Die Toten der jüdischen Gemeinde Odenbach wurden zunächst
auf dem jüdischen Friedhof in Meisenheim beigesetzt. Ein eigener Friedhof in
Odenbach wurde 1845 angelegt und bis 1938 belegt (Flurstück Nr. 2985).
Die Friedhofsfläche umfasst 9,40 ar. Es sind 50 Grabsteine erhalten. Auf dem
Friedhof befinden sich in einem Sammelgrab die Gebeine des 1974 einem Straßenprojekt
gewichenen Friedhofs in Lauterecken.
Lage des Friedhofes
Am Ortseingang, Gewann "Im
Schinn".
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Fotos
(Fotos: Michael Ohmsen, Aufnahmen vom Sommer 2010, einzelne
Aufnahmen in hoher Auflösung über die Fotoseite von Michael Ohmsen,Link)
Blick auf den
außerhalb des Ortes gelegenen jüdischen Friedhof
Das Eingangstor
mit Hinweistafel
Weg vom Eingangstor
in den Friedhof
Kindergräber, rechts
für Therese Brück (1897-1898)
"Denkmal errichtet aus
kindlicher Liebe und
Ehrfurcht für den unvergesslichen..."
Grabstein mit
Schmetterling als
Symbol der Verwandlung ins ewige Leben
Grabstein für den früh
verstorbenen Kurt Frank (1907-1926)
Gedenkstein für Moritz
Kleinberger
(1894- "gest. in der Deportation
1942-1943)
Gedenkstein
"Zum ewigen Gedenken meiner im 1. und 2. Weltkrieg gefallenen und in
der Deportation ungebrachter Geschwister, deren Kinder und Enkel gewidmet.
Luitpold Felsenthal geb. 14.5.1893 gef. 28.9.1915 Frankr. - Rosalie
Felsenthal geb. 14.3.1891 vergast 1943 Auschwitz - Martha Felsenthal geb.
29.5.1896 erschossen 1942 Dwino, Riga - Blondina Eppstein geb. Felsenthal
geb. 15.10.1883, gemeinsam ermordet 1944 mit Ehemann Edmund Eppstein 66
Jahre, Tochter Helene 31 Jahre, Ehemann Leo Weinberg 32 Jahre, Enkelkind
Milton Weinberg 4 Jahre in Izbica Polen 1943-44. Herr schenke ihnen
Frieden. In Liebe errichtet von eurem Bruder, Schwager u. Onkel Albert
Felsenthal 12.12.1957".
Grabstein für die aus
dem durch den
Bau der Umgehungsstraße zerstörten
jüdischen Friedhof in Lauterecken
nach Odenbach umgebetteten
jüdischen Personen.
Hinweistafel:
"In den Neubau der
Umgebungsstraße in Lauterecken - die
den
ehemaligen Friedhof durchquert -
zu ermöglichen, wurden die Gebeine der
in dieser Grabstätte beigesetzten
verstorbenen jüdischen Mitbürger am
28. Februar 1973 von Lauterecken
nach Odenbach umgebettet".
Grabinschrift: "Hier
ruhenLeopold
Feibelmann 1890-1894, Mayer Loeb
1857-1925, Amalie Loeb 1867-1920, David Loeb 1840-1922, Berta Loeb,
1864-1938, Moritz Loeb
1891-1903.
Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Friedens."
Zusätzlich eingestellt:
Leserbrief von O.G. an den
"Stürmer" sowie ein Artikel anlässlich der Teilnahme von nichtjüdischen Personen an der
Beerdigung der jüdischen Frau Regine (Regina) Felsenthal geb. Löb
(Regine Felsenthal geb. Löb ist am 14. November 1850 in St. Julian geboren
als Tochter von Liebmann Loeb und Sara geb. Baum; sie war seit 1874
verheiratet mit Isaak Felsenthal; sie starb am 30. Dezember 1935 in
Odenbach; das Foto links zeigt den Grabstein
für Frau Felsenthal). Anmerkung: die beiden
Artikel sind in extrem hässlicher Weise antijüdisch geschrieben und
enthalten unhaltbare Vorurteile. Die große Anteilnahme der nichtjüdischen
Bevölkerung auch noch im Frühjahr 1936 zeigt die große Beliebtheit der
verstorbenen Regine Felsenthal, die für die Nationalsozialisten unerträglich
war.
Artikel im NS-Propagandablatt "Der Stürmer" Nr. 10 / März 1936: "Judenbegräbnis
in Odenbach. Lieber Stürmer! Kürzlich wurde bei uns in Odenbach
(Glan) die Jüdin Felsenthal zu Grabe getragen. Wir wussten schon im
Voraus, dass etliche Auchvolksgenossen zur Trauerparade erscheinen würden.
Aber was man da zu sehen bekam, zeigt, dass trotz der erlassenen
Judengesetze die Aufklärungsarbeit des Stürmers noch sehr notwendig ist. Wir
wissen, dass viele Volksgenossen bei dieser Beerdigung aus reiner Dummheit
anwesend waren. Volksgenossen, die nicht wissen, was sie zu tun und zu
lassen haben. Aber auch alle 'Nebelmänner', die zwischen Tag und Dunkel beim
Juden kaufen, waren restlos erschienen. Nun kennen wir diese Menschen! Sie
haben ihre Maske fallen lassen und ihr Urteil selbst gesprochen. O.G."
Artikel im NS-Propagandablatt "Der Stürmer" vom April 1926: "Die Beerdigung.
Wie die Jüdin Felsenthal zu Grabe geleitet wurde.
In Odenbach am Glan
(Rheinpfalz( ist die Jüdin Felsenthal gestorben. Sie ist unter dem
Beschwörungsmurmeln des Rabbiners verschieden und hat in ihrer Kiste einen
Sack mit Steinen mitbekommen, damit sie im Jenseits Christus steinigen kann.
Zu ihrer Lebenszeit war die Felsenthal eine echte Jüdin. Sie halt ihren
Rassegenossen bei deren Wuchergeschäften. Sie schikanierte und peinigte ihre
nichtjüdischen Dienstboten. Sie sah, gemäß der talmudischen Lehre, alle
Nichtjuden als Vieh und als Tiere an. Und sie verfluchte und verwünschte
eifrig und mit inbrünstigem Hasse allwöchentlich in ihrer Synagoge die
'Gojim'. Sie wünschte ihnen alles Schlechte und Fürchterliche und sie
lästerte ebenso nach Herzenslust Christus und die christliche Kirche. Nun
war sie in Abrahams Schoß eingegangen.
Man sollte denken, dass darob die nichtjüdische Bevölkerung Odenbachs,
Becherbachs und Umgebung kein Aufhebens gemacht hätte. Und dass sie am
allerwenigsten etwa gar Trauer oder Anteilnahme gezeigt hätte. Dem war aber
nicht so. Die Nichtjuden in Odenbach und in Becherbach sind in der
Judenfrage zum Teil noch stark vernagelt und hinterm Mond daheim. Sie
erfuhren von dem Tod der Jüdin Felsenthal und sie beschlossen, hinter der
Kiste der Jüdin und hinter den Odenbacher Juden herzulaufen. So wollten ihr
das 'letzte Geleite' geben. Das schwarze Gewand holten sie aus dem Kasten
und wenn sie einen Zylinder hatten, den setzten sie sich auf den Kopf. Dann
machten sie sich auf die Socken und wanderten gen Odenbach. Zehn Kilometer
ist dieser Ort entfernt. Das sind gute zwei Wegstunden. Gute zwei Wegstunden
weit liefen also die Becherbacher um hinter der toten Jüdin Felsenthal zum
Judenfriedhof tappen zu können. Und um das Gemurmel der hinter der Toten
herlaufenden Juden mitanzuhören. Das Gemurmel, welches bekanntlich lautet:
'Wenn Du den Tokeh', das heißt: 'den Gehenkten', gemeint ist Christus,
'siehst, dann steinige ihn'. Um dessentwillen liefen die Nichtjuden von
Becherbach usw. zwei gute Wegstunden nach Oderbach. Zwei Wegstunden hin und
zwei zurück.
Als sie in Odenbach angelangt waren, setzte sich der Zug der 'trauernden
Teilnehmer' in Bewegung. Erst kamen die Juden, dann kamen die Gojim. Unter
den 'Gojim' sah man: aus Becherbach den Karl Bernd 1, den Karl Bernd 2, den
Richard Krauß 1, den Richard Krauß 2, den Karl Maurer, den Friedrich Maurer,
den Karl Conrad, den Jakob Conrad, den Julius Krauß, den Reinhold Krauß, den
Oswald Krauß und den Max Krauß. Den Otto Mannweiler, den Jakob Mannweiler.
Den Willi Bernd, den Richart Bernd. Den Karl Schönheim, den Karl Christmann,
den Friedrich Riemenschnitter, den Theodor Paulus, den August Kennel, den
Karl Schalmo, den Philipp Grab, den August Henn, den Jakob Dhum, den Karl
Schlemmer, den Karl Paul und den Peter Metzroth. Von Roth waren vertreten:
Heinrich Krauß, Frau Karl Neubrecht und Philipp Bernd. Von Gangloff: die
Witwe Bohr.
Die waren dabei, wie die Jüdin Felsenthal begraben wurde. Und wer es bis
jetzt noch nicht gewusst hat, der weiß es jetzt: Die hier genannt sind, die
sind es, deren Hirn in der Judenfrage noch total vernagelt ist und die auf
diesem Gebiete hinterm Mond daheim sind. Sie sind es, die keine deutsche
Gesinnung und keinen deutschen Charakter besitzen. Denn hätten sie Charakter
und Gesinnung, dann würden sie es nicht fertig bringen, hinter einem Volk
herzulaufen, dem die Teufelei ins Gesicht geschrieben ist. Das uns hasst und
das nicht den Aufstieg Deutschlands will, sondern seine Vernichtung und
seinen Untergang."
Video-Dokumentation des jüdischen Friedhofes in Odenbach von Michael Ohmsen -
eingestellt bei YouTube:
Alfred
Wendel: Chronik Odenbach. Band III: Jüdisches Leben. 500 S.
Erhältlich für 25 € zuzüglich Porto u.a. beim Förderverein
Ehemalige Synagoge Odenbach e.V., zu Hdn. der Vorsitzenden des Vereins
Ursula Woehl E-Mail
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