Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
Bad Neuhaus a.d. Saale
(Stadt
Bad Neustadt a.d. Saale, Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Neuhaus (seit 1934 zu Bad Neustadt eingemeindet)
bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine relativ große jüdische Gemeinde.
Ihre Entstehung geht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Auf
Grund schneller Abwanderung bestand die Gemeinde nur bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden für Neuhaus auf
insgesamt 29 bzw. ab 1824 30 Matrikelstellen (!) die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit bereits neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Mayer Moses Stern
(Schnittwarenhandel), Michael Kupfer (Haushandel, seit 1824), Joseph Seligmann
Strub (Schmusen und Schacherhandel), Moses Sußmann Herter (Schmusen), Abraham
Simson Henne (Schlachten und Viehhandel), Simson Wolf Heimer (Viehhandel),
Jaidel Hirsch Guthmann (Viehhandel), Abraham Loser Mettler (Schacherhandel),
Abraham Feibel Sichel (Warenhandel), Gump Samuel Samfeld (Viehhandel), Nathan
Simson Hecht (Viehhandel), Mayer Kohn Kach (Waren- und Schacherhandel), Mayer
Simson Neuschloß (Viehhandel), Feist Mayer Schlachter (Schlachter), Salomon
Kohn Kuhnmann (Botengehen), Abraham Levi Lai (Mäkler und Geschäftsbetreiber),
Abraham Löw Stern (Viehhandel), Joseph Löw Streuflein (Schmusen), Löw Abraham
Stern (Schnittwarenhandel), Isaac Kohn Saalmann (verschiedene Handelsschaften),
Samuel Löw Feibel Sichel (Warenhandel und Lotteriecollekteur), Feibel Moses
Sichel (Kramwaren), Marcus Simson Gottlieb (Viehhandel), Juda, Abraham Schönert
(Schmuser), Gedalie Löw Poper (Schmuster), Jacob Löb Schwarzer
(Kleinviehhändler), Lazarus Jacob Goldmann (Schacherhandel), Zertel, Witwe von
Jonas Berlein Streiker (), Gutel, Witwe von Loser Ber Eichmann
(Kleinviehhandel), Berl, Witwe von Samuel Kohn Friedmann ().
1832
wurden noch 143 jüdische Einwohner gezählt, 1871 noch 85. Danach erfolgte
ein schneller Abzug der jüdischen Familien, vermutlich
insbesondere in das nahe Bad Neustadt an
der Saale.
An Einrichtungen waren eine Synagoge, eine jüdische Schule und ein
rituelles Bad vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in der letzten
Zeit der jüdischen Gemeinde im Friedhof in Bad
Neustadt an der Saale beigesetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt. Durch einen Artikel von 1864 ist der
Namen des damaligen Lehrers - Hirsch Eschwege - bekannt. Dieser ist identisch mit dem von 1865 bis 1896 in Karbach
wirkenden Lehrer Hirsch Eschwege. Sein Nachfolger in Neuhaus war von 1865 bis ca. 1870 Lehrer Benjamin
Freudenthal (geb. 1844 in Tann, gest. 1910
in Frankfurt am Main, war 35 Jahre Lehrer in Grünstadt), der Vater des Nürnberger
Rabbiners Max Freudenthal (s.u.).
Von den in Neuhaus geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Nathan Norbert Hecht (geb.
1869 in Bad Neuhaus, später wohnhaft in Bad Neustadt a.d. Saale, 1943 aus den
Niederlanden/Westerbork nach Auschwitz deportiert), dazu noch weitere
Personen, die in Neuhaus geboren sind:
Nach Angaben von Elisabeth Böhrer (Mitteilung vom 23.5.2015) sind aus Bad
Neuhaus umgekommen: Jonas Julius Ambrunn (geb. 22.11.1872 in Neuhaus a.d.Saale)
und Richard Ambrunn (geb. 13.8.1874 in Neuhaus a.d.Saale).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Der jüdische Lehrer Hirsch Eschwege wird zum Lebensretter (1864)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1864:
"Neustadt an der Saale. Am Donnerstag den 3. dieses Monats (sc.
das bezieht sich auf Donnerstag, 3. März 1864), Abends 10
Uhr, ereignete sich in Neuhaus bei Neustadt an der Saale das
Unglück, dass der dortige Weber Joh. Reß von der Brücke aus ins Wasser
fiel. Unter den auf das Rufen Herbeigekommenen befand sich auch der
dortige Israelitische Lehrer, Herr Hirsch Eschwege. Als dieser sah, dass
niemand dem Verunglückten Hilfe leisten wollte, entkleidete er sich,
stützte mit eigener Lebensgefahr in die eben hoch angeschwollene Saale
und nur seinen raschen, unerschrockenen Bewegungen ist es von verdanken,
dass der Verunglückte noch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und zum
Leben zurückgebracht wurde. Alle Anerkennung und Dank gebühren dem Herrn
Lehrer Hirsch Eschwege für diese rühmliche Tat. (Rhön- und
Saalpost)." |
|
Derselbe
Bericht erschien auch in der Zeitschrift "Jeschurun" im April
1864. |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert
(1894 in Fürth, geboren 1823 in Neuhaus)
Anmerkung: nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer ist Abraham Ebert nicht
am 24. Dezember, sondern am 4. Dezember 1823 in Neuhaus geboren.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Oktober 1894: "Fürth,
30. September (1894). Am 23. September dieses Monats verschied nach
längerem Leiden der Religionslehrer und Kantor der hiesigen
Kultusgemeinde, Herr Abraham Ebert. Am 24. Dezember 1823 in Neuhaus
bei Neustadt a. Saale geboren, fungierte er im Alter von 15 Jahren bereits
in Waltershausen und Thundorf,
bezog 1840 das Schullehrerseminar in
Würzburg, machte 1841 das Examen als Religionslehrer, bestand 1845
die staatliche Anstellungsprüfung in Würzburg mit Note 1 in Musik und
Lehrfach und fungierte dann in Brückenau
und Bayreuth. In Bayreuth gehörte er
einem aus ihm, einem protestantischen, katholischen und reformierten
Geistlichen bestehenden Vokalquartett an, das einst vor dem König Max II.
singen durfte. Im Jahre 1852 wurde der Verstorbene gleichzeitig nach
Köln, Frankfurt am Main und Fürth
berufen, nahm die Stelle hier an und wirkte seitdem, also 42 Jahre, an der
hiesigen Gemeinde. Er pflegte die reinen, traditionellen Tempelmelodien
und führte die Sulzer'schen Gesänge in der hiesigen Hauptsynagoge ein,
welche desto mehr zur Geltung kamen, als der Verblichene über eine
prächtige, lyrische Tenorstimme verfügte. Als Religionslehrer erteilte
er den Unterricht in der hiesigen städtischen Volksschule und der
königlichen Realschule. Zu dem erhebenden Bewusststein strenger
Pflichterfüllung gesellte sich die Freude eines glücklichen
Familienlebens. Der Verstorbene war ein ehrenwerter Charakter von reichem
Gemüte und warmem Herzen. Von der Liebe und Achtung zeugte die außerordentlich
große Anzahl von Trauergästen, die seinem Leichenbegängnisse am 28.
dieses Monats folgten. Herr Rabbiner Dr. Neubürger hielt die
Leichenrede, Herr Justizrat Gunzenhäuser sprach namens der Kultusgemeinde,
Herr Dr. Hutzelmann namens der königlichen Realschule. das
Andenken des Verblichenen wird in Ehren fortleben."
|
Über Rabbiner Max Freudenthal (1868-1937)
Berühmtester jüdischer Sohn der Gemeinde
Neuhaus ist Max Freudenthal (geb. 12. Juni 1868 in Neuhaus an
der Saale, gest.
11. Juli 1937 in München [Todesursache unbekannt]). Sein Vater war Lehrer in Neuhaus
(Benjamin Freudenthal),
wo Max einige Jahre aufgewachsen ist. Seine Geschwister waren Eugen
(1872-1932), Hulda verh. Thurmann (emigrierte nach 1933 in die USA), Dina
verh. Schwarz (1873-1964 Israel), Frieda verh. Schaffner und Ida verh.
Federlein. Nach Studien in Breslau
(Universität und Jüdisch-theologisches Seminar) war Dr. Max Freudenthal Religionslehrer
in Breslau, seit 1893 Rabbiner in Dessau (auch Landesrabbiner für Anhalt). 1900
wurde er Rabbiner in Danzig, 1907 Rabbiner in Nürnberg. Er war zeitweise Vorsitzender der Freien Konferenz Bayerischer Rabbiner sowie
zweiter Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden. Max Freudenthal war seit 1895 verheiratet mit Elsa geb.
Lichtwitz (1875 in Ohlau, Schlesien - 1940 in Schweden); die beiden
hatten drei Kinder: Walter (1895), Käthe (1898) und Heinrich (Heinz)
(1905).
Weiteres im Artikel
zu Max Freudenthal bei Wikipedia; in diesem Artikel wird allerdings
(Stand: Juli 2015) Neuhaus an der Pegnitz (Mittelfranken) als Geburtsort
von Max Freudenthal angegeben. Nach den Forschungen von Elisabeth Böhrer
im Staatsarchiv Würzburg ist dieser Geburtsort nicht zutreffend, der
Geburtsort war eindeutig Neuhaus a.d. Saale. |
Hinweis zu Julius Jonas Ambrunn (geb. 22.
November 1872 in Bad Neuhaus a.d. Saale, ermordet nach dem 23. Januar 1942 in
oder bei Riga, Lettland). war der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde
Dorsten (bis 1942).
siehe Wikipedia-Artikel
Julius Ambrunn.
Zur Geschichte der Synagoge
Aus der Geschichte der Synagoge liegen dem Webmaster bislang noch
keine weiteren Informationen vor.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt
Fotos und Darstellungen
Fotos und Darstellungen liegen dem Webmaster noch nicht
vor.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 94. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S.213-214. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|