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Arosa (Kanton
Graubünden, CH)
Jüdische Geschichte / Hotel-Synagogen
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte in
Arosa
In Arosa bestand zu keiner Zeit eine jüdische
Gemeinde.
Seit den 1930er-Jahren gab es am Ort jedoch für die jüdischen
Kurgäste rituell geführte Restaurants / Hotels: 1930 eröffnete B.
Levin zunächst ein streng rituell geführtes Restaurant, wenig später das
komfortable Hotel "Metropol". Noch vor 1933 entstand das gleichfalls streng rituell geführte Hotel
Libanon. In beiden Hotel gab es Synagogen (vgl. Bericht unten über eine im Juli 1935
eingeweihte Torarolle
im Hotel Metropol.
Das Hotel Metropol besteht bis zur Gegenwart (2010) als streng rituell geführtes Hotel. Aktuelle
Informationen über www.levinarosa.ch.
Weitere Information zu anderen jüdischen Einrichtungen liegen dem Webmaster
nicht vor; bitte Hinweise an die Adresse auf der Eingangsseite.
Berichte
aus den ersten Jahren jüdischer Hotels in den 1930er-Jahren in Arosa
Berichte in chronologischer
Reihenfolge
Über das koschere Restaurant von B. Levin und die erste Chanukkafeier in Arosa
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930: "Arosa,
5. Januar (1930). Aus Arosa (Schweiz wird uns geschrieben: Schon lange
wäre es nötig gewesen, hier ein koscheres Restaurant zu haben. Unter
großen Schwierigkeiten hat Herr B. Levin, tatkräftig unterstützt von
Herrn Simon Erlanger jun., Luzern, dem rührigen Präsidenten des 'Vereins
zur Förderung ritueller Speisehäuser in der Schweiz', eine koschere
Pension hier eröffnet. Der große Besuch aus den verschiedenen Längern
wie: Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, England (Sportler
und Erholungsbedürftige) beweist, dass man einem dringenden Bedürfnis
nachgekommen ist. Durch vorzügliche Verpflegung und Bedienung wird jedem
der Aufenthalt in diesem wunderbaren Hochgebirgskurort angenehm gestaltet.
Eine stattliche Anzahl hier weilender jüdischer Kurgäste fand sich am
Schabbos Chanukka abends zu der ersten Aroser Chanukkafeier ein, die einen
gelungenen Verlauf nahm. Die Feiertage in diesem schönsten Fleck der Schweiz
werden jedermann aufs Höchste
befriedigen." |
Ein Sabbat in Arosa (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Ein
Sabbat in Arosa. Von Helmut Friedmann in Dießenhofen (Schweiz). Mit
einem Sportbillet, das zum halben Preis verausgabt wird, besteige ich in
Schaffhausen den Zug. Es ist Freitag Mittag. Über Zürich geht die Fahrt
und bald bringt ein D-Zug mich nach Chur. Chur liegt etwas über 500 Meter
über dem Meere. Von dort geht die Bergbahn nach Arosa. Diese Bahnstrecke gehört
zu einer der schönsten Europas. Durch 19 Tunnels, über 41 Brücken
führt der Zug. Darunter ist eine Brücke von fast 300 Meter Länge und
einer Höhe von 62 Metern, die größte Eisenbetonbrücke der Welt für
Bahnverkehr. Viele hundert Meter tiefe Klüfte und Abgründe ziehen sich
neben der Bahnstrecke hin. Wildromantisch und ein Wunder Gottes ist das hier
Erschaute. In fünfviertel Stunden erklimmt die Bahn Arosa, eine Steigung
von weit über 1200 Meter und wir befinden uns 1850 Meter über dem Meere.
Arosa ist selbst in diesem Krisenjahr gleich gut wie in anderen Jahren
besucht, dank seiner außergewöhnlich günstigen klimatischen Lage und
seinem verhältnismäßig billig zu erstehenden Komfort. Hier trifft sich
die Welt. Aus Deutschland, England, der Schweiz, Frankreich, ja selbst aus
Indien, Java und Amerika strömen die Fremden hierher und geben sich der
Erholung und auch dem Sport und dem geselligen Leben hin. Für den
strenggläubigen Juden ist es von besonderem Interesse, dass man hier
unter Aufsicht des Hamburger Vereins gut versorgt ist. Gleich bei meiner
Ankunft empfängt mich der Portier des koscheren Hotels Libanon.
Der Name passt ganz ausgezeichnet zur Landschaft. Vor Sabbateingang
sehe ich mir noch das Städtchen an. Zahlreiche Eislaufplätze sind der
Tummelplatz einer sportbegeisterten Jugend. Pferde- und Handschlitten
stehen im Dienste des Fremdenverkehr. Über die Hänge flitzen in
wahnsinnigen Tempos Skifahrer. Alles ringsum ist Skigebiet. Bis über
3.000 Meter heben sich die Berge empor und halten kalte Winde ab.
Während die Sonne vom azurblauen Himmel untergeht, versammeln sich im
Hotel Libanon die jüdischen Gäste zu Maariw. Der Besitzer dieser
Gaststätte verfügt über eine außergewöhnlich wohlklingende Stimme und
heimelig ist's einem bei seinem Lecho daudi. In der Zeit bis zur Mahlzeit
sieht man die Berge in den verschiedenen Farben leuchten, vom letzten
Sonnenstrahl berührt. Nach Kiddusch wird ein Menu verabreicht, das an Quantität
und insbesondere an Qualität der Küche des Hauses alle Ehre macht. Nach
dem Essen und Benschen unternehme ich in der reinen, aber kühlen
Nachtluft noch einen kleinen Spaziergang. Aus vielen Hotels, Tea-rooms und
Cafes tönen die rhythmischen, wimmernden Töne der Jazzbands. Schon zeigt
das Thermometer auf 15 Grad Celsius, doch empfindet man hier die Kälte
wenig. Am nächsten Morgen versammelt man sich zu Schachris. Beim Aufrufen
wird nicht wenig geschnodert und mancher deutsche Gast schnodert anstatt Schweizerfranken
deutsche Reichsmark. Aus Frankreich, Deutschland, Polen, der Schweiz,
Holland und Belgien, ja sogar aus Indien (Singapore) sind die Besucher des
Gottesdienstes, also ein ganz internationales Minjan. Trotzdem es im
Schatten noch 8 Kältegrade hat, ist es in der Sonne brennend heiß und
manch einer wird in sage und schreibe 2-3 Tagen ganz gehörig braun. So
heiß ist es trotz Winter in der Sonne, dass man Sonnenbäder nimmt und
nicht selten flüchtet man vor Hitze in den Schatten. Mittags gibt es
wieder eine vorzügliche Sabbat-Seudah. Am Nachmittag begibt man sich im Sommerdress
ins Freie. Alle Sportarten kann man hier zu sehen bekommen, ja selbst
Pferderennen auf einem See. Nach Sabbatausgang geht es leider wieder weg
von Arosa. Doch stets wird der Sabbat in Arosa in guter Erinnerung
bleiben, denn im Gebirge und in solch gottgesegneter Gegend Sabbat zu
erleben, bedeutet einen ewigen Lebensbesitz." |
Anzeige des Hotels Metropol (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Arosa
1800 m.ü.M.
Das neue führende Hotel Metropol. Sämtlicher Komfort der Neuzeit
- Fließendes Wasser - Tel.-Anschluss - Appartement mit Bad - Loggias -
Moderne Unterhaltungs-Räume - Lift etc.
Telefon 331 - Propr. B. Lewin". |
Über das Hotel Metropol (1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1933:
"Arosa (Schweiz), 20. November (1933). Das Hotel 'Metropol',
das einzige jüdische streng rituell geführte Hotel von B. Lewin auf dem
wundervollen schweizerischen Erdflecken Arosa, wird am 1. Dezember zur
Wintersaison wieder eröffnet. Es ist ein erstklassiges Haus, dessen
Zimmer und Gesellschaftsräume mit allem modernen Komfort ausgestattet
sind. Die vortreffliche Verpflegung ist allbekannt. Das Bergstrandbad
Arosa (1800 m. ü. M.) ist mit seiner Verbindung von leuchtendem Schnee
und herrlicher milder Sonne einer der beliebtesten
Winterkurplätze". |
Ein Torafest in Arosa: Einweihung einer Torarolle im
Hotel "Metropol" des Herrn B. Lewin
(1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1935: "Ein
Thorafest in Arosa. Auf Achtzehnhundertmeterhöhe sind wir im
'Tale', weil rings um uns herum eine Höhenkette mit ihren tiefgrünen
Tannenreihen am Hange und den weißen Spitzen noch höher, über die
Wolken hinaus weist. Hinab sehen wir auf einen See, in dem sich die ganze
bunte Pracht der Alpenwelt spiegelt. Frühmorgens ist das Ganze in einen
feinen Seidenschleier eingehüllt. Wenn er sich gehoben hat, enthüllt
sich das Wunder in Grün, Weiß und Sonnengold, das Arosa genannt
wird.
Auf sanfter Hohe, mitten in dieses Wunder hineingebaut, steht das Hotel
'Metropol', das seit einigen Jahren in bestimmten Sommer- und
Wintermonaten Treffpunkt jüdischer Menschen ist, die sich für ein paar
Wochen aus des Lebens Tretmühle in die Berge flüchten, wo sie am
schönsten sind, und wo die Schneedecke noch blendend leuchtet, wenn unten
bereits die Alpenrosen blühen. Und in diesem Hause wurde am Sonntag (7.
Juli) die Sommersaison mit einem Fest eingeleitet, das den ersten Gästen,
die dabei sein durften, wohl als das schönste Ferienerlebnis im
Gedächtnis bleiben wird.
Der Hotelier, Herr B. Lewin, der keine Mühe scheut, das Haus bei allem
Komfort zu einem jüdischen Hause zu gestalten, ließ eine Torarolle
schreiben und gab damit dem Minjan der Saison Inhalt und Weihe. Der Anlass
wurde von den Kurgästen, zu denen noch eine Anzahl geladener Gäste aus
Zürich kamen, nachmittags mit einer akademischen Feier und abends mit
einer Festtafel begangen, bei denen die Freude an der Thora mit der an der
Natur so harmonisch ineinander klangen, dass man - wie es im Psalm 19
heißt - 'den Himmel G'ttes Preis' und zugleich 'die Tora G'ttes Wahrheit'
in Lob und Lied, Wort und Weise künden hörte...
Unter den Gesängen einer jugendlichen Sängerschar aus Zürich wurde die
Thorarolle nach dem Fertigschreiben durch den Saal und rund um das Pult
getragen. Herr Redakteur S. Schachnowitz, Frankfurt am Main, sprach in
seiner Festrede von den Höhen und Tiefen in der jüdischen Geschichte und
der sie überbrückenden Tora; von Generationen, die, gleich Korach,
Mosche die Treue brechen und anderen, die wie Korachs Nachkommen (nach R.
b.b. Chana im Talmud) im Wanken der Erde bekennen: 'Mosche ist die
Wahrheit und seine Tora ist wahr!...' Von den drei Dingen sprach er, auf
denen nach dem Väterspruch die Welt steht - bei denen aber die Welt, bei
allem Vorwärtstreiben, auch stehen geblieben ist und stillhalten muss.
Der Tora heilige Zeichen sind hingeschrieben, auf Pergament - wie zur Zeit
von Mosche und Esra...
Im Speisesaal setzte sich die Feier bei erlesenen Speisen und gehobenen
Worten fort. Gesänge, Rezitationen, jüdische Volkslieder, ausgezeichnete
Tischreden, gedankentief oder humorvoll, hielten die Tafelrunde bis in die
späte Abendstunde beisammen. Herr Lewin selbst begrüßte und dankte in
einer halachischen Abhandlung, die einen Tischredner veranlasste,
anschließend von Abraham, dem Eschel-Wort im Haine Mamres zu sprechen,
von dem unter Metropolwirt das Eschel ('Speis, Trank und
Begleitung', Abkürzung nach 1. Mose 21,33) übernommen und gelernt
hat, neben 'Speis und Trank', auch 'Lehre' seinen Gästen zu
bieten...
In diesem 'Eschel' von Arosa steht nun der kleine Toraschrank, mit seinem
heiligen Inhalt im Mittelpunkte - nicht allein bei den täglichen
Gottesdiensten, sondern auch wenn sich die Gäste bei der Tafel finden,
wenn sie abends, eine Familie, im Vestibül in schöner Geistigkeit und
Gemütlichkeit den Tag ausklingen lassen.
'Arosa, die Perle der Alpenwelt' ist in den farbigen Prospekten zu
lesen.
'Metropol' aber ist eine Perle in der Perle, die ihren erhöhten Glanz aus
dem Schränkchen bezieht, in das wir am Sonntag die Rolle hineingestellt
haben und aus der uns in allen Höhen- und Tieflagen Kraft und Licht
erstrahlen...". |
Verlobungsanzeige von Ilse Oppenheim und Benusch Levin
(Arosa 1936)
Anmerkung: Bei Benusch Levin (Lewin?) dürfte es sich um einen Sohn des
Hotelinhabers Lewin handeln (Hotel Metropol).
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September
1936:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Ilse Oppenheim - Benusch Levin. Verlobte.
Wiesbaden / Biebrich - Arosa / Schweiz -
Hotel Metropol. September 1936". |
Das Hotel Metropol besteht bis zur Gegenwart: Tel.: 081 3788181, Fax: 081 3788161, e-mail:
hotel@levinarosa.com
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Arosa vorhanden |
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Links und Literatur
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