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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Horkheim (Stadt Heilbronn, Landkreis Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version see Sontheim)
In der Horkheimer Wasserburg (bis 1806 ein kurpfälzisches
Lehen) wurden Ende des 17. Jahrhunderts einige jüdische Familien aufgenommen,
die alsbald eine Gemeinde bildeten. Die ersten jüdischen Familienvorsteher
waren seit 1699/1700 Jud Manasse, Jud Abraham sowie Jud Simon mit seinem Sohn
David. 1729 waren es insgesamt 50 Personen. Ein
Teil der Horkheimer Juden verzog 1778 bis 1780 nach Talheim,
doch waren auch weiterhin Juden in der Burg, seit 1811 auch im Dorf. Um 1771
wird die höchste Zahl mit 89 Personen erreicht.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt: 1806 68 jüdische Einwohner, 1822 56, 1829 60, 1838 60,
1841 64, 1846 68, 1858 72, 1864 47, 1867 32, 1871 27, 1875 33, 1885 41, 1890 36,
1895 25, 1900 21, 1905 17.
1925/33 lebten vier jüdische Personen in Horkheim.
Nach den Deportationen in der
NS-Zeit kamen die 1933 in Horkheim wohnhaften vier jüdischen Personen (Familie
des Viehhändlers Max Maier) ums Leben.
Von den in Horkheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Kahn (1881), Selma Kahn
geb. Maier (1873, "Stolperstein" in
Schwäbisch Gmünd), Helene Künstler geb. Maier (1908), Johanna Maier (1902), Karl
Maier (1879), Ludwig Maier (1873), Margot Maier (1935), Max Maier (1899), Mina
(Minna) Maier (1868), Moritz Maier (1886), Selma Maier geb. Sichel (1901), Cilli
(Cilla, Caecilie) Wertheimer geb. Maier (1870).
Für Helene Künstler geb. Maier (geb. 1908 in Horkheim, verheiratet mit Isaak
Künstler in Prichsenstadt), wurde im
Oktober 2016 in Prichsenstadt ein
"Stolperstein" verlegt. Für Karl Maier (geb. 1879 in Horkheim) wurde in
Minden ein "Stolperstein" verlegt (siehe unten).
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge
In der Burg befanden sich
im 17./18. Jahrhundert nicht nur die jüdische Wohnungen, sondern auch die
Einrichtungen der Gemeinde. Eine Synagoge wird 1725 genannt, die sich
nach Angaben von 1737 in einem Zimmer im großen, aus dem 14. Jahrhundert
stammenden Burgturm befand. Hebräische Inschriften im zweiten Stock des Turms
stehen hiermit in Zusammenhang. Sie waren möglicherweise Teil einer Ausmalung
durch Elieser Sussmann, der um 1730/40 mehrere Betsäle, unter anderem den in Unterlimpurg
(Schwäbisch Hall) bemalt hat. Der Betsaal in der Burg war für die etwa 50
Personen zu klein, daher beabsichtigte die Grundherrschaft, Herr von Schütz an
Stelle der 1563 erbauten Begräbniskapelle der Lämblin auf dem alten Friedhof
eine Synagoge für die Judenschaft zu erbauen. Auch 1807 wird von einer in
Horkheim vorhanden jüdischen "Betstube" berichtet, wobei es sich
jedoch immer noch um die Synagoge im Burgturm gehandelt haben wird. Seit der
Neuordnung der jüdischen Gemeinden Württembergs 1832 gehörten die Horkheimer
Juden der Sontheimer
Gemeinde an. Vermutlich besuchten sie seitdem auch die dortige Synagoge.
Inwieweit in Horkheim noch Gottesdienste gefeiert wurden, ist nicht bekannt. Ein
Teil der Inschriften im ersten Stock des Burgturmes ist noch zu erkennen. Bei
einer Inschrift handelt es sich um das Gebet, das bei der Aushebung der Tora
gesprochen wird. Von November 2001 bis Mai 2002 wurden die Inschriften auf dem mürbe
gewordenen und teilweise abgefallenen Putz einer "Notsicherung" durch
das Landesdenkmalamt unterzogen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
90. Geburtstag von Babette Mayer (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1899:
"Heilbronn am Neckar. Am Hoschana Rabba beging die hiesige
Frau Babette Mayer - mit Gottes Hilfe - ihren 90. Geburtstag. Frau
Mayer ist in dem altehrwürdigen, durch seine frühere Jeschiwa bekannten
Schwarzwalddorfe Mühringen geboren, war in Horkheim bei Heilbronn
verheiratet und ist in den 70er-Jahren mit ihren Söhnen, denen sie stets
ein Gegenstand zarter Liebe und Aufmerksamkeit und religiöses Vorbild
gewesen, hierher gezogen. Die Frau hat das seltene Glück körperlicher
und geistiger Frische und war am jüngsten Jom Kippur von Anfang bis
Schluss des Gottesdienstes fastend in der Synagoge. Es ist ein Vergnügen,
sich mit ihr über Judentum zu unterhalten und sie mit leuchtenden Blicken
Stückchen aus ihrem durch Lektüre in Zeena uReena (Geht
hinaus und sucht, Erbauungsbuch für Frauen) und anderen populären,
jüdischen Schriften erworbenen Schatze auskramen zu hören; fast
sämtliche Gebete und Psalmen kann sie auswendig beten. Möge der
ehrwürdigen Matrone noch eine reihe gesunder Jahre beschieden
sein!" |
Erinnerung an den in Horkheim geborenen Karl
Maier
(Quelle: Website
friedenswoche-minden.de)
An
den in 1879 in Horkheim geborenen Viehhändler Karl Maier erinnert ein
"Stolperstein" vor dem Haus Wilhelmstraße 18 in Minden. Karl
Maier war mit Jenny geb. Loebmann aus Wollenberg
verheiratet (auch für sie ist ein "Stolperstein verlegt); die beiden
hatten zwei Kinder. Die Familie lebte zunächst in Heilbronn, später in Wollenberg.
Das gut gehende Viehhandelsgeschäft musste 1937 zwangsweise aufgegeben
werden. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Karl Maier verhaftet und in das
KZ Dachau beschleppt. Im Herbst 1940 verließen Karl und Jenny Maier Wollenberg.
Sie lebten zunächst in Hausberge bei ihrem Sohn, seit Anfang Januar 1941
in Minden, hier zuletzt im Haus von Albert Müller in der Wilhelmstraße
18. Ende Juli 1942 wurden sie deportiert, zunächst in das Ghetto
Theresienstadt, wo Albert Maier 1943 umgekommen ist; seine Frau Jenny 1944
in Auschwitz. |
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an den Webmaster von Alemannia Judaica,
Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Außenaufnahmen: Hahn, Aufnahmedatum 19.3.2005; die
Innenaufnahmen wurden von Restaurator Ekkehard Fritz, Neulingen zur
Verfügung gestellt, www.boeke-fritz.de)
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Die
Horkheimer Burg |
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Der Burgturm |
Im Hof
der Burg |
Südwand des
ehemaligen
Betsaales |
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Dekorationsreste |
Hebräische Inschrift: Gebet
bei der Aushebung der Tora |
Dekorationsreste |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern.
1966. S. 103. |
| Germania Judaica III,1 S. 574. |
| Duncker: Zur Geschichte der Juden in Horkheim und
Talheim, in: Vierteljahreshefte des Zabergäuvereins (1905) S. 4-16. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Stadt und
Kreis Heilbronn. 1986. S. 110-115. |
| Ekkehard Fritz: Dokumentation über die
Bestandssicherung der ehemaligen Synagoge im Turm der Burg Horkheim.
2003.
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