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Röllbach (VG
Mönchberg, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Röllbach bestand eine jüdische Gemeinde bis in die
1920er-Jahre, über deren Geschichte nur wenig bekannt ist. Ihre Entstehung geht
mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 wurden in Röllbach auf
insgesamt sechs Matrikelstellen die folgenden jüdischen
Familienvorstände genannt (mit neuen Familiennamen und Erwerbszweig): Affrom Nathan
Oppenheimer (lebt vom Schacherhandel, Schutzbrief von 1798), sein Bruder Marx (Mardge)
Nathan Oppenheimer (lebt vom Schacherhandel, Schutzbrief von 1819), Feist
Rosenstock (verschiedener Handel, Schutzbrief von 1807), Samuel Rosenstock
(verschiedener Handel, Schutzbrief von 1812), Leser Freudenberger (Schmuser),
Bär Rosenstock (lebt vom Viehhandel, Schutzbrief von 1805). Auch die Herren
Rosenstock waren Brüder, die sich seit 1811 Rothschild nannten, doch diesen
Namen 1817 wieder ablegen mussten und sich nun Rosenstock nannten.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde
wurden im jüdischen Bezirksfriedhof
in Reistenhausen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde dürfte im 19. Jahrhundert zumindest zeitweise ein eigener Lehrer vorhanden
gewesen sein, der zugleich als Vorbeter und Schochet gewirkt hat. Die
Gemeinde gehörte zum Distriktrabbinat Aschaffenburg.
Um 1924, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (in drei
Familien; 1,3 % von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), war Vorsteher der
Gemeinde Josef Reiss. Es gab noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind in der
Gemeinde. Den Religionsunterricht erhielt es durch Lehrer Leopold Lehmann aus Eschau.
Von den in Röllbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sara Fernheimer geb. Rosenstock (1877),
Emanuel Fried (1881), Sigmund Fried (1877), Wilhelm Oppenheimer (1882), August (Gustel) Rapp
geb. Rosenstock (1896), Selma Reiss geb. Oppenheimer (1886), Johanna Rindsberger
geb. Rosenstock (1886), Hugo Rosenstock (1897), Eva Schiff geb. Fried (1875), Dora Stein (1913), Rosa
Stein geb. Fried (1879), Meta Strauß geb. Oppenheimer (1891), Regine Worms geb.
Oppenheimer (1886).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Kollekte für den Bau einer israelitischen Religionsschule und ein rituelles Bad
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901: "München,
11. August (1901). Zur Aufbringung der Mittel für den Bau einer
israelitischen Religionsschule nebst Ritualbad in Röllbach,
Bezirksamt Obernburg, wird die Veranstaltung einer Kollekte in sämtlichen
Synagogen des Königreichs genehmigt. Diese Kollekte hat binnen zwei
Monaten zum Vollzuge zu gelangen." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Jette Rosenstock geb. Sichel (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November
1914: "Röllbach bei Klingenberg. Letzten Sabbat verschied in
Windsheim, wo sie zum Besuch ihrer Tochter weilte, Frau Jette Rosenstock
geb. Sichel. Unsere Gemeinde ist durch das Hinscheiden dieser seltenen
Frau in tiefe Trauer versetzt worden. Denn sie war uns das Vorbild einer Esches
chajil (tüchtigen Frau): fromm und im Stillen unermüdlich und
unverdrossen Wohltätigkeit übend. So trauern um sie nicht nur Gatte und
Kinder, sondern die ganze Gemeinde. Der Lehrer von Windsheim gab am Grabe
dem Verluste beredten Ausdruck." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge aus der ersten Hälfte des 19. oder bereits des
18. Jahrhunderts war vorhanden. Das Gebäude wurde bereits um 1920 verkauft,
nachdem schon einige Jahre auf Grund der fehlenden Zehnzahl der jüdischen
Männer kein Minjan mehr zustande kam.
1938 gab es keine Vorkommnisse gegen die ehemalige Synagoge. Nach 1945 blieb
das Gebäude erhalten. Nach der Beschreibung von Israel Schwierz (1988) war das
Gebäude damals "zwischen zwei andere Häuser eingebaut, ... noch fast
vollständig erhalten". Die "Originalfenster und Türen sind noch
erhalten; auch die Bausubstanz ist insgesamt noch vollständig erhalten; an der
Eingangstür sind Spuren der Mesusa gut erkennbar".
Über den gegenwärtigen Zustand (2008) werden noch Informationen
eingeholt; bitte gegebenenfalls an den Webmaster von "Alemannia
Judaica" melden: Adresse siehe Eingangsseite.
Adresse/Standort der Synagoge: Gartenstraße 4
Fotos
Historische Fotos
sind nicht vorhanden; über Zusendungen oder Hinweise freut sich der
Webmaster von "Alemannia Judaica": Adresse siehe Eingangsseite. |
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Die ehemalige Synagoge um
1987
(Quelle: Schwierz s. Lit. S. 108) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 108. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 183.
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