouis AZJ 19091840b.jpg (207597 Byte)2) Unter den verschiedenen Vereinen zu wohltätigen Zwecken hat einer noch die Nebenabsicht, durch allmähliche Beiträge zu Gunsten der Gemeinde eine Wohnung für den Lehrer oder Vorsänger und ein warmes Bad zum religiösen Gebrauche zu erbauen. 
Ungeachtet dieser Mittel und des besten Willens ermangelt diese Gemeinde von vierzig Familien einer Schule für die israelitische Jugend, so wie eines geordneten Religionsunterrichtes, und doch könnte dies hier um so leichter eingerichtet werden, als es hier nicht nur keineswegs an Intelligenz fehlt zur Beaufsichtigung und Einrichtung einer solchen Anstalt, ich erinnere nur an Herrn Landau, der eben im Begriffe ist, eine sehr gefällige Weltgeschichte mit Abbildungen herauszugeben, sondern auch das Lehrerpersonal würde sogleich durch den Sprachlehrer, Herr Levy, und den Religionslehrer, Herr Blüth, sehr würdig repräsentiert werden können. Ersterer, ein feiner Kenner der hebräischen Sprache, ist bereits bei einer christlichen Schule als Lehrer der französischen Sprache angestellt. Von Herrn Blüth meldete bereits die triersche Zeitung, dass seine Rede in der Synagoge dahier den 2. Juli bei der Trauerfeier für unsern hochseligen König sehr wohlgefällig aufgenommen werden, wobei der Stadt- und Festungskommandant, alle oberen Civil- und Militärbehörden, die Geistlichen beider christlichen Konfessionen und viele angesehene Bürger zugegen waren, welcher von der trierschen und Koblenzer Regierung als Lehrer konzessioniert ist und früher in Saarbrücken und Merzig segensreich in dieser Eigenschaft zur allgemeinen Zufriedenheit gewirkt hat. Gegenwärtig wird der jüdische Religionsunterricht von demselben nur privatim erteilt, wodurch viele Vorteile verloren gehen. Es wird nun darauf ankommen, wie die Rabbinatsangelegenheit in Trier geordnet werden wird.
Gestern hielt der Rabbinatskandidat, Herr Moses Heß von Trier, auf Verlangen dahier eine sehr erbauliche Rede, wobei derselbe Veranlassung nahm, die Gemeinde auf den mangelnden Religionsunterricht aufmerksam zu machen. Mögen die Notabeln einsehen, wie sündhaft eine Verzögerung in dieser heiligen Angelegenheit ist und welche Wichtigkeit ihr Beruf hat.
Von Gehässigkeiten zwischen Juden und Christen ist hier keine Spur zu finden.
   
Zu weiteren Angaben zur Geschichte des gottesdienstlichen Lebens vergleiche oben die allgemeinen Berichte zum Gemeindeleben; die Begriffe "Synagoge", "Gottesdienst" usw. sind hervorgehoben. 

Zusammenfassung einer Predigt von Rabbiner Joseph Kahn in der Synagoge Pessachfest 1841  

Saarlouis IsrAnnalen 17091841.jpg (167734 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 17. September 1841: "Das Pessach- als Aussöhnungsfest. Predigt gehalten in der Synagoge zu Saarlouis am Sabbat vor dem Pessachfeste 5601 (1841) von Joseph Kahn. Saarbrücken 1841. Indem wir über vorliegende Predigt referieren, gestehen wir, dass dazu nur von dem befriedigenden Eindrucke bestimmt werden, den selbige auf uns gemacht hat. Die Wahl des Textes (Maleachi 3, 22-24) und dessen Anwendung zeugen von einem feinen Takte des Predigers, von richtiger und sicherer Auffassung der Zeitverhältnisse und von der lautersten und segensreichsten Tendenz in seinen Bestrebungen. Während wir nicht verhehlen, dass die Sprache im ersten Teile derselben markiger, kerniger und die Schilderung der vier Parteien in den vier Partien (den 4 Kindern der Hagada) lebendiger und markierter zu wünschen wäre, müssen wir mit Dank anerkennen, dass die Deutung dieses Stückes der Hagada recht geistreich ist und der Sache in den Herzen der Zuhörer eine Bedeutung muss gegeben haben, die gewiss nicht unfruchtbar für die Feier des Osterabends geblieben sein kann. Der zweite Teil ist ein seelenvolles Gemälde dieses heiligen Abends, dessen würdige Feier früher die ganze große Gemeinde der (von aller Welt verhöhnten und bedrückten) Leidensbrüder in ein höheres geistiges Leben entrückte, wo sie in der Ahnung einstiger Wiederbefreiung schwelgte und sich Hunderttausende, die nicht öffentlich ihres Daseins sich freuen durften, im Stillen und geheimnisvoll die Hand des Friedens und der Eintracht reichten und den tränenvollen Blick zum Himmel richteten. Hier spiegelt sich der einfachen Darstellung eine solche Wahrheit ab, dass kein Israelit, der von der Wahrhaftigkeit und Erhabenheit unseres Berufes nur den geringsten Begriff und für echte Menschenwürde nur das leiseste Gefühl hat, diesen Teil wird lesen können, ohne dass sich ihm seine Augen befeuchten, ohne sich einer tiefen Sehnsucht und Rührung erwehren zu können. Menschenfreundliche Entschlüsse, von so eindringlicher Sprache hervorgelockt, können unmöglich verfehlen, sich zur schönen nachhaltigen Blüte zu entfalten. Predigten solchen Inhalts, die auf eine so zarte und sinnige Weise an die Ausfüllung des großen Risses in der Synagoge gehen, sind wahrhaft willkommen, um uns für die viele Langeweile schadlos zu halten, die uns in diesem Fache, mehr als in irgend einem anderen, so oft geboten wird. Weitere Gaben in demselben Geiste dürften gewiss so von Zuhörern wie von Lesern mit Dank aufgenommen werden. L.S."  

Die Synagoge wurde mehrfach instandgesetzt und modernisiert (1878, 1915). Das Synagogengebäude war ein zweigeschossiger Saalbau mit Krüppelwalmbach, in rundbogig-klassizistischem Stil erbaut. 
 
Besondere Ereignisse im Synagogengottesdienst wurden auch in der allgemeinen Presse angekündet wie der Besuch von Oberrabbiner Dr. Bassfreund aus Trier, der am 31. August eine "Festpredigt" in der Synagoge hielt (sc. es war kein jüdisches Jahresfest zu feiern; Anlass zum Fest war wohl der Besuch des Oberrabbiners).  

Saarlouis Saarzeitung 30081901.jpg (44410 Byte)Links: Anzeige in der "Saar-Zeitung" vom Freitag, 30. August 1901 (erhalten von Ferdinand Müller)     

   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Innere der Synagoge von SA-Leuten, unterstützt von Personen aus Saarlouis völlig zerstört. Nach Aussagen eines städtischen Arbeiters beim Synagogenprozess 1949 wurde das Inventar auf den Anhänger eines Traktors geladen und in mehrmaliger Fahrt zum Bauhof gebracht. Die Bänke sollen später verfeuert worden sein, "die anderen Sachen" wie Bücher usw. wurden dem Verfall preisgegeben und lagen noch längere Zeit auf dem Bauhof. 
 
Das Synagogengebäude wurde nach 1938 als Lager und Schreinerei verwendet, von 1968 bis zum Abbruch 1983 als Gottesdienstraum einer freikirchlichen Gemeinde. Obwohl die Synagoge in Saarlouis eine der wenigen Synagogen im Saarland war, die das Novemberpogrom 1938 und den Krieg weitgehend überstanden hatte, wurde das Gebäude Anfang 1983 abgebrochen
 
1986/87
wurde in freier Anlehnung an die ursprünglichen Formen ein Neubau erstallt, in dem sich ein Gedenkraum für die Synagoge und die jüdische Geschichte der Stadt befindet.
    
Standort der SynagogeSilberherzstraße 18 (Postgässchen)   
    
    
Pläne / Darstellungen / Fotos   

Historische Innenaufnahme vor 1938
(Quelle: Saarlouis in alten Ansichten)
Saarlouis Synagoge 010.jpg (73148 Byte)   
   Im Vordergrund ein Harmonium, 
dahinter Blick zum Toraschrein
  
     
Das Synagogengebäude vor dem Abbruch (1983)
(Quelle: Landesamt für Denkmalpflege s. Lit. S. 455f)
 
Saarlouis Synagoge 100.jpg (55599 Byte) Saarlouis Synagoge 101.jpg (79441 Byte) Saarlouis Synagoge 102.jpg (62188 Byte)
Die zur Silberherzstraße 
ausgerichtete Eingangsfront 
Rückfront des 
Gebäudes 
Portal in der 
Eingangsfront 
     
Die historisierende Neubebauung im Postgässchen 1985
(Quelle: Website der Stadt Saarlouis, hier großformatige Fotos zum Download)
Saarlouis Synagoge 201.jpg (81802 Byte) Saarlouis Synagoge 202.jpg (98234 Byte) Saarlouis Synagoge 204.jpg (75036 Byte)
Das Postgässchen war Teil des Sanierungsprojektes Silberherzstraße. Als Schlusspunkt entstand 1986/87 ein äußerlich am 
historischen Vorbild der ehemaligen Synagoge orientierter Neubau. Er beherbergt unter anderem einen Gedenkraum, in dem an das 
Schicksal der früheren jüdischen Gemeinde in Saarlouis und die Geschehnisse in der Pogromnacht im November 1938 erinnert wird. 
  
Renovierung des Nachfolgebaus 
der Synagoge im Frühjahr 2006

(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.4.2006)
Saarlouis Synagoge 100.jpg (77991 Byte) Saarlouis Synagoge 101.jpg (80978 Byte)
        
     
Fotos des Nachfolgebaus der Synagoge
 im September 2009
 
(Fotos: Theo Meulemans, o.praem., Aufnahmedatum 28.6.2009) 
Saarlouis Synagoge 230.jpg (107070 Byte) Saarlouis Synagoge 231.jpg (127963 Byte)

   Die Gedenktafel am Gebäude mit dem Text: "Ehemalige Synagoge. Dieses Gebäude war von 1828 bis 1938 das Gotteshaus der Synagogengemeinde Saarlouis. Bei ihrer Vernichtungsaktion gegen jüdische Glaubensstätten und jüdischen Besitz in der Nacht vom 9. zum 10.11.1938 schändeten Nationalsozialisten auch dieses Haus. Der Vernichtung der Synagoge folgte die Vernichtung der Menschen, die darin beteten.  'Sich erinnern bringt Erlösung, Verdrängen hält die Erlösung auf.'"

      
Saarlouis Synagoge 232.jpg (105402 Byte) Saarlouis Synagoge 233.jpg (114780 Byte) Saarlouis Synagoge 234.jpg (115499 Byte)
Blick auf die Gedenktafel (Text oben)  Seitenansicht des Gebäudes  
        
     
 Andernorts entdeckt     
   Grabstein für Kurt Kronenberger aus Saarlouis
(17.6.1910-12.10.1910) im jüdischen Friedhof in Hemsbach 
 

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Dezember 2010: In Saarlouis sollen im April 2011 "Stolpersteine" verlegt werden    
Artikel in der "Saarländischen Online-Zeitung" vom 10. Dezember 2010 (Artikel): 
"Stolpersteine für Saarlouis – Eine Gedenkaktion im Rahmen des Europäischen Netzwerkes 
Kulturamt der Kreisstadt Saarlouis fragt: 'Wer hat biografische Informationen über Opfer der NS-Zeit bzw. Briefe, Berichte, Bildmaterial aus dieser Zeit?'
Saarlouis
– Am 8. April 2011 werden in Saarlouis die ersten Stolpersteine verlegt. Stolpersteine sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der mit diesen kubischen Gedenksteinen an das Schicksal der Menschen erinnern will, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die ersten Stolpersteine für Saarlouis werden an fünf Standorten ebenerdig verlegt, in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS- Opfer. Die Kreisstadt Saarlouis hatte bereits Anfang November zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. In dieser sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung hat sich ein Arbeitskreis 'Stolpersteine für Saarlouis' gegründet, der als Findungskommission für die zuerst zu ehrenden Gewaltopfern dienen wird.  
In die Projektarbeit mit eingebunden ist das Adolf-Bender Zentrum e.V. St. Wendel, das mit einer Schülergruppe vom Max-Planck-Gymnasium Saarlouis Zeitzeugenbefragungen und Recherchearbeit durchführt. Parallel sind die übrigen weiterführenden Schulen der Kreisstadt Saarlouis, der Ökumenische Arbeitskreis, der Frauenbeirat, der Migrationsbeirat, die Synagogengemeinde Saar, das Lokale Bündnis für Familie Saarlouis, das Institut für aktuelle Kunst, alle Parteien, Gewerkschaften und die Katholische sowie die Evangelische Kirchengemeinde in das Projekt Stolpersteine mit eingebunden.
Den Mitgliedern des Arbeitskreises Stolpersteine ist es wichtig, dass sowohl Frauen wie auch Männer Berücksichtigung finden. Auch sollten verschiedene Opfergruppen, wie z.B. jüdische Mitbürger, Sinti und Roma, Opfer der Euthanasie, politisch und religiös Verfolgte, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer und Zwangsarbeiterinnen berücksichtig werden.
Obwohl aufgrund der Öffnung zahlreicher Archive inzwischen über 120 Namen von Saarlouiser Opfern bekannt sind, ist das Schicksal jedes Einzelnen/jeder Einzelnen leider oft in Vergessenheit geraten. Aufgrund der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit bis zur Verlegung der ersten Stolpersteine ist eine grundlegende intensive Recherche nur mit großen Einschränkungen möglich. Deshalb startet der Arbeitskreis Stolpersteine einen Aufruf an die gesamte Bevölkerung.
Wer hat biografische Informationen über Opfer der NS-Zeit bzw. Briefe, Berichte, Bildmaterial aus dieser Zeit?
Alle, die zur weiteren Recherche 'Stolpersteine für Saarlouis' beitragen können, setzten sich bitte mit dem Kulturamt der Kreisstadt Saarlouis, Tel.: 06831/443-412/413 (Monika Kaspar oder Dr. Claudia Wiotte-Franz, E-Mail: Kaspar(at)saarlouis.de oder Wiotte-Franz(at)saarlouis.de in Verbindung." 
 
April 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Saarlouis   
Saarlouis PA 042011sto2.jpg (55398 Byte)Foto links: Von links nach rechts: Helga Johanna, Martha Rosa, Hans und Paul Meyer. © Mark M. Meyer   
Artikel in der "Saarländischen Online-Zeitung" vom 11. März 2011 (Artikel): "Stolpersteine für Gewaltopfer in Saarlouis 
Gegen das Vergessen. 
Saarlouis –
Nun steht es also fest: die Stadt Saarlouis wird 12 Gewaltopfer des Nationalsozialismus mit sog. 'Stolpersteinen' ehren. Der für die Aktion verantwortliche und europaweit gefragte Kölner Künstler Gunter Demnig wird am 8. April vor den Häusern, wo die Deportierten zuletzt freiwillig gewohnt haben, die Steine verlegen. Damit wird Saarlouis in den Kreis von über 500 Städten aufgenommen, die die Gedenkaktion als europäisches Memorialprojekt mittragen.
Bei den Stolpersteinen handelt es sich um 10×10 cm große Beton-Pflastersteine mit einer ein wenig gold glänzenden Inschriftentafel aus Messing. Wenn sie auch kein 'körperliches Stolpern' verursachen, so bewirken sie doch ein Anhalten, um die Steinaufschrift zu lesen und lösen ein geistiges Innehalten aus. Der Betrachter gerät so gedanklich 'ins Stolpern'. Indem er sich vor dem Stein verbeugt, um ihn lesen zu können, verbeugt er sich gleichzeitig vor dem Menschen, an den erinnert wird. Der Betrachter gerät in ein stilles Nachdenken und leises Gedenken.
Das Projekt war vom Kulturamt der Stadt initiiert worden, um damit einen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Nazi-Diktatur zu leisten. Über 70 engagierte Bürger und Projektgruppen an Saarlouiser Schulen führten Recherchen durch, befragten Zeitzeugen, fertigten Dokumentationen. In Arbeitskreisen wurden die Namen von Gewaltopfern diskutiert und schließlich – der Vorgabe des Künstlers entsprechend – sechs Standorte für die Verlegung der Stolpersteine festgelegt. Da bei verschiedenen Standorten ganze Familien deportiert und umgebracht wurden, werden 12 Steine verlegt. Damit soll aber die Stolperstein-Aktion noch nicht zu Ende sein. Neue Opferdaten werden beim Kulturamt zurzeit erforscht, was zur Verlegung weiterer Stolpersteine in Saarlouis führen wird.
Bei den Gewaltopfern, denen in diesem Jahr mit Stolpersteinen gedacht werden soll, einigte man sich auf die jüdischen Mitbürger Hans Meyer, Ehefrau Martha Rosa und Tochter Helga Johanna und Leo Cahn mit Ehefrau Julie und Schwägerin Leonie sowie Dr. Ludwig Wolff, die politisch Verfolgten Nikolaus und Peter Berger sowie Fritz Ellmer und um die Euthanasieopfer Marlies Löb und Josef Keil.
Um die Öffentlichkeit für Stolpersteine zu sensibilisieren, wird es Veranstaltungen geben, die den Gedanken der Aktion verdeutlichen sollen. Für Donnerstag, 7. April, 19.30 Uhr ist ein Film- und Vortragsabend geplant. Im Theater am Ring wird der Film 'Musik zum Sterben, Musik zum Leben' gezeigt. Er hat das Schicksal von Esther Bejarano zum Inhalt, einer in Saarlouis geborenen Jüdin, die nur durch ihre Mitwirkung im Mädchenorchester von Auschwitz den Holocaust überleben konnte. Frau Bejarano, inzwischen 87 Jahre alt, wird aus Hamburg zu der Veranstaltung anreisen und als Diskussionspartnerin zur Verfügung stehen. Ebenso die Autorin Christel Priemer. Da auch der Künstler Gunter Demnig anwesend sein wird und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums ihr Projekt vorstellen werden, verspricht der Abend interessante Erkenntnisse.
Die Verlegung der Steine erfolgt in öffentlicher Aktion am Freitag, 8. April ab 9.00 Uhr. Am Abend desselben Tages um 19.00 Uhr gestalten Schüler des Technisch-Gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums und des Max-Planck-Gymnasiums einen ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Ludwig zum Thema: 'Stolpersteine heute'. Zu den Veranstaltungen ist die Bevölkerung eingeladen." 
Link zum Wikipedia-Artikel über Esther Bejarano geb. Loewy: https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano     
    
November 2011: Ausstellung zum Abschluss der "Stolpersteine"-Aktion in 2011   
Artikel in der Saarländischen Online-Zeitung vom 18. November 2011: "Saarlouis - 'Stolpersteine' - Ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen. 
'Orte der Erinnerung' ist der Titel einer Ausstellung, die derzeit im Foyer des Saarlouiser Rathauses zu sehen ist. Zusammen mit einer Filmdokumentation ist damit die Aktion 'Stolpersteine' für 2011 abgeschlossen...." 
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.     
   
Video zur Verlegung von "Stolpersteinen" im April 2011 - eingestellt in YouTube  
 
 
Dezember 2018: Deutsch-israelischer Schüleraustausch mit Rundgang zur jüdischen Geschichte in Saarlouis   
Artikel von Axel Künkeler in der "Saarbrücker Zeitung" vom 16. Dezember 2018: "Schule : Wirkliches Leben ist Begegnung
Saarlouis Austauschschüler aus Israel waren eine Woche zu Gast am Robert-Schuman-Gymnasium in Sarlouis. Ein gemeinsames Konzert war der Höhepunkt.
Erstmals fand am Robert-Schuman-Gymnasium (RSG) ein deutsch-israelischer Schüleraustausch statt. Eine Woche lang waren 19 Schüler und vier Lehrkräfte aus Tel Aviv und Haifa zu Besuch in der Kreisstadt. Vermittelt und organisiert wurde der Austausch vom Verein Begegnungen 2005, der durch Michael Krebs vor Ort vertreten war. An internationale Austausche ist das Saarlouiser Gymnasium gewöhnt, etwa fünfmal im Jahr finden Begegnungen vor allem mit Schülern aus Frankreich sowie aus Spanien, Polen oder den USA statt. Aber auch mit den Israelis 'verstehen sich die Schüler super gut', berichtet Politiklehrerin Claudia Schmidt. Neben zwölf jüdischen Musikern vom Bildungszentrum HaKfar HaYarok bei Tel Aviv sind es sieben Tänzerinnen aus Haifa. Die Mädchen arabische Christen im Alter von 15 Jahren, die 17- bis 18-jährigen Jungs sind jüdischen Glaubens. Die Gruppe wurde begleitet von vier Lehrpersonen.
Nach der Ankunft am Montag standen dienstags zunächst gemeinsames Kennenlernen und eine Tour nach Saarbrücken mit Besichtigung des Saarländischen Rundfunks auf dem Plan.
Der Mittwoch stand im Zeichen des gemeinsamen Konzertes am Abend im Theater am Ring. Mit Proben und Sound-Check verging der Tag wie im Flug. Zum Konzert kam der Vorsitzende des Vereins, Dr. Karl Adenauer, der Enkel des ersten deutschen Bundeskanlers, mit seiner Ehefrau Elisabeth angereist. Das Motto wurde zu Beginn von zehn Schülern in sieben Sprachen verlesen: 'Wirkliches Leben ist Begegnung'. Der Satz galt nicht nur dem Konzert, sondern sinnbildlich für die ganze Woche.
Nach diesem Höhepunkt standen weiter gemeinsames Musizieren und Spurensuche aus der jüdischen Vergangenheit für die Schüler an. Die Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in Saarlouis, einige Stolpersteine, die an jüdische Mitbürger erinnern sowie die Ludwigskirche am Großen Markt wurden am Donnerstagmorgen besichtigt. Nachmittags wurde gemeinsam musiziert, im Workshop 'Begegnen, Erinnern, die Zukunft gestalten' miteinander diskutiert. Der Nationalsozialismus und der Holocaust, ein Film mit Berichten von Zeitzeugen sowie die Rolle der Musik im Leben generell, aber speziell im Konzentrationslager waren die Themen. Das Schicksal der in Saarlouis geborenen Jüdin Esther Bejerano stand dabei im Mittelpunkt. Bejerano spielte im Mädchenorchester des KZ Auschwitz Akkordeon. Dabei hatte sie zuvor nur Klavierspielen gelernt, hatte lediglich zehn Minuten Zeit, das Akkordeonspiel einzuüben, um so der Gaskammer zu entgehen. In einem Workshop-Experiment mussten nun Schüler ausprobieren, wie das geht. 'Es liegen Welten zwischen den beiden Instrumenten', sagte Jonas Lay aus Saarlouis. Der 16-jährige Schüler der Klasse 10M spielt seit einem Jahr Klavier und fand es 'völlig schwierig', plötzlich Akkordeon zu spielen. 'Ich hätte es nicht geschafft', er habe vor der Leistung und dem Lebenswillen von Esther Bejerano 'einen Riesenrespekt', meinte Lay nach dem Experiment.
Direkt mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit setzten sich der 17-jährige Noam Kaplan (Tel Aviv) und der gleichaltrige Johannes Kockler (Elm) auseinander. Der jüdische Schüler war erst kürzlich in Polen, hat sich die Gedenkstätten der Konzentrationslager in Majdanek und Auschwitz sowie des Warschau-Ghettos angesehen. 'Da sind durch Deutsche schreckliche, unverzeihliche Dinge geschehen', klagt er, das mache ihn 'wütend'. Aber das moderne Deutschland sein 'ein wundervolles Land', ohne dessen Hilfe Israel nicht das geworden wäre, was es heute ist, bekräftigt er ebenso. Den jungen Israeli mit deutschen Wurzeln hat bei der Spurensuche in Saarlouis besonders berührt, dass die Stadtführerin betont habe, 'wir werden das Gedenken bewahren'.
Und für Johannes Kockler waren die Stolpersteine Anlass, darüber nachzudenken was war und die deutsche Geschichte nicht zu vergessen. Für ihn war der Hass gegen die Juden in der NS-Zeit 'erschreckend und unvorstellbar'. Für die junge Generation sei es wichtig, offen damit umzugehen. Die Gespräche mit den Israelis seien 'sehr frei und unbelastet' verlaufen.
Insgesamt nahmen 16 deutsche Schüler am Austauschprojekt teil. In deren Familien waren die Israelis während der Woche zu Gast, konnten den Freitagnachmittag und den Samstag noch für gemeinsame Unternehmungen wie den Besuch von Weihnachtsmärkten nutzen. Nach der Abschlussfeier am Samstagabend traten die Gäste die Rückreise an."
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Juli 2019: Ankündigung eines Rundganges auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Saarlouis 
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 4. Juli 2019: "Stolpersteine: Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Saarlouis
Saarlouis.
Stadtrundgang mit Gilbert Jaeck zu Gedenkorten.
Im Rahmen des 'Sommerferientreffs' findet am Mittwoch, 17. Juli, um 15 Uhr für Familien und alle Interessierten ein Stadtrundgang mit dem Thema 'Jüdisches Leben in Saarlouis und auf den Spuren der Stolpersteine in Saarlouis' statt. Im Rahmen des Stadtrundganges begibt sich die Gruppe auf Spurensuche jüdischen Lebens in Saarlouis. Es wird die Synagogengedenkstätte besucht, die sich an der Stelle der ehemaligen Synagoge befindet. Es geht zum jüdischen Friedhof und an Orte in der Saarlouiser Innenstadt, wo über Jahrhunderte jüdisches Leben stattgefunden hat. Im Rahmen des Rundganges geht man auch zu den bisher verlegten Stolpersteinen, die an das Schicksal der in der Zeit der Nationalsozialisten ermordeten Mitbürger erinnern. Der Rundgang wird von Gilbert Jaeck geleitet. Treffpunkt ist am Mittwoch, 17. Juli, um 15 Uhr das Rathaus, Großer Markt in Saarlouis. Die Teilnahmegebühr beträgt drei Euro. Für Inhaber des Saarlouiser Familien- und Sozialpasses ist die Teilnahme kostenlos. Anmeldung und Information: Gabriele Jaeck, Telefon (06831) 124077." 
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August 2019: Erinnerung an umgekommene jüdische Pfadfinder am Platz der Synagoge 
Artikel von Johannes Werres in der "Saarbrücker Zeitung" vom 28. August 2019: "Pfadfinder: Gedenken an verfolgte und ermordete jüdische Pfadfinder. Pfadfinder gedenken jüdischer Kameraden in Saarlouis.
Saarlouis
Erstmals in Deutschland wird der verfolgten und ermordeten jüdischen Pfadfinder mit einer Tafel gedacht. Die Freunde und Förderer der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Saarland stifteten die Tafel, die am heutigen Donnerstag an der alten Synagoge in Saarlouis enthüllt wird. Schirmherr ist der Präsident des Saarländischen Landtages, Stephan Toscani.
Die Pfadfinder-Bewegung wurde 1907 vom Briten Robert Baden-Powell gegründet. Wenig später gründeten sich auch in Deutschland Pfadfinder-Gruppen, die allerdings sehr vielfältig organisiert waren. So wurde 1911 der Deutsche Pfadfinderbund ins Leben gerufen, unter anderem von zwei jüdischen Initiatoren. 'Das Pfadfindertum ist offen für alle, ohne Unterschied in Herkunft, Klasse, Rasse oder Glauben', zitiert Hans Enzinger, der Vorsitzende der Freunde und Förderer der DPSG im Saarland, den Pfadfinder-Gründer Baden-Powell.
Auch die katholische Jugend schloss sich an. 1929 gründete sie die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg. Und es gab jüdische Pfadfinder-Gruppen. Für das Saarland, sagt Enzinger, seien Gruppen in St. Ingbert und in Saarlouis dokumentiert. Wie viele junge Leute dort organisiert waren, sei heute nicht mehr bekannt. Es war in Saarlouis, in der heutigen Gedenkstätte der Synagoge, dass Enzinger einem Hinweis folgte und einen alten jüdischen Pfadfinder-Wimpel fand. Keiner wisse, sagt Enzinger, selbst seit 1951 bei den Pfadfindern, wie der Wimpel dorthin gekommen sei. Die Aufschrift in Deutsch und Hebräisch sagt unter anderem, dass der Wimpel tatsächlich nach Saarlouis gehörte. Das sei der Anstoß für die Gedenkplatte gewesen.
Auf der Granitplatte steht: 'Zum Gedenken an die ermordeten oder vertriebenen jüdischen Pfadfinder aus Saarlouis 1935 bis 1945. Freunde und Förderer der DPSG im Saarland e.V.'. Es sei das erste Mal, dass jüdischer Pfadfinder auf diese Weise gedacht werde, sagte Enzinger." 
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August 2019: Über eine engagierte Gruppe von Künstlerinnen 
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 5. August 2019: "Künstlerinnengruppe: Gemeinsam Grenzen überschreiten
Saarlouis
Die Frauen-Künstlergruppe 11 F formte über Jahrzehnte aus Individuen eine Ganzheit.
Als Hildegard König-Grewenig 1977 als Abteilungsleiterin der Evangelischen Akademie im Raum Saarlouis einen Kurs 'Kreative Wandgestaltung' anbot, ahnte sie nicht, welche Folgen dies für sie und ihr späteres Leben haben sollte. Ihrer Einladung auf eine neue Art kreativ zu arbeiten, gruppendynamisch und spielerisch, folgten zahlreiche Frauen. Aus diesen Anfängen gründete sich die Künstlergruppe 11 F (Elf Frauen), die noch heute – 42 Jahre später – aktiv ist und die Kulturlandschaft in Saarlouis bereichert. Oberbürgermeister Peter Demmer besuchte die Frauen im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit Ausstellung. 92 Jahre ist die Gruppen-Gründerin Hildegard König-Grewenig heute und damit die älteste der noch verbliebenen Mitglieder. Sie begrüßte neben Peter Demmer und der städtischen Kulturamtsleiterin Julia Hennings auch den evangelischen Pfarrer Jörg Beckers im KOMM Kulturzentrum in Saarlouis. Der Verwaltungschef bedankte sich für die Einladung und den Einsatz über mehr als vier Jahrzehnte: 'Sie haben sich in dieser Zeit auf eigene, ungewöhnliche Art und Weise mit Themen wie Tod und Leben, Spannung und Harmonie oder Feuer, Wasser, Luft und Erde beschäftigt. Sich aber auch unermüdlich 'gegen das Vergessen' der Judenverfolgung und der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges eingesetzt.'
'Neben zahlreichen anderen Aktionen haben sie eine Tafel aus Stein und Eisen für die Synagogen-Gedenkstätte gestaltet und die Reststeine der Synagoge auf dem jüdischen Friedhof als Mahnmal arrangiert. Es macht mich traurig und betroffen, das sagen zu müssen, aber ihr Kampf gegen Rassismus und für Völkerverständigung ist heute wichtiger denn je', betonte Demmer.
Julia Hennings wies darauf hin, dass am Beginn nicht originär die Idee, eine Künstlergruppe zu gründen stand, sondern die gemeinsame Auseinandersetzung mit relevanten Themen der Zeit oder des Menschseins – des Frauseins, der Weiblichkeit und des engagierten Kampfes für Frauenrechte. Eine reine Frauengruppe, die sich stets eingemischt hat, die Stellung bezogen hat, die auch unbequem sein und werden konnte, wenn es notwendig war. Und die in ständigem Dialog war und ist, mit sich selbst und mit anderen, wie Pfarrer Jörg Beckers sagte. Hildegard König-Grewenig und ihre Mitstreiterinnen freuten sich sehr über die anerkennenden Worte und erzählten viele interessante Anekdoten. Sie kamen viel rum, nicht nur gestalterisch, sondern auch in Saarlouis. Vom evangelischen Pfarrhaus, über die Schule in Lisdorf, die Ludwigsschule und das Theater am Ring in die heutigen Räumlichkeiten im Kulturzentrum am Luxemburger Ring. Zwischenzeitlich wurde sogar in Eigenregie ein kleines Frauen-Lädchen betrieben, die 'Synopse', griechisch für 'Zusammenschau'. In der Bierstraße wurden nicht nur die aus Reststücken, Gebrauchtem und alltäglichen anfallenden Materialien entstandenen Arbeiten präsentiert, sondern auch für einen guten Zweck verkauft. Beim Schwelgen in Erinnerungen gedachte man auch jenen Frauen, die bereits verstorben sind.
'Wir waren nicht immer einer Meinung, aber auch das gehörte zum Prozess, dem anderen auch seine Sicht der Dinge zu lassen, sie aushalten zu können', berichtete König-Grewenig, mit der Margot Bender, Marlies Eidner, Ruth Findeklee, Christel Leber, Hilde Müller-Gräff, Elvira Porn, Rose Putze, Inge Schmitt-Strassner, Marianne Seiler, Elisabeth Seybert, Renate Weper und Marga Wirtz über die Jahre zu den '11 F' gehörten. Frauen, die zu Freundinnen wurden. Sie wünschten sich, sagten die Künstlerinnen zum Abschluss des offiziellen Teils, dass 'die Saatkörner, die wir gesät haben, aufgehen und die nächsten Generationen in unserem Sinne weitermachen mögen'."
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Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite Stadt Saarlouis  
bulletLiteratur- und Archivalienverzeichnis über die Geschichte der Juden allgemein und über die in der Stadt und im Landkreis Saarlouis  
bulletArchivalien zu Saarlouis in den "Central Archives Jerusalem" 
bulletArchivalien zu Saarlouis im Leo Baeck Institut New York (Digibaeck - online zugängliche Archivalien)     
bulletArtikel über "Synagogen in Saarbrücken und Saarlouis" von Marcus Hahn   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Saarlouis (interner Link)  
bulletWebsite der Synagogengemeinde Saar   

Literatur:   

bulletWerner Müller: Die jüdische Minderheit im Kreis Saarlouis. Politische, sozialökonomische und kulturelle Aspekte ihrer Lebenssituation vom Ancien Régime bis zum Nationalsozialismus, St. Ingbert 1993.  
bulletRudolf Kretschmer: Geschichte der Kreisstadt Saarlouis. Band  4. Saarlouis 1982, insbesondere S. 780-797 u. S. 828-830. 
bulletEva Tigmann: "Was geschah am 9. November 1938?". Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. Saarbücken 1998.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 455-457 (Artikel von Rupert Schreiber; mit weiteren Literaturangaben).  
bulletzu Schwalbach (Saar): Ferdinand Müller: Das Schicksal der Schwalbacher jüdischen Mitbürger. Dezember 2017. 72 S. zahlreiche Abb. (eingestellt als pdf-Datei).    
bulletHans Peter Klauck: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680 - 1940. 956 S. Saarlouis 2016. ISBN 10: 3933926653  ISBN-13: 978-393396654       Preis: 44 € zuzüglich Porto und Verpackung.  
Bestellungen an: Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.   Kreisarchiv Saarlouis   Postfach 1840  66718 Saarlouis Tel.: 0-6831-444425   E-Mail (heimatkunde[et]vfh-saarlouis.de)  
Hinweis: Der Autor Hans Peter Klauck arbeitet seit Jahren an einer Dokumentation aller jüdischen Mitbürger von ihrem ersten Auftreten im Landkreis und der Stadt bis zur letzten Deportation durch die Nazis am 22. Oktober 1940. Im Buch werden 12.483 jüdische Bewohner des Landeskreises dokumentiert mit sehr vielen historischen Fotos und Dokumenten. Die jüdischen Geschäfte und Gewerbe in den einzelnen Orten des Kreises sind ausführlich beschrieben. 
bulletEdgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band 12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online zugänglich: eingestellt als pdf-Datei.    

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Saarlouis Saar. Jews from Wallerfangen settled when Louis XIV built Saarlouis as a border fortress town in 1680. They were expelled in 1710 at the instigation of the guilds but returned in 1715 and established themselves as butchers. Fifteen Jewish families were present in 1788. There was little friction with the local population other than business disputes which intensified in the 1840s when the economic situations of Christian merchants deteriorated. Most Jews engaged in trade in the mid-19th century, many as shopkeepers. They were also active in local life. A Jew served in the municipal police force in the early 19th century and the first Jew elected in the municipal council in 1847 with others following. In the consistory period, the community was under the jurisdiction of the chief rabbi of Trier and in 1853, as the third largest in the Prussian Rhineland, it became the seat of a regional congregation. Most Jews were Reform in outlook. A prayer house was opened in a private home in 1820 and a synagogue was consecrated in 1828. A Jewish elementary school was started in the same year but closed after three years because of disputes between Orthodox and Liberal circles over educational principles. By the 1860s, all Jewish children were attending Christan schools. The Jewish population rose to 254 in 1833 but then dropped over the next few decades when many left for economic reasons. The Jewish population rose again to 307 (total 15,364) in 1910. In 1912, 60 Jews (75 %) were engaged in trade, mostly in textiles, shoes, and clothing. The riots accompanying the decision in 1919 to place the Saar under League of Nations auspices caused much damage to Jewish businesses. In 1928, Jews owned a cigarette factory and a manufactoring plant for packaging materials. In 1933, the Jewish population was 364 (including Roden). Though the 1 April Boycott Day instituted in the German Reich was not observed in Saarlouis, the social isolation of the Jews intensified from mid-1934 and their economic situation began to deteriorate as well. With the annexation of the Saar to the Reich in 1935 by plebiscite, Jewish emigration increased, mostly to France (Lorraine) and Luxembourg. Only 95 Jews remained by late 1935 and much fewer by March 1936. By 1938, only five Jewish businesses were still open. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was wrecked along with Jewish homes. Forty-one Jews remained in May 1939. The last 18 were evacuated on the outbreak of war, 15 of them emigrating. The other three were deported to the Gurs concentration camp after returning to the city. In all, 45 Jews perished in the concentration camps, including 26 in Auschwitz. 
   
    

                   
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Stand: 17. April 2020