Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Schweiz"

       

Arosa (Kanton Graubünden, CH) 
Jüdische Geschichte / Hotel-Synagogen
  

Übersicht:

Zur jüdischen Geschichte in Arosa  
Berichte aus den ersten Jahren jüdischer Hotels in den 1930er-Jahren in Arosa    
Berichte in chronologischer Reihenfolge   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen
Links und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Arosa      

In Arosa bestand zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. 
  
Seit den 1930er-Jahren gab es am Ort jedoch für die jüdischen Kurgäste rituell geführte Restaurants / Hotels: 1930 eröffnete B. Levin zunächst ein streng rituell geführtes Restaurant, wenig später das komfortable Hotel "Metropol". Noch vor 1933 entstand das gleichfalls streng rituell geführte Hotel Libanon. In beiden Hotel gab es Synagogen (vgl. Bericht unten über eine im Juli 1935 eingeweihte Torarolle im Hotel Metropol.      
    
Das Hotel Metropol besteht bis zur Gegenwart (2010) als streng rituell geführtes Hotel. Aktuelle Informationen über www.levinarosa.ch.  
      
Weitere Information zu anderen jüdischen Einrichtungen liegen dem Webmaster nicht vor; bitte Hinweise an die Adresse auf der Eingangsseite.     
  
  
     

Berichte aus den ersten Jahren jüdischer Hotels in den 1930er-Jahren in Arosa    
 
Berichte in chronologischer Reihenfolge    

Über das koschere Restaurant von B. Levin und die erste Chanukkafeier in Arosa (1930) 
  

Arosa Israelit 16011930.jpg (99207 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930: "Arosa, 5. Januar (1930). Aus Arosa (Schweiz wird uns geschrieben: Schon lange wäre es nötig gewesen, hier ein koscheres Restaurant zu haben. Unter großen Schwierigkeiten hat Herr B. Levin, tatkräftig unterstützt von Herrn Simon Erlanger jun., Luzern, dem rührigen Präsidenten des 'Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser in der Schweiz', eine koschere Pension hier eröffnet. Der große Besuch aus den verschiedenen Längern wie: Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, England (Sportler und Erholungsbedürftige) beweist, dass man einem dringenden Bedürfnis nachgekommen ist. Durch vorzügliche Verpflegung und Bedienung wird jedem der Aufenthalt in diesem wunderbaren Hochgebirgskurort angenehm gestaltet. Eine stattliche Anzahl hier weilender jüdischer Kurgäste fand sich am Schabbos Chanukka abends zu der ersten Aroser Chanukkafeier ein, die einen gelungenen Verlauf nahm. Die Feiertage in diesem schönsten Fleck der Schweiz werden jedermann aufs Höchste befriedigen."     

    
Ein Sabbat in Arosa (1933)    

Arosa Israelit 19011933.jpg (232589 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Ein Sabbat in Arosa. Von Helmut Friedmann in Dießenhofen (Schweiz). Mit einem Sportbillet, das zum halben Preis verausgabt wird, besteige ich in Schaffhausen den Zug. Es ist Freitag Mittag. Über Zürich geht die Fahrt und bald bringt ein D-Zug mich nach Chur. Chur liegt etwas über 500 Meter über dem Meere. Von dort geht die Bergbahn nach Arosa. Diese Bahnstrecke gehört zu einer der schönsten Europas. Durch 19 Tunnels, über 41 Brücken führt der Zug. Darunter ist eine Brücke von fast 300 Meter Länge und einer Höhe von 62 Metern, die größte Eisenbetonbrücke der Welt für Bahnverkehr. Viele hundert Meter tiefe Klüfte und Abgründe ziehen sich neben der Bahnstrecke hin. Wildromantisch und ein Wunder Gottes ist das hier Erschaute. In fünfviertel Stunden erklimmt die Bahn Arosa, eine Steigung von weit über 1200 Meter und wir befinden uns 1850 Meter über dem Meere. Arosa ist selbst in diesem Krisenjahr gleich gut wie in anderen Jahren besucht, dank seiner außergewöhnlich günstigen klimatischen Lage und seinem verhältnismäßig billig zu erstehenden Komfort. Hier trifft sich die Welt. Aus Deutschland, England, der Schweiz, Frankreich, ja selbst aus Indien, Java und Amerika strömen die Fremden hierher und geben sich der Erholung und auch dem Sport und dem geselligen Leben hin. Für den strenggläubigen Juden ist es von besonderem Interesse, dass man hier unter Aufsicht des Hamburger Vereins gut versorgt ist. Gleich bei meiner Ankunft empfängt mich der Portier des koscheren Hotels Libanon. Der Name passt ganz ausgezeichnet zur Landschaft. Vor Sabbateingang sehe ich mir noch das Städtchen an. Zahlreiche Eislaufplätze sind der Tummelplatz einer sportbegeisterten Jugend. Pferde- und Handschlitten stehen im Dienste des Fremdenverkehr. Über die Hänge flitzen in wahnsinnigen Tempos Skifahrer. Alles ringsum ist Skigebiet. Bis über 3.000 Meter heben sich die Berge empor und halten kalte Winde ab.
Während die Sonne vom azurblauen Himmel untergeht, versammeln sich im Hotel Libanon die jüdischen Gäste zu Maariw. Der Besitzer dieser Gaststätte verfügt über eine außergewöhnlich wohlklingende Stimme und heimelig ist's einem bei seinem Lecho daudi. In der Zeit bis zur Mahlzeit sieht man die Berge in den verschiedenen Farben leuchten, vom letzten Sonnenstrahl berührt. Nach Kiddusch wird ein Menu verabreicht, das an Quantität und insbesondere an Qualität der Küche des Hauses alle Ehre macht. Nach dem Essen und Benschen unternehme ich in der reinen, aber kühlen Nachtluft noch einen kleinen Spaziergang. Aus vielen Hotels, Tea-rooms und Cafes tönen die rhythmischen, wimmernden Töne der Jazzbands. Schon zeigt das Thermometer auf 15 Grad Celsius, doch empfindet man hier die Kälte wenig. Am nächsten Morgen versammelt man sich zu Schachris. Beim Aufrufen wird nicht wenig geschnodert und mancher deutsche Gast schnodert anstatt Schweizerfranken deutsche Reichsmark. Aus Frankreich, Deutschland, Polen, der Schweiz, Holland und Belgien, ja sogar aus Indien (Singapore) sind die Besucher des Gottesdienstes, also ein ganz internationales Minjan. Trotzdem es im Schatten noch 8 Kältegrade hat, ist es in der Sonne brennend heiß und manch einer wird in sage und schreibe 2-3 Tagen ganz gehörig braun. So heiß ist es trotz Winter in der Sonne, dass man Sonnenbäder nimmt und nicht selten flüchtet man vor Hitze in den Schatten. Mittags gibt es wieder eine vorzügliche Sabbat-Seudah. Am Nachmittag begibt man sich im Sommerdress ins Freie. Alle Sportarten kann man hier zu sehen bekommen, ja selbst Pferderennen auf einem See. Nach Sabbatausgang geht es leider wieder weg von Arosa. Doch stets wird der Sabbat in Arosa in guter Erinnerung bleiben, denn im Gebirge und in solch gottgesegneter Gegend Sabbat zu erleben, bedeutet einen ewigen Lebensbesitz."       

  
Anzeige des Hotels Metropol (1933)  

Arosa Israelit 19011933m.jpg (48255 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Arosa  1800 m.ü.M.  
Das neue führende Hotel Metropol. Sämtlicher Komfort der Neuzeit - Fließendes Wasser - Tel.-Anschluss - Appartement mit Bad - Loggias - Moderne Unterhaltungs-Räume - Lift etc.   
Telefon 331 - Propr. B. Lewin".   

       
Über das Hotel Metropol (1933)   

Arosa Israelit 23111933.jpg (51207 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1933: "Arosa (Schweiz), 20. November (1933). Das Hotel 'Metropol', das einzige jüdische streng rituell geführte Hotel von B. Lewin auf dem wundervollen schweizerischen Erdflecken Arosa, wird am 1. Dezember zur Wintersaison wieder eröffnet. Es ist ein erstklassiges Haus, dessen Zimmer und Gesellschaftsräume mit allem modernen Komfort ausgestattet sind. Die vortreffliche Verpflegung ist allbekannt. Das Bergstrandbad Arosa (1800 m. ü. M.) ist mit seiner Verbindung von leuchtendem Schnee und herrlicher milder Sonne einer der beliebtesten Winterkurplätze".   

   
Ein Torafest in Arosa: Einweihung einer Torarolle im Hotel "Metropol" des Herrn B. Lewin (1935)     

Arosa Israelit 18071935.jpg (299727 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1935: "Ein Thorafest in Arosa.  Auf Achtzehnhundertmeterhöhe sind wir im 'Tale', weil rings um uns herum eine Höhenkette mit ihren tiefgrünen Tannenreihen am Hange und den weißen Spitzen noch höher, über die Wolken hinaus weist. Hinab sehen wir auf einen See, in dem sich die ganze bunte Pracht der Alpenwelt spiegelt. Frühmorgens ist das Ganze in einen feinen Seidenschleier eingehüllt. Wenn er sich gehoben hat, enthüllt sich das Wunder in Grün, Weiß und Sonnengold, das Arosa genannt wird. 
Auf sanfter Hohe, mitten in dieses Wunder hineingebaut, steht das Hotel 'Metropol', das seit einigen Jahren in bestimmten Sommer- und Wintermonaten Treffpunkt jüdischer Menschen ist, die sich für ein paar Wochen aus des Lebens Tretmühle in die Berge flüchten, wo sie am schönsten sind, und wo die Schneedecke noch blendend leuchtet, wenn unten bereits die Alpenrosen blühen. Und in diesem Hause wurde am Sonntag (7. Juli) die Sommersaison mit einem Fest eingeleitet, das den ersten Gästen, die dabei sein durften, wohl als das schönste Ferienerlebnis im Gedächtnis bleiben wird. 
Der Hotelier, Herr B. Lewin, der keine Mühe scheut, das Haus bei allem Komfort zu einem jüdischen Hause zu gestalten, ließ eine Torarolle schreiben und gab damit dem Minjan der Saison Inhalt und Weihe. Der Anlass wurde von den Kurgästen, zu denen noch eine Anzahl geladener Gäste aus Zürich kamen, nachmittags mit einer akademischen Feier und abends mit einer Festtafel begangen, bei denen die Freude an der Thora mit der an der Natur so harmonisch ineinander klangen, dass man - wie es im Psalm 19 heißt - 'den Himmel G'ttes Preis' und zugleich 'die Tora G'ttes Wahrheit' in Lob und Lied, Wort und Weise künden hörte...
Unter den Gesängen einer jugendlichen Sängerschar aus Zürich wurde die Thorarolle nach dem Fertigschreiben durch den Saal und rund um das Pult getragen. Herr Redakteur S. Schachnowitz, Frankfurt am Main, sprach in seiner Festrede von den Höhen und Tiefen in der jüdischen Geschichte und der sie überbrückenden Tora; von Generationen, die, gleich Korach, Mosche die Treue brechen und anderen, die wie Korachs Nachkommen (nach R. b.b. Chana im Talmud) im Wanken der Erde bekennen: 'Mosche ist die Wahrheit und seine Tora ist wahr!...' Von den drei Dingen sprach er, auf denen nach dem Väterspruch die Welt steht - bei denen aber die Welt, bei allem Vorwärtstreiben, auch stehen geblieben ist und stillhalten muss. Der Tora heilige Zeichen sind hingeschrieben, auf Pergament - wie zur Zeit von Mosche und Esra... 
Im Speisesaal setzte sich die Feier bei erlesenen Speisen und gehobenen Worten fort. Gesänge, Rezitationen, jüdische Volkslieder, ausgezeichnete Tischreden, gedankentief oder humorvoll, hielten die Tafelrunde bis in die späte Abendstunde beisammen. Herr Lewin selbst begrüßte und dankte in einer halachischen Abhandlung, die einen Tischredner veranlasste, anschließend von Abraham, dem Eschel-Wort im Haine Mamres zu sprechen, von dem unter Metropolwirt das Eschel ('Speis, Trank und Begleitung', Abkürzung nach 1. Mose 21,33) übernommen und gelernt hat, neben 'Speis und Trank', auch 'Lehre' seinen Gästen zu bieten...
In diesem 'Eschel' von Arosa steht nun der kleine Toraschrank, mit seinem heiligen Inhalt im Mittelpunkte - nicht allein bei den täglichen Gottesdiensten, sondern auch wenn sich die Gäste bei der Tafel finden, wenn sie abends, eine Familie, im Vestibül in schöner Geistigkeit und Gemütlichkeit den Tag ausklingen lassen.
'Arosa, die Perle der Alpenwelt' ist in den farbigen Prospekten zu lesen. 
'Metropol' aber ist eine Perle in der Perle, die ihren erhöhten Glanz aus dem Schränkchen bezieht, in das wir am Sonntag die Rolle hineingestellt haben und aus der uns in allen Höhen- und Tieflagen Kraft und Licht erstrahlen...".     

   
Verlobungsanzeige von Ilse Oppenheim und Benusch Levin (Arosa 1936)   
Anmerkung: Bei Benusch Levin (Lewin?) dürfte es sich um einen Sohn des Hotelinhabers Lewin handeln (Hotel Metropol).      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1936: 
"Statt Karten - Gott sei gepriesen. 
Ilse Oppenheim - Benusch Levin.
Verlobte. 
Wiesbaden / Biebrich   -   Arosa / Schweiz - Hotel Metropol. September 1936".       

 
Das  Hotel Metropol besteht bis zur Gegenwart: Tel.: 081 3788181, Fax: 081 3788161, e-mail: hotel@levinarosa.com    
    

   
Fotos

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Arosa vorhanden  
     

     
   

Links und Literatur

Links:

Website der politischen Gemeinde Arosa   

Literatur:  

       

   

                

   

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                      

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 09. Februar 2012