Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Winnweiler mit Alsenbrück, Imsbach und Lohnsfeld (VG Winnweiler, Donnersbergkreis)  
Jüdische Geschichte / Synagoge 
  Bitte besuchen Sie auch die Website des Jüdischen Museums Winnweiler: https://www.jüdisches-museum-winnweiler.de.  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Kennkarte aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - das Jüdische Museum der Nordpfalz  
bullet Weitere Berichte zur Erinnerungsarbeit vor Ort  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
       
In Winnweiler bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in das 17. Jahrhundert zurück. 1673 werden erstmals Juden am Ort gezählt; 1712 waren es drei jüdische Familien. Im Laufe des 18. Jahrhunderts blieb die Zahl der jüdischen Einwohner noch gering. 1787 wurden 22 Personen gezählt. Zur jüdischen Gemeinde Winnweiler gehörten auch die in Imsbach, Lohnsfeld und Alsenbrück lebenden jüdischen Personen. 
Zu Imsbach siehe eigene Seite. In Alsenbrück lebten 1801 sechs jüdische Einwohner (5,8 % der Einwohnerschaft), 1808 und 18925 je sieben (5,4 %). In Lohnsfeld lebten 1801 25 jüdische Einwohner (5,5 % der Einwohnerschaft), 1808 28, 1825 36 (5,4 %).   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 40 jüdische Einwohner (4,3 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 40 (4,1 %), 1825 91 (8,1 %), 1828 104, 1834 143, 1848 165 jüdische Einwohner (12 % der Gesamteinwohnerschaft). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück: 1875 105 jüdische Einwohner, 1900 81.  
  
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände in Winnweiler genannt: Tammor Dreyfuß, Elias Eilbot, Abraham Fromann (Metzger), David Fromann (Metzger), Samuel Fromann (Metzger), Nathan Grünebaum (Lederhändler), Philippe Laufferti, Witwe Sara Nathan, Abraham Neugaß (Viehhändler), Salomon Schwarzenberg (Gebrauchtwarenhändler), Abraham Strauß (Metzger), Aron Tuteur (Seifenhändler), Moses Tuteur, Abraham Vogel.  In Lohnsfeld waren es: Simon Bender (Kurzwarenhändler), Isaac Lohsbach, Naphtali Lohsbach (Seifenhersteller) und Elias Neuberger. In Alsenbrück waren es Judas Berg (Händler) und Emanuel Thal (Händler). 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (von März 1830 bis 1926 jüdische Elementarschule / "Israelitische Volksschule Winnweiler", seit 1845 im früheren evangelischen Schulhaus in der Neugasse), ein rituelles Bad (vermutlich im Keller des Hauses des Gastwirts und Landesproduktenhändler Weiler in der Schlossstraße 30) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Erstmals wird 1808 der jüdische "Schulmeister Levy Mayer" genannt, der seinen Familiennamen in "Huberwald" änderte. 1829 wird als Lehrer Isaak Stern genannt. Erster Lehrer an der Israelitischen Volksschule war seit 1830 Jakob Strauß, gefolgt von den Lehrern Maas und Schenkel (zeitweise zwei Lehrer, danach Maas bis zu seinem Ruhestand 1864 allein); bis November 1865 Schulverweser Baer, später Lehrer Dreyfuß, Michael Wolf (mindestens seit ca. 1880 und noch 1914). Letzter jüdischer Lehrer war David Rosenwald (s.u.).    
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Ludwig Strauß (geb. 3. März 1885 in Winnweiler, gef. 1. November 1915).    
  
Um 1925,
als noch 76 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (4 % der Gesamteinwohnerschaft von etwa 1.900 Personen), gehörten dem Gemeindevorstand die Herren Julius Bender, David Rosenwald, Max Fromann und Baruch Weiler an. Der Religionsunterricht (für nur noch zwei Kinder) wurde von dem bereits genannten Hauptlehrer a.D. David Rosenwald erteilt. An jüdischen Vereinen bestanden ein Israelitischen Armenverein und ein Frauenverein. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Kaiserslautern. Auch die in Lohnsfeld lebenden jüdischen Personen (1925 6, 1932 5 Personen) gehörten (weiterhin) zur Gemeinde in Winnweiler. 1932 waren die Gemeindevorsitzenden Julius Bender, Max Fromann. Schriftführer war V. Bauer. Den Religionsunterricht der im Schuljahr 1931/32 sieben schulpflichtigen jüdischen Kinder erteilte Lehrer Nathan Eschwege aus Rockenhausen. Als Kantor war Karl Tuteur tätig.  
  
1933 lebten noch 27 jüdische Personen in Winnweiler. Die meisten von Ihnen verließen in den folgenden Jahren auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien den Ort oder wanderten aus. 1937 wurden noch 16 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.).  
  
Die acht 1940 noch in Winnweiler lebenden jüdischen Einwohner wurden im Oktober dieses Jahres in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert. 
  
Von den in Winnweiler geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Allmann (1870), Caroline Bender geb. Isaac (1886), Julius Bender (1880), Fanny Dalsheim geb. Tuteur (1864), Herbert Frohmann (1899), Ida Fromann (1872), Max Fromann (1867), Herbert Fromann (1899), Thekla Karolina Kaufmann geb. Wolf (1886), Herta Kohlmann (1920), Flora Loeb (1892), Gustav Mayer (1862), Adele Ruben (1893), Lina Ruben (1896), Ida Samuel geb. Tuteur (1864), Selma Straß geb. Frank (1905), Waltraude Straß (1930), Anneliese Tuteur (1928), Karl Tuteur (1867), Arthur Weil (1880), Mathilde Weiler (1871), Samuel Weiler (1871).
  
Der Viehhändler Isaak Frank und seine Frau Helene geb. Wolf, die 1940 nach Gurs deportiert worden waren, überlebten die Lagerzeiten und kehrten im April 1947 nach Winnweiler zurück (verstorben 1951 bzw. 1963; Gräber im jüdischen Friedhof). 
   
Aus Lohnsfeld sind umgekommen (Hinweis von Wolfgang Kemp, Oppenheim): Julius Bender (1880), Albert Rubin (1926), Emilie Rubin geb. Straß (1896), Karola Rubin (1919), Rosa Golda Rubin (1920), Elias Vendig (1860)
.       
       
       
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 / 1879   

Winnweiler Israelit 28061865.jpg (102491 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1865: "Schuldienst-Erledigung. Die Lehrerstelle an der israelitischen Schule zu Winnweiler, Bezirks Kaiserslautern, in der königlich bayerischen Pfalz, an welche folgende Gehaltsbezüge geknüpft sind, ist sofort wieder zu besetzen, und werden Bewerber, sowohl inländische wie aus ausländische, eingeladen, ihre mit den vorgeschriebenen Zeugnissen belegten Gesuche binnen 14 Tagen von heute an persönlich bie dem unterfertigten Vorstande eingeben zu wollen. 
Die Gehaltsbezüge sind. 1. Gehalt als Vorbeter in der Synagoge 100 Gulden. - 2. Anschlag der Kasualien, inklusive des Schächterdienstes 138 Gulden, welcher Betrag erforderlichen Falles garantiert wird. - 3. Anschlag der Wohnung nebst 2 Pflanzgärten  12 Gulden. - 4. Beitrag aus der Kultuskasse und Zuschuss aus den Kreisfonds  200 Gulden. -  In summa 450 Gulden. 
Hierzu wird bemerkt, dass in Winnweiler, als einem Zentral-Hauptorte, dem Lehrer vielfach Gelegenheit gegeben ist, durch Privatstunden sein Einkommen bedeutend erhöhen zu8 können. Winnweiler, den 20. Juni 1865. Der Kultus-Vorstand. M. Mayer. E. Tuteur."
 
Winnweiler Israelit 14051879.jpg (95115 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879: "Schuldienst-Erledigung. Die hiesige israelitischen Lehrerstelle wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben mit folgenden Gehaltsbezügen. Bar aus der Kultus-Kasse: 1) Als Lehrer 400 Mark - Pfg.   Als Vorbeter  274 Mark 86 Pfg.   2) Anschlag der Kasualien:  a) Religiöse Vorträge an Sabbat und Festtagen 20,57  b) Thalman'sche Stiftung  c) Wohltätigkeits-Verein 8,57  d) Mischeberach-Gelder  41,96  =  74 Mark 54 Pfg.  3)  Anschlag der Wohnung 20 Mark 57 Pfg.  4) Anschlag der 2 Gärten  1 Mark 54 Pfg.  Summa 771 Mark 50 Pfg. 
Der mit dieser Stelle verbundene Schächterdienst trägt ca. 278 Mark 86 Pfg. ein und werden außerdem dem gewählten Lehrer für Erteilung des Religionsunterrichtes an der Lateinschule 50 Mark in Aussicht gestellt, sodass man auf einen Reinertrag von 1.100 Mark rechnen kann. Auch bezieht der Lehrer für Beheizung des Lehrsaals aus der Gemeindekasse 42 Mark 86 Pfg. Endlich ist dem Lehrer Gelegenheit geboten, sich Nebenverdienste für Erteilung von Privatunterricht zu erwerben. Bewerber um dieser Stelle wollen ihre Gesuche und nötigen Zeugnisse bis 1. Juni hierorts einreichen oder einsenden.
Winnweiler (Pfalz, Station Alsens-Bahn), den 7. Mai 1879. Der Kultus-Vorstand: Zacharias Tüteur." 

     
Nennung von Lehrer Jakob Strauss in Winnweiler (1841)     

Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16. Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831 (Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle jetzt Mandel.) 
5) Steinbach, S. Frenkel, 11. August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15. Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler, 28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23. Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4. August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30. Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20. Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28. Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11. Oktober 1837. 
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März 1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S. Wolff)."   

  
Michael Wolf (1851-1931) wird zum Hauptlehrer ernannt (1908)  

Kirchheimbolanden Israelit 09011908.jpg (25778 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Aus Bayern, 3. Januar (1903). Den Titel Hauptlehrer erhielten am 1. Januar die Herren Max Behr in Regensburg, Jakob Heß in Treuchtlingen, Simon Silbermann in Kirchheimbolanden und Michael Wolf in Winnweiler."   

  
Hauptlehrer Michael Wolf wird ausgezeichnet (1912) 
     

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. August 1912: "Winnweiler (Bayern). Hauptlehrer Michael Wolf erhielt das Luitpoldkreuz."      

   
 Grabstein für Hauptlehrer Michael Wolf in Heidelberg 

Grabstein für den "Bayrischen Hauptlehrer" Michael Wolf  
(1851-1931) und Rosa Wolf geb. Klotz aus Winnweiler (1850-1915) 
im jüdischen Teil des Bergfriedhofes in Heidelberg   
Heidelberg Friedhof 209118.jpg (115579 Byte)    

     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für die in Winnweiler 
geborene Waltraude Straß  
 Winnweiler KK MZ Strass Waltraude.jpg (86792 Byte)  
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1940) für Waltraude Straß (geb. 26. September 1930
 in Winnweiler), wohnhaft in Worms, am 30. September 1942 deportiert ab Darmstadt 
vermutlich nach Treblinka, umgekommen   
 

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge      
           
    
 Eine Synagoge oder zumindest eine Betstube bestand in Winnweiler vermutlich bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Standort ist nicht bekannt. 
 
1819/20
richtete die Metzgerfamilie Abraham Strauß im Obergeschoss ihres Hauses am Marktplatz einen Betsaal ein, der in den Besitz der jüdischen Gemeinde überging. Das Wohnzimmer der Familie Strauß war Wartebereich vor Beginn des Gottesdienstes. Auch die jüdische Schule ("Israelitische Volksschule Winnweiler") war von 1830 bis 1845 im Haus der Familie Strauß untergebracht. Beim Betsaal im Haus der Familie Strauß blieb es bis 1899. 
  
Seit 1888/96 plante die Gemeinde den Neubau einer Synagoge. Der bisherige Betsaal wurde 1899 auf Grund von Baufälligkeit baupolizeilich geschlossen. 1899 konnte man ein Grundstück in der Stockbornstraße erwerben (die seit 1901 Synagogengasse genannt wurde). Auf Grund der Baufälligkeit der alten Synagoge wurde ein provisorischer Betsaal in dem kleinen Wohnhaus Neugasse 18 eingerichtet (1899-1901).
Im August 1900 wurde der Grundstein zur neuen Synagoge gelegt und diese am 28./29. Juni 1901 mit einem großen Fest der gesamten Bevölkerung eingeweiht. 
   
Die Einweihung der neuen Synagoge in Winnweiler (190
1)  

Winnweiler AZJ 12071901.jpg (136818 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1901: "Winnweiler, 2. Juli. Am 28. vorigen Monats fand die Einweihung der neuen Synagoge statt. Die ganze Bevölkerung ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses hat warmen Anteil genommen an der feierlichen Begehung dieses Ereignisses. Davon zeugte der überaus reiche Flaggenschmuck, den das ganze, am linken Ufer der Alsens sich lieblich ausbreitende Städtchen angelegt, die Verziehung vieler Häuser mit Kränzen und Girlanden und der Beteiligung der Einwohnerschaft an der Einweihungsfeierlichkeit. Die religiöse Feier begann mit einem Gottesdienste in dem bisherigen, von der Synagogengemeinde benützten Raum. An denselben schloss sich eine kurze Abschiedsfeier des amtierenden Rabbiners, Dr. Landsberg in Kaiserslautern, an. Nach Ankunft des Zuges vor der neuen Synagoge sang der Chor ein deutsches Lied nach dem Texte Psalm 24,7-10: "Machet die Tore weit" von Lützel unter Begleitung der Musikkapelle. Hierauf überreichte an Stelle des verhinderten Architekten Bauassistent Hein von Rockenhausen dem königlichen Bezirksamtmann die Schlüssel zur Synagoge mit einigen auf die Vollendung des Baues sich beziehenden Worten. Dieser übergab sodann die Schlüssel dem Bezirksrabbiner mit dem Ersuchen, das neue Gotteshaus zu öffnen und seiner Bestimmung zu übergeben Nach einer kurzen Ansprache, in welcher der Rabbiner das neue Gebäude dem Schutze Gottes und der Obhut der Gemeinde Winnweiler empfiehlt, öffnete derselbe die Pforte, und unter den Klängen der Musikkapelle traten die Festteilnehmer in die Synagoge ein. Der nun folgende Weiheakt machte einen tiefen Eindruck. Die Fest- und Weihepredigt des Rabbiners Dr. Landsberg hatte als Text die Psalmstelle: "Ich habe meine Freude, wenn man zu mir spricht:  Kommt, lasst uns ziehen in das Haus des Herrn." Mit der Weihe des inneren Raumes als Gebetsstätte der Israeliten und der einzelnen gottesdienstlichen Gegenstände, wie die heilige Lade, der Vorhang, die beständige Lampe, die Decken, Leuchter u.s.w., und den Salomonischen Bitten bei der Einweihung des Tempels schloss die dreiviertelstündige sehr inhaltsreiche Weiherede. Dann sprach der Rabbiner das Gebet für den Prinzregenten Luitpold, das deutsche Vaterland, die Gemeinde und erteilte den Anwesenden den Priestersehen. Damit war der Weiheakt beendet."   

Der berühmte Synagogenarchitekt Professor Ludwig Levy hatte die Pläne gezeichnet. Die Bauausführung hatte der Kaiserslauterer Architekt Seeberger übernommen. Der Bau kostete 14.900 Mark. Mit Hilfe von zwei Kollekten unter den Synagogengemeinden des Königreiches Bayern wurde ein Teil der Kosten aufgebracht. 1915 hatte die Gemeinde dadurch nur noch 400 Mark Schulden.
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern und Helfern in Brand gesetzt. Die ausgebrannte Ruine wurde wenig später von Pionieren der Wehrmacht gesprengt. Das Grundstück wurde im Dezember 19039 an die Ortsgemeinde verkauft. Der Kaufpreis von 600 RM wurden mit den Kosten des Abbruchs und der "Feuerlöschhilfe" verrechnet, sodass kein Auszahlungsbetrag mehr blieb. Im November 1984 wurde beim Synagogengrundstück (heute Parkplatz) eine Gedenktafel angebracht. 
      
      
Adressen/Standorte der Synagogen:   
  
Alte Synagoge
(bis 1899): Marktplatz (Gebäude besteht nicht mehr (hier später: Textilhaus Bumb) 
Neue Synagoge
: Gymnasiumstraße (frühere Synagogengasse)  
   
   
   
Fotos / Darstellungen: 

Die alte und neue Synagoge
 in Winnweiler 
Winnweiler Synagoge 006.jpg (55991 Byte)
   Bis 1899 war in diesem Haus am Marktplatz 13 im Obergeschoss 
die Synagoge eingerichtet.
    
Winnweiler Synagoge 002.jpg (60180 Byte) Winnweiler Synagoge 001.jpg (63270 Byte) Winnweiler Synagoge 005.jpg (56601 Byte)
Außenansicht der 1901 
eingeweihten Synagoge  
Innenansicht mit Blick 
zum Toraschrein  
Die Synagoge wurde 1939 durch eine Pioniereinheit 
der Wehrmacht gesprengt  
     
Gedenkstätte und -tafel 
für die Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 
24.5.2010)  
Winnweiler Synagoge 170.jpg (114635 Byte) Winnweiler Synagoge 177.jpg (100628 Byte)
   Die Gedenkstätte für die zerstörte Synagoge an der Gymnasiumstraße  
        
  Winnweiler Synagoge 172.jpg (79222 Byte)   Winnweiler Synagoge 173.jpg (140976 Byte)
     Die Gedenktafel mit der Inschrift: 
"Zur Erinnerung an die jüdische Kultusgemeinde Winnweiler. Sie wurde 1901 erbaut 
und in der Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. Nov. zerstört". 
     
Modell der Synagoge in Winnweiler
im Jüdischen Museum der Nordpfalz 
(siehe unten)  
Winnweiler Museum 193.jpg (51999 Byte) Winnweiler Museum 194.jpg (54378 Byte)
     
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - das "Jüdische Museum der Nordpfalz"  
    
Das Museum Winnweiler https://www.jüdisches-museum-winnweiler.de beinhaltet zwei Dauerausstellungen:
1. zur Ortsgeschichte Winnweilers und weitgehend auch seines Umlandes, 
2. zur jüdischen Geschichte, insbesondere der Nordplatz sowie zu vielen Aspekten der jüdischen Religion und des jüdischen Lebens. 
Träger des Museums ist der Verein "Museum Winnweiler", der sich über jedes neue Mitglied freut (Jahresbeitrag 25.- €) 
    
Öffnungszeiten: An Sonn- und Feiertagen von 14.00 bis 17.00 Uhr. An Ostern, Pfingsten und Weihnachten Öffnung jedoch nur am jeweils 2. Feiertag. Jährlich ab 27. Dezember bis jeweils Ostermontag ist das Museum zu den regulären Öffnungszeiten geschlossen. Für Schulklassen und Gruppen können auch andere Termine - auch in der Winterpause - abgesprochen werden. 
    
Kontakt über Werner Rasche in Winnweiler (Tel. 06302/1256) oder Willibald Schader in Winnweiler (Tel. 06302/2906). E-Mail (Museen-Winnweiler@t-online.de)     
Eintrittspreise: Erwachsene 2.- €, Kinder und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren  1.- €, Gruppen ab 10 Personen pro Person 1,50 € 
Gruppenführungen - i.d.R. nur bei Voranmeldung - 10.- € (zuzüglich Eintritt); Ermäßigung bei Vorlage der Rheinpfalz-Card pro Person 0,50 € 
Freien Eintritt haben: Kinder unter 14 Jahren; Schulklassen mit Lehrkräften; Mitglieder des Museumsvereins, deren Partner und deren Kinder unter 18 Jahren. 
       

Nachstehende Fotos wollen 
einige exemplarische Eindrücke 
von der eindrücklichen Vielfalt
und kompetenten Gestaltung des
außerordentlichen sehenswerten
Museums vermitteln
Winnweiler Museum 171.jpg (71126 Byte)  Winnweiler Museum 172.jpg (114041 Byte)
  Tafel am 
Eingang
 Das Museum befindet sich 
im Gebäude im Hintergrund
     
Winnweiler Museum 173.jpg (56511 Byte) Winnweiler Museum 183.jpg (66160 Byte) Winnweiler Museum 178.jpg (71128 Byte)
Tafeln und Vitrinen geben Eindrücke von der jüdischen Geschichte 
vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert: oben abgebildet die Informationstafeln 
zum Mittelalter (links) und zum Holocaust  
Nachbildung eines Gedenksteines auf dem
 jüdischen Denkmalfriedhof in Mainz aus dem
 12. Jahrhundert für Gerschom bar Jehuda  
     
Winnweiler Museum 190.jpg (64798 Byte) Winnweiler Museum 188.jpg (63622 Byte) Winnweiler Museum 184.jpg (58984 Byte)
Erschütternde Aufsätze von zwei Kindern
 jüdischer Eltern aus Steinbach 
Informationen und Fotos
zur Pogromnacht November 1938  
Original-Emailleschild aus der NS-Zeit, 
vermutlich aus Rockenhausen  
     
Winnweiler Museum 180.jpg (73110 Byte) Winnweiler Museum 175.jpg (68696 Byte) Winnweiler Museum 181.jpg (68746 Byte)
Mitte Toramantel; rechts getrockneter 
Lulaw und Etrog (für das Laubhüttenfest) 
und ein Messingtablett  
Leuchter: oben Menora, Mitte und 
unten verschiedene Chanukkaleuchter, 
dazu Treidel u.a.m.  
Oben Megilla (Ester-Rolle für Purim) 
und Gebetsschal (Tallit)   
  
     
Winnweiler Museum 195.jpg (59409 Byte) Winnweiler Museum 174.jpg (67427 Byte) Winnweiler Museum 196.jpg (69476 Byte)
Drei Zinnteller einer jüdischen Familie 
aus Dreisen, dazu jüdisches Kochbuch 
und Hawdalateller  
Torarolle, Toramantel, Torazeiger sowie 
hebräische Bibelausgaben 
aus dem 18./19. Jahrhundert   
Übersicht über "Synagogen und 
Beträume in der Nordpfalz" 
mit Fotos  
     
Winnweiler Museum 191.jpg (81321 Byte) Winnweiler Museum 200.jpg (69999 Byte) Winnweiler Museum 201.jpg (74608 Byte)
Religiöse Gegenstände: oben zur Feier 
des Schabbat, Mitte und darunter zu
 verschiedenen Feiertagen  
Zeittafel zur Geschichte
der Juden in der Nordpfalz
vom 13.-20. Jahrhundert  
Übersicht und Erklärungen
zu den jüdischen Friedhöfen
in der Nordpfalz  
     
Winnweiler Museum 205.jpg (75227 Byte) Winnweiler Museum 208.jpg (67906 Byte) Winnweiler Museum 203.jpg (51349 Byte)
Jüdische Persönlichkeiten
mit Bezug zur Nordpfalz   
Chanukkia (Chanukkaleuchter) 
aus der ehemaligen Synagoge 
in Rockenhausen  
Hauptinschriftstein vom Rundbogen-Portal 
der ehemaligen Synagoge von Obermoschel
 mit Zitat aus Psalm 118,20  
   
     
Winnweiler Museum 207.jpg (73330 Byte) Winnweiler Museum 206.jpg (76193 Byte) Winnweiler Museum 210.jpg (66455 Byte) 
Gedeckter Tisch zum Schabbatbeginn mit Berches (Schabbatbroten) und Tuch zum
 Abdecken, Schabbatkerzen, Kidduschbecher, Wein, Salz, Gebetbuch (Siddur)  
 Zu den beiden jüdischen Friedhöfen in
 Göllheim
mit Grabsteinrest  
        
Zimmer im Obergeschoss mit 
Schwerpunkt: jüdische Geschichte 
in Winnweiler  
Winnweiler Museum 217.jpg (67520 Byte) Winnweiler Museum 225.jpg (67968 Byte)
  Fotos und Dokumente zu den 
Einrichtungen der jüdischen 
Gemeinde in Winnweiler  
Dokumente zur Synagogengeschichte, 
u.a. Synagogenordnung von 1901 und
 Programm zur Einweihung der Synagoge  
      
Winnweiler Museum 215.jpg (90469 Byte) Winnweiler Museum 218.jpg (72638 Byte) Winnweiler Museum 220.jpg (61515 Byte)
U.a. "Stationen der Geschichte der 
jüdischen Bürger Winnweilers"   
Fotos der alten Synagoge am Marktplatz 
und Informationen zum rituellen Bad  
Modell des Friedhofshalle im 
jüdischen Friedhof  
     
Winnweiler Museum 224.jpg (71938 Byte) Winnweiler Museum 221.jpg (69583 Byte)  
Erinnerungen an Gewerbebetriebe 
im Besitz jüdischer 
Personen / Familien   
Hinweis auf das koschere Bier 
aus Winnweiler, das seit 2000 durch 
die Winnweilerer Privatbrauerei Bischoff
 auch in Israel verkauft wird  
 
  
      

Weitere Berichte zur Erinnerungsarbeit vor Ort       

November 2018: Gedenken an den Novemberpogrom 1938
Artikel von Claudia Bardon im "Wochenblatt-reporter.de" (Kirchheimbolanden) vom 21. November 2018: "Erinnerungen an 1938. Kranzniederlegung zum Gedenken an die Reichspogromnacht
Winnweiler. Kranzniederlegung der Schüler des Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler (WEG) und der ASR Plus Winnweiler an der ehemaligen Synagoge Winnweiler zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren. Am 9. November haben Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen des WEG und der Realschule Plus einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht im November 1938 an der ehemaligen Synagoge in Winnweiler niedergelegt. In einer gemeinsamen Rede wies Lara Wasem zunächst darauf hin, dass den schrecklichen Ereignissen vor 80 Jahren lange Jahre der Hetze und Diffamierung von Juden vorausgegangen waren. Isabelle Scheuermann sagte, dass es in diesem Zusammenhang Angst mache, wenn man die zeitgenössische Hetze gegen Ausländer, Flüchtlinge und Minderheiten erlebe, die nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch von einzelnen Politikern geäußert werde. Als Beispiel führte sie drei Zitate von AfD-Politikern an. Lisa Pfundstein betonte, wie wichtig es daher sei, die Geschehnisse vor 80 Jahren nicht zu vergessen und zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Gauck, der 2013 sagte: 'Wir müssen verhindern, dass Hass und Rassenwahn von neuem die Gehirne vernebeln und die Herzen verderben… Wir müssen uns selber hindern wegzuschauen, wann immer und wo immer dies geschieht.'"  
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Winnweiler (VG Winnweiler)  
bulletWebsite des Jüdischen Museums Winnweiler   
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof in Winnweiler (interner Link)  

Literatur:  

bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletStefan Fischbach: Zur Inventarisation der Synagogenbauten in Rheinland-Pfalz. Ein Projekt des Landesamtes für Denkmalpflege zum Synagogen-Gedenkbuch. In: In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 8. Jahrgang Ausgabe 2-1998 Heft Nr. 16. S. 5-14.  Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). Zu Winnweiler S. 11.  
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 159-160.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 388ff (mit weiteren Literaturangaben).
bulletNordpfalz Lit 110.jpg (39055 Byte)Jüdisches Leben in der Nordpfalz. Eine Dokumentation des Nordpfälzer Geschichtsvereins von einem Autorenteam des NGV. 1992. Zur Synagoge in Winnweiler: S. 48-50. 

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Winnweiler  Palatinate. The Jewish population was 40 in 1804, 165 (28 families) in 1848, 81 in 1900, and 30 in 1932. The synagogue, consecrated in 1901, was destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938). In October 1940, the last nine Jews were deported to the Gurs concentration camp, where six perished.  
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020