Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Pforzheim (Stadtkreis Pforzheim) 
Jüdische Geschichte / Synagogen (bis 1938/40)  
  

    
Übersicht  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte/Texte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Versammlung gegen den Antisemitismus (1891)  
Berichte aus dem 20. Jahrhundert  
Berichte zu einzelnen Personen und persönliche Mitteilungen   
Anzeigen 
Sonstiges   
bulletZur Geschichte der Betsäle / Synagogen bis 1938/40 
Mittelalter  
18./20. Jahrhundert (Synagogen 1813 und 1892)   
Die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft 1927 
bulletFotos  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur  
bulletZur Geschichte nach 1945 (weitere Seite) 

      
      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)   
    
In Pforzheim bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und in der Neuzeit bis 1938/40. Im Mittelalter werden Juden erstmals 1260 im Zusammenhang mit einem angeblichen Ritualmord und einer Judenverfolgung genannt. Die Judenverfolgung während der Pestzeit 1348 vernichtete die Gemeinde. Vom 15. bis 17. Jahrhundert waren Juden vereinzelt in der Stadt (1463 bezeugt). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren unter den Juden in Pforzheim auch einige Ärzte. 1614 wurden die Juden vertrieben. Zu einer Wiederansiedlung kam es ab 1670.
  
Hinweis zur These der angeblichen Margarethenkapelle in der Schlosskirche Pforzheim und ihres Bauschmucks, verbreitet im 1939 erschienenen Denkmalinventar der Stadt Pforzheim. Diese wird nach neueren Recherchen inzwischen als antisemitisch abgelehnt. Nach ikonologischer Recherche und Gesprächen mit Anneliese-Seeliger-Zeiss (Forschungsstelle Deutsche Inschriften, Heidelberger Akademie der Wissenschaften) hat Christoph Timm (vgl. Literatur) eine Gegenthese entwickelt, die Eingang in die Denkmaltopographie der Stadt Pforzheim gefunden hat (hrsg. Landesdenkmalamt und Stadtarchiv Pforzheim 2004). Anstelle von "Jude" und "Margaretha" sind nach seiner Überzeugung Goliath und David gemeint, das Untergeschoss der Kapelle wurde nach jüngeren bauarchäologischen Erkenntnisse eindeutig als Beinhaus genutzt. Die Verehrung der Margaretha in einem vom Markgrafen gestifteten Steinsarg (datiert 1260) fand nach den Schriftquellen als Elevation im Langhaus statt (vgl. Jüdisches Leben im Nordschwarzwald, S. 58).
   
  
Im 18./19. Jahrhundert nahm die Zahl jüdischer Einwohner in Pforzheim, auch durch Zuzug von Landgemeinden (u.a. Königsbach), zunächst langsam, dann stark zu. 1709 waren es fünf, 1784 dreizehn jüdische Familien. 
 
Zwischen 1861 und 1925 wuchs die Gemeinde um mehr als das Fünffache: Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1927 mit 1.000 Personen erreicht. 
 
Die Pforzheimer Juden lebten bis zum frühen 18. Jahrhundert vor allem vom Handel und von Handlungen. 1739 betrieben sie in der Stadt sechs offene Kramläden mit allen möglichen Waren. Im 19. Jahrhundert gab es viele jüdische Gold-, Silber-, Perlen- Schmuckwaren- und Uhrengroßhändler. Auch entstanden zahlreiche jüdische Schmuck- und Uhrenfabriken sowie andere Fabriken.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Konfessionsschule bis 1876, danach Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Kantor tätig war. 
  
Karlsruhe Friedhof li151.jpg (37327 Byte)Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde:  Otto Siegmund Bloch (geb. 1880 in Pforzheim, gef. 1914), Leutnant Max Bonheim (geb. 1878 in Schwerin, gef. 1916), Unteroffizier Hugo Emsheimer (geb. 1884 in Pforzheim, gef. 1918), Hans Fuld (geb. 1896 in Pforzheim, gef. 1916), Julius Heilbrunn (geb. 1888 in Nordhausen, gef. 1915), Louis Hilb (geb. 1880 in Aufhausen, gef. 1916), Fritz Kahn (geb. 1895 in Pforzheim, gef. 1914), Bernhard Levide (geb. 1895 in Pforzheim, gef. 1914), Moritz Maier (geb. 1883 in Pforzheim, gef. 1918), Unteroffizier Julius Marx (geb. 1890 in Karlsruhe, gef. 1917), Karl Schlesinger (geb. 1881 in Pforzheim, gest. an den Kriegsverletzungen 1912), Unteroffizier Max Sternberg (geb. 1886 in Neustadtgödens, gef. 1917), Unteroffizier Fritz Sundheimer (geb. 1891 Frankfurt am Main, gef. 1918).  Außerdem sind gefallen: Gefreiter Leopold Adler (geb. 1889 in Pforzheim, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef. 1916),  Ludwig Metzger (geb. 1895 in Pforzheim, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 1917), Max Edmund Schorsch (geb. 1897 in Pforzheim, vor 1914 in Bruchsal wohnhaft, gef. 1917). 
Das Foto zeigt die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf Pforzheim, die sich heute im jüdischen Friedhof Haid- und Neustraße in Karlsruhe befindet.   
   
Bis zu Beginn der NS-Zeit 1933 waren in jüdischem Besitz etwa 15 Textilwarengeschäfte, sieben Schuhgeschäfte, sieben Metallwaren- und Eisenhandlungen, zwei Kaufhäuser und anderes mehr. Mehrere jüdische Ärzte und Rechtsanwälte praktizierten in der Stadt.   
   
Auf Grund der Judenverfolgungen und -ermordungen in der NS-Zeit kamen von den 1933 in Pforzheim wohnhaften 770 jüdischen Personen mindestens 190 ums Leben. 29 Schicksale sind ungeklärt/unbekannt.  
Weitere Informationen siehe: Dokumentation der zwischen 1919 und 1945 in Pforzheim geborenen bzw. ansässigen jüdischen Bürgerinnen und Bürger und deren Schicksal (online zugänglich über die Website der Stadt; Autor: Gerhard Brändle).
Online-Dokumentation siehe: https://www.pforzheim.de/kultur-freizeit/stadtgeschichte/juedische-buerger.html     
  
Zur neuen Gemeinde nach 1945: hier anklicken  
    
    
    
    
Berichte/Texte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Vorsängers (1874)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. November 1874: "Die Religionsschul- und Vorsängerstelle bei der israelitischen Gemeinde Pforzheim (im Großherzogtum Baden) ist durch einen musikalisch gebildeten Lehrer und Vorsänger zu besetzen. Jährlicher fester Gehalt 800 Gulden (welcher bei besonderer Tüchtigkeit des Bewerbers noch erhöht wird) bei freier Wohnung, einem erhöhten Schulgelde und Gelegenheit zu einem nicht unbedeutenden Nebenverdienste. Meldung unter Vorlage von Zeugnissen bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe binnen vier Wochen."        

  
Werbung für die jüdische Knabenpension des Kantors Emil Bloch (1878)   

Pforzheim AZJ 20081878.jpg (68031 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. August 1878: "Pension! Knaben, welche die hiesigen Lehranstalten (Progymnasium, sechsklassige höhere Bürgerschule, Kunstgewerbeschule) besuchen, finden beim Unterzeichneten Aufnahme, gewissenhafte Pflege und Überwachung, Nachhilfe im Unterrichte, sowie jede gewünscht Unterweisung in den israelitischen Religions- und Schriftfächern. Nähere Auskunft haben die Güte zu erteilen: Herr Dr. Schneider, Direktor des Progymnasiums und der höheren Bürgerschule hier; Herr Dr. Schwarz, Stadt und Bezirksrabbiner in Karlsruhe. Kantor E. Bloch, Hauptlehrer an der höheren Bürgerschule in Pforzheim (Baden)."

 
Zum Tod des Kantors und Lehrers Elias / Emil Bloch (Lehrer in Pforzheim von 1875 bis zu seinem Tod 1893)  

Pforzheim AZJ 09061893.jpg (63794 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1893: "Pforzheim, 4. Juni (1893). Am 3. dieses Monats verschied nach nur sechstägiger Krankheit in Folge einer Herzlähmung unser seit 1875 in hiesiger Gemeinde als Kantor und an der hiesigen Realschule als Lehrer wirkende Herr Emil Bloch, Reallehrer, im 59. Lebensjahre. Die israelitische Gemeinde verliert an dem Verstorbenen einen in jeder Beziehung hochachtbaren, mit großem Wissen begabten Lehrer und Kantor. Die große Beteiligung an seinem Leichenbegängnisse seitens aller Konfessionen war ein beweis dafür. Sein vielseitiges Wissen, seine Verdienste als Lehrer, als Kantor etc. wurden von dem Rabbiner Herrn Dr. Sondheimer aus Heidelberg in ergreifenden Worten geschildert. Der Direktor der hiesigen Realschule Herr Stocker schilderte in beredten Worten seine guten Eigenschaften und seine eifrige Tätigkeit. Ehre seinem Andenken."  

 
Zum Tod von Kantor Emil / Elias Bloch (1893)  

Pforzheim Israelit 26061893.jpg (44753 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1893: "Pforzheim. Kaum ist unsere neue Synagoge eingeweiht, so raubt uns der Tod ganz plötzlich den Mann, der berufen war, dort 'vor Gott zu dienen.' Kantor Elias Bloch ist ganz plötzlich gestorben. Er war ein hervorragender Kantor mit außerordentlichen Stimmmitteln begabt, ein sehr tüchtiger Religionslehrer. Da er auch das Reallehrer-Examen bestanden hatte, wurde er gleichzeitig von der Oberschulbehörde als Reallehrer am hiesigen Realgymnasium angestellt."  

   
Der Hauptlehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde Sommer wird zum Stadtverordneten gewählt (1911)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1911: "In Pforzheim fanden in den letzten Tagen die Wahlen für den Bürgerausschuss statt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Kantor der jüdischen Gemeinde, Hauptlehrer Sommer, als Stadtverordneter in die städtischen Kollegien gewählt. Es ist erfreulich, dass man in einer solch bedeutenden Industriestadt dem Lehrerstand gebührend Rechnung trägt."       

 
Neueröffnung eines jüdischen Volksschule (1936/37)   

Pforzheim CV 01101936.jpg (61576 Byte)Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 11. Januar 1936: "Neuerungen im Schulwesen. Nachdem schon längere Zeit an den Volksschulen, in Mannheim, Heidelberg, Bruchsal und Emmendingen die jüdischen Schüler in besonderen Klassen zum Unterricht durch jüdische Lehrer zusammengefasst worden sind, ist das gleiche Anfang September auch in Karlsruhe geschehen. Die dortige jüdische Schulabteilung zählt etwa 210 Schüler. Nach den Herbstferien folgt die Eröffnung jüdischer Schulabteilungen an den Volksschulen in Freiburg und Pforzheim. Für einige andere Gemeinden ist die Gründung jüdischer Schulklassen zu Ostern 1937 in Aussicht genommen: alsdann wird der größte Teil aller jüdischen Volksschüler in Baden in solchen Klassen erfasst sein."  

  
  
Versammlung gegen den Antisemitismus (1891)    

Pforzheim Israelit 19111891.jpg (208858 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1891: "Pforzheim, 17. November (1891). Vor einer Versammlung von etwa 450 Personen, die Herr Fabrikant Ferdinand Kiehnle mit beifällig aufgenommener Ansprache eröffnete, sprach Herr Pfarrer Gräbner gegen den Antisemitismus. Er nennt denselben den Ausdruck mittelalterlicher Unduldsamkeit und eine Geschäftsmache seiner Agitatoren. In zweistündigem Vortrag unterzog Redner die verschiedenen bisher sich selbst befehdenden Richtungen des Antisemitismus einer äußerst scharfen Kritik. Die programmatischen Forderungen desselben seien weder liberal noch national, noch überhaupt durchführbar, wie selbst die antisemitische Autorität, Heinrich von Treitschke, nachweise. Die Judenfrage sei eine Rassen- und Religionsfrage. Als erstere fehle ihr schon insofern jede Berechtigung, da heutzutage kein einziger Deutscher mit Gewissheit sich zur reinen germanischen Rasse zählen könne. Die Religion soll nicht trennend, sondern verbindend sein. Die jüdische Religion entspreche durchaus dem Gesetz der christlichen Nächstenliebe. Des Näheren sprach sich Redner aus über die Juden als Handwerker, als Träger deutscher Sprache in dem Osten des Reiches, über den Wucher und die gegenwärtig vom Antisemitismus ausgebeuteten Fallimente Berliner Bankhäuser, deren Bloßstellung von jedem anständigen Juden mit Freunden begrüßt werde, weil auf diese Weise an den Tag trete, wessen Geschäfte reell und wessen unreell sind. dass die hohe Aristokratie, die erklärte Todfeindin der Börse, doch auch im Stillen mit Papierchen arbeite, gehe aus dem Fall Wolff (Christ) und Hirschfeld hervor. Bei Besprechung der antisemitischen Presse, insbesondere der des Leipziger Fritsche, gab Redner eine Blütenlese, die an Schmutz und Rohheit allerdings das Menschenmögliche leistet. Von den Gegnern meldete sich niemand zu Wort. Mit einem begeistert aufgenommenen Appell an die Einigkeit und den Frieden des Zusammenlebens und einer Aufforderung, dem antisemitischen Treiben energischen Widerstand zu leisten, was in der Stadt Reuchlins doppelte Pflicht sei, schloss Redner mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Herr Heinrich Bloch forderte jeden auf, seine Klagen vorzubringen, die er gegen irgendeinen der hiesigen Juden vorzubringen habe und erklärte es als eine Schmacht, dass man an dem hiesigen Platz, wo doch bisher die Juden in Eintracht mit anderen Konfessionen gelebt, diese wüste Agitation getragen habe. In gleichem Sinne äußerte sich Herr Kantor Bloch, der seinem tiefsten Bedauern Ausdruck gab, dass die jüdische Religionslehre, welche vom Staate anerkannt sei, und in welche jedermann Einsicht nehmen könne, in unqualifizierbarer Weise von jungen, lernbedürftigen Menschen in den Kot gezogen werde, während ganz allein nur das gelehrt werde, was auch das Christentum als Recht und Sitte vorschreibe."

  
  
Berichte aus dem 20. Jahrhundert  
      
In Pforzheim kleben Schüler antisemitische Zettel an die Häuser (1920)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Februar 1920: "Karlsruhe. Im Landtag erwähnte Stockinger (Soz.), dass in Pforzheim Schüler, die dem Schutz- und Trutzbund angehören, antisemitische Zettel an die Häuser klebten. Ferner lag eine sozialdemokratische Interpellation über die Karlsruher Vorgänge gegen die Berufung des Direktors Meyer der Auergesellschaft in Berlin vor. 
Unterrichtsminister Hummel erwiderte, dass in einem Erlass erneut auf das Verbot der Beteiligung von Schülern an Vereinigungen jeder Art hingewiesen wurde, und dass die bedauerlichen Vorgänge an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe auf die Verhetzung durch die Rechtsparteien zurückzuführen seien; doch werde die Regierung auch in Zukunft sich nicht davon abhalten lassen, auf die Lehrstühle die Tüchtigsten zu berufen; bei Wiederholung des Karlsruher Falles würde die Regierung sofort die Hochschule schließen, um zu zeigen, dass sie der Herr im Hause ist und nicht die Studenten".       

     
Gemeinsamer Ausflug der Jüdischen Jugendbünde Pforzheim, Rottweil und Stuttgart (1931)             

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1931: "Stuttgart. Auf Veranlassung des Pforzheimer jüdischen Jugendbundes trafen sich die Jugendbünde Pforzheim, Rottweil und Stuttgart am Sonntag, den 12. April, in Calw, um eine gemeinsame Fahrt nach dem Zavelstein-Teinach und zurück nach Calw und Kloster Hirsau zu machen. Die Beteiligung an dieser Trefffahrt war recht gut. 
Wenn es eine Möglichkeit gibt, dem Geist der Zusammengehörigkeit und nicht zuletzt den Anstrengungen des Alltages gerecht zu werden, so sind es diese Treff- und Wanderfahrten der jüdischen Jugendbünde. 
Abgesehen von der gesunden, herrlichen Wanderungen, wurde der Tag mit Diskussionen über alle leid über allerlei Tagesfragen, mit Fußball- und Handballspielen usw. ausgefüllt. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, bei derartigen Trefffahrten jeweils in einer ein- bis anderthalbstündigen Arbeitsgemeinschaft ein vorher bestimmtes Thema zu behandeln, um dann die Meinungen der verschiedenen Teilnehmer in einer Diskussion zu hören. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Tag ein voller Erfolg war. Allseits wurde der Wunsch geäußert, recht bald wieder so schöne und vergnügte Stunden zusammen zu verbringen. S. W."         


   
Berichte zu einzelnen Personen und persönliche Mitteilungen  
Über den Dichter Leopold Landau in Pforzheim (1894)  

Pforzheim Israelit 13081894.jpg (154535 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1894: "Neue Dichtungen. Es ist keineswegs gesagt, dass die Produkte eines Dichters nur dann von Wert sind, wenn sein Name zu den vielgenannten gehört und die Muse ihn zu ihren 'Lieblingen' zählt. Wir haben hier nicht die Gattung der 'verkannten Genies' im Auge, sondern diejenigen Poeten, die zu bescheiden und zu – unpraktisch sind, um von sich reden zu machen und doch Anspruch auf die Beachtung weiterer Kreise hätten. Zu diesen gehört auch Leopold Landau in Pforzheim, von dem jüngst wieder, in einem Bändchen vereinigt, zwei neue Dichtungen 'Der Irrenarzt' und 'Der erste Prophet' erschienen sind. Im erstgenannten Poem schildert der Verfasser das tragische Geschick eines israelitischen Arztes; im zweiten feiert er Moses als den genialen Gesetzesüberbringer und den Mann mit dem eisernen Willen, der die Sklavenketten seines Volkes gebrochen und ihm den Glauben an seinen Gott wiedergegeben hat. Landau rechnet sich zu denjenigen Autoren, 'welche von dem Zauber unserer heiligen Schriften angezogen, forschend und träumend in denselben lustwandeln'. Darum behandelt er auch mit Vorliebe biblische Stoffe, nicht in trockener geräumter Erzählung, sondern in lebendiger Darstellung und in schöner, fast zu blumenreicher Sprache, die er in schwungvolle Verse zu kleiden versteht. Seine Dichtungen, ohne Vorurteil und ohne eigentliche Tendenz, atmen den überzeugungsfrohen Glauben an den 'ewigen unveränderlichen Geist der Religion', und dieser Glaube ist es auch, der ihm ein inniges Anschmiegen an seinen Gegenstand gestattet und ihn begeistert für die Legenden vergangener Jahrtausende. Dass die Schöpfungen Landaus auch mancherlei Unebenheiten aufweisen, dass einzelnen Stellen kleine, sprachliche Gebrechen anhaften und etliche Ausdrücke und Begriffe sich häufig wiederholen, die Lust am Moralisieren mitunter überwiegt und Schiller'sches Pathos und Heine'sche Reimvirtuosität nicht immer eine glückliche Mischung bilden, - diese Nachteile werden reichlich ausgeglichen durch die vorhandenen Vorzüge und die unleugbare dichterische Begabung des Autors. Auf Letzteren die verdiente Beachtung zu lenken und zum Lesen seiner bis jetzt im Selbstverlag erscheinenden Schriften anzuregen, ist der Zweck dieser Zeilen."

   
Privatier August Oppenheim wurde in den Synagogenrat gewählt (1907)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juni 1907: "Pforzheim. Privatier August Oppenheim wurde in den Synagogenrat gewählt."       

  
Auszeichnung der Witwe von Bankier Robert Block zum 25-jährigen Jubiläum als Vorsitzende des Jüdischen Frauenvereins (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1912: "Der Frau Bankier Robert Bloch Witwe in Pforzheim wurde aus Anlass ihres 25-jährigen Jubiläums als Vorsitzende des Jüdischen Frauenvereins von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden die Friedrich-Luisen-Medaille verliehen".    

 
Leutnant Max Bonheim ist gefallen (1916)
  

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1916: "Pforzheim. Leutnant Max Bonheim, Inhaber des Mecklenburgischen Verdienstkreuzes und des Eisernen Kreuzes, ist gefallen."    

   
Das Kriegsverdienstkreuz und das Kriegshilfekreuz wird verleihen (1916)
  

Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November 1916: "Pforzheim. Das vom Großherzog von Baden gestiftete Kriegsverdienstkreuz erhielten hier unter anderen Oberamtsrichter Dr. Levis, Oberlehrer und Kantor David Sommer, Generalagent Julius Straus, Leiter des Reservelazaretts Siloah Arzt Dr. Hermann Netter, praktischer Arzt Dr. Wilhelm Rosenberg, Fabrikant Artur Schlesinger und sein Bruder Unteroffizier Ludwig Schlesinger, beide zurzeit in Karlsruhe.   
Das Kriegshilfekreuz wurde verliehen an Frau Bankier Henriette Bloch Witwe, Fabrikant Paul Joseph, Fabrikant Emil Zerninger, Fabrikant Artur Schlesinger."  

    
Zum Tod von Sarah Metzger geb. Fröhlich (1927)  

Pforzheim Israelit 22121927.jpg (125511 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927: "Pforzheim, 20. Dezember (1927). Am 20. Kislew wurde hier Frau Sarah Metzger geb. Fröhlich zu Grabe getragen. Die Verewigte entstammte einer alten, angesehenen, württembergischen Familie, deren Ahnen in Rexingen sich stets für die Pflege der Tauroh (Tora) eingesetzt haben. Mit ihrem Gatten zusammen, Hermann Metzger – seligen Andenkens -, der ihr bereits 15 Jahre im Tode vorausging, lebte sie ein echt harmonisches Familienleben und war bestrebt, ihre Kinder für die jüdischen Ideale zu begeistern. Bescheidenheit, Sinn für alles Gute, Edle und Menschliche waren die hervorragendsten Züge ihres Charakters. Schwere Schicksalsschläge sollten ihrem Leben nicht erspart bleiben, doch vermochten sie alle ihre Hoffnung für die Zukunft nicht zu erschüttern. So durfte sie noch im Sommer die Nachricht von der Ankunft eines Enkels auf heiliger Erde in Jerusalem erleben. Die Beerdigung war ein beredtes Zeugnis der Beliebtheit der Verstorbenen. In der Trauerhalle entwarf Herr Kantor Sommer ein Lebensbild der Verblichenen. In schmerzbewegten Worten nahm alsdann am offenen Grabe ein Verwandter im Namen der Angehörigen Abschied von der Verewigten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Geburtsanzeige für eine Tochter von Louis Reutlinger und Else geb. Hamburger (1936)  

Pforzheim Israelit 23121936.jpg (36260 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1936: "Gott sei gepriesen. Louis Reutlinger und Frau Else geb. Hamburger zeigen die glückliche Geburt einer Tochter hocherfreut an. Pforzheim 20. Dezember 1936 (+ hebräisches Datum 6. Tewet 5697). Zurzeit Privatklinik Dr. Hirsch, Karlsruhe, Karlstraße 52".

  
  
Anzeigen  
Anzeige der Goldwarenfabrik vom Emil Rothschild (1903)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1903: "Emil Rothschild.  
Telephon 1020. Pforzheim. Tel.-Adr.: Rothschild. 
Goldwarenfabrik mit elektrischem Betrieb
."      


Ausschreibung der Stelle des Schochet und Gemeindedieners (1920)      

Pforzheim Israelit 24061920.jpg (36786 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1920: "Zum 1. September dieses Jahres suchen wir einen Schochet und Gemeindediener. Bewerber wollen sich mit Zeugnisabschriften, Angaben bisheriger Tätigkeit, Familienverhältnissen und Gehaltsansprüchen an den Unterzeichneten wenden. Synagogenrat Pforzheim"

  
Zwei Geburtsanzeigen von zwei Söhnen von Louis Reutlinger und Else geb. Hamburger (1925/1929)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1925: "Die - Gott sei gepriesen
glücklich erfolgte Geburt eines kräftigen Stammhalters zeigen hocherfreut an  
Louis Reutlinger und Frau Else geb. Hamburger.  
Pforzheim, 31. Oktober 1925 / Schabbat Lech Lecha."  
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1929: "Gott sei gepriesen. 
Louis Reutlinger und Frau Else geb. Hamburger 
zeigen die glückliche Geburt eines zweiten Jungen in dankbarer Freude an.  
Pforzheim Schabbat Haggadol 5689 / 20. April 1929."  

   
Geburtsanzeige eines Sohnes von Siegmund und Johanna Reutlinger geb. Hamburger (1925)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1925: "Die - Gott sei gepriesen
glückliche Geburt eines kräftigen Stammhalters zeigen in dankbarer Freude an  
Siegmund und Johanna Reutlinger geb. Hamburger. 
Pforzheim, 8. Juni 1925. Kronprinzenstraße 25."       

  
Verlobungsanzeige von Edith Rosenbaum und Prof. Simon Kassewitz sowie Geburtsanzeige ihrer Tochter Eva-Marianne (1929 / 1930)     

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. Januar 1929: 
"Edith Rosenbaum - Professor Simon Kassewitz  Studienrat  
Verlobte   
Kassel Moltkestraße 9  -  Pforzheim (Baden) Untere Au 45.  
Zuhause: Sonntag, 3. Februar 1929."       
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. April 1930: 
"Eva-Marianne.
Die glückliche Geburt eines gesunden Mädels zeigen hocherfreut an 
Professor Kassewitz und Frau Edith geb. Rosenbaum
.
Pforzheim, den 24. April 1930. 
Bertholdstr. 24, z.Zt. Trudpert-Krankenhaus."      

 
Verlobungsanzeige von Helene Spira und Josef Spinat (1930)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1939: "Statt Karten  
Helene Spira   Josef Spinat.  Verlobte. 
 
Pforzheim   Frankfurt am Main.  Empfang in Frankfurt am Main, Börnestraße 27, Montag, 2. Juni 1930."      

     
    
Sonstiges  
(Dokumente - wenn nicht anders vermerkt - aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Anmerkungen gleichfalls - wenn nicht anders vermerkt - von P. K. Müller)     

Postkarte an die Herren S.B. Schlesinger
 in Pforzheim (1891)  
Pforzheim Dok 1891.jpg (174019 Byte)   Pforzheim Dok 1891a.jpg (208855 Byte)

Die Postkarte wurde aus Kopenhagen (Dänemark) an die Herren S.B. Schlesinger & Co. in Pforzheim am 15. Dezember 1891 versandt. Kartenempfänger war die Bijouterie- und Kettenfabrik Samuel B. Schlesinger & Co. Ein Miteigentümer der Schmuckfabrik war Arthur Schlesinger (geb. 19. Oktober 1875 in Pforzheim, verheiratet mit Bertha geb. Kahn; das Ehepaar hatte eine Tochter: Elisabeth Schlesinger, geb. 29. Dezember 1905). Die Familie emigrierte in der NS-Zeit nach Großbritannien, wo Arthur Schlesinger bereits 1941 starb. Ein Grabstein auf dem neuen jüdischen Friedhof in Pforzheim ist, erinnert an das Ehepaar. Ein weiterer Mitinhaber der Fa. Schlesinger & Co war Ludwig Schlesinger (geb. 10. Januar 1870), der am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurde und dort am 19. September 1941 umgekommen ist. An sein Schicksal erinnert ebenso ein Grabstein auf dem neuen jüdischen Friedhof.
Quellen:  http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=1026&tomb=121&b=a&lang=de   http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=1026&tomb=387&b=a&lang=de 
Gerhard Brändle: Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim. 1985. S. 194.     

     
Wertbrief an Rechtsanwalt 
Dr. Levy in Pforzheim (1908)
  
 Pforzheim RAW Levy 010.jpg (369345 Byte)  
  Abgebildet ist die Vorderseite eines Wertbriefes, adressiert an Herrn Rechtsanwalt Dr. Levy, versandt innerhalb von Pforzheim am 3. November 1908; über Dr. Levy liegen keine weiteren Informationen vor.    
     
 Ansichtskarte: Pforzheimer Marktplatz 
mit den Geschäften von Daniel Fischl 
und Gustav Feldmann (1911)
  
 Pforzheim Marktplatz Fischl Feldmann 01.jpg (314273 Byte)  Pforzheim Marktplatz Fischl Feldmann 03.jpg (168040 Byte) Pforzheim Marktplatz Fischl Feldmann 02.jpg (118702 Byte)
Die Ansichtskarte zeigt den Marktplatz in Pforzheim mit dem Geschäften von Daniel Fischl und Gustav Feldmann. Die Karte wurde am 29. Juni 1911 nach Paris versandt. 
Daniel Fischl (geb. 13. März 1873 in Alt-Zedlisch, Altzedlich/Böhmen) lebte in Freiburg. Erst im September 1939 zog er von Freiburg nach Pforzheim. Am 22. Oktober 1940 wurde er nach Gurs deportiert. 
Gustav Feldmann (geb. 22. Mai 1870) heiratete 1897 Rosa geb. Fischl von Alt-Zedlitsch (geb. 12. Oktober 1877; Schwester von Daniel Fischl). Die beiden hatten vier Kinder: Gertrud (geb. 8. Januar 1898, später verheiratete Baer), Irma (geb. 19. August 1899), Paul (geb. 28. August 1901 in Pforzheim) und Erna (geb. am 21. April 1903, später verheiratete Santerre). Gustav Feldmann starb in Freiburg am 3. Dezember 1938 wenige Wochen nach dem Novemberpogrom an einem Herztod. Rosa Feldmann wurde am 22. Oktober 1940 ins Lager Gurs deportiert. Bereits am 19. November 1940 kam sie wegen der dort herrschenden unmenschlichen Lebensbedingungen und fehlender medizinischer Hilfe im Alter von 63 Jahren zu Tode. In Freiburg erinnert ein Stolperstein an ihr Schicksal. 
Quellen: https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Gedenkfeier-am-Hauptgueterbahnhof-Deportierte-sind-nicht-vergessen-_arid,1129486.html 
https://www.pforzheim.de/kultur-freizeit/stadtgeschichte/juedische-buerger.html 
http://stolpersteine-in-freiburg.de/rosa-feldmann.html  
     
Ansichtskarte: Pforzheimer Marktplatz mit dem Geschäft für Herren- & Knaben-Bekleidung von Theodor Rindsberg sowie Spier's Schuhwarenhaus Fa. Louis Loebenberg und dem Geschäft von Gustav Feldmann (versandt 1910)   Pforzheim Marktplatz Rindsberg 010.jpg (295753 Byte) Pforzheim Marktplatz Rindsberg 010a.jpg (333394 Byte) Pforzheim Marktplatz Rindsberg 010b.jpg (210004 Byte)
Die Ansichtskarte vom Marktplatz in Pforzheim mit den genannten Geschäften wurde am 7. März 1910 von Pforzheim nach Rotterdam verschickt. Das Geschäft von Theodor Rindsberg befindet sich auf der rechten Seite (links von Spier's Schuhwarenhaus Fa. Louis Loebenberg)     Ausschnittvergrößerungen: links die Geschäfte von Theodor Rindsberg und Louis Loebenberg, rechts das Geschäft von Gustav Feldmann (siehe oben)
     
Ansichtskarte: Pforzheimer Marktplatz
 mit dem Kaufhaus der 
Geschwister Knopf (versandt 1908) 
  
Pforzheim Dok 13100.jpg (248656 Byte) Pforzheim Dok 13100a.jpg (139245 Byte)
Die Ansichtskarte vom Pforzheimer Marktplatz zeigt am linken Kartenrand das Warenhaus der Geschwister Knopf; die Karte wurde am 13. Juli 1908 nach Wiesbaden verschickt. 
Bereits Anfang April 1933 berichtet der Pforzheimer Anzeiger vom Boykott jüdischer Geschäfte in Pforzheim. Schon einige Zeit vor Beginn des Boykotts am 1. April 1933 um 10 Uhr hatten sich Menschenmengen vor dem Kaufhaus Geschwister Knopf und dem Kaufhaus Landauer versammelt und sich Posten der SA vor den Eingängen der Kaufhäuser als auch anderer jüdischen Geschäfte postiert. In einer Übersicht, die vom Badischen Finanz - und Wirtschaftsministerium erteilten Genehmigungen zur "Entjudung" von Warenhäusern, Kaufhäusern usw. betreffend, als Folge der Verordnung zur Anmeldung des Vermögens von Juden vom 26. April 1938, findet sich zum Pforzheimer Kaufhaus Geschwister Knopf folgende Angabe: "Warenhaus Geschwister Knopf, Einzelinhaberin Frau Marg. Levis, geb. Knopf in Karlsruhe. Arische Erwerber - E. Laplow K.G. in Pforzheim, - erteilte Genehmigung - 19.11.1938". 
Quellen: Gerhard Brändle: Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim. 1985, S. 72-73.83. 
Michail Fundaminski: Aus der Vergangenheit Pforzheimer Warenhäuser. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 155. Bd. Stuttgart 2007 S. 505-531. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Warenhaus_Geschwister_Knopf   http://de.wikipedia.org/wiki/Warenhäuser_Knopf      
   
Weitere Ansichtskarten des Marktplatzes mit dem 
Kaufhaus der Geschwister Knopf und dem Kaufhaus Wronker 
(Karten zwischen 1899 und 1910)
 
 Pforzheim Kaufhaus GeschwKnopf PK 9203.jpg (366599 Byte) Pforzheim Kaufhaus GeschwKnopf PK 9203a.jpg (186597 Byte)    Pforzheim Kaufhaus GeschwKnopf PK 9204.jpg (574233 Byte)

Die zwischen 1899 und 1910 erstellte Ansichtskarte (links) zeigt den Pforzheimer Marktplatz mit dem Warenhaus Geschwister Knopf aus einer anderen Richtung (vgl. oben). Links neben dem Warenhaus der Geschwister Knopf (erhöhter Bau; vgl. Ausschnittvergrößerung oben) stand das Warenhaus Wronker (Hermann Wronker AG https://de.wikipedia.org/wiki/Kaufhaus_Wronker): Hermann Wronker, jüdischer Unternehmer und Neffe der Gebrüder Leonhard und Oscar Tietz, hatte mit seinem älteren Bruder Simon in Mannheim die Firma S. Wronker & Co. gegründet. Das Foto im genannten Wikipedia-Artikel zum Kaufhaus Wronker in Pforzheim zeigt rechts des Gebäudes noch das Gebäude des "Gasthofes zum Schwarzen Adler", in das das Warenhaus Geschwister Knopf eingezogen ist. 
Die Ansichtskarte rechts (aus der Sammlung von Bernd Serger) ist 1907 gelaufen und zeigt eine ähnliche Situation wie die Karte links. 
Weitere Angaben (erhalten von Bernd Serger am 7.2.2018 und Tim Christoph, Pforzheim am 8.2.2018): 
Pforzheim Kaufhaus Wronker 1914.jpg (65872 Byte) 1890 hat die jüdische Firma S. Wronker & Co. aus Mannheim am Marktplatz, an der Ecke zur Apothekergasse, in Pforzheim ein Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft eröffnet. 
Die Firma Geschwister Knopf eröffnete gleichfalls um diese Zeit ein erstes Geschäft in späteren "Wilhelmschen Geschäft" an der Südseite des Marktes (vgl. unteres Foto im Artikel in der "Pforzheimer Rundschau" vom 21. November 1931; auf dem Foto ist links das Kriegerdenkmal von 1879 zu sehen). 
1896 ist die Firma Geschwister Knopf zunächst in das Obergeschoss der Gaststätte 'Schwarzer Adler' umgezogen und erwarb schließlich das ganze Gebäude für sich. 
1899 ließ die Firma S. Wronker & Co. ihr bescheidenes Geschäftshaus abreißen und errichtete an derselben Stelle nach den Plänen des Architekten Ernst Maler (Pforzheim) ein fünfstöckiges Warenhaus-Gebäude im Jugendstil (Marktplatz 13).
Pforzheim Kaufhaus GeschwKnopf PK 9205.jpg (354600 Byte)1911-13 erbaute die Firma Geschwister Knopf ihr neues Warenhausgebäude an der Stelle des alten Gasthofs (Marktplatz 14). Architekt war Camill Frei aus Karlsruhe, damals der Hausarchitekt von Knopf.
1914 zog die Firma S. Wronker & Co in ihren 1912-1914 errichteten Neubau an der Westlichen Karl-Friedrich-Straße, der heutigen Adresse von "Galerie Kaufhof" (siehe das obere Foto links des Kaufhauses Wronker 1931, Eckansicht; Quelle: Jüdisches Museum Berlin). Das bisherige Wronker-Warenhaus übernahm noch 1914 Knopf und integrierte es in ihren Warenhaus-Komplex, der nun das ganze Quartier am Marktplatz umfasste. 
1931 wurde ein Erweiterungsbau des Warenhauses Knopf eröffnet (Vgl. Artikel in der "Pforzheimer Rundschau" vom 21. November 1931). 
Die Karte links (aus der Sammlung von Bernd Serger) ist nach 1931 entstanden und zeigt links das Warenhaus der Geschwister Knopf (der linke Teil ist noch der Neubau des Wronker-Warenhauses von 1899, anschließend der Bau von Architekt Camille Frei von 1911-13), rechts das Rathaus.  
 
Hinweise auf die Geschichte der 1887 in Pforzheim geborenen Betty Knopf:   
Betty Knopf wurde am 23.Februar 1887 in Pforzheim geboren. Die Eltern waren Sally Knopf (gestorben 1922) und Rebekka Knopf (gestorben 1935). Nach einer Karriere als Konzertsängerin lebte sie wegen psychischer Probleme seit 1927 in der Heilanstalt Illenau. Ende Juli 1940 erfolgte Ihre Verlegung in die Badische Heil– und Pflegeanstalt Konstanz. Von dort wurde Sie am 10. Oktober 1940 nach Grafeneck gebracht und ein Opfer der dortigen "Euthanasie"–Morde. Sie besaß ein Haus in Freiburg in der Ludwigstraße, das Sie selbst nie bewohnte, da es erst 1927 fertiggestellt wurde. Bis zu Ihrer Einweisung in die Heilanstalt Illenau lebte Betty Knopf bei ihren Eltern in Freiburg, zuletzt bei der Mutter Rebekka Knopf. In Freiburg erinnert ein "Stolperstein" an ihr Schicksal.
Quellen: https://di0pda1wg490s.cloudfront.net/fileadmin/user_upload/archiv/publikationen_veroeffentlichungen/namen_nicht_nummern.pdf 
http://stolpersteine-in-freiburg.de/betty-knopf.html 
https://edit.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick112/knopf.de 
Buch: Über Mutter wird nicht gesprochen – 'Euthanasie'-Morde an Freiburger Menschen, Hrsg.: Freiburger Hilfsgemeinschaft e.V., Seite 103–105.
http://www.wikiwand.com/de/Warenhaus_S._Knopf      

     
 Weitere Karte des Marktplatzes mit den Kaufhäusern 
S. Wronker und Geschwister Knopf 
sowie dem Schuhhaus L. Loebenberg 
(aus der Zeit um 1911 bis 1920)
  
 Pforzheim Marktplatz Loebenberg.jpg (220685 Byte)  Pforzheim Marktplatz Loebenberg A.jpg (168740 Byte)

Die Ansichtskarte zeigt den Marktplatz in Pforzheim mit buntem Markttreiben, links den Kaufhäusern S. Wronker und Geschwister Knopf sowie rechts dem Schuhhaus L. Loebenberg. Die Karte ist aus der Zeit um 1911 – 1920. 
Louis Loebenberg war ab ca. 1897 Inhaber des Schuhwarenhauses Spier am Marktplatz 6. 1925 war er Besitzer eines Schuhgeschäft's an der Zerrennerstraße 9. Er wohnte in Pforzheim in der "Westliche Karl–Friedrich-Straße 126. 
Louis Loebenberg (geb. 10. Mai 1862 in Wächtersbach als Sohn von David Loebenberg und Rebecca geb. Hamburger) war seit 14. Dezember 1891 (in Ludwigsburg) verheiratet mit Bertha geb. Ottenheimer (geb. in Ludwigsburg am 24. Oktober 1873 als Tochter von Isak Ottenheimer und Babette geb. Löwenthal). Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Paul Loebenberg (geb. 1892 in Frankfurt, 1943 in Auschwitz ermordet), Antonie verheiratete Hellendag (geb. 1894 in Frankfurt, 1943 in Auschwitz ermordet), Hermann Loebenberg (geb. 1895, gest. 1972 gestorben in Cleveland/USA). Trude verheiratete Bodenheimer (geb. 27. April 1900 in Pforzheim, gest. 1987 in Miami/ USA), Margarete verheiratete Einstein (geb. 27. April 1900 in Pforzheim gest. 1983 in Miami/USA). 
Louis Loebenberg starb im Dezember 1934. Bertha Loebenberg wurde am 19. Februar 1943 in Auschwitz ermordet
Quellen: https://www.pforzheim.de/kultur-freizeit/stadtgeschichte/juedische-buerger.html     
https://www.geni.com/people/Louis-Loebenberg/6000000001576353603.   

     
Ansichtskarte: Bahnhofstraße mit der 
Autovermietung von N. Deutsch (um 1920) 
  
Pforzheim PK 201701.jpg (328776 Byte) Pforzheim PK 201701a.jpg (175982 Byte)
Die Karte zeigt die Bahnhofstraße in Pforzheim um 1920. Hier hatte Nikolaus Deutsch ein Autogeschäft beziehungsweise eine Autovermietung (Adresse: Bahnhofplatz 2): Auf dem Schaufenster ist zu lesen: "Auto-Vermietungsbüro" und auf dem Schild darüber soweit lesbar: "N. Deutsch - Automobilgeschäft - Garage - Benzin-Ölstation. Reparatur Werkstätte mit Elektr. Betrieb". Nikolaus Deutsch wurde 1886 in Zsambek (Ungarn) geboren und war seit 1901 in Pforzheim. In der NS-Zeit emigrierte er 1934 nach Ungarn, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet (verschollen). 
Quelle: Gerhard Brändle: Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim. S. 158.  
Nach ergänzenden Recherchen von Gerhard Brändle (Mitteilung vom 8.12.2017) hat sich eine Schwester von Nikolaus Deutsch namens Charlotte Deutsch (geb. 1. Juli 1890) Ende 1936 unvorsichtigerweise dahingehend geäußert, dass die Nazis auch für das Durcheinander in Spanien verantwortlich seien. Sie wurde vorgeladen, verhört und entging einer Strafe nur, weil sie ihren Auswanderungsplan nach Ungarn erwähnte. Daraufhin wurde sie nach Ungarn abgeschoben und später von dort gleichfalls nach Auschwitz deportiert. Die Eltern von Nikolaus und Charlotte Deutsch waren Ignaz Deutsch und Ilka geb. Holzer.  
     
Briefumschlag Louis Kuppenheim 
(1924) 
  
Pforzheim Dok 251.jpg (204708 Byte)

Der Brief von Louis Kuppenheim in Pforzheim wurde am 24. April 1923 an die Deutsche Bank Berlin verschickt. Louis Kuppenheim und Heinrich Witzenmann hatten 1854 gemeinsam eine Schmuckwarenfabrik gegründet. Louis' Sohn Albert Kuppenheim (gest. 1925) war viele Jahre Mitinhaber der Schmuckwarenfabrik (zudem seit 1919 Mitglied des Bürgerausschusses der Stadt, seit 1922 Stadtrat; im Ersten Weltkrieg EK I und II; Quelle). Die Familien Kuppenheim waren eng verbunden mit ihrer Heimatstadt Pforzheim, was ihr Engagement im kommunalen Bereich der Stadt und im Vereinsleben bestens dokumentiert; auch der Einsatz beim Militär während des Ersten Weltkrieges ist hervorzuheben. Weitere Informationen siehe über die nachstehenden Links: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Witzenmann_Gruppehttp://www.pfenz.de/wiki/Rudolf_Kuppenheim 
http://www.pforzheim.de/kultur-bildung/Geschichte/Juedische_Buerger/K/Kuppenheim,_Hugo 
http://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Denkmal-Rundfahrt-zur-Kuppenheim-Villa-und-Aussegnungshalle-_arid,373381.html 
http://www.pfrv.de/cms3/editor/assets/buch_pfrv_web.pdf: Seite 20 - 23  

     

      
     
    

Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen bis 1938/40
        
   
Mittelalter

Das mittelalterliche Wohngebiet war vermutlich die (allerdings erst im 15./16. Jahrhundert genannte) "Judengasse", der westliche Teil der heutigen Barfüßergasse (2002 wurde am Straßenschild der Barfüßergasse eine Hinweistafel auf die "Judengasse" angebracht). Über Einrichtungen der mittelalterlichen Gemeinde ist nichts bekannt.  
  
  
18./20. Jahrhundert.  

Die neuzeitliche Gemeinde hatte spätestens seit 1784 einen Betsaal im Hasenmayer'schen Haus in der Barfüßergasse. Vermutlich bestand dieser Betsaal bereits 1709, da in diesem Jahr Abraham Lipmann von der Markgräflichen Regierung die Bestätigung der gewählten Gemeindevorsteher erbat. Die Wahl zeigt, dass bereits damals eine jüdische Gemeinde in Pforzheim bestand, die sicher auch einen Betsaal hatte. 
 
Für den Neubau einer Synagoge hatte die jüdische Gemeinde bereits im Jahr 1800 mit landesherrlicher Genehmigung einen Teil des Stadtgrabens in der unteren Vorstadt gekauft. Es handelte sich offensichtlich um einen begehrten Platz, da in den folgenden Jahren mehrere Interessenten bei der Stadt ihr Interesse an diesem Grundstück für den Fall bekundeten, dass die jüdische Gemeinde nicht bauen wollte. Nachdem 1808 immer noch nicht gebaut war, drängte die Stadt auf eine Entscheidung der jüdische Gemeinde. Innerhalb eines Jahres solle diese sich zum Bau entscheiden, sonst würde der Platz anderweitig vergeben. Die Gemeinde entschied sich und ließ über ihre damaligen Vorsteher Maier Bodenheimer' Sohn und Handelsmann Hochstetter der Stadt am 26. Juli 1809 mitteilen, dass man das auf dem früheren Stadtgraben liegende Grundstück nicht mehr bebauen wolle. Man habe inzwischen die (damals schadhaft gewordene und inzwischen überflüssige) herrschaftliche Zehntscheuer gekauft und wolle diese zu einer Synagoge umbauen. Doch auch hier dauerte es bis zur Realisierung noch einige Zeit. Ende Juni 1812 bat die jüdische Gemeinde die Stadt, "einige Hindernisse", die bei dem Umbau der Zehntscheuer zu einer Synagoge noch im Wege liegen würden, zu beseitigen. Das Heumagazin solle entfernt und dafür das "Kreuzkirchlein" verwendet werden; der an die Zehntscheuer angebaute Eselstall solle abgebrochen und die unmittelbar an der Mauer liegende Dunggrube entfernt werden. Vermutlich konnte ab Herbst 1812 gebaut und die Synagoge 1813 fertiggestellt werden. Sie stand auf dem Grundstück Metzgerstraße 27 (Ecke Untere Lammgasse; heute ungefähr an der Nord-West-Ecke des Stadttheaters auf dem Waisenhausplatz). Von diesem Gebäude – es wurde nach dem Verkauf an einen Schmied im Jahre 1893 abgebrochen – ist keine Ansicht erhalten.  
 
Eines der letzten besonderen Ereignisse in der alten Synagoge war am Vorabend zu Simchas Tora 1889 (22. Oktober 1889) die Einweihung einer neuen Torarolle:  
  
Einweihung einer von Fabrikant Emanuel Joseph gestifteten Torarolle (1889)   

Pforzheim Israelit 18111889.jpg (60554 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1889: "Pforzheim. Am Vorabend zu Simchas-Tora wurde eine von Herrn Fabrikant Emanuel Joseph gestiftete Torarolle unter großer Feierlichkeit und Beteiligung der israelitischen Gemeindemitglieder eingeweiht. Herr Kantor E. Bloch hat bei dieser Gelegenheit eine der Feier entsprechende Rede gehalten, die allgemein Beifall gefunden. Die hiesige Gemeinde ist im Begriffe, ein neues Gotteshaus zu erbauen. Bereits haben die Gemeinde-Mitglieder bedeutende Spenden zu Anschaffungen für die neue Synagoge gemacht."

Im Frühjahr 1889 wurde ein Bauplatz für die neue Synagoge gekauft. Die orthodox geprägte Zeitschrift "Der Israelit" verband in ihrer Meldung die Hoffnung, dass die (liberal geprägte) Pforzheimer Gemeinde keine Orgel in der Synagoge einbauen würde. Die Grundsteinlegung war am 3. Juni 1891.  
 
Kauf eines Bauplatzes für eine neue Synagoge (1889)   

Pforzheim Israelit 29041889.jpg (17328 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1889: "In Pforzheim wurde ein Platz zum Bau einer neuen Synagoge für 25.000 Mark angekauft, hoffentlich wird uns die Orgel erspart werden."   

Grundsteinlegung für die neue Synagoge (1891)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Am 3. Juni ist in Pforzheim der Grundstein zu einer neuen Synagoge gelegt worden. Das Gebäude, welches zugleich die Religionsschule und die Wohnung für den Kantor enthalten soll, verspricht eine Zierde für die Stadt wie für die israelitische Gemeinde zu werden."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  12. Juni 1891: "Am 3. Juni ist in Pforzheim der Grundstein zu einer neuen Synagoge gelegt worden. Das Gebäude, welches zugleich die Religionsschule und die Wohnung für den Kantor enthalten soll, verspricht eine Zierde für die Stadt wie für die israelitische Gemeinde zu werden."       

    
1891/92
wurde die neue Synagoge auf dem Grundstück Zerrennerstraße 26/28 erbaut und am 27. Dezember 1892 feierlich eingeweiht . Der Entwurf zu der im maurisch-gotischen Stil erbauten neuen Synagoge stammte von Prof. Ludwig Levy (1854-1907) aus Karlsruhe; der Pforzheimer Architekt Klein war für die Ausführung zuständig. An der Einweihungsfeier nahmen Vertreter staatlicher und städtischer Ämter sowie Geistliche der christlichen Kirchen teil. Diese hatte am Nachmittag des 27. Dezember 1892 mit der Übergabe des Schlüssels durch Architekt Levy an Heinrich Netter, den Vorstand der Gemeinde begonnen. Der Chor sang im Inneren zu Beginn aus dem Oratorium "Samson" von Händel "Höre Jakobs Gott, o Ewiger, hör". Kantor Bloch rezitierte die Gebete unter Mitwirkung eines Doppelquartetts des Synagogenchors. Stadtrabbiner Dr. Adolf Schwarz aus Karlsruhe und die vier ältesten Gemeindeglieder brachten die Torarollen zum Toraschrein. Auch Konferenzrabbiner Dr. Hillel Sondheimer aus Heidelberg war anwesend. Die Festpredigt zum Thema "Die dreifache Bestimmung des jüdischen Gotteshauses" hielt der Rabbiner Dr. Schwarz. Im gottesdienstlichen Teil nach der Predigt folgten unter anderem noch die Fürbitten für Kaiser und Großherzog, Reich und Heimatland, Stadt und Gemeinde. Vor dem Schlussgebet des Rabbiners sang der Chor Beethovens "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre". 
 
Die jüdische Gemeinde hatte weder Geld noch Mühen gescheut, um ein prächtiges Synagogengebäude zu errichten zu lassen. Die nach damaligem Geldwert gewaltigen Baukosten von 200.000,- Mark finanzierte die Gemeinde aus dem Verkauf ihres im Wert in den Jahrzehnten zuvor beträchtlich gestiegenen Anwesens in der Metzgerstraße und aus Mitteln der Gemeindemitglieder, deren Zahl bis zur Jahrhundertwende auf knapp 450 angestiegen war. Die Synagoge setzte einen architektonischen Glanzpunkt der Stadt Pforzheim und fand starke überregionale Beachtung; sie diente auch als Vorbild für den Synagogenneubau in Wuppertal-Barmen. Auch eine große Orgel wurde eingebaut. Ein gemischter Synagogenchor, der spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts bestand, bereicherte die Gestaltung der Gottesdienste. Die Pforzheimer Synagoge gehörte zu den späten Vertretern des neoislamischen Synagogenstils. Charakteristisch war die zentrale Kuppel. Das Mauerwerk wies gestreifte Farbwechsel auf, wobei sich roter Sandstein mit grünen Ziegelstreifen abwechselten. Der Davidstern auf der Kuppel und die stilisierten Gebotstafeln mit den hebräischen Satzanfängen der Zehn Gebote über dem Eingang am südwestlichen Eckturm wiesen das Gebäude als Synagoge aus. Hinter der Synagoge stand ein Gemeindehaus mit Versammlungs- und Unterrichtsräumen, der Gemeindeverwaltung und mit der Dienstwohnung des Synagogendieners.
       
Die Einweihung der Synagoge am 27. Dezember 1892  

Pforzheim AZJ 13011893.jpg (184623 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1893: "Pforzheim, 2. Januar (1893). Am 27. Dezember dieses Jahres wurde die feierliche Einweihung der nach den Entwürfen des Architekten Ludwig Levy, Professor an der Baugewerkschule in Karlsruhe, neu erbauten Synagoge vollzogen. Zu derselben waren als Vertreter des großherzoglichen Kultusministeriums sowie des großherzoglichen Oberrats die Herren Ministerialrat Becherer und Regierungsrat Dr. Mayer aus Karlsruhe, sowie außerdem Herr Konferenzrabbiner Dr. Sondheimer aus Heidelberg erschienen. Als Festprediger funktionierte Herr Konferenzrabbiner Dr. Schwarz von Karlsruhe. Mehrere Nachbargemeinden, insbesondere diejenige zu Karlsruhe, waren durch Abgeordnete vertreten. Die staatlichen und städtischen Behörden beteiligten sich nahezu vollzählig an der Feier. Ferner waren die drei Abgeordneten von Stadt und Bezirk in der zweiten Kammer der Landstände anwesend. Die rege Beteiligung von Seiten aller Konfessionen, namentlich auch der evangelischen und altkatholischen Geistlichkeit, sowie ganz besonders die Mitwirkung von Sängern und Sängerinnen der beiden ersten Gesangvereine der Stadt zeigten aufs Erfreulichste, in welcher Eintracht die verschiedenen Bekenntnisse daselbst leben. – Die Feier begann um 3 ½ Uhr mit der Zeremonie der Übergabe des Schlüssels durch den Architekten Herrn Professor Levy an den Vorstand der Gemeinde, Herrn Heinrich Netter, welcher solchen an Herrn Ministerialrat Becherer als Vertreter der großherzoglichen Regierung weiter gab. Aus dessen Händen empfing denselben Herr Rabbiner Dr. Schwarz, welcher nach einer kurzen Ansprache an die Versammelten die Pforte des Tempels erschloss. Mit dem Chor aus dem Oratorium 'Samson' von Händel: 'Höre Jakobs Gott, o Ewiger, hör',' begann die Feier im Innern des Gotteshauses. -  Demnächst rezitierte der Kantor, Herr Reallehrer Bloch, das 'Matowu' in hebräischer und deutscher Sprache. Hierauf folgte der Vortrag des Minchagebets durch den Kantor unter Mitwirkung eines Doppelquartetts des Synagogenchors. Während des Nachspiels zu dem alt Duett gewundnen 'S'n scheorim rechochem' erfolgt alsdann die feierliche Einbringung der Torarollen durch den Rabbiner und die vier ältesten Gemeindemitglieder. – Hierauf folgte die Predigt des Rabbiners Dr. Schwarz. Ausgehend von dem Mahnruf des sterbenden Patriarchen Jakob: 'Sammelt Euch und höret, Ihr Kinder Jakobs, höret auf Israel, Eueren Vater (2. Mose 49,2) beleuchtete Redner die dreifache Bestimmung der Synagoge als Stätte der geistigen und gemütlichen Sammlung für den einzelnen Israeliten, als Sammelpunkt für das religiöse Leben der Gemeinde und darüber hinaus als die rechte Vorbereitungsschule für die Sammlung und Einigung des ganzen Menschengeschlechts. Die formvollendete und inhaltlich bedeutende Rede, welch auch des aktuellen Interesses nicht entbehrte, wird dem Vernehmen nach im Druck erscheinen. – Prächtig erschallte danach von Solo und Chor das Sulzer'sche 'Die Lehre des Ewigen ist ohne Tadel'. Es folgte die Fürbitte für Kaiser und Großherzog, Reich und Heimatland, Stadt und Gemeinde, dann das herrliche Beethoven'sche 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' und das Schlussgebet des Rabbiners."   
Wesentlich zurückhaltender wurde über die Einweihung der Synagoge in der Zeitschrift "Der Israelit" berichtet, wobei eine Kritik an der "Orgelsynagoge" unterblieben ist:   
Pforzheim Israelit 12011893.jpg (37724 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1893: "Pforzheim (Baden). In diesen Tagen wurde die nach den Plänen des Professors Levy in Karlsruhe mit einem Kostenaufwande von Mark 180.000 erbaute Synagoge eingeweiht. Bei der Feier waren die Regierung, die Spitzen der Staats- und städtischen Behörden, die Geistlichkeit aller Konfessionen und sonstige Körperschaften vertreten. Die Weiherede hielt Herr Rabbiner Dr. Schwarz aus Karlsruhe."  

Über die Bedeutung eines Synagogen-Chorvereins schrieb der Vereinsvorsteher Julius Straus 1893 einen Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums".  
Artikel über "Synagogen-Chorvereine" des Vorstandes des Synagogenchores Pforzheim Julius Straus (1893)  

Pforzheim AZJ 20101893.jpg (153509 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Oktober 1893: "Die Synagogen-Chorvereine. Es ist eine wenig bestrittene Tatsache, dass in den Gemeinden, in welchen ein Synagogenchor wirkt, der Gottesdienst an Feierlichkeit und Erhabenheit gewinnt und der Besuch des Gotteshauses ein regerer wird. Wohl mancher, der zuerst durch den Klang der Töne angelockt wurde, der vielleicht seit seiner Kindheit der Synagoge fern geblieben war, hat bei dieser Gelegenheit erfahren, welch heilige, erhabene Handlung ein jüdischer Gottesdienst ist, und ist wieder das geworden, was er hätte immer bleiben sollen: 'Jude'. Deshalb muss der Gesang in der Synagoge gepflegt werden; aber ohne die Schönheit und packende Wirkung der alten, jüdischen Melodien unterschützen zu wollen, muss auch dem deutschen Gesang ein breites Feld beim Gottesdienst geschaffen werden. Derselbe ist Allen verständlich, den Großen und Kleinen, Orthodoxen und freier Gesinnten, und kann deshalb den Weg zum Herzen eines Jeden finden. 
Naturgemäß wirken in der Synagoge zum größten Teile gemischte Chöre, und wird sich bei den meisten derselben ein empfindsamer Mangel dadurch bemerkbar gemacht haben, dass bis jetzt keine größere Sammlung von Liedern für gemischten Chor, speziell für den Gottesdienst in der Synagoge zu haben ist. Dagegen hat jeder derartige Verein eine Anzahl oft sehr schöner Lieder, durch Abschreiben usw. vervielfältigt, deren Anschaffung mit größeren Kosten verknüpft war und doch nicht das bietet, was eigentlich nötig wäre.
Sehr oft ist auch fehlendes Material der Grund, dass, der Ausgaben halber, ein Studieren neuer Lieder unterbleibt, Sänger und Sängerinnen dadurch die Lust zum Gesange verlieren und Chöre, die eine Zeitlang bestanden und zu den besten Hoffnungen berechtigten, sich wieder auflösten. 
Das in den verschiedenen Vereinen zerstreute Material zu sammeln, Neues und Gutes dazu zu suchen, muss Aufgabe der bestehenden Chorvereine werden, um auf diese Weise die Herausgabe eines jüdisch-deutschen Liederbuches für gemischten Chor zu ermöglichen, das jeden Verein bei geringer Auslage in die Lage versetzt, sich mit einer Anzahl für Jahre hinausreichender schöner Chöre zu versehen. Der Unterzeichnete bitte daher die Herrn Kantoren, Direktoren und Vorständen der Synagogenchorvereine, sowie Alle, die sich für angeregte Sache interessieren, um Aufgabe ihrer Adressen, behufs Verständigung über weiter vorzunehmende Schritte. Mit Sängergruß. Julius Straus."

Die Synagoge diente nicht nur den Gottesdiensten der Gemeinde. 1896 kam es in der Synagoge zu einem besonderen musikalischen Ereignis: Die Synagogenchöre aus Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim und Bruchsal hatten sich am 31. Mai 1896 zu einer gemeinsamen Gesangsaufführung in der Pforzheimer Synagoge getroffen. Hofkapellmeister Langer aus Mannheim dirigierte den Gesamtchor. Zu dem Konzert waren auch die Rabbiner Dr. Appel und Dr. Sander aus Karlsruhe erschienen.    
Sehr kritisch berichtete über die orthodox-geprägte Zeitschrift "Der Israelit" wenige Tage zuvor über das Konzert; im Artikel findet sich gleichfalls eine Kritik an den von Julius Straus im Artikel von 1893 geäußerten Ansichten: 
    
Ankündigung des Konzertes in der Synagoge Pforzheim am 31. Mai 1896     

Pforzheim Israelit 28051896.jpg (85992 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1896: "Aus Baden. Sonntag den 31. Mai dieses Jahres findet in der Synagoge zu Pforzheim ein größeres Konzert statt, vorbei die Synagogenchöre Pforzheim, Karlsruhe, Mannheim und Bruchsal mitwirken. Auch habe (ich) in Erfahrung gebracht, dass nichtjüdische Sänger sich hören lassen werden. Die Synagoge in Pforzheim wird an diesem Tage von Zuhörern überfüllt sein, da der Eintrittspreis auf nur 2 Mark gestellt ist. Ganz abgesehen, von der Entweihung eines jüdischen Gotteshauses durch Veranstaltung eines Konzerts in demselben, muss auch noch konstatiert werden, dass die Pflege des Synagogengesanges, zu dessen Zweck ja eigentlich diese Konzerte abgehalten werden, die Gemeindemitglieder zu so 'regem Synagogenbesuch' anspornt, dass oft Freitags Abend die vorgeschriebene Zahl (Minjan) nicht komplett wird. Fragt man sich über die Ursache, dass eine solche Unsitte, die Synagoge zu Konzertzwecken zu benützen, so einwurzeln konnte, so kann man dieselbe nur darin finden, wenn man denkt 'Und das Alles hat in Ihrem Wahn, die Orgel in der Synagoge getan'."

Positiv berichtete die liberal geprägte "Allgemeine Zeitung des Judentums" über das Konzert: 

Pforzheim AZJ 26061896.jpg (80640 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1896: "Karlsruhe, 22. Juli (1896). Am 31. Mai dieses Jahres fand in der schönen neuen Synagoge zu Pforzheim eine Gesangsaufführung der Synagogenchöre Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim und Bruchsal statt. Die Gesamtchöre, deren vier zu Aufführung gelangten, wurden von Herrn Hofkapellmeister Langer aus Mannheim, die vier Spezialchöre von den betreffenden Chordirigenten geleitet. Die Leistungen verdienen als sehr gute, zum Teil als vorzügliche bezeichnet zu werden. Unter dem anwesenden Publikum bemerkten wir als Vertreter des Oberrats Herrn Regierungsrat Dr. Mayer und Herrn Synagogenrats-Vorsteher Dr. Seeligmann aus Karlsruhe, von Rabbinern waren Herr Stadtrabbiner Dr. Appel und Herr Rabbiner Dr. Sander aus Karlsruhe erschienen. Wir können nur wünschen, dass derartigen Veranstaltungen, die zur Förderung des Synagogengesanges bedeutend beitragen, sich in jedem Jahre wiederholen. Den Mitgliedern der mitwirkenden Vereine aber gebührt für ihre nicht geringen Bemühungen aufrichtigster Dank."

Die Synagoge in Pforzheim blieb 45 Jahre Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in der Stadt. Bereits früh wurde sie von Nationalsozialisten zu einem Angriffsziel: So wurden Anfang Dezember 1922 mehrere Scheiben der Vorderfront der Synagoge durch Steine eingeworfen.   
  
1930
wurde die Synagoge renoviert, wobei die üppigen Wandmalereien dem sachlicheren Zeitgeschmack entsprechend durch zurückhaltende Ornamente und wohl auch Farben ersetzt wurden.  
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am Morgen des 10. November von SA-Männern und anderen NSDAP-Partei-Mitgliedern in Zivil geplündert und zerstört. Am Vormittag wurden noch vor 9 Uhr die Fenster eingeschlagen, Gebetbücher, Torarollen und Kultgegenstände in den Mühlkanal geworfen. Wegen der Gefahr für die umliegenden Häuser wurde in der Synagoge nur eine "kleine Sprengladung" gezündet. Hierfür wurde der Sprengmeister des Steinbruchs Ispringen nach Pforzheim beordert. Die Verwüstungen dauerten bis in die Mittagsstunden, zahlreiche Pforzheimer Schüler des Gymnasiums und der Oberrealschule wurden Zeugen der Untaten. Ein Ersinger Unternehmer erfuhr von der Aktion gegen die Synagoge, fuhr nach Pforzheim und nahm die drei südseitigen, jeweils zweiflügeligen Eingangstüren mit sich auf seinem Lastwagen. Erst 2003 wurden die Türbeschläge bei einer Entrümpelung wieder entdeckt und der jüdischen Gemeinde übergeben.  
 
Das Synagogengebäude musste 1939 auf Kosten der jüdischen Gemeinde in Höhe von 7.000 RM abgetragen werden. Das auswärtige Abbruchunternehmen durfte das Kupferdach abmontieren und verkaufen. Das Synagogengrundstück kaufte ein Fabrikant. Die jüdische Gemeinde konnte bis zu der Deportation der Juden nach Gurs im Oktober 1940 noch ihr Gemeindehaus nutzen. 1945 wurde das Synagogengrundstück beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung übertragen. Auf Grund eines Restitutionsverfahrens wurde es dem Fabrikanten gegen Nachzahlung von 25.000 Mark zurückgegeben. 
  
Unweit des ehemaligen Synagogenstandortes wurde am 10. November 1967 ein Gedenkstein aufgestellt. Das drei Meter hohe Erinnerungsmal aus Muschelkalk wurde von Oberbürgermeister Dr. Weigelt in Anwesenheit von mehr als hundert Bürgern enthüllt. Dr. Alfred Wachsmann, Vizepräsident der Israeliten Badens, hielt eine Ansprache. 1989 wurde das Gelände um den Gedenkstein neu angelegt (seitdem "Platz der Synagoge" genannt). 
  
Am 20. Januar 2014 wurde in Erinnerung an die Synagoge eine Skulptur von Professor Jacobi aufgestellt ("Gedenkinstallation"). Die Skulptur hat den Davidstern zum Thema und zeigt im Zusammenspiel mit einer elektronisch gesteuerten Lichterfolge ihre Gesamtheit. Auf einer Platte ist die Abbildung der früheren Synagoge zu sehen, ein Relief trägt einen Text von Dr. Isabel Greschat (Kulturamtsleiterin Pforzheim).  
  
  
Der Betsaal der Israelitischen Religionsgesellschaft    
  
Die orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft "Adass Jeschurun" (Gemeinde Israel; "Jeschurun" ist ein poetischer Name für "Israel", vgl. 5. Mose 32,15 und 33,26) hatte einen eigenen Betsaal. Sie entstand aus kleinen Anfängen 1905 und konnte zunächst einen kleineren Betsaal einrichten. Mitglieder der Gemeinde waren hauptsächlich Ostjuden, die um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) vor Pogromen aus Osteuropa geflohen waren und auf eine strenge Einhaltung der Religionsgesetze achteten. 

Am 4. September 1926 konnte in der Rennfeldstraße ein neuer Betsaal eingerichtet werden. Zur Einrichtung erhielt die Gemeinde die Inneneinrichtung der nicht mehr verwendeten Synagoge in Menzingen

Menzingen Israelit 16091926.jpg (168046 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1926: "Pforzheim, 5. September (1926). Am gestrigen Schabbat Nizawim WaJelech (4. September 1926) wurde das neue Beit Haknesset (Synagoge) der hiesigen Adaß Jeschurun in Benutzung genommen und damit einem lange gefühlten Bedürfnis entsprochen, da die Räume, welche bisher den Zwecken der Gemeinde dienten, in jeder Beziehung unzulänglich waren und nur infolge der Wohnungsnot nicht aufgegeben werden konnten. Von einer größeren Feier musste aus äußeren Gründen Abstand genommen werden, und des freudigen Anlasses wurde deswegen beim Gottesdienst am Schabbat gedacht. In seiner Ansprache gab der 2. Vorsitzende, Herr S. Puder, einen geschichtlichen Überblick über die Entstehung des Minjan, welches sich aus den kleinsten Anfängen im Jahre 1905 bis zu dem jetzigen Bestande trotz der schweren Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit entwickelt hat und nur unter Aufwendung größter Energie und erheblicher materieller Opfer für jedes Mitglied zu erhalten war. Herr Louis Reutlinger gab alsdann in längerer Rede unter Anlehnung an den Wochenabschnitt dem Geiste Ausdruck, welcher die Gründer und Erhalter des Minjan beseelte und wies auf die Pflichten hin, welche die Idee des Tora Im Derech Erez im Sinne S. R. Hirschs - das Gedenken an den Gerechten sei zum Segen - jedem Einzelnen in Lehre und Leben auferlegt, ganz besonders im Hinblick auf die Erziehung der Kinder zu wissenden Juden. Herr J. Goldberg schloss die Reihe der Redner mit geistvollen Zitaten aus Midrasch und Gemara.
Die Adaß Jeschurun verfügt jetzt über eine schöne und würdige Synagoge mit 60 Männer- und 50 Frauenplätzen, welche bereits alle vergeben sind. Der Badische Oberrat der Israeliten hat durch den Synagogenrat in dankenswerter Weise eine sehr schöne Inneneinrichtung, welche früher der leider eingegangenen Gemeinde Menzingen bei Bruchsal gehörte, nebst einer herrlichen Sefer Tora (Torarolle) zur Verfügung gestellt und damit das vorhandene Inventar ergänzt. Es ist zu wünschen, dass die Adaß Jeschurun, welche das traditionell gesinnte Element in der Pforzheimer, von jeher neologen Gemeinde darstellt, den vielen und schweren Aufgaben, welche ihrer warten, mit Gottes Hilfe gerecht werden kann. 

 Am 10. November 1938 wurde auch dieser Betsaal geplündert und zerstört. Die Torarollen wurden später auf einem Misthaufen gefunden.     
    
    
    
Fotos 
Historische Fotos: 

Fotos der Synagoge Pforzheim 
um 1895

(Quelle: Ziwes s. Lit. S. 56)

Pforzheim Synagoge 001.jpg (72951 Byte) Pforzheim Synagoge 002.jpg (97023 Byte)
  Außenansicht der nach Plänen des
 Architekten Ludwig Levy erstellten
 Synagoge  
Innenansicht mit Blick 
zum Toraschrein
   
           
Die Pforzheimer Synagoge als beliebtes Ansichtskartenmotiv   
Pforzheim Synagoge 006.jpg (91898 Byte) Pforzheim Synagoge 715.jpg (66981 Byte) Pforzheim Synagoge 716.jpg (68931 Byte) Pforzheim Synagoge s195.jpg (310081 Byte)
    Quelle der Ansichtskarten oben: Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries 
   

Pforzheim Synagoge 004.jpg (49733 Byte)

Pforzheim Synagoge 007.jpg (67464 Byte) Pforzheim Synagoge 020.jpg (45598 Byte)
          
Die Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht 1938:
(Quelle: Stadtarchiv Pforzheim) 
Bitte warten; Bild wird geladen! Pforzheim Synagoge 071.jpg (76110 Byte) Pforzheim Synagoge 070.jpg (85091 Byte)
Der abgeknickte Davidstern 
der Kuppel  
Blick zur Frauen- und Orgelempore. 
Die Orgel ist völlig zerstört 
Auf diesem Foto ist von der Orgel 
nicht mehr viel geblieben 

   
Fotos nach 1945/Gegenwart:   

Das Denkmal am Synagogenplatz: 
(Fotos um 1985: Hahn) 

 
Pforzheim Synagoge 003.jpg (75776 Byte)   Pforzheim Synagoge 100.jpg (74646 Byte)   Pforzheim Synagoge 101.jpg (70231 Byte) 
     
Fotos 2004:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.8.2004)  
  

Pforzheim Synagoge 213.jpg (79276 Byte)

Pforzheim Synagoge 211.jpg (60464 Byte)   Pforzheim Synagoge 212.jpg (59529 Byte)
Blick zum "Platz der Synagoge" 
mit Gedenkstein (in der Mitte)
  Gedenkstein für die ehemalige Synagoge
  
   
   Pforzheim Synagoge 210.jpg (35083 Byte)  
  Hinweisschild  
     
Türbeschläge aus der alten Synagoge
(Quelle: Israelitische Kultusgemeinde
 Pforzheim)
  Die Türbeschläge stammen von den drei südseitigen, jeweils zweiflügligen Eingangstüren der alten Synagoge. Es handelt sich nur um einen Teil des ursprünglichen Bestandes. Über den Verbleib der hölzernen Türflügel ist nichts bekannt; sie müssen wohl als verloren gelten
     
Denkmal zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs
(Fotos: Inge Laidig, Keltern, 2007)
Pforzheim Denkmal 151.jpg (73897 Byte) Pforzheim Denkmal 152.jpg (61563 Byte)
Text der Hinweistafel: "Auf Gleisen unweit dieser Stelle begann am 22. Oktober 1940 für 186 jüdische Pforzheimerinnen und Pforzheimer der Transport in das südfranzösische Lager Gurs, den 'Wartesaal des Todes'; neun weitere wurden aus anderen Orten verschleppt. In Gurs und anderen französischen Lagern starben 45 der Deportierten an Unterernährung, wegen fehlender ärztlicher Hilfe und aus Verzweiflung. Ab 1942 wurden 95 von ihnen in den Vernichtungslagern des Ostens ermordet, allein 78 in Auschwitz. Durch die Hilfe christlicher und jüdischer Organisationen sowie der Résistance überlebten 55 der aus Pforzheim nach Gurs Deportierten in Frankreich oder fanden Asyl im Ausland."
 
   Pforzheim Denkmal 150.jpg (50416 Byte) Pforzheim Denkmal 153.jpg (52110 Byte)
     

    
    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2009: Gedenken zum 71. Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Artikel von Olaf Lorch-Gerstenmaier in der "Pforzheimer Zeitung" vom 10. November 2009 (Artikel): 
"Brennende Synagoge vor 71 Jahren: Zivilcourage am Boden
PFORZHEIM.
Mehr als 300 Menschen – darunter auch Schüler aus den umliegenden Gymnasien – haben am Montag am 71. Jahrestag der Reichspogromnacht der Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der Juden gedacht..."  
     
November 2010: Gedenken zum 72. Jahrestag des Novemberpogroms 1938   
Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 12. November 2010 (Artikel): 
"OB Hager: Weg des Dritten Reichs führte in den Abgrund
Pforzheim.
Der Historiker Uri Kaufmann und Oberbürgermeister Gert Hager haben an die brennenden Synagogen in der Pogromnacht vor 72 Jahren erinnert und aufgerufen, die Lehren aus den Geschehnissen zu ziehen..."       
    
Juli bis September 2011: Ausstellung "Jüdisches Leben in Pforzheim" in der Galerie Pforzheim 
(Bleichstraße 81: Öffnungszeiten siehe auf der Website der Stadt Pforzheim: Seite zur Galerie Pforzheim)     
Zum Lesen der Presseartikel: bitte Textabbildungen anklicken   
Pforzheim PA PK 01072011a.jpg (173055 Byte) Pforzheim PA PZ 01072011.jpg (178060 Byte) Pforzheim PA PZ 04072011a.jpg (141065 Byte)
Oben: Artikel im "Pforzheimer Kurier" 
vom 1. Juli 2011 von Susanne Roth: 
Alle Facetten eingefangen. Ausstellung 
zum jüdischen Leben in Pforzheim"  
  
Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" 
vom 1. Juli 2011 von Olaf Lorch-Gerstenmaier:
 "Bestandteil der Stadtgeschichte. Vom
 Mittelalter bis zur neuen Synagoge: Ausstellung:
 Jüdisches Leben in Pforzheim" in der Galerie.
Oben: Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" 
vom 4. Juli 2011 von Olaf Lorch-Gerstenmaier:
 "Zu Gast in der Stadt: der Historiker 
Uri Kaufmann. 'Im Zentrum spiegelt sich 
die Krise wider'".

 

März 2012: Neue Broschüren zur jüdischen Geschichte in Pforzheim  
Artikel von Olaf Lorch-Gerstenmaier in der "Pforzheimer Zeitung" vom 9. März 2012: "Jüdisches Leben dokumentiert. Eine Auswahl der wichtigsten Exponate der letztjährigen Ausstellung 'Jüdisches Leben in Pforzheim' ist in zwei Broschüren zusammengefasst worden, die druckfrisch auf den Markt und auf Anfrage in die Schulen kommt...."   
Link zum Artikel       
 
September 2013: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Pforzheim  
Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" vom 6. September 2013: "'Stolpersteine' erinnern an Opfer des Nazi-Regimes
Pforzheim. Die Pforzheimer Initiative 'Stolpersteine' haben am Freitag 18 weitere Steine durch den Initiator dieser mittlerweile europaweiten Aktion, Gunter Demnig (Köln) verlegen lassen. Als er im Jahr 1993 sein Projekt startete, wollte er vor allem in der jüngeren Generation ein neues Bewusstsein schaffen für einen versöhnlicheren Umgang mit der Last der Vergangenheit."  
Link zum Artikel     
Zu den "Stolpersteinen" in Pforzheim siehe den Artikel "Stolpersteine" im Stadtwiki Pforzheim  bzw. http://stolpersteine-pforzheim.de/  
 
Januar 2014: Installation für das Volksbank Foyer zum Gedenken an die Synagoge   
Artikel von Sandra Pfäfflin in der "Pforzheimer Zeitung" vom 17. Januar 2014: "Professor Peter Jacobi: Installation für das Volksbank-Foyer
Wie gelingt es, historische Fakten in moderne Kunst umzusetzen? Wie umgehen mit einem dramatischen Ereignis, wie der Zerstörung der Pforzheimer Synagoge bei der Reichspogromnacht?
'Mit Respekt und Würde', sagt Professor Peter Jacobi, der die nicht ganz leichte Aufgabe übernommen hat, mit einer Installation im unteren Foyer des Volksbankhauses an die im Jahr 1892 an dieser Stelle errichtete und am 10. November 1938 zerstörte Synagoge zu erinnern. Doch nicht nur rückwärtsgewandt sollte der Blick sein, sondern auch die Gegenwart bejahend, in der es wieder ein reges jüdisches Leben und eine vitale Gemeinde in Pforzheim gibt..." 
Link zum Artikel       
Artikel in der "Siebenbürgischen Zeitung" vom 29. Januar 2014: "Gedenkinstallation von Peter Jacobi in Pforzheim erinnert an zerstörte Synagoge..." 
Link zum Artikel    
 
Januar 2016: Alte Zeichnung der Synagoge wurde gefunden  
Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" vom 12. Januar 2016: "Alte Synagogen-Zeichnung aufgetaucht..."  
Link zum Artikel     
 
Dezember 2017: Tora-Rolle aus der früheren Synagoge wird gesucht    
Artikel von Claudia Kraus in der "Pforzheimer Zeitung" vom 19. Dezember 2017: "ÜBER GURS NACH ISRAEL GELANGT- Hans Mann sucht nach einer Thora-Rolle aus der Pforzheimer Synagoge
Die Geschichte über eine Thora-Rolle aus Pforzheim ist so lang wie spannend. Der Pforzheimer Hans Mann trägt seit längerer Zeit Puzzlestücke zusammen, damit sie zu Ende erzählt werden kann. Die Thora-Rolle aus der hiesigen Synagoge wurde bei der Deportation der Pforzheimer Juden ins südfranzösische Internierungslager Gurs mitgenommen. Irgendwann in den 80er Jahren gelangte sie nach Israel. 'Aber in welcher Synagoge sie sich heute befindet, ist bisher leider nicht geklärt', sagt Mann, der vor rund zehn Jahren die Initiative Stolpersteine Pforzheim mitbegründete.
Rolle vor Synagogenbrand geholt. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass die Thora-Rolle nicht vernichtet wurde, als die Nazis im November 1938 die Synagoge niederbrannten. Louis Reutlinger hatte sie mit nach Hause genommen, damit sein Sohn Fritz vor seiner Bar Mitzwa-Feier daraus lesen konnte. Der Fritz von damals lebt heute als Shlomo Reutlinger in Israel. Mann hat den 92-Jährigen kennengelernt.
Hans Mann trifft Shlomo Reutlinger. Auch so ein Zufall: Auf Reutlinger stieß Mann über das Internetportal 'Linked-in', bei dem es einen Bezug zu Pforzheim gab. Über seine Recherchen war Mann die Familie Reutlinger ein Begriff. Er wusste auch, dass es da einen Fritz gab, der sich seit der Flucht nach Palästina Shlomo nannte. 'Es konnte nur ein und dieselbe Person sein.' Mann nahm Kontakt auf und reiste mit seiner Frau Christa Ende 2016 nach Israel. Er traf Shlomo Reutlinger in Jerusalem und führte lange Interviews mit ihm, die er im Heft 'Stolpersteine Pforzheim 2008-2017' festgehalten hat.
Abtransport vom Güterbahnhof. Von der Existenz der Thora-Rolle jedoch erfuhr Mann erst, als im Februar Elana Mayerfeld, Shlomo Reutlingers Tochter, nach Pforzheim kam. 'Wir machten eine Fahrt durch die Stadt zu den Punkten, die während der Kindheit ihres Vaters von Bedeutung waren', erzählt Mann. Als sie vor dem früheren Elternhaus der Reutlingers in der Kronprinzenstraße standen, begann die Tochter, von der Thora-Rolle zu sprechen. Aus den Erzählungen des Vaters wusste sie, dass an jenem 22. Oktober 1940 Familie Reutlinger mit den anderen Juden zum Abtransport auf dem Güterbahnhof zusammengetrieben worden war. Da sei ihrem Großvater Louis Reutlinger eingefallen, dass er die bereits verpackte Rolle zu Hause vergessen hatte. Es gelang ihm, von der Gestapo die Erlaubnis zu bekommen, nochmals ins Haus zurückzukehren, um ein 'wichtiges Gepäckstück' zu holen. 'Die Türen waren versiegelt, doch er wusste, dass ein kleines Fenster offen stand. Und er durfte den elfjährigen Karl Leopold Landau mitnehmen', erzählt Mann. Der Junge quetschte sich durchs Fenster und nahm das Schriftstück an sich.                        
Shlomo kann nach Palästina ausreisen. Seine Söhne Shlomo und den kleinen Erich hatte Louis Reutlinger zuvor zu seinem Bruder nach Belgien gebracht, damit sie sicher wären. Von dort kam Shlomo später über ein Programm für jüdische Jugendliche nach Palästina, Erich war zu jung dafür. Er wurde nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Die Eltern, die lange vorher Ausreisevisen beantragt hatten, konnte der Onkel schließlich aus Gurs freikaufen. Kuba, das dringend Geld brauchte, nahm die Pforzheimer Juden auf.  
Übergabe an Yad Vashem. Die Thora-Rolle blieb in Gurs. 'Aus einem Schreiben geht hervor, dass sie dort genutzt wurde', berichtet Mann. Von Reutlingers Tochter weiß er auch, dass Uri Landau – der Elfjährige, der einst die Thora aus dem versiegelten Reutlinger-Haus holte – Anfang der 80er Jahre von Israel nach Deutschland kam. Er reiste auch nach Gurs, wo er sich nach der Thora-Rolle erkundigte. 'Er fand heraus, dass sie an eine christliche Gemeinde und später an die jüdische Gemeinde in Pau, nahe Gurs, übergeben wurde.' Landau erwirkte schließlich, dass die Thora nach Israel geschickt und an Yad Vashem übergeben wurde.
Wo ist die Rolle heute? Hans Mann liegt ein Bild der Thora vor und ein Schreiben von Yad Vashem vor. 'Demnach befindet sich die Thora, da sie nicht mehr koscher ist, in einer separaten Vitrine.' Doch in welcher Synagoge, das weiß Mann noch nicht. Auch Uri Landau, mit dem Mann korrespondierte, kann ihm auf diese Frage keine Antwort mehr geben. Er starb, bevor ein Besuch zustande kam."   
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November 2018: Nach Schändung des Andenkens am Synagogen-Denkmal: Erklärung des christlich-jüdischen Arbeitskreises
Artikel in den "pf-bits" vom 15. November 2018: "Erklärung des christlich-jüdischen Gesprächskreises zur Schändung des Andenkens an die Reichspogromnacht
Nach der Schändung der Gedenkkränze am Platz der Synagoge regt sich Empörung über die Tat.
Der christlich-jüdische Gesprächskreis der Evangelischen Kirche, der seit 1984 Themen des christlich-jüdischen Dialogs behandelt, hat bei seinem Vortragsabend am gestrigen Mittwoch zur Entstehung des Alten Testaments mit den Teilnehmern des Vortragsabends eine gemeinsame Erklärung zur Schändung des Andenkens an die Reichspogromnacht abgegeben. Nach der Gedenkveranstaltung am 9. November wurden nach der Veranstaltung die am Platz der Synagoge abgelegten Gedenkkränze von Unbekannten zerstört. Das jüdische Leben ist wieder Teil von Deutschland geworden und soll es bleiben!', heißt es in der Erklärung, die von Gerhard Heinzmann und Christoph Mährlein formuliert wurde. Die rund 40 Teilnehmer unterstützten einstimmig den Aufruf gegen Judenfeindlichkeit. Die Erklärung wurde auch von Rami Suliman und Andrew Hilkowitz von der jüdischen Gemeinde, sowie dem muslimischen Vorsitzenden der Christlich-islamischen Gesellschaft Pforzheim (CIGP), Fatih Aygün, unterstützt, die bei dem Vortrag ebenfalls anwesend waren.
Die Erklärung im Wortlaut: Seit Jahrzehnten trifft sich in Pforzheim der christlich-jüdische Gesprächskreis, um mit Vorträgen, Diskussionen und Veranstaltungen den Dialog der Religionen zu pflegen und wechselseitiges Verständnis und Toleranz zu fördern. Wir – die Teilnehmer an diesen Gesprächen – sind verstört und empört über die Schändung des Andenkens an die Reichspogromnacht 1938. Es zeugt von völligem Unverständnis und Barbarei, dass die Gedenkkränze für diesen Exzess gegen die Juden in Deutschland zerstört wurden. Wir rufen Alle in diesem Land und in dieser Stadt auf, der Judenfeindlichkeit entgegenzutreten und jede Art von Geschichtsfälschung zu bekämpfen. Das jüdische Leben ist wieder ein Teil von Deutschland geworden und soll es auch bleiben! Wir wollen nicht zulassen, dass sich Judenfeindlichkeit – offen oder versteckt – wieder Bahn bricht."   
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März 2019: Verlegung von weiteren "Stolpersteinen" in Pforzheim 
Artikel von Olaf Lorch-Gerstenmaier in der "Pforzheimer Zeitung" vom 28. März 2019: "Pforzheim. Verlegung von 23 neuen Quadern: 'Stolpersteine' erinnern an Nazi-Verfolgte
Pforzheim.
Insgesamt 270 'Stolpersteine' sind in Pforzheim bereits verlegt worden. Am Freitag kommen weitere 23 'Stolpersteine' dazu. Es handelt sich um ein Projekt, das in Kooperation aus Löblicher Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und der Privaten Pforzheimer Initiative Stolpersteine realisiert wurde. Es erinnert an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer während der Diktatur der Nationalsozialisten lebendig erhält. Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, in dem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln mit ihrem Namen und ihren Lebensdaten aus Messing in den Gehweg einlässt. Mit den Stolpersteinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier lebten.
Es beginnt um 9 Uhr: drei Steine an der Nagoldstraße 13 (je einen Stein für Hermann Reinheimer, Mina Reinheimer und Werner Siegfried Reinheimer); der Liedermacher Dieter Huthmacher trägt sein Lied 'Stolpersteine' während der Verlegung vor. Der Abschluss ist um 11.10 Uhr: fünf Steine an der Kronprinzenstraße 25 (je ein Stein für Louis Reutlinger, Elsa Reutlinger, Fritz Reutlinger, Erich Reutlinger und Ruth Lea Reutlinger)." 
Link zum Artikel 
Weitere Informationen: http://stolpersteine-pforzheim.de/     
 
November 2019: Gedenken zum Novemberpogrom 1938 
Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" vom 5. November 2019: "Gedenkveranstaltung von Stadt und Jüdischer Gemeinde zur Reichspogromnacht
Pforzheim.
Am 9. November 2019 jährt sich das Datum der Reichspogromnacht in Deutschland zum 81. Mal. Ein trauriges Datum, das in die Geschichte eingegangen ist und in der Goldstadt traditionell mit einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung der Stadt Pforzheim und der Jüdischen Gemeinde Pforzheim begangen wird. Diese findet am Freitag, 8. November, um 11.30 Uhr im Atrium des Volksbankhauses statt. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Peter Boch liest Celina Zürcher zunächst Auszüge aus dem Buch 'Spurensuche' von Annsophie Schmidt. Annsophie Schmidt recherchierte im Geschichtsunterricht im Rahmen eines Projekts die Biographien jüdischer Hilda-Schülerinnen und Lehrkräfte. Im Anschluss daran folgt eine Gesprächsrunde zu der Frage, wie junge Menschen mit der Geschichte des Nationalsozialismus umgehen. Musikalisch wird die Gedenkfeier vom Gemischten Synagogenchor umrahmt, der gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Reuchlin-Gymnasiums auftreten wird. Die gemeinsame Kranzniederlegung von Stadt und Jüdischer Gemeinde erfolgt zum Abschluss der Veranstaltung direkt an dem Gedenkstein auf dem 'Platz der Synagoge' an der Zerrenner-/Goethestraße. Zudem lädt die Initiative Stolpersteine/Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim anlässlich des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht am Samstag, 9. November, um 15 Uhr zu einer Stolperstein-Führung ein. Treffpunkt ist auf dem Marktplatz, Ecke Westliche Karl-Friedrich-Straße 1. Die Führung ist kostenlos.
Die Gedenkveranstaltung wird jedes Jahr von der Stadt Pforzheim gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden (ACG) und Vertretungen Pforzheimer Schulen vorbereitet und in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Mall-Managements der Volksbank Pforzheim durchgeführt."
Link zum Artikel  
Weiterer Artikel in der "Pforzheimer Zeitung" von Jeanne Lutz vom 8. November 2019: "'Es liegt nicht in unserer Verantwortung, was damals geschehen ist. Aber es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass so etwas nie mehr passiert' - Stadt und Schüler gedenken den Opfern der Reichspogromnacht
Pforzheim. Die Erinnerungen an den NS-Terror wach halten: Das ist das erklärte Ziel der Stadt Pforzheim, der jüdischen Gemeinde, aber auch der Jugend. Bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 81. Jahrestags der Reichspogromnacht am Freitagvormittag im Volksbank-Haus diskutierten Schüler des Hilda-Gymnasiums darüber, wieso es an ihnen ist, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und welche Wege man gehen sollte, um Antisemitismus die Stirn zu bieten. 1938 zündeten die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9. auf den 10.November in ganz Deutschland Synagogen an, verwüsteten jüdische Geschäfte, verhafteten, misshandelten oder töteten deutsche Juden. Auch in Pforzheim brannte das Gotteshaus an der Zerrennerstraße, 23 Männer jüdischen Glaubens wurden ins KZ Dachau verschleppt. Der Terror der Reichspogromnacht bildete den Auftakt des Massenmords an den europäischen Juden, dem sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. 81 Jahre später sind diese Verbrechen nicht vergessen – doch der Bezug dazu geht den nachfolgenden Generationen zunehmend verloren. Das macht nicht nur den Erwachsenen Sorgen, sondern auch der Jugend selbst, wie bei Gedenkveranstaltung zum 81. Jahrestag der Reichspogromnacht am Freitagvormittag im Atrium des VolksbankHauses deutlich wurde. Denn diese gestalteten in weiten Teilen Schüler des Hilda-Gymnasiums, die sich schon länger intensiv mit der Aufarbeitung von Pforzheims NS-Vergangenheit beschäftigen. 'Es liegt nicht in unserer Verantwortung, was damals geschehen ist. Aber es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass so etwas nie mehr passiert', erklärte Celina Zürcher, die mit ihren Mitschülern Tamara Benhamo und Leon Michel in der von Boris Karasik moderierten Runde mit Sami Wedde von 'Likrat', einem interreligiösen Projekt des Zentralrats der Juden, über Antisemitismus und Erinnerungskultur diskutierte. Die Verbrechen von damals nicht zu vergessen, aber auch dem Antisemitismus von heute die Stirn zu bieten, sei dabei nicht nur die Aufgabe von Politik und Jüdischen Gemeinden, sondern die aller, 'denn das Thema betrifft uns alle, die ganze Gesellschaft', unterstrich Benhamo. Das fange schon im Kleinen an, wie nicht wegzuschauen, wenn antisemitische Parolen verbreitet würden. Um auch die jungen Menschen ins Boot zu holen, müsse man Kanäle wählen, auf denen diese auch erreicht würden – und verstärkt auf soziale Medien setzen. Nicht zuletzt, um 'diesen Raum nicht jenen zu überlassen, die ihn missbrauchen, um Hass und Hetze zu verbreiten', wie Hilda-Schülersprecher Michel sagte."
Link zum Artikel  
 
März 2020: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Pforzheim  
Anmerkung: es wurden weitere 26 "Stolpersteine" in Pforzheim verlegt; damit wurden (seit Beginn der Verlegungen in der Stadt 2008) insgesamt 296 "Stolpersteine" in der Stadt verlegt. Es sind weitere Verlegungen geplant.    
Artikel von Claudius Erb in der "Pforzheimer Zeitung" vom 26. Februar 2020: "Jeder Stolperstein erzählt ein Schicksal: Pforzheim erhält kommende Woche weitere wichtige Wegmarken
Pforzheim. Schritt für Schritt wird Geschichte lebendig, Stein um Stein werden tragische persönliche Schicksale ins Heute geholt: Zum wiederholten Mal macht der Künstler und Initiator Gunter Demnig in der kommenden Woche in Pforzheim Station, um weitere Stolpersteine dort zu platzieren, wo Menschen aus ihrem Umfeld gerissen wurden, weil sie unter der Diktatur der Nationalsozialisten zu leiden hatten oder gar den Tod fanden. Die Löblichen Singer und die private Initiative Stolpersteine machen es möglich, dass Demnigs europaweites Kunstprojekt auch in der Goldstadt wichtige Zeichen setzt. 26 Steine kommen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Peter Boch am Mittwoch, 4. März, hinzu, darunter jene für Ursula Mayer und Julie Wallerstein, deren Lebensgeschichten am Tag der Verlegung besonders präsent sein werden.
Vertrieben und versteckt. Ursula Mayer wurde am 31. März 1937 in Pforzheim geboren. Als der Vater von einer Geschäftsreise im November 1938 nicht mehr nach Hause kam, beantragte die Mutter ein Visum zur Emigration nach England. Da sie das Visum nur für sich selbst erhielt, entschloss sie sich, die Tochter zu ihrer Schwester nach Sarrebourg in Lothringen zu bringen. Als die Mutter zu ihrem Mann nach England floh, blieb Ursula bei der Tante und Cousine. Zum Schutz nahm sie den Namen Yvonne an und erlebte das Kriegsende versteckt in Paris. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs holten sie ihren Eltern nach England. Heute ist sie verheiratet, heißt Ursula Bernstein und lebt in London. Mit ihrem Ehemann wird sie die Verlegung der Stolpersteine für sie und ihre Eltern vor dem Haus an der Güterstraße mit der Nummer 18 mitverfolgen und auch am Empfang teilnehmen, den Oberbürgermeister Boch und Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn um 13 Uhr im Rathausfoyer geben.
Projekt verbindet Generationen. Dort wird auch ein Urenkel von Julie Snatager, geborene Wallerstein, erwartet. Sie war am 27. November 1881 in Pforzheim zur Welt gekommen. Ihre Eltern Hermann und Sophie Wallerstein hatten ein Wäschegeschäft in der Westlichen 42. Am 20. April 1909 heiratete sie den Textilhändler Emanuel Snatager in Köln. Das Ehepaar bekam drei Söhne und zog am 3. Mai 1909 von Kassel nach Zutphen in den Niederlanden. Julie Snatager wurde am 20. Januar 1943 von Zutphen aus in das Lager Westerbork geschafft und am 29. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert. In den Akten ist ein offizielles Todesdatum mit dem 1. Februar 1943 vermerkt. Aus 'nicht einwandfrei zu klärenden Gründen kann beziehungsweise darf' in Zutphen, wo sie zuletzt gewohnt hat, kein Stolperstein verlegt werden, heißt es in einer Erläuterung der Initiative Stolpersteine. Deshalb werde nun mit Demnigs Einverständnis ein Stein an jener Stelle verlegt, an der ihr Geburtshaus stand.
Dass dieses Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer lebendig hält, generationenübergreifend Unterstützung erfährt, führen die hiesigen Paten vor Augen. Darunter sind Unternehmen wie die Firma Rutronik, Institutionen wie die evangelische Kirchengemeinde Buckenberg-Haidach, Privatpersonen wie der Mediziner und Stadtrat Ralf Fuhrmann mit seinem Mann Timur Fuhrmann-Piontek, aber auch das Reuchlin-Gymnasium, das an die Gestalttherapeutin Lore Perls, geborene Posner, erinnert, die einst jenes Gymnasium besuchte, oder eine Konfirmandengruppe der evangelischen Innenstadtgemeinden, die den Stolperstein für Bernd Kahn finanziert. Er war vom Schulverbot für jüdische Kinder betroffen und musste 1938 mit seiner Familie in die USA fliehen.
Alle Informationen zum europäischen Kunstprojekt von Gunter Demnig und zum hiesigen Engagement der Löblichen Singergesellschaft von 1501 in Kooperation mit der privaten Initiative gibt es auf www.stolpersteine-pforzheim.de."  
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Mai 2024: Verlegung von 24 weiteren Stolpersteinen in Pforzheim   
Anmerkung: nach dieser Verlegung liegen zusammen 397 Stolpersteine in Pforzheim 
Artikel von Jürgen Peche in "Badische Neueste Nachrichten" am 15. Mai 2024: "Pforzheim. Erinnerung an NS-Opfer. 24 neue Stolpersteine in Pforzheim verlegt
Vier der Stolpersteine sind der jüdischen Familie Sommer gewidmet, die aus Pforzheim vor den Nazis fliehen musste.
Die 'Initiative Stolpersteine' der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim hat am Mittwoch 24 weitere Stolpersteine im Stadtgebiet verlegt. Die Aktion, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig 1993 ins Leben gerufen wurde, soll an die Opfer der NS-Zeit erinnern, indem Gedenktafeln aus Messing vor ihrem letzten frei gewählten Wohnort mit Namen, Schicksal und Lebensdaten in den Bürgersteig eingelassen werden. Die Löblichen Singer übernahmen 2007 die finanzielle Trägerschaft. Am 13. März 2008 wurden die erste 13 Stolpersteine verlegt – vier davon am Platz der Synagoge. Heute liegen in Pforzheim 397 dieser Gedenksteine. Inzwischen leitet Singer Hans Mann das Projekt, bei dem es gilt, die Biografien der ehemals Pforzheimer Mitbürger sorgsam zu ermitteln. Dabei helfen immer wieder auch Schulklassen, wie auch jetzt zum wiederholten Mal eine Klasse des Hilda-Gymnasiums. Die dritte Station der aktuellen Verlegeaktion war vor dem Kinderhort der Caritas in der Dillsteiner Straße 3a. Als Gunter Demnig ankam, hatten Mitarbeiter der Technischen Dienste der Stadt den Platz für die vier Stolpersteine auf dem Gehsteig schon vorbereitet, sodass der routinierte Künstler mit nur wenigen Schlägen mit dem Gummihammer die Messingwürfel im Boden versenkte. Mit dabei waren die Paten der Stolpersteine, die mit ihrem Beitrag die Kosten der Aktion finanzieren.
Erinnerung an Schicksal der Pforzheimer Familie Sommer. Hans Mann schilderte das Schicksal der jüdischen Familie Sommer, an die hier erinnert wird: David Sommer und seine Ehefrau Anna, sowie deren Kinder Gretel und Helmut. David Sommer, geboren 1871, war Kantor der liberalen jüdischen Gemeinde in Pforzheim und Hauptlehrer an der Volksschule in Brötzingen. 1911 wurde er als Stadtverordneter gewählt und im August 1933 von den Nazis in den Zwangsruhestand versetzt. Im Januar 1939 floh er mit Ehefrau und Tochter über England nach Indien. Seine Frau Anna starb 1947 in Mumbai, worauf er 1952 zurück nach England übersiedelte und bis zu seinem Tod 1958 dort mit der Familie seines Sohnes lebte. Der Sein Sohn soll immer wieder gesagt haben, dass seine Mutter Deutschland sehr vermisst habe, und sie letztlich am Heimweh nach dem Schwarzwald gestorben sei. Tochter Gretel Sommer war Musiklehrerin und emigrierte mit den Eltern nach Indien. Sie blieb unverheiratet und kehrte mit dem Vater und der Familie ihres Bruders Helmut nach England zurück. 1983 kam sie mit der Familie ihres Bruders auf Einladung der Stadt nach Pforzheim als Holocaust-Überlebende. Helmut, geboren 1906 in Pforzheim, besuchte das Reuchlin-Gymnasium und wurde zu Beginn seiner Ausbildung als Jude ausgegrenzt und gedemütigt. Er emigrierte bereits 1930 nach Mumbai, wo ihm eine Stelle angeboten wurde. Er wurde britischer Staatsbürger und zahlte später die sogenannte 'Reichsfluchtsteuer', damit seine Eltern und seine Schwester aus Deutschland ausreisen konnten. Helmut starb 1999 in London. Zur Verlegung der vier Gedenksteine waren Nachfahren der Familie Sommer aus Israel angereist, darunter die Enkelin von Helmut Sommer, die sich in einer kurzen Ansprache für das Gedenken an ihre Familie bedankte." 
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Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Pforzheim  
bulletDokumentation der zwischen 1919 und 1945 in Pforzheim geborenen bzw. ansässigen jüdischen Bürgerinnen und Bürger und deren Schicksal (online zugänglich über die Website der Stadt; Autor: Gerhard Brändle; Stand Oktober 2010). 
bulletWebsite der Israelitischen Kultusgemeinde Pforzheim  
bulletStolpersteine in Pforzheim (Artikel im Stadtwiki Pforzheim-Enz)  
bulletWebsite http://stolpersteine-pforzheim.de/ 
bullet Kurze Infoseite zur Jüdischen Geschichte/Synagoge Pforzheims bei jgm-net.de 
bulletWebsite der Löblichen Singergesellschaft  
bulletZur Seite über den alten jüdischen Friedhof Pforzheim (interner Link) 
bulletZur Seite über den neuen jüdischen Friedhof Pforzheim (interner Link)  

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Pforzheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Pforzheim sind vorhanden:    
J 386 Bü. 482 Pforzheim  Kirchenein- und Austritte 1930 - 1934 - Verzeichnisse der hier zu- und weggezogenen Israeliten - Von ausgewanderten Personen 1933 - 1934 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446700  
J 386 Bü. 483 Pforzheim  Sterbefälle 1879 - 1940   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446701     
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Pforzheim, Alter Friedhof" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 4 Grabsteine dokumentiert (ohne Fotos). Eine Dokumentation des Neuen Friedhofes Pforzheim ist in diesem Bestand online nicht zugänglich      
Im Bestand EL 228 b I Bü. 246 findet sich zum Alten Friedhof Pforzheim eine Dokumentation Grabstein 1 bis 4   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907248  (online nichts eingestellt) 
ebd. Bü. 243 finden sich zum Neuen Friedhof (Stadtfriedhof) Pforzheim Belegungslisten, Dokumentation Grabstein 1 bis 277   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907243        

Literatur:   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 231-237. 
bulletGermania Judaica II,2 S. 645f; III,2 S. 1106-1107.  
bulletGerhard Brändle: Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim. Pforzheim 1985. 
bulletders.: Jüdische Gotteshäuser in Pforzheim. Pforzheim 1990. 
bulletders.: Jüdisches Pforzheim. Einladung zur Spurensuche. Haigerloch 2001. 
bulletMonika Preuß: Der jüdische Friedhof auf der Schanz in Pforzheim. Pforzheim 1994. 
bulletFranz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S. 56-59. 
bulletkultnews-einzelansicht-d7.jpg (32271 Byte)Jüdisches Leben in Pforzheim - Dokumentation. Zwei Broschüren (der Ergänzungsteil mit Unterrichtsmaterialien). Erschienen 2012. 
Vorstellung der Broschüre in der Website der Stadt Pforzheim
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Pforzheim: S. 109-114.    
bullet Christoph Timm, unter Mitarbeit von Olaf Schulze: Jüdisches Leben in Pforzheim. Vom Mittelalter bis heute. Edition Papierblatt Band 3. J. S. Klotz Verlagshaus 2021. 
ISBN: 978-3-948968-51-9. 24,90 €. Informationen auf Verlagsseite.   Mehr zur Edition Papierblatt: https://www.papierblatt.de/edition/ 
Begleittext zum Buch: "Tauchen Sie ein in das Leben der Juden und Jüdinnen in Pforzheim von 1260 bis heute. Ihre Geschichte wird nicht nur fundiert besprochen, sondern anhand von Einzelschicksalen auch lebendig erzählt. Die Beiträge präsentieren jüdisches Leben in Pforzheim aus dem Blickwinkel von Juden und Jüdinnen selbst und zeigen deren großen Einfluss auf die positive Entwicklung der Goldstadt. Im vorliegenden Werk lassen sich zahlreiche bisher noch unveröffentlichte Abbildungen finden."  
bulletChristoph Timm: Pforzheim - Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Verlag Regionalkultur 2004. Insbesondere S. 206-207 ("Margarete - von Juden getötet?").  

        
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Pforzheim  Baden.  The 13th century Jewish community was victimized in a blood libel in 1267, with Jews tortured on the rack and hanged. The Jews also suffered in the Black Death persecutions of 1348-49. 
Few Jews were present in Pforzheim until the 17th century. In 1614, they were expelled together with all the Jews of Baden-Durlach and only began to settle again in 1670. After the destruction of the city by the French in 1689 (in the Nine Years War) Jews were invited back under a letter of protection to helb rebuild it. In the late 1760s, Jews were among the founders of the gold and jewelry industry that brought prosperity to the city. However, all through the 19th century the Jews were subjected to local agitation aimed at curtailing their economic activity. 
In the early 19th century, a number of special taxes and disabilities were discontinued and Jews were permitted to purchase farm land. Toward the end of the 19th century most of the Jews were well off, owning banks and department stores as well as factories. A new synagogue was built in 1892, equipped with an organ and choir in keeping with the comumnity's Reform and assimilationist tendencies. By 1910 the community had grown to 766 (total 69,066) and by 1927 to a peak of 1,000. After Worldwar I, community life expanded, with the Zionists becoming active. An Adass Jeshurun congregation of 20 families was formed by Orthodox Jews of East European origin, with a separate synagogue erected in 1926. From the 1920s on, antisemitism became rampant. At the outset of the Nazi era, the Jewish population was 770. Persecution and the ecconomic boycott were soon intensified. In March 1933, 18 Jewish families of Polish origin were expelled from the public service and in 1935 a number of Jews were arrested for "racial defilement". The remaining East European Jews were expelled on 28 October 1938 and on Kristallnacht (9-10 November 1938), Jews were beaten, Jewish stores were looted, and the synagogue was set on fire. Twenty-three Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. Of the 514 Jews allowed to emigrate, 175 went to the United States, 102 to Palestine, and 87 to Latin America. On 22 October 1940, 183 were deported to the Gurs concentration camp where 20 died; 50 persished in Auschwitz and 66 in otter camps; 46 survived the Holocaust. The 51 Jews remaining in Pforzheim were deported mainly to Izbica (Poland) and to the Theresienstadt ghetto; 17 survived. 
   
The community formed after the war numbered 120 in 1976. 
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020