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Ober-Gleen (Stadt
Kirtorf, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Obergleen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 47 jüdische Einwohner, 1861 55 (7,9 % von insgesamt 699
Einwohnern), 1880 58 (8,2 % von 708), 1900 39 (5,6 % von 691), 1910 39 (5,6 %
von 691). Die jüdischen Familienvorsteher waren als Kaufleute und Viehhändler
tätig.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Angenrod beigesetzt. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1842 wird der aus Bayern
stammende Lehrer Meier Cahn in
Ober-Gleen genannt, der damals vorübergehend auch die Israelitische
Elementarschule in Kirtorf mitbetreute.
Lehrer Cahn blieb bis mindestens 1871. Um 1900/1904 wurde
noch mehrmals die
Stelle eines Religionslehrers gemeinsam für Ober-Gleen und Kirtorf
ausgeschrieben (siehe Ausschreibungen unten). Wenig später unterrichtete, nachdem die Zahl der
Gemeindeglieder und der jüdischen Kinder in Ober-Gleen und Kirtorf weiter
zurückging, der jüdische Lehrer aus Alsfeld in beiden Orten.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 31 Personen gehörten (4,8 % von insgesamt
649 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Joseph Lamm II, Hirsch Lamm und
David Lamm. Damals war - durch Lehrer Leopold Kahn aus Alsfeld
- nur noch einem jüdischen Kind in der Gemeinde der Religionsunterricht zu
erteilen.
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Ober-Gleen (in sechs Familien; 3,8
% von insgesamt 609 Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Acht Personen sind in die
USA emigriert, eine Familie (zusammen fünf Personen) nach Palästina/Israel.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört
(s.u.). Am
19. September 1939 gab es keine jüdischen Bewohner mehr in Ober-Gleen. Mehrere
wurden jedoch über Frankfurt am Main deportiert.
Von den in Ober-Gleen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Betty Bär geb. Sondheim
(1892), Johanna Katzenstein geb. Lamm (1874), Bertha Lamm geb. Baum (1899),
David Lamm (1866), Johanna (Hannchen) Lamm geb. Andorn (1875), Joseph Lamm I
(1870), Joseph Lamm II (1870), Karl Lamm (1903), Minna Lamm (1868), Siegmund Lamm
(1872), Willi Lamm (1902), Berta Rothschild (1878), Hermann Sondheim (1883),
Auguste Stern (1878), Feist Stern (1876), Rosa Weinberg geb. Lamm
(1897).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1900 / 1901 / 1904 - gemeinsam mit Kirtorf
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1900: "Die
Religionslehrer-, Chasen- und Schochetstelle in den Gemeinden Kirtorf
Ober-Gleen ist bis 1. April, eventuell auch früher zu besetzen.
Gehalt 7-800 Mark und ziemliches Nebeneinkommen. Bewerber, ledig
bevorzugt, wollen sich unter Angabe ihrer seitherigen Tätigkeit bei dem Vorstand
der israelitischen Gemeinde Kirtorf, Oberhessen, melden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901:
"Die Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet für
die Gemeinden Kirtorf - Ober-Gleen ist per 1. September dieses Jahres zu
besetzen. Gehalt 700-750 Mark, freie Wohnung und Nebeneinkommen. Bewerber
(ledig bevorzugt), wollen ihre Offerten nebst Zeugnisse und Photographie
einsehen den den Vorstand der israelitischen Gemeinde Kirtorf,
Oberhessen". |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. Dezember 1901: "Lehrer-Gesuch.
Die beiden Gemeinden Ober-Gleen und Kirtorf
suchen gemeinschaftlich einen Religionslehrer, der auch
gleichzeitig die Schechita in Kirtorf
auszuüben hat. Wohnsitz ist in Ober-Gleen zu nehmen.
Bewerbungen sind zu richten an den Vorsteher der israelitischen Gemeinde Herrn
Lazarus Lamm in Ober-Gleen (Hessen)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1904:
"Die Gemeinden Ober-Gleen und Kirtorf suchen einen Religionslehrer
und Vorbeter zum alsbaldigen Eintritt bei einem Gehalt von 800 Mark
sowie Nebeneinkommen und freie Wohnung (Unverheiratet, seminaristisch
gebildet). Bewerber wollen sich bei dem Vorstand der Israelitischen
Gemeinde Ober-Gleen melden, unter Beifügung von Zeugnissen und
Photographie." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 2. Mai 1904:
Derselbe Text wie oben; die Besetzung der Stelle gestaltete sich wohl
etwas schwierig, da sie über mehrere Wochen ausgeschrieben war.
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Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod
der aus Ober-Gleen stammenden Therese Sondheim geb. Stern (1930 in Gießen)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. September 1930: "Gießen, 14. September (1930). Am
13. Elul (= 6. September) hat ein ganz großer Kreis den Heimgang von Frau
Therese Sondheim geb. Stern beweint. Eine edle, brave und fromme Frau,
eine der immer seltener werdenden frommen Frauen ist in fast
vollendetem 70. Lebensjahre mit ihr dahingegangen. Vor 30 Jahren siedelte
sie an der Seite ihres gleichgesinnten Gatten, der ihr schon vor 15 Jahren
in die Ewigkeit vorausgegangen ist, von Ober-Gleen nach Gießen, um
als treue Mitglieder unserer Religionsgesellschaft ihren Kindern eine gute
Erziehung, sowohl in religiöser als auch profaner Hinsicht geben zu
können. Das Haus, das beide führten, war ein in jeder Weise
vorbildliches, beide verstanden Tora und weltliche Betätigung zu
verbinden und auf dieser Grundlage ihre Kinder - sechs Söhne und zwei
Töchter - zu gesetzestreuen und wackeren Menschen
heranzubilden.
In ihrem Witwenstande verstand es Frau Therese Sondheim, ihr Haus zu einer
Gaststätte zu gestalten, wo jedermann von dem Hauche mütterlicher und
menschlicher Liebe sich umgeben fühlte. Eine selten harmonische Mischung
von zielsicherem, starkem Willen mit warmer Gemütstiefe befähigte sie,
manchen Freunden mit Rat und Tat helfend beizuspringen. Kein Bedürftiger
ging von ihrer Türe, der nicht von ihrer Güte und Milde beschenkt
wurde.
Beste Kraft schöpfte sie aus echter, innerlich wahrhaftiger Frömmigkeit,
und dies Gottvertrauen half ihr auch, ihren kränklichen Körper meistern
und während ihres längeren Krankenlagers geradezu ergreifenden Gleichmut
zu erhalten. Ihre erzieherische Saat ging in herrlichen Früchten auf. Mit
beispielloser Liebe und Treue wurde sie von ihren Söhnen und Töchtern
bis zu ihrem letzten Atemzuge gehegt und gepflegt, die die teure Mutter
scheiden sahen in dem Bewusstsein, deren unendliche Liebe tausendfältig
wiedergegeben zu haben. Ihre Bestattung gestaltete sich zu einer großen
Kundgebung all der Beliebtheit und Verehrung, deren sie sich erfreuen
durfte. Tief ergriffen schilderte Herr Provinzialrabbiner Dr. L.
Hirschfeld die edlen Tugenden und Eigenschaften der Entschlafenen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum (Synagoge) in einem jüdischen
Privathaus vorhanden. 1846 empfahl der großherzogliche Landrabbiner Levy
bei einem Besuch in Ober-Gleen die Erweiterung der Synagoge. Ob diese damals
vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. Für einen Neubau waren damals keine
ausreichenden Mittel vorhanden. Immerhin wurde im Oktober 1846 ein Fonds für
einen Synagogen-Neubau angelegt.
1874
konnte in der Obergasse eine neue Synagoge fertiggestellt werden, ein
zweigeschossiger Fachwerkbau, zu dem auch ein Gemeindehaus gehörte. Bis dahin
hatte man die Gottesdienste unentgeltlich in der oben genannten Privatsynagoge
abgehalten. Die Synagoge hatte - trotz der räumlich kleinen Verhältnisse ein
würdiges Aussehen mit den sie prägenden Rundbogenfenstern. Der Zugang zur
Frauenempore erfolgte durch das angebaute Gemeindehaus (der Zugang ist noch
erkennbar, das Gemeindehaus ist abgebrochen).
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute völlig zerstört. Das bei den
Aktionen beschädigte Gebäude wurde an einen Schmied verkauft, der die
ehemalige Synagoge als Schmiede beziehungsweise als Maschinen- und
Autoreparaturwerkstatt verwendete und dazu entsprechend umbaute. Später wurde
das Gebäude als Lagerraum verwendet.
Die Sanierung des Gebäudes der ehemaligen Synagoge wurde im Rahmen der
Dorferneuerung seit 2008 geplant (vgl. pdf-Datei
vom April 2008 der Stadt Kirtorf: Dorferneuerung Ober-Gleen sowie
Pressebericht von September 2013 unten). Ziel der Sanierung war die Herrichtung
und Nutzung des Gebäudes als Kulturstätte mit Ausstellungsbereich, in Federführung
des Heimatvereins Kirtorf.
2013 bis 2017 wurde die ehemalige Synagoge durch die Stadt Kirtorf
saniert und in Teilbereichen rekonstruiert. Die Einweihung des restaurierten
Gebäudes war am 11. November 2017.
Vgl. Pressebericht von Joachim Legatis in der Wetterauer Zeitung vom 13.
November 2017: "Neue Kultur in alter Synagoge..." (Link
zum Artikel, weiterer Artikel zur Einweihung siehe unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Obergasse
48
Fotos
(Quelle des Planes von 1873: Ortsarchiv Ober-Gleen; Quelle der sw-Fotos aus den 1980er-Jahren: Altaras
s.Lit.;
neuere Farbfotos von Monika Felsing)
Pläne zum Bau der Synagoge
von 1873 |
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Die südliche
Giebelseite |
Der Eingangsbereich
(westliche Seite) |
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Plan des Innenbereiches:
Blick auf die
Ostwand mit dem Toraschrein |
Plan des Innenbereiches: Blick
auf die Frauenempore
mit dem Durchgang zum Schulhaus |
Die nördliche
Giebelseite des Synagogengebäudes mit dem
ursprünglichen Durchgang vom Schulhaus zur Frauenempore |
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Grundrissplan
(Erdgeschoss) des alten jüdischen Schulhauses
mit Schulstube, Hausflur und Stallung, rechts das
Synagogengebäude mit Markierung des Grundrisses der
Empore und des Standortes des Toraschreines |
Antrag der
Israelitischen Gemeinde zu Ober-Gleen vom 25. Januar 1873
zum Bau einer neuen Synagoge und Baugenehmigung durch das Großherzogliche
Kreisamt Alsfeld |
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Das Synagogengebäude im
September 1985 |
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Blick auf das
ehemalige Synagogengebäude von Westen beziehungsweise Nordwesten;
zu
sehen ist der Eingang zur Frauenempore, der vom angebauten und schon
länger
abgebrochenen ehemaligen jüdischen Gemeindehaus her
erfolgt. |
Blick in die ehemalige
Synagoge im
September 1985, die als Lagerraum
verwendet wurde. |
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Das Synagogengebäude im
Sommer 2015
- vor Beginn der Restaurierungsarbeiten
(Fotos: Monika Felsing) |
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Früherer Zugang zur
Frauenempore ursprünglich
vom oberen Geschoss des inzwischen abgebrochenen Schulhauses |
Blick von Nordosten; rechts
Nordseite mit dem Zugang zur
Frauenempore, links Ostseite (Bereich des Toraschreines) |
Blick auf die Westseite der ehemaligen Synagoge
mit dem früheren Eingangsbereich |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Im Inneren des
Synagogengebäudes |
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Erinnerungen vor
Ort
(Fotos: Monika Felsing) |
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Erinnerungstafel für Familie
Jakob und Johanna Lamm:
eine der Tafeln, die 2010 in die Feldsteinmauer
des Dorffriedhofes eingesetzt worden sind |
Erinnerung an Johanna
Lamm und
Bertha Rothschild (Foto von 1912) -
Fototafel aus dem Museum Kirtorf |
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Das Synagogengebäude nach
der Restaurierung
im Herbst 2016
(Fotos: Justus Randt, obere zwei Fotos;
Monika Felsing, untere zwei Fotos) |
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Blick auf das
Synagogengebäude |
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Blick auf den
Eingangsbereich |
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Fotos zur Geschichte jüdischer Familien
Fotos aus der Familie Sondheim
(Quelle der Fotos: Sammlung der Familie Herbert Sondheim mit freundlicher
Genehmigung von Robin Smolen, vermittelt durch Monika Felsing; die Abbildungen
gingen auch ein in die Bücher zu Ober-Gleen von Monika Felsing, s.Lit.)
Zur Familie: Hirsch Sondheim in Ober-Gleen war ein Sohn von Joseph
Sondheim und seiner Frau Adelheid. Er heiratete Rebekka geb. Katz.
Die beiden hatten fünf Kinder: Berta Sondheim (geb. 1883), Hermann Sondheim
(geb. 1883), Siegmund Sondheim (geb. 1885), Betty Sondheim verh. Baer (geb.
1892) und Joseph Sondheim (geb. 1898 in Kirtorf).
Zu den Kindern: - Berta Sondheim (geb. 18. Oktober 1883), blieb
unverheiratet, starb in den USA.
- Hermann Sondheim (geb. 18. Oktober 1883 in Ober-Gleen) war verheiratet
mit Fanny Grethe geb. ?. Die beiden hatten einen Sohn: Curtis
Sinclair.
- Siegmund Sondheim (geb. 20. September 1885 in Ober-Gleen, gest. 20.
Februar 1945 in New York) war verheiratet mit Jettchen geb. Worms (aus
Laudenbach). Die
beiden hatten drei Kinder: Addi (geb. 1923 in Ober-Gleen, verh.
Loewenberger, gest. 1980), Rita (geb. in Ober-Gleen, in den USA verh.
Halpern) und Robert. Addi heiratete in den USA Jack Loewenberger. Die beiden
hatten zwei Kinder: Marvin und Laura Sue (verh. Miller; geb. 1950 in New York,
gest. 1978).
- Betty Bär geb. Sondheim (geb. 1892 in Ober-Gleen) ist in der NS-Zeit
in die Niederlande emigriert und wurde ab Westerbork am 1. Juni 1943 in das
Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie am 4. Juni 1943 ermordet wurde. Sie
war verheiratet mit Karl Bär und hatte zwei Kinder: Alfred Josef
(geb. 15. Januar 1921 in Köln; mit Mutter emigriert, am 26.2.1943 ab Westerbork
nach Auschwitz deportiert, wo er am 11. April 1943 ermordet wurde) und Herbert
Sondheim (kam mit einem Kindertransport nach England, dann Australien, gest.
2015).
- Joseph Sondheim (geb. 1898 in Kirtorf) ist 1920 unverheiratet
gestorben.
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Hirsch Sondheim,
Vater von Berta, Hermann,
Siegmund, Betty und Joseph
(Grab im jüdischen Friedhof in Angenrod) |
Hirschs Frau
Rebekka geb. Katz, mit ihrer Tochter
Berta und der Enkelin Addi (rechts) und zwei weiteren
Kindern vor dem Haus der Familie in Ober-Gleen |
Siegmund
Sondheim (geb. 1885; rechts)
im Ersten Weltkrieg
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Hermann
Sondheim, Siegmunds Bruder
(geb. 1883; wurde im Holocaust ermordet)
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Siegmund
Sondheim und Jettchen geb. Worms,
die Eltern von Addi, Robert und Rita; gemeinsam
mit
Berta Sondheim 1939 in die USA emigriert |
Berta Sondheim,
unverheiratete Tante von Addi
(Aufnahmeort vermutlich Atelier von Hugo Grün in Alsfeld;
sie verstarb in den USA) |
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Betty Baer geb.
Sondheim (geb. 1892 in Ober-Gleen
- ermordet 1943) mit ihren Söhnen Alfred Josef (geb. 1921;
rechts) und Herbert
(kam mit einem Kindertransport nach England, war einer der
'Dunera Boys' die nach Australien verschifft wurden; gest. 2015)
(Aufnahmeort unbekannt, eventuell in Köln). |
Addi Sondheim
(rechts) mit ihrem Cousin Kurt
und einem unbekannten Mädchen (Aufnahmeort
unbekannt; eventuell Frankfurt am Main)
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Addi Sondheim
(Aufnahmeort unbekannt,
eventuell Fotostudio in Kirtorf oder Alsfeld;
lebte 1923-1980; war verh. Löwenberger)
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Jettchen
Sondheim geb. Worms mit Freundinnen
und Freunden ("Jettchen's Music Group")
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Hedwig Sondheim
geb. Worms
mit Freunden an Purim 1913
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Herbert
Sondheim, vermutlich kurz vor der
Auswanderung (Addi und Herbert waren im Internat in
Bad Nauheim; Herbert starb 2015 in den USA) |
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Quellen: Addi Löwenberger geb.
Sondheim: https://www.geni.com/people/Addi-Loewenberger/6000000003698911457
und von dort ausgehende Links zu den anderen
Familienmitgliedern.
Das Leo Baeck Institut hat eine Willi
Sondheim Collection; er war ein gebürtiger Ober-Gleener (geb. 1.
Februar 1887). Er ist nach dem Ersten Weltkrieg, seinem Einsatz in
Palästina, in die USA ausgewandert. |
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Drei Grabsteine
von Angehörigen der Familie Sondheim
aus Ober-Gleen im jüdischen Friedhof
Angenrod
(Fotos von Justus Randt) |
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Grabstein für Hirsch
Sondheim
(Zwi Bar Josef, 15.3.1854-31.8.1927)
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Grabstein für Rebecka
Sondheim geb. Katz
(Riwka Bat Naftali HaKohen,
22.11.1856-8.8.1929)
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Grabstein für Robert
Gabriel Sondheim
(Gabriel Bar Elieser, 17.5.1926-6.8.1930; war ein
Sohn
von Siegmund und Jettchen Sondheim bzw. ein Enkel
von Hirsch und Rebecka Sondheim, ) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2010:
Vortrag über die Geschichte des Landjudentums
und der Ober-Gleener Juden |
Artikel im "Gießener Anzeiger" vom 28. Oktober 2010 (Artikel):
"Geschichte der Ober-Gleener Juden in prosaischer Form erzählt
OBER-GLEEN. Vortrag von Kathrin Jacob spannte einen Bogen über die Geschichte des Landjudentums.
(la). Ehemals jüdische Mitbewohner Ober-Gleens erhielten jetzt, neben der Einweihung der Gedenkstätte auf dem alten Friedhof, auch mit einem von Kathrin Jacob (Lauterbach) ausgearbeiteten Vortrag wieder Name und Gesicht. Der Vortrag im Dorfgemeinschaftshaus, getitelt
'Meier, der Bayer: Lehre Meier Cohn und das Leben in Ober-Gleen' spannte in prosaischer Form einen weiten Bogen über die Geschichte des Landjudentums der Region. Der Vortrag am Sonntagnachmittag, für die beruflich verhinderte Autorin gelesen von Ernst A.
Bloemers, brachte den gut 20 Besuchern in bewegten, zugleich aber auch historisch-fundierten, Ausführungen die ehemalige Zeit Ober-Gleener Bürger christlicher und israelitischer Konfession nahe: vor der NS-Zeit eine Ära der selbstverständlichen Gemeinsamkeit der beiden Bürgergruppen. Der Vortrag basierte auf wochenlanger Erarbeitung Jacobs zusammen mit
Bloemers, im Ortsarchiv. Jacob habe dabei
'sehr viel Interessantes aus der jüdischen Zeit Ober-Gleens' gefunden, allerdings nicht aus den dreißiger Jahren:
'Da ist so gut wie nichts zu finden.'..." |
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September 2013:
Die Synagoge in Ober-Gleen soll erhalten bleiben
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Artikel im "Lauterbacher Anzeiger"
vom 5. September 2013: "'Großes Bestreben im Ort, die Synagoge zu
erhalten'
OBER-GLEEN. AUFTAKT Am Tag des offenen Denkmals ist ehemalige Synagoge in Ober-Gleen zu besichtigen.
(gsi). ... Zum Tag des offenen Denkmals unter dem Motto 'Jenseits des Schönen und Guten – unbequeme
Denkmale' öffnet am kommenden Sonntag erstmals wieder die ehemalige Synagoge Ober-Gleen ihre Pforten.
'Schon lange ist die zukünftige Nutzung der ehemaligen Synagoge ein Thema in der
Dorfgemeinschaft', erzählt Ortsvorsteher Armin Becker. Nun soll das alte Bethaus, das nach dem Krieg als Schmiede genutzt wurde, wieder hergerichtet und so weit wie möglich in den Originalzustand versetzt werden. Von großer Bedeutung sind dabei alte Pläne und Zeichnungen. Auch Vorarbeiten durch das Amt für Denkmalpflege haben erste Eindrücke des 1873 erbauten Hauses zutage gefördert, etwa die Wandbemalung, die unter den Putzschichten liegt.
'Nicht immer war es ein leichtes Unterfangen', erinnert sich der Ortsvorsteher, aber nun stehe fest:
'Es gibt ein großes Bestreben im Ort, die Synagoge zu erhalten.' Sein Herzenswunsch sei es allemal.
Die Realisierung möglich macht nun die Dorferneuerung: Alle wesentlichen Anträge zur Restaurierung der ehemaligen Synagoge sind gestellt, ein Architekt ist mit den Planungen beauftragt und bald schon soll die ehemalige Synagoge, in Ober-Gleen zentral in der Nähe des Dorfmittelpunkts
'Am Komp' gelegen, ähnlich wie die ehemalige Synagoge in Kestrich als Haus der Kultur und der Begegnung fungieren.
Zum ersten Mal wird sie diese Funktion nun am kommenden Sonntag haben: Zum Tag des offenen Denkmals stellen Gemeinde und der Heimatverein der Stadt Kirtorf der interessierten Öffentlichkeit das Gebäude vor. Auch eine Ausstellung wird direkt darin Platz finden: Das Leben der Juden in Ober-Gleen thematisiert diese und erinnert damit an die neun jüdischen Familien, die während der Nazidiktatur das Dorf verlassen mussten und nie wieder zurückkehrten.
Die Größe des einst lichtdurchfluteten Raumes lässt vermuten, dass es sich in Ober-Gleen um eine aktive, wenn auch nicht besonders reiche jüdische Gemeinde handelte. Um auch die gut erhaltene Frauenempore betreten zu können, wird am Sonntag eigens eine Treppe an der Außenfassade errichtet werden.
Wie genau die Synagoge aussah, was sich wo befand und ob vielleicht irgendwo noch Inventar aus Ober-Gleen erhalten ist, das herauszufinden wird noch eine Menge Recherche-Arbeit fordern, das weiß man in Ober-Gleen. Dennoch: Ein Anfang ist gemacht, freuen sich Becker und Helmut Meß vom Heimatverein, und:
'Vielleicht kommt ja durch die Öffnung der ehemaligen Synagoge heute jemand auf die Idee, sich hier einzubringen oder wird an alte Gegenstände auf dem Dachboden oder an Ereignisse in der Vergangenheit
erinnert.' Über eine rege Beteiligung der Bevölkerung sowohl am Tag des offenen Denkmals als auch bei der geschichtlichen Aufarbeitung wird man sich in den verantwortlichen Gremien freuen.
Die Eröffnung der Veranstaltung mit einer Ansprache findet am 8. September um 14 Uhr in der Synagoge statt. Wanderwillige können sich bereits um 12.30 Uhr in Kirtorf treffen und gemeinsam auf dem neu ausgewiesenen Judenpfad von dort nach Ober-Gleen laufen. Für das leibliche Wohl sorgen die Landfrauen des Ortes, für eine ansprechende musikalische Umrahmung Veronika
Bloemers."
Link zum vollständigen Artikel mit Foto: ' |
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Oktober 2016:
Vierter Band der Ober-Gleen-Reihe wird
vorgestellt |
"Schbille gieh un feiern. Geschichtsverein stellt den vierten und letzten Band der Ober-Gleen-Reihe vor
Ober-Gleen. Vier Jahre, vier Bücher. Der Bremer Geschichtsverein Lastoria legt noch in diesem Monat den vierten und letzten Band der Reihe über Ober-Gleen vor. Nach dem Reise- und Sprachführer
'Gliesbeurel inner sich' und den Bänden 'Naut wie Ärwed' und 'Himmel un Höll' ist es Zeit für den Band über die Freizeit und übers Verlieben, über christliche, jüdische und weltliche Feste und über die Geschichte der Fortbewegung am Beispiel eines oberhessischen Dorfes. Die öffentliche Buchpremiere ist am Sonntag, 30. Oktober, um 15 Uhr im Gasthaus
'Zum Stern' in Ober-Gleen. Bei Eggschdäis, wie Ober-Gleener sagen.
Die Ober-Gleen-Serie, ein Großprojekt des Bremer Geschichtsvereins, umfasst insgesamt mehr als 1850 Buchseiten, mehrere Hundert Tonaufnahmen und Tausende von reproduzierten und aktuellen Fotos. Beteiligt haben sich mehr als 130 Gliesbeurel, wie Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener im Vogelsberg genannt werden, und einige ihrer Nachfahren in den USA und Kanada. Die von Profis in ehrenamtlicher Arbeit erstellte Buchreihe versteht sich als Beitrag zur europäischen und zur jüdisch-christlichen Geschichte, zur Erinnerung an viele einzelne Menschen und zur Rettung einer vom Aussterben bedrohten Mundart und als Bekenntnis zu den Menschenrechten. Zusätzlich zu den vier Sachbüchern gibt es die CD-Reihe
'So klingt Owenglie', das Hörbuch über Friedrich Ludwig und Amalie Weidig
('Sbäschel Eddischen: Friedrich Ludwig Weidig') und den Blog Owenglie, geschrieben in Ober-Gleener Dialekt, Hochdeutsch und Englisch.
Der vierte Band, 'Schbille gieh un feiern', verfasst von der in Ober-Gleen aufgewachsenen Historikerin und Journalistin Monika Felsing (Bremen), gestaltet von Wolfgang Rulfs (Delmenhorst), in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit Justus Randt (Bremen), Sabine Kirchner (Ober-Gleen), Matthias Eislöffel (Frankfurt am Main), Erika Thies (Worpswede) und Rosemarie Francke (Bremen). Zu den Themen gehören unter anderem die Jugendkultur, vor allem auch die Spinnstube und die Jugendgruppe, Walpern, Ostern, Pessach, die Kirmes, Laubhütten- und Straßenfeste, Weihnachten, Chanukka, Hochzeit, Reisen und Silvester. Die Kapitel über Fortbewegung drehen sich ums Wandern, Rad-, Motorrad-, Auto- und Schifffahren und Fliegen.
In keinem der anderen Bücher über Ober-Gleen werden so viele andere Gemeinden aus dem Vogelsbergkreis, der Schwalm und dem Kreis Marburg-Biedenkopf erwähnt wie im vierten Band, was nicht verwundert, denn beim Schbillegieh kommen Menschen in ihrer Region herum. Der Band hat zwei rote Fäden. Einer ist die Geschichte der Fortbewegung, der andere sind die Feste, die im Laufe eines Jahres gefeiert werden. Im Anhang werden Schicksale ausgewanderter Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener geschildert, die Zeitleiste fortgesetzt und viele weitere Redewendungen aus dem Dialekt erklärt.
'Ober-Gleen hat vieles mit anderen Dörfern gemeinsam', sagt die Autorin, 'die Mundart aber ist unverwechselbar, ein kostbares Kulturgut. Jedes Dorf im Vogelsberg schwädsd annerschd. Und nur Ober-Gleen hat das Owengliejer
Platt.'
Die öffentliche Buchvorstellung ist am Sonntag, 30. Oktober. Der Eintritt ist frei. Spenden für Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener in Kassel, Frankfurt oder Amsterdam werden erbeten. Um 12 Uhr besteht die Möglichkeit zum Mittagessen im
'Gasthaus zum Stern' (bei Anmeldung unter 06635/218). Um 13.30 Uhr schließt sich ein Rundgang durchs Dorf an. Kinder und Jugendliche können bei einer Rallye das Gliesbeurel-Diplom machen. Um 14.30 Uhr beginnt der Einlass in den Saal, die Buchvorstellung um 15 Uhr. Um 17 Uhr gibt es unter dem Motto
'So klingt Owenglie' Musik-Kostproben aus den neuen CDs und Gelegenheit zum Austausch.
'Schbille gieh un feiern' hat 508 Seiten, davon 16 in Farbe, und mehr als 250 Fotos aus rund 100 Jahren. Er kostet 28 Euro und ist anschließend in Deutschland, Kanada und den USA im Buchhandel erhältlich. Die dazu gehörenden CDs der Reihe
'So klingt Owenglie', auch das Hörbuch Weidig, gibt es nur über den Verein. Kontakt unter
mail@lastoria-bremen.de und über den Blog
Owenglie. |
Weitere Informationen
über das Projekt Ober-Gleen und den Bremer Geschichtsverein
Lastoria e.V. siehe eingestellte pdf-Datei mit einer Selbstvorstellung
des Vereins. |
Internetseite http://www.lastoria-bremen.de/ |
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Oktober 2016:
Elfriede Roth aus Lauterbach erinnert sich |
Ihre Eltern übernahmen Hausmeistertätigkeiten in
der Synagoge Lauterbach und
versorgten Juden in der NS-Zeit mit Lebensmitteln.
Elfriede Roth war Schabbesmädchen bei Rosa Weinberg geb. Lamm aus
Ober-Gleen und deren Familie. Monika Felsing hat ein Porträt über
die couragierte Zeitzeugin geschrieben: "Das
Schabbesmädchen. Elfriede Roth (91) - eine NS-Zeitzeugin aus Lauterbach
(Oberhessen)" (pdf-Datei) |
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November 2017:
Die Restaurierung der ehemaligen
Synagoge ist abgeschlossen - Feier zur Einweihung als "Haus der Geschichte,
Kultur und Begegnung" |
Artikel von Linda Buchhammerin
der "Oberhessischen Zeitung" vom 12. November 2017: "'Eine Brücke in die
Gegenwart'.
OBER-GLEEN - Denkmale werden errichtet, um zu erinnern an Menschen,
Ereignisse und deren Geschichte. Lange Zeit war die Instandsetzung und
Nutzung der ehemaligen Synagoge im Kirtorfer Stadtteil Ober-Gleen in der
Diskussion - am Samstag wurde in einer Feierstunde das Gebäude nach einer
Bauzeit von zwei Jahren seiner neuen Bestimmung als 'Haus der Geschichte,
Kultur und Begegnung' übergeben.
Emotional eröffnete Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz im Kreise der
Stadtverordneten, Magistratsmitglieder und weiteren Ehrengästen die
Feierlichkeiten mit einem Rückblick in ein düsteres Kapitel der Geschichte -
die Auslöschung jüdischen Lebens, auch in Ober-Gleen und der Region.
Denkmale seien Zeugen der Vergangenheit, gefrorene Geschichte. Gleichzeitig
aber schlügen sie eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. 'Man
kann die Gegenwart jedoch nur verstehen, wenn auch die Vergangenheit bekannt
ist', machte der Rathauschef deutlich und ermutigte die Besucher, das
restaurierte jüdische Bethaus zukünftig als Sinnbild der Toleranz für
Frieden und Menschlichkeit zu sehen. 'Wie wir uns erinnern, ist
mitentscheidend für das, was aus uns wird', spannte Künz mit einem Zitat des
Philosophen Karl Jaspers den Bogen. Die Entscheidung der Kirtorfer
Stadtpolitik, die alte Ober-Gleener Synagoge so weit wie möglich wieder in
den Originalzustand zu bringen, setzte ein richtiges Zeichen. Im Anschluss
sprach Architekt Herbod Gans die Bauphase an und erläuterte in vielen
Details die Sanierungsmaßnahmen und Rekonstruktion der alten Synagoge aus
dem Jahre 1873/1874. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zur
Schmiede umfunktioniert. 'Ursprünglich muss an das Bethaus ein weiteres
Gebäude angeschlossen gewesen sein', forschte der Bauexperte nach und
rekonstruierte am äußeren Zugang zur ehemaligen Frauenempore den
Gebäudeanbau eines Lehrerhauses und einer kleinen Schule. Das Wesentliche am
Gebäude sei der sparsame Bau einer typisch ländlichen Synagoge mit
zurückhaltender Farbgebung, mit Wänden mit kleinen Holzschindeln, den
Wiedereinbau von gebogten Fenstern und dem wieder zum Haupteingang
errichteten zentralen Eingang, erläuterte Gans das Äußere der Synagoge. Im
Inneren wurde der Raum bewusst 'weiß' gehalten, um die Schlichtheit des
Raumes hervorzuheben. Adäquat abgestimmte flexible, moderne Bestuhlung sowie
ein neuzeitlicher Kronleuchter spiegeln im Raum einen unvergleichlichen
Charakter wieder. 'Wir haben jetzt ein Kulturhaus der Stadt Kirtorf',
schloss der Gebäudeplaner und überreichte mit guten Wünschen dem
Bürgermeister den symbolischen Schlüssel in Form einer Tora-Rolle. Die
Kultur ließ nicht lange auf sich warten. Veronika Bloemers und ein feines
Gesangs-Quartett umrahmten die Feierlichkeiten mit jiddischen Gesängen.
Schon am Abend folgte der US-Klezmer-Virtuose Yale Strom der Einladung von
Ortsbeirat Ober-Gleen und Heimatverein Kirtorf. Er legte in Begleitung
seiner Frau Elisabeth Schwartz und des Frankfurter Jazz-Gitarristen Nikolai
Muck ein konzertantes Gastspiel ein." (siehe Fotos unten)
Link zum Artikel |
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November
2017: Klezmer-Konzert zur
Einweihungsfeier der restaurierten ehemaligen Synagoge |
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Am 11. November
2017 traten in der ehemaligen Synagoge der Klezmer-Musiker Yale Strom sowie der Gitarrist Nikolai
Muck auf. Das Konzert wurde gemeinsam vom Ortsbeirat Ober-Gleen und dem
Heimatverein Stadt Kirtorf e.V. veranstaltet.
Weitere Informationen dazu in einer Presse-Mitteilung
von Monika Felsing, Geschichtsverein Lastoria, Bremen (eingestellt als
pdf-Datei; englischer
Text).
Weitere Fotos http://monikafelsing.de/WordPress_03/
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November
2017: Über weitere Veranstaltungen
zur Eröffnung der restaurierten Synagoge |
Artikel von Joachim
Legatis in der "Alsfelder Allgemeinen" vom 13. November 2017:
"Neue Kultur in alter Synagoge
Kirtorf (jol). Am Abend wurde ausgelassen zu jiddischen Liedern mitgesungen, am Nachmittag waren noch nachdenkliche Töne zu hören. So abwechslungsreich verlief der erste offizielle Tag in der ehemaligen Synagoge Ober-Gleen. Das frühere Gotteshaus wurde nach umfangreicher Sanierung am Samstag eingeweiht.
Dabei warnte Bürgermeister Ulrich Künz davor, Kunst als Ablassbrief für Schuld misszuverstehen. Die alte Synagoge soll künftig als Kulturhaus von Ortsbeirat und Heimatverein Stadt Kirtorf betrieben werden.
'Schande kann nicht mittels Kunst ungeschehen gemacht werden', betonte Künz. Auch in der Region Kirtorf wurden in der Pogromnacht Synagogen demoliert und Juden verfolgt. Auch Kirtorfer und Ober-Gleener jüdischen Glaubens sind im Dritten Reich umgebracht worden. Meist hatten sie Zuflucht in größeren Orten gesucht in der trügerischen Hoffnung, dort vor Verfolgung sicher zu sein.
Die Stadtverordneten der Stadt hätten sich dazu entschlossen, sich der Erinnerung zu stellen. Denn die zivilisatorische Schicht über dem Abgrund ist brüchig, wie Künz anfügte. Die im November 1938 stark demolierte Synagoge Ober-Gleen wurde mit viel Liebe und Sachverstand restauriert. Das war im Rahmen der Dorferneuerung möglich, die Bürger des Ortes hätten ihre Chance genutzt. Damit hätten sie zum Erhalt des kulturellen Erbes der Region beigetragen, lobte der Bürgermeister.
Wenige haben geholfen. Der alte Betraum war in den Jahren nach dem 'Dritten Reich' stark verändert worden, um als Schmiede und Lagerraum zu dienen. Zuschüsse vom Land und von der Denkmalpflege hatten den Umbau ermöglicht, Bauhof und die Bürger hatten mit viel Eigenleistung ihren Beitrag geleistet.
'Sie haben ein schönes, interessantes Gebäude erhalten', sagte Künz. Nun wollen Ortsbeirat und Heimatverein dafür sorgen, dass es mit Leben erfüllt wird. Architekt Herbod Gans verwies auf Besonderheiten des zweigeschossigen Baus. So ist der alte Sandsteinboden unter dem Estrich freigelegt worden. In der Mitte ist der Kreis für den Lesepult zu erkennen. Die Bestuhlung ist auf niedriges Podest gesetzt. Die Empore haben die Bauarbeiter rekonstruiert, der Zugang ist über eine Treppe von der Seite her. Einst war der Zugang durch das inzwischen abgebrochene Nachbargebäude, in dem der Lehrer wohnte. Der Innenraum ist zurückhaltend in weiß und hellgrau gehalten. Anstelle des Kristallleuchters ist ein moderner Leuchter installiert, der den Innenraum schön illuminiert. Gans überreichte eine Dokumentation, die den Plan von 1872 und Erläuterungen zum Bauwerk beinhaltet. Die über zwei Meter lange Bahn hängten Helmut Meß und Armin Becker von Verein an der Ostseite auf, wo einst der Toraschrank stand.
Musikalisch umrahmten Veronika Bloemers und ein vierköpfiger Chor des Geschichtsvereins die Einweihung. Dabei griffen sie auf traditionelle Lieder der osteuropäischen Juden und Lieder aus der jüdischen Tradition zurück. In einem spontanen Beitrag erinnerte sich Rudolf Scheld an die Verfolgung der Kirtorfer Juden und die Verwüstung der Synagoge. Die jüdischen Kirtorfer hätten sehr gelitten, bedauerte er. Es habe wenige gegeben, die ihnen geholfen hätten."
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zum Artikel |
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Januar
2018: Ein neues Hörbuch über die
jüdischen Familien von Ober-Gleen ist erschienen |
Mitteilung von
Lastoria e.V. Bremen: "Jiddisch Leben. Ein Hörbuch über die jüdischen Familien von Ober-Gleen, ihre Verwandten und Freunde in Europa, den USA, Australien, Israel und Südafrika.
Herausgegeben vom Lastoria e.V., Bremen.
Der Bremer Geschichtsverein Lastoria veröffentlicht im Frühjahr 2018 'Jiddisch Leben', ein Hörbuch, das Menschen auf mehreren Kontinenten verbindet:
Die sechs CDs vereinen Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Ober-Gleen, Statements von Angehörigen jüdischer Ober-Gleener in Übersee, die Ergebnisse mehrjähriger Recherchen und zwei Live-Mitschnitte von Konzerten in der alten Ober-Gleener Synagoge. Synagogale Gesänge aus Hessen sind zu hören, Klezmer, hebräische und jiddische Lieder aus Deutschland und Israel. Einige dieser Melodien erklingen zum allerersten Mal in der 1874 erbauten und nun restaurierten Ober-Gleener Synagoge – und andere nach langer Zeit zum ersten Mal wieder.
Wir erzählen die Geschichte der jüdischen Familien von Ober-Gleen und ihrer Verwandten unter anderem in Kirtorf, Angenrod, Romrod, Nieder-Ohmen, Kestrich, Homberg/Ohm, Alsfeld, Lauterbach, Nentershausen, Crainfeld, Diez/Lahn, Zierenberg, Rauischholzhausen, Waldgirmes, Gießen, Hamburg, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Bayern, Berlin, in den USA, den Niederlanden, England, Israel, Südafrika und Australien.
In dieser Collage geht es um die jüdische Identität, das Neben- und Miteinander von Juden und Christen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, um individuelle Lebensgeschichten und die kollektive Verfolgung in der Nazizeit, um die Flucht von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ins Ausland und um die Deportation ihrer Angehörigen in Ghettos oder Konzentrationslager. Wir erfahren aus erster Hand etwas über den Neuanfang der Überlebenden in Übersee und die Beziehung zur alten Heimat, zur Muttersprache und den Liedern der Kindheit. Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und das gemeinsame Gedenken an die Opfer wird verbunden mit dem Engagement einer emigrierten jüdischen Nieder-Ohmenerin für Demokratie in den USA und den Erfahrungen einer evangelischen Ober-Gleenerin, die zwei Jahrzehnte lang in Israel gelebt, dort studiert und als Organistin und Chorleiterin gearbeitet hat.
Gesprochene Sprachen: Deutsch, Jiddisch, Hebräisch, Englisch und Owengliejer Platt, der Dialekt von Ober-Gleen.
Das Team. Zum ehrenamtlichen Team gehören die Geschichtswissenschaftlerin, Journalistin und Buchautorin Monika Felsing, die aus Ober-Gleen stammt, der Journalist Justus Randt, der Grafiker Wolfgang Rulfs, die Organistin Veronika Bloemers und mehrere Dutzend andere Freiwillige aus Hessen und Bremen. Der US-amerikanische Filmemacher, Klezmer- und Roma-Musikforscher, Autor, Völkerkundler, Musiker und Fotograf Yale Strom, Artist in Residenz an der Universität von San Diego und Professor für Jüdische Studien, hat es dem Bremer Geschichtsverein gestattet, die Live-Aufnahmen von seinem Konzert mit dem Frankfurter Gitarristen Nikolai Muck vom 11. November 2017 in der restaurierten Ober-Gleener Synagoge in das Hörbuch zu integrieren. Die Musik ergänzt und kommentiert die gelesenen Texte und die Zeitzeugenaufnahmen auf eine unnachahmliche Weise. Oral History bekommt einen Klezmer-Rhythmus. Und nicht nur das: Der 19-jährige Enkel eines ausgewanderten Ober-Gleeners, ein renommierter junger Pianist, der schon als Kind in der Carnegie Hall aufgetreten ist, steuert ein Stück von Beethoven bei. Auf der Ober-Gleener Barockorgel spielt Veronika Bloemers
'Shalom Chaverim'. Und das Hörbuch trägt als einziges in der zwölfteiligen CD-Reihe
'So klingt Owenglie' einen jiddischen Titel.
Das sechsteilige Hörbuch wird, inklusive der drei Booklets, 36 Euro plus Versand kosten. Dieser Preis gilt für Bestellungen bis 30. Januar 2018 und danach nur, solange unser erster Vorrat reicht.
Anfragen bitte per E-Mail an mail@lastoria-bremen.de."
Weitere Informationen über die Website www.monikafelsing.de |
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Links: Einladung zur Vorstellung des Hörbuches "Jiddisch Leben"
am 3. März 2018 im Hohhaus-Museum in Lauterbach und Veranstaltung in der
Ober-Gleener Synagoge am 4. März 2018. |
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November 2018:
Zur Erinnerung an den
Novemberpogrom 1938 in Kirtorf und Ober-Gleen |
Artikel von Joachim
Legatis in der "Alsfelder Allgemeinen" vom 15. November 2018: "Für
demokratischen Zusammenhalt
Vor 80 Jahren brannte das Mobiliar der Synagoge Kirtorf auf dem Marktplatz
und SA-Männer verwüsteten Häuser von jüdischen Ober-Gleenern. Daran
erinnerte eine Veranstaltung des Aktionsbündnisses für Vielfalt im
Kulturhaus Alte Synagoge Ober-Gleen mit Berichten, Geräuschen und Liedern.
Hinweise auf die Rückkehr einer 'völkischen' Sprache, die eine Ausgrenzung
von Minderheiten möglich macht und das emotionale Lied 'Donna, Donna'
bewegten die Besucher. Cynthia Lotz und Katja de Tullio-Depoi stellten die
Alte Synagoge vor, die seit einem Jahr als Kulturhaus genutzt wird. Erbaut
wurde sie 1874 mit einem angebauten Gemeindehaus. Damals lebten 58 Juden in
Ober-Gleen, rund acht Prozent der Dorfbevölkerung. 1930 waren es noch 25
Personen. In Kirtorf wurde 1843 in einem Wohnhaus am Marktplatz eine
Synagoge mit Schulraum und rituellem Bad eingerichtet. 1901 baute man ein
Synagogengebäude am Alsfelder Tor. Die jüdische Gemeinde verfügte außerdem
über Schule, rituelles Tauchbad und Friedhof. 1880 lebten 66 Juden in
Kirtorf, 1930 noch 40 Menschen. Meist lebten die Menschen in den Dörfern
friedlich miteinander, Juden kämpften als Soldaten im Ersten Weltkrieg mit,
wie de Tullio-Depoi anfügte. 1933 begann das 3. Reich, in dem bald Menschen
in 'höherwertige' und 'minderwertige' differenziert wurden, wie Jenny Wahl
sagte. Als 'volksschädigend' sahen die Nazis Menschen mit Behinderung,
Homosexuelle, Sozialhilfeempfänger und Alkoholkranke an. Als minderwertig
wurden Sinti, Juden und Schwarze angesehen. Valdivielso meinte, diese
Einteilung wurde 'völkisch' genannt, ein Begriff, den heute Vertreter der
AfD und der NPD propagierten. Mit dem Gedicht 'Reichspogromnacht' erinnerte
man an eine Nacht der Grausamkeit und des Schreckens, in der viele Menschen
litten. Um den 9. November 1938 wurden 400 Menschen ermordet oder in den
Suizid getrieben. Über 1400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie
Tausende Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört.
Bogen zur Jetztzeit. Aus der Synagoge Ober-Gleen haben SA-Leute die
Inneneinrichtung und Schriften zerstört. Auch an Häusern der jüdischen
Familien vergriffen sich SA-Männer. In Kirtorf wurde die Synagoge demoliert,
Ritualgegenstände und Einrichtung auf dem Marktplatz verbrannt. 'Die
jüdischen Kirtorfer haben sehr gelitten', bedauerte ein Zeitzeuge. An 27
Opfer der Judenverfolgung erinnerten Abgeordnete des Kreisjugendparlaments.
Sie verlasen die Namen der Getöteten und legten für jeden einen
Erinnerungsstein auf das Fenstersims. Ein siebenarmiger Leuchter, die
Menorah, wurde entzündet. Christiane Finking verlas das Gedicht 'Wir sind ja
trotz allem Menschen', das die Ausgrenzung der Juden einst thematisiert. Der
Frauenchor der evangelischen Kirchengemeinde sang das Lied 'Donna, Donna',
begleitet von Veronika Bloemers auf dem Klavier. Den Bogen zur Jetztzeit
schlug man mit einem Ausschnitt aus einem Rechtsrock-Konzert 2004 im
Schweinestall in Kirtorf. Ein Lied forderte zum Ermorden von Juden auf.
Valdivielso erinnerte an verharmlosende Worte von AfD-Spitzenleuten zur
deutschen Geschichte. Helmut Gläser mahnte, alle müssten für die Untaten von
einst 'die historische Verantwortung' übernehmen. Begrüßt wurde die
Resolution von Vereinsvertretern und Stadtverordneten aus 2004 in Kirtorf,
die sich eindeutig gegen rechte Hetze und Gewaltaufrufe richtet. Andreas Fey
stellte sie noch einmal vor. Der kleine Chor um Veronika Bloemers sang zwei
Lieder und alle stimmten 'Shalom Chaverim' an. Mit dem Wunsch, sich für den
demokratischen Zusammenhalt der Gesellschaft einzusetzen, schloss die
Veranstaltung."
Link zum Artikel |
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März 2020:
Bei einer
deutsch-niederländischen Geschichtswerkstatt in Bremen wird über die
Geschichte von Betty Baer geb. Sondheim aus Ober-Gleen berichtet
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Mitteilung des
Bremer Geschichtsvereins Lastoria: "'Deutschland auf der Flucht. Exil in
Amsterdam Zuid 1933-1945'
Deutsch-niederländische Geschichtswerkstatt des Lastoria e.V. am Sonntag,
22. März, 10 bis 18 Uhr, in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen
Werner Deutschland hat versucht, sein Leben zu retten. Der Hemelinger floh
in die Niederlande, wie so viele andere jüdischstämmige Deutsche, und fand
Zuflucht in Amsterdam Zuid, in der Nachbarschaft der Familie Frank.
Deutschsprachige Verfolgte des Naziregimes aus mehreren Ländern bildeten in
der Rivierenbuurt eine Schicksalsgemeinschaft. Bis zum Einmarsch der
Wehrmacht konnten sie sich in Sicherheit fühlen. Woher kamen sie? Was ist
aus ihnen geworden? Wie gedenken wir ihrer? Der Bremer Geschichtsverein
Lastoria hat vor einigen Jahren das offene Gedenkprojekt 'Deutschland auf
der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945' gestartet, um Informationen zu
bündeln und Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich auf diesem Gebiet
forschen, miteinander in Kontakt zu bringen, Austausch auf lokaler,
regionaler, überregionaler und internationaler Ebene zu ermöglichen und
gemeinsam für die Menschenrechte einzutreten..."
Anmerkung: Das Projekt wird betreut von der Historikerin Monika Felsing.
Sie wird in Bremen über die Geschichte von Betty Baer geb. Sondheim aus
Ober-Gleen berichten.
Flyer zur Veranstaltung Weitere Informationen siehe
www.lastoria-bremen.de
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 150. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 111. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 102 (keine weiteren
Informationen) |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände in einem Band.
2007² S. 262-263. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
196-197. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 44. |
| Ruth
Stern Glass Earnest: The Gate: A Childhood Memoir. Earnest Books TB
2010. ISBN-13: 978-0615320632 15,78 € Link
zur Amazon-Seite.
A memoir of what a Jewish child growing up in Germany in the 1930s learned about the intended Holocaust. Terrorist tactics informed her between the ages of three and ten. Her parents could not shield her. What motivated her to tell her story 70 years later is not vanity but anger muted by a lifetime of lucky
survival.
Die Autorin ist eine Tochter von Louis Stern und seiner Frau Johanna Stern geb. Lamm,
die aus Ober-Gleen stammte. Die Familie lebte in Diez,
wo Louis Stern als Viehhändler tätig war. In dem Buch "The Gate"
berichtet Ruth Stern von ihrer Kindheit in Diez, von den Besuchen bei den
Großeltern in Ober-Gleen und bei ihrer Tante Rosi Weinberg geb. Lamm (aus Ober-Gleen)
in Lauterbach, vom Internat
in Bad Nauheim (Israelitische Kinderheilstätte) und der Emigration in
die USA. |
| Monika Felsing (Lastoria e.V.): 'Bettys Nachbarn.
Betty’s buren. NS-Verfolgte im Exil in Amsterdam Zuid', Taschenbuch, 464
Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN 3757824849, 20 Euro. Als
E-Book erhältlich für 14,99 Euro.
Zum Inhalt: In einem Neubauviertel im Amsterdamer Süden waren Betty Baer,
geborene Sondheim aus Ober-Gleen in Oberhessen, ihr aus Frankfurt am Main
stammender Mann Karl und ihr in Köln geborener Sohn Alfred während der
NS-Zeit im Exil. Wie die Franks aus Frankfurt am Main und Tausende anderer
deutschsprachiger Flüchtlinge aus Bremen, Hamburg, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Berlin, Sachsen,
Thüringen, Brandenburg, aus Österreich, Breslau, Danzig, Prag oder anderen
Städten. Tür an Tür wohnten die Verfolgten des Nazi-Regimes in den
Mietshäusern der Rivierenbuurt und der angrenzenden Viertel. Bis zum
Einmarsch der Wehrmacht 1940 waren sie einigermaßen sicher in ihrem Exil.
Und hatten so etwas wie einen Alltag. Die Flüchtlinge begegneten einander
auf dem Merwedeplein, in Läden und Cafés, bei der Arbeit, wenn sie denn eine
fanden, oder beim Jüdischen Rat. Die Gläubigen unter ihnen gingen in die
Synagoge oder in die Kirche, die Kinder in den Kindergarten oder in der
Schule. Wer verhaftet wurde, kam in die Hollandsche Schouwburg und wurde
über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz, Sobibor oder
Theresienstadt deportiert. Wer waren Bettys Nachbarinnen und Nachbarn, woher
kamen sie, was ist aus ihnen geworden? In einigen Hundert biografischen
Skizzen, aufgeteilt nach Bundesländern und Regionen, entsteht eine vage
Vorstellung von dieser zusammengewürfelten, unfreiwilligen
Schicksalsgemeinschaft. Auf der Basis von Daten, wie sie auf Joods Monument,
Geni.com, Dokin, My Heritage, Stolpersteinseiten, Alemannia Judaica und
anderen Websites veröffentlicht worden sind, hat die Autorin die Spuren auch
von Verwandten nachgezeichnet, die nicht im niederländischen Exil waren, von
Ermordeten wie von Überlebenden. 'Bettys Nachbarn. Betty’s buren' würdigt
insbesondere die umfangreichen Recherchen, die von Ehrenamtlichen geleistet
werden, und ist ein weiterer Beitrag des Bremer Geschichtsvereins Lastoria
zum Austausch und gemeinsamen Gedenken. Jedes einzelne Schicksal, das
dokumentiert wird, macht einen Unterschied.
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Hinweis: die nachfolgenden Bücher von Monika Felsing betrachten die
Dorfgeschichte als Ganzes, die jüdische Geschichte kommt innerhalb der
Darstellungen vor. So geht es in dem Reise- und Sprachführer in Band 1 auch
um jiddische Worte und um die Synagoge; in Band 2 über Arbeit geht es auch
um die Berufe von jüdischen Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleenern. Siehe auch
die Website www.monikafelsing.de
| Monika
Felsing: Gliesbeurel inner sich. 1. Band der Ober-Gleen-Reihe. 348 S.
Books on Demand 2013. ISBN 978-3732249633. 24,00 €.
Im ersten Band der Reihe über Ober-Gleen sind heutige und frühere 'Gliesbeurelinner
sich'. Auf eine kurze Einführung in die Geschichte des Dorfes folgt ein kleiner Sprachführer mit Hintergrundinformationen, Anekdoten,
Rezepten, Gedichten, dem Ober-Gleener Lied und zahlreichen aktuellen und
historischen Fotos aus Privatbesitz. Ober-Gleen für Einheimische und Zugezogene,
Bekannte, Freunde und Verwandte, Einsteiger und Emigrierte. |
| dies.:
Naut wie Ärwed. 2. Band der Ober-Gleen-Reihe. 440 S. Books on Demand 2014.
ISBN 978-3732299348. 29,00 €.
Der zweite Band der Reihe über Ober-Gleen ist dem Ernst des Lebens
gewidmet und beschreibt die Schulzeit in verschiedenen Jahrzehnten, die
Arbeit in Haus, Garten und Hof, in Feld und Wald, die Erwerbsarbeit und das
Ehrenamt. Wieder auf Hochdeutsch und Platt, mit vielen erstmals öffentlich
gezeigten Bildern aus Familienalben und privaten Sammlungen. |
| dies.: Himmel un Höll. 3. Band der
Ober-Gleen-Reihe. 556 S. Books on Demand 2015. ISBN 978-3738647198. 28,00
€
Im dritten Band der Reihe über Ober-Gleen geht es um das Zusammenleben, das Auseinanderleben und das Überleben.
'Himmel un Höll' erzählt die Geschichte des Sozialrevolutionärs Friedrich Ludwig Weidig, aber auch einiger anderer Dorfbewohner, gewährt Einblicke in den Dorfalltag von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Weltkriege, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und des Neubeginns. Was ist aus den Ausgewanderten, Geflohenen und Deportierten geworden? |
| dies.: Schbille gieh un feiern. 4. Band der
Ober-Gleen-Reihe. 508 S. Books on Demand 2016. ISBN 978-3741240232. 28,00
€.
Gesellig und vorwiegend heiter geht es im vierten Band der Reihe über Ober-Gleen zu. Erinnerungen an die Feste und Partys des 20. und 21. Jahrhunderts werden lebendig: Hochzeiten ab den 20er-Jahren, Konfirmationen, Faschings- und Kirmesfeiern, Umzüge, Chorfeste, Vereinsleben und vieles mehr. Die wachsende Mobilität haben mehrere Generationen als ein Stück Freiheit erlebt: Dank Fahrrad, Bus, Motorrad und Auto konnten und können Ober-Gleener auch außerhalb des Dorfes ihr Vergnügen suchen, schbille gehen.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ober-Gleen
Hesse. The community numbered 58 (8 % of the total) in 1880. All the Jews left
by October 1939, seven emigrating.
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