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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Waibstadt (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe
Seite zur Synagoge in Waibstadt (interner Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Zwischen 1648 und 1690 (ältester bekannter Grabstein)
wurde auf Waibstadter Gemarkung ein Verbandsfriedhof
für die Gemeinden in Waibstadt und einer weiten Umgebung (um 1860 für 30, nach
dem Ersten Weltkrieg noch für zehn jüdische Gemeinden: Bonfeld, Grombach,
Hoffenheim, Hüffenhardt, Neckarbischofsheim, Neidenstein, Obergimpern,
Steinsfurt, Waibstadt und Wollenberg) angelegt (Lage "Am Mühlbergwald",
Flurstück 14382, Fläche 233,32 a). Der Friedhof wurde im April 1940 letztmals
belegt. Eine 1856 erbaute Friedhofshalle
wurde 1958 abgebrochen. 1987 bis 1993 wurde ein Teil der Grabsteine
instandgesetzt.
Das Mausoleum der Familie Weil wurde 2011/12 restauriert. Die Sanierung der
äußeren Bauteile konnte Ende 2011 abgeschlossen werden. In einer zweiten Phase
wurde im Frühjahr/Sommer 2012 das Innere des Kuppelbaus saniert. Am 6. Oktober
2012 wurde das Mausoleum unter Anwesenheit von Angehörigen der Familie Weil
offiziell wieder eingeweiht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ältere Texte zur Geschichte des Friedhofes
Über die Erstellung einer Friedhofsdokumentation (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1911:
"Waibstadt, 15. Juli (1911). Hier befindet sich auch ein jüdischer
Friedhof, der 1 Kilometer weit von der Stadt entfernt, auf Waldeshöhe
liegt. Es ist eine uralte Begräbnisstätten, die wie es heißt, schon ca.
630 Jahre besteht. Sie umfasst gegen 3000 Gräber. Der Friedhof ist mit
einem lebendigen Zaun aus Eichen- und Tannengehölz umgeben und als
Eingangspforte dient das bei der letzten Erweiterung des Friedhofes neu
erstellte Leichenhaus. Von diesem aus durchziehen den Friedhof schöne
Gehwege und reizende Tannenalleen. Im Osten fehlt der Zaun und die
Begräbnisstätte geht allmählich in Buchenwald über, unter dessen
Schatten noch da und dort uralte Grabsteine dem Beschauer Kunde geben,
dass hier ein Mensch einst seine letzte Ruhestätte gefunden. In diesem,
in solcher Größe nur selten anzutreffenden Gräberfelde, befinden sich
viele Grabdenkmäler, welche für die Altertumsforscher von großem
Interesse sein dürften. Auf den alten Grabsteinen sind sämtliche
Inschriften in hebräischer Schrift. Es ist zur Zeit eine Kommission damit
beschäftigt, möglichst sämtliche Namen der Begrabenen und die Zeit
ihrer Beerdigung durch genauer Studium der Steininschriften zu ermitteln.
Sämtliche Steine werden neu nummeriert und auf Grund des gewonnenen
Materials ein Verzeichnis aller Begrabenen aufgestellt, um besonders den
Nachkommen derselben auf Verlangen genau die Stelle angeben zu können, an
der einer ihrer Vorfahren begraben liegt. Früher bildete der Friedhof auf
dem Mühlberge in Waibstadt die gemeinsame Stätte, in welcher die
Verstorbenen von ca. 30 jüdischen Kultusgemeinden ihren 'guten Ort'
fanden. Im Laufe der Jahre jedoch haben verschiedene größere jüdische
Gemeinden sich eigene Friedhöfe errichtet. Immerhin ist es aber auch
heute noch eine ansehnliche Zahl von Gemeinden, welche, vereinigt zu einem
Israelitischen Begräbnisverband, ihre Toten auf Waibstädter Boden
begraben." |
Links:
Titelblatt der 1914 erschienenen, im obigen Text beschriebenen
Dokumentation:
"Israelitischer Verbands-Friedhof Waibstadt - Gräberverzeichnis.
Verlag des Israelitischen Verbandsfriedhofes Waibstadt 1914. Buchdruckerei
Hermann Stein, Rappenau".
Diese Dokumentation ist online zugänglich, siehe unten Link über
"Quellen". |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1929:
"Jüdische Friedhöfe. Verbands-Friedhof Waibstadt. Von H. Bloch in
Schwetzingen.
Anmerkung: Beim Autor handelt es sich um Heinrich Bloch (geb. 1885 in Merzweiler/Elsass)
Lehrer und Kantor, bis 1928 in Neckarbischofsheim,
dann in Schwetzingen, 1939 über
Frankreich in die Schweiz geflüchtet, 1949 in Basel gestorben.
Am Wege von Waibstadt nach Neckarbischofsheim liegt oben auf dem
'Mühlberg', von prächtigem Laubwald umgeben, der altehrwürdige
israelitische Verbands-Friedhof Waibstadt. Über das Alter des Friedhofs
können genaue Angaben nicht gemacht werden. Der älteste Grabstein ist
vom Jahre 1690. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Entstehung der Begräbnisstätte
um Jahrzehnte weiter zurückliegt. Viele große jüdische Landgemeinenden
des Umkreises betteten hier ihre Toten zur letzten Ruhe. Heute sind es
bloß noch einige, meist zu Zwerggemeinden zusammengeschrumpfte Gemeinden,
welche dem Friedhofsverband angehören. Im Sommer, besonders im Spätsommer,
wenn die Herbstfeiertage herannahen, sieht man jüdische Männer und
Frauen den Mühlberg hinauf dem Friedhof zusteuern, um dort oben am Grabe
des Vaters, der Mutter oder des Kindes zu beten. Ein Steinchen auf dem
Grabstein besagt noch lange, dass hier ein Angehöriger ein Stündchen
treuen Gedenkens und innigster Andacht verbracht hat. An sonnigen
Frühlingstagen lenkt mancher erholungsbedürftige Spaziergänger seine
Schritte dem Orte zu, wo feierliche Ruhe ausgebreitet und die Lust
durchwürzt ist von frischem Waldesduft. Lustige Vögelein singen da ihre
Weisen. Muntere Eichhörnchen hüpfen von Ast zu Ast. Tierchen aller Art
tummeln sich, ihres Lebens froh, oben auf den Bäumen oder unten auf
bemoostem Boden, nicht wissend, wie viel leblose Körper hier unten im
weichen Schoße der Erde ruhen. - Vergebens sucht manch Fremder, der den
Friedhof betritt, nach Gräberschmuck. Farbige Rosen, Nelken, Geranien
oder Astern würden störend wirken und dem Ganzen das Gepräge eines
alten, echt jüdischen Friedhofs nehmen. Männer der Verwaltung nehmen es,
dem Beispiel der hier schlummernden Ahnen folgend, genau mit den
religiösen Vorschriften. Sie dulden keinen Blumenschmuck auf Gräbern
nach den Worten der heiligen Schrift: 'Wandelt nicht nach den Satzungen
der Völker'.
Wahrlich! Nicht durch Nachahmung fremder Sitten und Gebräuche können wir
die Toten ehren; eine Ehrung vergangener Geschlechter liegt vielmehr
darin, festzuhalten an der Lehre des alten überlieferten Judentums.
Sprüche 3,18: 'Ein Baum des Lebens ist sie (die Weisheit) den an ihr
Festhaltenden, und die sie erfassen, sind selig gepriesen'." |
Friedhofschändung (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. August 1936: "Heidelberg , 10.August (1936). Die Männer
und Frauen, die in diesen Wochen das altehrwürdige Beit Olam (=
Friedhof) zwischen Waibstadt und Neckarbischofsheim
aufsuchen, werden einen traurigen Anblick haben: Vor wenigen Tagen haben
ruchlose Hände 46 Grabsteine umgeworfen und zum Teil sehr beschädigt.
Bis jetzt sind die Täter nicht ermittelt worden. Die Empörung über
diese Friedhofschändung ist in der jüdischen und nichtjüdischen
Bevölkerung allgemein." |
Lage des Friedhofes und historischer Plan (1911/14)
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Lage des jüdischen Friedhofes Waibstadt
(durch
Pfeil markiert; Plan aus den
1980er-Jahren)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Plan des Friedhofes, erstellt
im Zusammenhang mit der oben beschriebenen
Dokumentation (1911/14).
Eingetragen ist die 1856 erbaute Friedhofshalle, die 1958
abgebrochen
wurde mit dem damals angelegten neuen Eingang. Bei dem mit "neuer
Teil"
bezeichneten Teil handelt es sich um die 1856 angelegte
Friedhofserweiterung.
Aus dem Plan geht auch die klare Ostung der
Grabsteine des Friedhofes hervor. |
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Fotos
Historisches Foto um 1925
(Quelle: Berthold Rosenthal, Heimatgeschichte der badischen
Juden. 1927 S. 136)
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Deutlich erkennbar ist, dass
es sich damals noch nicht
um einen "Waldfriedhof" gehandelt hat
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Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.9.2003)
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Von Ortsmitte
Waibstadt aus führen Schilder zum
"Mausoleum" bzw. den Jüdischen Friedhof über den Dr.
Weil-Weg |
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20 Jahre nach der
letzten Restaurierung zeigt das Mausoleum wieder ein tristes Äußeres |
Erklärungstafel |
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Eingangstor zum Friedhof
hinter
dem Mausoleum |
Ältere Steine |
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Grabstein mit Levitenkanne |
Teilansichten |
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Teilansicht |
Der Abräumung bei
der "Reichsmetallspende" der NS-Zeit entgangen: bei mehreren
Gräbern im Waibstadter Friedhof sind die Eisengittern erhalten |
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Blick über den neueren Teil
des Friedhofes,
davor die unbelegte Fläche |
Grabstein für Ferdinand
Hanauer
(1848-1920), Lehrer in Steinsfurt |
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Grabstein für Samuel und
Berta Weil
aus Steinsfurt mit Schofar als Symbol |
Grabstein für Seligmann Zion
aus Bonfeld (1852-1920) |
Grabstein für Julius Frank
aus
Neckarbischofsheim (gest. 26.1.1940) |
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Teilansicht vom
7.7.2004 |
Mausoleum Weil |
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden im Oktober 1988)
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Eingangstor |
Teilansichten |
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Teilansichten im
älteren Teil des Friedhofes |
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Einzelne Steine |
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Charakteristisch
für den Waibstädter Friedhof:
der Farn auf einem großen Teil des älteren Teiles |
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Das Weil-Mausoleum
im Herbst 1988 |
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Gesamtansicht |
Hinweistafel |
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Weitere Farbfotos zum Friedhof in Waibstadt (externer Link): hier
anklicken
Gräberverzeichnis Friedhof Waibstadt: 1915-1936 (externer Link): hier
anklicken
Geschichte und Grab von von Max Glück (1870-1929, externer Link): hier
anklicken
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Sonstiges:
Rückblick auf einen Kalender
2008
"Spuren jüdischer
Kultur" im Kraichgau |
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"Sichtbare
Spuren der Vergangenheit: erkennen - erhalten"
Projekt "Denkmal aktiv" - Kulturerbe macht Schule
Es kooperierten bei dem Projekt vier Schulen: Realschule Waibstadt - Adolf
Schmitthenner-Gymnasium Neckarbischofsheim - Wilhelmi-Gymnasium Sinsheim -
Harmanni-Gymnasium Eppingen |
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