Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

     
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg 


Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte des Betsaals / der Synagoge    
bulletFotos / Pläne  
bulletLinks und Literatur  

        

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Walldorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. 
   
Ob bereits im 15. Jahrhundert Juden in Walldorf lebten, ist nicht wahrscheinlich: 1470 wird zwar ein "Jud Kotzer" von Walldorf genannt, allerdings handelt es sich bei Walldorf wohl um Walluf im Rheingau. 
     
Dazu Ulrich Hausmann (Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Schreiben vom 26.2.2010): "Die Quelle habe ich eingesehen und es wird tatsächlich 'Walldorf' genannt. Allerdings geht es darin um mehrere Juden aus dem Rheingau und Umgebung, sodass eher Mörrfelden-Walldorf in Betracht käme. Helmuth Gensicke u. Friedrich Battenberg haben allerdings u.a. in Germania Judaica III bemerkt, dass es sich hier um 'Walluf' handeln müsse. Dem stimme ich zu und zitiere den Kontext aus der Archivalie (1470 Aug 12, StaatsADa C 1 A Nr. 70 Bl. 132v-133): 'Erzbischof Adolf v. Mainz ... habe dem Mosche von Neuß, dem Mosche von Nürnberg, dem Unielmann, dem Salman, Sigmüle, Joseph, Dietzchen und Joseph zu Lorch, Sarah und Süßkind, ihrem Eidam, zu Östrich, Vivis und dessen Sohn Gottschalk sowie Saul zu Eltville, Kotzer zu Walldorf sowie Lew und dessen Sohn zu (Gau-)Algesheim erlaubt, auf ein Jahr im Rheingau wohnen zu bleiben...'. Insofern dürfte es sicher sein, dass 'Kotzer zu Walldorf' nicht in Walldorf/Baden, sondern in Walluf/Rheingau wohnt."
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Seit 1712 waren kontinuierlich jüdische Familien am Ort (1712 Familie des Isaak, 1722 Moses und Isaac, 1743 sieben Familien: Moses Löw, Hery Moyses, Salomon Moyses, Löw Bär, Herz Isaac, Herz Benjamin und Simon Moyses). 1794 waren zehn jüdische Familien in Walldorf: Bähr Löb, Moyses Bär, Löb Hertz, Löb Samuel, Löb Simon, Süß Simon, Löser Moyses, Frommele Hertz, Bähr Lazarus und Moyses Löb. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 129 jüdische Einwohner (7,9 % von insgesamt 1.622 Einwohnern), 1834 151, 1840 155 (7,4 % von 2.102), 1852 169 (7,5 % von 2.147), 1865 153, 1875 138 (4,7 % von 2.938), 1885 160, 1900 139 (3,7 % von 3.738). Vom 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts spielten die jüdischen Gewerbetreibenden eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben von Walldorf, da in dieser Zeit der gesamte Vieh-, Hopfen-, Tabak- und Landesproduktenhandel des Ortes von ihnen betrieben wurden. 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule von 1824 bis 1876; Schule mit Lehrerwohnung in der Badstraße 8; Gebäude als Wohnhaus erhalten), ein rituelles Bad (im 18./19. Jahrhundert möglicherweise im Gebäude Badstraße 8, daher vermutlich auch der Name der "Badstraße", die 1938 bis 1945 in "Schillerstraße umbenannt wurde) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle von 1884 unten). Erstmals wird 1771 mit Joseph Moyses ein jüdischer Schulmeister genannt. Im 19./20. Jahrhundert waren u.a. folgende Lehrer in Walldorf tätig: bis 1844 Lehrer Stadecker, ab 1844 bis mindestens 1877 Abraham Willstätter (geb. in Karlsruhe), 1895 bis 1899 Unterlehrer Baruch Stahl, 1896 bis 1938 Hauptlehrer Süßmann Hahn (geb. in Külsheim), 1898 bis 1899 Unterlehrer Oskar Dreifuß, 1901 bis 1903 Unterlehrer Berthold Rosenthal (vgl. Seite zu Liedolsheim). Im Schuljahr 1879/80 waren 20 jüdische Schüler zu unterrichten, 1904/05 noch acht, 1912/13 neun jüdische Schüler. Seit 1827 war die jüdische Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Heidelberg zugeteilt.  
  
Auf dem Kriegerehrenmal 1870/71 im allgemeinen Friedhof der Gemeinde finden sich die Namen von drei jüdischen Kriegsteilnehmern (Salomon Gieser, Sigmund Odenheimer und Simon Sigmund Klein). Im Ersten Weltkrieg sind aus Walldorf gefallen: Hermann Klein (geb. 22.4.1884 in Waldau, gest. an der Kriegsverletzung 20.1.1920), Bernhard Prager (geb. 4.12.1884 in Walldorf, gef. 10.5.1918) und Siegfried Walter (geb. 23.5.1886 in Schwegenheim, gef. 1.7.1916). Außerdem sind gefallen: Lion Klein (geb. 27.10.1886 in Walldorf, vor 1914 in Heidelberg wohnhaft, gef. 8.10.1914) sowie Leopold Mayer (geb. 8.12.1887 in Walldorf, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 7.9.1914).    
   
Um 1924, als zur Gemeinde noch 67 Personen gehörten (1,5 % von insgesamt 4.469 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Louis Weil, Eduard Salomon und Karl Thanhauser. Als Lehrer war der bereits genannte Lehrer Süßmann Hahn tätig. Er erteilte damals sechs Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es den Männerverein (1924 unter Leitung von Louis Weil mit 20 Mitglieder, 1932 unter Leitung von Ed. Salomon; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger) und den Frauenverein (gegründet 1860, 1924/32 unter Leitung der Frau von Abraham Kramer mit 25 Mitgliedern). 1932 waren die Gemeindevorsteher Ludwig Weil (1. Vors.), Ed. Salomon (2. Vors.) und Moritz Mayer (3. Vors.). Lehrer Hahn unterrichtete im Schuljahr 1931/32 noch fünf Kinder in Religion. 
   
Noch in den 1920er-Jahren bestanden eine Zigarren- und Stumpenfabrik, drei Tabakhandlungen, zwei Kolonialwarenhandlungen, eine Darm- und Gewürzhandlung, ein Schuhgeschäft und ein Manufakturwarengeschäft, die jüdischen Familien gehörten. Im einzelnen waren es: Kolonialwaren und Lebensmittel Eduard Bär (Heidelberger Straße 11), Tabakhandlung Sigmund Bär (Schwetzinger Str.32), Schuhwaren- und Arbeitskleidungsgeschäft Salomon Broder (Heidelberg Straße 6), Darm- und Gewürzegroßhandlung Julius Durlacher (Hauptstraße 38), Tabakhandlung Hermann Hess (Hirschstraße 1), Futtermittelhandlung Ludwig Klein (Schwetzinger Straße 15), Kolonialwarengeschäft (zuvor jüdische Wirtschaft) Sarah, Mina und Flora Klein (Hauptstraße 27), Textilgeschäft Leopold Klein und Sohn (Hauptstraße 26, abgebrochen), Rohtabakhandlung Scherer, Inhaber Moritz Mayer (Hauptstraße 52), Zigarrenfabrik Simon & Lehmann (Johann-Jakob-Astor-Straße 24), Tabakhandlung Simon Klein, Inhaber Eduard Salomon (Bahnhofstraße 17, abgebrochen), Schuhgeschäft Karoline Würzburger, Inh. Ludwig Klein (Hauptstraße 10). Eine jüdische Gastwirtschaft "Zum Güldenen Stern" befand sich im 19. Jahrhundert in der Hauptstraße 38. Nach der ehemaligen jüdischen Gastwirtschaft "Zum Hirschen" (bis 1860 von Moses Köser Mayer betrieben) war die "Hirschgasse" benannt (1938 bis 1945 Hermann-Göhring-Straße).   
 
Die jüdischen Einwohner waren im allgemeinen Leben des Ortes und im Vereinsleben (Fußballverein, Kriegerverein, Gesangverein Eintracht usw.) weitestgehend integriert.    
  
1933 wurden noch 53 jüdische Einwohner gezählt (1,1 % von insgesamt 4.677 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ist der Teil von ihnen in den folgenden Jahren aus Walldorf in andere Orte verzogen (Mannheim, Frankfurt usw.) oder ausgewandert (16 nach Uruguay, Argentinien, USA und andere Länder). Zehn verstarben zwischen 1933 und 1940 in Walldorf. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.). Verschiedene der jüdischen Häuser (Haus Kramer in der Hochholzerstraße, Haus Moritz Maier in der Hauptstraße, Haus der Rosa Heß) wurden überfallen und völlig demoliert. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Die letzten 19 jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich deportiert.     
   
Von den in Walldorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hilde (Hilda) Baer (1889), Lilli Baer (1896), Sigmund Baer (1887), Johanna Behr geb. Klein (1864), Amanda Broder geb. Bär (1886), Salomon Broder (1884), Hermine Fisch geb. Sternweiler (1880), Auguste Frisch geb. Klein (1877), Bella Grombacher geb. Haußmann (1894), Betty Hofmann geb. Oppenheimer (1894), Lazarus Jeremias (1879), Bertha Kahn geb. Prager (1879), Alice Juliana Klein geb. Nahm (1883), Anna Klein (1882), Bernhard Klein (1873), Heinrich Klein (1876), Ludwig Klein (1875), Henriette Kramer (1874), Hermann Kramer (1876), Sannchen Kramer (1869), Joseph Levi (1882), Flora Mayer (1877), Moritz Mayer (1881), Sara Mayer (1876), Selma Mayer geb. Spieß (1889), Hedwig Menges geb. Kramer (1872), Ida Regina Menges (1894), Berta Meyer geb. Baer (1890), Dora Neuburger (1883), Wilhelm Prager (1880), Blanka Salomon (1890), Berta Slodki geb. Levi (1884, Gedenktafel in Pirmasens, Foto siehe Textseite Pirmasens), Salo Sternweiler (1885), Fanny Strauß geb. Klein (1870), Albert Vogel (1883), Fanny Vogel geb. Bähr (1892), Nanny Weil geb. Würzburg (1889), Wilhelm Weil (1882), Rosita Wertheimer geb. Sternweiler (1884). 
    
Für mehrere der genannten Personen wurden 2010 "Stolpersteine" in Walldorf verlegt (siehe Bericht unten).         
     
Hinweis: In den Listen kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit Walldorf an der Werra und mit dem hessischen Walldorf (Mörfelden-Walldorf).       
      
      
      

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884  

Walldorf B Israelit 18041884.jpg (77490 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1884: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. 
Die israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle zu Walldorf bei Heidelberg, mit welcher freie Wohnung nebst Garten, ein fester Gehalt von 800 Mark und ein teilweise aus dem Schächterdienst fließendes Nebeneinkommen von etwa 600 Mark verbunden ist, soll auf August laufenden Jahres neu besetzt werden. Seminaristisch gebildete Bewerber, welche für die Förderung des bestehenden Synagogenchors Verständnis besitzen, wollen ihre mit Zeugnissen belegten Meldungen binnen drei Wochen anher gelangen lassen.   
Heidelberg, den 1. April 1884. Die Bezirks-Synagoge."    

      
Nach dem Tod von Lehrer Stadecker übernimmt Abraham Willstätter die Stelle des Lehrers (1844)    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 13. November 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): '"Karlsruhe [Bekanntmachung]. Die durch das Ableben des Lehrers Stadecker erledigte Lehrstelle an der öffentlichen israelitischen Schule in Walldorf, Amtsbezirk Wiesloch, wurde dem Schulkandidaten Abraham Willstätter von Karlsruhe übertagen. 
Karlsruhe, den 28. Oktober 1844. Der Ministerial-Kommissär: Christ."     
    
Karlsruhe Friedhof a090545.jpg (90156 Byte)Grabstein für Hauptlehrer Abraham Willstätter (1816-1895) im jüdischen Friedhof Kriegsstrasse in Karlsruhe
Abraham Willstätter war von 1844 bis mindestens 1877 jüdischer Lehrer in Walldorf.      

    
25-jährige Ortsjubiläum von Lehrer Süßmann Hahn (1921)  
Anmerkung: Lehrer Süßmann Hahn ist als Sohn des Josua Hahn (Handelsmann in Külsheim) und der Babette geb. Tannenbaum am 5. Juli 1860 in Külsheim geboren. Er war seit 25. Mai 1891 (in Kippenheim) verheiratet mit Johanna geb. Weil, die als Tochter des Moritz Weil (Viehhändler, Buchhalter in Kippenheim) und der Regina geb. Dreifuß am 13. Mai 1865 in Kippenheim geboren ist. Süßmann Hahn war Religionslehrer in Tiengen, seit 1896 in Walldorf. Er starb am 15. Februar 1929 in Frankfurt am Main.  

Walldorf B Israelit 07041921.jpg (87069 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Walldorf in Baden, 30. März (1921). Am Samstag, 26. März, konnte Herr Kantor und Lehrer S. Hahn auf seine 25-jährige Amtstätigkeit in unserer Gemeinde zurückblicken. Beim sabbatlichen Morgengottesdienst dankte unser Gemeindevorsteher, Herr Wilhelm Levi, dem Jubilar und seiner Gattin für ihre unermüdliche und segensreiche Tätigkeit, durch die sie die Liebe und Verehrung der Gemeinde gewonnen haben. Der Gemeindevorstand hat als äußeres Zeichen der Dankbarkeit dem Jubilar eine Ehrengabe zugedacht. Herr Hahn dankte tief bewegt für die Ehrung, die ihm zuteil geworden und versprochen, auch fernerhin mit seiner ganzen Kraft für das religiöse Wohl der Gemeinde zu sorgen. Im Anschluss an den Wochenabschnitt sprach dann Herr Rabbiner Dr. Levi, Mainz, den Dank für die vielen Schüler aus, die durch Herrn Hahn religiöse Unterweisung genossen haben. Die ganze Gemeinde nahm an dem Ehrentag des Herrn Lehrer Hahn herzlichen Anteil."       

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Bekanntmachung des Bär-Odenheim'schen Stiftungsfonds (1844)    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 20. April 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bekanntmachung 
(Nr. 194). Aus dem Bär-Odenheim'schen Stiftungsfond in Walldorf ist der stiftungsgemäß bestimmte Aussteuerbetrag von dreihundert und dreißig Gulden für ein armes Mädchen zu verwenden, wozu die Verwandten des Stifters vorzugsweise berechtigt sind.  
Die Bewerberinnen werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Anfügung obrigkeitlicher Zeugnisse über ihre Vermögensverhältnisse, ihr Alter, sittliches Betragen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse mit dem Stifter, binnen 6 Wochen bei der Bezirkssynagoge Heidelberg sich zu melden.
Karlsruhe, den 28. März 1844. Großherzoglicher Oberrat der Israeliten. 
Der Ministerial-Kommissär. Christ.   Epstein."     


Krawall nach einer antisemitischen Versammlung (1897)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1897: "Walldorf, 28. Oktober (1897). Ein großer Krawall bei Gelegenheit einer antisemitischen Versammlung hat hierselbst stattgefunden. Es wird behauptet, die jüdischen Einwohner des Ortes hätten Arbeitern Freibier gegeben. Es entstand eine Schlägerei; wer dieselbe angefangen, ist nicht sicher festzustellen, die beiden Parteien warfen einander die Schuld vor. Die Antisemiten flüchteten. Gegen die Teilnehmer des Krawalls soll Anklage wegen Landfriedensbruches erhoben werden. Bisher wurden acht christliche und vier jüdische Einwohner nach Mannheim in Untersuchungshaft gebracht."       

  
Prozess zum Walldorfer Krawall nach der antisemitischen Versammlung  (1898)  

Walldorf B AZJ 08041898.jpg (185685 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. April 1898: "Mannheim, 31. März (1898). Der Walldorfer Wahlkrawall hat heute das Schöffengericht in Wiesloch beschäftigt. Angeklagt sind sechzehn Personen. Die Hauptangeschuldigten sind der 29 Jahre alte israelitische Lehrer Samuel Liesberger (sc. Lissberger?), der 31 Jahre alte israelitische Kaufmann Bernhard Kramer, der 29 Jahre alte israelitische Hopfenhändler Herz, genannt Heinrich Sternweiler, und der 24 Jahre alle israelitische Kaufmann Hermann Kramer; die übrigen Angeklagten sind teils Tagelöhner, teils Zigarrenarbeiter. Die Anklage lautet auf großen Unfug, Körperverletzung und Hausfriedensbruch. Der Umstand, dass die ganze Angelegenheit nicht dem Schwurgericht, sondern dem Schöffengericht zur Aburteilung überwiesen worden ist, beweist, dass der Wahlkrawall seinerzeit von antisemitischer Seite furchtbar aufgebauscht worden ist. Hat doch sogar der damals in Heidelberg erscheinende antisemitische 'Deutsche Volksbote' am Tage nach dem Krawall ein Extrablatt herausgegeben, worin von einem Mordanschlag auf den Reichstagsabgeordneten Bindewald und den Konsul Karl Köster berichtet wurde. Anfänglich glaubte man deshalb, dass eine Anklage wegen Landfriedensbruchs erfolgen werde. Im Laufe der Untersuchung stellte sich aber heraus, dass eine mildere Beurteilung der Angelegenheit gerechtfertigt war. Aus Anlass der Landtagswahlen war am 20. Oktober abends in Walldorf im Gasthaus 'Zur Post' eine antisemitische Versammlung anberaumt worden, in welcher der antisemitische Reichstagsabgeordnete Bindewald und der Landtagskandidat für Wiesloch-Heidelberg, Herr Konsul Köster, sprechen sollten. Bernhard Kramer, Hermann Kramer und Sternweiler sollen nun die Abhaltung dieser Versammlung dadurch unmöglich gemacht haben, dass sie unter die Anwesenden Geld, Bier und Zigarren verteilten, um sie zu veranlassen, die Redner nicht zum Wort kommen zu lassen. Dieser Plan gelang auch, sodass sich die Antisemiten genötigt sahen, nach dem Gasthaus 'Zum Lamm' zu ziehen, um dort ihre Versammlung fortzusetzen. Dort soll nun Liesberger den Redner Bindewald durch fortwährende Zwischenrufe in seinen Ausführungen gestört haben. Heinrich Sternweiler wird beschuldigt, den Landtagsabgeordneten Pfisterer an der Brust gepackt zu haben. Ferner soll ein Teil der Angeklagten in die im zweiten Stock des Gasthauses 'Zum Lamm' befindlichen Zimmer eingedrungen und diese durchsucht haben, weil man glaubte, dass sich Antisemiten in ihnen versteckt hätten, und schließlich sollen sie, teilweise mit Prügeln bewaffnet, das Hoftor des 'Lamm' bewacht haben, um den noch im Gasthause befindlichen Antisemiten aufzulauern. Die Beweisaufnahme durch zahlreiche Zeugen hat aber von all diesen Behauptungen eigentlich nur die Verteilung von Freibier und Zigarren sicher festgestellt. Es wurden deshalb acht der Angeklagten wegen groben Unfuges beziehungsweise Ruhestörung zu vier Wochen bis fünf Tagen Gefängnis verurteilt. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Der von der antisemitischen Presse erhoffte große Erfolg dieses Prozesses ist somit ausgeblieben!"    

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zum Tod von Wilhelm Levi, Vater des Mainzer Rabbiners Dr. Sali Levi (Mainz)
 vgl. unten zu Sali Levi.
 

Walldorf B CVZtg 10081928.jpg (50098 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 10. August 1928: "Unser Hauptvorstandsmitglied Rabbiner Dr. S. Levi (Mainz) ist in tiefe Trauer versetzt worden. Sein Vater, Wilhelm Levi, der frühere verdiente Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Walldorf (Baden), ist ihm und seiner Familie entrissen worden. Die Trauerfeier, bei der Lehrer Hahn (Walldorf) und Dr. Levi des Toten gedachten, zeigte durch die starke Teilnahme der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung des Ortes und auch durch die Nachrufe von Vertretern örtlicher gemeinnütziger Institutionen, welche hohe Achtung der Verstorbene genoss. Wir sprechen den Hinterbliebenen unser wärmstes Beileid aus!"    

   
Zum Tod des aus Walldorf stammenden Jonas Meyer (1887)  

Walldorf B Israelit 03031887.jpg (42285 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1887: "Straßburg, im Elsaß. Ein wahrhaft frommer und gottergebener Mann, Herr Jonas Mayer - er ruhe in Frieden -, ist uns durch den Tod entrissen worden. Derselbe war zu Walldorf in Baden geboren und erreichte ein Alter von 81 Jahren. Seine vielen Freunde werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    
 
Dokument zu Handelsmann Jonas Meyer 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 
Walldorf 20150114.jpg (123559 Byte) Walldorf 20150114a.jpg (220750 Byte)
 

Nähere Informationen zu Jonas Mayer liegen noch nicht vor. Der obige Brief wurde am 18. April 1847 
in Langenbrücken geschrieben und an Handelsmann Jonas Meyer in Walldorf geschickt.   

    
Goldene Hochzeit von Lippmann Sternweiler und seiner Frau (1901)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1901: "Walldorf in Baden, 16. Dezember (1901). Am Montag, den 9. dieses Monats feierten die Lippmann Sternweiler'schen Eheleute das seltene Fest ihrer 'goldenen Hochzeit' im Kreise ihrer Kinder, zahlreichen Enkel und Verwandten in ungetrübter körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Von der Liebe und Verehrung, deren sich das hochbetagte Jubelpaar in Nah und Fern erfreut, legten die zahlreichen Glückwünsche und Ovationen ein erhebendes Zeugnis ab. Schon am Vortage des Festes gratulierten der 'Israelitische Frauen- und Wohltätigkeitsverein' und übergaben ehrende Präsente: dem Jubilar einen silbernen Pokal, der Jubilarin, welche über 20 Jahre in selbstloser Weise das Ehrenamt einer Präsidentin des Frauenvereins einnimmt, ein Gebetbuch. Am Morgen des Festtages erschien Herr Bürgermeister Abel und überreichte im Namen und Auftrage unseres Großherzoglichen Paares in einer erhebenden Ansprache und Beglückwünschung dem Jubilar ein Ehrendiplom und der Jubilarin von unserer allverehrten Großherzogin einen prachtvollen Regulator. Tief gerührt ob dieser fürstlichen Auszeichnung sprachen Herr und Frau Sternweiler den innigsten Dank aus. Um 12 1/2 Uhr begann in der dekorierten Synagoge, welche bis auf den letzten Platz besetzt war, die gottesdienstliche Feier, wobei Herr Bezirksrabbiner Dr. Pinkus ein schönes Lebensbild von dem segensreichen Wirken und Streben des begnadeten Jubelpaares entwarf. Nach der Synagogenfeier erschien der Synagogenrat und sprach seine Glückwünsche und die der israelitischen Gemeinde den Jubilaren aus.    
Bei der darauf folgenden Familienfeier im 'Goldenen Stern' gedachte Herr Bürgermeister Abel, welcher, zur allgemeinen Freude Aller, bis zum Schlusse dem Feste beiwohnte, sowie Herr Leopold Sternweiler in begeisterten Worten unseres hohen Fürstenhauses. Außer den verschiedenen Toasten, die von den Festgästen unserem Jubelpaare gewidmet wurden, trafen eine große Zahl Glückwunschtelegramme von Nah und Fern ein. Alle Festteilnehmer waren von der Überzeugung durchdrungen, dass dieser Tag ein erhebender Fest- und Ehrentag für das Jubelpaar und seiner Familie, als auch für die Gemeinde Walldorf war und bleiben wird. Wir wünschen, dass Herrn und Frau Lippmann Sternweiler ein ungetrübter heiterer Lebensabend beschieden sein möge."           

 
Erinnerung an einen Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Walldorf      

Der Ersatz-Reservist Sali Sternweiler ist am 8. Juli 1915 bei den Kämpfen bei Senones gefallen. Er war Soldat im Brigade-Ersatz-Bataillon 5 mit dem Dienstgrad eines Ersatz-Reservisten.  Landwehr-Infanterie-Regiment 99, 3. Kompanie. Sali Sternweiler ist 1886 in Walldorf geboren als Sohn von Simon Sternheimer (geb. 1855) und Bertha geb. Dannheusser (geb. 1861 in Landau).  
Vgl. Verlustlisten Erster Weltkrieg  http://des.genealogy.net/search/show/736213 
Links Foto des Grabsteines im Soldatenfriedhof in Senones (Foto und Informationen von Otmar Frühauf). 
Vgl. https://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/senones.html

       
Weitere Persönlichkeiten  

Walldorf SLevi 010.jpg (66867 Byte)Dr. Sali Levi  (1883 Walldorf - 1941 Berlin), Rabbiner. Er war ein Sohn von Wilhelm Levi (zu seinem Tod siehe oben) und Johanna geb. Sternweiler. Wilhelm Levi betrieb in Walldorf einen Tabak- und Hopfenanbau und eine Weinbrandbrennerei. Das Ehepaar hatten außer Sali weitere fünf Kinder: Tochter Ida und Tochter Hete fanden im Warschauer Ghetto den Tod. Sohn Josef (im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz und der Badischen Silbernen Verdienst-Medaille ausgezeichnet) starb im französischen Internierungslager Gurs. Tochter Berta heiratete den Kantor Markus J. Slodki (siehe Textseite zu Pirmasens, ermordet nach Deportation 1941). Sohn Berthold (im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet) konnte sich durch Emigration nach Brasilien retten. 
Sali besuchte das theologische Seminar in Breslau, von 1909 bis 1918 Zweiter Rabbiner in Breslau; im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner im Osten (u.a. Aufbauarbeit für die jüdischen Gemeinde Wilna; ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz und dem Zähringer Löwenorden)), 1918 bis 1941 Rabbiner in Mainz, 1940/41 auch für Darmstadt, Worms, Bingen und Gießen; setzte sich bis zu seinem Tod für eine baldige Ausreise der verbliebenen jüdische Personen ein. 1941 zog er nach Berlin, um seine Auswanderung vorzubereiten. Er starb in Berlin am 25. April 1941.  
Foto: Stadtarchiv Mainz; Ausstellungskatalog "Juden in Mainz" 1979³ S. 171. 
Beitrag zu Familie Levi siehe Otmar Weber: Informationen zur Geschichte der Familie Slodki. 2016 (eingestellt als pdf-Datei). 

      
Walldorf KK MZ Levi Sali.jpg (86679 Byte)Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Rabbiner Dr. Salli Levi (geb. 2. November 1883 in Walldorf). 
Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de.  
  
Dr. Hugo Hahn (geb. 1893 Tiengen als Sohn von Lehrer Süßmann Hahn, aufgewachsen in Walldorf, gest. 1967 New York): Studium in Breslau, Erlangen und Heidelberg: 1912-1920 Rabbinatsverweser in Offenburg, 1922-1939 Rabbiner in Essen, Vorsitzender des Verbandes jüdischen Jugendvereine Deutschland, 1939 in die USA emigriert, bis 1957/1965 Rabbiner der Congregation Habonim New York.     
    
Rositta Oppenheimer-Kramer (1892 Walldorf - 1972 Heidelberg), vor allem in Heidelberg in der jüdischen und städtischen Sozialarbeit tätig, unterbrochen von vierjähriger KZ-Zeit; 1949 bis 1963 Mitglied des Oberrats der Israeliten Badens. 
 
Kurt Klein US-amerikanischer Unternehmer und Autor (geb. 1920 in Walldorf, gest. 2002 in Guatemala; war Sohn des Landesproduktenhändlers Kurt Klein und seiner Frau Alice geb. Nahm; beide Eltern wurden nach der Deportation ermordet): aufgewachsen in Walldorf, musste in der NS-Zeit die Oberrealschule verlassen, arbeitete danach als Drucker bis zu seiner Emigration 1937 in die USA; seit 1942 als amerikanischer Soldat, kam 1945 mit der US-Armee nach Deutschland zurück. Seine Einheit befreite am 6. und 7. Mai 1945 jüdische Häftlinge eines Todesmarsches im Sudetenland, darunter Gerda Weissmann, die er 1946 in Paris heiratete. 
Weitere Informationen und Erinnerungen: https://kurt-klein.de/  Kurt-Klein-Tage 2022:  http://kurt-klein-tage.kurt-klein.de/  
Genealogische Informationen zur Familie: Einstieg über https://www.geni.com/people/Kurt-Klein/6000000049186251022 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Stellengesuch von Nathan Bodenheimer (1890)  

Walldorf B Israelit 27101890.jpg (37892 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1890: "Stellegesuch
Für ein junges Mädchen, das Kleidermachen erlernt hat, wird Stellung in einem Manufaktur- und Damen-Konfektionsgeschäft gesucht. Bedingung: Pension im Hause. 
Offerten an Nathan Bodenheimer, Walldorf in Baden, erbeten."      

  
Anzeige von Wilhelm Levi (1904)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1904: "Koscher zu Pessach. 
Zwetschenwasser
- garantiert rein, eigenes Produkt.
 Per Liter Mark 2,25 ab Hier, liefert 
Wilhelm Levi, Walldorf in Baden."     

  
  
Weitere Dokumente   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; Erläuterungen gleichfalls von Peter Karl Müller)   

Brief an Salomon Prager 
in Walldorf (1843)  
Walldorf Dok 178.jpg (114489 Byte) Walldorf Dok 178b.jpg (209513 Byte) Walldorf Dok 178a.jpg (264442 Byte)

Beim oben abgebildeten Dokument (Vorder- und Rückansicht einschließlich des Innenteiles) handelt es sich um einen zweiten Zahlungsbefehl, verfügt vom Bezirksamt Philippsburg zu einer noch ausstehenden Summe für Salomon Prager gegen Anton LIndauer von St. Leon. Auf der Rückseite wird vermerkt, dass Vorstehendes (vermutlich die noch ausstehende Summe) auf Verlangen ins Pfandbuch auf das Vermögen des Schulhauses eingetragen wird.   
Zu Salomon Prager und seiner Familie (nach den genealogischen Seiten der Familie Calzareth - Descendant Chart for the Prager Family of Tairnbach): Salomon Prager wurde am 21.3.1813 geboren in Tairnbach als Sohn des Wolf Prager und seiner Frau Madel (Marie) Kramer. Er heiratete am 15. Dezember 1841 in Nußloch Sara Frank. Das Ehepaar hatte drei Kinder: 
- Johanna (Hannchen) Prager (1842-1919, verheiratete Kramer) (Foto ihres Grabsteins auf der Friedhofseite: unter Aufnahmen vom März 2009)
- Moses (1847-1924) (Foto des Grabsteins auf der Friedhofseite neben dem Grabstein seiner Schwester siehe oben)
- Samuel (1854-1855)
Salomon Prager starb am 11. Juli 1886 in Walldorf im Alter von 73 Jahren, seine Frau Sara starb im November 1884 im Alter von 65 Jahren (Foto ihres Grabsteines auf der Friedhofseite - unter Aufnahmen vom März 2009).
Weitere Familienmitglieder von Salomon Prager sind der im Ersten Weltkrieg gefallene Bernhard Prager (siehe oben), Sohn von Moses Prager und somit ein Enkel des Briefempfängers. In der Liste der aus Walldorf in der NS-Zeit Umgekommenen (siehe oben) finden sich zwei weitere Kinder von Moses Prager: 
- Bertha Kahn geb. Prager (geb. 1879 in Walldorf, heiratete 1910 Willy Kahn, war später wohnhaft in Friedberg; wurde am 30. September 1942 von Darmstadt aus in das Todeslager Treblinka deportiert, wo Sie im Oktober 1942 ermordet wurde).
- Wilhelm Prager, geb. 1880 in Walldorf, heiratete 1912 in Bruchsal Charlotte Wiesbader, war Hauptlehrer in der Volksschule; wurde am 22. Oktober 1940 von Bruchsal in das Konzentrationslager Gurs deportiert und am 12. August 1942 in Auschwitz ermordet.  

       

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge         
   
Eine erste Synagoge beziehungsweise ein Betsaal bestand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der heutigen Hauptstraße 45 (im Plan von 1748 als Haus von "Moses der Jud", damals Haus Nr. 138 genannt; hier spätestens 1767 der Betsaal). 1771 wird als jüdischer "Schulmeister" Joseph Moyses aus Frankfurt genannt. Das Gebäude Hauptstraße 45 (Ecke Albert-Fritz-Straße) ist, wenn auch stark umgebaut – bis heute erhalten (Gewerbebetrieb/Wohnhaus).
      
Durch die Zunahme der Zahl jüdischer Einwohner in Walldorf erwies sich der bisherige Betsaal in der Mittel des 19. Jahrhunderts als zu klein. 1861 konnte die jüdische Gemeinde für 2.500 Gulden die bisherige reformierte Kirche (erbaut 1716) kaufen, um in ihr eine Synagoge einzurichten. Bei der Einweihungsfeier der ehemaligen Kirche als Synagoge 1861 bezog sich Rabbiner Salomon Fürst aus Heidelberg in seiner Festpredigt auf den von der Kirche übernommenen Portalstein mit der Inschrift aus 1. Mose 28,17 ("Dieses ist nichts anderes als ein Gotteshaus und hier ist die Pforte des Himmels"): "Wie alles auf Erden dem Wechsel unterworfen ist, so war es auch die Bestimmung dieses Hauses. Als evangelische Kirche wurde es erbaut, bestimmt und eingeweiht. Dieses Haus war nichts anderes als ein Gotteshaus und die Himmelspforte. Oder wie? Sollte der Israelit dieses Haus, als es noch eine Kirche war, nicht als ein Gotteshaus betrachtet haben, weil unser Aller Vater auf eine andere Weise darin verehrt wurde, wie Israel ihn in der Synagoge verehrt? Dieses Haus war als Kirche nichts anderes als ein Gotteshaus und die Himmelspforte, worin Gott der Vater aller Menschenkinder verehrt und zu ihm gefleht wurde. Es gereicht der hiesigen israelitischen Gemeinde zur Ehre, dass sie dieses Haus, früher ein Gotteshaus, eine Himmelspforte, als nunmehr ihr Gotteshaus und ihre Himmelspforte erworben. Dieses Haus ist auch jetzt nichts anderes als ein Gotteshaus. Die so zahlreiche Teilnahme ehrenwerter Nichtisraeliten an der Feier dieser Synagogenweihe bezeigt auf die herzlichste und erfreulichste Weise, dass sie alle in der Synagoge nichts anderes als eine Himmelspforte erkennen".  
     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert. Bei den in Walldorf durchgeführten Aktionen waren etwa 50 Personen beteiligt. Nach der Demolierung der Synagogeneinrichtung wurden zwei jüdische Häuser völlig demoliert, andere am folgenden Tag zur Kennzeichnung mit Kalkbrühe bespritzt. Die "Synagogenstraße" wurde 1938 in "Straße der SA" umbenannt. Eine Rückbenennung wurde 1945 vorgenommen.     
      
Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges stand das Synagogengebäude leer und wurde teilweise profanen Zwecken zugänglich gemacht. 1953 wurde das Gebäude von der neuapostolischen Gemeinde erworben, 1954 als deren Kirche eingeweiht. Eine Erinnerungstafel ist vorhanden (Standort: Synagogenstraße/Ecke Albert-Fritz-Straße 7). Die Inschrift vom Hauptportal der Synagoge wurde in das Heimatmuseum gebracht. 2002 wurde das Gebäude umfassend renoviert (Wiedereinweihung 11. Dezember 2002). Im Mittelpunkt der Renovierung stand unter anderem die Nachbildung des früheren Portalsteines. Dieser trägt nun wie damals wieder die deutsche und hebräische Inschrift: "Dies ist nichts anderes denn ein Gotteshaus, und hier ist die Pforte des Himmels". 
      
      

    
Fotos / Pläne 

Historischer Plan 
(1748) 
Walldorf Plan 01.jpg (71144 Byte)  
         Plan von Walldorf von 1748: im Zentrum des Planausschnittes ist das Haus von 
"Moses der Jud" eingezeichnet. In seinem Haus war der erste Betsaal. Dieses Haus ist
 heute (wenngleich völlig umgebaut) das Eckhaus Hauptstraße 45/Ecke Albert-Fritz-Straße 
Rechts: Auf der linken Seite das Gebäude der ehemaligen Synagoge an der Hauptstraße (Quelle: Gemeinde Walldorf) 
     
  Historisches Foto 
(1938)
Walldorf Synagoge 002.jpg (107645 Byte)
   Die Synagoge 1938 (ehemalige reformierte Kirche; Foto H. Bruckner; 
Quelle: D. Herrmann s. Lit. Bild 24)  

  
Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)  
Walldorf Synagoge a01.jpg (46892 Byte) Walldorf Synagoge 010.jpg (43178 Byte)
  Standort der ersten Synagoge 
Hauptstraße 45 (im 18. Jahrhundert 
Haus von "Moses der Jud")  
Die ehemalige reformierte Kirche /
 Synagoge / heute 
neuapostolische Kirche  
     
Walldorf Synagoge 012.jpg (57430 Byte) Walldorf Synagoge 013.jpg (45610 Byte) Walldorf Synagoge 011.jpg (75186 Byte)
Seitenansicht  Hinweisschild am Gebäude  Straßenschild 
     
Fotos 2003:
(obere Zeile: Neuapostolische Gemeinde,
 untere Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 14.10.2003) 
Walldorf Synagoge 140.jpg (7767 Byte) Walldorf Synagoge 141.jpg (40218 Byte)
   Die 2002 neu renovierte 
ehemalige Synagoge 
Gottesdienst der neuapostolischen
 Gemeinde in der ehemaligen Synagoge 
     
Walldorf Synagoge 155.jpg (63224 Byte) Walldorf Synagoge 152.jpg (68189 Byte) Walldorf Synagoge 151.jpg (46797 Byte)
Straßenschild in der 
"Synagogenstraße" 
Synagogenstraße mit Blick zur 
ehemaligen Synagoge 
Die ehemalige reformierte Kirche/ Synagoge /jetzt neuapostolische Kirche 
        
Walldorf Synagoge 153.jpg (38598 Byte) Walldorf Synagoge 154.jpg (35955 Byte) Walldorf Synagoge 150.jpg (30931 Byte)
Blick von 
Südosten 
Blick auf den Eingang 
von Westen 
Die wiederhergestellte Inschrift 
über dem Eingang 
      
     Walldorf Synagoge 156.jpg (42566 Byte)
    Hinweistafel auf die neuapostolische Kirche; eine Hinweistafel auf die ehemalige 
Synagoge war zum Aufnahmezeitpunkt nicht mehr vorhanden 
      
      
Fotos März 2009 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2009)
   
Walldorf Synagoge 650.jpg (88344 Byte) Walldorf Synagoge 651.jpg (81817 Byte) Walldorf Synagoge 652.jpg (77430 Byte)
Synagogenstraße mit Blick zur 
ehemaligen Synagoge 
Straßenschild 
"Synagogenstraße" 
Blick auf die
 ehemalige Synagoge 
     
Walldorf Synagoge 653.jpg (60318 Byte) Walldorf Synagoge 655.jpg (60677 Byte) Walldorf Synagoge 656.jpg (54050 Byte)
   Eingangstor Portalinschrift 
     
 Walldorf Synagoge 657.jpg (96438 Byte)    
 Hinweistafel: "Ehemalige Synagoge. 1716 erbaut von der evangelisch-reformierten
 Kirchengemeinde. 1861-1938 Synagoge. 1938 Verwüstung durch Anhänger des
 NS-Regimes. Seit 1954 Neuapostolische Kirche." 
   
   
     
Fotos Herbst 2010  
(Fotos: Michael Ohmsen; diese Fotos finden sich in hoch auflösender Form in der 
Website von Michael Ohmsen mit Fotos aus Walldorf)   
 
Walldorf Synagoge 940.jpg (83739 Byte) Walldorf Synagoge 941.jpg (45328 Byte) Walldorf Synagoge 942.jpg (45515 Byte)
Ansichten der ehemaligen evangelisch-reformierten Kirche / ehemaligen Synagoge / 
jetzigen neuapostolischen Kirche  
Eingang mit 
Hinweistafel 
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

"Stolpersteine" in Walldorf
(Quelle der Fotos: die beiden Fotos links von Michael Ohmsen, Foto-Website mit Fotos zu Walldorf; die beiden Fotos rechts aus der Website der Stadt Walldorf, Fotos: Pfeifer) 
Walldorf Sto 940.jpg (87946 Byte) Walldorf Sto 940a.jpg (36113 Byte) Walldorf Sto 942.jpg (52351 Byte) Walldorf Sto 941.jpg (43110 Byte)
"Stolpersteine" in der Hauptstraße 52 für 
Moritz Mayer, Selma Mayer geb. Spiess und 
Bella Grombacher geb. Hausmann 
"Stolpersteine" werden in der Hauptstraße 27 verlegt 
durch Gunter Demnig für Sara Mayer, Flora Mayer, 
Hedwig Menges geb. Kramer und Ida Menges 
     
Seit Mai 2010: Stolpersteine in Walldorf - ein Bericht aus der Website der Stadt Walldorf (www.walldorf.de; Seite zur Stadtgeschichte)  
Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger - Ein Name - ein Stein, Stolpersteine für den Geist. 
In über 500 deutschen Orten liegen sie bereits, die 'Stolpersteine' des Künstlers Gunter Demnig. Seit dem 2. Mai 2010 gehört auch Walldorf dazu, denn am vergangenen Sonntag legte Gunter Demnig, begleitet von Otto Steinmann, dem städtischen Beigeordneten, sowie Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und Dieter und Jürgen Herrmann von der Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde an sechs verschiedenen Stellen im Walldorfer Zentrum zwanzig der mit Messingtafeln beschlagenen Steine.
So unterschiedliche Namen, Geburtsdaten, Charaktere, Hoffnungen und Träume Sigmund Bär, Ludwig Klein, Amanda Broder oder Nanny Weil gehabt haben mögen - so einte sie doch ein schicksalsschweres Datum: der 22. Oktober 1940. An diesem Tag wurden sie alle nach Gurs am Rande der Pyrenäen deportiert. Als Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens wurden sie vom NS-Regime verfolgt und später ermordet. Dieter Herrmann, der sich intensiv mit der Geschichte dieser ehemaligen Walldorferinnen und Walldorfer beschäftigt hat, recherchierte das Schicksal jedes einzelnen. Die Namen, Geburts- und Todesdaten finden sich nun auf den zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten wieder, die vor den letzten – selbst gewählten – Wohnstätten dieser jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Boden eingelassen wurden. Es seien 'Stolpersteine für den Geist', meint Gunter Demnig, der 1990 die erste Aktion zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma aus Köln startete, 1993 den ersten Entwurf zum Projekt 'Stolpersteine' konzipierte und den ersten 'Stolperstein' ohne Genehmigung in Berlin-Kreuzberg verlegte. Inzwischen hat er durch seine Aktionen über 12.000 Opfern des Nazi-Regimes wieder einen Namen gegeben und die Erinnerung an sie wachgerufen. Das 'größte dezentrale Denkmal der Welt' hat durch einen Antrag der Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und mit einhelliger Zustimmung des gesamten Gemeinderats seinen Weg nach Walldorf gefunden.
 Otto Steinmann, der die Aktion gegen das Vergessen sehr begrüßte, erklärte bei der Verlegung, dass diese im Einvernehmen mit allen heutigen Hauseigentümern geschehe. 'Ich möchte Spuren sichtbar machen und damit Dinge und Ereignisse dem Vergessen entreißen', stellte Gunter Demnig fest, der sich von der sorgfältigen Vorbereitung der zwanzig dauerhaften Stellen für die Stolpersteine, für die die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs gesorgt hatten, beeindruckt zeigte. Bei der Zeremonie am 2. Mai wurde bei jedem Stolperstein noch eine weiße Rose niedergelegt.
  
Die Stolperstein-Stellen:
Apothekenstraße 6: Sigmund Bär -  Hilda Bär - Salomon Broder - Amanda Broder
Hauptstraße 15: Ludwig Klein - Alice Klein - Blanca Salomon 
Hauptstraße 26: Albert Vogel - Emilie Vogel - Wilhelm Weil - Nanny Weil
Hauptstraße 27: Sara Mayer - Flora Mayer - Ida Menges - Hedwig Menges
Hauptstraße 52: Bella Grombacher - Moritz Mayer - Selma Mayer
Sandstraße 3: Sannchen Kramer - Dora Neuburger  
  
November 2014: "Rundgang gegen das Vergessen" auf den Spuren jüdischen Lebens in Walldorf 
Artikel von Herbert C. Ebeling in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. November 2014: "Rundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Walldorf
Gedenkveranstaltung am 9. November: "Es ist unser aller Aufgabe, nicht zu vergessen", so Bürgermeisterin Christiane Staab
Walldorf. Für Dieter Herrmann, Autor des Buchs 'Geschichte und Schicksal der Walldorfer Juden', war es nicht der erste "Rundgang gegen das Vergessen" an einem 9. November, am Tag der 'Reichspogromnacht'. Doch jetzt, am gleichzeitigen Jubiläumstag "25 Jahre deutsche Einheit" waren weit über hundert Walldorfer und Besucher aus der Umgebung dem Aufruf nach "Erinnerung an das jüdische Leben in Walldorf" gefolgt..."   
Link zum Artikel   
Artikel in wiwa-lokal.de vom 14. November 2014: "Rundgang gegen das Vergessen am 9. November
'Richte ihre Füße auf den Weg des Friedens'. 'Während heute in Deutschland des Falls der Berliner Mauer gedacht wird, gedenken wir der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die durch den Brand der Synagogen am 9. November 1938 aus der Gemeinschaft herausgerissen wurden', so Bürgermeisterin Christiane Staab beim 'Rundgang gegen das Vergessen', zu dem die Stadt Walldorf und die Evangelische Junge Gemeinde (EGJ) am 9. November, einem Schicksalstag in der deutschen Geschichte, eingeladen hatten.
Weit über hundert Interessierte folgten dem Rundgang, der von der Gedenktafel für die früher in Walldorf lebenden Mitmenschen jüdischen Glaubens auf dem Friedhof zu Stolpersteinen im Zentrum und schließlich zur ehemaligen Synagoge führte. 'Es ist unser aller Aufgabe, nicht zu vergessen und stets darauf hinzuweisen, was unmenschlich ist', erklärte die Bürgermeisterin. Von der Gedenktafel, deren Text die beiden EGJ-Mitglieder Nina Kneis und Lukas Staab vorlasen, ging es zum jüdischen Friedhof. Hier gab Dieter Herrmann, Autor des Buches 'Geschichte und Schicksal der Walldorfer Juden' Erläuterungen zu verschiedenen Gräbern. Seit 1712 lebten kontinuierlich jüdische Familien im Dorf. Bis zur Einrichtung eines eigenen Friedhofs wurden die Walldorfer Juden im 1661 erstmals urkundlich erwähnten 'Judengottesacker' in Wiesloch beerdigt. Die ältesten Gräber auf dem Walldorfer Friedhof, der vom christlichen Friedhof durch eine Begrenzungsmauer getrennt ist, stammen aus dem Jahr 1841. Die letzte Beerdigung fand 1940 statt. Auf dem heute der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden gehörenden und von der Gemeinde Walldorf gepflegten Friedhof, dem 'Haus der Ewigkeit', gibt es 88 Grabstätten. Die Grabsteine besitzen neben den eindrucksvollen hebräischen Inschriften oft noch besondere Merkmale und Ornamente. Während Dieter Herrmann Erklärungen zu den Gräbern und ihren Symbolen gab, verlasen Nina Kneis, Lukas Staab und Elisabeth Krämer Texte, die an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erinnerten, als in Deutschland die Synagogen brannten, als Menschen ihr Leben verloren, jüdische Läden und Geschäfte zerstört, 30.000 Juden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt wurden, wo sie schließlich ermordet wurden. Alle, die dies für den Höhepunkt der Diskriminierung hielten, mussten erfahren, dass es erst der Anfang der 'Endlösung' sein sollte.
Stolpersteine für das Gedächtnis. Vom Friedhof bewegte sich der lange Zug zur Hauptstraße, wo einige der insgesamt zwanzig Stolpersteine im Jahr 2010 vom Initiator der Stolperstein-Aktion Gunter Demnig verlegt wurden. Vor dem Haus Nummer 27 erinnern vier Steine an Sara und Flora Mayer sowie Ida und Hedwig Menges. Bürgermeisterin Staab legte für sie vier weiße Rosen nieder. Die 'Stolpersteine' sollen uns jeden Tag an das Schicksal der jüdischen Bürgerinnen und Bürger Walldorfs erinnern', betonte sie und dankte dem Gemeinderat, dass die Stolpersteine verlegt wurden, 'zum Gedenken und Hinweis auf ein Menschenleben, das nicht vergessen werden darf.' Hier verlasen die drei EGJ-Jugendlichen die Namen der am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportierten letzten in Walldorf lebenden jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Letzte Station des Rundgangs zu jüdischem Leben in Walldorf war die ehemalige Synagoge in der Albert-Fritz-Straße. 1716 als Reformierte Kirche erbaut, diente das Gebäude vom Oktober 1821 an der Vereinigung der Reformierten und Lutheraner in Walldorf als Gotteshaus bis zum Bau der Evangelischen Stadtkirche, war von 1861 bis 1938 Synagoge und ist seit 1954 Kirche der Neuapostolischen Gemeinde. 'Wegen enger Bebauung wurde die Synagoge am 9. November während der Reichspogromnacht nicht angezündet', berichtete Herrmann. Denn das Nachbarhaus gehörte einem Mitglied des NS-Ortsvorstandes. Nach Demolierung der Synagogeneinrichtung wurden zwei jüdische Häuser völlig zerstört, andere am folgenden Tag zur Kennzeichnung mit Kalkbrühe bespritzt. 'Am 11. November nahm sich Anna Klein das Leben', so Herrmann. Die 'Synagogenstraße' wurde in 'Straße der SA' umbenannt, die Rückbenennung erfolgte 1945. Im Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche, über deren Pforte noch der Spruch der ehemaligen Reformierten Kirche 'Dieses ist nichts anderes als ein Gotteshaus' in hebräischer und deutscher Schrift zum Eintritt einlädt, sprachen Gemeindediakon Oliver Tuscher und Elisabeth Krämer nach gemeinsamen Gebeten, die auch den Wunsch enthielten, 'die Füße auf den Weg des Friedens zu richten', den Segen auf Hebräisch und Deutsch."   
Link zum Artikel  
 
Oktober 2020: Gedenkveranstaltung zur Deportation der Juden aus Walldorf nach Gurs 
Artikel in "wiwa-lokal" vom 4. Oktober 2020 (Pressemitteilung der Stadt Walldorf): "Vergangen – nicht vergessen: Jüdisches Leben in Walldorf. Gedenkveranstaltung am 22. Oktober mit Abschlussandacht – Anmeldung erforderlich
Am 22. Oktober erinnert Walldorf mit einer Gedenkveranstaltung an jüdisches Leben in Walldorf. Dieses Datum ist mit der Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ganz Südwestdeutschlands in das südfranzösische Konzentrationslager Gurs verbunden. Die Gedenkveranstaltung, die die Stadt mit der Evangelischen sowie der Katholischen Kirchengemeinde und der Freien Evangelischen Gemeinde anbietet, führt zu Stätten jüdischen Lebens und Glaubens und geht auch auf die heutige Erinnerungskultur ein. Sie beginnt am 22. Oktober um 18.30 Uhr auf dem Friedhof in Walldorf. An dieser ersten Station geht Dieter Herrmann auf die Geschichte des jüdischen Friedhofs ein, der 1880 entstanden ist und auf dem heute noch 88 historische Grabsteine existieren. Von dort geht es zur Hauptstraße, wo Andy Herrmann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Er erläutert die Geschichte des ehemaligen jüdischen Betsaals in der Hauptstraße 45 und der ehemaligen Synagoge in der Albert-Fritz-Straße. Die Stolpersteine, die von Günter Demnig vor zehn Jahren in Walldorf verlegt wurden in Erinnerung an den letzten selbst gewählten Wohnsitz der Deportierten, sind das Thema von Elisabeth Krämer. Sie wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Höhe der Hauptstraße 27 begrüßen. Zwei der Stolpersteine erinnern an Ludwig und Alice Klein, die nach Gurs deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet wurden. Ihr Sohn Kurt Klein (1920-2002) hätte in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Er gilt unter anderem als Retter von Oskar Schindler. Der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr hat dieser Tage beschlossen, im dritten Bauabschnitt von Walldorf-Süd eine Straße nach ihm zu benennen. Der Abschluss des Gedenkens findet in der Evangelischen Stadtkirche statt, wo Jan Luca Lenz bis zum Eintreffen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Orgel spielen wird. Coronabedingt ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Interessierte müssen sich daher bis zum 19. Oktober bei der Stadt Walldorf für die Veranstaltung anmelden. Ansprechpartnerin ist Lisa Schönberger, Fachdienst Kultur, lisa.schoenberger@walldorf.de, Tel. 35-11 52. Im Freien sind Kleingruppen von maximal jeweils zwanzig Personen zulässig. Die Abstandsregelung muss eingehalten werden, ansonsten besteht Maskenpflicht. In der Kirche sind siebzig Personen zulässig. Hier gilt Maskenpflicht. Männliche Teilnehmer werden gebeten, auf dem jüdischen Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen. Die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Informationsbroschüre zu jüdischem Leben in Walldorf. Anmeldung bis 19. Oktober bei lisa.schoenberger@walldorf.de  Veranstaltung: Donnerstag, 22. Oktober, 18.30 Uhr, Treffpunkt: Friedhof Walldorf. Auch zu den Stolpersteinen führt die Gedenkveranstaltung am 22. Oktober." 
Link zum Artikel   
 
Juni/Juli 2022"Kurt-Klein-Tage" in Walldorf  
Programm zu diesen Tagen und weitere Informationen siehe  http://kurt-klein-tage.kurt-klein.de/   
Berichte hierzu in der "Walldorfer Rundschau" vom 9. Juli 2022: "Stadt begrüßt Kinder von Kurt Klein im Rathaus. Eintrag in das Goldene Buch der Stadt als Höhepunkt eines herzlichen Empfangs...", dazu "Impressionen der Kurt-Klein-Tage vom 3. Juni bis zum 3. Juli" und "Kurt-Klein-Tage in Walldorf. Gemeinsames Erinnern ist uns wichtig" und "Ausstellung Jüdisches Leben in Walldorf' eröffnet" (Ausstellung der Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde e.V. 1965). (Berichte eingestellt als pdf-Datei).   
Weitere Artikel / Links:
- Rhein-Neckar-Zeitung (28.06.2022) zur Ausstellung "Jüdisches Leben in Walldorf" im Rahmen der "Kurt Klein-Tage":
https://www.rnz.de/region/rhein-neckar_artikel,-walldorf-die-spurensuche-war-eine-enorme-herausforderung-_arid,915190.html
- Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde (02.07.2022): https://www.lokalmatador.de/nachricht/kurt-klein-tage-mit-weiteren-veranstaltungen-658474/
- Rhein-Neckar-Zeitung (03.07.2022) zur Eröffnungsfeier der "Kurt Klein-Tage" (Bezahlschranke): https://www.rnz.de/region/rhein-neckar_artikel,-kurt-klein-tage-die-lebensgeschichte-eines-walldorfers-_arid,918988.html 
- Rhein-Neckar-Zeitung (09.07.2022) zur Festveranstaltung im Rahmen der "Kurt Klein-Tage":
https://www.rnz.de/region/rhein-neckar_artikel,-walldorf-kurt-kleins-kinder-reisten-zur-ehrung-aus-den-usa-an-_arid,921838.html  
- Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde (09.07.2022): https://www.lokalmatador.de/nachricht/ausstellung-juedisches-leben-in-walldorf-eroeffnet-669956/
- Stadt Walldorf im Nachgang zu den "Kurt Klein-Tagen": https://www.walldorf.de/aktuell/kurt-klein-tage-in-walldorf    
 
November 2023: Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom 1938   
Artikel in wiwa-lokal vom 18. November 2023: "Reichspogromnacht. Deutliches Signal gegen Antisemitismus
'Wenn das heute wieder passiert, dann darf das einfach nicht sein' sagt Pfarrer Uwe Boch zum Abschluss der Gedenkveranstaltung, zu der die evangelische Kirchengemeinde und der Heimatverein am 85. Jahrestag der sogenannten Reichspogromnacht eingeladen haben. Ungefähr 120 Menschen sind dem Aufruf gefolgt und haben bei einem Rundgang durch die Walldorfer Innenstadt Orte aufgesucht, die im Leben jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger eine wichtige Rolle gespielt haben und die von den schlimmen Geschehnissen der Pogromnacht besonders betroffen waren. Die fachkundigen Erläuterungen steuert Andy Herrmann bei, der würdige Abschluss findet in der evangelischen Kirche statt.
Die Teilnehmer entzünden Kerzen, die zusammen einen Davidstern bilden.
Pfarrer Boch dankt allen und ruft dazu auf, konsequent gegen Antisemitismus einzustehen. 'Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer den Mund aufmachen, wenn es nötig ist' sagt er. Denn angesichts des aktuellen Leids von Juden und Palästinensern nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel sowie der antisemitischen Kundgebungen und Parolen in Deutschland und weltweit dient die Veranstaltung nicht nur dazu, die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten. 'Wir müssen heute leider tatsächlich in unsere Gegenwart schauen' sagt der Pfarrer. Dass so viele Walldorferinnen und Walldorfer an der Veranstaltung teilnehmen, wertet er als deutliches Signal gegen Faschismus und Antisemitismus.
'Der Antisemitismus ist nicht mit den Nazis vom Himmel gefallen' macht Andy Herrmann deutlich, dass es Hass und Feindschaft gegenüber Juden schon weit früher gegeben hat. Doch mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 gingen diese auch in Walldorf aktiv gegen die jüdischen Einwohner vor: sei es mit der Entscheidung, das rituelle Schächten zu untersagen, oder einem Gemeinderatsbeschluss von 1935, der den Zuzug von Juden nach Walldorf verbot. Eine gesetzliche Grundlage gab es dafür zwar nicht, aber das Plazet von höherer Stelle. Herrmann zitiert NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Seiler: 'Die Maßnahmen des neuen Reiches und insbesondere der Parteistellen gehen darauf hinaus, die Juden in Deutschland wirtschaftlich genau wie in jeder anderen Beziehung auszurotten.“ Weitere Beispiele: Im Gasthaus 'Zur Post“ hing ein Schild mit der Aufschrift 'Juden unerwünscht' das NSDAP-Hetzblatt 'Der Stürmer“ wurde in einem Kasten zwischen dem Gasthaus 'Zum Lamm“ und der damaligen Sparkasse öffentlich ausgehängt.
Die Pogromnacht, mit der NS-Anhänger am 9. November 1938 in einer konzertierten Aktion jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland und Österreich angriffen, über 1400 Synagogen, Betsäle oder Versammlungsräume in Brand setzten oder demolierten, rund 7500 Geschäfte jüdischer Händler zerstörten sowie Häuser und Wohnungen jüdischer Einwohner verwüsteten, fand in Walldorf mit einem Tag Verspätung am 10. November statt. 'Jedoch nicht weniger brutal als in anderen Städten und Gemeinden' erinnert Herrmann. Angestiftet und organisiert durch höhere SA- und SS-Führer hatten ortsansässige Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen sowie aus Bruchsal und Wiesloch angereiste Nazis das Pogrom durchgeführt. 'Einige der Beteiligten trugen keine Uniformen. Dadurch sollte suggeriert werden, dass es sich um einen spontanen Aufstand der Bevölkerung handelte' den sogenannten 'Volkszorn“.
Erste Station des Rundgangs nach dem Start auf der Drehscheibe ist das Haus in der Hauptstraße 10. Herrmann berichtet, dass hier in der Pogromnacht die Scheiben des Schuhgeschäfts von Nanny Weil eingeschlagen, Schuhe auf die Straße geworfen und angezündet wurden. Für die Inhaberin, der mit einem Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort in der Hauptstraße 26 gedacht wird, der 'Anfang vom Ende“ ihres Geschäfts, das sie am 31. Dezember 1938 schließen musste. Die im Haus von Nanny Weil lebende Jüdin Anna Klein 'erhängte sich unter dem Eindruck des Pogroms am 11. November' so Herrmann.
An der ehemaligen Synagoge erinnert Andy Herrmann daran, dass am Vormittag des 10. November zwischen 30 und 50 Personen in das Gebäude eingedrungen waren, die Inneneinrichtung zerstörten und die Thora-Rollen verbrannten, die heiligsten Gegenstände einer jüdischen Gemeinde. Dass das ganze Gebäude in Brand gesetzt wurde, verhinderte der damalige Bürgermeister Leibfried, 'jedoch nicht aus Gründen einer generellen Ablehnung des Pogroms' wie Herrmann berichtet. Vielmehr habe er befürchtet, dass das Feuer auf andere Häuser im eng bebauten Oberdorf hätte übergreifen können, darunter auch die Häuser 'alter Parteigenossen“. Schließlich 'hissten die Nazis eine Hakenkreuzfahne auf dem Turm des Gotteshauses' als für jeden sichtbares Zeichen der Demütigung der jüdischen Einwohner.
Herrmann erinnert an den Angriff auf das Haus von Sannchen Kramer in der damaligen Horst-Wessel-Straße, der heutigen Hochholzerstraße. Möbel und andere Gegenstände seien auf der Straße verbrannt worden. Das Vorhaben, das ganze Haus in Brand zu stecken, verhinderte die Besitzerin, indem sie 'auf der Straße niederkniete“ und die Täter anflehte, davon abzulassen. In der Badstraße 8, letzter Station des Rundgangs vor dem Abschluss in der Kirche, 'attackierte der antisemitische Mob auch die jüdische Schule und das dort untergebrachte Bad' so Herrmann. 'Die Schule konnte danach nicht mehr genutzt werden.“ Das Bad, die 'Mikwe' sei später entweiht worden. 66 Walldorfer, ausnahmslos Männer, sollen sich laut einer im Mai 1945 für die US-Armee angefertigten Liste an den Angriffen während des Pogroms beteiligt haben. Nur wenige kamen nach 1945 vor Gericht. Sie erhielten vergleichsweise milde Strafen."  
Link zum Artikel      

   
    

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Stadt Walldorf    
bullet Neuapostolische Gemeinde Walldorf (Bezirk Heidelberg) 
bullet Kurze Kirchengeschichte Walldorfs  
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Walldorf (interner Link)  
Walldorf Werra Synagoge 001.jpg (81534 Byte) Walldorf Werra Synagoge.jpg (28577 Byte)
Achtung: Bei der Abbildung Nr. 211 bei Hundsnurscher/Taddey s. Lit. handelt es sich nicht um die ehemalige Synagoge im badischen Walldorf, sondern um die Synagoge im thüringischen Walldorf an der Werra (interner Link; vgl. die Ansichtskarte rechts oben)

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der Gemeinde Walldorf 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Generallandesarchiv Karlsruhe) sind mehrere Personenstandsregister aus badischen Gemeinden einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/startbild.php?bestand=12390 
Zu Walldorf sind vorhanden:  
390 Nr. 6099: Walldorf, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1827:  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1227203  
390 Nr. 6100: Walldorf, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1828-1840:  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1227204
390 Nr. 6101: Walldorf, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1841-1853:  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1227205 
390 Nr. 6102: Walldorf, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1854-1869:  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1227206       

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 282-283. 
bulletDieter Herrmann: Geschichte und Schicksal der Walldorfer Juden. 1985. 
bulletNachweise der einzelnen Familien in Klaus Ronellenfitsch: Walldorfer Familienbuch 1650-1900.  Reihe: Badische Ortssippenbücher Band 68. Walldorf 1993. zugleich Band 84 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher der Zentralstelle für Personen- und Zeitgeschichte, Frankfurt/Main, Hrsg. Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde e. V. 1965.

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Walldorf  Baden.  Two Jewish families were present in 1722* and seven in 1743, monopolizing most of the trade in farm produce. Jews were attacked during the revolutionary disturbances of 1848. The Jewish population stood at 169 in 1852 (total 2,417). In the early 20th century, Jews were active in the tobacco industry. In 1933, 67 remained. The synagogue and Jewish homes were vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938) and the last 21 Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940, 15 of them eventually perishing at Auschwitz.   
        
        

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge 

                       

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020