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Lendershausen (Stadt
Hofheim in Unterfranken, Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Aktuelle Ergänzung:
Lendershausen files (pdf-Dateien)
by
Marcelo Rosenbaum, E-Mail
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Lendershausen bestand eine jüdische Gemeinde bis
Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert
zurück. Unter den Gästen der Leipziger Messe werden Mitte des 18. Jahrhunderts
auch Juden aus Lendershausen genannt. Nach einer von Elisabeth Böhrer in einem
Akt im Staatsarchiv Würzburg gefundenen Aufstellung werden für das Jahr 1763
namentlich zwei jüdische Familienväter als "im Hochstift wohnende, zur
Hochfürstlichen Hofkammer zahlbare Schutz Juden" genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1810 138 jüdische Einwohner (31,9 % von insgesamt 432), 1837 136
(29,6 % von 460), 1867 108 (23,2 % von 465), 1880 71 (15,5 % von 459), 1890 52
(12,7 % von 408), 1900 41 (11,0 % von 374), 1910 13 (3,7 % von 351).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Lendershausen auf
insgesamt 27 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1825)
die folgenden jüdischen Familienvorsteher genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Jacob Elias Höchheimer (Tuchhandel), Abraham Seligmann
Seligstein (Viehhandel), Aron Levi Frankbach (Seifensieden und Lichterzieher),
Mendel Hirsch Ascher Sittenheim(er) (Tuch-, Glas- und Spezereihandel), Abraham
Koppel Sachsenmann (Schmusen), David Rachman Vanderwart (Viehhandel), Feifel
Emanuel Massmann (Mäkeln), Leeser Salomon Bartlos (Zwillich- und
Barget-[Barchent-]handel), Israel Seligmann Altmann (Schlachten und Schmusen),
Moises Koppel Kleinhäuser (Mäkeln), Moises Samson Reis (Viehhandel), Machel
Wolf Rossmann (Mäkeln), Salomon Kronum Plank (Warenhandel), Meier Salomon Gunst
(Willich-, Feder- und Barget-[Barchent-]handel), Sandel Salomon Sundheimer
(Viehhandel), Simon Seligmann Krausmann (Makeln), Samuel Wolf Schloss
(Warenhandel), Sisser Hirsch Frittmann (Warenhandel), Samson Abraham Reis
(Viehhandel), Moises Abrahgam Seligstein (Vieh- und Spezereihandel), Kalomon
Gerst Stern (Warenhandel), Benjamin Jüdlein Tauwald (Warenhandel), Leser
Seligmann Fleischer (Schlachten), Gerst Michael Altmann (Metzgerei, seit 1823),
Joseph Sondheimer (Feldbau, seit 1823), Jakob Gunst (Rothgerberprofession, seit
1825), Benjamin Gabriel Schulum (Seifensieden und Lichterziehen, seit
1825).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule in einem gemeindeeigenen Haus neben der
Synagoge mit Lehrerwohnung und ein rituelles Bad.
Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein
Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Die Stelle wurde bei anstehenden Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben
(siehe Ausschreibungstexte unten). Letzter jüdischer Lehrer der Gemeinde
Lendershausen war (vermutlich seit 1878) 40 Jahre lang Baruch Wolf. Er
war auch Lehrer der für einige Zeit vereinigten jüdischen Gemeinde
Lendershausen - Hofheim. In den 1860er-Jahren
gab es für einige Jahre die "Jüdische Lehr- und Erziehungsanstalt -
Rau'sches Knabeninstitut" in Lendershausen, geleitet von dem damaligen
jüdischen Lehrer der Gemeinde R. Rau. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in
Kleinsteinach
beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Burgpreppach.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Reus (geb.
7.8.1890 in Lendershausen, vor 1914 in Hofheim wohnhaft, gef.
7.12.1914).
Um 1924 lebten noch neun jüdische Personen in Lendershausen. Sie
gehörten zur Gemeinde in Hofheim und wurden
vom dortigen Religionslehrer, Kantor und Schochet Simon Blumenthal mit
betreut.
Die 1933 in Lendershausen lebenden sieben jüdischen Personen gehörten
der Nachbargemeinde Hofheim an. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts sowie der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien verließen bis 1939 fünf von
ihnen den Ort. Im Februar 1942 lebten noch zwei jüdische Personen in
Lendershausen, die am 22. April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin
deportiert und dort ermordet wurden.
Von den in Lendershausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julie Adler geb.
Sacki (1878), Jakob Altmann (1867), Leopold Altmann (1867), Fanny Eckmann geb. Stern (1887), Ludwig Eckmann
(1889), Recha Fein geb. Reus (1884), Irma Fleischmann geb. Reus (1892), Clara
Frankenberger (1898), Philippine Grünbaum geb. Sondheimer (1861), Martha
Hahn geb. Reus (1889), Sabine Oppenheimer geb. Stern (1876), Rosa (Röschen)
Reus (1860), Kela Rotter geb. Ansbacher (1871), Gustav Sacki (1876), Ida Sacki geb. Reus
(1887), Marx Simon (1870), Hannchen Steigerwald geb. Stern (1881), Friedericke
Vanderwart (1878).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des
Religionslehrers/Vorbeters/Schächters 1868 / 1872 / 1878
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1868:
"Die Vorsänger- und Religions-Schulstelle ist im hiesigen Orte
erledigt. Bewerber um dieselbe, wollen sich innerhalb 14 Tagen unter
Vorlage ihrer Zeugnisse an Unterzeichneten wenden.
Lendershausen (Bayern), Post Hofheim, den 15. November 1868. S.J.
Sondheimer, Kultus-Vorsteher." |
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Um 1870 war Lehrer Samuel Adler in
Lendershausen, siehe Bericht bei Laudenbach. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1872: "Die
hiesige erledigte israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle soll
demnächst wieder besetzt werden, und ist folgender Gehalt damit
verbunden:
an barem Gelde 200 Gulden, Teuerungszulage 50 Gulden,
ferner: 2 Klafter Holz, hundert Wellen Reisig nebst schöner, freier
Wohnung 60 Gulden.
Jährliches Nebeneinkommen ca. 100 Gulden. Zusammen 410 Gulden.
Denjenigen Herrn Lehrern, die der modernen Sprachen mächtig sind, ist
vielfache Gelegenheit zu Nebenverdiensten durch Privatunterricht geboten.
Bewerber um dieselbe wollen sich innerhalb 14 Tagen unter Beilegung ihrer
Zeugnisse oder deren Abschrift an Unterzeichneten wenden.
Lendershausen bei Hofheim in Bayern, den 29. Juli 1872. S.J. Sondheimer,
Kultusvorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1872: "Die
hiesige israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle ist in
Erledigung gekommen. Dieselbe ist mit einem fixen Gehalte von 300 Gulden,
freiem Holz und freier Wohnung nebst einem Nebeneinkommen von mindestens
100 Gulden verbunden.
Außerdem ist vielfache Gelegenheit zu besserem Einkommen, durch
Privatunterricht, insbesondere in fremden Sprachen, geboten, und
überlässt die Gemeinde hierzu ihr an der Synagoge anstoßendes
geräumiges Wohnhaus zur unentgeltlichen Benützung.
Bewerber um diese Stelle belieben sich an Unterzeichneten zu wenden.
Lendershausen bei Hofheim, 22. September 1872. S.J. Sondheimer,
Kultusvorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878:
"Die hiesige israelitische Religionsschule- und Vorsängerstelle ist
in Erledigung gekommen. Dieselbe hat einen fixen Gehalt von Mark 550,
freier Wohnung und Holz, ein Nebeneinkommen von mindestens Mark 250. Es
ist weiter Gelegenheit geboten zu Privatunterricht, besonders in fremden
Sprachen. Auch wird ein weiteres Wohnung auf Wunsch zur Benützung
überlassen.
Bewerber um obige Stelle belieben sich zu wenden an S.M. Seligstein,
Kultusvorstand in Lendershausen bei Hofheim." |
Zur Lehr- und Erziehungsanstalt in Lendershausen - Rau'sches
Knabeninstitut
Anzeigen und Bericht von 1864/66
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1864:
"'Annonce. Der Unterzeichnete hat auf hiesigem Platze ein
israelitisches Knaben-Institut errichtet, das seine Devise: echt jüdische
Erziehung, verbunden mit zeitgemäßer Bildung, beide große Faktoren von
den hiezu bedingten Wissenschaften getragen, heiligen Ernstes und
unermüdlichen Fleißes zu realisieren sich bemüht. Verehrliche Eltern,
Pflegeeltern und Vormünder belieben rechtzeitig in frankierten Anfragen
sich zu wenden an den Unterzeichneten.
Lendershausen bei Hofheim, im bayrischen Kreise Unterfranken. R.
Rau, Institutsvorstand."
--
An vorerwähntem Institute kann ein junger Mann, dem günstige Referenzen
über ein makelloses religiöses Betragen zur Seite stehen, und der sich
über talmudische Kenntnisse und Lehrfähigkeit genügend legalisieren
kann, ein konvenables Placement finden. Eintritt am 1. November diesen
Jahres. Ein auch zugleich zum Elementar- Unterrichte praktikabler Bewerber
wäre der bevorzugtere. Hierauf Reflektierende belieben in Bälde ihre
Zeugnisse franko an vorgenannten Instituts-Vorstand einzusenden." |
|
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865: "Aus
Unterfranken. Freitag am 24. März (1865) wurde die Prüfung des Rau'schen
Knabeninstitutes zu Lendershausen abgehalten. Der Gefertigte wohnte
derselben bei. Dass diese Prüfung ein günstiges Resultat zeigte,
darüber waltete schon im Voraus kein Zweifel; dass aber die Schüler
ihrer großen Mehrzahl nach in allen Lehrgegenständen, sowohl den
hebräischen: Pentateuch, hebräische Grammatik, Mischna, Talmud, als auch
in den deutschen Elementargegenständen, Realien und in den fremden
Sprachen so wacker und glänzend die gegebenen Fragen schriftlich und
mündlich lösten, übertraf des Gefertigten Erwartung. Einsender dieser
Zeilen, selbst dem Lehrfache angehörend, hat schon seit ca. zwei Jahren
einen Sohn im Rau'schen Institute. Der Knabe, elf Jahre zählend, ist so
gediehen, dass der Vater dem Institutsvorstande zu warmem Danke sich
verpflichtet fühlte, welchen derselbe ihm am besten dadurch zu betätigen
glaubt, dass er das rastlose himmelwärtsstrebende Wirken des
Institutsvorstandes Rau vor das Form der Öffentlichkeit führt. Die
Prüfungsprotokolle der beiden Prüfungskommissare, des Herrn
Distrikts-Rabbiners Adler aus Burgpreppach und des Herrn Dekans Pöhlmann
aus Rügheim, bestätigen vorstehendes Urteil. G..." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865: "Annonce.
Die israelitische Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Unterzeichneten
beginnt ihren Unterricht am 27. April diesen Jahres. Er wird außer den
neueren Sprachen, auf Verlangen auch in der lateinischen Sprache
Unterricht erteilt. Näheres durch den Prospekt, der auf Verlangen gerne
mitgeteilt wird.
Lendershausen im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, am 28. März
1865. R. Rau, Institutsvorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1866: "In
die Lehr- & Erziehungs-Anstalt zu Lendershausen im bayerischen
Regierungsbezirk Unterfranken, können bis zum 30. April wieder neue
Zöglinge eintreten. Näheres der Prospektus. R. Rau,
Institutsvorstand." |
Begründung eines Fortbildungskurses für Lehrer
(1893)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1893:
"Lendershausen, 14. Juni (1893). Eine stattliche Anzahl
israelitischer Lehrer versammelte sich heute am hiesigen Platze, um an der
Begründung und Durchführung eines israelitischen Fortbildungskurses für
Lehrer sich zu beteiligen. Unter den Erschienenen befanden sich Herr
Distrikts-Rabbiner Dr. Deutsch in Burgpreppach, sowie der Vorsitzende des
israelitischen Lehrervereins für das Königreich Bayern: Herr Lehrer
Goldstein in Maßbach. Letzterer begrüßte die Erschienenen und dankte
dem Herrn Rabbiner, dass er sich bereitwillig in den Dienst der guten
Sache gestellt und die Leitung des Kurses übernommen habe, trotz der
persönlichen Opfer, die dieses von ihm erheische. Er hoffe zu Gott, dass
die hier ausgestreute Saat reichen Segen bringen werde. Herr Dr. Deutsch
verbreitete sich herauf über die Zwecke und Ziele des beabsichtigten
Fortbildungskurses, über die mögliche Art der zweckentsprechenden
Durchführung bei so schwierigen Kommunikationsverhältnissen, als sie
hier vorliegen, und gab auch seinerseits der Überzeugung Ausdruck, dass
der gute Wille und die edle Begeisterung alle Schwierigkeiten mit
Leichtigkeit überwinden werden. Aus der hierauf folgenden Besprechung,
wichtige Fragen des Religionsunterrichts betreffend, dürfte die
Mitteilung des Herrn Rabbiner von weiterem Interesse sein, dass er die
Herausgabe eines 'Kurzgefassten Lehrbuches der israelitischen Religion
für Volksschulen' vorbereite und somit einem fühlbaren Bedürfnisse bald
abgeholfen sein dürfte. Nachdem man alsdann noch einige Stunden gemeinsam
mit dem Lehren von Tanach (Bibel), Mischna und Gemara verbrachte,
trennt man sich in gehobener Stimmung und in dem Bewusststein, einer guten
Sache die Wege geebnet zu haben. Möge das hier gegebene Beispiel
vielseitige Nachahmung finden und sich an dem Zusammenschluss der von
gleichem gottgefälligen Streben Erfüllten das Wort der altjüdischen
Weisen erfüllen: 'Jede Vereinigung, die zu Ehren Gottes zustande kommt,
hat Zukunft, Dauer und Bestand." |
Zum Tod des Lehrers Baruch Wolf (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930:
"Lendershausen - Hofheim in Unterfranken, 1. August (1930). Einen
unersetzlichen Verlust hat nicht nur unsere Gemeinde sondern ganz
Israel, insbesondere aber die gesamte jüdische Lehrerschaft in dem
Heimgange unseres langjährigen Lehrers a.D. Baruch Wolf im 80.
Lebensjahre erlitten. - Schon im zartesten Kindesalter das Torastudium im
Elternhause pflegend, ging der teure Entschlafene aus der Schule großer
Lehrer der damaligen Zeit, des Rabbi Isak Gutmann - seligen Andenkens -
in Heidingsfeld, des Rabbi Eleasar Ottensooser - seligen Andenkens
- in Höchberg und des Rabbi Seligmann Bär Bamberger - seligen
Andenkens - in Würzburg als Toragelehrter hervor. Mit einem
umfangreichen Wissen schon ausgestattet, suchte er dasselbe auch während
seiner 50jährigen Berufstätigkeit und auch noch nach seiner
Pensionierung dem Grundsatze - Tag und Nacht in ihr wachsen -
entsprechend immer noch zu bereichern und sich zu vervollkommnen. Seine
peinliche Gewissenhaftigkeit in der Ausübung der Gebote und
Berufspflichten, seine echte Gottesfurcht, Bescheidenheit, Gottvertrauen,
Friedensliebe und Wohltätigkeitssinn trugen im während seiner
40jährigen aktiven Tätigkeit die Hochachtung nicht nur der jüdischen
Gemeinde und seiner Amtsbrüder, sondern auch - wie die Bestattung zeigte
- der hiesigen Gesamtbevölkerung ein. Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim
aus Burgpreppach würdigte an der Bahre die große Toragelehrsamkeit, die
Frömmigkeit, das menschenfreundliche Wesen und die Verdienste des
Heimgegangenen auf dem Gebiete der Schule und Synagoge. Dann sprachen Herr
Rabbiner Dr. Michalski aus Karlsruhe als Verwandter und früherer
Bezirksrabbiner in Burgpreppach, Lehrer Blumenthal in Hofheim namens des
Israelitischen Lehrervereins in Bayern, zu dessen Mitbegründern Baruch
Wolf vor 50 Jahren gehörte, ein Vertreter des Bezirkslehrervereins
Hofheim, Kaufmann S. Schuster aus Hofheim als Schüler und ein Vertreter
des hiesigen Turnvereins, der mit umflorter Fahne erschienen war. - Möge
das Verdienst des teuren ein rechter Fürsprecher vor dem König
voller Gnade sein für seine hochbetagte Gattin. Das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen." |
Bericht
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
September 1930: "Hofheim - Lendershausen (Unterfranken). Unser
hochverehrter Lehrer Baruch Wolf in Lendershausen ist im nahezu 80.
Lebensjahr verschieden. Baruch Wolf ist noch aus den alten
Vorbereitungsschulen für den Lehrerberuf aus der Schule eines Rabbi
Eleasar Ottensooser (Höchberg) und Rabbi Seligmann Bar Bamberger
(Würzburg) hervorgegangen, nachdem er zuvor noch zu Füßen des damaligen
bedeutendsten Toragelehrten Rabbi Isak Gutmann (Heidingsfeld) gesessen und
so neben einem umfangreichen Fachwissen einen großen Schatz an Torawissen
in sich vereinigte. Während seiner vierzugjährigen Tätigkeit hat er
sich nicht nur in der ursprünglichen, nunmehr fast aufgelösten
Kultusgemeinde Lendershausen und späteren Gemeinde Hofheim -
Lendershausen die größte Hochachtung erworben, sondern auch das
Vertrauen der hiesigen Gesamtbevölkerung besessen. Ehrende Worte widmete
dem Entschlafenen Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim namens der
Kultusgemeinde, des Rabbinatsbezirks und des Verbandes Bayerischer
Israelitischer Gemeinden; Herr Rabbiner Dr. Michalski (Karlsruhe) sprach
als Verwandter am Grabe; der Amtsnachfolger Lehrer Blumenthal (Hofheim)
als Vertreter des israelitischen Lehrervereins Bayern, Oberlehrer Gräf
namens des Bezirkslehrervereins Hofheim, Kaufmann Schuster (Hofheim) im
Namen der Schüler und des Vorstandes des Turnvereins Lendershausen,
dessen langjähriges, treues Mitglied der Verewigte gewesen ist. Die
hiesige Kultusgemeinde wird das Andenken des Entschlafenen stets in Ehren
halten. - seligen Andenkens -." |
Berichte zu einzelnen Personen
aus der Gemeinde
Zum Tod von Rose Maßmann (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Lendershausen,
im Tammus. Am 22. Tammus (= 27. Juli 1902) ist Frau Rose Maßmann in Würzburg
den Weg aller Irdischen gegangen. Dieselbe zählte zu denjenigen Frauen in
Israel, die leider immer seltener werden. Ich bin dessen wohl überzeugt,
dass ich nicht nur aus dem Herzen aller Kinder, der einzigen Schwester und
aller Verwandten der selig Entschlafenen, sondern auch aus dem Herzen
eines großen Teils der hiesigen Einwohnerschaft und vieler anderwärts
Wohnenden spreche, wenn ich derselben einige Worte treuen Andenkens
widme.
Frau Rose Maßmann, Witwe seit 5 1/2 Jahren, verbrachte den größte Teil
ihres Lebens in ihrem Geburtsorte Lendershausen und seit erst
einigen Jahren wohnte sie abwechselnd bei ihren verheirateten Kindern in
Würzburg und Mainstockheim. Von
frommen und tüchtigen Eltern und Lehrern erzogen, vereinigte dieselbe
einen seltenen Reichtum und Kenntnissen im Gebiet des heiligen Religion
und des profanen Wissens, sowie eine Fülle edler Tugenden und Vorzüge in
sich. Nicht allein für das Wohl ihres Mannes, ihrer Kinder und Verwandten
lebte sie ganz und voll, ihre edle Seele umfasste das Wohl vieler
Menschen. Wohl tun im Verborgenen, dabei mit Bescheidenheit ihren
Lebensweg wandelnd, waren hervorragende Züge ihres Wesens.
Möge die Heimgegangene in den lichten Höhen den Lohn ihrer guten
Handlungen empfangen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Goldene Hochzeit von S. Seligstein und seiner Frau
(1908)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September
1908: "Lendershausen (Unterfranken). S. Seligstein, der
Gründer der Getreidegroßhandlung und Malzfabrik S. M. Seligstein,
feierte mit seiner Gattin die goldene Hochzeit." |
Zum 80. Geburtstag von Frau Karoline Vandewart geb. Heilbronner (1937)
Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1937: "Lendershausen (Ufr.). Am 23. Januar (1937) beging
Frau Vandewart ihren 80. Geburtstag." |
Zur obigen Mitteilung |
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Links: Grabstein für Michael
Vandewart
(1847-1909) und Karoline Vandewart
geb. Heilbronner (1857-1939)
aus
Lendershausen mit Gedenkinschrift
für Friederike Vandewart
(jüdischer Friedhof Kleinsteinach). |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal oder eine erste Synagoge
vorhanden. 1836 wurde eine (neue) Synagoge erbaut. Sie war bis 1920
Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Lendershausen. Dann musste sie
geschlossen werden, da auf Grund der nicht mehr vorhandenen Zehnzahl der
jüdischen Männer in Lendershausen keine regelmäßigen Gottesdienste mehr
angehalten werden konnten.
Nach 1920 besuchten die in Lendershausen lebenden jüdischen Personen die
Gottesdienste in der Synagoge von Hofheim. Dorthin wurde auch das Totengedenkbuch
der Juden von Lendershausen verbracht und in der Synagoge aufbewahrt.
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenweg
Fotos
Historisches
(Foto von Theodor Harburger, Aufnahmedatum
um
1929; Quelle: Central Archives for the
History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht in Th.
Harburger:
"Die Inventarisation jüdischer Kunst- und
Kulturdenkmäler in Bayern.
1998 Bd. 1 S. 297) |
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Chanukkaleuchter
aus der Synagoge Lendershausen. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde
in
Lendershausen kamen die Ritualien, u.a. dieser Leuchter, prächtige
Messingleuchter
und eine Ampel in den Betsaal nach Hofheim. |
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Das ehemalige
Synagogengebäude 2007 |
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Erinnerung an die Synagoge:
Der "Synagogenweg"
|
Bei der ehemaligen Synagoge handelt es
sich
um das querstehende Gebäude hinter
dem modernen Vorbau |
Die ehemalige Synagoge
links
des Hofes
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 347-348. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 85; 1992² S. 93. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 459.
|
| Bernhard Putin (Hg.): Der Synagogenleuchter von
Lendershausen: ein Objekt und seine Geschichte. Ausstellung im Jüdischen
Museum Franken in Schnaittach vom 7. Dezember 19987 bis 22. März 1998.
Fürth 1997. 23 S. |
| Cordula Kappner: Die Juden von Lendershausen. In:
ebd.: obige Publikation von Bernhard Putin (Hg.) S. 7-13. |
| Kurt Arnold: Meine Familie aus Lendershausen. In:
ebd.: obige Publikation von Bernhard Putin (Hg.) S. 14-15.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 151-152. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Lendershausen Lower
Franconia. Jews are first mentioned in the mid-18th century, as visitors to the
Leipzig fair. Jews numbered 136 in 1837 (total 460) and seven in 1933; five left
after 1938 and two were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) in
April 1942.
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|