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Königstein im Taunus
(Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite erstellt unter Mitarbeit von Eva Groth-Pfeifer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Königstein lebten jüdische Familien bereits im Mittelalter, die mit
den Juden aus Falkenstein
zur benachbarten jüdischen Gemeinde in Kronberg
gehörten und die dortigen Einrichtungen benutzten. Erstmals werden Ende des 13.
Jahrhunderts Juden in der den Herren von Falkenstein gehörenden Stadt erwähnt
(Stadtrechte seit 1313): 1294 wurden die jüdischen Familien von Adolf
von Nassau an Werner von Falkenstein-Münzenberg verpfändet. Bis 1310
werden mehrfach Juden beziehungsweise jüdische Familien genannt. Danach waren für
längere Zeit aus unbekannten Gründen keine Juden mehr in der Stadt, möglicherweise
verzogen sie nach Frankfurt, wo 1328 Vivelin von Königstein, 1346 Seld und 1347
Thamar von Königstein erwähnt werden. Erst in der 1. Hälfte des 15.
Jahrhunderts hört man wieder von Juden in Königstein, die 1434 dem Reich Krönungssteuer
bezahlten.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht auf das 18./19.
Jahrhundert zurück. 1730 werden 6 jüdische Einwohner gezählt, 1750 15,
1770 13, 1790 9.
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb auch im 19. Jahrhundert überschaubar
(1802 11, 1825 32, 1843 53, 1870 60 in 19 Familien, d.h. 4,3 % der
Gesamteinwohnerschaft von 1.411 Personen, 1885 53, 1895 56, 1900 56) und
erreichte erst im 20. Jahrhundert den Höhepunkt von 65 jüdischen Einwohnern
(1905) beziehungsweise 76 (1925, 2,6 % der Gesamteinwohnerschaft von
2.903 Personen). Zunächst war im 18./19. Jahrhundert in dem benachbarten Kronberg
die jüdische Hauptgemeinde der drei Orte Königstein, Kronberg
und Falkenstein.
Seit 1807 bildeten allerdings die Königsteiner und Falkensteiner Juden
eine selbständige Gemeinde mit Sitz in Falkenstein. 1815 lebten in
Falkenstein acht und in Königstein drei jüdische Familien. In der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Königstein unter anderem durch Zuzug
einiger Familien aus Frankfurt immer mehr zur Hauptgemeinde: 1868 zählte Königstein
einschließlich der in Falkenstein und Neuenhain etwa 100 jüdische Personen.
1908 wurde die jüdische Gemeinde in Kronberg aufgelöst und mit Falkenstein und
Königstein zur "Israelitischen Gemeinde Königstein"
zusammengeschlossen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst
auf dem jüdischen Friedhof
in Kronberg, seit Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem jüdischen Friedhof
in Falkenstein beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, die zugleich als Vorbeter und Schochet
angestellt war (vgl. Ausschreibung der Stelle unten von 1871).
Die jüdischen Familien lebten Anfang des 19. Jahrhunderts vom Handel mit
Ellenwaren und Vieh. Um 1900 gab es auch ein jüdisches Restaurant mit Hotel,
ein Sanatorium, Handlungen und Metzgereien, die jüdischen Familien gehörten.
Sigmund Henlein betrieb eine Landwirtschaft. Unter den bekannten Königsteiner
Familien ist die Familie des Baron von Rothschild beziehungsweise von
Goldschmidt-Rothschild zu nennen (Villa Rothschild s.u.).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier
Mayer Henlein gen. Marx (geb. 14.4.1876 in Königstein, vor 1914 in Herne,
Westfalen wohnhaft, gef. 16.11.1916) und Siegmund Thalheimer (geb. 27.12.1874 in
Königstein, vor 1914 in Wallau wohnhaft, gef. 28.1.1916).
Um 1925, als etwa 75 Personen aus Königstein zur jüdischen Gemeinde gehörten
(1,4 % der Gesamteinwohnerschaft von ca. 3.000 Personen), waren die Vorsteher
der Gemeinde Siegmund Henlein, Adolf Heß und L. Wreschner aus Frankfurt.
Vorsteher der Repräsentanz war Dr. Albert Sondheimer (Firma Beer Sondheimer u.
Comp.). Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Wiesbaden zugeteilt. 1932
betrug die Zahl der Gemeindeglieder 75 (von ca. 3.500 Einwohnern). Vorsteher der
Gemeinde waren Adolf Heß (Metzgermeister und Restaurateur, Klosterstraße),
Wilhelm Gemmer (Kirchstraße) und Sally Strauß (Kronberg). Die
Kaschruth-Aufsicht lag bei Rabbiner D. Hofmann in Frankfurt. Als Lehrer war
zuletzt (seit 1929) Siegfried Wetzler tätig (Ölmühlenweg 19). Er erteilte im Schuljahr
1932/33 sieben schulpflichtigen jüdischen Kindern den Religionsunterricht. Zur
jüdischen Gemeinde Königstein gehörten damals aus Kronberg 20, aus
Falkenstein 15 jüdische Personen.
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 17 jüdische
Familien mit zusammen 73 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1937 lebten noch 20 jüdische
Personen in der Stadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge angezündet
und zerstört (s.u.): mehrere der jüdischen Privathäuser wurden überfallen
und demoliert. Die Villa Rothschild (s.u.) wurde auf Anweisung von Bürgermeister
Müllenbach vom Reichsarbeitsdienst umstellt und vor Zerstörung geschützt. Das
Haus sollte nach Planungen Müllenbachs als Kurhaus dienen (nicht zuletzt als
Folge dieser Eigenmächtigkeit wurde Müllenbach am 1. Juni 1939 aus seinem Amt
entlassen). Das unter jüdischer Leitung stehende Sanatorium Dr. Kohnstamm
(s.u.) wurde 1939 enteignet. Die letzten jüdischen Einwohner wurden im
September 1942 nach Theresienstadt deportiert.
Von den in Königstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isaak Bamberger (geb.
?), Albert Cahn (1888), Bernhard Cahn (1869), Ludwig Cahn (1871), Rosa Cahn geb.
Rosenthal (1860), Rosa Cahn (1901), Mina Friedemann geb. Thalheimer (1872),
Elise (Louise) Gemmer geb. Henlein (1869), Gertrud Gemmer (1904), Bertha Henlein
(1881), Betty Henlein (1884), Hugo Henlein (1893), Josef Henlein (1889), Julius
Henlein (1892), Lina Henlein (1887), Paula Henlein (1886), Joseph Herzheimer
(1878), Adolf Hess (1889), Berta Hess geb. Mayer (1893), Werner Bernhard Hess
(1935), Elise Heymann geb. Cahn (1862), Louis Kahn (1883), Klementine Mayer geb.
Hammel (1868), Irma Mendel (1901), Josefine (Pepi) Musseleck geb. Löbl (1873),
Johanna Oppenheim geb. Cahn (1856), Anna Maria Ostrowka geb. Borsch (1900),
Moritz Seligmann (1881), Fanny Steinberg (1906), Günter Steinberg (1939), Heinz
Steinberg (1929), Helmut Steinberg (1927).
Siehe Informationen auf der Seite www.stolpersteine-koenigstein.de
Hinweis auf
Königstein im Taunus als "Judenkurort" - Zitat aus dem Wikipedia-Artikel
"Geschichte von Königstein im Taunus"
(Stand: 17.8.2010):
"Königstein galt als 'Judenkurort' - dies wurde vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus zum Thema. Hohe Anteile an jüdischen Gästen (z.B. Otto Klemperer, Kurt Hahn, Carl Sternheim, Botho Graef) erreichten vor allem das international bekannte
Sanatorium Dr. Kohnstamm (der Name blieb auch nach dem Todes des Begründers Oskar Kohnstamm im Jahre 1917 erhalten) und das
Hotel Cahn, das wegen des koscheren Essens Anziehungspunkt für viele Frankfurter Juden war, die ab dem Jahre 1906 bequem mit der Eisenbahn in kurzer Zeit für einen Tagesausflug anreisen konnten (Felix Nussbaum ist beispielsweise in der Dokumentation
'Juden in Königstein' als Gast des Hotels Cahn vermerkt).
Da Königstein auch ein Prominentenwohnsitz jüdischer Bürger war (z.B. Mathilde von Rothschild, Sigismund Kohn-Speyer, L. Albert Hahn, Hermann Wronker, Julius Blau, die Familie von Richard Musgrave), kamen über deren Freunde und Gäste wiederum bekannte "Namen" in die Kurstadt. So fällt auf, dass der Dichter Stefan George, der nachweislich bei seinem Schulfreund Oskar Kohnstamm verkehrte, nach dessen Tod und dem Verkauf des Sanatoriums zu seiner Schwester - Anna George - zwei Strassen weiter zog. Dort empfing er Mitglieder des George-Kreises für die speziell Zimmer angemietet worden waren. Hierzu gehörte beispielsweise Ernst Morwitz, mit dem er wanderte und ihm über den Aufstieg zur Burg Falkenstein ein Gedicht
widmete. Georges und Kohnstamms altbewährter Schulfreund Karl Wolfskehl hatte wiederum Kontakte eine Strasse weiter zum Sanatorium Dr. Amelung. Dort führten freundschaftliche Beziehungen zur Wolfskehl-Dynastie in Darmstadt sogar so weit, dass in der Familie Amelung die evangelische Patenschaft für ein Mitglied der Familie Wolfskehl übernommen worden war (so berichtet Prof. Walther Amelung in seinen Lebenserinnerungen).
Der Kommissarische Bürgermeister nahm im Jahre 1938 Stellung, indem er in der Diskussion um die Arisierung ein Fortbestehen des Sanatoriums Kohnstamm damit kommentierte, dass der
'Ruf Königsteins als 'Judenkurort' in nicht wieder gut zu machender Weise erneut
befestigt' werden würde. Hier ist wiederum anzumerken, dass der neue Besitzer des renommierten Sanatoriums Kohnstamm - Carl Frankl - als Bruder des berühmten Jagdfliegers Wilhelm Frankl, ebenfalls für Popularität sorgte.
Im Jahre 1937 entzogen sich noch 24 Inhaber von Pensionen dem Druck, einen Zusatz in das Verzeichnis aufnehmen zu lassen – doch im Jahre 1938 führten alle 54 Pensionen und Gastbetriebe in der Beilage zum Wohnungsanzeiger den Zusatz:
'Sämtliche Häuser werden judenfrei geführt.'.
Auch nach dem 2. Weltkrieg zog es berühmte Persönlichkeiten jüdischer Abstammung nach Königstein. So verbrachte z.B. Max Dessoir hier seinen Lebensabend, ebenso wie die Gemahlin des Verlegers Samuel Fischer und Tante Ruth Landshoffs - Hedwig, geb. Landshoff. Beide verstarben in Königstein. Der Besuch Paulette Goddards, der Ehefrau Charly Chaplins ist ebenfalls verbürgt." |
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1871
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1871: "Die
israelitische Kultusgemeinde zu Königstein sucht zum sofortigen Eintritt
einen qualifizierten Religionslehrer, welcher auch im Schächten geübt
ist. - Anmeldung und Entgegennahme der näheren Bedingungen bei dem
Unterzeichneten.
Königstein, 25. Mai 1871. Samuel Henlein, Vorsteher." |
Über Lehrer Josua Thalheimer (1905, vor 1875 in
Königstein)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1905:
"Falkenstein im Taunus.
Am 1. Mai schied der hiesige israelitische Lehrer Thalheimer aus seiner
beinahe 35 Jahre innegehabten Stellung, um in den Ruhestand zu treten.
Seine Amtstätigkeit begann er 1855 in Hochheim
am Main, wirkte in Schierstein,
Lorsbach und Camberg, um dann anfangs
der 70er-Jahre zunächst nach Königstein und 1875 nach Falkenstein
überzusiedeln". |
Anmerkung: unklar ist die Nennung von
Lorsbach, da es dort zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde gab,
vermutlich auch zu keiner Zeit mehrere jüdische Familien gelebt
haben. |
Lehrer Kahn wirbt für seine Pension (1906)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Mai 1906:
"Pension. Israelitische Knaben und Mädchen finden zur
weiteren Ausbildung beste Aufnahme in der Familienpension des Taunus; gute
Mädcheninstitute, sowie Rektoratschule am Platze. Nachhilfe in allen
Fächern.
Lehrer Kahn, Königstein im Taunus.
Daselbst sind zwei elegante möblierte Zimmer zu
vermieten." |
Kantor Leo Rosenblüth verlässt die Gemeinde (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1929:
"Königstein im Taunus, 17. Juli (1929). Herr Leo Rosenblüth, der
die hiesige Kantorenstelle seit drei Jahren vertretungsweise versehen hat,
verlässt nunmehr seinen Posten, da dieser von jetzt ab mit einem
ständigen Lehrer und Schochet besetzt wird. Herr Rosenblüth hat es in
den Jahren seiner Wirksamkeit stets verstanden, durch die Schönheit
seines geschulten Gesangs sowie durch die besondere Wärme seines Vortrags
auch das anspruchsvollste Kurpublikum zu fesseln. Die Gemeinde sieht Herrn
Rosenblüth mit größtem Bedauern scheiden." |
Lehrer Wetzler wechselt von Frielendorf nach
Königstein (1929)
Anmerkung: für Lehrer Siegfried Wetzler und seine Frau Rebekka wurden in
Königstein im März 2015 "Stolpersteine" verlegt (Ölmühlweg
19).
Siegfried Wetzler wurde am 4. Juni 1880 in Binswangen
geboren. Er hatte noch elf Geschwister. Als Kantor, Schochet (Schächter) und Lehrer zog
sein Vater Moses Wechsler 1883 mit der Familie nach Kronach. 1921 setzten sich die Eltern zur Ruhe und zogen zu ihrem Sohn Max nach Frankfurt.
Max' Sohn Rudi gehörte der Reichsbannerbewegung an, die sich schon früh den Nazis widersetzte. 1934 floh er nach Amerika. Max war der Vater der bekannten amerikanischen Liedermacherin und Folkloresängerin Laura Wetzler, die vor allem auch jüdische Lieder aus aller Welt singt. Sie besuchte mehrmals Deutschland und trat u.a. in Kronach auf – in Erinnerung an ihren Urgroßvater Moses Wetzler. Einige der 12
'Wetzler-Kinder' überlebten den Holocaust, andere nicht, darunter auch Siegfried.
Siegfried Wetzler heiratete Rebekka geb. Danziger (geb. 6. Oktober 1886 in Hassfurt). Er wurde Lehrer wie sein Vater und lebte zunächst in
Wilhelmshaven. In den 1920er Jahren wirkte er in
Frielendorf. Zum 1. Juli 1929 wurde Siegfried Wetzler
'zum Lehrer an der israelitischen Kultusgemeinde Königstein i.T.' ernannt. Die
'Jüdische Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck' schrieb dazu am 14. Juni 1929:
'Man sieht Herrn Wetzler hier nur ungern scheiden, da er zur größten Zufriedenheit dreieinhalb Jahre seine Kräfte in den Dienst der hiesigen Gemeinde gestellt
hatte.' In Königstein wohnte Siegfried Wetzler mit Familie im Haus der jüdischen Gemeinde im Ölmühlweg 19. Josef, der am 1. Januar 1912 in Wilhelmshaven geborene Sohn von Rebekka und Siegfried Wetzler, zog 1933 nach Paris.
Schon vor dem Novemberpogrom 1938 wurden Gebäude der jüdischen Gemeinde in Königstein beschädigt. In einer Meldung vom Februar 1937, die Siegfried Wetzler bei der Polizei machte, notierte der Polizeihauptwachtmeister, dass
'auch in diesem Jahr wiederholt Fensterscheiben an der hiesigen Synagoge mittels Steinwürfe zertrümmert worden sind. Die gleiche Tat ereignete sich zweimal im vergangenen
Jahre…'. Der Wachtmeister schlug vor: '…da die angestellten Ermittlungen nach dem Täter ergebnislos verliefen, dürfte eine öffentliche Warnung vielleicht zum Ziele führen können.' Der Bürgermeister als Ortspolizeibehörde gab die Meldung an den Ortsgruppenleiter der NSDAP mit der Frage weiter, ob
'von dort irgendwelche Vorschläge zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit
gemacht' würden.
Über den 10. November 1938 zitiert Sturm-Godramstein in 'Juden in Königstein' Augenzeugen:
'Dann sah ich, dass sie zum Hause der jüdischen Kulturgemeinde am Ölmühlweg (…) zogen; sie drangen in das Haus ein und hausten wie die Wilden. Man konnte draußen hören, wie mit einem schweren Hammer (…) auf Einrichtungsgegenstände eingeschlagen wurde; es wurden auch schwere Einrichtungsgegenstände nach draußen
geworfen.' … 'Die Vorplatztür war eingeschlagen und alle Einrichtungsgegenstände waren mehr oder weniger demoliert. ….Ein großer Teil der Sachen war völlig zertrümmert; vor allem die Kücheneinrichtung … Von der Familie war zu dieser Zeit niemand anwesend; sie hielt sich in Frankreich auf, wo der Sohn studierte
…'
Das Ehepaar Wetzler wurde später in Frankreich verhaftet und in das Camp Drancy gebracht. Von dort aus wurden rund 65.000 hauptsächlich französische Juden in die Vernichtungslager nach Polen deportiert, darunter auch etwa
6.000 Kinder. Mit dem Transport Nr. 42 wurde Siegfried Wetzler am 11. Juni 1942 nach Auschwitz-Birkenau deportiert, seine Frau Rebekka am 6. November 1942 mit Transport 901/36.
Beide wurden ermordet/sind umgekommen.
Text oben nach Hedwig Groß in http://www.stolpersteine-koenigstein.de/index.php/familie-wetzler.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 14. Juni 1929: "Frielendorf.
Herr Lehrer Wetzler wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1929 zum Lehrer
an der Israelitischen Kultusgemeinde Königstein i.T. ernannt. Man sieht
Herrn Wetzler hier nur ungern scheiden, da er zur größten Zufriedenheit
dreieinhalb Jahre seine Kräfte in den Dienst der hiesigen Gemeinde
gestellt hatte." |
Lehrer Siegfried Wetzler betreibt eine Knabenpension (1930 / 1933)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. Juli 1930: "In Königstein im Taunus finden
erholungsbedürftige Knaben in bester waldreicher Höhenlage liebevolle
Aufnahme und fürsorgliche Pflege bei Lehrer Wetzler, Oelmühlweg
19. Näheres Inserat." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1933: "Im
Hause des Lehrer Wetzler in Königstein (Taunus) finden Knaben im
Alter von 5-12 Jahren dauernde, auch vorübergehende Aufnahme, auch
Nachhilfeunterricht. Es ist ein echt jüdisches Familienheim, in dem die
Kinder reichliche, kräftige Ernährung und beste geistige Pflege finden.
Näheres Inserat" (s.u.). |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1933: "Königstein
(Taunus) 450 m. über dem Meer. In unserem Hause finden Knaben im
Alter von 5-12 Jahren dauernde, auch vorübergehende Aufnahme.
Überwindung von Schwierigkeiten durch Nachhilfeunterricht. Unser Haus ist
ein echt jüdisches Familienheim. Reichliche, kräftige Ernährung, streng
koscher geführte Fleisch- und Milchküche. Beste Referenz. Wetzler,
Lehrer, Ölmühlweg 19." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Über Königstein, seine jüdische Gemeinde und das
Hotel Cahn (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19.
Juni 1930: "Königstein, die Perle des Taunus, wird
nicht umsonst das deutsche St. Moritz genannt, und so gerne von 'Jehudim'
als Erholungsort aufgesucht. Königstein ist wegen der hervorragenden
Heilwirkungen seines Klimas, durch seine glückliche Lage im Herzen
Deutschlands und durch seine eigenartigen Reize für die Erholung geradezu
auserwählt. Dazu kommt, dass es alle Bequemlichkeiten eines modernen
Luftkurortes bietet, ohne allzu große Ansprüche an den Geldbeutel zu
stellen. In Königstein ist nicht eine Gaststätte, die auch nur den
geringsten antisemitischen Charakter trägt. Der orthodoxe Jude, der in
Königstein eine schöne Synagoge vorfindet, freut sich, an Sabbaten und
Feiertagen einen erbauenden Gottesdienst nach streng gesetzestreuem Muster
beiwohnen zu können. Eine Mikwo (rituelles Bad), wie sie schöner keine
Großstadt aufzuweisen hat, kennzeichnet den streng orthodoxen Charakter
der Kultusgemeinde. Im Hotel Cahn wird eine geradezu ideale
Verpflegung und aufmerksame Bedienung geboren. In den Sommermonaten findet
täglich allabendlich Gottesdienst in den Räumen dieses Hotels
statt." |
Vorstandswahl (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1931:
"Vorstandswahl in Königstein. Bei der am Sonntag, den 28. Dezember
stattgefundenen Wahl eines Kultusvorstehers wurde mit Stimmenmehrheit Herr
Metzgermeister und Restaurateur Adolf Heß als Kultusvorstand für den
Synagogenbezirk Königstein - Falkenstein -
Kronberg
gewählt." |
Gemeindebeschreibung für Königstein im April 1937 (!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" im
April 1937 S. 26-27: "Königstein.
Uraltes Städtchen, 3000
Einwohner, Burg aus der Zeit der Frankenkönige. Nach manchem Wechsel der
Herrschaft, - Münzenberg, Falkenstein, Eppstein, Stollberg herrscht hier
- kam es 1581 zu Kurmainz und wurde, seit 1313 schon Stadt, nun
Landesfestung. 1796 sprengten sie die Franzosen. 1803 kam Königstein an
Nassau, 1866 an Preußen. Ende 1918 bis 30. Juni 1930 war es von den
Franzosen besetzt, die es zum Sitz eines Verwaltungsbezirks machten. Seit
etwa 100 Jahren Höhenluft-Kurort, besonders für Nervöse. Seit einigen
Jahren bevorzugter Wintersportplatz. Juden finden sich etwa seit
der Stadtwerdung Königsteins dort. So wird 1328 der Geldverleiher Vivelin
genannt, 1346 die Jüdin Thamar, 1347 eine Jüdin Selda.
Etwa seit dem Verfolgungsjahr 1349 bis in die Zeit nach dem 30jährigen
Kriege hört man nichts von Juden. Dann scheinen sie wieder aufzutauchen.
1672 ergeht ihnen wie allen kurmainzischen Juden Verbot, sich während der
Predigtzeiten an christlichen Sonn- und Feiertagen auf der Straße sehen
zu lassen, 1682 das Verbot, christliches Gesinde, besonders aber
christliche Säugammen zu halten. 1783 erhalten sie Gewerbefreiheit, das
Recht öffentliche Schulen zu besuchen, Grund und Boden zu erwerben.
Häuser zu bauen oder zu erwerben. Landwirtschaft zu treiben! sogar
Gleichberechtigung im Gerichtsverfahren. Streitigkeiten zwischen Juden und
Juden entscheidet allerdings in erster Instanz der Mainzer kurfürstliche
Landesrabbiner. Eine selbständige Gemeinde scheint in all diesen Zeiten
nicht bestanden zu haben. Die Königsteiner Juden gehörten zur Gemeinde Kronberg, deren Gottesdienste sie wahrnahmen und deren
Friedhof sie
benutzten. Als mit dem Zuzug wohlhabender Juden aus Frankfurt und der
Nachbargemeinden auch die Wohlhabenheit der Gemeinde stieg, während
Kronberg zurückging, wurde allmählich Königstein zur Hauptgemeinde.
Eine stattliche Synagoge entstand zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die alten
Torarollen und Gebetbücher aus Kronberg und
Falkenstein wurden
hingebracht und hier Gottesdienste für die drei Judenschaften gehalten.
Die Größe der Gemeinde blieb ziemlich stetig: 1905 - 65 Seelen, 1913 - 66
Seelen, 1924 - 42 Seelen, 1937 - 57 Seelen (15 Familien). Vorsteher ist
Herr Adolf Hess, Religionslehrer und Prediger Herr Wetzler. Eine jüdische
Volksschule ist nicht vorhanden, obschon sie im vorigen Jahr erörtert
wurde, aber der ganze Kreis einschließlich Homburg v.d.H. zählt nur noch
17 schulpflichtige Kinder. - Die Gemeinde gehört zum Rabbinatsbezirk Wiesbaden.
Der Steuersatz, der noch vor wenigen Jahren 1 % betrug, beträgt heute 6
1/2 v.H.!
Sehenswert: Die Synagoge, Seilbahnweg 9, erbaut 1907, ein
zweitürmiger, schlanker Ziegelbau mit hohem, hellem Innenraum. |
Darin
ein Memorbuch aus der Kronberger Synagoge, 1807 von Feis ben Wolf,
Oberursel und seiner Frau Rom, Tochter von Hirsch Kronenburg, gestiftet,
unter sämtlichen neueren Memorbüchern wohl das schönste, in Großfolio
mit bunter Titelzeichnung und wundervoller Schrift. Eine Haftoroth-Rolle
stammt von denselben Spendern. - Moderne Mikwa unter der Synagoge. Der
Friedhof ist etwa 70 Jahre alt, an der Straße, die vom Hauptweg
Königstein-Falkenstein nördlich von der Burg Falkenstein und dem Erholungsheim
ostwärts führt, auf der rechten Seite, genau nördlich vom Luisenturm. -
An jüdischen (nicht rituellen) Gaststätten: Hotel Cahn, Klosterstraße
2, Sanatorium Dr. Kohnstamm, Ölmühlweg 12.
Von allgemeinem Interesse: Die Burgruine, das großartige Schloß, das
Kurhaus, das alte Rathaus, einige schöne Fachwerkhäuser und Villen. Schöne
Ausflüge: Auf den Großen Feldberg über Rotes Kreuz (ganz in der Nähe
Römer-Kastell!). In 3 1/4 Std. oder über den Tilmannsweg, Dreiborn und
Kl. Feldberg 2 1/2 Std. - Abwärts über Falkenstein, Fuchstanz,
Hattsteiner Schlag, Falkenstein in 2 Std. -
Der Feldberg, einer der schönsten Berge Deutschlands, 881 m ü.M. mit
geräumiger Gipfelfläche und hohem Aussichtsturm. Unterkunftsmöglichkeit
(W. Brunhildenfest) Aussicht von der Eifel bis zum Spessart, von der Hardt
bis zur Rhön. - Auf dem Altkönig (798 m) durch Falkenstein, dem roten
Zeichen nach, hinter dem Wasserreservoir nach rechts zur Häselerbank, von
dort über die vorgeschichtlichen Ringwälle auf dem Wege mehrere
großartige Ausblicke zum aussichtslosen Gipfel. 2 1/2 Std. - Weitere
Ausflüge nach Schmitten, nach Oberreifenberg, Glashütten, Ruppertsau. - Übrigens
nach allen Richtungen Autobus-Verbindungen. - Von Königstein,
Südwestausgang, den Pfaffenstein (darauf Rothschild-Villa in
schönem Park) südlich umgehend, auf gutem, vielfach sehr
aussichtsreichem Wege, 1/2 Stunde nach Falkenstein. |
In der NS-Zeit: Restriktionen für jüdische Einwohner
und jüdische Kurgäste (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. April 1938: "Die Stadt- und
Kurverwaltung Königstein im Taunus hat eine Anordnung erlassen,
wonach Juden der Zutritt zum städtischen Kurhaus sowie zum Kurhauspark,
ferner die Benutzung des städtischen Schwimmbades und der dazugehörigen
Liegewiese verboten wird. Auch das Parken, sowie jeglicher Aufenthalt auf städtischen
Parkplätzen und die Benutzung sämtlicher städtischer Anlagen und
Spielplätze, sowie das Betreten der Burgruine sind Juden
untersagt." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Prominente Gäste in der Villa Rothschild
(1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. September
1895: "In der Villa des Barons Willy von Rothschild (sc. gemeint:
Wilhelm Carl von Rothschild) in Königstein im
Taunus fand am 8. dieses Monats mittags große Galatafel statt, zu welcher
die Kaiserin Friedrich mit Gefolge und der Prinz von Wales eingetroffen
waren. Nach der Tafel pflanzten die hohen Herrschaften im Rothschild'schen
Park je einen Baum." |
|
Abbildung
der "Villa Rothschild" in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 31. Januar 1901: "Villa des Herrn Baron Willy
- das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Königstein im
Taunus."
Die Abbildung steht innerhalb eines Artikels mit der Schilderung der
Beisetzungsfeier für den verstorbenen Freiherr Wilhelm Carl von
Rothschild.
Link zu den Berichten in der Zeitschrift
"Der Israelit" zum Tod von Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild
(interner Link) |
Ehrung der Baronin Rothschild (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1900. "Eine
Ehrung der Baronin Rothschild. Die städtischen Körperschaften in
Königstein ernannten Freifrau Mathilde von Goldschmidt-Rothschild
anlässlich ihres 90. Geburtstages zur Ehrenbürgerin der
Stadt." |
Zur Geschichte der Villa Rothschild (Falkenheimer
Str. 7-9 - ab September 2006 "Villa Rothschild Hotel &
Restaurant")
Die Villa ist in den Jahren 1888 bis 1894 für
den Bankier Wilhelm Carl von Rothschild (1828 – 1901) und seine Gattin Hanna
Mathilde als Sommersitz erbaut worden. Die Pläne hat ein Wiener Architekt
gefertigt. Die Fertigstellung wurde glanzvoll gefeiert; unter den Gästen waren
unter anderem Kaiserin Viktoria, die Gattin Friedrichs III. und der Prinz von
Wales. In den folgenden Jahren besuchten viele Fürsten und ungekrönte Häupter
in diesem Haus. Als Mathilde von Rothschild 1924 starb, übernahm ihr Enkel
Rudolf von Goldschmidt-Rothschild (1881-1963) das Anwesen. Unter dem Druck des
Naziregimes trat er es vor der Emigration 1938 an Georg von Opel ab, der es
wenige Jahre später an die "Reichsgruppe Banken" und die "Wirtschaftsgruppe
Freier Banken" abtrat. Gerade zu jener Zeit war das Objekt einer großen
Gefahr entgangen. Im Zuge des Novemberpogroms gegen die Juden sollte die Villa
Rothschild gebrandschatzt werden. Der damalige kommissarische Bürgermeister Müllenbach
ließ sie jedoch durch eine Abteilung des Reichsarbeitsdienstes abschirmen. Er
hoffte, das wertvolle Objekt im Zuge der sogenannten Arisierung in städtischen
Besitz zu bringen. Weitere
Geschichte nach 1938 bei www.sonnenhof-koenigstein.de und neueste
Geschichte bei www.business-travel.de und www.villa-rothschild.com
(von hier auch das Foto oben links).
Vgl. auch Wikipedia-Artikel
zu Mathilde von Rothschild und Wikipedia-Artikel
zu Wilhelm Carl von Rothschild. |
|
Historische
Ansichtskarte von Königstein
mit der Villa Rothschild- gelaufen 1903
(aus der Sammlung von Eva Groth-Pfeifer) |
|
Aktuelle Fotos unten |
|
Adolf Heß wird als Magistratsschöffe gewählt
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1930: "Königstein,
20. Januar (1930). Bei den Wahlen in das Stadtparlament wurde Herr
Restaurateur Adolf Heß als Magistratsschöffe gewählt." |
Erinnerung an (1930)
Links Artikel
aus "Juden in Königstein - Leben, Bedeutung, Schicksale" von Heinz
Sturm-Godramstein. Stadtarchiv 1998 (Erstauflage 1983) :
Rechtsanwalt und Justizrat Heinrich Machol ist am 16. Juni 1871 in
Friedheim bei Posen (heute: Miasteczko Krajeńskie) geboren. 1898 ließ
er sich in Königstein nieder, zunächst in der Bleichstraße (heute
Herzog-Adolph-Straße), später in der Altkönigstraße. Er war verheiratet mit
Bettina geb. Stein, mit der er zwei Kinder hatte: Tochter Else (geb. 1909,
später verheiratete Goldschmidt) und Fritz (geb. 1912). Heinrich Machol ist
bereits 1930 (in Baden-Baden) verstorben und wurde im
jüdischen Friedhof in Falkenstein
beigesetzt. Seine Frau und die Kinder konnten nach Südafrika emigrieren. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen des Restaurants Sandanell
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1900: "Mitte
Mai eröffne ich ein Feines Restaurant in Königstein im Taunus,
Frankfurter Straße 7.
Die Leitung ist der Aufsicht der Israelitischen Religionsgesellschaft in
Frankfurt am Main unterstellt. Klara Sandanell." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1900:
"Königstein im Taunus. Restaurant Sandanell. Unter Aufsicht Seiner
Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Brauer. Feines Restaurant. - Zivile
Preise." |
Das Hotel Kahn sucht einen Schomer und Schochet (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 7. Mai 1903:
"Gesucht wird über die Saison ein junger Mann, der
als
Schomer und Schochet
fungieren kann. Offerten an
Hôtel Kahn. Königstein im Taunus." |
Anzeige des Hauses Helvetia (1906)
Anmerkung: aus der Anzeige geht nicht hervor, ob es sich um ein Kurhaus in
jüdischem Besitz gehandelt hat.
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906:
"Königstein, Haus Helvetia.
Kleines Kurhaus, möbliert, Nähe des Waldes, mit Garten, ganz oder
geteilt zu vermieten. Zimmer Mark 1.80-2.80."
|
Neujahrsgrüße von Ferdinand Cahn und Frau
(1908)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September
1908: "Statt Karten!
Allen Freunden und Gönnern herzliche Glückwünsche zum
Jahreswechsel.
'Gute Einschreibung und Versiegelung".
Ferdinand Cahn und Frau, Restaurateur, Königstein im
Taunus." |
Anzeige der Pension Baruch (1916)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. April
1916: "Königstein im Taunus. Pension Baruch, Ölmühlweg. Koscher.
Angenehmer Aufenthalt für Erholungsbedürftige. Auf Wunsch Diätküche.
Schöner Garten und Liegehalle." |
Anzeige der Metzgerei und Restauration von Adolf Hess
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922:
"Für meine Schabbos und Jontef (Feiertag) geschlossene Metzgerei
suche ich einen jüngeren Gesellen, welcher selbständig schlachten und
Wurstmachen kann.
Adolf Hess, Metzgerei und Restauration, Königstein im
Taunus." |
Anzeige des Restaurants Cahn (1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1931:
"Familie Adolf Hess und Frau Cahn.
Restaurant Cahn, Königstein
wünschen allen werten Gästen, Freunden und Bekannten ein herzliches
"Einschreibung und gute Besiegelung". Gleichzeitig
empfehlen wir unsere geheizte Sukka (Laubhütte) für die
Feiertage.
Erstklassige und reichliche Verpflegung bei angemessenen
Preisen." |
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Links:
Foto des ehemaligen Restaurants - Hotels Cahn in Königstein (heute: Hotel
zum Feldberg, Klosterstraße 2;
Foto: Eva Groth-Pfeifer, eingestellt bei "wikipedia" (Link
zum Foto). |
Einzelne weitere Anzeigen aus den 1920er-Jahren - aus
der Dokumentation "Juden in Königstein"
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Anzeige des "Hotels-Restauration"
Cahn, Inh. Adolf Hess
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Anzeige des
"Familien-Pensionates"
von Frau Dr. Oscar Kohnstamm |
Anzeige der
Farblederwerke
S. Marx & Söhne
|
Anzeige von S. S. Kahn,
Kirchgasse 7
|
Über das Sanatorium von Dr. Oskar Felix Kohnstamm in
Königstein
Hinweis: Dr. Kohnstamm entstammte einer jüdischen Familie, ist jedoch im Zusammenhang mit seiner Eheschließung mit der (nichtjüdischen)
Eva geb. Gad aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft ausgetreten. Kohnstamm ist
am 13. April 1871 in Pfungstadt geboren;
er starb am 6. November 1917 in Frankfurt am Main. Sein Vater Moritz Kohnstamm
war 1820 in Niederwerrn geboren und 1898
in Darmstadt gestorben. Dr. Kohnstamm praktizierte zunächst als Arzt im
Kurhaus Taunusblick in Königstein. Das von ihm geleitete Sanatorium
Kohnstamm wurde - ebenso wie die Synagoge - im Jahr 1906 in Königstein
eröffnet.
Über Kohnstamm siehe u.a. den Wikipedia-Artikel
Oskar Kohnstamm und die dort angegebenen weiteren Links und
Literatur.
Beitrag
von Eva Groth-Pfeifer über "Das ehemalige Sanatorium von
Dr. Oskar Felix Kohnstamm in Königstein" (aus: Jüdische
Gemeindezeitung Frankfurt 04/08 Seite 39, Quelle:
Website "thomas-mann-neuforschung.de"):
"Spuren berühmter Literaturwerke in Königstein lassen das
Taunusstädtchen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ein beliebtes
Ausflugsziel auch für die Frankfurter Juden galt, in einem neuen Licht
erscheinen. Wem ist schon bekannt, dass Motive zu dem Märchen 'Peterchens
Mondfahrt', viel mehr aber zum dem berühmten Roman 'Der Zauberberg' von
Thomas Mann, in dem ehemaligen Sanatorium von Dr. Oskar Felix Kohnstamm zu
finden sind?
Im Sanatorium des berühmten Neurologen wurden Künstler wie der
Expressionist Ernst Ludwig Kirchner, der Dirigent Otto Klemperer, der
Schriftsteller Carl Sternheim und auch der Autor des Märchens 'Peterchens
Mondfahrt', Gerdt von Bassewitz, behandelt. Der Sohn von Oskar Felix
Kohnstamm, Peter, dessen Geburtstag sich am 18. April 2008 zum 100. Mal
jährt, und seine Schwester Anneliese gelten als Vorbild für die
Hauptprotagonisten des Märchens, das 1911 in Königstein entstanden sein
soll, und das zu den Klassikern der deutschen Kinder- und Jugendliteratur
gehört. Peter Kohnstamm selbst legte die Spuren zu dem Roman 'Zauberberg'
in seinen in den neunziger Jahren publizierten Lebenserinnerungen. Durch
Anagramme, d.h. durch Buchstabenumstellungen beweist er darin, dass sein
Vater den Psychiater Dr. Krokowski in dem Roman 'Der Zauberberg'
verkörpert, und das mehrere Personen des Romans ebenfalls im
gesellschaftlichen Umfeld seines Vaters zu finden sind. Auch die baulichen
Gegebenheiten entsprechen denen der Erzählung. Das Sanatorium ist, wie
auch in der Geschichte beschrieben, klosterähnlich gebaut und hat einen
Kreuzgang mit Brunnenhof. Heute befindet sich in dem Gebäude auf dem
Öhlmühlweg in Königstein ein Institut für Marktforschung. Weitere
Informationen über E-Mail von
Eva Groth-Pfeifer. |
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Hinweis zur Verbundenheit von Familie
Kohnstamm zur jüdischen Glaubensgemeinschaft - aus den Lebenserinnerungen
von Peter Kohnstamm (Lieder eines fahrenden Gesellen - Erinnerungen an
vergangene Zeiten. Königstein i.T. 1994 S. 18):
"Höchstwahrscheinlich Mutter zuliebe wurden wir Kinder als
Protestanten erzogen. Aber Vater, seiner Herkunft bewusst, war der
Meinung, dass mindestens sein jüngster Nachkömmling in die Tradition
seiner eigenen Ahnen eingeführt werden solle. Man beschloss, dass 'Tante
Bertha', Vaters erste Patientin, die zu dieser Zeit in Königstein in dem
koscheren Hotel Cahn wohnte und eine orthodoxe Jüdin war, mich samstags
in dem Speisesaal des Hotels unterrichten sollte". [Hinweise
von
Eva Groth-Pfeifer]. |
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2013 ist erschienen: Eva Groth-Pfeifer:
"Trouvaillen zur Entstehungsgeschichte von Peterchens Mondfahrt von
Gerdt von Bassewitz. In: Kinder- und Jugendliteraturforschung
2012/2013. Jahrbuch der Gesellschaft für Kinder- und
Jugendliteraturforschung. Lang-Verlag Frankfurt am Main 2013. S.
119-122. (Link)
Zu lesen über die "Zauberberg-Materialien" http://www.thomas-mann-neuforschung.de/#!album-10-70 |
Anzeige des
Sanatoriums D. Kohnstamm (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 12. Juni 1924:
"Sanatorium D. Kohnstamm Königstein im Taunus
für Nerven-, innere Erkrankungen und Erholungsbedürftige.
Einreise besorgt in 24 Stunden das Sanatorium.
Dr. M. Friedemann Dr. B. Spinak."
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Zur Geschichte der Synagoge
Über mittelalterliche Einrichtungen in Königstein ist nichts bekannt.
Im 18. Jahrhundert besuchten die Königsteiner Juden die Synagoge in
Kronberg, seit Anfang des 19. Jahrhunderts meist die Synagoge in
Falkenstein.
Mit zunehmender Zahl der jüdischen Einwohner in Königstein bemühten sich
diese um die Einrichtung eines Betsaales beziehungsweise einer Synagoge in
Königstein. Spätestens 1848 - wahrscheinlich bereits nach 1837 - wurden von den jüdischen Familien in Königstein Gottesdienste
abgehalten, die damals (1848) von der Regierung als
"Winkelgottesdienste" verboten wurden. Das Haus, in dem
diese Gottesdienste stattfanden, war aller Wahrscheinlichkeit nach das Gebäude
des rituellen Bades in der Gerichtsstraße (ehem. Rentgasse) 15.
Hinweis: Das rituelle Bad ist erhalten, hergerichtet und kann besichtigt
werden.
Nach der Darstellung bei Altaras s. Lit. S. 124ff wurde dieses
Gebäude von den Königsteiner Juden 1837 gekauft und (offiziell nur) zu
einem rituellen Bad ausgebaut. Nach dem Kauf wird das Gebäude jedoch
(Brandkataster von 1838) steuerfrei als "Schule" geführt. Im
Jahr 1880/81 wird das Gebäude in der Grundsteuer-Rolle sogar als "Synagoge"
bezeichnet. "Offiziell" wird es in anderen Quellen (Brandkataster
1870) als einstockiges Badehaus ausgewiesen, 1875 als "Wohn- und
Badehaus". Nach einer im April 1992 durchgeführten Untersuchung des
Dachgeschossraumes im südöstlichen Gebäudeteil fand sich eine Vielzahl von
Farbschichten. Bei der 4. bis 8. Schicht (von insgesamt 15) wurde die blaue
Farbe verwendet, die auch sonst bei Synagogen die meistverwendete Farbe für die
Decken ist.
1861 bemühten sich die
Königsteiner Familien um die Einrichtung einer eigenen (neuen) Synagoge, zumal
durch die zahlreichen jüdischen Besucher, die im Sommer nach Königstein kamen,
ein würdiges Bethaus eingerichtet werden sollte. 1869 konnte ein erster
Bauplatz mit Unterstützung des Königsteiner Ehrenbürgers Sigismund
Kohn-Speyer erworben werden. Die
Verhandlungen zogen sich jedoch bis um 1900 hin, da für den Bau die
nötigen finanziellen Mittel fehlten. Schließlich wurde ein neuer Bauplatz am
Seilerbahnweg erworben; der alte Bauplatz wurde verkauft. Auf Grund einer
Stiftung der Baronin Mathilde von Rothschild in Höhe von 50.000 Mark war
schließlich der Bau möglich, der von Architekt Sigmund Münchhausen aus Köln
errichtet wurde (er war auch Architekt der Synagoge in Osnabrück). Es entstand ein zweitürmiger Ziegelbau mit hohem, hellem
Innenraum. Der Betraum hatte 72 Männer- und 34 Frauenplätze. Die Ausführung
des Baus lag in den Händen des Königsteiner Architekten Jakob Ohlenschläger.
Im Untergeschoss der Synagoge wurde ein rituelles Bad eingerichtet.
Ein Bericht zur Einweihung der Synagoge
am 13. September 1906 wurde in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" am 5. Oktober 1906 veröffentlicht:
"Königstein
im Taunus, 22. September. Am 13. dieses Monats fand die Einweihung unserer
Synagoge statt. Sie begann mit dem Abschiedsgottesdienst in Falkenstein,
woselbst bisher die Synagoge bestand. Unter feierlichem Zeremoniell wurden die
Gesetzesrollen aus dem Schrein der alten Synagoge entnommen und in einem
Festzuge nach Königstein gebracht. Eröffnet wurde dieser durch eine
Musikkapelle, dann folgte der Synagogenchor aus Frankfurt, alsdann die am Bau
beschäftigt gewesenen Personen, Bezirksrabbiner und Kantor, die Toraträger,
die Vorstandsmitglieder und Ehrengäste, die Mitglieder der Kultusgemeinde,
denen sich sehr viele Glaubensgenossen, zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilt,
angeschlossen hatten; die Vereine von Königstein und Falkenstein waren mit
ihren Fahnen mit im Zuge. Hierauf folgte die Feier in Königstein, eingeleitet
durch Gesang des Frankfurter Synagogenchors, Anzünden des ewigen Lichts, Umzug
und feierliches Einheben der Torarollen. Dann hielt Herr Bezirksrabbiner Dr.
Silberstein die Festpredigt und schloss mit einem Gebet für die kaiserliche
Familie. Der Feier wohnten der Vertreter des beurlaubten Landrates, die
städtischen Körperschaften von Königstein, der Gemeindevorstand von
Falkenstein, der evangelische Geistliche Herr Pfarrer Bender und viele andere
bei. Der Schöpfer der Synagoge ist der Baumeister Münchhausen aus Köln. In
hochherziger Weise hat Freifrau W. C. von Rothschild eine nicht unbedeutende
Beihilfe zum Synagogenbau zugesteuert. Abends fand ein Festessen im Saale
Procasky statt, an welchem Magistrat und Stadtverordnete, Herr Pfarrer Dr.
Elsenheimer und viele andere teilnahmen. Die einmütig betätigte Schmückung
der ganzen Stadt legte Zeugnis ab von dem guten Einvernehmen der Einwohnerschaft
aller Konfessionen. Möge diese Toleranz beständig fortdauern." |
Nur 32 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens in Königstein. Am 12. September 1931 konnte die
Königsteiner Gemeinde noch das 25-jährige Bestehen der Synagoge feiern,
allerdings nur mit einem Gottesdienst und einer Predigt, da "mit Rücksicht
auf unsere wirtschaftlichen Verhältnisse von einem offiziellen Festakt Abstand
genommen werden" muss..
Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zunächst zerschlagen, anschließend
wurde das Gebäude niedergebrannt. Die Brandruine wurde 1939 durch das
Pionierbataillon 9 auf Kosten der Stadt Königstein teilweise gesprengt.
Erhalten blieben die Umfassungsmauern im Bereich der unteren Stockwerke.
Nach 1945 wurde unter Einbeziehung der erhaltenen Umfassungsmauern ein
Wohnhaus auf dem Synagogengrundstück erstellt. Eine Gedenktafel wurde 1978
gegenüber dem Synagogenstandort angebracht mit der Inschrift: "Hier
stand ab 1906 eine Synagoge, zerstört am 9.11.1938. Zum Gedächtnis an die
damals verfolgten jüdischen Mitbürger gestiftet von Christen beider
Konfessionen und Bürgern von Königstein 1978". Da sich der Standort der
Gedenktafel für Gedenkstunden jedoch als ungünstig erwies, wurde 1996
zum 90. Jahrestag der Synagogeneinweihung im Kurpark - mit Blick auf das
Synagogengrundstück - ein Synagogendenkmal mit einem Bronzemodell der
Synagoge aufgestellt. Hier findet jährlich im November eine Gedenkstunde der
Stadt Königstein, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und
der Kirchengemeinden zur Erinnerung an die Ereignisse beim Novemberpogrom und
zum Gedenken an die Geschichte und das Schicksal der früheren jüdischen
Einwohner Königsteins statt.
Herbst 1996:
Ein Modell der Synagoge wird als Denkmal
aufgestellt |
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 27. September 1996:
"Synagoge im Kleinformat findet Platz im Kurpark.
Aus Eva Groths Rekonstruktion des Königsteiner Andachtshauses wird ein
Denkmal / Enthüllung im November"
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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November 2006:
Presseartikel über die Gedenkstunde
am Synagogendenkmal zum 100. Jahrestag der Einweihung der Synagoge
(Die Artikel wurden von Eva Groth-Pfeifer zur Verfügung
gestellt) |
Artikel
in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 9. November 2006:
"Die Synagoge wäre heute 100 Jahre alt. Gedenken an das Jubiläum
und die Zerstörung durch die Nationalsozialisten" mit Foto (von
Dieter Rüchel): Die Königsteiner Synagoge - als Bronzemodell im
Kurpark.
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Artikel
in der "Königsteiner Woche" vom 16. November 2006: "Tradition
des Gedenkens aufrechterhalten". Mit Foto (Schermuth): "Zu
einer Gedenkstunde wider das Vergessen hatten sich Bürger, Vertreter
aller Parteien sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde
auf Einladung der Stadt und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit (CJZ) am Modell der Synagoge (Bildmitte) im Kurpark
versammelt.
Zum Lesen des Artikel bitte Textabbildung anklicken. |
Adresse/Standort der Synagoge: Seilerbahnweg 9/11
Fotos
(Quelle: historische Ansichten der alten und neuen
Synagoge - wenn nicht anders angegeben - bei Altaras S. 126 und Arnsberg, Bilder s. Lit. S. 129;
historische Karten aus der Sammlung von Eva Groth-Pfeifer; neuere Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 5.4.2010)
Die alte "Synagoge" /
Mikwe |
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Im Obergeschoss
des jüdischen Badhäuschens in der Gerichtstraße 15 war sehr wahrscheinlich
über mehrere Jahrzehnte
im 19. Jahrhundert ein inoffizieller Betsaal der
jüdischen Familien. Das Foto links aus einer Publikation zu Königstein
in alten Ansichten von Rudolf Krönke) |
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Das
Gebäude in hervorragend restauriertem Zustand im Frühjahr 2010 mit Hinweistafel:
"Haus Gerichtsstrasse 15. In diesem Haus, errichtet an
der Stelle des
Wachhäuschens des früheren Untertores der Stadt Königstein, befand sich
von 1837 bis 1901 ein rituelles Tauchbad (Mikwe)
der jüdischen Gemeinde
Königstein, das bei der Sanierung des Hauses wieder sichtbar gemacht
wurde." |
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Die neue Synagoge |
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Die Synagoge in Königstein |
Blick auf den Toraschrein in
der
Synagoge Königstein |
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Historische Karten
(Fliegeraufnahmen)
von Königstein
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links der Mitte
die Synagoge |
Teilansicht von Königstein
mit Blick auf die Synagoge |
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Auf dieser Karte
ist die Synagoge links im Vordergrund zu sehen;
rechts eine Ausschnittvergrößerung |
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Die zerstörte
Synagoge
(Foto von 1938/39 aus dem Stadtarchiv Königstein) |
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Die Gedenktafel
für die
zerstörte Synagoge von 1978 |
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Die
Tafel wurde an der Straße gegenüber dem Synagogenstandort
angebracht. |
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Die 1996
aufgestellte Bronzemodell der Synagoge;
im Hintergrund das auf den
erhaltenen
Grund-/Umfassungsmauern der Synagoge
erstellte Gebäude |
Bronzemodell
mit Inschriftentafel: "Modell der am 13. September 1906 eingeweihten
und am 10. November 1938 zerstörten Synagoge, die auf der
gegenüberliegenden
Straßenseite stand. In Erinnerung an die verfolgten
und ermordeten jüdischen Bürgerinnen
und Bürger der
Stadt". |
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Seitenansicht des
Bronzemodells |
Seitenansicht
mit Hinweis: "Modell: Eva Groth, Königstein. Errichtet 1996" |
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Die
Rothschild-Villa (vgl. Wikipedia-Artikel
zu "Villa Rothschild") |
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Hinweis zur
Rothschild-Villa |
Das
Gebäude beherbergt heute ein Hotel der Luxusklasse
(in der Liste "The Leading Hotels of the World") |
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Die Villa ist von einem 10 ha großen Park umgeben |
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Das ehemalige
Sanatorium
von Dr. Kohnstamm |
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Ansichten
des Gebäudes von der Straße |
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Der aufwändig
gestaltete
Eingangsbereich |
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Ergänzend:
Plan von Königstein von 1916
(Kopie erhalten von Eva Groth-Pfeifer) |
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Auf
dem Plan sind eingetragen: die Synagoge und das Sanatorium von Dr.
Kohnstamm. Links des Sanatoriums ist der "Park Hahn"
eingetragen. Besitzer war der Frankfurter (jüdische) Bankier Lucius
Albert Hahn (1889-1968), siehe Wikipedia-Artikel
zu L. Albert Hahn. Bereits die Eltern von Hahn - Ludwig Arnold Hahn
und Gertrude geb. Wertheimer - hatten in Königstein ihren Sommersitz
gebaut. Die Häuser Hahn und das Sanatorium Dr. Kohnstamm bildeten ein
Jugendstil-Ensemble. |
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Die "Villa
Hahn"
(Fotos erhalten von Eva Groth-Pfeifer) |
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Blick
auf die ehemalige Villa des Frankfurter Bankiers Lucius Albert Hahn |
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Eingangstüre
mit "Hahn" |
Wetterfahne
mit den Initialen
"L H" und dem Jahr der Erbauung 1914 |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juli 2013:
Nach Willen einer Königsteiner Bürgerinitiative
sollen auch in Königstein "Stolpersteine" verlegt
werden |
Artikel von Götz Nawroth in der
"Frankfurter Rundschau" vom 23. Juli 2013 (Link
zum Artikel): "Königstein Stolpersteine. Messing wider das Vergessen
Stolpersteine: Eine kleine Messingplatte, die an die Opfer der NS-Zeit erinnern soll. Eine Königsteiner Bürgerinitiative will auch Stolpersteine verlegen lassen.
Nun beginnt die Recherche zu NS-Opfern.
Eine kleine Messingplatte mit Gravur. Geburts- und Todesdatum, dazu der Sterbeort: Als eine Form des Erinnerns an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind die Stolpersteine längst ein Begriff. Der Künstler Gunter Demnig verlegt die Steine mit der glänzenden Oberseite seit den neunziger Jahren, inzwischen in ganz Europa. Die Steine erinnern an die einzelnen Schicksale der von den Nazis Verschleppten und Ermordeten an ihren ehemaligen Wohnorten.
Eine Bürgerinitiative will erreichen, dass auch in Königstein die Erinnerung wach gehalten wird. Rund 20 Königsteiner setzen sich für die Verlegung der Gedenksteine in ihrer Stadt ein, unter ihnen auch Barbara Kramer.
'Die Stolpersteine sind eine Ergänzung zu den vielen anderen Formen der
Erinnerung', sagt sie.
Patenschaft übernommen. Umso erfreulicher sei es, dass die Besitzer vor drei Häusern, vor denen im November die ersten Steine verlegt werden sollten, zugestimmt haben. Ein Teil davon habe auch eine Patenschaft und damit die Kosten von rund 120 Euro je Stein übernommen. Zuvor müsse die Stadt aber noch ihre Einwilligung geben, fügt Kramer hinzu. Die Anträge dazu lägen bereits im Rathaus vor.
Die Initiative plant eine Ausstellung, die parallel zu der Verlegung gezeigt werden soll. In ihr sollen die Schicksale der Ermordeten beleuchtet werden. Dazu recherchieren die Mitglieder in Archiven zu von den Nazis deportierten Königsteinern. Rosa Cahn, geboren 1901, war eine von ihnen. Die jüdische Sparkassen-Kontoristin wurde im November 1942 zusammen mit ihrer Mutter Lina verschleppt und wenige Tage darauf im Vernichtungslager Kowno im heutigen Litauen von Nazis erschossen.
Andere Königsteiner Juden wurden in den Konzentrationslagern Theresienstadt oder Auschwitz ermordet. In den kommenden Jahren soll die Zahl der Stolpersteine in Königstein weiter wachsen. Nach Angaben der Stadt hatte Königsstein 1933 rund 3500 Einwohner, davon etwa 100 jüdischen Glaubens. An die in der Reichspogromnacht 1938 zerstörte Synagoge erinnert heute ein Bronzedenkmal.
Doch waren es auch in Königstein nicht ausschließlich Juden, die den Kommandos der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, wie Kramer unterstreicht.
Auch an Euthanasieopfer und politisch Verfolgte solle künftig in Königstein erinnert werden. Die Initiative werde daher demnächst die Gedenkstätte für Euthanasieopfer in Hadamar besuchen. In der Anstalt im Landkreis Limburg-Weilburg töteten die Nazis tausende Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Zur Begründung genügte es gemäß der menschenverachtenden Staatslogik der Nazis, dass die Opfer aufgrund ihrer zuvor attestierten
'Arbeitsunfähigkeit' ihrem Land und seiner Industrie keinerlei wirtschaftlichen Nutzen bringen konnten.
" |
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September 2013:
Im November 2013 werden die ersten
"Stolpersteine" in Königstein verlegt
|
Artikel in der "Taunus-Zeitung"
vom 25. September 2013: "Die Nacht, in der die Angst einzog
Angelika Rieber hat für die IG 'Stolpersteine' das bewegende Schicksal einer jüdischen Familie nachgezeichnet
Wenn Gunter Demnig am 18. November in der Kurstadt die ersten
'Stolpersteine' verlegt (wir berichteten), wird ihn sein Weg auch in die Neugasse führen. Hier will der Künstler mit seinen steinernen Erinnerungsstücken das Schicksal der jüdischen Familie Steinberg ins Gedächtnis rufen. Ihr Leben und Sterben steht beispielhaft für das unaussprechliche Leid, das Menschen in der Zeit der Nazi-Diktatur zugefügt wurde..."
Link
zum Artikel |
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November 2013:
Zur "Stolpersteine"-Verlegung in
Königstein |
Artikel in der "Frankfurter Neuen
Presse" vom 3. November 2013: "Fünf Steine, fünf Schicksale
- eine Mahnung"
Link
zum Artikel |
Anmerkung: Die Steine werden verlegt für
Angehörige der Familien Cahn und Heß. Familie Cahn hatte das "Hotel
Cahn" im Jahr 1899 erbaut (Klosterstraße 2, heutiges
"Hotel zum Feldberg). Familie Heß hatte das Haus als Hotel,
Restaurant und koschere Metzgerei weiterbetrieben. Adolf Heß,
seine Frau Berta geb. Mayer und der sechs Jahre alter Sohn Werner
Heß sowie Schwiegermutter Clementine Mayer wurden am 28.
August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Clementine Mayer
starb nch in Theresienstadt, Adolf, Berta und Werner Heß wurden im
Oktober 1944 nach Auschwitz-Birkenau weiterdeportiert. Der fünfte
"Stolperstein" erinnert an Rosa genannt Röschen
Cahn, die mit ihrem Mann Ferdinand das Haus Klosterstraße 2
errichten ließ. Sie ist nach der Deportation in Theresienstadt
umgekommen. |
Hinweis auf die Website www.stolpersteine-koenigstein.de |
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September 2014 /
März 2015: Weitere Stolpersteine
werden im März 2015 verlegt |
Artikel in der "Frankfurter Neuen
Presse" vom 3. September 2014: "Weitere Stolpersteine im März.
Königstein. Zur Erinnerung an frühere Königsteiner Bürger, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden, werden im März 2015 weitere Stolpersteine verlegt. Dies teilte die Königsteiner Initiative Stolpersteine nach ihrer jüngsten Sitzung mit. Bei einem ersten Termin waren solche Steine im November 2013 zur Erinnerung an 18 frühere Mitbürger vor insgesamt fünf Häusern verlegt worden.
Zur zweiten Runde der Verlegung wird der Initiator der Aktion, der Künstler Gunter Demnig, erneut nach Königstein kommen. Parallel dazu soll in der Stadtbibliothek eine
Ausstellung zu jenen Königsteinern eröffnet werden, deren Schicksale bei der zweiten Verlegung dokumentiert werden. Derzeit seien mehrere Mitglieder intensiv mit der Forschung in Archiven beschäftigt.
Bei der Vorbereitung der Neuauflage der Dokumentation 'Juden in Königstein' werde Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann von Mitgliedern der Initiative unterstützt, berichtete Petra Geis für die Gruppe. Auf Anregung von Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) werde das 224 Seiten umfassende Buch um Texte zu jenen Königsteinern ergänzt, für die Stolpersteine im November 2013 verlegt wurden und noch im kommenden März verlegt werden. Die erste Auflage mit geschwärzten Namen wurde in tausend Exemplaren erstellt, die zweite Auflage ohne Schwärzungen bestand aus 500 Büchern. Beide Auflagen sind mittlerweile vergriffen. Die Kosten für die dritte Auflage sollen durch Verkaufserlöse, den im Haushalt der Stadt Königstein für die Neuauflage veranschlagten Betrag sowie, wenn erforderlich, durch Spenden finanziert werden. Die Neuauflage ist ebenfalls für März geplant.
Die Initiative empfiehlt außerdem den Besuch der Ausstellung über Fritz Bauer, den Ankläger im Auschwitz-Prozess, die noch bis Sonntag im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt wird. Das nächste Treffen der Initiative findet am Dienstag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Adelheid-Stift im Burgweg statt, Interessierte sind willkommen. Die bisherige Arbeit der Gruppe ist auf
www.stolpersteine-koenigstein.de
im Internet dokumentiert." |
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Weiterer Artikel in der
"Taunus-Zeitung" vom 16. Januar 2015: "Zug ohne
Wiederkehr..."
Link
zum Artikel |
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Januar/März 2015:
Gunter Demnig erhält den Eugen-Kogon-Preis - am
13. März werden 24 Stolpersteine verlegt (zu beiden Themen verschiedene
Artikel) |
Artikel in der "Taunus-Zeitung"
vom 7. Januar 2015: "SS-Mann rettete Dr. Spinak das Leben
Am 13. März ehrt die Kurstadt den Initiator der Aktion 'Stolpersteine', Gunter Demnig, mit dem Eugen-Kogon-Preis. Die Stippvisite in der Stadt wird der Aktionskünstler nutzen, um weitere Stolpersteine zu verlegen, die an die Schicksale Königsteiner NS-Opfer erinnern. Ein Mann, der unter dem Nazi-Terror zu leiden hatte, war Dr. Bernard Spinak. An ihn erinnern die Mitglieder der Königsteiner Initiative
'Stolpersteine' in diesem Beitrag..."
Link
zum Artikel |
Artikel in der "Taunus-Zeitung" vom 6.
Februar 2015: "Sie hat Theresienstadt überlebt. Mitglieder der
Königsteiner Initiative Stolpersteine und Schüler des Taunusgymnasiums haben
im vergangenen Jahr intensiv die Geschichte von einigen Bürgern erforscht,
die während der NS-Zeit aus Königstein vertrieben wurden. Sie befassten sich
auch mit dem Schicksal von Johanna Klemm..."
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Artikel in der "Taunus-Zeitung" vom 19.
Februar 2015: "Bürger gedenken NS-Opfern
Stolpersteine auf Bürgersteigen erinnern an die Opfer der
NS-Gewaltherrschaft auch in Königstein. Manche gehen achtlos vorbei, andere
wiederum halten inne und einige Mitbürger ehren die Opfer sogar auf
besondere Weise.
Vor dem Haus Klosterstraße 2 lag an den Stolpersteinen schon mal ein kleines
Spielzeug. Offenbar von Unbekannten abgelegt zur Erinnerung an den kleinen
Werner, der von dort im Alter von acht Jahren abgeholt, nach Auschwitz
gebracht und vergast wurde. In der Klosterstraße und an den anderen Stellen
mit Stolpersteinen in der Stadt legt eine Königsteinerin gelegentlich
Blümchen ab. Diese seien ein Zeichen der Aufmerksamkeit, sagt die Frau. Sie
bedauert, dass viele achtlos an den Steinen vorbeilaufen. 'Wir sollten
aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert', sagt sie. In ihrem Elternhaus
sei sie dazu erzogen worden, Unrecht wahrzunehmen. Auf dem Schreibtisch
ihres Vaters habe das Buch 'Der gelbe Stern' über die Verfolgung und
Vernichtung der Juden in der Zeit von 1933 bis 1945 gelegen, damit die
Kinder darin blättern konnten. Der Initiator der Stolpersteine, Gunter
Demnig, äußerte sich gegenüber der Königsteiner Initiative hocherfreut über
dieses besondere Gedenken aus der Bevölkerung heraus. Am 13. März wird sich
die Zahl der Orte des Gedenkens in Königstein für in der NS-Zeit getötete
oder zur Flucht gezwungene frühere jüdische Bürger erhöhen. Vor dem früheren
Sanatorium Kohnstamm im Ölmühlweg 12 wird am 13. März auch ein Stolperstein
zum Gedenken an die 1886 in Königstein geborene Siegfriede Marx
verlegt. Sie kam fünf Monate nach dem Tod ihres Vaters Siegfried zur Welt.
Beide Eltern waren israelitischen Glaubens. Die unverheiratete Siegfriede
trat 1927 eine Stelle als Laborantin für klinische- und
Röntgen–Untersuchungen im Sanatorium Dr. Kohnstamm an. Dort wohnte sie auch.
Zum 30. September 1938 verhängte die Reichsärztekammer über alle jüdischen
Ärzte ein Berufsverbot. Damit kam der gesamte Betrieb des Sanatoriums zum
Erliegen und auch Siegfriede Marx verlor ihren Arbeitsplatz. Sie wanderte im
August 1939 nach England aus. Später siedelte sie nach New York über und
arbeitete als Dienstmädchen. Sie starb am 14. Juni 1954 im Alter von 68
Jahren."
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Artikel in der "Taunus-Zeitung" vom 19. Februar 2015: "Eugen-Kogon-Preis:
Mahnmal gegen das Vergessen..."
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Weiterer Artikel in der
"Taunus-Zeitung" vom 26. Februar 2015: "Mahnmale in Wort, Bild und Stein
Mit einer Aktionswoche rückt die Initiative 'Stolpersteine' vom 8. März an die Verlegung weiterer Mahnmale in den Blick. Das Programm steht, der Höhepunkt ist zweifelsfrei die Verleihung des Eugen-Kogon-Preises an Gunter Demnig, den Initiator der Stolperstein-Aktion..."
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Weiterer Artikel in der
"Taunus-Zeitung" vom 6. März 2015: "Steinerne
Wegzeichen des Leid..."
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Hinweis: es wurden
"Stolpersteine" verlegt für Henny Katzenstein und ihre Tochter
Miriam (Hauptstraße 11), Bertha Henlein (Falkensteiner Straße 2),
Johanna Klemm (Adelheidstraße 1), Familie Cahn (Hauptstraße 24), Familie
Steinberg (Limburger Straße 9), Ehepaar Friedemann (Altkönigstraße 14),
Lehrer Siegfried Wetzler und Frau Rebekka (Ölmühlweg 19), Dr. Spinak, Siegfriede
Marx und Dr. Bial (Ölmühlweg, vor dem früheren Sanatorium Kohnstamm),
Vater und Sohn Löwenstein, Ehepaar Kahn (Ölmühlweg 5). |
Weiterer Artikel in der
"Taunus-Zeitung" vom 14. März 2015: "Stolpersteine in
Königstein. '"Wir holen unsere Mitbürger zurück'..."
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Weiterer Artikel in der
"Taunus-Zeitung" vom 16. März 2015: "Erinnerung an
unfassbares Verbrechen..."
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Februar 2015:
Neuauflage der Publikation von
Heinz Sturm-Godramstein zu "Juden in Königstein" |
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse"
vom 13. Februar 2015: "Sie sind nicht vergessen.
Bereits 1983 hatte der damalige Stadtarchivar Heinz Sturm-Godramstein die
Dokumentation 'Juden in Königstein' vorgelegt. Jetzt erscheint sie in einer
Neuauflage, ergänzt um die Schicksale weiterer Königsteiner, die ihre Heimat
in der NS-Zeit zwangsweise verlassen mussten.
Die Königsteiner Initiative Stolpersteine hat Forschungsarbeit geleistet:
Sie hat das Schicksal einiger Bürger aufgeschrieben, die in der NS-Zeit
unfreiwillig ihre Heimat verlassen mussten – viele von ihnen wurden in
Konzentrationslagern ermordet. Diese Texte ergänzen die Neuauflage der
Dokumentation 'Juden in Königstein' aus dem Jahr 1983. Sie soll im März
anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen für ehemalige jüdische Bürger
der Stadt erscheinen. Zusammengestellt wurde der Ergänzungsteil von
Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann und Petra Geis, Mitgründerin der
Initiative Stolpersteine.
Ausführlich werden die Schicksale von mehr als 40 Königsteinern geschildert.
Die neue Dokumentation umfasst die um weitere Forschungsergebnisse ergänzten
Lebensläufe sowie bislang noch nicht publizierte Texte, beispielsweise über
Hilda Cahn, die in der Hauptstraße ein Kinderheim betrieb, die Viehhändler
Feist und Albert Löwenstein aus dem Ölmühlweg oder die Familie Steinberg aus
der Limburger Straße.
Zudem werden Schicksale von Menschen dokumentiert, die eine starke
Verbindung zu Königstein hatten, für die aber zur Erinnerung Stolpersteine
an anderen Orten verlegt wurden. Dazu gehört die Familie Katzenellenbogen,
die im Ölmühlweg eine Sommervilla bewohnte. Aufgenommen in die Dokumentation
wurde auch die Familie Matthias, die 1923 von Alfred Franz Borgnis die Villa
Borgnis kaufte und sie 1926 samt heutigem Kurpark an die Stadt Königstein
weiter veräußerte. Außerdem finden sich in dem Buch seltene Fotos wie
beispielsweise eine Aufnahme des Malerehepaars Woelcke aus Falkenstein oder
das Foto einer Theateraufführung auf der Burg, an der Albert Cahn mitwirkte,
auch ein Beleg für die Integration der jüdischen Bürger in das Leben der
Stadt. Hinzu kommen zahlreiche interessante Dokumente wie eine
Zeitungsannonce des Lehrers und Rabbiners Wetzler, der für Knaben
Nachhilfeunterricht samt Unterbringung in seinem 'echt jüdischen
Familienhaus' mit 'reichlicher, kräftiger Ernährung und bester geistiger
Pflege' anbietet. In die Neuauflage wird auch das Schicksal von Dr. Max
Friedemann und seiner Frau Bertha aufgenommen, für die am 13. März
Stolpersteine in der Altkönigstraße 4 verlegt werden. Friedemann wurde 1881
in Berlin geboren. Er arbeitete bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Arzt im
Sanatorium Dr. Kohnstamm im Ölmühlweg. Dort war er ab 1921 bis zur
Zwangsschließung im Jahr 1938 gemeinsam mit Dr. Bernard Spinak als leitender
Arzt tätig. 1934 heiratete er Bertha, 1939 floh das Ehepaar über England
nach New York. Die in den USA für die Tätigkeit als Arzt erforderlichen
medizinischen Examen legte Dr. Friedemann in nur drei Monaten ab. Mit
einigen Mitarbeitern des früheren Sanatoriums Dr. Kohnstamm arbeitete er
zunächst in einer Klinik bei New York. Später praktizierte er als Psychiater
in New York. Noch bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1978 war Friedemann
beruflich aktiv. Seine Frau Bertha war bereits 1968 gestorben."
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Vgl. Artikel von Stefan Jung in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 12. März
2015: "Ein Stolperstein in Papierform..."
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November 2018:
Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des
Novemberpogroms 1938 |
Ankündigung der Gedenkstunde in
der Website der Stadt Königstein: "Gedenkstunde zum Novemberpogrom
In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in unserem
Land zahlreiche jüdische Gotteshäuser, jüdische Geschäfte und Wohnungen
verwüstet, jüdische Mitbürger gedemütigt, in Konzentrationslager verschleppt
und ermordet. Auch die Königsteiner Synagoge im Seilerbahnweg wurde im Laufe
des 10. November 1938 geschändet und angezündet; ihre Ruine wurde später
gesprengt.
An diese schlimmen Ereignisse soll am Sonntag, 11. November, um 15:00 Uhr
erinnert werden. Die Gedenkstunde findet vor dem 1996 aufgestellten
Bronzemodell der Synagoge im Kurpark statt. Am Seilerbahnweg gegenüber dem
Bronzemodell befand sich von 1906 bis 1938 die Königsteiner Synagoge. Die
Gedenkstunde wird von Bürgermeister Leonhard Helm, Hans-Dieter Vosen von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus e.V. und
Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer von der evangelischen
Immanuel-Gemeinde gestaltet. Die Ansprache hält Stadtverordnetenvorsteher
Alexander Freiherr von Bethmann. Der Rabbiner Andrew Steiman von der
Budge-Stiftung Frankfurt trägt einen hebräischen Psalm und das jüdische
Totengebet El male rachamim vor. Alle interessierten Königsteiner
Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zu dieser Gedenkstunde eingeladen."
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Eindrücke von der
Veranstaltung
(Fotos: Eva Tatyana Groth-Pfeifer) |
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Programm der Veranstaltung
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Mit Tallit
(Gebetsschal):
Rabbiner Andrew Steiman von der
Budge-Stiftung Frankfurt |
Stadtarchivarin Beate
Grossmann-Hoffmann
zu "Das 7. Kreuz" von Anna Seghers
Wikipedia-Artikel
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 444-445; III,1 S. 654. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 452-458. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 129. |
| Wilhelm Jung: Als er wieder kam. Kronberg 1979 S.
58-77. |
| Heinz Sturm-Godranstein: Juden in Königstein.
Königstein 1983. 1998². 226 S.
Umfassend erweiterte Neuauflage 2015 mit 280 S.: Link zur
Buchvorstellung: Artikel in der Taunus-Zeitung vom 12. März 2015 von Stefan
Jung: "Ein
Stolperstein in Papierform". Publikation erhältlich zum Preis von
12.- € u.a. bei der Kur- und Stadtinformation in Königstein sowie bei der
Millennium-Buchhandlung.
Vgl. auch Presseartikel oben.
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| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 124-131 (weitere
Literatur) |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 186. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 569-572. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Koenigstein
Hesse-Nassau. In 1301, ten Jewish families are mentioned in Koenigstein. Jews
lived in the town in the 15th century, but ultimately left for Frankfurt.
Centuries later, Jews again came to live in Koenigstein and contributed to its
development as a health resort. Numbering 60 (4 % of the total) in 1871, they
opened a sanatorium and dedicated a synagogue in 1906. Baron Wilhelm Karl von
Rothschild (1828-1901) maintained a palatial residence in 100 acres of land to
which the crowned heads of Europe were invited. Of the 73 Jews living in
Koenigstein in 1933, 50 had emigrated by November 1938. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was burned down and Jewish homes were also
vandalized in neighboring Kronberg. At least 24 members of the community were
deported in 1942.
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