Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lösnich (Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Marie-Luise Conen, Lösnich und Berlin)  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                   
     
In Lösnich bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis um 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1745 eine jüdische Familie am Ort genannt (Mendel Feist, wenige Jahre später die Familie des Mendel Levy). 
     
1808 nahmen die drei jüdischen Familien den Familiennamen Schömann an. Es werden damals genannt: die Familie des Josef Schömann (bisher Benjamin Levy, geb. um 1759) mit Frau Anna Maria und Sohn Jacques; die Familie des Michel Schömann (bisher Schmul Levy) mit Frau Catharina und die Familie des Lazar Schömann (bisher Lazar Levy, geb. um 1765) mit Frau Sybilla und den Kindern Theresia (Esther), Raphael (Moise), Carolina (Beule), Sophie (Fromme) und Ernst (Mendel).   
     
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die in Lösnich lebenden jüdischen Personen zusammen mit den in Rachtig und Ürzig lebenden Personen zur jüdischen Gemeinde in Zeltingen und benutzten die dortigen Einrichtungen (seit 1835 jedoch ein eigener Betraum in Lösnich, s.u.). 1853 waren die Bemühungen erfolgreich, eine eigene Gemeinde in Lösnich zu gründen. 1867 konnte man sogar eine Synagoge für die auch weiterhin relativ wenigen jüdischen Einwohner am Ort erstellen (s.u.).  
   
1808 wurden elf jüdische Einwohner gezählt, 1835 29 (in vier Familien), 1843 22, 1855 29, 1875 25, 1895 34. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1900 mit 53 Personen erreicht. Danach ging sie durch Aus- und Abwanderung zurück: 1909 28 Personen (in 7 Familien). 
  
Die jüdischen Familien lebten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein vom Hausierhandel oder der Kleinkrämerei.    
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde in Lösnich eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Trier. Die jüdischen Kinder wurden 1827 gemeinsam mit den jüdischen Kindern aus Zeltingen und Rachtig durch den Zeltinger Religionslehrer unterrichtet; ansonsten besuchten sie die katholische Schule am Ort. Einige Jahre später hatten die Rachtiger und Lösnicher Juden zeitweise einen gemeinsamen Religionslehrer (1838 wird David Bergstover genannt). Später wird wieder ein gemeinsamer Lehrer für die drei Orte Rachtig, Lösnich und Zeltingen genannt. Im 20. Jahrhundert (spätestens nach 1909) wurden die jüdischen Kinder der Bürgermeisterei Zeltingen (d.h. in Zeltingen, Rachtig und Lösnich) durch Lehrer Hugo Friedmann aus Zeltingen unterrichtet. Ab 1927 gab es in Lösnich keine unterrichtspflichtigen Kinder mehr.   
 
Anfang der 1920er-Jahre, als noch 29 jüdische Einwohner gezählt wurden, war die Gemeinde bereits aufgelöst. Die in Lösnich lebenden jüdischen Einwohner gehörten inzwischen zur jüdischen Gemeinde in Leiwen
   
1933 wurden elf jüdische Einwohner in Lösnich gezählt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sind alle von ihnen in den folgenden Jahren vom Ort verzogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1936 verließen die letzten der jüdischen Einwohner Lösnich.    
   
Von den in Lösnich geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Aach geb. Kaufmann (1883), Sybilla Haas geb. Schömann (1902), Selma Kahn geb. Schömann (1902), Eduard Kaufmann (1886), Emma (Selma) Kaufmann (1885), Carolina (Lina) Kaufmann (1880), Johanna Kaufmann (1882), Josef (Joube) Kaufmann (1883), Moritz Kaufmann (1879), Sibilla Kaufmann geb. Baum (1892), Johanna Levy geb. Schömann (1860), Johanna Rothschild geb. Kaufmann (1879), Mathilde Rothschild geb. Kaufmann (1890), Fritz J. Schömann (1900), Josef Schömann (1870), Lene (Lena) Schömann (1904), Marianne Schömann geb. Adler (1871), Sophie Schömann (1896), Martha Voss geb. Schömann (1905).  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Aron Kaufmann (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1901: "Suche für meine Tochter, welche das Nähen erlernt, entsprechende Stelle und wird weniger auf hohen Lohn, als auf gute Behandlung gesehen. Aron Kaufmann in Lösnich (für Lösenick) bei Zeltingen an der Mosel."    

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                      
     
Die jüdischen Einwohner von Lösnich besuchten bis um 1835 die Synagoge in Zeltingen. In diesem Jahr richteten die Lösnicher Juden einen eigenen Betraum im Haus des Josef, genannt Benjamin, Schömann ein (heute Haus Breite Gasse Nr. 7, ehem. Nr. 30). In diesem Betraum wurden bis zur Einweihung der Synagoge 1867 Gottesdienste abgehalten.  
    
Längere Jahre planten - nach Erlangung der Selbstständigkeit der Gemeinde 1853 - die damals acht jüdischen Familien in Lösnich den Bau einer "richtigen" Synagoge. 1867 konnte der Plan verwirklicht werden. Auf dem Grundstück des Gemeindevorstehers Moses Schömann wurde das Synagogengebäude erstellt. Im Juli 1867 wurde sie eingeweiht. Ein Bericht von der Einweihung ist in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. Oktober 1867 überliefert. Bei diesem Bericht handelt es sich um eine Besonderheit. Es ist der einzige Bericht, den der damalige Trierer Oberrabbiner Josef Kahn über eine der von ihm eingeweihten Synagogen abgefasst hat. Die Lösnicher Synagoge war bereits die 29. Synagoge, die er seit 1841 in einem Rabbinatsbezirk hatte einweihen können. Aber nur über die Einweihung dieser Synagoge hat er selbst einen Bericht publiziert:    

Loesnich Chananja 01101867.jpg (303721 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. Oktober 1867: "Kahns Bade- und Reiseberichte. III. Bad Ems, 1. August (1867). Bevor ich in meinen eigentlichen Mitteilungen über meine hiesigen Erfahrungen fortfahre, will ich das Wesentliche über die Synagogeneinweihung in Lössenich (Lösnich) berichten. Die israelitische Gemeinde zu Lössenich besteht aus nur 8 Mitgliedern, von denen einige ziemlich wohlhabend sind. Dieselbe hatte bis jetzt in einem Zimmer in einem Privathause den Gottesdienst abgehalten. Durch die Opferwilligkeit der Mitglieder gelang es ihnen in wenigen Jahren das Geld zusammenzubringen, um das neue recht anständige Gotteshaus zu erbauen. Deren Vorsteher, Moses Schönau (vermutlich Fehler für: Schömann), hat durch seinen Eifer und seine Tätigkeit hierbei sehr viel für das Zustandekommen und Vollendetwerden desselben beigetragen. 
Am Freitagnachmittag, nachdem ich einen kurzen Abschiedsvortrag in dem alten Betlokale gehalten hatte, bewegte sich der sehr herrliche Zug unter schöner Musik in die neue Synagoge. Eine große Menge Israeliten aus andern Gemeinden und noch eine größere von Christen des Ortes und der Umgegend waren anwesend. Nachdem von zwei Mädchen passende Gedichte gesprochen und mir der Schüssel überreicht wurde, gab ich denselben dem christlichen Ortsvorsteher, (der Herr Landrat von Bernkastel entschuldigte sein Nichterscheinen), mit dem Ersuchen, die Türe zu öffnen und die Synagoge nach den Gesetzen zu schützen. Dieser, obgleich unvorbereitet, sprach in seiner einfachen Ausdrucksweise, dass die Israeliten sehr zu rühmen seien wegen ihrer großen Opfer und dass sie den Katholiken als Muster dienen könnten, da diese, obgleich viel größer an Zahl und Vermögen, keine neue Kirche, die so nötig wäre, bauen.  
Nach den üblichen Gesängen, wobei sich auch zwei katholische Lehrer beteiligten, mit Musikbegleitung, hielt ich die Festrede über die Stelle aus dem Wochenabschnitte (5. Mose 4,6-10), in welcher ich den Zweck des israelitischen Gottesdienstes, der aus Gebet und Vorlesen aus der Tora und den Propheten besteht, als einen solchen darstellte, dass Israel dadurch von der Einheit und der unmittelbaren Nähe Gottes überzeugt und über die Vorschriften seiner Religion belehren wird. 
Beim Schabbat-Morgengottesdienst sprach ich über das ‚Schema’ und belehrte die große Versammlung von Israeliten, auch sehr viele Christen waren nochmals zugegen, über den großen und völligen Inhalt dieses unseres Bekenntnisses.
Das ganze Fest war in jeder Beziehung ein sehr schönes und hatte gewiss die beste Wirkung auf alle Anwesenden der verschiedenen Konfessionen, zur Heiligung des Namens Gottes.
Aus innigem Herzen danke ich Gott, dass er mir die große Wohltat erwiesen hat, mit dieser neuen Synagoge die 29. in meinem Rabbinatssprengel zu besitzen, die ich fast alle selbst eingeweiht habe. Außerdem sind noch mehrere in anderen Gemeinden bedeutend restauriert worden und noch einige im Bau begriffen. In fast allen ist der Gottesdienst ein geregelter und geordneter.  
Von dem unbekannten Lössenich, einem Dorfe an der Mosel im Regierungsbezirke Trier in der preußischen Rheinprovinz, mache ich in der Fortsetzung meines Berichts einen weiten Sprung nach dem 5. Weltteile, nach Australien….."
In derselben Ausgabe des "Ben Chananja" kommt Rabbiner Kahn in einem anderen Abschnitt nochmals kurz auf Lösnich zu sprechen, der mit den Worten beginnt:
"Als ich gestern Abend von meiner Reise zum Wecke der Einweihung einer neuen Synagoge in Lössenich im Kreise Bernkastel zurückkehrte, fand ich Nr. 16 des 'Ben Chananja', in welchem mein zweiter Bericht von hier aus abgedruckt ist...."

Vermutlich wurden bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in der Lösnicher Synagoge Gottesdienste abgehalten, danach war ein geregeltes gottesdienstliches Leben schon auf Grund des fehlenden Minjans am Ort immer weniger möglich. Die Synagoge wurde geschlossen und nach 1945 an eine Privatperson verkauft. Das Gebäude wurde abgebrochen; das Grundstück zur Erweiterung des Wohnhauses mit Gästezimmern auf dem Nachbargrundstück verwendet.   
      
      
Adresse/Standort der Synagogeauf dem Grundstück Sperrgarten 6.   
      
      
Foto / Plan  
(Quellen: Foto mit Grundstücksplan wurde eingestellt bei www.synagogen.info von Werner Gessinger, Lösnich; die anderen Abbildungen aus dem Buch "Jüdische Familien von der Mittelmosel s.u.)  

Betraum im Haus des Josef, 
genannt Benjamin (Schömann)  
Loesnich Ort 120.jpg (44446 Byte)  
  In diesem Haus in der Breiten Gasse 7
wurden von 1835 bis 1867
 die Gottesdienste abgehalten  
 
        
Die 1867 eingeweihte 
Synagoge in Lösnich  
Loesnich Synagoge 012.jpg (147574 Byte)  Loesnich Synagoge 130.jpg (35167 Byte)
    Foto mit Grundstücksplan aus der
 Gesamtansicht von Lösnich 1929
Die Synagoge Lösnich - 
Zeichnung: Benno Conen 2004
 
  Eines der früheren jüdischen 
Wohnhäuser in Lösnich

(Foto: Marie-Luise Conen, 2008)
 Loesnich Ort 121.jpg (41683 Byte)   
   Haus der Familie Josef Schömann 
in der Fischergasse 1
 

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Juni 2010: Vorstellung des Buches von Marie-Luise Conen und Hilde Weirich über "Jüdische Familien von der Mittelmosel"   
Loesnich PA 062010.jpg (181193 Byte)Artikel in den "Mittelmosel-Nachrichten" Ausgabe 27/2010: "Jüdische Lösnicher und ihre Nachfahren. 
Ein angenehmer Sommertag, an dem viele aus Lösnich und der Umgebung sich am 13.06.2010 im Bürgersaal von Lösnich einfangen. Ein Tag, der den jüdischen Lösnichern gewidmet ist, die im Holocaust ermordet wurden.
Marie-Luise Conen (Berlin, geboren in Lösnich) und Hilde Weirich (Kleinich) forschten sechs Jahre über die Geschichte der Juden aus Lösnich und haben dazu ein Buch geschrieben, das sie vorstellten. 'Jüdische Familien von der Mittelmosel' (Paulinus Verlag Trier. 24.90 €). Sie haben dabei die Lebensverläufe von allen in Lösnich geborenen Juden und deren vielzähligen (1700) Nachfahren erkundet. 11 Nachfahren aus den USA, Israel, England, Holland und Frankreich waren der Einladung der Gemeinde gefolgt, an der Buchvorstellung und dem Gedenken ihrer Vorfahren teilzunehmen. Für manche von ihnen kein einfacher Weg, umso mehr waren sie erfreut über den herzlichen Empfang und die gute Betreuung während ihres mehrtägigen Aufenthalts in Lösnich.  
Ralph Schoemann und seine jüngste Tochter Nancy sowie seine Schwester Jane Maas waren den weiten Weg aus den USA gereist, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Ihr Vater, der 1936 in die USA flüchtete, wäre an diesem Tag 100 Jahre alt geworden. Chawa Bondi und ihr Mann David Bondi reisten aus Israel an. sie kamen gemeinsam mit Chawa Bondis Bruder Maurice Peereboom (sowie dessen Frau Bertheke Peereboom), der mit seiner Familie in Holland lebt. Beide sind mit ihren Familien - neben den Familien ihrer drei Cousins - die einzigen Überlebenden der großen Familie von Aron Kaufmann, die im Lösnicher Joube-Haus gelebt hatte. Guy Schoemann sowie Bernard Schemann und seine Frau reisten aus Frankreich an. Guy Schoemann hat über viele Jahre selbst umfangreich zu seiner Familie geforscht. Seinen Eltern gelang es nach Frankreich zu fliehen, wohin auch sein Großvater Siegmund Schoemann, der das bekannte Textilkaufhaus in Traben-Trarbach führte, und seine Großmutter ebenfalls flohen, jedoch nach ihrer Verhaftung in Auschwitz umgebracht wurden. Yvonne Crampin und ihr Mann aus London gelang es - obwohl sie erst kurzfristig von dem Buch und den Forschungen erfahren hatten - erfreulicherweise ebenfalls nach Lösnich zu kommen. Ihre Familie hatte den Naziterror u.a. in Mexiko überlebt. In den Redebeiträgen der Landrätin Beate Lasch-Weber, des Bürgermeisters Ulf Hangert, des Ortsbürgermeisters Winfried Gassen und des Dechanten Moritz aus Zeltingen wurde der Ermordeten gedacht sowie auf die Notwendigkeit des Erinnern an den Naziterror und ihrer Opfer verwiesen. Herr Botmann von der jüdischen Kultusgemeinde zu Trier sprach ebenfalls Grußworte aus. Das Emil-Frank-Institut in Wittlich, das der Herausgeber des Buches ist, war u.a. vertreten durch ihren Leiter. Herrn Prof. Dr. Bohlen, der in seinem Redebeitrag noch einmal die gesamte Forschung der beiden Autorinnen rahmte. In Vorträgen der beiden Autorinnen erzählte u.a. Marie-Luise Conen in lebendiger und kenntnisreicher Weise einzelne Geschichten zu den Häusern, in denen Juden in Lösnich gelebt hatten. Zum Abschluss nutzten viele Anwesende die Möglichkeit, sich auszutauschen. Für viele - vor allem für die anwesenden Nachfahren - war es eine bewegende Begegnung mit der Vergangenheit".       
 
Mittelmosel Lit 025.jpg (67596 Byte)Links: Abbildung des Buches "Jüdische Familien von der Mittelmosel. Lebensverläufe von 1714 bis zur Gegenwart" von Marie-Luise Conen und Hilde Weirich. ISBN 978-3-7902-1377-5   24,90 €.   
Begleittext: Von Lösnich aus zogen sie in Orte in der näheren und weiteren Umgebung: Rachtig, Zeltingen, Ürzig, Kröv, Traben-Trarbach, Bernkastel, Wittlich, Leiwen, Brauneberg, Mülheim, Bengel, Bausendorf, Kindernbeuern, Bollendorf und in andere Gemeinden der Mittelmosel, des Hunsrücks und der Eifel. Einige zogen in Großstädte wie Berlin, Dortmund, Köln, Düsseldorf und Frankfurt. Bereits im 19. Jahrhundert wanderten einige jüdische Familien nach Nordamerika aus; diese Verwandtenkontakte halfen manchen dem späteren Naziterror zu entfliehen, viele jedoch wurden in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet.
Marie-Luise Conen (Berlin) und Hilde Weirich (Kleinich) sind den Spuren der jüdischen Familien nachgegangen, die über 200 Jahre an der Mittelmosel ihr Zuhause hatten, generationenlang Nachbarn waren und den Alltag teilten. Das Buch hält deren Geschichte fest, zeichnet ihre Wege innerhalb Deutschlands und in anderen Ländern nach und beschreibt auch Einzelschicksale.
Kontakt:
Hinweis (Januar 2022): das Buch ist inzwischen vergriffen, doch hat das Emil-Frank-Institut in Wittlich noch einige Exemplare. Bestellung über Emil-Frank-Institut, Schloßstr. 10, 54516 Wittlich. Tel. 06571-260124. E-Mail.     
   
  Zu Besuch in Lösnich zur Vorstellung des 
Buches von Marie-Luise Conen und 
Hilde Weirich - am jüdischen 
Friedhof in Lösnich
 
(Fotos: Marie-Luise Conen, Juni 2010)
Loesnich Friedhof 170.jpg (154603 Byte) Loesnich Friedhof 171.jpg (156815 Byte)
      Nachfahren der Familie Kaufmann 
(Chawa Bondi und Maurice Peereboom 
mit Ehepartnern)
Nachfahren der Familie Schömann
(Ralph Schoemann, Jane Maas 
geb. Schoemann und Nancy Schoemann)  

 

Dezember 2011: Nachkommen der jüdischen Familie Kaufmann zu Besuch in Lösnich und Wittlich  

Artikel im "Trierschen Volksfreund" vom 28. Dezember 2011: "Auf den Spuren einer jüdischen Familie in Wittlich und an der Mosel
Farley und Allen Kaufmann aus Minneapolis und Mitglieder ihrer Familien haben Wittlich und Lösnich besucht. Sie wandelten auf den Spuren ihrer jüdischen Großeltern, ihres Vaters und ihrer Tante, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Not gerieten und schließlich in Konzentrationslager deportiert worden sind..." 
Link zum Artikel      

Vgl. Beitrag von Marie-Luise Conen: Amerikanische Nachfahren zu Gast bei der Buchvorstellung über Lösnicher Juden. Im: Jahrbuch Bernkastel-Wittlich 2011 S. 50-53. Eingestellt als pdf-Datei.     

 
Juli 2016: Enthüllung einer Gedenktafel für in der NS-Zeit ermordete jüdische Personen aus Lösnich  
Die Gedenktafel erinnert an Josef (Joube) Kaufmann (1883-1941), Caroline Kaufmann (1880-1942), Mathilde Schömann geb. Klein (1876-1942), Josef Schömann (1870-1942) und Marianne Schömann geb. Adler (1870-1942)  
Artikel von Adrian Froschauer im "Trierischen Volksfreund" vom 23./24. Juli 2016 (Artikel auch eingestellt als pdf-Datei): "Vergeben, aber niemals vergessen
Die Gemeinde Lösnich gedenkt jüdischer Bürger, die im Holocaust getötet wurden: Nachfahren sind zum Festakt angereist

Mit einer Gedenktafel werden die jüdischen Bürger Lösnichs geehrt, die im Dritten Reich ermordet wurden. Aus der ganzen Welt sind Nachfahren der Holocaust-Opfer eigens nach Lösnich angereist, um der Enthüllung der Tafel beizuwohnen.
Lösnich. 'Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Frieden ist der Weg', verkündet das Schild an einem Sandstein mitten in Lösnich. Heute herrscht hier Frieden – die schrecklichen Ereignisse, an die die Gedenktafel erinnern soll, scheinen weit entfernt. Doch es ist noch keine 80 Jahre her, dass die jüdische Bevölkerung Lösnichs restlos vertrieben oder deportiert wurde. 1930 hatte der kleine Ort noch elf jüdische Einwohner, aber schon 1936 keine mehr. Sie flohen ins Ausland oder in größere Städte, wo sie hofften, von den Repressalien durch die Nationalsozialisten verschont zu bleiben. Josef und Caroline Kaufmann sowie Mathilde, Marianne und Josef Schömann verbrachten den größten Teil ihres Lebens in Lösnich, bevor sie zur Flucht gezwungen waren. 1941 und 1942 wurden sie in den Vernichtungslagern des Dritten Reiches getötet.
Deutliche Worte.
In ihrem Gedenken wurde nun in Lösnich eine Plakette enthüllt. Die findet deutlichere Wort als es in der Aufarbeitung der NS-Zeit häufig der Fall ist: Die Kaufmanns und die Schömanns sind nicht 'ums Leben gekommen' oder 'Opfer des Holocaust' – auf der Tafel steht eindeutig, dass sie 'von den Nationalsozialisten 1941-1945 ermordet wurden'. Darunter prangen die Namen und Lebensdaten der fünf Juden, denen die Flucht nicht gelang. Dennoch stimmt das Zitat am oberen Rand der Tafel versöhnliche Töne an. Es war eine Idee des Gemeinderats. Ortsbürgermeister Winfried Gassen erklärt: Wir haben dieses Zitat ausgesucht, weil wir ein Zeichen setzen wollten, dass hier etwas Schreckliches passiert ist, aber dass es doch Versöhnung und Hoffnung gibt.' Die Gestaltung, die Formulierung und der Standort der Gedenktafel waren schnell beschlossen. 'Da gab es keine Diskussion', erzählt Gassen. Der Stein mit der Tafel stehe 'an einem geschichtsträchtigen Ort, wo ihn jeder sehen kann.' Denn hier, an der Kreuzung der Hauptstraße und der Herrengasse, lebten früher die jüdischen Familien in Lösnich. Ein paar der alten Häuser stehen sogar noch. In einem ist Marie-Luise Conen aufgewachsen. Sie initiierte die Anbringung der Tafel. Die Idee hatte sie bei Recherchen zu einem Buch über jüdische Familien von der Mittelmosel. Sie trat mit dem Plan an den Gemeinderat Lösnich heran, der ihr sofort Unterstützung zusagte. Auch sogenannte Stolpersteine wie etwa vor der Justizvollzugsanstalt Wittlich waren zunächst im Gespräch. 'Aber die Tafel gefiel mir besser, da sie einen zentralen, gemeinsamen Gedenkplatz schafft', erzählt Conen.
Letzte Lebenszeichen. Die Autorin und Psychologin studierte jüdische Familiengeschichten, kontaktierte Nachfahren, sammelte Briefe. Einen dieser Briefe, das letzte Lebenszeichen der Mathilde Schömann, las Conen bei der Enthüllung der Gedenktafel vor. Schömann schickte den Brief im November 1941 an ihre Kinder, die bereits in die USA emigriert waren.
Darin schildert sie ihre Probleme bei der Ausreise aus Deutschland. Sie wusste damals noch nichts vom kurz zuvor beschlossenen Auswanderungsverbot für Juden. 'Ich habe aber Gottvertrauen', schreibt sie. 'Er wird uns nicht verlassen und wird mir helfen'. Im September 1942 wurde sie im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Schömanns Enkel, Martin Holzinger, nahm eigens für die Enthüllung der Gedenktafel eine Reise von den USA nach Lösnich auf sich. Auch in Frankreich, England, Holland und der Schweiz konnte Conen Nachfahren der ermordeten Juden ausfindig machen, die zum Festakt anreisten. Holzinger zeigte sich in seinem Grußwort dankbar, dass Lösnich die Erinnerung an seine Familie und andere Juden aufrecht erhält. 'Es kommt eine Zeit, in der wir vergeben müssen – niemals vergessen, aber vergeben', sagt er. Lösnich war einer der ersten Orte der Region, die Juden erlaubten, innerhalb des Dorfes zu leben. Die jüdische Gemeinschaft war keine Parallelgesellschaft, unabhängig vom Dorfleben: Josef Schömann war Mitbegründer und langjähriger Dirigent des Musikvereins, bis er gezwungen war, sein Amt abzulegen. Auch hier hinterließ der Nationalsozialismus seine Spuren, auch hier ist es wichtig, nicht zu vergessen.
Erinnern an das jüdische Leben.
'Niemand will vergessen werden, unsere Identität hängt damit zusammen, dass man sich an uns erinnert', erklärt Conen. 'Das jüdische Leben wurde in vielen Orten ausgelöscht. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass jüdische Bürger mal zum Alltag gehörten und auch heute wieder gehören können'. Denkmäler wie die Gedenktafel in Lösnich gehören zum kulturellen Gedächtnis. Sie stellen einen Draht zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit her, machen aus einem kalten historischen Faktum etwas Greifbares. Vielleicht können sie durch die Kraft des Erinnerns auch etwas dazu beitragen, dass man hierzulande nicht mehr vom Weg abkommt. Denn 'Der Frieden ist der Weg'."    
vgl. Artikel in der "Eifel-Mosel-Zeitung" vom 22. Juni: "Zur Erinnerung an die jüdischen Bürger von Lösnich, die von den Nationalsozialisten in der Zeit von 1941 bis 1945 ermordet wurden"
    
     

 

 Alle Fotos erhalten von Marie-Luise Conen  Gedenktafel zur Erinnerung an
fünf ermordete Lösnicher Juden

   Marianne Adler verh.
 Schömann (1870-1942)

 Joseph Schoemann
(1870-1942)

Das Foto links oben zeigt von links: Dechant Moritz, Ortsbürgermeister Winfried Gassen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ulf Hangert, Beigeordneter Leo Wächter, Marie-Luise Conen, Hilde Weirich.
Das Foto rechts davon zeigt Nachfahren von Lösnicher jüdischen Familien zusammen mit Marie-Luise Conen vor dem jüdischen Friedhof in Lösnich. Von links nach rechts: Nicole Schemann (Frankreich), Michael Levine, Laura Holzinger, Joan Holzinger, Martin Holzinger (alle USA), Yvonne Crampin (England), Jill Wolff (Schweiz), Marie Luise Conen, Bernard Schemann (Frankreich), Sandra Wolf (England). 
Das Foto rechts zeigt die Nachfahren von Lösnicher jüdischen Familien vor dem Spitzhäuschen in Lösnich (ehemaliges Haus einer jüdischen Familie).    

 

    
      

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Lösnich  
bulletInformationsseite zur Synagoge Lösnich bei der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier:  https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2915   
bulletSeite über "Jüdische Lösnicher und ihre Nachfahren" auf der Website von Werner Gessinger 
bulletEmil-Frank-Institut:  https://www.emil-frank-institut.de/ (hier Literaturrecherche möglich) 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Lösnich  (interner Link) 
bulletDatenbank zu den jüdischen Einwohnern von Lösnich (zusammengestellt von Marie-Luise Conen): https://gedbas.genealogy.net/search/simple?firstname=&placename=l%C3%B6snich&timelimit=none&lastname=&offset=450&max=50   

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 236 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletMarie-Luise Conen / Hilde Weirich: Jüdische Familien von der Mittelmosel. Lebensläufe von 1714 bis zur Gegenwart. Paulinus Verlag Trier 2010. € 24.90.   
Hinweis (Januar 2022): das Buch ist inzwischen vergriffen, doch hat das Emil-Frank-Institut in Wittlich noch einige Exemplare. Bestellung über Emil-Frank-Institut, Schloßstr. 10, 54516 Wittlich. Tel. 06571-260124. E-Mail

        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020