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Der Ortsname "Platz" auf dem Grabstein von Jakob Stern in Geroda
(s.u.)
Platz (Gemeinde
Geroda, Kreis Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Platz bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis um
1910. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1678 werden
erstmals Juden aus Platz als Meßgäste in Leipzig genannt.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt 10
Matrikelstellen
die folgenden Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Samuel Frank
(Viehhandel), Maier Straus (Schmusen), Samuel Gärtner (Schmusen), Herz Kahn
(Viehhandel) Jacob Stern (Lumpenpacht), Binas Buxbaum (Kramhandel und Schmusen),
Jüdle Abrahams Witwe (Familienname Nussbaum, Viehhandelsgeschäft), Moses
Witwe: Bräunle Rosenberger (Viehhandelsgeschäft), Aron Rosenberg (Ackerbau,
auf Liste seit 1820).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
1816 64 jüdische Einwohner (15,8 % von insgesamt 404), 1867 28 (6,5 % von 430),
1890 19 (4,2 % von 449), 1900 19 (4,0 % von 465), 1910 18 (3,8 % von 469).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden bis 1911
auf den jüdischen Friedhöfen in Pfaffenhausen
(vgl. die dort abgebildeten Hammelburger Amtsrechnungen von 1771/72 mit der
mehrfachen Nennung von aus Platz in Pfaffenhausen beigesetzten jüdischen
Personen) und Altengronau,
danach auf dem Friedhof in Geroda
beigesetzt. Die Gemeinde gehörte bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld,
danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen.
Seit
Auflösung der jüdischen Gemeinde Platz gehörten die hier noch lebenden
Personen zur
Gemeinde im benachbarten Geroda. Der
Eisenwarenhändler Max Mandelbaum aus Platz gehörte dem Vorstand
der jüdischen Gemeinde in Geroda an (1924).
1933 lebten noch acht jüdische Personen in Platz. 1936 kamen
jüdische Kinder aus anderen Orten zu einem vierwöchigen Ferienaufenthalt nach
Platz. So trafen am 8. Juli 1936 in Platz und Geroda 27 jüdische Kinder
(darunter sechs aus der Schweiz) mit fünf erwachsenen Personen unter der Leitung des jüdischen Lehrers Dr. Ignaz Bick aus Frankfurt ein. Bei Max
Mandelbaum konnten alle verköstigt werden. Bei ihm und dem Viehhändler Moses
Fleischhacker wurden die erwachsenen Personen, die Kinder bei anderen jüdischen
Familien in den beiden Orten untergebracht. Allerdings erhielten die
Verantwortlichen alsbald Vorladungen durch die Behörden, die wegen
"Verstoßes gegen das Gaststättengesetz" mit dem Verbot für weitere
Durchführungen eines solchen Ferienlagers
endeten.
Zwei Familien mit
zusammen sechs Personen emigrierten 1938 - noch vor dem Novemberpogrom - in die
USA. Die letzten jüdischen Einwohner, das Ehepaar Moses Fleischhacker und seine
Frau Rosa geb. Liebreich wurden am 22. April 1942 über Würzburg nach Izbica
bei Lublin deportiert.
Von den in Platz geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf (Aron) Fleischhacker
(1898), Max Fleischhacker (1888), Moses Fleischhacker (1882), Rosa Fleischhacker geb.
Liebreich (1878), Frieda Katzmann geb. Mandelbaum (1895), Max Mandelbaum (1870),
Karoline Maier (1874), Mirjam Marianne Nußbaum (1888), Karoline Stern geb.
Kaufmann (1853).
Aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungs- und Heiratsmitteilung (1922)
Verlobungsanzeige von Martha Mandelbaum und Max
Manheimer (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1925: "Gott
sei gepriesen.
Martha Mandelbaum - Max Manheimer. Verlobte.
Platz bei Geroda - König im Odenwald.
August 1925." |
Dokumente zu jüdischen
Gewerbebetrieben
Bestellung des Eisenhändlers Max Mandelbaum
(1893)
Bestellung des
Eisenhändlers
Max Mandelbaum aus Platz an die
Eisenhandlung Eisenheimer
in
Schweinfurt
(Aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die Bestellung
datiert vom 26. April 1893. |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge unbekannten Baujahres war vorhanden. Sie wurde
in den 1920er-Jahren verkauft. Der Tora-Schrein wurde in das Luitpold-Museum in Würzburg verbracht,
wo er auch noch in der NS-Zeit gezeigt, aber 1945 durch einen Bombentreffer vernichtet wurde. Das Synagogengebäude
blieb bis Anfang der 1980er-Jahre erhalten. Es war bis zuletzt in Privatbesitz
und wurde als Abstellschuppen benutzt. Türen und Fenster waren noch im Original
erhalten. Um 1983 wurde das Gebäude abgebrochen. An Stelle der Synagoge
befindet sich ein zum Haus Marktstraße 25 gehörender Platz, der mit Steinen
gepflastert ist (Angaben nach Schwierz S. 103).
Adresse/Standort der Synagoge: Marktstraße 25
Hinterhof
Fotos
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 383. |
| Herbert Schultheis: Juden in Mainfranken 1933-1945
unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden. Bad
Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens Bd. 1. Darin:
Abschnitt "Ferienaufenthalt von jüdischen Kindern in Geroda und
Platz" S. 180-183. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 445-446. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 443-444.
|
| Cornelia Binder und Michael (Mike) Mence: Last Traces /
Letzte Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen.
Schweinfurt 1992. |
| dieselben: Nachbarn der Vergangenheit / Spuren von
Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen mit dem Brennpunkt
1800 bis 1945 / Yesteryear's Neighbours. Traces of German Jews in the administrative district of Bad Kissingen focusing on the period
1800-1945. Erschienen 2004. ISBN 3-00-014792-6. Zu beziehen bei den
Autoren/obtainable from: E-Mail.
Info-Blatt
zu dieser Publikation (pdf-Datei). |
| Dirk Rosenstock (Bearbeiter): Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg.
Band 13. Würzburg 2008. S. 176. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Platz Lower Franconia. Jews were
present in the late 17th century and numbered 64 in 1816 (total 404) and eight
in 1933. Six left for the United States in 1938 and two were deported to Izbica
in the Lublin district (Poland) on 25 April 1942.
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