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Sommerach (Kreis
Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Sommerach bestand eine jüdische
Gemeinde im 18./19. Jahrhundert, doch lebten bereits im 16./17. Jahrhundert
Juden am Ort: sowohl nach 1528 wie auch 1598 kam es zu
Aufnahmen jüdischer Familien am Ort; Haenle S. 20.51). 1714 gab es fünf
jüdische Familien in Sommerach. Spätestens nach Ausweisung der Juden aus Kitzingen
im Jahr 1763 entstand eine Gemeinde.
Jüdisches Wohngebiet war vor allem das Gebiet der ehemaligen
"unteren Judengasse" (heute: Turmstraße; in der NS-Zeit von-Epp-Straße
nach dem NS-Politiker Franz Ritter von Epp) und der ehemaligen "oberen
Judengasse" (heutige Häckergasse). Als "Judengasse" wurde auch
die Verbindungsgasse zwischen heutiger Häckergasse und Maintorstraße
bezeichnet.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sommerach auf
insgesamt 18 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Seckel Lippmann Sulzbacher
(Kleinhandel), Samuel Levi Willkomm (Schmusen), Maier Moses Walldorf
(Kleinhandel), Maier Samson Fleischthal (Schlachten und Viehhandel), Salomon
Isaac Lax (Kleinhandel), Benjamin Schmay Heinemann (Schnitt- und Spezereiwaren),
Joseph Loeb Kahn (Warenhandel), Loeb Samson Morenwitz (Wein- und Viehhandel und
sonstige Gegenstände), Asor Schmay Heinemann (Schnitt- und Spezerei-, dann
Weinhandel), Wolf Moses Ollmann (Schnittwaren), Mendel Samson Sielber (Wein- und
Schnittwarenhandel), Isaac Abraham Spiegler (Warenhandel), Gela, Witwe von
Baruch Isaac Kelbermann (Metzger und Viehhandel), Esther Chaja, Witwe von Moses
Eisig Grünebaum (alte Kleider und dergleichen), Bella, Witwe von Nathan Etthäuser
(Handarbeit), Schmay Benjamin Heinemann (Warenhandel), Nathan Jacob Gutmuth
(Warenhandel), Philipp Samson Gutmuth (Warenhandel in einem offenen Laden).
1825 gab es 17 jüdische Familien am Ort mit insgesamt etwa 100 Personen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war - zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer am Ort, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1839 wird als Religionslehrer und
Vorsänger in Sommerach Samuel Uhlfelder genannt (Angabe von Elisabeth Böhrer).
Nachdem der Zuzug von jüdischen Personen in Kitzingen
(seit 1863/64) wieder möglich war, sind mehrere der Familien dorthin verzogen.
Andere verzogen in andere Städte. Die jüdische Gemeinde wurde um 1880
aufgelöst.
In den Listen von Yad Vashem und dem Bundesarchiv Potsdam werden keine Namen von
Personen genannt, die in Sommerach geboren und in der NS-Zeit umgekommen sind.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Der (jüdische) Spenglermeister Gottlieb Walldorf empfiehlt seine Kochmaschinen
(1861 / 1872 / Nachfolger 1884)
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1861:
"Die im August vorigen Jahres von mir empfohlenen Kochmaschinen zum
Kochen der Speisen auf Sabbat für Israeliten werden fortwährend in jeder
beliebigen Größe von mir angefertigt; dieselben sind sowohl in
religiöser als in praktischer Beziehung allgemein anerkannt und sprechen
hierfür die vielen Aufträge, die mir aus den entferntesten Gegenden
zugehen. Bei Bestellungen ersucht man, gefälligst die Größe anzugeben
und zu wie viel Töpfen die Maschine eingerichtet werden soll; auch ist zu
bemerken, dass sich in der Maschine auch eine Abteilung für Kaffee und
Milch befindet.
Der Unterzeichnete ist gesonnen, einen Lehrling, israelitischer
Konfession, welcher eine gute Erziehung genossen hat, in die Lehre zu
nehmen. Lusttragende belieben sich in frankierten Briefen an mich zu
wenden.
Sommerach bei Volkach in Bayern. Gottlieb Walldorf, Spenglermeister." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872:
"Sabbat-Kochmaschinen für Israeliten eingerichtet mit
Abteilungen zu Fleisch- und Milchspeisen in beliebiger
Größe.
Vom religiösen wie praktischen Standpunkt allseitig anerkannt, empfiehlt
sich mein Fabrikant am Besten durch die vielen aus den entferntesten
Gegenden einlaufenden Aufträge.
Gefälligen Bestellungen wolle man die Größe sowie die Zahl der Töpfe,
welche die Maschine fassen soll, beifügen.
Bedienung prompt. - Preise billigst. Gegenseitig franco.
Hochachtungsvoll. Gottlieb Walldorf, Spenglermeister. Sommerach am
Main bei Würzburg.
Nachbemerkung: Die Maschine behält 24 Stunden lang die Hitze an und
bedarf nur Brennstoff im Werte von 3 bis 4 Kreuzer.
Die Behandlung folgt bei jeder
Maschine." |
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884:
"Unterzeichneter bringt seine langjährigen und vielbeliebten
Sabbatmaschinen wieder in Erinnerung.
Gottlieb Walldorfs Nachfolger, Sommerach am Main." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge in Sommerach wurde auf Grund der behördlichen
Genehmigung von 1810 im folgenden Jahr 1811 erbaut (Angabe von Elisabeth
Böhrer auf Grund eines im StA Würzburg erhaltenen Schreibens vom 29.4.1817). Sie wurde bis
1873 für Gottesdienste verwendet. Nach Auflösung der
jüdischen Gemeinde wurde sie verkauft und zuletzt als Werkstatt und
Unterstellhalle benutzt. Torarollen und Ritualien kamen großenteils in die
Synagoge nach Kitzingen. 1908 befanden sich in der Kitzinger Synagoge: eine
Torarolle aus der Gemeinde Sommerach sowie zwei Toramäntelchen und Toraschmuck
aus Silber (Tass, Ez-Chajim und Jad).
Noch in den 1980er-Jahren war der größte Teil der
Bausubstanz vollständig erhalten, gleichfalls die Original-Eingangstür und
zahlreiche Originalfenster. Dennoch wurde das Gebäude am 23. Mai 1991
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Turmstraße
13 (ein schmaler Weg zwischen Turmstraße 5 und 9 führt zu dem
ehemaligen Haus)
Fotos
(Quelle: I. Schwierz s.Lit. 1988 S. 114 und ders. 1992 S. 123)
Das Synagogengebäude in
den 1980er-Jahren und
beim Abbruch 1991 |
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Abbruch der Synagoge am
23. Mai 1991 |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von
Kitzingen. 1908. Reprint 1983. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 114; 1992² S. 122-123. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 236-237.
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