Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Uffenheim (Kreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Überblick:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer - verbunden mit allgemeinen Berichten   
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochets  1876/1879 sowie 1925/1926 
25-jähriges Jubiläum des Lehrers Abraham Strauß (1902)  
Zur Geschichte der Gemeinde anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Gemeinde und ihres Lehrers Abraham Strauß (1926) 
Die Feier des Doppeljubiläums am 24. Juli 1926 
Dankanzeige des Lehrers Abraham Strauß (1926) 
Das jüdische Museum in Uffenheim - beschrieben von Lehrer Abraham Strauß (1927)     
Abraham Strauß wird Ehrenmitglied des Bezirkslehrervereins Uffenheim (1928)
Zum Tod des Lehrers Abraham Strauß im Februar 1931  
Gedicht "Zum ehrenden Andenken an Hauptlehrer Abraham Strauß - gewidmet von S. Frank (Uffenheim) (1931) 
Zum Tod von Frau Clothilde Strauß, der Witwe von Lehrer Strauß (1935)       
Lehrer Gallinger wechselt von Uffenheim nach Hörstein (1935)  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Gerichtliche Klärung im Blick auf eine Beisetzung im jüdischen Friedhof in Ermetzhofen (1901)       
   
 Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Der Sohn von Siegmund Kirschbaum wird nach Kaiser Friedrich benannt (1889)  
90. Geburtstag von Samuel Zucker (1911) 
Zum Tod von Max Flamm als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg (1915)     
Anzeige zur Verlobung von Hedwig Flamm mit Isi Benjamin (1921) 
Silberne Hochzeit des Gemeindevorstehers, Kaufmann und Stadtrat Gustav Stark und Rosa geb. Fröhlich (1927)  
91. Geburtstag von Cilli Liebreich (1933)   
Berichte und Anzeigen zu jüdischen Gewerbebetrieben 
Zu der in ganz Deutschland bekannten Mazzenfabrik von Josua Flamm in Uffenheim 
Zum 70. Geburtstag des Firmengründers Josua Flamm (1921)  
Zum Tod von Josua Flamm (1926)         
   
Zur Geschichte der Synagoge 
Die Einweihung der Synagoge in Uffenheim (1890) 
Anbringung von Gedenktafeln für die Gefallenen in der Synagoge (1920)    
Fotos / Abbildungen 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
Links und Literatur 

    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Uffenheim bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. 1230 wurde ein jüdischer Mann namens Fyuelmann aus Uffenheim in Würzburg genannt. Die in Uffenheim lebenden jüdischen Familien waren von der Verfolgung durch "Ritter" Rindfleisch im Jahr 1298 betroffen. Bei der Verfolgung 1336 ("Armleder"-Verfolgung) wurden erneut Juden in der Stadt ermordet. Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wird Uffenheim nicht genannt; offenbar waren bis dahin keine jüdischen Personen zugezogen. Seit 1378 unterstand die Stadt den Hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg und den Markgrafen von Ansbach. 1379 wird Judlin von Uffenheim in Rothenburg o.d. Tauber genannt; 1383 ist die Rede von Nathan von Uffenheim, der bis dahin in Uffenheim lebte. Auch im 15. Jahrhundert und in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts werden einzelne Juden in der Stadt genannt. Ihre Zahl blieb offenbar gering. Es ist von keine Synagoge oder einer anderen jüdischen Einrichtung die Rede. Die in Uffenheim in dieser Zeit verstorbenen Juden wurden in Rothenburg o.d. Tauber beigesetzt (1472, 1482). Möglicherweise kam es 1515 zur Vertreibung der Juden aus Uffenheim, doch werden noch in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts wieder Juden in der Stadt genannt.
  
1699 erhielt die Stadt das "Privileg", keine Juden mehr aufzunehmen zu müssen. Im 18. Jahrhundert kam es jedoch zu einer erneuten Ansiedlung: 1714 waren 6 jüdische Familien in der Stadt, 1751 77 jüdische Einwohner.    

1808 wird nur eine Familie mit fünf Personen genannt. 1833 konnte Salomon Hirsch Forchheimer von Welbhausen nach Uffenheim ziehen, worum er sich drei Jahre bemüht hatte. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Zahl der jüdischen Bewohner langsam zu. 1840 wird ein jüdischer Arzt (Dr. Rosenthal) in der Stadt genannt, wenig später Advokat Aub (1865 nach München gezogen). Nach 1866 verzogen mehrere jüdischen Familien aus Welbhausen nach Uffenheim. Nach 1870 folgten jüdische Familien aus Ermetzhofen, Weigenheim und anderen Orten. Von 1867 (16 jüdische Einwohner) nahm die Zahl bis 1880 auf 99 jüdische Einwohner (4,4 % von insgesamt 2.255) zu.

1877 stellten, nachdem sich inzwischen 12 jüdische Familien niedergelassen hatten, diese den Antrag an die Behörden im Blick auf die Gründung einer selbständigen jüdischen Gemeinde in Uffenheim. Anlass hierzu gab auch die Verlegung der Israelitischen Volksschule 1876 von Welbhausen nach Uffenheim, gleichfalls die Verlegung des  Bezirksrabbinat. Inhaber des Rabbinates Welbhausen-Uffenheim war Rabbiner Haas. Er starb freilich schon am 2. Juni 1878 in Uffenheim. Nach seinem Tod wurde das Rabbinat nicht mehr besetzt, sondern 1879 aufgelöst und dem Distriktsrabbinat Ansbach zugeteilt. Von den Behörden wurde eine selbständige jüdische Gemeinde in Uffenheim zunächst nicht anerkannt. Noch im Jahr 1890 war Uffenheim eine Filiale zu Welbhausen. Die jüdischen Familien Uffenheims stellten in Abraham Strauß einen  Lehrer an, der über 50 Jahre in der Gemeinde wirken sollte (siehe Anzeigen und Berichte unten).    
   
1885 waren 18 jüdische Familien mit 29 Schulkindern in der Stadt, 1914 28 Familien beziehungsweise in Personenzahlen: 1890 102 jüdische Einwohner (4,3 % von insgesamt  2.378), 1900 86 (3,7 % von 2.306), 1910 104 (4,4 % von 2.389). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem Friedhof in Ermetzhofen beigesetzt. Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten ihren Lebensunterhalt als Kaufleute (insbesondere Rinder- und Pferdehandel); es gab auch einen jüdischen Bäcker (Mazzoth-Fabrik J. Flamm siehe Anzeigen unten) und einen Handelsvertreter.    
    
Im Ersten Weltkrieg kämpften 22 jüdische Männer aus der Gemeinde, von ihnen sind gefallen: Ludwig Flamm (geb. 2.7.1887 in Uffenheim, gef. 13.9.1916), Unteroffizier Max Flamm (geb. 21..4.1884 in Uffenheim, gef. 16.2.1915; siehe Bericht unten), Unteroffizier Hugo Fleischmann (geb. 1.5.1890 in Uffenheim, gef. 31.12.1917), Gefreiter Max Goldschmidt (geb. 25.7.1890 in Uffenheim, gef. 3.11.1915). Außerdem ist gefallen: Julius Gutmann (geb. 20.4.1878 in Uffenheim, vor 1914 in Illenau wohnhaft, gef. 31.8.1918). Die Namen der (vier) jüdischen Gefallenen finden sich auf dem 1924 eingeweihten Kriegerdenkmal in der Luitpoldstraße. 
  
Mitte der 1920er-Jahre zählte die jüdische Gemeinde 24 Familien mit 76 Personen. Die Zahl der schulpflichtigen jüdischen Kinder, die zeitweise 34 betragen hatte, war inzwischen auf 6 zurückgegangen. Der Lehrer Abraham Strauß ließ in dieser Zeit im städtischen Museum eine jüdische Abteilung einrichten, in der u.a. die Ritualien der ehemaligen Synagoge der aufgelösten Gemeinde Welbhausen zu sehen waren. 
   
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde 75 Personen gehörten (3 % der Gesamtbevölkerung von ca. 2.500 Personen), waren die Vorsteher der Gemeinde Gustav Stark I, Leopold Hahn und Jakob Schmalgrund. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war weiterhin Abraham Strauß tätig (siehe Berichte unten). An jüdischen Vereinen bestanden der Männerverein (beziehungsweise Männer-Chevro, Chevra Kadischa, gegründet 1886, 1924 unter Leitung von J. Flamm, 20 Mitglieder, 1932 unter Leitung von J. Benjamin, 14 Mitglieder) und der Israelitische Frauenverein (1883 gegründet, um 1924/32 unter Leitung von Getta Kirschbaum, 20 Mitglieder, 1932 24 Mitglieder). Zur jüdischen Gemeinde gehörte bis um 1925 auch eine in Weigenheim lebende Person. Die Gemeinde war dem Distriktsrabbinat in Ansbach zugeteilt. 1932 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde J. Benjamin und E. Liebreich. Als Lehrer war inzwischen Salo Frank angestellt. Er hatte sich auf die am 28. Mai 1926 in der Zeitschrift "Der Israelit" ausgeschriebene "Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle" erfolgreich beworben (siehe Artikel links).  
    
Mit dem Jahr 1933 begann die Zeit des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung auch für die Uffenheimer Juden. Bereits im Oktober 1933 wurden die jüdischen Händler vom jährlichen Pferdemarkt in Uffenheim vertrieben. Im Februar 1934 waren in der Stadt und der Umgebung zahlreiche Schilder mit der Aufschrift "Die Juden sind unser Unglück" zu sehen. Von den 1933 von 50 jüdischen Einwohnern sind in den folgenden sechs Jahren mindestens 17 in andere Städte verzogen (Frankfurt a.M., Würzburg), 19 emigrierten in die USA, nach Argentinien, England, Frankreich. 19 verzogen mit unbekanntem Ziel. Am 14. Oktober wurden die jüdischen Gemeindeglieder Jakob Schmalgrund, Leopold Hahn, Emil Liebreich und ein weiterer jüdischer Einwohner, dessen Name nicht bekannt ist, im Uffenheimer Gefängnis eingesperrt und wenig später in das KZ Dachau verbracht. Sechs Tag nach ihrer Verhaftung wurde die Gemeinde aufgelöst. 1939 lebten nur noch zwei jüdische Personen in der Stadt.   
  
Von den in Uffenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eugenie Jenny Dreyfus (1887), Hannchen Fleischmann (1887), Clara Goldschmidt (1873), Recha Goldschmidt (1879), Jacob Goldschmidt (1881), Fanni Goldstein (1876), Margarete Goldstein (1878), Sophie Hahn (geb. ?), Minna Landauer geb. Kirschbaum (1867), Leonore Lindenbaum geb. Zucker (1876), Selma Neumann geb. Fleischmann (1885), Ernst Sämann (1907), Bertha Schneider geb. Hahn (1872), Max Stark (1914), Ida Steindecker geb. Löwenthal (1880), Maurice Ullmann (1895).
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer - verbunden mit allgemeinen Berichten     
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochets  1876/1879 sowie 1925/1926   

Uffenheim Israelit 21091876.jpg (37736 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1876: "Die Lehrerstelle der Kultusgemeinde Uffenheim-Welbhausen ist zu besetzen. Gehalt M. 1028. 57 Pfennig. Bewerber, welche den Nachweis als geprüfte Religionslehrer bringen, sowie den Schächter- und Vorbeterdienst dabei versehen können, erhalten nähere Auskunft bei dem Unterzeichneten. 
Uffenheim, den 12. September 1876. Der Kultusvorstand."
   
Abraham Strauß wurde zum 1. Januar 1877 angestellt. 1879 wurde die Lehrerstelle nochmals ausgeschrieben. Dabei ging es entweder um die Frage seiner definitiven Anstellung und damit verbundener nochmaliger Ausschreibung. Möglich ist auch, dass Abraham Strauß einen Stellenwechsel überlegte und dann doch zurückgezogen hat:
Uffenheim Israelit 12111879.jpg (35748 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1879: "Bekanntmachung. Bei der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde erledigt sich Mitte Januar 1880 die Stelle des Lehrers und Schächters. Fixer Gehalt 700 Mark. Nebenverdienst zur Zeit gleichfalls 700 Mark, welch' letzterer Betrag sich bei einem tätigen Manne bedeutend erhöhen dürfte. Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse an den Unterfertigten wenden. 
Uffenheim (Bayern), 7. November 1879. Samuel Zucker, Kultusvorstand."  
   
Im Blick auf die Zurruhesetzung von Abraham Strauß wurde seine Stelle 1925 neu ausgeschrieben:
Uffenheim Israelit 08041925.jpg (56894 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1925: "Kultusgemeinde Uffenheim (Mittelfranken). Wegen beabsichtigter Pensionierung unseres bisherigen langjährigen Beamten soll die hiesige Religionslehrer-, Kantor- und Schauchetstelle neu besetzt werden. Gehalt und Eingruppierung nach der staatlichen Besoldungsordnung und den Satzungen des Verbandes Bayerischer israelitischer Gemeinden. Versorgungsberechtigt. Streng religiöse, seminaristisch gebildete, reichsdeutsche, unverheiratete Bewerber wollen beglaubigte Zeugnisabschriften innerhalb von vier Wochen an uns einsehen: Verwaltung der Kultusgemeinde, Gustav Stark I, 1. Vors."
  
Die Stelle scheint nicht leicht zu besetzen gewesen sein, da sie ein gutes Jahr später immer noch ausgeschrieben werden musste:  
Uffenheim Israelit 28051926.jpg (52918 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1926: "Infolge Pensionierung des 50 Jahre in unserer Gemeinde wirkenden Beamten, ist die hiesige Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle am 1. Oktober dieses Jahres neu zu besetzen. Gehalt mit Eingruppierung richtet sich nach der Reichsbesoldungsverordnung und den Bestimmungen des Verbandes Bayrischer Israelitischer Gemeinden, Ruhegehalts- und Hinterbliebenenversorgung nach den Satzungen des Bayerischen Versorgungsverbandes. Realschule am Platze. Uffenheim ist Sitz eines Bezirksamts und anderer Behörden. Seminaristisch gebildete religiöse Bewerber wollen Zeugnisabschriften mit Lebenslauf und Familienstandsangabe baldigst einsenden. Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Uffenheim (Mittelfranken). Gustav Stark I., 1. Vorstand".  

     
25-jähriges Jubiläum des Lehrers Abraham Strauß (1902)   

Uffenheim Israelit 13011902.jpg (297168 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1902: "Aus dem Distriktsrabbinat Ansbach, 8. Januar (1902). Am vergangenen Sabbat feierte die israelitische Gemeinde zu Uffenheim das 25jährige Dienstjubiläum ihres Lehrers Abraham Strauß in sehr würdiger Weise. Seine Ehrwürden, Herr Distriktsrabbiner Dr. Kohn aus Ansbach, ein warmer Freund von Lehrer und Schule, war bei der Feier anwesend und hielt nach Schluss des Schachris-Gebetes (Abendgebetes) die Festpredigt, welcher der Text aus der Sidrah zu Grunde gelegt war: "Ich werde sein mit deinem Mund". Als gewandter Kanzelredner weit über die Grenzen des Rabbinats bekannt, sprach er in meisterhafter Weise über die Wichtigkeit und Schwierigkeit des Lehrerberufes, dessen Tätigkeit in der Schule, in der Synagoge, über das Verhältnis zur Gemeinde und zu den einzelnen Mitgliedern, das Verhältnis zur Außenwelt, und schloss mit einem Gebete für den Jubilar, für die Gemeinde, für König und Vaterland. Mit einem Choral nach der Predigt schloss diese Feier in der Synagoge, an welcher auch sonstige Bürger der Stadt teilnahmen. Um 11 Uhr fand im Rathaussaal die offizielle Feier statt, an welcher der Bezirksvorstand, Herr Regierungsrat Stobäus, die protestantische Geistlichkeit, der Rektor des Progymnasiums mit den Professoren, die Stadtlehrer, der Bürgermeister mit mehreren Magistrats- und Kollegiumsmitgliedern und viele Bürger der Stadt teilnahmen. Der Verlauf dieser Feier war wirklich ein Kiddusch haschem (Heiligung des Namens Gottes). Hier begrüßte zunächst der Stellvertreter des Vorstandes, Herr Kaufmann Flamm, die Versammlung, hob in längerer Rede das segens- und erfolgreiche Wirken des Herrn Lehrers in seiner Gemeinde hervor, sprach den Dank und die Glückwünsche der israelitischen Gemeinde aus, mit dem Wunsche, dass es ihm auch von Gott beschieden sein möge, nach 25 Jahren das 50jährige Jubiläum in gleich würdiger und ehrender Weise feiern zu können. Als Zeichen der Anerkennung überreichte Redner im Namen der Gemeinde eine prachtvolle, silberne Menauroh (Menora), im Auftrage des Frauenvereins eine silberne Esrog-Schale und brachte zum Schlusse ein Hoch auf den Jubilar aus. 
Hierauf sprach Herr Regierungsrat Stobäus, betonte den dornenvollen Beruf eines Lehrers, die Fülle von Arbeit und Enttäuschungen während einer 25jährigen Dienstzeit, sprach auch der Kultusgemeinde seine Anerkennung aus, dabei hervorhebend, dass die Gemeinde nicht nur den Jubilar, sondern auch sich selbst ehre, zollte dem Jubilar Worte der Anerkennung, insbesondere auch in Bezug aus den Verkehr mit der Außenwelt. 
Seine Ehrwürden Herr Distriktsrabbiner Dr. Kohn sprach hierauf über die Wichtigkeit des Amtes als Lehrer und Berater der Gemeinde und übergab dann dem Jubilar das Diplom der Chower-Würde, mit welchem der Gefeierte bereits beim Morgengottesdienste zur Tora aufgerufen wurde. In äußerst geschickter Weise entledigte sich der Redner der schwierigen Aufgabe, die Bedeutung dieser Auszeichnung der Versammlung eingehend zu erklären. 
Der Jubilar dankte hierauf allen Rednern und für alle ihm zuteil gewordenen Ehrungen und schloss mit einem Hoch auf Bayerns Regenten, Prinzen Luitpold. Nach erfolgter Gratulationskur fanden sich sämtlich Familien der israelitischen Gemeinde in der Wohnung des Gefeierten zur Beglückwünschung ein; sehr zahlreich waren die Geschenke, die eingelaufenen Telegramme und Gratulationskarten. Abends fand im Geuder'schen Saale ein Festkommers statt, woselbst Vorträge der Stadtkapelle mit Gesängen, humoristischen Vorträgen und Toasten abwechselten, letztere auf den Jubilar, auf die Frauen, die Kultusgemeinde und auf Seine Ehrwürden den Herrn Distriktsrabbiner. Bis gegen Mitternacht dauerte die gesellige Zusammenkunft und man trennte sich mit dem Bewusstsein, einen herrlichen Tag, würdig der Gemeinde und würdig des Jubilars, beschlossen zu haben. Dem Jubilar, der seinen Beruf in Pflichttreue, in Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit ausübt, eine I're Schomajim (Gottesfürchtiger), der ein Vorbild in Religiosität und Frömmigkeit seiner Gemeinde und der Jugend ist, der durch seinen Verkehr auch mit der Außenwelt sich die Sympathien aller Mitbürger erworben, wünschen wir auch ferner...  A. Huber. Windsbach".
   
Uffenheim Israelit 23011902n.jpg (23120 Byte)Als Nachtrag fand sich in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1902 noch die Bemerkung: "Aus Mittelfranken. Dem Berichte über die Feier des 25jährigen Dienstjubiläums des Herrn Lehrer A. Strauß aus Uffenheim ist noch ergänzend nachzutragen, dass auch die Verwaltung des 'Israelitischen Lehrervereins' in Bayern an den Jubilar ein Glückwunschschreiben gerichtet hatte."

    
Zur Geschichte der Gemeinde anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Gemeinde und ihres Lehrers Abraham Strauß
(1926)       
   

Uffenheim BayrGZ 01071926a.jpg (263320 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1926: "Ein Doppeljubiläum in Uffenheim. Noch ist kein Jahr dahin, dass in diesen Blättern von dem Doppeljubiläum in Rothenburg o.d.T. berichtet wurde. Ist es nun nicht ein eigentümlicher Zufall, dass ganz in der Nähe Rothenburgs sich das gleiche Fest wiederholt? Gemeinde und Lehrer begehen dieser Tage – 24. Juli – das goldene Jubiläum in der mittelfränkischen Stadt Uffenheim. Und wenn der Ort – gleich viel größeren und größten Städten – auch nicht von der Gloriole eines 'Maharam' umflossen ist, dessen Licht und Name Rothenburg weltberühmt machte, soweit die jüdische Diaspora reicht, so bietet die geschichtliche Vergangenheit Uffenheims doch Interessantes genug für die bayerische Judenheit, bei der das Gefühl der Zusammengehörigkeit – das ist nicht abzustreiten – seit Gründung des Verbandes eine intensive Steigerung erfuhr. So mag in bescheidenem Rahmen ein kurzer geschichtlicher Rückblick zunächst auf die Jubelgemeinde geworfen werden.
In äußerst fruchtbarer Gegend, rings umgeben mit Gärten und Wiesen, geziert mit zehn Türmen, umgürtet von einer altersgrauen Ringmauer und teilweise noch von tiefen – jetzt trockenen – Wassergräben, liegt an der Bahnstrecke Würzburg-Ansbach das mittelfränkische Städtchen Uffenheim, Sitz eines Bezirksamtes. Es gehört keine besondere historische Schulung dazu, beim Anblicke des Stadtbildes zu fühlen, dass hier wohl einmal ein Adelsgeschlecht 'derer von Uffenheim' geherrscht haben mag. Später kam Uffenheim unter die Regierung der Grafen von Hohenlohe. Ein Hohenlohe verpfändet 1378 Uffenheim an den Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg, dem bekannten Ahnherrn der Hohenzollerndynastie, welche von Nürnberg aus nach der Markt Brandenburg kam. Friedrich V. (1357-1397) war ein Gönner der Juden. Von ihm stammen die ersten Judenschutzbriefe, von denen noch eine ziemliche Anzahl vorhanden ist. Die Aufnahmen erfolgten unter den liberalsten Bedingungen und lauten in der Regel auf ein bis vier Jahre. Die jüdischen Einwohner bilden eine organisierte 'Judenschaft' unter einem 'Hochmeister' (Rabbiner). Auch unter seinem Nachfolger Friedrich VI. (1397-1440) war man duldsam gegen Juden. Aber schon 1515 beginnen unter Casimir die so genannten 'Abschaffungen' der Juden. Der Landtag zu Baiersdorf beschließt, binnen Weihnachten 'die Juden aus dem lande zu entfernen und jeden mit dem Bann zu belegen, der ihnen Geld borge'. Georg der Fromme (1515-1527) duldete – trotz des Einspruchs des Rats von Nürnberg – die Juden in Fürth, Ansbach, Schwabach, Kitzingen, Sommerach und anderen Orten, auch in Uffenheim. Unter Georg Friedrichs Nachfolger wurde 1560 auf abermaliges Andringen des Landtags auf allen Kanzeln und Rathäusern verkündet, dass die Juden bis Pfingsten 1561 das Land zu verlassen haben, doch soll ihnen bis dahin ziemlich geraume Zeit und Dilation gelassen werden zum Verkaufe ihrer Habseligkeiten.' Da aber die Befehle 1564 und 1566 erneuert wurden, scheint die Austreibung doch keine vollkommene gewesen zu sein. 1609 erfolgte sogar eine förmliche Aufhebung des Ausweisungsdekrets. In Uffenheim, das 1336 – durch die so genannten 'Judenschläger' – eine Judenverfolgung sah, wurden Juden 1528, 1530, 1532 und 1536 wieder aufgenommen, n dem benachbarten Ermetzhofen um die gleiche Zeit, ebenso in Welbhausen, dem späteren Rabbinatssitze und der Muttergemeinde für Uffenheim, die von letzterem allmählich aufgesogen wurde wie Diespeck beispielsweise von Neustadt a.d. Aisch. Wie 1298 die von dem unseligen Edelmanne Rindfleisch aus Röttingen ausgegangene mörderische Judenverfolgung, welche sich bis nach Böhmen fortwälzte, selbstredend auch Uffenheim heimsuchte, so waren die Schicksale dieses Ortes im gossen ganzen jenen von Rotenburg gleich und wir können in diesem Punkte an die diesbezüglichen Darlegungen vom Vorjahre erinnern. Eines mag jedoch der besonderen Beachtung würdig sein: das Institut der 'Barnoßim'. Unter dem Oberrabbiner stand im Ansbachschen der Landrabbiner, so vom Anfange des 17. Jahrhunderts an. Schwabach war der Sitz des Oberrabbiners und Ansbach Sitz des 'Oberbarnoß'. Zu den 'Landbarnossen' zählten der von Uffenheim, vom Markgrafen von Ansbach ernannt. Nach dem ältesten Landjudenschaftsregister von 1741 hatte Uffenheim damals sechs steuerbare Familienhäupter (Anm.: 1632 wird von den Juden in Ermetzhofen gesprochen. Die sehr alten Grabsteine seines jüdischen Friedhofes deuten auf ein viel höheres Alter der jüdischen Gemeinde zurück. siehe Haenle. Geschichte des Judentums im ehemaligen Fürstentum Ansbach S. 147).
Uffenheim BayrGZ 01071926b.jpg (426144 Byte)Eines Aufzeichnung des Dekanats Uffenheim zufolge waren 1751 dortselbst sieben Judenfamilien, welche 77 Seelen ausmachten. Sie wohnten in der noch bestehenden 'Judengasse'. Im Seligmann Lazarus'schen Haus (Nr. 112) befand sich eine Synagoge, welche dessen Vater ohne 'herrschaftlichen oder magistratischen Konsens', also propria autoritate hatte einrichten lassen. 
Wenn nun Uffenheim im Jahre 1808 nur eine Familie mit fünf Seelen zählte, so beweist dies, dass bis vor die Tore der neuen Zeit der Geist jenes 'Privilegiums' von 1699 noch nachwirkte, nach welchem Uffenheim 'keine Juden mehr aufnehmen braucht'. Anno 1833 noch bestand für Uffenheim nur eine Matrikel und um die musste Salomon Hirsch Forchheimer drei Jahre kämpfen, um von Welbhausen nach Uffenheim ziehen zu dürfen. Man machte dem Gesuchsteller damals geltend, dass 'einem im Stadtbuch enthaltenen, beständigen und unwiderruflichen Privilegio zufolge (§ 2) zu ewigen Zeiten keine Juden mehr in die Stadt aufgenommen werden, die Juden aber, so darinnen in wirklichem Schutz sind, ad dies vitae darin gelassen werden.' Nun die 'ewigen Zeiten' änderten sich bald. 1840 wirkte schon ein jüdischer Arzt in Uffenheim, Dr. Rosenthal; etwas später der 1865 nach München verzogene Advokat Aub. In der Zeit von 1866-1870 nahm die Zahl der Juden in Welbhausen immer mehr ab und die der Uffenheimer zu. Werfen wir darum einen flüchtigen Blick auf die vor den Toren Uffenheims gelegene jüdische Nachbar- und Rabbinatsgemeinde Welbhausen (Anmerkung: als Rabbiner wirkten in Welbhausen: Bierheim, Weimann, Flamm, Haas). 
Während Uffenheim anno 1808 nur eine Matrikel besaß, zählte Welbhausen 36 Familien mit 181 Seelen. Zum Rabbinat zählten die 13 Gemeinden: Welbhausen, Ermetzhofen, Weigenheim, Gnodstadt, Nenzenheim, Bullenheim, Hüttenheim, Sugenheim, Ickelheim, Dornheim, Lenkersheim, Kaubenheim, Burgbernheim. Zur Zeit der Blüte (1820-30) wirkte dort der Parnoß, d.h. Kreisparnoß Simon Schuhmann. Lehrer Königshöfer verlässt Welbhausen am 22. August 1875, da die Schule nach Uffenheim verlegt wurde und im gleichen Jahre siedelte auch das Rabbinat nach Uffenheim über. Der letzte im Rabbinat war Rabbiner Haas, Vater des Kultusvorstandes der Gemeinde Würzburg, des Justizrates Dr. Haas. Rabbiner Haas starb schon am 2. Juni 1878 in Uffenheim. Das Rabbinat Welbhausen wurde 1879 offiziell aufgelöst und seit 1880 gehört Uffenheim zum Distriktsrabbinate Ansbach. Ganz formell blieb Uffenheim zwar noch mit der Zwerggemeinde Welbhausen verbunden (Anmerkung: die verwaiste Synagoge in Welbhausen kaufte Salomon Forchheimer, gestorben 1904 als Holzgroßindustrieller in Nürnberg, Enkel des erwähnten Salomon Forchheimer, der Kultusgemeinde Welbhausen ab als Geschenk für die politische Gemeinde dort. Diese machte daraus ein – Armenhaus!). Nachdem aber in den 1870er Jahren infolge der Gewerbefreiheit auch aus Ermetzhofen, Weigenheim und anderen Orten Familien in Uffenheim zuzogen und deren Zahl bereits auf 12 gestiegen war, konnte man daran denken, einen eigenen Lehrer anzustellen und zwar in der Person des Lehramtskandidaten Abraham Strauß, der nun  - wer hätte es damals gedacht – volle 50 Jahre dort wirkt. Das Jahr 1876, in welchem Schule und Rabbinat von Welbhausen nach Uffenheim übersiedelten, und da man den ersten Lehrer dort anstellte, kann also mit Recht als das Wiedergründungsjahr der jüdischen Gemeinde gelten, nachdem 590 Jahre vorher die erste Judengemeinde in Uffenheim bestand. 1883 gründete man einen Frauenverein, 1886 die Männer-Chevro ('Chevro Kadischa') und 1890 wurde die jetzige Synagoge gebaut. 1885 zählte Uffenheim 18 Familien mit 29 Schulkindern, bei Beginn des Weltkrieges 28 Familien. Sie stellten im Laufe des Krieges nicht weniger als 22 Krieger. Davon waren 14 an der Front, 4 an der Etappe und 4 in der Garnison. Den Heldentod fürs Vaterland starben 4, darunter 2 Brüder, Max und Ludwig Flamm. Die 1919 in der Synagoge enthüllten Gedenktafeln erinnern an die heimgegangenen Söhne und an die übrigen Kriegsteilnehmer der jüdischen Gemeinde. Wenn auch infolge Kriegs, Inflation und Wirtschaftslage die Entwicklung der Gemeinde – wie allerorts- gehemmt wurde, so zählt sie heute doch noch 24 Familien mit 76 Seelen. Die Zahl der jüdischen schulpflichtigen Kinder ist von früher 34 auf 6 herabgesunken. Als Hauptursache der auffälligen Abnahme muss auch in dieser Gemeinde der den Bestand und die Existenz der gesamten deutschen Judenheit bedrohende Geburtenrückgang bezeichnet werden.
Und nun zum Lehrerjubilar!
50 Jahre in einer und derselben Gemeinde, 50 Jahre auf der ersten Stelle, ein halbes Jahrhundert am gleichen Orte, das heißt mit einer Gemeinde verwachsen und verwoben sein, das bedeutet die Lebensarbeit eines Mannes, eines Menschen. Welche Veränderungen und Entwicklungen birgt doch ein solcher Zeitraum in sich, im persönlichen, im familiären, gemeindlichen und privaten leben. Da sieht der Lehrer bereits das 3. Geschlecht unter seinen Augen heranwachsen. Kein Wunder, dass bei solchem festlichen Anlass die Herzen zusammenklingen in jubelnden Akkorden! Strauß, der mütterlicherseits einer Lehrergeneration entstammt, ist am 4. Mai 1858 in Rieneck bei Lohr a. M. geboren, besuchte von 1870-73 die israelitische Präparandenschule Höchberg seines Großonkels Rabbi Lazarus Ottensoßer s.A., dann bis 1876 das Würzburger jüdische Seminar unter dessen unvergesslichem Stifter Distriktsrabbiner S. B. Bamberger s.A. und absolvierte im Juli 1876 am Bayerischen Schullehrerseminar Würzburg. Seitdem amtiert der Jubilar in Uffenheim. Damals wirkte als Vorstand Meier Goldschmidt, ihm folgten Samuel Zucker, Justin Stark, Meier Zucker, Josua Flamm, der erst vor vier Monaten dahinging. Jetzt ist Herr Gustav Stark I. Führer der Gemeinde. Sie alle ohne Unterschied lernten die Wirksamkeit ihres verdienstvollen Lehrers schätzen. Gelegentlich der Neujahrsauszeichnungen 1913 verlieh die Regierung dem Jubilar den Titel 'Hauptlehrer'. Strauß hatte durch seine Unterrichtstätigkeit an der Lateinschule, dem späteren Progymnasium in Uffenheim, ständig Kontakt mit den Schulbehörden, nahm lebhaften und regelmäßigen Anteil an den Fortbildungs- und Bezirkslehrerkonferenzen und wenn die auch im Umkreise tosende Welle des Antisemitismus in Uffenheim nie recht Fuß fassen konnte, so ist das nicht zum geringsten Teile dem Respekte vor der Persönlichkeit des Jubilars zu verdanken. 
Uffenheim BayrGZ 01071926c.jpg (69651 Byte)Bei Begründung des Heimatmuseums war Hauptlehrer Strauß die treibende Kraft und sein eifrigster Förderer. Sein Knabenpensionat, das er 20 Jahre unter Mithilfe seiner ihm gleichgesinnten und gleichstrebenden Gattin führte und das sich eines guten Rufes erfreute, förderte die ihm anvertrauten Zöglinge allseitig und war durchschnittlich von 15 Schülern besucht, sodass 80-100 Jungen ihm als Männer noch dankbar sind. Im jüdischen Lehrerverein Bayerns spielte Hauptlehrer Strauß eine Wolle, sowohl als langjähriges Verwaltungsmitglied – er gehörte diesem bereits 25 Jahre an – wie auch durch seine rege Tätigkeit auf sozialem Gebiete zur Besserung der materiellen Lage seine Amtsbrüder. Last not least sei auch seiner Feder gedacht, die er stets in den Dienst der Schule, des Lehrers, der Allgemeinheit stellte, So blickt der Jubilar, der jahrzehntelang auch wacker an der Verbandssache mittat, auf ein reich gesegnetes Leben zurück. Möge ihm an der Seite seiner Gemahlin wie bisher auch weiter körperliche Rüstigkeit und geistige Frische beschieden bleiben und beiden ein ungetrübter Lebensabend erblühen. Ad multos annos! Der Jubelgemeinde wie dem Jubilare gelten zur bevorstehenden Feier, über die näherer Bericht erfolgt, heute schon die herzlichsten Glück- und Segenswünsche."    

   
Die Feier des Doppeljubiläums am 24. Juli 1926   

Uffenheim Bayr GZ 07081926.jpg (332135 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. August 1926: "Ein Doppeljubiläum in Uffenheim. Der 24. Juli war für die Israelitische Kultusgemeinde Uffenheim und für Herrn Hauptlehrer Strauß ein Ehrentag. 50 Jahre sind vergangen, seitdem in der wieder begründeten Gemeinde Herr Strauß als erster Lehrer und Gemeindebeamter angestellt wurde, die Einrichtung von Unterricht und Gottesdienst in mustergültiger Weise gestaltet und neben dem vor zwei Jahren gestorbenen langjährigen Vorstand Flamm, die Geschicke der jungen Gemeinde in glücklichen und ernsten Tagen gelenkt hat. Die beiden Vorsteher, die Herren Gustav Stark I und Hahn gestalteten den Trostsabbat zum Gedenk- und Ehrentag. Die Teilnahme einer ganzen stadt aber machte das Fest zu einem wahren Kiddusch haschem (Heiligung des göttlichen Namens) der in diesen bitterernsten, für uns Juden oft recht schmerzlichen Zeiten Hoffnungen und Trost erwecken kann. 
Im festlich geschmückten Gotteshaus, einer Zierde des Städtchens, hielt Herr Rabbiner Dr. Munk die Predigt und nannte den Jubilar in Anlehnung an das Jesajawort der Haphtora einen 'Wegebahner' und 'Wegbereitet'. Chorgesänge aus Kindermund erhoben die Andacht und zeigten, wie mit einfachsten Mitteln auch in einer kleinen Gemeinde ein würdiger Gottesdienst geschaffen werden kann. 
Die Hauptfeier vollzog sich im Saal des historisch denkwürdigen Rathauses. Die Stadtgemeinde hatte ihn auf ihre Kosten ausgeschmückt und zur Verfügung gestellt. Der 1. Vorstand der Kultusgemeinde, Herr Gustav Stark, begrüßte die Behörden, die geistlichen Vertreter der christlichen Konfessionen und die zahlreichen Festgäste. Er gab ein Bild von der Entwicklung und dem Aufblühen der Gemeinde und der fünfzigjährigen Tätigkeit des verehrten Lehrers. Als Erinnerungsgabe an diesen Tag überreichte er eine Ehrenurkunde. 
Der Vorstand des Bezirksamtes, Herr Oberregierungsrat von Grundherr zollte dem Jubilar herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung für seine Verdienste als Lehrer und Erzieher in Volks- und Mittelschulen der Stadt. Im Namen des Heimatmuseums, zu dessen Begründern Strauß gehörte, überbrachte er die Ernennung zum Ehrenmitglied.
Der protestantische und katholische Geistliche übermittelten die Glückwünsche ihrer Gemeinden und betonten das friedliche Zusammenleben der Bekenner verschiedenen Glaubens, zu dem das taktvolle und doch zielbewusste Eintreten des jüdischen Lehrers viel beigetragen habe. Das Präsidium des Verbands Bayerischer Israelitischer Gemeinde hatte als besonderen Delegierten das Mitglied des Rates, Herrn Eduard Sander (Kitzingen) zu der Feier entsandt, welcher folgendes ausführte: Der Verband habe die zersprengten Gemeinden zu einer Einheit gesammelt, ihnen nicht bloß die Erhaltung ihrer Einrichtungen erleichtert, sondern ei mit Liebe und innerer Anteilnahme an allen Ereignissen beteiligt. In diesem Sinne überbringe er Gemeinde und Lehrer die Grüße und Glückwünsche des Verbandes. Als Vertreter des israelitischen Lehrervereins sprach Herr Dingfelder (München) zu dem treuesten Mitglied, zu dem arbeitsfrohen Beigeordneten der Verwaltung, der heute die Ernte reifen sehe, auf die er fünfzig Jahre gehofft, gleich dem Sämann des Psalms. Die israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg hatte Herrn Seminaroberlehrer Stoll zum Jubelfeste eines der ältesten Schüler entsandt. Dem Idealismus, dem er aus der Schule in Beruf und Leben mitgenommen, sei er stets gefolgt, einer der dankbarsten Schüler gelte seine stete Fürsorge der Alma mater. Im Namen der Lehrer in Uffenheim sprach der Schulleiter, Herr Oberlehrer Gundel, im Namen der Bezirkskonferenz der Bayerischen Lehrervereins Herr Hauptlehrer Schmidt. Eine besondere Note in der Menge der Reden bildete der Gruß, der Herr Regierungspräsident, Exzellenz Ritter von Zink, aussprach. Er sei wohl der einzige, der im Jahre 1876 als junger Rechtspraktikant und Assistent seines längst in kühler Erde schlummernden Vaters, damals Bezirksamtmann in Uffenheim, der amtlichen Verpflichtung des 18jährigen Lehrers beigewohnt habe. Aus dem jungen Reis, den er als Gärtner in den Boden seiner Heimatstadt gepflanzt, sei ein fruchttragender Baum geworden, unter dem Schatten seiner Zweige sei die Gemeinde wohl geborgen.  
Herr Bürgermeister Mantel feierte in kernigen Worten den Bürger Strauß, der stets hilfsbereit seine Kraft und sein Können ihrem Dienst gewidmet, von allen Einwohnern geachtet und geehrt, Wenn im Kampfe der Parteien, in den Zeiten der Leidenschaften die Stadt Uffenheim eine Insel des Friedens geblieben sei, so sei das in der Hauptsache ein Verdienst von Hauptlehrer Strauß. Ein von einem heimischen Künstler geschaffenes Album mit Bildern von Uffenheim möge als Ehrengabe der Stadt ihn immer an Uffenheim erinnern, das seine zweite Heimat geworden sei. 
Mit herzlichen Dankesworten, in der er persönliche Erinnerungen aus fünfzigjähriger Berufsarbeit einflocht, schloss der Jubilar die Feier, die unvergessen allen Teilnehmern bleiben wird. Der Bezirkslehrerverein, vollzählig versammelt, ehrte sein ältestes Mitglied in besonderer Sitzung durch Festrede, Blumenspende und durch das Lied: 'Brüder, reicht die Hand zum Bunde.'
Ein gemütlicher und gemütvoller Festabend, geleitet von dem 2. Vorstand der Gemeinde, Herrn Hahn, hatte den Charakter eines Familienfestes. Frau Strauß, die treue Lebensgefährtin des Jubilars, fand hier die Ehre als Mitarbeiterin ihres Gatten. Um Vater und Mutter Strauß sammelten sich die Gemeindemitglieder von Uffenheim und der Nachbargemeinde Ermezhofen, jung und alt, fast alle Schüler des Jubilars, deren Jugend von ihm und seiner Lebensgefährtin betreut und gehütet wurde. Vorträge, Lieder und Reigen, ernste und heitere Darbietungen, abgestimmt auf den Festgedanken, gaben dem Freudentag dem Abschluss, die Überleitung von einem Leben gesegneter Arbeit zum Ruhestand, der dem Jubilar winkt. Mit dem Worte eines der Redner wünschen wir: 'Und ihr heiliget das 50. Jahr und verkündet Freiheit im Lande allen seinen Bewohnern, ein Heimbringer ist es  und ein solcher soll es euch sein und bleiben.' S. Dingfelder (München)."  
  
Frankenwinheim Bayr GZ 09021927.jpg (77646 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9. Februar 1927: "Moses Hofmann (Rothenburg), J. Kissinger (Frankenwinheim), Abraham Strauß (Uffenheim) haben 7 x 7 Jahre in einer Gemeinde als Lehrer in der Schule, als Vorbeter im Gotteshaus, als Berater in ihren Gemeinden gewirkt. Hofmann und Strauß sind die ersten Lehrer in neu gegründeten Gemeinden gewesen, sie haben die Einrichtungen des Kultus und der Schule erst schaffen müssen. Ihres Wirkens und Schaffens Geschichte ist die Geschichte ihrer Gemeinden. In solchen kleinen Gemeinden 50 Jahre auszuharren, dazu bedarf es einer seltenen Treue, großer Liebe zum Berufe - und einer Resignation, die manchen Undank und manche Verkennung hinnimmt. Unsere drei Jubilare haben als Jünglinge und Männer in einem Berufe gewirkt, der Hungerlohn und Rechtlosigkeit als Entschädigung bot für Pflichttreue - und erst in späteren Jahren sahen sie Ernten reifen, zu denen sie die Saaten hoffend gestreut."      

            
Dankanzeige Lehrers Abraham Strauß (1926)  

Uffenheim Bayr GZ 07081926b.jpg (34465 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. August 1926: "Anlässlich meines goldenen Dienst- und Ortsjubiläums wurden mir so viele Beweise treue Anhänglichkeit zuteil, dass es mir vorerst nur auf diesem Wege möglich ist, meinen tief gefühlten Dank zum Ausdruck zu bringen. Uffenheim, 26. Juli 1926. A. Strauss Hauptlehrer." 
    
Uffenheim Israelit 02091926.jpg (36322 Byte)Auch in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1926 war ein Hinweis auf das Doppeljubiläum in der Gemeinde Uffenheim erschienen: "Uffenheim, 15. August (1926). Samstag, den 24. Juli feierte die hiesige jüdische Gemeinde das 50jährige Jubiläum ihrer Gründung. Zugleich beging ihr Lehrer, Herr Abraham Strauß sein goldene Dienst- und Ortsjubiläum. Es wird wohl selten der Fall sein, dass ein Lehrer ohne Stellenwechsel vom Seminaraustritt aus 50 Jahre in ein- und derselben Gemeinde tätig ist." 

    
Das jüdische Museum in Uffenheim - beschrieben von Lehrer Abraham Strauß (1927)   

Uffenheim BayrGZ 15041927a.jpg (411698 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1927: "Jüdische Museen. Von Hauptlehrer A. Strauß (Uffenheim). Verhältnismäßig kurz, kaum ein Vierteljahrhundert ist es her, dass man auch jüdische Altertümer würdigte und in Museen zur Schau stellte. Wohl gab es private Liebhaber für dieses Spezialgebiet, aber deren Sammlungen waren der großen Öffentlichkeit nicht zu zugänglich. Erst allmählich, nachdem leider viel kostbares Altgut durch Unverstand und Pietätlosigkeit zerstört oder ins Ausland gewandert war, erkannten führende jüdische Kreise den unermesslich hohen, idealen Wert dieser Reliquien einer reichen jüdischen Geschichte und Kultur auf deutschem Boden und suchten den kostbaren Rest der Heimat zu  sichern und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Diese Bestrebungen, nicht selten unter Mithilfe vorurteilsfreier christlicher Kunstfreunde, führten zur Gründung rein jüdischer Museen, so in Frankfurt am Main und Wien oder zur Einfügung ganzer Sammlungen altsynagogaler Herkunft als eine geschlossene Einheit in schon länger bestehenden, allgemeinen Museen, wie z.B. in Braunschweig, Altona, Göttingen und neuerdings in Darmstadt. In unserer bayerischen Heimat schuf, abgesehen vom Nationalmuseum (München) mit kleinen Ansätzen, das Würzburger Luitpoldmuseum in sehr geeigneten Parterreräumlichkeiten altjüdischer Kunst und Kultur aus Franken eine repräsentable Heimstätte; es sei diesbezüglich nur an die dortselbst eingebaute berühmte Synagoge aus Kirchheim (Bayern) erinnert. 
Es dürfte aber ein zweites Mal kaum vorkommen, dass ein kleines Heimatmuseum wie das in Uffenheim, dessen Sammelgebiet innerhalb der Grenzen eines Bezirksamtes liegt, unter seinen Beständen eine eigene Abteilung jüdischer Antiquitäten aufweist. Freilich war sie bei der Museumsgründung nicht geplant, und erst als unter den Eingängen sich einige Gegenstände jüdischen Gepräges vorfanden, tauchte die Idee auf, die Sammeltätigkeit auch auf diese auszudehnen. Wer den konservativen Sinn unserer jüdischen Bevölkerung auf dem Lande kennt, ihr zähes Festhalten an überkommenen Gebräuchen und den Besitz jüdischer Altkunst, ihre scheu, dinge, die dem Kultus dienen, aus Furcht vor Spott öffentlicher Schau preiszugeben, vermag zu ermessen, dass die Verwirklichung dieser Idee nicht leicht war. Leidenschaftlicher Sammeleifer überwand aber diese und andere Schwierigkeiten und brachte schließlich eine entsprechende Anzahl Gegenstände sakralen und geschichtlichen Charakters zusammen, sodass sie nun ein kleines Zimmer ausfüllen, welches, als ‚Klause eines jüdischen gelehrten’ eine Sehenswürdigkeit des Museums bildet und von den Besuchern mit ehrfurchtsvollem Respekt gewürdigt wird, insbesondere, wenn die Führung geeignete Erklärung gibt. Kostbarkeiten und Raritäten würde man in diesem Raum vergeblich suchen, dagegen sind die hier untergebrachten Überbleibsel einer entschwundenen Zeit nach Form, Inhalt und Herkunft bodenständig, mit der Heimat aufs innigste verwachsen.
In der Voraussetzung, dass sich weitere Kreise für die jüdische Abteilung dieses Museums interessieren, soll der wichtigste Teil nachfolgend beschrieben werden.
Beim Eintritt in den stimmungsvollen Raum bemerkt man die rechts angebrachte ‚Mesusso’, enthaltend im Blechgehäuse die hebräische, pergamentene Pfosteninschrift aus 5. Mose 6,4. Rechts hängt neben dem ‚Zwehl’ (Handtuch) das große zinnene ‚Gießfaß’ mit Becken. Es diente dem hygienisch-rituellen Händewaschen vor jeder Mahlzeit. Solche Waschgefäße waren noch vor 50 bis 60 Jahren fast in jedem jüdischen Hause in Gebrauch. Hart am Eingang steht der primitive, aber charakteristische Opferstock, ‚Hekdesch’ genannt, aus der ehemaligen Synagoge in Burgbernheim. Weiterschreitend sehen wir eine Lithographie von Junker: ‚Gottesdienst der jüdischen Soldaten am Versöhnungstage vor Metz, 1870/71.’ Nun folgen fünf Toramäntelchen und ein Vorhang der hl. Lade, ‚Parouches’ genannt, alle aus feinstem Brokat, die in der ehemaligen Synagoge zu Welbhausen verwendet wurden. Ursprünglich dienten solche kostbare, etwa in der Zeit um 1730 entstandene Stoffe (‚Stuff’) als Brautgewänder. Bald nach der Hochzeit stifteten nämlich die jungen Frauen, zur Erinnerung an den schönsten Tag ihres  Leben, in frommem Sinne das Hochzeitskleid zu sakralen Zwecken in die Synagoge. Daneben steht der ‚Jütschstuhl’. Mit ihm hat es folgende Bewandtnis: Früher fand die ‚Brismiloh’ (Beschneidung) in der Synagoge statt. Zu diesem Zwecke stand ein Stuhl mit zwei Sitzen bereit. Im linken nahm der Gevatter mit dem Kinde Platz, während der recht nur mit einem weißen Kissen bedeckt, für den Propheten Elija frei blieb, der nach jüdischer Altgläubigkeit jeweilig bei dem feierlichen Akte zugegen sei. Das interessante Möbelstück entstammt der früheren Synagoge in Welbhausen, ebenso eine Anzahl anhängender, mehrere hundert Jahre alter, gestickter ‚Wimpeln’. Am Fenster steht der achtzinnige ‚Chanukkaleuchter’, in der bekannten traditionellen Form, aus Zinn gegossen und graviert. Nebenan sehen wir einen weiteren alten Beleuchtungskörper: ‚Blacker’ oder ‚Blender’, aus Messing getrieben, wie solche früher vielfach in Synagogen und Schlössern als Wandleuchter verwendet wurden. Weiterschreitend folgt das, etwa 100 Jahre alte ‚Gebet für den Landesherrn’; damalig für König Ludwig I., Königin Theresa und den Kronprinzen Maximilian, eine gut erhaltene, hebräische, etwa einen Meter lange Pergamentinschrift (Herkunft: Welbhäuser Synagoge). An der nächsten Wand hängt ein altes ‚Misrach’, das verschiedene biblische Darstellungen, sowie Teile des salomonischen Tempels im Bilde wiedergibt. En zweites Exemplar zeigt den Misrach-Gedanken in kabbalistischer Auffassung. Hier hängt auch das kostbarste Stück der ganzen Sammlung, ein ‚Schlach-Monos-Teller’ aus Zinn, in feinster Ziselierarbeit, um 1600 gefertigt. Mit solchen mehr oder weniger wertvollen Zinntellern, die häufig eine entsprechende jüdische Inschrift tragen, wurden am Purimfeste den Freunden Geschenke in Haus geschickt. Der Usus, im Buche Ester angeordnet, ist in frommen Familien noch heute gebräuchlich. Diesem östlichsten reiht sich das kulturgeschichtlich bedeutendste Objekt der Abteilung an: ‚Schutzbrief’ für den neuangehenden Schutzjuden Elkan David zu Markt Leukersheim, a.d. 2. August 1776, ausgestellt in Markt Ipsheim, Kgl. Preußisches Kastenamt Hoheneck’. Das gut erhaltene Dokument einer schimpflichen Ausnahmestellung unterer Glaubensgenossen in vergangenen Jahrhunderten verdankt das Museum Herrn Lehrer Strauß in Windsheim.
Uns zur Mitte des Raumes wendend, sehen wir den mit einem ‚Tallis’ (Gebetmantel) halb verdeckten alten Sessel. Hart am Tischrande liegt ein aufgeschlagener ‚Talmud’-Foliant, zwischen den beiden Druckseiten eine alte große Hornbrille, als sei sie vom ‚Gelehrten’ eben erst hingelegt worden. Auf dem Tische selbst steht nebenan das schöne Exemplar eines zinnenen Schreibzeugs. Als sein Zubehör interessieren 1. der Stempel des ehemaligen Distriktsrabbinates Welbhausen, 2. ein Siegelring mit hebräischer Inschrift und den Insignien des Levitenstammes, 3. ein Siegelstock mit den Innungszeichen der ‚Seiler’. Die beiden letzten Stücke entstammen einer jüdischen Familie in Weigenheim, die etwa hundert Jahre lang das Seilerhandwerk betrieb und deren Mitglieder heute noch die ‚Seiler’ genannt werden. Auf dem Tische stehen ferner drei schön gedrehte Messingleuchter aus der früheren Synagoge in Obernzenn und eine ‚Zedokoh-Büchse’, die ehemals in keinem jüdischen Hause fehlte.
Uffenheim BayrGZ 15041927b.jpg (143909 Byte) Als bemerkenswert sei noch erwähnt ein sehr alter ‚Schofar’, Widderhorn, verwendet beim Gottesdienst des Neujahrsfestes, ferner eine ‚Megillo’ im Holzfutteral, in Form einer Torarolle, das Buch Ester enthaltend. Schließlich erregt noch eine mehrere hundert Jahre alte ‚Pessach-Hagada’ in Großfolio, mit Bildern verziert, in Sulzbach gedruckt, unsere besondere Aufmerksamkeit. Leider ist das wertvolle Exemplar sehr stark beschädigt.
So begrüßenswert de Errichtung solcher jüdischer Abteilungen in bestehenden Provinz- oder Bezirksmuseen auch sein dürfte, insbesondere, weil sie zur Aufklärung und Beseitigung mancher Vorurteile in ländlichen, nichtjüdischen Kreisen beitragen, so kann das Uffenheimer Vorbild doch nicht zur Nachahmung empfohlen werden, Die Gefahr einer Zersplitterung ist zu groß, wenn jüdischer Altertümer, die doch gemeinsames Idealgut der jüdischen Gesamtheit sein sollte, zwar pietätvoll verwahrt, aber ihres Zusammenhangs beraubt und in einer Anzahl entlegener Städte verstreut sind. Alle Museen haben neben dem der Besichtigung gesammelter Kunstschätze doch auch einen anderen – und zweifellos den wichtigsten – Zweck: Der Wissenschaft und Belehrung zudienen. Dass er hauptsächlich nur erreicht wird in der vom Fremdenstrom umfluteten Großstadt, dort wo sich Universität und Staatsbibliothek, Bildergalerien, berühmte Kunstsammlungen aller Art befinden, ist ohne weiteres klar. Dasselbe gilt, nur in noch höherem Maße, für jüdische Museen. Deshalb sollten von nun an alle Reliquien unserer heimischjüdischen Kultur, Geschichte und Kunst, soweit sie nicht schon eine Heimstädte in Museen gefunden haben in ein Zentralinstitut gebracht werden, dessen Sitz für unsere engere Heimat naturgemäß nur Bayerns Landeshauptstadt sein könnte. 
Die Erörterung dieses Projekts, der Gründung eines jüdischen Museums in München, soll einem weiteren Artikel vorbehalten sein."

    
Abraham Strauß wird Ehrenmitglied des Bezirkslehrervereins Uffenheim (1928)

Uffenheim BayrGZ 15041928.jpg (67260 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1928: "Seltene Ehrung. Unser Verwaltungsmitglied, Hauptlehrer a.D. Abraham Strauß in Uffenheim, wurde vor kurzem unter Überreichung einer künstlerisch ausgestatteten Ehrenurkunde zum Ehrenmitglied des Bezirkslehrervereins Uffenheim (Gruppenverband des Bayerischen Volksschullehrervereins) ernannt. Der Bezirkslehrerverein hielt aus diesem Anlasse eine besondere Feststizung ab. Gleichzeitig wurde dem Geehrten auch die Anerkennung des Kreisvereins Mittelfranken für seine langjährige, treue und hingebende Mitarbeit im Bayerischen Lehrerverein ausgesprochen. Wir geben von diesen Vorgängen umso lieber Kenntnis, als wir in ihnen zugleich ein Zeichen dafür erblicken, dass in einer Zeit, in der sonst allenthalten Gegensätze und Trennungspunkte in den Vordergrund gerückt werden, doch auch ideale Arbeit im Dienste des Ganzen und wahraft kollegiales Zusammenwirken ihre Würdigung finden."

  
Zum Tod des Lehrers Abraham Strauß im Februar 1931 

Uffenheim BayrGZ 01031931.jpg (35373 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1931: "Uffenheim. Einen schweren Verlust hat die hiesige Kultusgemeinde durch das Hinscheiden ihres langjährigen allverehrten Hauptlehrers Abraham Strauß erlitten. Die Beerdigung fand am Freitag, den 6. Februar, statt. Am Grab dankte Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk dem Entschlafenen für seine segensreiche Tätigkeit. Wir verweisen auf den ausführlichen Nachruf in der nächsten Nummer der 'Mitteilungen' der Jüdischen Lehrervereins."
     
Uffenheim BayrGZ 01041931.jpg (179509 Byte)Artikel in der Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung vom 1. April 1931:  Abraham Strauß s.A. 
"Als in den ersten Tagen des Februar die Nachricht von dem Hinscheiden unseres lieben Strauß durch die bayerischen Lande ging, da ergriff tiefe Trauer nicht nur die Mitglieder seiner Gemeinde und die Angehörigen seines Vereines, sondern auch darüber hinaus, weite Kreise der jüdischen Gemeinschaft unseres Vaterlandes. Abraham Strauß war ja durch jahrzehntelange öffentliche Tätigkeit für das Gesamtjudentum als markante Führerpersönlichkeit bekannt. Wenn es auch unmöglich ist, ein umfassendes Bild von seiner Tätigkeit als jüdischer Führer zuzeichnen, so muss doch sein energisches, zielbewusstes Eintreten für die Zusammenfassung der jüdischen Gemeinden Bayerns zu einem lebenskräftigen Gesamtverbande hier besonders erwähnt werden.
Aber so lebhaft er sich auch für alle jüdischen Angelegenheiten mit ungewöhnlichem Interesse einsetzte, seine ganze Liebe gehörte seinen Berufsgenossen, denen er Berater, Freund und Führer war. In seltener Treue und aufopfernder Hingabe widmete er sich den Aufgaben unseres Vereines, dessen Verwaltung er seit 1903 als Mitglied und seit 1928 als Ehrenmitglied ununterbrochen angehörte. Wie wenige hatte Strauß die Tragik des jüdischen Religionslehrers, seine materielle und soziale Notlage und die damit verbundene unwürdige Abhängigkeit schon in früher Zeit empfunden. Das Bewusstsein geschehenen Unrechts rief ihn auf den Plan und machte ihn zu einem Kämpfer für das Recht. So wurde er zu einem anerkannten Lehrerführer. Wen man die Namen der Treuen nennt, die unter Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit für die Hebung des Lehrerstandes eintraten so wird man auch den Namen Strauß nicht vergessen.
Einen besonderen Einfluss übte Strauss auf die jungen Kollegen aus, die in seinem Bezirke amtierten die er mit Begeisterung für die Ideale des Lehrerberufes zu erfüllen verstand. Sie werden dem väterlichen Freunde ein ganz besonderes Andenken bewahren.
Von der außerordentlichen Verehrung und Hochachtung, deren sich der Heimgegangene erfreute, legte die Beerdigungsfeier beredtes Zeugnis ab.
Im Namen des Vereins sprach Seminardirektor Stoll (Würzburg) dem Heimgegangenen Worte des Dankes und warmer Anerkennung. Im Namen der Israelitischen Kultusgemeinde Uffenheim dankte Kollege Frank für all das, was der Entschlafene in seiner 50jährigen Tätigkeit als Mitbegründer, Führer und Förderer der Gemeinde geleistet hat. Brückheimer entbot den Dank der Nachbargemeinde Marktbreit. Namens des Bezirkslehrervereines nahm Hauptlehrer Schmidt (Welbhausen) Abschied von dem hochverehrten Freunde. Bezirksrabbiner Dr. Munk und der Vorstand des Bezirksamtes würdigten in eindrucksvoller Weise die Verdienste des Dahingeschiedenen.
Ein Gedicht, das Kollege Frank seinem Amtsvorgänger widmete, werden wir in einer der nächsten Nummern zum Abdruck bringen.
Liebe und Treue hat Strauß in reichem Maße gesät; wir werden seiner in Liebe, Treue und dankbarer Verehrung stets gedenken.  M. Rosenfeld   M. Adler."   
   
Uffenheim Israelit 12031931.jpg (208320 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1931: "Uffenheim, 15. Februar (1931). Am 6. Februar, dem 19. Schewat (= 6. Februar 1931), hat man Hauptlehrer Abraham Strauß - seligen Andenkens - dahier zur letzten Ruhe gebettet. Mit ihm ist eine der ältesten und stärksten Säulen der bayerischen-jüdischen Lehrerschaft gefallen. Gehörte er doch zu den wenigen Letzten, die noch zu den Füßen des 'Reb Loser' in Höchberg saßen. Mit welcher Frische und Begeisterung wusste Strauß noch in den letzten Wochen seines Lebens von dem Talmudunterricht dieses seines verehrten Großonkels zu erwählen, wie auch von dem 'alten Würzburger Raw Seligmann Bär Bamberger, dessen Schüler er war. Vor nahezu 5 Jahren durfte er das seltene Fest des 50jährigen Dienst- und Ortsjubiläums begehen, bei dem ihm von allen Seiten hohe Ehrungen zuteil wurden. In Lehrer-, wie überhaupt in allen Freundes- und Bekanntenkreisen hatte man die trefflichen Eigenschaften, die erprobten Fähigkeiten und Kenntnisse dieses tüchtigen Mannes erkannt und anerkannt, wenn auch infolge seiner Bescheidenheit von seiner reichen Tatenfülle nur verhältnismäßig wenig bis in die breite Öffentlichkeit gedrungen ist. Die seltene Beliebtheit und Hochachtung, deren sich der Verewigte in allen Bevölkerungskreisen erfreuen durfte, kam in der ungewöhnlich zahlreichen Beteiligung an seinem Leichenbegängnis deutlich zum Ausdruck. An seiner Bahre widmete zunächst Herr Rabbiner Dr. Munk - Ansbach seinem treuen Mitarbeiter und klugen Berater einen ergreifenden Nachruf. Amtsnachfolger Frank nahm von dem väterlichen Freund und Vorgänger in rührenden Worten letzten Abschied. Er dankte im Namen der Israelitischen Kultusgemeinde Uffenheim, deren Mitbegründer, Führer und Förderer Strauß war, für die treuen, aufopfernden Dienste, die ihr der Verklärte in 50jähriger segensreicher, hingebungsvoller Tätigkeit leistete. Seminardirektor Stoll - Würzburg beklagte in dem Verblichenen einen der Besten des 'Israelitischen Lehrervereins für Bayern', dessen langjähriger Mitarbeiter und Berater er war. Lehrer Brückheimer - Marktbreit wusste dem Heimgegangenen Dank für die religionsunterrichtliche Betreuung seiner Gemeinde während des Krieges. Tief bewegt nahm der Vorsitzende des Bezirkslehrervereins Uffenheim (Hauptlehrer Schmidt - Welbhausen), dessen Ehrenmitglied Strauß war, im Namen des Bayrischen und deutschen Lehrervereins letzten Abschied von seinem geliebten Kollegen und freund, dessen Heimgang einen schmerzlichen Verlust für den Bezirkslehrerverein bedeute. Die verdienste des Verblichenen um Heimatschutz und Heimatpflege würdigte in edler Form Bezirksamtmann Dr. Mallia. Er dankte im Namen des Vereins 'Heimatmuseum Offenheim und Umgebung' wie im Namen des Bezirksamtes Uffenheim, in herzlichen Worten für seine kluge Beratung und rührige Mitarbeit, die er in dem Heimatmuseum als Mitbegründer, Förderer und Ausgestalter angedeihen ließ. 
Unendlich groß ist der Verlust, den die bayerische Judenheit durch den unerwarteten Tod dieses trefflichen Mannes erlitten. In Liebe und Verehrung wird man allezeit seiner gedenken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Gedicht "Zum ehrenden Andenken an Hauptlehrer Abraham Strauß - gewidmet von S. Frank (Uffenheim) (1931)
    

Uffenheim BayrGZ 15051931.jpg (66747 Byte)Beitrag in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1931.     
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.    
Uffenheim BayrGZ 15051931a.jpg (88776 Byte)    

    
Zum Tod von Frau Clothilde Strauß, der Witwe von Lehrer Strauß (1935)
  

Uffenheim Israelit 07031935.jpg (104953 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1935: "Würzburg, 4. März (1935). Im Altersheim dahier verschied nach ganz kurzer Erkrankung Frau Hauptlehrer Chlothilde Strauß. Wer weiß, in welchem hohen Ansehen ihr vor vier Jahren heimgegangener Gatte - er ruhe in Frieden - in Bayern stand, sowohl im Jüdischen Lehrerverein, als im Gemeindeverband und insbesondere in seiner Gemeinde Uffenheim, woselbst er mehr als fünfzig Jahre gewirkt und geschafft, der wird begreifen, wie ein Abglanz des Ansehens auch auf die jetzt Heimgegangene fällt. Stand sie doch in allem und allem ihrem Gatten helfend und sorgend, stützend und stärkend zur Seite, förderte mit ihm alle ideellen und jüdisch-idealen Ziele. Kindersegen blieb der Heimgegangenen versagt. Aber Hunderte von ehemaligen Zöglingen, die jetzt im besten Mannesalter stehen, erfahren mit aufrichtiger Teilnahme vom Tode ihrer einstigen Pflegemutter, die gemeinsam mit Hauptlehrer Strauß, Uffenheim im dortigen 'Pensionat' se in aufopfernder Liebe betreute. Die Beisetzung fand in Ermetzhofen statt, an der Seite des seligen Gatten; Lehrer Gallinger, Uffenheim, würdigte die Verdienste der wahren wackeren Frau und deren friedliches, vornehmes Wesen. Als Familienfreund fand Herr Ansbacher, Würzburg warme Worte des trauernden Gedenkens, zugleich für die in weiter Ferne, in Palästina weilenden Anverwandten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
  
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. März 1935: "In Würzburg starb vor einigen Tagen die Witwe unseres früheren Ehrenmitgliedes der Verwaltung Abraham Strauß in Uffenheim, Frau Clothilde Strauß. An den großen Verdiensten, die sich ihr Mann in jahrzehntelanger hingebender Arbeit um den Verein erworben hat, hat auch die Heimgegangene ihren bedeutenden Anteil. Sie war insbesondere jungen Lehrern, die in der Gegend von Uffenheim amtierten, wie zum Beispiel dem Schriftleiter, stets eine mütterliche Freundin. Ehre ihrem Andenken!"   

  
Lehrer Gallinger wechselt von Uffenheim nach Hörstein (1935)     

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1935: "Personalia. Lehrer Gallinger von Uffenheim übernahm die private Volksschulstelle in Hörstein, Kollege Possenheimer in Hörstein trat eine Stelle in Lübeck an. Lehrer Fritz Levy - Rockenhausen wurde an die Gartenbauschule Ahlem bei Hannover berufen."       

   
   
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
 
Gerichtliche Klärung im Blick auf eine Beisetzung im jüdischen Friedhof in Ermetzhofen (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1901: "München, im Juli (1901). Durch Beschluss des Bezirksamts Uffenheim vom 27. Juni vorigen Jahres war der Anspruch der israelitischen Kultusgemeinde Ermetzhofen gegen die Handelsmannswitwe Sara Schmalgrund von Uffenheim auf Entrichtung einer Gebühr zu 37 Mark für die Beerdigung ihres verlebten Ehemanns Abraham Schmalgrund im israelitischen Friedhofe von Ermetzhofen als unbegründet abgewiesen worden, weil den in Uffenheim wohnenden Israeliten von jeher ein bisher unbestrittenes Recht auf unentgeltliche Beerdigung in diesem Friedhofe zustand. 
Die gegen den bezirksamtlichen Beschluss von der Kultusgemeinde Ermetzhofen eingelegte Beschwerde wurde vom Verwaltungsgerichtshof kostenfällig verworfen unter Festsetzung der Beschlussgebühr auf 20 Mark. Nach den Entscheidungsgründen steht den in und um Uffenheim wohnenden Israeliten seit Jahrhunderten ein benutzungsrecht an dem in der Ermetzhofener Dorfgemarkung liegenden Friedhofe zu und ist dieses Recht im Kultusverbande begründet, welcher als Begräbnisverband dem öffentlichen Rechte angehört. Der Beerdigungsverein Uffenheim reicht in das Jahr 1727 zurück und umfasst auch die in Uffenheim ansässigen Israeliten. Die Zahl derselben ist beständig im Wachsen begriffen, wogegen die Zahl der in Ermetzhofen wohnenden selbständigen Israeliten auf zehn herabgesunken ist, sodass diese Gemeinde ihre Existenzberichtigung verloren hat; so lange aber in Uffenheim keine neue Kultusgemeinde sich gebildet hat, steht die Berechtigung der Israeliten auf unentgeltliche Friedhofbenutzung außer Zweifel, weshalb der Anspruch gegen Sara Schmalgrund auf Bezahlung von 37 Mark mit Recht zurückgewiesen wurde."   

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
   
Der Sohn von Siegmund Kirschbaum wird nach Kaiser Friedrich benannt (1889)    

Uffenheim Israelit 08041889.jpg (17531 Byte)Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1889: "Ein Denkmal für Kaiser Friedrich. Den Rufnamen Friedrich erhielten: Söhnchen des Herrn Siegmund Kirschbaum in Uffenheim (mitgeteilt von Herrn Mohel [= Beschneider] Sonn in Marktbreit)." 

   
90. Geburtstag von Samuel Zucker (1911)   

Uffenheim FrfIsrFambl 12041911.jpg (15857 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. April 1911: "Uffenheim (Bayern). Samuel Zucker feierte am 3. April seinen 90. Geburtstag. Vor vier Jahren beging er die goldene Hochzeit."  

    
Zum Tod von Max Flamm als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg (1915)   

Uffenheim Israelit 18031915.jpg (72676 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1915: "Uffenheim, 7. März (1915). Am 16. Februar fand den Heldentod im Kampfe fürs Vaterland Herr Max Flamm von hier, Unteroffizier der Landwehr. Kurz zuvor schon einmal leicht verwundet, ging er, getreu seiner Pflicht, wieder in die Front, bis ihn bei einem Gefecht in den Argonnen der Tod ereilte. Mit Max Flamm scheidet nicht nur ein Mann von aufrechtem Charakter, der sich die Herzen aller, die ihn kannten, gewann, sondern auch ein guter Jehudi, der die Lehren des Vaterhauses mit ins Leben genommen hatte. Um ihn trauert neben seinen Angehörigen eine große Zahl von Freunden und Bekannten, die ihm ein liebevolles Andenken bewahren werden. Seine Seele sei eingebunden im Bund des Lebens." 

   
Anzeige zur Verlobung von Hedwig Flamm mit Isi Benjamin (1921)     

Uffenheim Israelit 02061921.jpg (30460 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Statt Karten. Hedwig Flamm - Isi Benjamin. Verlobte.  Uffenheim - Bayern / Frankfurt am Main, Breitegasse 29 / Archshofen, Württemberg. Mai 1921."

   
Silberne Hochzeit des Gemeindevorstehers,  Kaufmann und Stadtrat Gustav Stark und Rosa geb. Fröhlich (1927)

Uffenheim BayrGZ 19091927.jpg (23857 Byte) Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927: "Uffenheim. Der Vorstand der Kultusgemeinde, Herr Kaufmann und Stadtrat Gustav Stark I., beging heute mit seiner Ehefrau Rosa geb. Fröhlich aus Thüngen, das Fest der silbernen Hochzeit. Aus diesem Anlass wurde dem Jubelpaar in der Synagoge eine entsprechende Ehrung zuteil." 

    
91. Geburtstag von Cilli Liebreich (1933)
       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1933: "Uffenheim, 10. November (1933). Das seltene Fest des 91. Geburtstages konnte am 18. November Frau Cilli Liebreich, die älteste Frau des ganzen Bezirks, in gottbegnadeter körperlicher und geistiger Frische begehen. Der Jüdische Frauenverein ehrte seine Seniorin durch ein kleines Fest und ernannte sie unter Überreichung einer Ehrenurkunde zum Ehrenmitglied. Herr Lehrer Gallinger feierte hierauf die Jubilarin in einer tiefempfundenen Ansprache als Vorbild einer echten jüdischen Frau und Mutter mit dem Wunsch. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

   

Regelmäßig inserierte die Mazzoth-Fabrik in überregionalen jüdischen Zeitschriften: 
nachstehend Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1902, 17. Januar 1907 und 8. Januar 1925
(der hebräische Begriff rechts von "Bäckerei" meint Mazzot = Mazzen, hebräisch von rechts nach links gelesen also: Mazzen-Bäckerei).
 Uffenheim Israelit 03021902.jpg (28159 Byte) Uffenheim Israelit 17011907.jpg (31080 Byte) Uffenheim Israelit 08011925.jpg (47410 Byte)
     
     
Zum 70. Geburtstag des Firmengründers Josua Flamm (1921)    
Uffenheim Israelit 06101921.jpg (55012 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921: "Uffenheim, 22. September (1921). Gestern beging Herr Josua Flamm, Inhaber der bekannten Mazzenfabrik, in körperlicher und geistiger Frische seinen 70. Geburtstag, aus welchem Anlass er aus der Nähe und Ferne mit Aufmerksamkeiten bedacht wurde. Insbesondere war es die Kultusverwaltung, die dem Gründer der Gemeinde, ihrem langjährigen Führer und Vorstand, in dankbarer Erinnerung seiner vielen Verdienste, entsprechende Ehrungen zuteil werden ließ. Möge es dem Jubilar, der eine Zierde des orthodoxen Judentums bildet, beschieden sein, noch eine lange Reihe von Jahren im Dienste der Gemeinde und des Gesamtjudentums wirken zu können".   
  
Uffenheim AZJ 11111921.jpg (28550 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. November 1921: "In Uffenheim beging Herr Josua Flamm, Gründer und langjähriger Vorstand der Kultusgemeinde, seinen 70. Geburtstag, aus welchem Anlasse ihm entsprechende Ehrungen zuteil wurden."
 
    
Zum Tod von Josua Flamm (1926)      
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1926:  "Uffenheim, 8. April (1926). Der über die Grenzen Bayerns hinaus als streng religiöser Jehudi, wie solche leider in den Landgemeinden immer seltener werden, bekannte ehemalige Kaufmann Herr Josua Flamm dahier, wurde im 75. Lebensjahre aus dieser Welt abberufen. Flamm war Gründer und langjähriger Vorstand der hiesigen Kultusgemeinde, der Erbauer ihrer Synagoge, fast ein halbes Jahrhundert Chasan an den ehrfurchtgebietenden Tagen (= hohe Feiertage im Herbst) und Förderer aller religiösen Institutionen. Er verfügte neben einem gediegenen profanen über ein bedeutendes religiöses Wissen, war, wie ein Fachmann, in allen rabbinischen Entscheidungen bewandert und erfüllte das Schriftwort (Josua 1,8): 'und du sollst sinnen darüber Tag und Nacht'. S. R. Hirschs Werke waren seine ständigen Begleiter. Im Sinne des eigenen Lebenswandels, getreu den Traditionen der ihm verwandtschaftlich nahestehenden Familie des alten Würzburger Raw Seligmann Bär Bamberger - seligen Andenkens - erzog er mit Hilfe der ihm vor 15 Jahren im Tod vorausgegangenen ebenbürtigen Gattin seine Kinder in gleich religiösem Geiste. Zwei seiner hervorragenden Söhne starben im Weltkrieges, wie die Vorgesetzten dem Vater berichteten 'als religiöse Juden und tapfere Soldaten'. Josua Flamm war viele Jahre Stadt- und Armenratsmitglied. Sein Ableben löste in der Gesamtbürgerschaft tiefstes Bedauern aus, wie solches bei der Beerdigung durch außergewöhnliche Teilnahme sich ehrend kundgab. Infolge der Feiertage konnte der stellvertretende Distriktrabbiner, Herr Dr. Weinberg aus Neumarkt i.O., dem herben Verluste, den Stadt, Kultusgemeinde und das gesamte Judentum erlitten, nur in wenigen Worten Ausdruck geben, ebenso Herr Hauptlehrer Strauß auf dem Friedhofe in Ermetzhofen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     
   
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Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1931      

Die Bäckerei der Firma Flamm befand sich in der Schlossstraße. Bis heute sind in der ehemaligen Backstube die Backöfen zu sehen.     
    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge         
      
Im Mittelalter und den Jahrhunderten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist zu keiner Zeit von einem Betsaal oder einer Synagoge die Rede.  
       
Kurze Zeit nach 1876 wurde zunächst ein Betsaal ('Betlokal') eingerichtet. Am 4. Juni 1887 fassten die Uffenheimer Juden den Beschluss "zur Erbauung der Synagoge resp. zur Aufbringung der Mittel hiezu, um die Genehmigung einer Lotterie für Mittelfranken bei der königlichen Regierung nachzusuchen". Der Antrag wurde am 14. Juni 1887 eingereicht und durch den königlichen Bezirksamtmann Schimpf ausdrücklich befürwortet. Am 25. Oktober 1889 kauften die Gemeindeglieder Meier Zucker, Josua Flamm und Meier Goldschmied von Christoph David Ritter für 1.002 Mark einen Bauplatz in der späteren Ringstraße, um darauf eine Synagoge errichten zu können. Bezirksbaumeister Strebel aus Windsheim zeichnete die Baupläne. Für den Neubau wurden 24.000 Mark Gesamtkosten veranschlagt. Die Pläne Strebels wurden vom Königlichen Bezirksamt befürwortend weitergeleitet; am 13. Dezember 1889 kam die Baugenehmigung.  Von Januar 1890 an konnte die Synagoge erbaut und bereits am 5. September 1890 durch Bezirksrabbiner Grünebaum aus Ansbach feierlich eingeweiht werden.   
  
Die Einweihung der Synagoge in Uffenheim (1890)     

Uffenheim Israelit 18091890.jpg (71028 Byte)Bericht von der Synagogeneinweihung aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1890:  "Uffenheim (Synagogenweihe). Freitag Mittag wurde dahier die von der hiesigen Kultusgemeinde neuerbaute Synagoge eingeweiht. Zu dieser einfachen, aber erhebenden Feier waren auf Einladung die Herren Beamten, Geistlichkeit, Magistrat, Gemeindekollegium, sowie sehr zahlreiche Einwohner erschienen. Nachdem von den Herren Sängern des Bürger-Vereins der Choral 'die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' vorgetragen, übergab der Kultusvorstand Herr M. Goldschmidt, den Schlüssel an Herrn Bezirksamtmann Zinn, welcher nach einer trefflichen Ansprache sodann die Synagoge eröffnete, worauf der hochbetagte Rabbiner Herr Grünebaum von Ansbach die Festpredigt, die allgemeine Anerkennung fand, abhielt. Der von erwähnten Herrn Sängern vorgetragene Choral 'Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehre', schloss die würdige Feier". 
    
Ein ähnlicher Bericht erschien in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" am 26. September 1890: 
Uffenheim AZJ 26091890.jpg (39784 Byte)"In Uffenheim (Pfalz) wurde am vorigen Freitag die neuerbaute Synagoge der Kultusgemeinde eingeweiht. Nachdem von den Sängern des Bürger-Vereins der Choral 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' vorgetragen, übergab der Kultus-Vorstand den Schlüssel an Herrn Bezirksamtmann Zinn, welcher nach einer trefflichen Ansprache sodann die Synagoge eröffnete, worauf der hochbetagte Rabbiner Grünebaum von Ansbach die Festpredigt hielt."

    
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920 wurden in der Synagoge Gedenktafeln für die Gefallenen und die Kriegsteilnehmer der jüdischen Gemeinde angebracht.  

Uffenheim Israelit 08071920.jpg (77991 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1920: "Uffenheim, 18. Mai. Vor einer großen Anzahl von Gästen und fast sämtlichen Mitgliedern der israelitischen Kultusgemeinde fand am Sonntag die feierliche Einweihung zweier Kriegserinnerungstafeln in der hiesigen Synagoge statt. Ein Doppelquartett unter Leitung des Dirigenten Hoffmann eröffnete die Feier mit dem Begrüßungsgesang 'Boruch habbo'. Hierauf predigte Herr Distriktsrabbiner Dr. Brader in erhebender Rede über die Worte der Weisen: 'Auf drei Grundsäulen steht die Welt: Friede, Wahrheit und Gerechtigkeit'. Dann ergriff Herr Hauptlehrer Strauß das Wort und dankte zunächst allen Spendern der inzwischen enthüllten beiden Gedenktafeln, verlas die Namen der gefallenen Helden und zeigte an Hand einiger an die betreffenden Eltern gerichteter Briefe von Vorgesetzten, mit welcher Hingabe sie jederzeit für ihr Vaterland gestritten und wie sie nun auch ihr blühendes junges Leben mutig für die geliebte Heimat geopfert hätten. Die Tafeln der Kriegsteilnehmer enthält 21 Namen."      

     
Bis 1938
war die Synagoge Zentrum der jüdischen Gemeinde. Nachdem fast alle jüdischen Gemeindeglieder verzogen beziehungsweise ausgewandert und die Gemeinde im Oktober 1938 aufgelöst war, musste die Synagoge für 2.000 Mark an die Stadt zwangsverkauft werden. Über eine Schändung, Zerstörung oder Verwüstung beim Novemberpogrom 1938 ist nichts bekannt. Allerdings wurde die ehemalige Synagoge damals offenbar schon von der Hitlerjugend zum Bau eines Gleitseglers der Fliegerortsgruppe benützt und einige Zeit später (noch 1938 oder 1939?) durch einen Maurermeister fachmännisch abgebrochen. Die Steine wurden für den Bau von "Behelfswohnheimen" verwendet. In einer Menschenkette sollen die Steine bis zum Parteihaus in der Bahnhofstraße gebracht worden sein; dahinter wurde ein solches Behelfswohnhaus gebaut. Weitere Behelfswohnheime entstanden auf der gegenüberliegende Seite des Metzgerbaches in der Alten Bahnhofstraße, wo 1940 die ersten Flüchtlinge aus dem Saarland untergebracht wurden. 
  
Nach 1945 wurden auf dem Synagogengrundstück Wohnhäuser erbaut. Eine Informationstafel und ein steinernes Mahnmal erinnern heute an die ehemalige Synagoge in der Ringstraße.  
  
  
Adresse/Standort der SynagogeRingstraße 20 und 22.      
   

  
Fotos / Abbildungen   

Uffenheim Synagoge 003.jpg (46486 Byte) uffenheim Synagoge 004.jpg (85831 Byte) Uffenheim Synagoge 005.jpg (67208 Byte)
Historische Karten von Uffenheim mit der Synagoge Blick auf Uffenheim; links die 
Kuppel der Synagoge
 
    
Uffenheim Synagoge 002.jpg (100372 Byte) uffenheim Synagoge 006.jpg (21623 Byte)  
Die ehemalige Synagoge in Uffenheim (Vergrößerungen aus historischen Karte. 
Quelle für den Ausschnitt links: Georg Schöck in www.synagogen.info
rechter Ausschnitt aus der Karte oben 
   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

November 2010: Erinnerung an die jüdische Geschichte in der Stadt in einem Artikel der "Main-Post"     
Foto links: Beschämend: Vier jüdische Männer wurden am 14. Oktober 1938 ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Viele Uffenheimer schauten dabei seelenruhig zu.    
Artikel in der "Main-Post" vom 25. November 2010 (Artikel): "Erinnerungen an jüdisches Leben
Juden in Uffenheim: Erinnerungen an jüdisches Leben finden sich heute kaum noch in der Stadt. Spuren wurden beseitigt, Unterlagen beim Rathausbrand vernichtet. Dabei liegen die Ursprünge am Anfang des 13. Jahrhunderts. 

Der 14. Oktober 1938 ist ein schauriger Tag. Jakob Schmalgrund, Leopold Hahn, Emil Liebreich und ein weiterer Jude, dessen Name nicht bekannt ist, werden in einer Stimmung der Überlegenheit verhaftet und erst einmal im Uffenheimer Gefängnis eingesperrt. Ein paar Stunden später bildet sich ein langer Zug. Zwei Buben gehen an der Spitze. Sie tragen Schilder mit der Aufschrift 'Auszug aus dem gelobten Land' und 'Eiliges Ausfuhrgut aus Uffenheim in Deutschland an den Völkerbund für Väterchen Stalin'. 
Begleitet werden sie von Polizisten und SA-Männern und vielen Schulkindern. Sie bringen die vier Gefangenen zum Bahnhof. Von hier aus werden sie mit der Deutschen Reichsbahn ins Konzentrationslager nach Dachau deportiert. Sechs Tage später löst sich die israelitische Kultusgemeinde Uffenheim auf.
Auch wenn heute nicht mehr viel an ein jüdisches Leben in der Kleinstadt erinnert, lebten Anfang des 20. Jahrhunderts mehr als 100 Juden in Uffenheim. Die jüdische Gemeinde wuchs stetig. 1910 gab es 104 Juden in der Stadt – ein Anteil von 4,4 Prozent bei 2389 Einwohnern. Georg Schöck, vor seiner Zeit als Bürgermeister war er als Realschullehrer für Deutsch und Geschichte tätig, hat sich auf Spurensuche begeben, ältere Mitbürger nach ihren Erinnerungen befragt und historische Unterlagen entdeckt. 
Eine Informationstafel und ein steinernes Mahnmal erinnern heute an die einstige Synagoge in der Ringstraße. Der Bürgerverein singt zur Einweihung am 5. September 1890 in hebräischer Sprache, Distriktsrabbiner Grünbaum aus Ansbach hält die Festpredigt, der königliche Bezirksamtmann Zink lobt die Synagoge als ein prächtig gelungenes Gebäude und Uffenheims damaliger Bürgermeister spendet 400 Mark. Am Ende singen alle gemeinsam 'Lobe den Herren', einen Choral. 'Die Feier war also ein Paradebeispiel für ein harmonisches Zusammenleben zwischen christlichen und jüdischen Mitbürgern', berichtet Schöck. Die Uffenheimer waren stolz auf ihre Synagoge, auf Ansichtskarten wird sie als eines der Wahrzeichen der Stadt abgebildet. Sogar die Nacht des 9. November 1938, als in Deutschland viele Synagogen brannten, übersteht das Gotteshaus unbeschadet. 'Vielleicht gab es Hemmungen so radikal vorzugehen', überlegt Georg Schöck. Denn schließlich lebten Juden und Christen in Uffenheim viele Jahrzehnte friedlich nebeneinander. Erst nach 1939, so erinnern sich Augenzeugen, wird die Synagoge unter fachmännischer Aufsicht eines Maurermeisters abgebrochen. Dazu findet Schöck einen Hinweis in der Uffenheimer Zeitung vom 21. Januar 1939: 'Die Synagoge wurde in den Besitz der Stadt übernommen. Das Gebäude wird abgerissen . . .'. Mit den Steinen wurden Behelfsheime für Evakuierte gebaut. Eines davon existiert heute noch.
Eine weitere Spur auf der Suche nach einstigem jüdischen Leben in Uffenheim führt in die Schlossstraße zu einem alten Fachwerkhaus. Hier buk Josua Flamm feinste koschere Konditoreiwaren für das Pesach Fest. Im Erdgeschoss sind heute noch die beiden Backöfen mit ihren schmiedeeisernen Türen zu sehen.
Die Backwaren aus der Uffenheimer Mazzenfabrik waren deutschlandweit bekannt. Allein in München, so geht aus einer Anzeige hervor, die am 1. März 1931 in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung erschienen ist, gab es drei Verkaufsstellen. Flamm stellte auch koschere, hausgemachte Eiernudeln her. Alles unter der strengen Aufsicht des Distriktrabbiners. Heute gehört die Backstatt zum Anwesen einer jungen Familie. Sie möchte das fast 200 Jahre alte Nebengebäude erhalten. 
Der Weg führt weiter in die Judengasse. Eine Straße, die auch während der nationalsozialistischen Herrschaft, ihren Namen behalten durfte. 'Das ist schon verwunderlich', sagt Bürgermeister Schöck. Denn andere Straßen in Uffenheim wurden bereits 1933 umbenannt. Aus der Langgasse (heute Friedrich-Ebert-Straße) wurde die Hitlerstraße, der Marktplatz zum Hindenburgplatz. Den Namen Judengasse gibt es seit mehr als 250 Jahren. Aber besonders viele Juden haben in der Straße nie gelebt. Schöck weiß von zwei jüdischen Familien. 
Und noch etwas verwundert. Unter den vielen Namen jener, die während des Ersten Weltkrieges ihr Vaterland verteidigten und ihr Leben auf den Schlachtfeldern verloren haben, sind auch jüdische Männer zu finden. Max Flamm ist am 16. Februar 1915 bei Cerny gefallen, Max Goldschmidt starb am 3. November 1915 bei Kraguijevak (Serbien), Ludwig Flamm verlor am 13. September 1919 vor Verdun sein Leben und Hugo Fleischmann am 31. Dezember 1917 bei Isenheim. Ihre Namen wurden 1924 in das Kriegerdenkmal in der Luitpoldstraße eingraviert. Dort stehen sie noch heute. Selbst die Nationalsozialisten haben sie während ihrer Schreckensherrschaft nicht entfernt. 
Die vier Namen erinnern an jüdisches Leben in Uffenheim – an die Geschichte eines Volkes, das über einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren in der Stadt lebte. Was davon bleibt ist ein altes Haus und zwei Backöfen."      
  

     
       

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Uffenheim 

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 843; III,2 S. 1497.
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 236-237. 
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 185.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 261-263.
Georg Schöck: Darstellung der Synagogengeschichte Uffenheim in www.synagogen.info ("Kommentare" zu Uffenheim)  
Ermetzhofen usw. Lit 030.jpg (70860 Byte)Karl Ernst Stimpfig: Die Landjuden im Raum Uffenheim. Dokumentation jüdischen Lebens in den Kultusgemeinden Ermetzhofen, Gnodstadt, Welbhausen und Uffenheim mit der Geschichte des Rabbinats Welbhausen. 261 S. o.J. (um 1991).
Bayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Uffenheim S. 691-704.

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Uffenheim  Middle Franconia. Jews were present in the second half of the 13th century and were among the victims of the Rindfleisch and Armleder massacres in 1298 and 1336, respectively. In the late 14th century they were under the protection of Count Friedrich von Hohenzollern and from the 16th century they were subjected to expulsions and residence restrictions. The modern community was founded in 1870 by Jews from nearby Eremetzhofen, Weigenheim and Welbhausen. In 1890, when a synagogue was built, the Jewish population reached 102 (total 2.378). In 1906 a Jewish educational institution was opened. In 1933 the Jewish population was 50, most earning a livelihood as cattle and horse traders. All the Jews left by 1939, at least 19 emigrating from Germany.  
     
       

                   
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Stand: 28. Januar 2017