Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Singhofen (VG Nassau, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)             
         
In Singhofen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/41. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.   
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1843 70 jüdische Einwohner, 1871 53 (5,1 % von insgesamt 1.041 Einwohnern), 1885 48 (4,4 % von 1.101), 1895 45 (4,1 % von 1.096), 1905 36 (3,3 % von 1.098), 1910 31. Die jüdischen Haushaltsvorsteher sorgten für den Lebensunterhalt der Familien als Kaufleute und Viehhändler. Über Singhofen hinaus bekannt was das seit Ende des 19. Jahrhunderts bestehende Manufaktur-, Kurz- und Kolonialwarengeschäft von Samuel Goldschmidt (siehe Anzeigen unten). 
  
Seit 1841/42 bildeten die in Singhofen, Niedertiefenbach, Obertiefenbach und Roth lebenden jüdischen Familien einen gemeinsamen Synagogenbezirk. Zeitweise gehörten auch die in Geisig (mit Gemmerich) lebenden jüdischen Familien zur Gemeinde in Singhofen.      
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). 1864 wird ein Lehrer Laubheim in Singhofen bei einer jüdischen Lehrerkonferenz am Ort genannt (siehe Bericht unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk (Bad) Ems (später Bad Ems-Weilburg).   
       
Um 1924, als in Singhofen noch 28 jüdische Personen lebten (1925 22, d.h. 2,2 % von insgesamt 994 Einwohnern), war Gemeindevorsteher David Goldschmidt. 1932 waren die Gemeindevorsteher Jakob Mühlstein (1. Vors.), David Goldschmidt (2. Vors.) und Salomon Goldschmidt (3. Vors.). Als Lehrer für Singhofen war Lehrer Gustav Anger aus Nassau für die Gemeinde zuständig. Im Schuljahr 1931/32 war noch ein Kind der Gemeinde Singhofen in Religion zu unterrichten.     
   
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 23 Personen, dazu die in Niedertiefenbach und Roth lebenden jüdischen Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwei Familien mit je drei Personen (Familien von Siegfried Goldschmidt und Leo Hirschberg, beide um 1900 geboren) konnten in die USA emigrieren (Columbus/Georgia), eine Familie nach Holland. Die übrigen sind innerhalb von Detuschland verzogen. Im April 1940 und im Mai 1941 meldeten sich die letzten jüdischen Einwohner ab. 
        
Von den in Singhofen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Minna Apfel geb. Laubheim (1886), Lisette Borngässer geb. Laubheim (1881), Olga Daniel geb. Laubheim (1880), Jeanette Eschenheimer geb. Goldschmidt (1865), Rosi Eschenheimer geb. Goldschmidt (1903), David Goldschmidt (1862), Max Goldschmidt (1873), Hugo Heiser (1907), Ilse Hermann (1922), Paula Hermann geb. Blumenthal (1895), Ruth Hermann (1925), Rosa Löw geb. Landau (1885), Irma Marx geb. Goldschmidt (1898), Flora May geb. Goldschmidt (1897), Friedrich Mühlstein (1888), Jakob Mühlstein (1880), Johanna Mühlstein (1887), Moses Mühlstein (1877), Eva Stern geb. Mühlstein (1888). 
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 / 1875 / 1878 / 1893

Singhofen Israelit 06071870.jpg (32982 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1870: "Lehrer gesucht. 
Die israelitische Gemeinde Singhofen sucht einen Religionslehrer und Vorbeter. Lusthabende wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Singhofen (Nassen), im Juni 1870. Der israelitische Kultus-Vorstand."     
 
Singhofen Israelit 13011875.jpg (49867 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1875: "Offene Lehrerstelle. 
Die hiesige Religionslehrer- und Kantorstelle mit einem jährlichen Gehalte von 420 R-Mark nebst freier Wohnung ist billigst zu besetzen. Unverheiratete Bewerber belieben ihre Gesuche an den Unterzeichneten gelangen zu lassen. 
Singhofen (Nassau), 10. Januar 1875. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde."     
 
Singhofen Israelit 22051878.jpg (40643 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1878: "Bekanntmachung
Die hiesige Religionslehrer- und Kantor-Stelle mit einem jährlichen Gehalte von 450 Mark nebst freier Wohnung, ist bis zum 1. Juli zu besetzen. 
Unverheiratete Bewerber beliebten ihre Gesuche an den Unterzeichneten gelangen zu lassen. 
Singhofen (Nassau), im Mai 1878. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde."     
   
Koerdorf Israelit 30091889.jpg (42839 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1889: "Die Kultusgemeinde Kördorf, verbunden mit Singhofen, Regierungsbezirk Wiesbaden, sucht zum 1. Januar 1890 einen Religionslehrer, Kantor und Schächter. Gehalt 750 Mark jährlich, ohne Schechita. Bewerber wollen sich gefälligst wenden an 
Kultusvorsteher Arnstein, Seelbach bei Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden".    
  
Singhofen Israelit 17071893.jpg (68463 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1893: "In der Gemeinde Singhofen ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochets bis zum 1. September dieses Jahres zu besetzen. - Gehalt Mark 550 - sowie ca. Mark 100 Nebenverdienste. Bewerber wollen sich innerhalb 14 Tagen mit Zeugnissen gefälligst wenden an den
Kultusvorsteher Goldschmidt, Singhofen bei Nassau an der Lahn.   
  
Lehrlings-Gesuch. 
Ich suche für mein Manufaktur-, Kurz- und Kolonialwaren-Geschäft einen jungen Mann als Lehrling. Kost und Logis im Hause. Schabbat und Feiertag streng geschlossen.   
Samuel Goldschmidt, Singhofen bei Nassau an der Lahn."      

     
Jüdische Lehrerkonferenz in Singhofen mit Nennung von Lehrer Laubheim in Singhofen (1864)        

Artikel in "Der Israelitische Lehrer" vom 6. Oktober 1864: "Aus Nassau. Zu Singhofen (Amt Nassau) hat am 19. September eine Versammlung israelitischer Lehrer zu dem Zwecke stattgefunden, einen gemeinsamen Anschluss an den Unterstützungsverein zu bewerkstelligen. Diese Versammlung war von den Herren Friedberg aus Nastätten, Morgenthal aus Holzappel, Emmel aus Limburg, Levi aus Eltville, Laubheim aus Singhofen, Aron aus Kördorf (nicht: Kirdorf), Friedberg aus Ruppertshofen besucht (Heymann aus Schierstein hatte seine Verhinderung angezeigt). Als vorzüglichster Erfolg dieser Vorberatung haben wir vorläufig mitzuteilen, dass Anfangs November eine größere Versammlung in Limburg a.L. stattfinden soll, und dass als Vertrauensmann Herr Friedberg aus Ruppertshofen bestimmt worden, welcher die Einladung (an Rabbiner, Vorstände, Lehrer und Gemeindeglieder erlassen wird, und bei welchem auch die Anmeldungen zu machen sind. Die betreffende Ansprache wird in einer der nächsten Nummern des 'Israelitischen Lehrer' erscheinen." 

      
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeigen des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes von Samuel Goldschmidt (1893 / 1900 / 1903)       
Anmerkung: die Anzeige von 1893 siehe oben nach der Ausschreibung der Lehrerstelle 1893     

Singhofen Israelit 31051900.jpg (43252 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1900
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche per sofort oder später einen 
Lehrling und einen Commis

Samstags und Feiertage streng geschlossen. Kost und Logis im Hause. 
Samuel Goldschmidt, Singhofen, Regierungsbezirk Wiesbaden."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche zum sofortigen Eintritt einen 
Lehrling

Samstags und Feiertage streng geschlossen. Kost und Logis im Hause. 
Samuel Goldschmidt
, Singhofen, Regierungsbezirk Wiesbaden."     

    
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                   
   
Zunächst war ein Betraum oder eine ältere Synagoge vorhanden. 
    
In den 1870er-Jahren wurde eine neue Synagoge geplant. Sie konnte 1878 fertiggestellt und eingeweiht werden. 
  
Über die Baugeschichte liegen keine Berichte vor. Erstellt wurde ein für den Ort durchaus repräsentativer zweigeschossiger Backsteinbau, bei dem durch Lisenen die Fassade in drei abgetreppte Felder gegliedert war. Oberhalb des Portals der Mittelachse befand sich ein Rundfenster. Darüber stieg aus den Ecklisenen ein Giebel auf, der von einem Aufsatz mit den Gebotstafeln bekrönt war. Traufseitig gab es im Erdgeschoss zwei einfache Rundbogenfenster, im Obergeschoss waren die Fenster in rundbogigen Blendnischen als zweibahnige Maßwerkfenster gestaltet. Darüber schloss ein Rundbogenfries die Seite ab.    
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. 
  
1964 wurde das Synagogengebäude abgebrochen. Ein Teil des Grundstückes wurde mit einem Wohnhaus überbaut, wobei Teile der Grund- und Umfassungsmauern des Synagogengebäudes möglicherweise weiterverwendet wurden. Ein Teil des Synagogengebäudes wurde als Teilstück einer Querstraße zur nahen Hauptstraße verwendet. Der Grundriss am ursprünglichen Standort wurde 2003 in der Straßenpflasterung markiert.    
 
  
Adresse/Standort der SynagogeAn der Hauptstraße   
  
  
  

Fotos   
(Fotos: Landesamt s. Lit. S. 346; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2006)   

Die Synagoge 
in Singhofen
Singhofen Synagoge 210.jpg (36899 Byte) Singhofen Synagoge 212.jpg (48677 Byte)
  Die Synagoge in Singhofen - zufällig im Hintergrund von persönlichen Fotos - 
(Foto links Winter 1944/45, rechts Anfang der 1960er-Jahre)
     
Singhofen Synagoge 214.jpg (75975 Byte) Singhofen Synagoge 211.jpg (47120 Byte) Singhofen Synagoge 213.jpg (67864 Byte)
Das Synagogengebäude 
Anfang der 1960er-Jahre
Ausschnittsvergrößerung 
aus obigem Foto
Die Traufseite der ehemaligen Synagoge 
mit Plakaten der 1950er-Jahre (1955) 
     
     
Das Synagogengrundstück 
in der Gegenwart
Singhofen Synagoge 103.jpg (76027 Byte) Singhofen Synagoge 102.jpg (67237 Byte)
  Blick auf der an Stelle der Synagoge
 erstellte Gebäude beziehungsweise 
das Synagogengrundstück
Markierung des Grundrisses 
der ehemaligen Synagoge
   
     
   Singhofen Synagoge 101.jpg (75675 Byte) Singhofen Synagoge 100.jpg (87975 Byte)
   Markierung des Grundrisses Gedenktafel: 
"Alte Synagoge 1878 - 1964"
 

       
       

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der VG Nassau   
bullet Kurze Informationsseite zur jüdischen Geschichte Singhofen bei www.rhein-lahn-info.de (Text von Franz Gölzenleuchter)   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 384-385.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 486.   
bulletFranz Gölzenleuchter: Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande (Psalm 74,8). Jüdische Spuren im Rhein-Lahn-Kreis - Jahrzehnte danach. Limburg 1998. S. 118-119. Text online über Link oben zugänglich.      
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 345-346 (mit weiteren Literaturangaben).

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Singhofen  Hesse-Nassau. Jews from Singhofen and neighboring villages established a community in the early 19th century, numbering 70 in 1843. By 1925 the community had dwindled to 22 and, after it disbanded in 1938, the Nazis destroyed the synagogue.    

      
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020