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Börrstadt (VG Winnweiler,
Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Börrstadt (bis um 1800 zwei Dörfer: Nieder- und
Oberbörrstadt) bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis
zu ihrer Auflösung 1854. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1733 werden erstmals Juden in Niederbörrstadt genannt. 1776
waren bereits 9 jüdische Familien am Ort. Aus dem 18. Jahrhundert erfährt
man aus der Ortschronik Börrstadt: "...Das Recht zu schlachten und Fleisch zu
verkaufen hatten in Niederbörrstadt die Juden um 1750 allein. Der christliche
Untertan musste sich des Schlachtens enthalten. Vor dem Jahre 1751 hatten die
Juden, etwa neun Familien, das 'Metzelrecht' gemeinsam. Um Streitigkeiten zu
vermeiden, wurde dieses Recht im Jahre 1751 dem damaligen Judenvorsteher Abraham
Mayer allein übertragen, der es dann anscheinend mit den übrigen Juden teilte.
In der Schlachtordnung von 1750 wurde durch den damaligen Territorialherrn
Freiherr von Sturmfeder bestimmt, dass nichts geschächtet werde, es sei denn
vorher dem Eigentümer angezeigt worden und in ein Buch eingeschrieben. ...Für
das Schlachten durften die Juden eine Gebühr (Ungelt, Accis) erheben. ...Von
jedem Rindvieh...musste dem Schlächter die Zunge ausgeliefert werden. Für die
Schlachtkonzession musste der Judenvorsteher jährlich 10 Gulden an die
Herrschaft zahlen und ein Dutzend geräucherte Zungen...". Die beschriebene
Schlachtordnung bestand bis 1793.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt:
1801 27 jüdische Einwohner in den beiden Dörfern Ober- und Niederbörrstadt (4,4
% der Gesamteinwohnerschaft), 1825 96 (10,7 %), 1828 110 (11,7 %), 1848
und 1851 jeweils 65 (in zehn Familien), 1857 33, 1861 15, 1870 15, 1875 5, 1880 8.
1809/10 werden folgende jüdischen Familienvorstände genannt: Isaac
Becker, Levy Eichelstein (Mehlhändler), Witwe Sara Gutenthal, Joseph Kaufmann,
David Koch (Seifenhersteller), Karlmann Liebenstein (Getreidehändler), David
Sternberger, Joseph Sternberger (Getreidehändler), Samuel Sternberger, Emanuel
Streubacher.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (Schulhaus seit 1845), vermutlich ein rituelles Bad (Mikwe)
und einen Friedhof. Von den jüdischen
Lehrern werden genannt: ab 1836 Jos. Abr. Blum (vor 1840 versetzt nach
Hagenbach), gefolgt von Lehrer B. Alexander
(genannt 1841).
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1854 wurden die in Börrstadt
noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Steinbach am Donnersberg
zugeteilt. Nach 1885 lebten keine jüdischen Einwohner mehr am Ort.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Börrstadt gefunden. |
Berichte zu den
jüdischen Lehrern und der Schule
Nennung von Lehrer Jakob Strauss in
Winnweiler (1841)
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16.
Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831
(Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle
jetzt Mandel.)
5) Steinbach, S. Frenkel, 11.
August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15.
Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler,
28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob
Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23.
Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4.
August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30.
Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20.
Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28.
Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11.
Oktober 1837.
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März
1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S.
Wolff)." |
Kollekte zur Einrichtung eines
israelitischen Schulhauses in Börrstadt (1845)
1845 wollte die jüdische Gemeinde für den Unterricht der
Kinder ein Schulhaus einrichten. Offenbar stand ein Gebäude am Ort zum Kauf
frei, das sich für die Einrichtung der Schule eignete. Da für den Kauf die
eigenen finanziellen Mittel der wenigen jüdischen Familien dafür nicht
ausreichten, wurde die Durchführung einer Kollekte bei der Regierung beantragt.
Diese wurde genehmigt und im Frühjahr 1845 in den bayerischen jüdischen
Gemeinden durchgeführt. Vermutlich alsbald nach Abschluss der Sammlung wurde die
Schule eingerichtet. Zu der in Unterfranken und Aschaffenburg durchgeführten Kollekte,
die 45 fl. 16 Kr. erbrachte, liegt ein Artikel aus dem
dortigen "Intelligenzblatt von Unterfranken..." vor:
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 10. Juni 1845: "4. Juni 1845. (Den Ankauf eines
Israelitischen Schulhauses zu Börrstadt betreffend). Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Der Gesamtertrag der zum Ankaufe eines israelitischen Schulhauses zu
Börrstadt im Landkomissariate Kaiserslautern Allerhöchst bewilligten
Kollekte wird hiermit in nachfolgender Übersicht zu öffentlichen Kenntnis
gebracht.
Würzburg, den 19. Mai 1845. Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. Hübner."
Es folgen nachstehend die Erträge aus den einzelnen Ämtern.
|
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge
Im 18. Jahrhundert gab es in Börrstadt eine Synagoge, die auch von den in
Breunigweiler lebenden Juden mitbenutzt wurde. So zahlte 1792 ein jüdische
Einwohner aus Breunigweiler "Schulgeld" nach Börrstadt. Eine neue
Synagoge wurde 1810/11 auf einem etwa 80 qm großen Grundstück gebaut. In einer
Urkunde von 1833 erfährt man Näheres zur Synagoge: "Die Juden-Sinagoge zu
Boerstadt steht ungefähr 8 Meter weit von der Straße in dem Mitten-Orte
Boerstadt ab, und war früher mit einem alten Haus, welches der Judengemeinde
eigentümlich gehörte so zugebaut, dass man gar die Sinagoge von der Straße
nicht sehen konnte, und durch den Zubau auch die Hellung in der Sinagog verloren
ging". 1833 nun wurde das vordere Häuschen abgebrochen, wodurch ein neuer
Zugangsbereich zur Synagoge möglich war. Die Synagoge wurde bis zur Auflösung
der jüdischen Gemeinde 1854 benutzt und geriet danach durch den Leerstand in
Verfall. Schließlich wurde das Gebäude verkauft und 1868 abgebrochen. Das
Grundstück wurde für 70 Gulden verkauft und neu bebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: In der heutigen Eisenbahnstraße
(bei der katholischen Kirche)
Fotos / Darstellungen:
sind nicht vorhanden.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 55-56. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 123 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Alfons Hoffmann: Geschichte von Börrstadt,
Ruppertsecken 1952. |
| Werner Rasche: Die jüdischen Friedhöfe im Raume
Winnweiler. In: Nordpfälzer Geschichtsverein 1988. S. 31-32. |
| ders.: Die jüdische Gemeinde und Synagoge von Börrstadt.
Maschinenmanuskript, o.J. |
| Bernhard Kukatzki: Die israelitische
Kultusgemeinde Börrstadt. Landau 1995.
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